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Dienstag, 11. Februar 2025

Wie war's in der Frankfurter "Maskerade" von Carl Nielsen am 09.02.2025?

Magnus Dietrich (Leander) und Elizabeth Reiter (Leonora)
(Bildnachweis: Barbara Aumüller)







In Frankfurt am Main wird zurzeit in der städtischen Oper Carl Nielsens "Maskerade" gezeigt. Regie führt Tobias Kratzer. „Maskerade“ ist eine komische Oper in drei Akten, die ursprünglich betextet wurde von Vilhelm Andersen und auf ein Stück von Ludvig Holberg aus dem Jahr 1724 zurückgeht, dann extra für die Frankfurter Aufführung von Martin G. Berger in eine deutsche Fassung in der Folge einer Linearübersetzung von Hans-Erich Heller gebracht wurde. Die musikalische Leitung liegt bei Benjamin Reiners, der im Spätjahr als Generalmusikdirektor in Chemnitz startet. Er führt das Orchester sicher durch die tosende Maskerade, eben ein Faschingsball mit voller Fahrt. Die Frankfurter Stimmen der Spitzenklasse, wie Alfred Reiter, Juanita Lascarro, Michael Porter, Livui Hollender, Theo Lebow, Elizabeth Reiter, wurden dieses Mal ergänzt durch Sven Hjörleifsson, der Michael McCown vertreten musste.

Das Original wurde erstmals 1906 aufgeführt und ist in Dänemark als "Nationaloper" bekannt. Carl Nielsen war ein bedeutender dänischer Komponist, Dirigent und Violinist, der am 9. Juni 1865 in Sortelung auf der Insel Fünen geboren wurde und am 3. Oktober 1931 in Kopenhagen verstarb. Nielsen war mit der Bildhauerin Anne Marie Brodersen verheiratet, und ihre turbulenten Beziehung beeinflusste viele seiner Werke. Trotz persönlicher Herausforderungen blieb er ein produktiver und einflussreicher Komponist.

Zu Lebzeiten als musikalischer Außenseiter bekannt, gewannen seine Werke nach seinem Tod an Popularität, insbesondere durch die Bemühungen von Dirigenten wie Leonard Bernstein. In Dänemark ist er als Nationalkomponist anerkannt, und viele seiner Werke sind feste Bestandteile des nationalen Erbes.

Die Handlung dreht sich um Generationenkonflikte, Variabilität von Beziehungen, Spaß durch Auflösung von gesellschaftlichen Konventionen. Masken und Aufdeckungen im täglichen Leben. Die Oper spielt in Kopenhagen und beginnt mit einem Konflikt zwischen dem wohlhabenden Bürger Jeronimus und seinem Sohn Leander. Jeronimus möchte, dass Leander die Tochter seines Geschäftsfreundes Leonard heiratet, aber Leander hat sich heimlich auf einer Maskerade in eine mysteriöse Unbekannte verliebt. Leander gesteht seinem Diener Henrik, dass er sich auf der Maskerade in eine Frau verliebt hat, deren Identität er nicht kennt. Henrik schlägt vor, dass Leander erneut an der Maskerade teilnehmen soll, um die Frau wiederzusehen.

Sven Hjörleifsson (Leonard) und
Juanita Lascarro (Magdelone)
(Bildnachweis: Barbara Aumüller)

Jeronimus versucht zu verhindern, dass Leander und Diener Henrik heimlich zum Ball gehen. Sein Diener Arv soll sie bewachen, ist aber aufgrund seiner Affäre mit der Köchin bestechlich. Die Flucht der beiden gelingt. Leander trifft die mysteriöse Frau bereits auf der Straße wieder, der Diener Henrik seinen Schwarm Pernille. Jeronimus entdeckt die Flucht, begibt sich ebenfalls auf das Fest, um zu unterbinden, dass Leander die falsche Frau begehrt. Auch Leonard interessiert sich brennend für das Fest und geht heimlich, wie auch Magdelone, die Frau von Jeronimus. Vor dem Saal gibt es Masken zu kaufen, alle verkleiden sich. Rainer Sellmaiers Bühnenbild und Kostüme verwirren und erregen die Gemüter, Henrik stolpert als Zwitter aus Schwulem und Transvestit mit Plateausohlen durchs Nachtleben.

Das Geschehen verlagert sich sodann in den Maskerade-Saal. Durch zahlreiche Verwechslungen und Missverständnisse entstehen humorvolle Situationen, und die wahre Identität der Charaktere bleibt bis zum Ende des Aktes verborgen. Es herrscht eine ausgelassene Atmosphäre. Leander und Leonora verlieben sich, gestehen sich ihre wahren Namen ein, ohne dass es einer Vermittlung bedurfte. Diener Henrik arbeitet an seiner eifersüchtigen Pernille, und Jeronimus sticht der Hafer - auch er verfolgt ein junges Ding. Seine Frau Magdelone fühlt immer stärkere Zuneigung zu Leonard. Ein Paar tanzt final das, was passiert, metaphorisch für das zügellose Verlieben jenseits aller Schranken und betont auch die Leichtigkeit des Betrugs! Die Maskerade endet mit einer fröhlichen und versöhnlichen Stimmung aller, nachdem die Überwindung der gesellschaftlichen Konventionen alle Liebenden neu vereint hat. Die Charaktere kehren in ihr normales Leben zurück. Jeronimus und Leonard erfahren, dass ihre Kinder sich bereits auf der Maskerade ineinander verliebt haben. Sie willigen ein, dass Leander und Leonora heiraten. Magdelone zieht mit Leonard davon … Jeronimus zieht es auch zu neuen Ufern. Der dezente Betrug seiner Gemahlin scheint eine Verstärkung der Tendenzen durch Tobias Kratzer zu sein.

Barbara Zechmeister (Pernille) und
Liviu Holender (Henrik; mit roten Haaren)
(Bildnachweis: Barbara Aumüller)
Nielsen nutzt humorvolle und satirische Elemente, um die sozialen Normen und Konventionen der Zeit zu hinterfragen und Klischees zu veralbern. Er macht deutlich, wie leicht Identitäten und Rollen gewechselt werden können. In einem wilden Ritt tobt die "Maskerade" mit einer einzigartigen Mischung aus Humor, Satire und Gesellschaftskritik, die man in der Oper überhaupt nicht gewohnt ist. Ein Chor (unter Alvaro Corral Matute) und neu sechs Tänzerinnen und Tänzer beleben das Geschehen und tragen auch zur prickelnden Erotik der Pyjama- und Sport-Dessous-People für eine Nacht bei. Die Ketten-Nonsens-Reime und die schrägen Situationen sind für viele Zuschauer überraschend und amüsant, die Verbindung von Frivolität in Wort und Spiel schafft eine interessante semantische Dynamik zwischen Hick(s) und (F)ick. Es ist faszinierend zu sehen, wie Nielsen es geschafft hat, diese widersprüchlichen Elemente zu vereinen. "Maskerade" hat definitiv die Fähigkeit, die Zuschauer mit ihrer Leichtigkeit und ihrem Humor zu begeistern und in gute Laune zu versetzen. 

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