Glasfenster mit dem heiligen Nikolaus
Beim Aufräumen gefunden
In Covid-Zeiten mal etwas weniger Spektakuläres. Die Nikolauskapelle bei Klingenmünster ist um ein Glasfenster mit der Darstellung des heiligen Nikolaus reicher. Das Fenster passt genau in eine Fensteröffnung des Kapellenchors und wurde ganz offenbar dafür geschaffen. Es tauchte im vergangenen Jahr in einer Kunstglaserei in Bad Bergzabern auf, die Karin Histing von Eugen Krumholz übernommen hatte. Die neue Besitzerin räumte das Lager auf und fand das künstlerisch wertvolle und gut erhaltene Kirchenfenster. Sie war sich sicher, dass es einen Bezug zur Nikolauskapelle geben müsse, und so nahm die Glasermeisterin Kontakt zum Bezirksverband Pfalz als Eigentümer des spätromanischen Kleinods und zur Burg Landeck Stiftung auf, die die Patenschaft für die Kapelle wahrnimmt. Nach der Genehmigung der Denkmalbehörde hatte der Bezirksverband Pfalz Karin Histing den Auftrag gegeben, das Fenster einzubauen.
Gunter Nuss von der Burg Landeck Stiftung wollte die Geschichte des Glasfensters in Erfahrung bringen und sprach mit dem geschichtskundigen früheren katholischen Geistlichen von Klingenmünster, Egon Emmering, der in den 1980er Jahren die Nikolauskapelle aktiv ins kirchliche Leben einbezogen hatte, indem er dort unter anderem Hochzeiten und Messen vollzog. „Das Glasbild ist echt großartig“, so der Pfarrer und schreibt es der Speyerer Glaskunstanstalt Brotzler zu. Beschriftung, Gestik und die Ausgestaltung der Gesichtszüge würden darauf hindeuten. Die Spezialfirma, die heute nicht mehr existiert, habe in der Nachkriegszeit viele Kirchen der Vorderpfalz und darüber hinaus mit neuen Fenstern ausgestattet. Auch die katholische Josephskirche in Annweiler besäße zwei Brotzler-Fenster. Die Farbverglasung einer Rosette an der Westseite der Nikolauskapelle dürfte ebenfalls von dem Speyerer Glaskunstbetrieb stammen.
Egon Emmering gab noch einen weiteren Hinweis auf die mögliche Herkunft des Nikolausfensters: Pfarrer Karl Maria Göttgens, der in den Nachkriegsjahren Anstaltsgeistlicher der benachbarten Heil- und Pflegeanstalt (heute Pfalzklinikum) war, wollte nach seiner Pensionierung im Magdalenenhof unmittelbar neben der Kapelle seinen Altersruhesitz nehmen. Dieser habe ein Heft über die Nikolauskapelle verfasst und sich damals sehr um die Ausstattung des spätromanischen Baus bemüht, der zuletzt zu einem Wirtschaftsgebäude des Magdalenenhofs verkommen war. Göttgens‘ Absicht war, die Nikolauskapelle wieder kirchlichen Zwecken zuzuführen, weshalb er die Anschaffung des Altars, des Kruzifixes und der Kirchenbänke in Auftrag gegeben habe. Doch wie genau es sich mit dem Fenster verhält, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Bekannt ist nur, dass der Magdalenenhof 1964 abgerissen wurde und Karl Göttgens seine Pläne aufgeben musste.Das wiedergefundene Fenster ist 1,05 Meter hoch und 38 Zentimeter breit. Es sei, so Günter Nuss, ingutem Zustand. Karin Histing hat das wertvolle Stück dem Bezirksverband Pfalz geschenkt, damit es nun die Nikolauskapelle ziert. Die Besucherinnen und Besucher können das Nikolausfenster ab Mai an der Ostseite des Chors kurz nach dem Betreten der Kapelle bewundern.
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