Spannend und kurzweilig ging es bei der Pfalzpreis-Gala des Bezirksverbands Pfalz im gut besuchten Pfalztheater Kaiserslautern zu, denn die Preisträgerinnen und -träger blieben bis zum letzten Moment geheim. Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder überreichte je einen Lebenswerkpreis im Bereich Medien und Bildende Kunst (Plastik) und je einen Pfalzpreis und Nachwuchspreis beim Medienpreis Pfalz und dem Pfalzpreis für pfälzische Geschichte und Volkskunde (à 10.000 beziehungsweise 2.500 Euro). Die zwölf Nominierten wurden mit Text und Bild vorgestellt und die Preisträger interviewt. „Ich freue mich außerordentlich, dass wir uns in diesem Rahmen wieder treffen können“, sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder zu Beginn. Die Medien hätten gerade in der heutigen Demokratie eine wichtige Rolle des Vermittelns und Erklärens von Zusammenhängen. Er erläuterte: „In diesem Jahr hatten wir drei Lebenswerkpreise und eine ganze Reihe an Nominierten, so dass es zwei Veranstaltungen gibt. Das heißt in knapp einer Woche vergeben wir noch den Zukunftspreis Pfalz“. Er erwähnte, dass der Bezirksverband Pfalz insgesamt rund 50.000 Euro in diesem Jahr ausschüttet, um die Talente seiner Region zu würdigen und zu fördern. Auch die Nominierten, die nicht zum Zug kämen, würden nicht leer ausgehen, denn sie erhielten beim Hauptpreis 500 Euro beziehungsweise 200 Euro beim Nachwuchspreis. „Die Vergabe von Pfalzpreisen hat eine lange, fast 70-jährige Tradition, die der Bezirksverband Pfalz gerne pflegt“, so Wieder. Deshalb seien im Laufe der Zeit immer wieder neue Preise hinzugekommen und die Richtlinien angepasst worden. Wieder dankte den Jurys aus Fachleuten, die mit viel Kompetenz ihre Entscheidungen getroffen hätten.
Beim Medienpreis Pfalz wurde Reinhold Gondrom für seine Lebensleistung gewürdigt. Laudatorin Kerstin Bachtler vom SWR zeichnete unterhaltsam seine wirtschaftliche Erfolgsstory nach; er sei aber auch „ein faszinierender Mensch“. 1950 in Bayreuth geboren, habe Gondrom den deutschen Buchhandel nachhaltig beeinflusst und zu einer der größten Buchhandelsketten im deutschsprachigen Raum entwickelt. Nach seiner Ausbildung zum Druckfachmann folgte – geprägt durch das Elternhaus – ebenfalls die des Buchhändlers. Danach zog es ihn in viele große Städte, wo er Berufserfahrung in führenden Buchhandelsunternehmen sammelte. 1975 kam Gondrom schließlich aus Oxford (England) nach Kaiserslautern. Er habe neue Impulse für den Buchhandel mithilfe eines modernisierten und einladenden Konzepts gesetzt, das seine Buchhandlung auch als Event-Ort populär machte, und galt als der erste Unternehmer in Deutschland, der großflächige Buchhäuser entwickelte und seine innovativen Ideen selbst oder als Franchise-Geber in andere Städte brachte. Gondrom, der Buddelschiffe sammle, habe seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Seemannschaft gesehen, das heiße „alle müssen zusammenhalten und es darf keine Hierarchie geben“. Jede und jeder sei gleich viel wert. Mit großem Teamgeist habe er sein Unternehmen geführt. Viele Buchhändler in Deutschland hätten seine Philosophie übernommen. Für Autorenlesungen, die heute alltäglich seien, dürfe er als wichtiger Initiator gelten. Als Verleger habe er vor allem Pfälzer Autorinnen und Autoren gefördert.
Der Fotograf Reiner Voß gewann den Medienpreis Pfalz für seine Fotoserie, mit der er den Klimawandel und seine Folgen in der Pfalz eindringlich dokumentiert. Unerbittlich zielen seine Fotografien darauf ab, die Menschen aufzurütteln, wenn er beispielsweise ausgetrocknete Seen, vertrocknete Böden, von Dürre gezeichnete Ackerflächen, auf denen kaum noch etwas wächst, festhält. Dabei kommt in den kontrastierenden und Angst einflößenden Schwarz-Weiß-Bildern eine gar apokalyptische Ästhetik zum Einsatz. SWR-Redakteur Patrik Sommer, der Voß interviewte, meinte, er habe sich einem „heiklen und schwierigen Thema“ gewidmet. Voß sprach darüber, dass diese „kaputte Natur“, der er auf Spaziergängen begegnet sei, „große Sorgen in mir auslösen, besonders was die Geschwindigkeit der Veränderung betrifft.“ Darüber hinaus waren Markus Clauer sowie Michael Konrad und Uwe Herrmann nominiert. Mit dem Nachwuchspreis wurden Miriam Malthaner, Lea Schann und Anna Plett für ihr Zeitungsprojekt „Jugend gegen Antisemitismus“ ausgezeichnet, bei dem systematisch und journalistisch bemerkenswerte Arbeit auf Interesse an der Vergangenheit und jüdisches Leben in Deutschland trifft. Thematisiert werden verschiedene Aspekte der Geschichte jüdischer Familien unter der Nazi-Herrschaft bis hin zur Auseinandersetzung mit heute vorzufindendem Antisemitismus. Nominiert waren außerdem Julian Erbersdobler sowie Linda Schwind.
Den Pfalzpreis für pfälzische Geschichte und Volkskunde erhielt der Historiker Dr. Sven Gütermann für seine Untersuchung „Reformation und Konfessionsbildung in Speyer“, bei der er die Jahre 1538 bis 1580 in den Blick nahm. Aufgrund einer intensiven Auswertung der Quellen kommt er zu dem Ergebnis, dass die offizielle Ein- und Durchführung der Reformation in Speyer erst nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555) möglich war. Das gut lesbare Buch ist ein Grundlagenwerk zur Speyerer Reformationsgeschichte. Dr. Benjamin Müsegades und Prof. Dr. Markus Raasch mit Team waren ebenfalls nominiert. Über den Nachwuchspreis konnte sich Mirjam Fischer freuen, die mit ihrer Bachelorarbeit „Die ‚große‘ Hungersnot um 1770-1772 in Oggersheim und den umliegenden Gemeinden“ die Jury überzeugte. Auf der Grundlage des sorgsam ausgewählten Quellenmaterials konnte sie einen eindrucksvollen und umfangreichen Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit in Oggersheim und Umgebung ermöglichen. Zu den Nominierten gehörten auch Julia Gilfert und Felix Maskow.
Der Künstler Erwin Wortelkamp hatte eigentlich schon im vergangenen Jahr den Lebenswerkpreis zuerkannt bekommen, doch da coronabedingt keine Gala stattfinden konnte, erfolgte nun seine Ehrung. Laudatorin Prof. Dr. Beate Reifenscheid, Direktorin des Ludwig Museum in Koblenz, würdigte den Bildhauer, aber auch Maler und Zeichner sowie Professor und Lehrer in ihrer Laudatio. „Er liebt die Kommunikation und hat viel bewegt.“ Der Mensch rücke als soziales Wesen in den Fokus. Es gebe sowohl große, grobe und spröde Arbeiten als auch ganz filigrane und verletzliche. Er verwende Bronze, aber gerne und vorwiegend auch Holz, das ein Sinnbild unseres Lebens sei. Seine skulpturale Sprache verdichte er auf Wesentliches, reduziere auf eine jeweils sinnstiftende Form, die in den unmittelbaren Dialog mit dem Raum treten – dem städtischen oder rein naturbelassenen Umfeld – und die Blicke bannen würde. Beeindruckt ging sie auch auf Wortelkamps Projekt mit 50 Künstlern und Künstlerinnen „Kunst im Tal“ im Westerwald ein, wo er auch lebe und mit dem er Mitte der 1980er Jahre begonnen habe. Erwin Wortelkamp wurde 1938 in Hamm an der Sieg geboren. Von 1960 bis 1965 studierte er Bildhauerei und Kunstpädagogik an der Kunstakademie München; von 1969 bis 1973 engagierte er sich in der von ihm ins Leben gerufenen Informationsgalerie „ateIier nw 8“ in Beindersheim und Frankenthal. Von 1973 bis 1985 und 1995/96 folgten Lehrtätigkeiten an Gymnasien, unter anderem in Frankenthal, und Hochschulen. Neben Patrik Sommer, der angeregt hatte, dass der Bezirksverband Pfalz einen Klimaschutzpreis ausloben solle, interviewten Thomas Stüber von RPR1 Miriam Malthaner und Anna Plett (Lea Schanne konnte nicht teilnehmen), der Historiker Stefan Schaupp Mirjam Fischer und die Historikerin Dr. Charlotte Glück Dr. Sven Gütermann. Moderiert wurde die Gala auf charmante Weise und in bewährter Manier von Günther Fingerle. Die musikalische Gestaltung der Gala übernahm die Pfalzphilharmonie Kaiserslautern unter Leitung des zweiten Kapellmeisters Anton Legkii; es kamen Stücke von Verdi, Donizetti, Schnittke, Andrew Lloyd Webber und Tschaikowsky zu Gehör; als Solistinnen traten Monika Hügel und Astrid Vosberg auf.
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