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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Sonntag, 19. Mai 2013

Wie war's beim Tingvall Trio in Trier?


Tingvall Trio

In Triers altehrwürdiger Multifunktionskirche, Sporthalle und Eventbühne Ehemalige Reichsabtei St. Maximin gab es am 12.05. nach TUBULAR BELLS FOR 2 gleich noch einen Leckerbissen von Popp Concerts: das Tingvall-Trio.  Zu hören gab es nicht die unerbittliche orchestrale Steigerung und das durchdringende Aufschreien der E-Gitarrenschrägen und Vehemenz der Keyboards und Synthesizer, sondern die exakten, schnellen und sauberen Töne aus dem Könnerjazz. 

Dieses ausgezeichnete und preisgekrönte Jazztrio - drei Mal mit dem Jazz-ECHO ausgezeichnet, zuletzt unter anderem mit dem Publikumspreis als bester Live-Act - bestehend aus Martin Tingvall (Piano, Schweden), Omar Rodriguez Calvo (Bass, Kuba) und Jürgen Spiegel (Drums, Percussion, Deutschland), kultiviert eine besondere Art des Jazz, die sich herausschält, wenn man in einige Lieder hineingehört hat. Martin Tingvall tourt auch solo. Er ist bekannt durch seine Kompositionen für TV- und Kinoproduktionen und als Songwriter für eine Reihe von verschiedenen Künstlern. Besonders auffiel seine Arbeit mit Udo Lindenberg, zu dessen vielfach prämiertem Comeback-Album "Stark wie zwei" Martin Tingvall einige Titel beisteuerte, darunter Lindenbergs Hit "Wenn du durchhängst", was man bei Tingvalls Musik gar nicht erwartet.
Was am Anfang noch nach einem richtig gutem lockeren Jazz aussah - Martin Tingvall warf das Programm mit seinem Trio bereits nach dem ersten Titel gleich mal über den Haufen und schlug eine neue Reihenfolge ein - entwickelte sich zu einer gehaltvollen, ausdrucksreichen und eindringlichen Metasprache der existenziellen und poetisch-expressiven Art. Mit einem dominanten Piano, Tingvall zunächst mit vielfältigen Staccati und kraftvollem Ausdruck, später lyrischer werdend, Omar Rodriguez Calvo mit extrastarkem wendigem Bass, virtuosem Saitenspiel und, wie um seine Pfeile aus schnellen gezupften Tonfolgen abschießen zu können, der Bogen im Köcher am Bass hängend, immer griffbereit. Jürgen Spiegel, die ersten Titel auffällig zurückhaltend in den Liedern, nur taktgebende, viele hölzerne Schlagwerkzeichen, dazwischen mit sanftem und beruhigendem Besen Stimmung aufbauend und pflegend, gegen Mitte und in die zweite Hälfte hinein jedoch gewaltig sich entfaltend zu Drumkaskaden.
Es wurden Titel aus den vorhandenen Alben oder noch nicht veröffentlichte Titel gespielt, so etwa Utsikt (aus: Norr), sehr schnell, dominanter Bass mit Solo, einen Soundteppich schaffend, abrupter Übergang. Helikt (ohne Album) mit gestrichenem Bass, pathetischem Aufbau und lyrischem Fortschreiten, Tremoli vom Piano. Heitere, unbekümmerte Stücke (z.B. Wellden - Held) folgten.  Mustasch (aus: Skagerrak, Schnurrbart) ein erfassendes Stück mit starkem Rhythmus, durchscheinendem Bossa Nova, beschleunigend, härter werdend, auch die Drums, alle bis zur teuflischen Geschwindigkeit. Broellop (aus: Vägen, Der Klang) verheißungsvoll voranschreitend, harmonische Akkorde begleiten das erzählende Piano auf seinem Weg, ein Verweilen und Fortsetzen. Hajskraj (aus:Vattensorga, Angsthaie), Staccatopassagen von Tingvall zu orientalischen Halbtönen auf dem Kontrabass, eindringliche Steigerung durch die Drums - mit abruptem Ende. Und besonders überzeugend empfand ich auch Efter Livet (aus: Vägen, Das Leben danach), ein getrageneres Stück, schwermütiges, mit kleinen Trommelwirbeln, akzentuiertem Klavier und zäsurscharfen Bassschritten - eine Steigerung mit atonalen Elementen,und schließlich schwere Trommelschläge zu einem feierlichen Zug zu einem Ziel (?). Auch der Titel danach eine Wucht. Alles in allem starker, edler Jazz.

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