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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 13. November 2013

Prosa: TEUFELSKINDER (5) - Don Juans schönste Liebschaft - von Jules Amedée Barbey d'Aurevilly


Don Juans schönste Liebschaft
Unschuld ist des Teufels Leckerbissen

4


Graf Ravila begann:
»Ich habe mir von einem großen Kenner des Lebens sagen lassen, unsere allerstärkste Liebe sei nicht die erste, nicht die letzte, wie so viele glauben, sondern die zweite. Nun, in Dingen der Liebe ist alles wahr und alles falsch, und überdies stimmt es nicht bei mir. Was ich Ihnen heute abend erzählen will, meine Damen, liegt zurück in der schönsten Zeit meiner Jugend. Ich war schon nicht mehr ein sogenannter junger Mann, aber doch noch als Mann jung, wenn ich auch – wie ein älter Onkel von mir, ein Malteser, diese Zeit des Lebens nennt – meine ›Kreuzzüge‹ hinter mir hatte. Ich stand in der Blüte meiner Kraft und war der Herzensfreund einer Dame, die Sie alle kennen und die Sie alle bewundert haben ...«
Bei diesen Worten, die der alte Fuchs so hinwarf, tauschten seine lauschenden Zuhörerinnen einander Blicke aus, alle zu gleicher Zeit, jede jeder anderen. Es war ein Schauspiel, nicht in Worte faßbar.
Ravila fuhr fort:
»Diese Dame war das vornehmste Geschöpf, das es geben mag, im vollen Sinne des Wortes. Sie war jung, reich, hochgeboren, schön, geistreich, kunstsinnig und dabei so natürlich, wie ein Weltkind es eben sein kann. Sie hegte damals hienieden nur einen einzigen Ehrgeiz: mir zu gefallen, mir zu gehören, mir die zärtlichste Geliebte und die beste Freundin zu sein.
Vermutlich war ich nicht der erste Mann, den sie liebte. Sie hatte schon einmal geliebt. Nicht ihren Gatten. Aber diese Neigung war so tugendsam, überirdisch und himmlisch gewesen, daß sie ihr wohl einen Vorgeschmack gewährt, nicht aber die Liebe in ihrer Fülle geschenkt hatte. Die Kräfte ihres Herzens waren dabei geschult worden für die große Leidenschaft, die bald darauf kommen sollte. Es war ein Liebesversuch gewesen, vielleicht zu vergleichen mit der ›leeren Messe‹, wie angehende Priester sie lesen, um sich zu üben, damit sie dann keine Fehler machen bei der wirklichen, der heiligen Messe. Als ich in das Leben dieser Frau eintrat, befand sie sich noch auf der Vorstufe. Ich sollte ihre heilige Messe werden, und ich habe sie zelebriert mit Prunk und Pracht wie ein hoher Kirchenfürst...«
Bei diesem Vergleich weitete sich molliges, leises Lächeln – vergänglich, aber köstlich – um die zwölf schweigenden Lippenpaare wie runde Wellenkreise auf dem stillen Spiegel eines Sees, wenn ein paar Tropfen vom Himmel fallen.
Der Graf erzählte indessen weiter:
»Sie war wirklich ein Wesen von eigener Art. Selten habe ich so wahre Güte, so warmes Mitleid, so erhabene Gefühle gesehen, selbst noch in der Leidenschaft, bei der, wie Sie wissen, die Menschen meist keine Engel sind. Und nie habe ich weniger Unnatur gefunden, weniger Ziererei und Zimperlichkeit, zwei Dinge, die manches Frauenherz so verwirren, daß es wie ein Garnknäuel ausschaut, mit dem Katzenpfoten gespielt haben... Katzenhaft war überhaupt nichts an ihr. Sie war das, was die vertrackten Romanschreiber, die uns mit ihrem Zunftgeschwätz die Begriffe verdrehen, eine ›primitive Natur mit einem Hauch von Kultur‹ nennen. In der Tat, sie hatte davon nur den schimmernden Schmelz, keine einzige aber jener kleinen Verdorbenheiten, die manchem reizvoller dünken als die reine Schönheit...«
»War sie brünett?« unterbrach die Herzogin unvermittelt und ungeduldig die Erzählung, die sich ihr zu sehr vom Kernpunkt zu entfernen schien.
»Ah, ich bin nicht deutlich genug«, sagte Ravila verschmitzt. »Jawohl, sie war braun im Haar. Es war schwarzbraun, mit dem Glanz glatten Ebenholzes, just der rechte Schmuck eines feingeformten Frauenkopfes. Dem Teint nach war sie aber eine Blondine. Und der Teint, nicht die Haarfarbe ist es, was entscheidet, ob eine Frau brünett oder Blondine ist...«
Hier sprach ein Kenner, der mit den Frauen mehr angestellt hatte als bloß Bildnisstudien.
»... Sie war eine Blondine mit schwarzem Haar ...« Durch alle Blondinen der Tafelrunde, die blondes Haar hatten, zitterte unmerkbar eine Bewegung. Es war klar, daß die Geschichte für sie nun weniger Reiz hatte.
Sie ging weiter:
»Sie hatte das Haar der Nacht, aber im Antlitz die Morgenröte. Aus ihrem Gesicht leuchtete eine seltene strahlende Frische, die dem Nachtleben von Paris getrotzt hatte, in dessen Lichtermeer so viele Rosen verblassen. Es war ihre Heimat schon jahrelang, aber ihre Wangen und ihre Lippen bewahrten noch immer die volle Farbe, Ihr Glanz stand im Einklang mit dem des Rubins auf der Mitte des Stirnreifens, den sie mit Vorliebe trug. Damals war die Haartracht der Belle Ferronière Mode. Und mit dem funkelnden Rubin wetteiferten ihre beiden glutvollen Augen. Ein Dreigestirn!
Schlank, aber kräftig, ja junonisch, wäre sie die passende Frau für einen Kürassier-Obersten gewesen. Ihr Mann war Eskadronchef nur in einem Husaren-Regiment. Eine große Dame mit der Gesundheit einer Bauersfrau, die mit der Haut die Sonne trinkt. Voll Sonnenglut, so war sie, und zwar im Blut wie in ihrer Seele, überall und immer bereit... Aber hier gerade beginnt das Merkwürdige! Dieses kraftvolle und ursprüngliche Geschöpf, diese Purpurnatur, war – glauben Sie es? – eine Stümperin der Liebe...«
Es senkten sich etliche Augen; aber sie öffneten sich rasch wieder, um spöttisch zu leuchten.
»Ja, eine Stümperin im Lieben wie im Leben«, wiederholte Ravila, ohne Bestimmtes hinzuzufügen. »Der Mann, den sie liebte, mußte ihr immerfort zwei Dinge predigen, die sie, nebenbei bemerkt, niemals begriffen hat: sich zu verschließen vor der Welt, der ewig lauernden und unerbittlichen, und insgeheim die große Kunst der Liebe zu betätigen, ohne die jede Leidenschaft zum Tode verurteilt ist. Die Art ihrer Liebe entbehrte der Meisterschaft. Sie war das Gegenstück zu so vielen Frauen, die nichts als diese besitzen. Ja, um die Lehren des Fürstenspiegels zu verstehen und anzuwenden, muß man schon ein Borgia sein. Borgia war vor Machiavell da. Jener war der Meister und dieser der Darsteller.
Eine Borgia war meine Freundin nicht, sondern eine ehrliche, sinnliche, unerfahrene Frau trotz ihrer überwältigenden Schönheit. Ich habe irgendwo einmal ein Bild gesehen, auf dem ein kleines Mädchen am Quell den Durst löschen will, aber das geschöpfte Wasser rinnt ihm durch die Finger, weil es nicht versteht, sie fest zusammenzupressen. Verwirrt steht es da...
Diese Mischung von Wollust und Unschuld hatte gewiß ihren Reiz. Aber bei aller Fähigkeit, Liebe zu geben und sogar Glück zu spenden, besaß sie doch nicht die Kraft, sich in ihrer Hingabe dem Gegenspieler anzupassen. Leider war ich damals noch nicht beschaulich genug, um mich an der Schönheit an sich zu erfreuen. Und so kam es, daß sie an gewissen Tagen Anlaß bekam, ruhelos, eifersüchtig und heftig zu werden. Dies ist man ja, wenn man liebt. Und sie liebte wahrhaftig! Aber Eifersucht, Unruhe, Heftigkeit, alles das verlor sich in der unerschöpflichen Güte ihres Herzens beim ersten Leid, das sie einem zufügen wollte oder zugefügt zu haben glaubte. Ebenso ungeschickt im Grausam- wie im Zärtlichsein, war sie eine Löwin unbekannter Art, die sich einbildet, Tatzen zu haben, aber wenn sie damit zuschlägt, wundervolle Samtpatschen zeigt...«
»Was soll das alles?« fragte die Gräfin von Chiffrevas ihre Nachbarin. »Das kann doch wirklich nicht Don Juans schönste Liebschaft gewesen sein?«
Alle die Liebeskünstlerinnen um ihn zweifelten an der Möglichkeit solcher Einfalt.
Ravila entwickelte sein Erlebnis weiter:
»Wir lebten also in einer Intimität, die hin und wieder eines Unwetters nicht entbehrte, aber Zerwürfnisse nicht kannte. Unser Verhältnis war in der Spießbürgerstadt, Paris genannt, ein öffentliches Geheimnis. Die Marquise – sie war nämlich Marquise ...«
Es saßen ihrer drei Marquisen am Tisch, und alle drei waren brünett. Keine zuckte mit der Wimper. Sie wußten alle drei, daß er nicht von ihnen sprach. Von Samt war an ihnen nichts zu spüren, höchstens an der Oberlippe der einen von den dreien, einer lüstern aufgeworfenen Oberlippe, die in diesem Augenblick reichliche Geringschätzigkeit zum Ausdruck brachte.
»... ja, eine dreifache Marquise«, fuhr Ravila fort, der nach und nach in Schwung gekommen war, »wie man Pascha mit drei Roßschweifen sein kann. Die Marquise war eine von denen, die nichts zu verbergen verstehen; die es nicht können, auch wenn sie es wollen. Sogar ihre Tochter, damals ein Kind von dreizehn Jahren, merkte trotz ihrer Unschuld nur zu gut, welche Gefühle die Mutter für mich hegte. Ich weiß nicht, welcher Dichter die Frage getan hat, was die Töchter der Frauen, die wir lieben, wohl von uns denken. Eine schwere Frage, die ich mir oft vorgelegt habe, wenn ich die großen, dunklen, drohenden Späheraugen des kleinen Mädchens auf mir ruhen sah.
Dieses scheue Kind verließ den Salon zumeist, sooft ich eintrat; wenn es aber darin verbleiben mußte, hielt es sich so weit wie möglich von mir fern. Offenbar empfand es eine geradezu leidenschaftliche Abneigung vor mir, die zu verbergen ihm bei aller Anstrengung nicht gelang. Die Marquise, die doch wahrlich keine scharfe Beobachterin war, mahnte mich immer wieder: ›Lieber Freund, wir müssen uns in acht nehmen. Ich glaube, die Kleine ist eifersüchtig auf dich.‹ Ich nahm mich viel mehr in acht als sie. Und wäre das kleine Ding ein leibhaftes Teufelchen gewesen, ich hätte mir nicht in meine Karten blicken lassen. Bei der Mutter war das leicht möglich. Ihr rosiges Gesicht war wie ein Spiegel, aus dem man alles ersehen konnte. Jeder Hauch blieb darauf haften.
Aus dem unverkennbaren Haß der Kleinen mußte ich schließen, daß sie das Geheimnis ihrer Mutter aus einer verräterischen Erregung, aus einem unbewußt allzu zärtlichen Blick erfahren hatte. Es war ein unscheinbares Geschöpf, kein bißchen das Abbild der Prachtformen, der es entstammte, geradezu häßlich, was selbst die Mutter eingestand, so zärtlich sie ihr Kind liebte. Neben einem Diamanten ein kleiner Rauchtopas. Mir fällt der treffende Vergleich nicht ein. Der Entwurf zu einer Bronze. Eine kleine Hexe mit großen Augen, die dann ...« Er hielt inne, als hätte er schon zuviel gesagt; wie eine Kerzenflamme, die mit einem Male kleiner wird.

Die Anteilnahme an seiner Geschichte war wieder allgemein geworden. Auf allen Gesichtern lag abermals Spannung und Neugier. Und durch die schönen Zähne der Gräfin zischelte ein »Endlich!« als Frohlocken der erlösten Ungeduld.

Dienstag, 12. November 2013

Good Sounds: FRIEDEL LELONEK, Hamu


Die Preise des 62. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg

Newcomer of the year: 
Regisseur Carlos Lechuga (MELAZA)Fotos: Festival/Ben Pakalski

Die Preise des 62. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg

Newcomer of the Year –
Main Award of Mannheim-Heidelberg

Hauptpreis von Mannheim-Heidelberg
MELAZA / MOLASSES
von Carlos Lechuga, Kuba/Frankreich/Panama (2013)

We would like to give the Main Award of Mannheim-Heidelberg to the film “Melaza” - “Molasses” for the enormous courage to tell a really important message clear and simple, like a glass of water, showing emotional but yet in distant images the relationship between the characters with strong significant images without being didactic.

Wir vergeben den Großen Preis von Mannheim-Heidelberg an den Film „Melaza“ – „Molasses“ für den enormen Mut dieses Films, eine wichtige Botschaft, klar und einfach wie ein Glas Wasser, erzählen zu können, emotional und trotzdem in distanzierten Bildern die Beziehung zwischen den Protagonisten mit starken bedeutungsvollen Bildern zu zeigen, ohne didaktisch zu sein.

Publikumspreis/Special Award Mannheim-Heidelberg 
TANGERINES Regisseur Zaza Urushadze (links) und 
Produzent Ivo Felt (rechts) mit Festivaldirektor Dr. Michael Kötz (Mitte)

SPECIAL AWARD OF MANNHEIM-HEIDELBERG
MANDARIINID – TANGERINES
by Zaza Urushadze, Estonia/Georgia (2013)

The Special Award of Mannheim-Heidelberg goes to the film “Mandariinid” – “Tangerines” for how focused the input and the story was told about understanding each other, being tolerant, learning each others way of life and also for the great three leading actors.

Der Spezialpreis von Mannheim-Heidelberg wird an den Film „Mandariinid“ – „Tangerines“ vergeben für die Art und Weise, wie er unseren Blick auf das Verständnis für andere lenkt und wie die Geschichte den Fokus auf Toleranz und das Kennenlernen der Lebensweise von Anderen stellt – und auch für die drei tollen Hauptdarsteller.


SPECIAL AWARDS OF THE JURY
Ghaedeye Tasadof - Bending the Rules
by Behnam Behzadi, Iran (2013)
For the director Behnam Behzadi of “Ghaedeye Tasadof” – “Bending the Rules” for his work with his actors and the camera.

An den Regisseur Behnam Behzadi von „Ghaedeye Tasadof“ – „Bending the Rules“ für seine Arbeit mit den Schauspielern und der Kamera.


Før Snøen Faller – Before Snowfall
by Hisham Zaman, Norway, Germany, Iraq (2013)
To the main actor Abdullah Taher of “För Snöen Faller” – “Before Snowfall” for his charismatic courage portrait of the character.

An den Hauptdarsteller Abdullah Taher von „För Snöen Faller“ – „Before Snowfall“ für seine charismatische Darstellung eines mutigen Protagonisten.

SPECIAL MENTION
De Nieuwe Wereld - The New World
by Jaap van Heusden, Netherlands (2013)
“De Nieuwe Wereld” – “The New World” for the important story and issue.

„De Nieuwe Wereld“ – „The New World“ für die wichtige Geschichte und das Thema.


PUBLIKUMSPREIS
MANDARIINID / TANGERINES
von Zaza Urushadze, Estland/Georgien (2013)

Fipresci-award
DRIFT
von Benny Vandendriessche, Belgien (2013)
A visceral and poetic experience that sometimes made us feel uneasy yet left indelible impressions on the minds and hearts of the jury.

Eine intuitive und poetische Erfahrung, die uns manchmal ein banges Gefühl verschaffte und dennoch unauslöschliche Eindrücke im Verstand und den Herzen der Jury hinterließ.

PREISE DER ÖKUMENISCHEN JURY
Die Ökumenische Jury von SIGNIS und INTERFILM beim 62. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg vergibt ihren Preis, dotiert mit 1.500.- € von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Katholischen Filmarbeit Deutschlands, an:

HEMMA / HOME
von Maximilian Hult, Schweden/Island (2013)
After her husband's death, Frida ignores her grief by taking care of Lou, her estranged grand-daughter; and Tom, a neighbour boy. With great tenderness, together they overcome the difficulties of day-to-day life. Trough directly expressed humour, comical situations and vivid colors, Hemma/Home shows an alternative way of dealing with loss, social conventions and love.

Nach dem Tod ihres Mannes stürzt sich Frida in die Sorge um Lou, die ihr fremde Enkeltochter und den Nachbarsjungen Tom und verdrängt, damit die eigene tiefe Trauer. Zusammen bewältigen die Drei die Hürden des Alltagslebens. Mit tiefem Humor, herzhafter Komik und lin euchtenden Farben zeigt Hemma/Home einen eigenen Weg, mit Verlust, gesellschaftlichen Gepflogenheiten und Zuneigung umzugehen.


Empfehlung der Kinobetreiber
Razredni sovražnik / Class Enemy
von Rok Biček, Slowenien (2013)
Gibt es einen Weg zwischen Kuschelpädagogik und autoritärem Stil? „Razredni sovražnik“ – „Class Enemy“ führt uns auf eine bis zum Ende spannende Slalomfahrt zwischen beiden Extremen. Dicht und intensiv wird der Mikrokosmos einer Klassengemeinschaft portraitiert, wobei die Kamera bedrückender Weise die Schule niemals verlässt. Das herausragende Drehbuch und die beeindruckenden Schauspieler vermitteln jedem Zuschauer glaubhaft die persönlichkeitsbildende Wirkung von Schule, ohne in Klischees abzudriften.

MANDARIINID / TANGERINES
von Zaza Urushadze, Estland/Georgien (2013)
Kann es zwei feindliche Soldaten miteinander versöhnen, den gleichen Lebensretter zu haben? „Mandariinid“ – „Tangerines“ ist ein spannendes Kammerspiel über Moral, Krieg und Freundschaft, das mit sparsamen Mitteln das Publikum maximal zu fesseln vermag. Mit wundervoll subtilem Humor kann der Film zugleich unterhalten und uns die Absurdität des Krieges aufzeigen.

Cyanure / Cyanide
von Séverine Cornamusaz, Schweiz/Kanada (2013)
Kann ein krimineller Vater ein Vorbild sein? Die effektvolle, dynamisch ausgeprägte Coming-of-Age-Story „Cyanure“ – „Cyanide“ gibt bereits in der Anfangssequenz, gleich einer Ouvertüre, die Geschichte komprimiert wieder und ist darüber hinaus vom klugen Einsatz filmischen Handwerks geprägt. Die Schweizer Regisseurin erzählt mit viel Liebe zu Details und mit einem großen Schuss Humor eine in sich schlüssige Geschichte, an deren Ende die Erkenntnis steht, dass Träume nicht immer in Erfüllung gehen, dass das Leben aber trotzdem Lösungen bereithält.


Jurys 2013
Internationale Jury
István Szabó, Hungary - Präsident
Kirsi Liimatainen, Finnland
Matías Bize, Chile


Ökumenische Jury
Magali Van Reeth, Lyon (France) – Präsident
Arne Kristophersen, Brondy (Dänemark)
Vanessa Locke, Berlin (Deutschland)
Christian Murer, Urdorf (Schweiz)
Christoph Strack, Berlin (Deutschland)

FIPRESCI Jury
Leo Bankersen (Niederlande) - Präsident
Gad Abitta (Fankreich)
Maya Dimitrova (Bulgarien)
José Antonio Teodoro (Kanada)
Hirsch Bettina (Deutschland)


Kinobetreiber Jury
Melanie Hoffmann
Lina Winkler
Elke Hoffmann
Werner Hoffmann
Jörg Jakob

Good Sounds: THE KLEZMER LOUNGE BAND, Violin Scotschne


Wer heute erwerbsgemindert ist, lebt mit größter Wahrscheinlichkeit unter dem Exitenzminimum!


Erwerbsminderung darf keine Armutsfalle sein


„Die schrittweise Anhebung der Zurechnungszeit bei der Erwerbsminderungsrente bringt keine nennenswerte Verbesserung für die Betroffenen“, kritisiert Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, jüngste Vorschläge aus den Reihen von Union und SPD. „Seit 20 Jahren sinken die Erwerbsminderungsrenten und liegen für Neurentner heute unter der Armutsschwelle. Die Politik hat dieser Entwicklung tatenlos zugesehen und plant jetzt offenbar, die Rentner noch einmal bis 2029 zu vertrösten. Das ist nicht akzeptabel.“

Eine Anhebung der Zurechnungszeiten sei zwar grundsätzlich ein geeignetes Instrument, um die Erwerbsminderungsrente zu verbessern, doch wirke eine schrittweise Verbesserung viel zu spät und brächte Neurentnern in den nächsten Jahren keine spürbare Verringerung ihres Armutsrisikos. „Die Erhöhung der Zurechnungszeit muss in einem Schritt sofort erfolgen“, so Mascher. Dies würde Neurentnern immerhin 45 Euro mehr Rente im Monat bringen.

Fast jede fünfte ausbezahlte gesetzliche Rente ist mittlerweile eine Erwerbsminderungsrente. Die durchschnittliche monatliche Rente betrug bei Neurentnern im Rentenzugang 2012 nur 607 Euro und damit unter dem steuerfreien Existenzminimum. Schuld daran sind vor allem die Abschläge auf Erwerbsminderungsrenten von bis zu 10,8 Prozent. Auch wurde bei der Einführung der Rente mit 67 versäumt, die Zurechnungszeiten für Erwerbsminderungsrentner entsprechend zu verlängern. "Wenn jemand aufgrund einer Krankheit Erwerbsminderungsrente beantragen muss, dann tut er dies in der Regel nicht freiwillig, um vorzeitig in den Ruhestand zu wechseln, sondern aus einer schicksalhaft bedingten Notsituation heraus. Deshalb dürfen Erwerbsminderungsrentner nicht mit Abschlägen auf ihre Rente belastet werden", unterstreicht Mascher.

Vielen gesundheitlich angeschlagenen Arbeitnehmern kann nach Ansicht des VdK der Weg in die Erwerbsminderungsrente erspart bleiben. Doch immer noch führt die berufliche Rehabilitation in Deutschland ein Schattendasein. Deshalb fordert der VdK, dass es auf dem Gebiet der Rehabilitation deutliche Verbesserungen geben muss. Der „Reha-Deckel“, der die Ausgaben für notwenige Reha-Maßnahmen begrenzt, muss abgeschafft werden. Jeder Euro, der in die berufliche Rehabilitation fließt, zahlt sich meist nach kurzer Zeit mit der Rückkehr in die Berufstätigkeit wieder aus. Das durchschnittliche Eintrittsalter in die Erwerbsminderungsrente liegt derzeit bei 50,7 Jahren. „Wer die Rente mit 67 hochhält, der sollte dafür sorgen, dass Menschen mit Gesundheitsproblemen so viel Unterstützung bekommen, dass sie auch so lange durchhalten“, so die VdK-Präsidentin.

Good Sounds: RILKE-PROJEKT Weltenwanderer 01, Traumgekrönt XV (Katja Flint)

Katja Flint
Das Rilke-Projekt von Schönherz & Fleer produziert seit einigen Jahren Gedichtevertonungen von Rainer Maria Rilke mit prominenten Schauspielern oder Sängern. MEHR


Prosa: TEUFELSKINDER (4) - Don Juans schönste Liebschaft - von Jules Amedée Barbey d'Aurevilly


Don Juans schönste Liebschaft
Unschuld ist des Teufels Leckerbissen

3

Es war also spät, das heißt: früh. Der Morgen graute. An der Decke und an etlichen Stellen der dicht zusammengeschlossenen rosaseidenen Vorhänge des Boudoirs schimmerten hereingekrochene Tageslichter wie immer größere neugierige Augen, die gern wissen möchten, was in der Lichtfülle des Gemaches vor sich geht.

Die erst so starke Erregung der Ritterinnen der Tafelrunde war matt geworden. Der keinem Fest fehlende letzte Gast, die Müdigkeit, war leise eingetreten. Die gesteigerte Lebhaftigkeit sinkt vor ihm zusammen. Er wirft seine Schleier über alles, über das sich lösende Haar, über die entflammten oder erbleichten Wangen, über die bläulich-umschatteten Augen und die schwergewordenen Lider, und sogar über die flackernden Flammen der Kerzen in all den vielen goldenen Armleuchtern und glitzernden Hängekronen.

Die allgemeine Plauderei, die so lange munter und eifrig war, dieses Ballspiel, bei dem jede im rechten Augenblick ihren Schlag getan, verfiel in Bruchstücke, in Splitter, in kleine Teile. Kein Leitmotiv herrschte mehr im klangreichen Gesumme dieser rassigen Stimmen, das auf und nieder tanzte wie das Gezwitscher der Vögel in der Morgendämmerung am Waldessaum, bis sich urplötzlich eine Kopfstimme erhob, herrisch und beinahe unverschämt, eine echte anspruchsvolle Herzoginnenstimme, über alle anderen hinweg, die dem Grafen von Ravila ein paar Worte zurief, offenbar die Fortsetzung und die Folge eines Gespräches, das sie bisher leise mit ihm geführt hatte und das keine der sich miteinander unterhaltenden anderen gehört hatte:

»Graf, der Sie für den Don Juan unserer Zeit gelten, Sie sollten uns die Geschichte derjenigen Eroberung zum besten geben, die Ihrer Eitelkeit als vielgeliebter Mann am meisten geschmeichelt hat, und die Sie im Licht dieser Stunde für die schönste Liebschaft Ihres Lebens erklären!«

Sowohl die Stimme wie ihr Verlangen durchschnitt wie mit einem Schlage das Gewirr aller Kreuz- und Quergespräche und schaffte sofort Stille. Es war die Stimme der Herzogin von ***. Ihren Namen will ich hier nicht nennen. Ich begnüge mich zu sagen, daß sie die hellste Blondine mit den schwärzesten Augen der ganzen Vorstadt St. Germain ist. Sie saß, wie ein Gerechter zur Rechten Gottes, zur Rechten des Grafen, des Gottes dieses Festes, der an diesem Abend keinen seiner Feinde zum Schemel seiner Füße gemacht hätte. Sie war schlank und fein wie eine Arabeske, wie eine Fee, in ihrem grünen Samtkleid, das von der Seite wie Silber glänzte und dessen lange Schleppe, gewunden um ihren Stuhl, aussah wie der lange Schlangenschwanz, in dem der süße Leib der schönen Melusine endet.


»Ein glänzender Gedanke!« jubelte die Gräfin von Chiffrevas, um in ihrer Eigenschaft als Dame des Hauses den Wunsch und die Anregung der Herzogin zu unterstützen. »Ja, Graf, die Geschichte derjenigen Liebe von allen, die Sie je gespendet oder geerntet, die Sie, wenn dies möglich wäre, noch einmal von Anfang bis Ende erleben möchten!«

»Oh! Ich möchte sie alle noch einmal erleben!« beteuerte Amadee mit der Unersättlichkeit eines römischen Cäsaren, die genußmüden Menschen zuweilen eigen ist. Dabei erhob er sein Sektglas. Es war dies keine der heute vielfach üblichen plumpen und bäuerischen Schalen, sondern das schlanke, hohe Spitzglas unserer Väter, das einzig-wahre Glas für den Champagner, das man »Flöte« genannt hat, vermutlich in Hinsicht auf die himmlischen Melodien, die uns aus solchem Glas zuweilen in das Herz fließen. Mit einem schweifenden Blick umfing er den ganzen Kreis der Damen, des Tisches köstlichsten Kranz.

»Und doch ...«, fügte er hinzu, indem er das Glas wieder vor sich hinstellte, mit einer Wehmut, die einem Nebukadnezar wie ihm, der noch kein anderes Gras als die Salate im Café Anglais gegesssen hatte, seltsam stand. »Und doch ist es die Wahrheit: unter allen Herzenserlebnissen eines Lebens gibt es eines, das auf unserem weiteren Erdengang in der Erinnerung, alle anderen Eindrücke mächtig überstrahlt. Für die Wiederkehr dieses einen würden wir gern alle anderen nicht erlebt haben wollen, und wären sie noch so schön gewesen!«

»Die Perle im Gold!« flüsterte die Gräfin von Chiffrevas verträumt vor sich hin und freute sich am weißen Schimmer der großen Perle ihres Lieblingsringes.

Und die Fürstin Isabel setzte hinzu:

»Der Diamant in dem schönen Märchen meiner Heimat, der erst rosenrot glüht, dann aber schwarz und schwärzer wird und immer feuriger funkelt!« Sie sagte das in der morgenländischen Anmut der kaukasischen Frauen, deren schönste sie war. Ein Polenfürst, einer der Flüchtlinge, hatte sie aus Liebe geheiratet, sie, die seitdem selber so aussah, als sei sie vom Stamm der Jagellonen.

Nun gab es einen wahren Sturm. »Ach ja!« riefen alle in Begeisterung. »Erzählen Sie uns das, Graf!« Und die ganze Runde umbettelte ihn, im Vollgenusse der Schauer der Wißbegier, die ihnen die Nacken durchrieselten. Sie rückten zusammen; ihre Schultern berührten einander fast. Die eine stützte den Kopf mit der schlanken Hand; eine andere lehnte den vollen Arm gegen den Tisch; die dritte drückte den Fächer gegen die runde Lippe. Aber alle richteten ihre durstigen Blicke hochnotpeinlich auf den Grafen.

»Wenn Sie das durchaus wollen, meine Damen ...«, sagte Ravila, in der lässigen Art eines Mannes, der genau weiß, wie sehr die Erwartung das Verlangen steigert.

»Durchaus!« erklärte die Herzogin, indem sie die goldene Schneide ihres Nachtischmessers betrachtete wie ein Türkensultan die Schneide seines Krummsäbels.

»So hören Sie also!« fuhr er fort, noch immer in lässiger Weise. Seine Zuhörerinnen vergingen vor Spannung, indem sie auf ihn schauten. Sie verschlangen ihn mit ihren Augen und schlürften seine Worte. Jede Liebesgeschichte fesselt die Frauen, und – wer weiß das? – vielleicht war hier noch ein ganz besonderer Reiz im Spiele, denn jede einzelne in der Runde dachte wohl bei sich: Vielleicht erzählt er jetzt sein Erlebnis mit mir! Daß dieser Kavalier und Mann der großen Welt keine Namen nennen und verräterische, aber unumgängliche Einzelheiten verschleiern werde, des waren sie alle sicher. Und dieses Bewußtsein, diese Gewißheit stärkte das Begehren nach der eigenen Geschichte. Sie begehrten nicht allein danach. Sie erhofften es.

Aus Eitelkeit waren sie eifersüchtig auf eine Erinnerung, die ein Mann aus dem Schatz vieler und schöner Erinnerungen als die schönste seines Lebens aus dem Gedächtnisse wieder heraufbeschwor. Der alte Sultan sollte noch einmal das Taschentuch werfen. Keine hätte es aufnehmen wollen, aber jeder, der es zuflog, wäre es an das Herz gegangen.


Was davor geschah, lesen Sie hier.

Montag, 11. November 2013

Die Broom Bezzums im November und Dezember 2013


Neue EP-Single
Am Freitag ist unsere neue Extended Play Single “Round the Houses” erschienen. Der Titel-Track ist ein zeitgenössische World-Beat Folksong, mit Mark und Andrew auf jedem Instrument, das sie spielen können und dreistimmige Gesangsätze zusammen mit Katie Doherty. Das zweite Lied ist etwas ruhiger mit Ian Stephenson (Kan, Baltic Crossing) auf Kontrabass und Knopfaccordeon. Danach wird's intimer mit “All in the Giving”, bevor die Partystimmung wieder steigt mit “A Soulin'”, einem der beliebtesten Tracks vom Winterman-Album. Die CD ist erhältlich auf unseren Konzerten oder als Download von Amazon und iTunes.

Video jetzt online
Als Begleitung zu Round the Houses gibt es einen Video-Clip, gefilmt von Jolyon Holroyd in Devon. Andrew läuft in Exeter rum, und Mark spielt die Leute, die er unterwegs trifft – z.B. Dr. Gibbs, der verrückte Metzger, und einen Soldat. Katie ist in einer Scheune mit ein paar Schafen mit Party-Hüten und trinkt irgendwas, das aussieht wie Gin. Das macht vielleicht mehr Sinn, wenn ihr das anschaut ... 

Earth Loop in den Chart
Unser anderes Projekt “Earth Loop” ist unter den Top 15 in den Celtic Rock Charts mit einer Reggaeversion von Byker Hill. Die Plätze werden durch Publikumsabstimmung vergeben. Ihr könnt das Lied hier hören und eine Stimme abgeben: celtic-rock.de

Konzerte
15th Nov 2013     61381 Friedrichsdorf - Forum  with An Tor
6th Dec 2013       68165 Mannheim - Schatzkistl, Winter Carol 2013 with Katie Doherty
7th Dec 2013       89075 Ulm - Charivari, Winter Carol with Katie Doherty
8th Dec 2013       72532 Gomadingen-Dapfen - Lagerhaus an der Lauter, Winter Carol with Katie Doherty
12th Dec 2013 41460 Neuss - Musikkneipe Hamtorkrug, Winter Carol with Katie Doherty
13th Dec 2013 24943 Flensburg - Ev. Gemeindezentrum Engelsby, Winter Carol with Katie Doherty
14th Dec 2013 26121 Oldenburg - Wilhelm13, Winter Carol with Katie Doherty
15th Dec 2013 53604 Bad Honnef - Folk im Feuerschlösschen, Winter Carol with Katie Doherty


Bis bald, Andrew & Mark



Good Sounds: RILKE-PROJEKT Überfließende Himmel 12, Wenn es nur einmal so ganz stille ... (Gottfried John)


Buchtipp: Es wartet eine Welt. Lebensweisheiten von Rainer Maria Rilke

... DAS LEBEN HAT GOLDENE GASSEN

Rainer Maria Rilke
Es wartet eine Welt. Lebensweisheiten



Diese Auszüge aus Rainer Maria Rilkes Werken, Briefen und Tagebüchern sind Beleg seiner außergewöhnlichen, sensiblen Welterfahrung. Es finden sich erstaunliche und hilfreiche Entdeckungen von Menschlichem und Allzumenschlichem.

Herausgegeben von Günter Stolzenberger
Originalausgabe
Ebenfalls von Rainer Maria Rilke bei dtv erhältlich:
›Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge‹, ›Duineser Elegien, ›Dies Alles von mir‹

Good Sounds: THE WATERBOYS, The Whole Of The Moon


„Labor für Koproduktionen“ beim 62. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg

Vereinbarung für RODINA („Motherland“) auf dem MMP unterschrieben
Der Mannheim Meeting Place hat sich im vierten Jahr als „Labor für Koproduktionen“ in Europa etabliert, Filmförderung Baden-Württemberg (MFG) unterstützt die Branchenveranstaltung zum ersten Mal

Mannheim/Heidelberg, den 08. November 2013 – Ziel jedes Koproduktionsmarktes ist die Vereinbarung der Kreativ- und Finanzierungspartner über die Realisierung einer Produktion. Für RODINA von Vladimir Kozlov, eines von insgesamt fünf Projekten, die in 2013 Zugang zum Mannheim Meeting Place erhielten, wurde dieses wesentliche Ziel heute erreicht. Igor Pedicek aus Slowenien steigt mit seiner Firma Casablanca als Koproduzent ein.

Vom 4. – 7. November 2013 trafen sich im Rahmen des 62. Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg Produzenten, Financiers, Weltvertriebsleiter und Regisseure, um neue Filmprojekte zur Produktionsreife zu bringen.  Dabei durchliefen die eingereichten Projekte eine professionelle Eingangskontrolle.

Von ursprünglich 100 Einreichungen in der Zeit von Juli – September 2013 wurden 25 ausgesucht und unter der Anleitung von MMP-Koordinator Julek Kedzierski zur Präsentationsreife gebracht. Die erstellten Projektmappen wurden digital an relevante, minoritäre Koproduzenten verschickt – 40 professionelle Partner aus mehr als 30 Ländern der Welt. Über diesen Weg wurden in der Vorbereitung des MMP 2013 ca. 230 sogenannte “virtuelle Kontakte” generiert, die im Resultat 5 Projekte destillierten, die im Rahmen des MMP weiterentwickeln werden. Die Produzenten dieser 5 Projekte sind nach Mannheim eingeladen. Dort wurden für diese Projekte zwischen dem 4. und 7. November 248 weitere Meetings organisiert, allein 70 zwischen Filmein- und Filmverkäufern. Zusätzlich wurden in 178 Treffen 8 weitere Projekte von Regisseuren besprochen, die im Rahmen des 62. Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg gezeigt wurden.


„Von der Verbindung zu professionellen Financiers, Einkäufern und Verkäufern profitieren die Festivalteilnehmer verstärkt“, beschreibt Festivaldirektor Dr. Michael Kötz die Strategie. „Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit öffnet der MMP den Newcomern Tore für ihr nächstes Projekt. Unkompliziert wie nirgends sonst auf der Welt kommen die Filmemacher mit Professionals der internationalen Filmwirtschaft zusammen und können die Weichen für die nächsten Projekte stellen.“



Die kubanische Produzentin Clauda Calvino (Producciones de la 5ta Avenida), die bereits im Wettbewerb 2013 mit „Melaza“ von Regisseur Carlos Lechuga vertreten ist, stieß im Rahmen des MMP mit der in Baden-Württemberg ansässigen TAMA Filmproduktion, Flavia Oertwig, zu dem neuen Projekt “Santa y Delfin” auf reges Interesse, das zu intensiven Koproduktionsgesprächen  führte.

Die Filmförderung Baden-Württemberg (MFG) erhofft sich durch ihre erstmalige finanzielle Unterstützung des einzigartigen Koproduktions-Labors eine Stärkung des Produktionsstandortes Baden-Württemberg für internationale Arthouse-Filme.

Die MMP-Projekte 2013:

“Rodina” produced and directed by Vladimir Kozlov of Plazkart Productions, Russia, - an official co-production through MMP with Igor Pedicek of Casablanca from Slovenia. Having matched practically a month before the Festival, the producers signed a memorandum at MMP 2013 -once they had met and agreed personally. (Budget at €480,000).

Vladimir Kozlov, happy that his Memorandum of  Understanding for co-production with Igor Pedicek of Casablanca was signed on November 7th at MMP for “Rodina”  (“Motherland”) .Now they will start looking for a sales agent, telling that MMP was Kozlov’s “first co-production market - with a particularly valuable long preparation (he started in July for November). This gave enough time to reflect on feedback that he didn’t like –  which helped him develop mature positions. He felt helped by the very informal atmosphere at MMP and the security of being among a group of people for appointments who were both pre-informed and already known to be sympathetic to his project”.

“Santa y Delfin” , the new project from Mannheim 2013 Competition Director Carlos
Lechuga  (“Melaza”) produced by Claudia Calvino (Producciones de la 5ta Avenida)
in Cuba, (Budget at €590,000)

Claudia Calvino, producer of  “Santa y Delfin“. “If I compare MMP to other markets, as a start-up producer the system of beginning early and the feedback resulted in my gaining real confidence in my project.  I was happy that everyone relevant to my appointments had a thorough grounding in my subjects so I was working in an environment that felt so familiar. I have (half-way) two or three solid contacts for my new film that I can genuinely feel optimistic about.”

“Miracle” , a pig comedy from Lithuania produced by Lukas Trimonis of In-Script in Vilnius, directed by Egle Vertelyte, co-developed with Wostok Ltd of London. (Budget at €616,000)

Lukas Trimonis, producer of popular Lithuanian pig comedy  “Miracle”,: “I  particularly like the efficiency of MMP. I consider establishing human connections is the most important thing for a producer through markets. With MMP you learn to know people through your work and the discussion of specifics helps you get to know them best. In other markets and workshops on a bigger scale more time seems wasted. Here you meet the people because they are truly aware of your project and want to meet you.”

Further MMP project titles were “Without the Implant” (working title) feature fiction film directed by Giorgio Cugno and produced by experienced documentary producer Enrica Capra (budget €1,25m) , and “In the Dark”, with long-time documentary director/producer Jean Marie Teno looking for a lead producer on his second dramatic feature (Budget at €1,45m.)

Finally,  3 start up producers were presented: Ognen Antov of  Dream Factory in Macedonia with “Nameless” (budgeted at €450,000), “Story of Leaving” from Bolivia’s David Arratia  at €770,000 Euros looking primarily  for European cast, and Estonia’s Marianne Ostrat with  “30 Days with Isebel”,(€800,000 budget)  moving between the allures of  searching for co-producers in Western Europe or staying Baltic.

Events at MMP 2013 included a first introduction for international producers to German Film Funding given by Dorothee Martin of MFG FilmFund. This was followed by an examination of approaches to festivals for producers from Freddy Olssen, and a search for the answer to the question “How to produce a good political film for 2014” with director Jean-Marie Teno and entertainment lawyer Peter Armstrong (fresh from his legal work on the Wikileaks Film “5th Estate”.)

Good Sounds: MORCHEEBA, Rome Wasn't Built In A Day


Prosa: TEUFELSKINDER (3) - Don Juans schönste Liebschaft - von Jules Amedée Barbey d'Aurevilly

Don Juans schönste Liebschaft
Unschuld ist des Teufels Leckerbissen

1

»Er lebt also noch immer, der alte Sünder?«
»Donnerwetter, ja! Und ausgiebig lebt er!« entfuhr es mir. »Der liebe Gott gönnt es ihm, gnädige Frau«, fügte ich rasch hinzu, weil mir einfiel, daß ich eine sehr fromme Dame vor mir hatte. »Le Roi est mort! Vive le Roi! hieß es in der guten alten Zeit, ehe der Königsthron in tausend Stücke ging wie Sèvres-Porzellan. Ein einziger Fürst trotzt dem Demokratentum: Don Juan!«
»Natürlich! Der Teufel läßt nie locker!« bemerkte meine alte Freundin überzeugt.
»Vor drei Tagen hat er sogar ...«
»Wer? Der Teufel?«
»Nein, Don Juan ... Gottvergnügt hat er an einem stimmungsvollen abendlichen Festessen teilgenommen. Raten Sie: wo?«
»Natürlich in ihrer abscheulichen Maison d'or.«
»Aber nein, gnädige Frau! Dorthin kommt Don Juan nicht mehr. Dort findet Seine Durchlaucht keine Sättigung. Der hohe Herr war von jeher ein wenig vom Schlage des berühmten Mönches Arnold von Brescia, von dem die Sage geht, er habe sich nur von Seelenblut genährt. Seelenblut, das beliebt Don Juan in seinen Sekt zu träufeln. Und das gibt es längst nicht mehr in den Schenken, in die man mit kleinen Mädchen hingeht.«
»Am Ende kommt heraus«, meinte die fromme Dame spöttisch, »daß er im Kloster der Benediktinerinnen getafelt hat, mit den Damen –« »... von der ewigen Anbetung. Stimmt, gnädige Frau! Die Verehrung, die der Teufelskerl einmal entflammt, die erlischt nie und nimmer. So scheint es mir.«
»Ich finde, Sie sind ein recht lästerlicher Katholik«, bemerkte sie gedehnt und ein wenig verschnupft. »Ich bitte Sie, erlassen Sie mir die Einzelheiten eines Soupers mit Ihren Frauenzimmern! Mir heute abend Neues von Don Juan erzählen zu wollen, das haben Sie mir nur so vorgegaukelt...«
»Ich gaukele nie etwas vor, gnädige Frau!« beteuerte ich. »Die Teilnehmerinnen an besagtem Festmahl, diese Frauenzimmer waren zunächst keine Frauenzimmer und insbesondere nicht meine – leider ...«
»Nun hören Sie aber auf!«
»Gestatten Sie mir, bescheiden zu sein! Es waren ...«
»Die mille è trè?« fragte sie neugierig, wie gewandelt, beinahe liebenswürdig.
»Nicht alle zusammen, gnädige Frau. Nur ein Dutzend davon. Also in anständigen Grenzen.«
»Wie man es nimmt!«
»Schon deshalb, weil das Ihnen wohlbekannte Boudoir der Gräfin von Chiffrevas nicht gar vielen Gästen Platz bietet. Es mögen sich daselbst große Dinge abspielen. Der Raum selbst ist aber entschieden eng.«
»Was Sie sagen!« rief sie überrascht. »Man hat in ihrem Boudoir gespeist?«
»Tatsächlich, gnädige Frau! Warum auch nicht? Auf dem Schlachtfeld schmeckt es einem immer vorzüglich. Man wollte dem Ritter Don Juan ein ganz besonderes Festmahl bereiten. Wo hätte dies für ihn ehrenvoller geschehen können als auf dem Schauplatz seiner Ruhmestaten, dort, wo ihm tausend Erinnerungen duften – nach Myrte statt nach Lorbeer. Das war ein reizender Gedanke, voll süßer Wehmut.«
»Und Don Juan?« fragte sie im Ton wie Orgon in Molières Stück fragt: Und Tartüff?
»Don Juan ist kein Spielverderber. Das Mahl hat ihm trefflich gemundet. Er war so recht der Hahn im Korbe. Und von wem ist die Rede? Von keinem anderen als Ihrem guten lieben Grafen Amadee von Ravilès.«
»Der! Ja, das ist in der Tat der leibhafte Don Juan!« gab sie zu.
Und obschon die alte Betschwester über die Jahre der Schwärmerei längst hinweg war, verlor sie sich doch in Träumereien an den Grafen Amadee, einen echten Sprossen der Juans. Wenn Gott diesem uralten und unsterblichen Geschlecht die Welt nicht geschenkt hat, so hat er zum mindesten dem Teufel erlaubt, sie ihm erobern zu helfen.

2

Was ich der alten Marquise Guy de Ruy erzählt hatte, war die reine Wahrheit. Keine drei Tage war es her, daß zwölf Damen der sittsamen Vorstadt St. Germain – Sie brauchen keine Angst zu haben; ich nenne keine Namen –, also ein volles Dutzend, von dem die Klatschbasen der guten Gesellschaft jeder nachsagen, sie habe mit dem Grafen Amadee auf dem vertrautesten Fuße gestanden, auf den köstlichen Einfall geraten waren, ihn als einzigen Herrn zu einem abendlichen Mahl einzuladen, zur Feier von – ja, wovon? Das ward nicht gesagt. Eine gewagte Sache, so ein Festmahl? Aber die Frauen, als Einzelwesen so feig, sind im Trupp keck und kühn. Vielleicht hätte es nicht eine der Gastgeberinnen gewagt, den Grafen zu zweit bei sich zu einem Abendessen einzuladen; aber vereint, eine von der andern gedeckt, hatten sie alle miteinander keine Angst, einen munteren Reigen um den verführerischen, den guten Ruf jeder einzelnen gefährdenden Mann zu bilden...
»Schon der Name!« warf die Marquise ein.
»Ein vielsagender Name! Ravilla de Ravilès (zu deutsch etwa: Nimm von Nimmen)!«
Der Graf, der – nebenbei bemerkt – dem Gebot dieses Raubritternamens immer gehorchte, war die Verkörperung aller Verführer, von denen uns Geschichte und Dichtung berichten, und sogar die Marquise Guy de Ruy, die alte Lästerzunge mit ihren blauen, kalten, scharfen Augen (das heißt: Herz und Hirn waren bei ihr noch kälter und schärfer!) behauptete: Wenn in unserer Zeit, wo die Frauen ihre Bedeutung von ehedem von Tag zu Tag mehr verlieren, überhaupt noch ein Mann an Don Juan erinnere, so sei es unbedingt Graf Amadee. Leider war er nur noch ein Don Juan im letzten Akte. Dem Fürsten von Ligne wollte es bekanntlich nicht in seinen geistvollen Kopf, daß auch Alkibiades einmal ein biederer Fünfziger geworden wäre, wenn ihn der Tod nicht schon zehn Jahre vordem abgerufen hätte. Ravila hatte also in dieser Hinsicht nicht das Glück des großen Atheners. Aber wie der Graf von Orsay, dieser lebendig gewordene Sieger des Michelangelo, schön blieb bis zu seinem letzten Stündlein, so besaß auch er jene Schönheit, die just ein Erbe des Geschlechts der Juans ist, jener geheimnisvollen Rasse, die sich nicht vom Vater auf den Sohn weitererhält, deren Abkömmlinge vielmehr einmal hier und einmal da, in Raum und Zeit voneinander entfernt, in der großen Familie der Menschheit auftauchen.
Graf Amadee war die leibhafte Schönheit, die zuversichtliche, heitere, herrenhafte, mit einem Wort die Don-Juan-Schönheit. Dies Wort schließt alles in sich ein und erübrigt jedwede weitere Schilderung. Hatte er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, daß ihm seine Schönheit immerdar treu blieb? Allerdings kam mit der Zeit auch der Himmel gewissermaßen zu seiner Rechnung. Die Tigerklauen des Lebens drückten auch ihm ihre Spuren nach und nach auf die göttliche Stirn, um die so viele Frauenlippen Rosenkränze gewunden, und an den Schläfen seines starkknochigen Spötterhauptes leuchteten die ersten silbernen Haare auf, die den Einbruch der Barbaren und den Untergang des Reiches ansagten. Er trug sie übrigens mit dem stolzen Gleichmut, den das Machtgefühl erzeugt. Nur die Frauen, die ihn geliebt hatten, betrachteten sie bisweilen mit Wehmut. Lasen sie auf seiner Stirn, daß auch ihnen die Stunde schlug? Ja, ihnen wie ihm kommt der Tag, an dem der steinerne Gast zum Nachtmahl einlädt, auf das nur noch die Hölle folgt, die Hölle des Alters als Vorläuferin der wirklichen. Und das war es vielleicht, was sie auf den Einfall gebracht hatte, ihm, ehe er sich zu jenem letzten grausigen Abendmahl hinsetzte, ein froheres Gastmahl zu bieten, das sie zu einem Meisterwerk zu machen gedachten, einem Meisterwerk des guten Geschmacks, erlesener Genüsse, aristokratischen Glanzes, heiterer Lebensfreude, reich an schönen Erinnerungen und hübschen Gedanken, kurzum: das reizendste, köstlichste, leckerste, berauschendste und vor allem das allerseltsamste abendliche Festmahl! Wohlverstanden: das allerseltsamste! Gewöhnlich vereint der Drang nach neuer Lust die Menschen zu einem Abendessen. Hier aber war es der Rückblick, die Wehmut, beinahe die Entsagung, die lächelnde oder lachende Entsagung, die noch einmal ein Fest, eine letzte hohe Feier begehrte, eine letzte Torheit, ein mutwilliges Zurück zur Jugend auf ein paar flüchtige Stunden, ein letzter Dionysoszug, mit dem es dann zu Ende war auf ewig.
Die Veranstalterinnen dieses Mahles, das arg verstieß gegen die ängstlichen Sitten ihres Lebenskreises, mochten Ähnliches empfinden wie Sardanapal auf seinem Scheiterhaufen, umgeben von seinen Frauen, seinen Pferden, seinen Sklaven, seinen Schätzen und all dem Prunk seines üppigen Daseins. Auch sie häuften alle Kostbarkeiten ihres Lebens um etwas, was flammend von ihnen scheiden sollte. Über was sie an Schönheit, an Witz, Vermögen, Schmuck und Macht geboten, sollte alles zugleich bei diesem Abschiedsfest mitwirken. Der Mann, für den sie diese Pracht entfalteten, war ihnen mehr wert als ganz Asien dem Sardanapal. Sie waren für ihn gefallsüchtiger denn je Frauen vor einem Mann, ja vor einem Salon von Männern. Ihre Liebäugelei entsprang der Eifersucht, die man sonst vor der Welt verbirgt, die diese Frauen aber nicht zu verheimlichen brauchten, denn jede wußte, daß ihr Held jeder anderen von ihnen einmal angehört hatte – und geteilte Schande ist keine Schande mehr. Jede hegte den Wunsch, sich in seinem Herzen eine Grabschrift zu sichern.
Und er – er empfand an diesem Abend den satten, unumschränkten, zwanglosen, kennerischen Genuß eines morgenländischen Fürsten oder eines Beichtvaters in einem Nonnenkloster. Als Herr und Meister thronte er auf dem Ehrenplatz der Tafelrunde, gegenüber der Gräfin von Chiffrevas, inmitten des pfirsichblütenfarbenen Frauengemaches. Mit seinen hell-dunklen Augen, deren Höllenblau manch betörtes Frauenherz für das Blau des Himmels gehalten hatte, überschaute er den glänzenden Kranz der zwölf Damen, die in erlesener Ordnung um ihn zu Tisch saßen, in seiner Fülle von Blumen, Kristall und Kerzenlicht. Alle Stufen von Weibesreife boten sich seinem umfassenden Blick, von der Purpurglut der vollen Edelrose bis zum Bernsteingold der Muskatellertraube. Nirgends nur winkte das allzu zarte Resedagrün jener Jungfrauen, die Lord Byron nicht ausstehen konnte, weil sie nach neubackenem Kuchen röchen. Derlei kleine steifbeinige Küken waren hier nicht versammelt. Hier prangte der saftige, verschwenderische reiche Herbst in voller Entfaltung. Blendende stolze Busen wogten aus tief ausgeschnittenen Kleidern, und die in Brillanten glitzernden nackten kräftigen Arme wetteiferten mit denen der Sabinerinnen, als sie mit ihren römischen Räubern rangen, wohl imstande, die Räder eines Lebenswagens mit kurzem Griff aufzuhalten.
Von allerlei reizvollen Einfällen war bereits die Rede. Einem solchen zufolge bedienten bei Tisch nur Kammerjungfern, damit es nicht heißen konnte, etwas habe den Einklang eines Festes, dessen Königin das Weib war, doch gestört. So konnte Ritter Don Juan aus dem Hause Ravila seine Raubtieraugen von einem Meer von leuchtendem Fleisch ergötzen, an einem lebendig gewordenen Bild des üppigen Rubens, und seine stolze Seele baden in den mehr oder minder klaren Weihern so vieler Weiberherzen. Denn im Grunde, man mag es ihm abstreiten, so viel man will, ist Don Juan doch ein Anhänger jener Lehre, daß der Geist alles sei. Er gleicht darin dem Höllenfürsten selbst, dem es um die Seelen mehr zu tun ist als um die Leiber und der sich mit Vorliebe diese verschreiben läßt.
Geistreich, vornehm, ganz im Tone der Vorstadt St. Germain, aber an diesem Abend verwegen wie die Pagen des Königlichen Hofes, als es noch König und Pagen gab, waren sie voll sprühendem Witz, voll Schwung und Bewegung und voll unnachahmlichem Brio. Sie fühlten sich allem überlegen, was sie an ihren besten Abenden je gewesen, im Vollbesitz einer geheimen Kraft, die ihrem Innern entquoll und die sie bis dahin nur unbewußt besessen hatten.
Das Glück über diese Entdeckung, das dreifach gesteigerte Lebensgefühl, dazu die körperlichen geheimen Fluten, die für nervöse Geschöpfe so wesentlich sind, der reiche Lichterschwall, der berauschende Duft der Blumen, die sich in der Überwärme des dunstschweren Raumes verhauchten, der aufreizende Sekt, der ganze Sinn dieser Feier, die den prickelnden Beigeschmack des Sündhaften hatte, wie ihn die Neapolitanerinnen bei ihrem Sorbet lieben, der entzückende Gedanke, eine Mitschuldige an diesem frechen Gastabend zu sein, das trotzdem nichts gemein hatte mit den wüsten Gelagen der Régence, sondern eben ein fürstliches Festmahl des neunzehnten Jahrhunderts blieb, bei dem sich an den vor voller Lebenslust gespannten Miedern doch keine Stecknadel löste: alles das wirkte vereint, um die Saiten der Wunderharfen, die in allen diesen erlesenen Geschöpfen bebten, bis zum Zerreißen anzuschlagen und ihnen und ihm nie wieder hörbare Klänge und überirdische Tonfolgen zu entlocken.
Graf Amadee, der diesen seltsamen Abend am unvergleichlichsten schildern könnte, wird auch dieses Blatt seiner Denkwürdigkeiten ungeschrieben lassen. Wie ich der Marquise Guy de Ruy bereits gesagt, habe ich an diesem Fest nicht teilnehmen dürfen, aber wenn ich einige Einzelheiten davon berichte, insbesondere die Erzählung, die den Abschluß bildet, so verdanke ich dies dem Grafen selbst, der sich eines Abends die Mühe gegeben hat, mich einzuweihen, treu der im Geschlecht der Juans herkömmlichen Nichtverschwiegenheit.

(Fortsetzung folgt)

Sonntag, 10. November 2013

Mittelaltermusik: Lieder der Zeit 03


Heute Nachmittag in Kaiserslautern: Öffentliche Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Reichspogromnacht 1938 in Kaiserslautern

Synagoge am Börneplatz in Frankfurt am Main, 9./10.11.1938


Sonntag, 10.11.13 16:00 Uhr
Fruchthalle
67655 Kaiserslautern
Fruchthallstr. 10


Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Reichspogromnacht 1938 in Kaiserslautern


Beiträge von Bürgermeisterin Dr. Susanne Wimmer-Leonhardt, Minister Jochen Hartloff, Roland Paul, der Jüdischen Kultusgemeinde und Schülern des Hohenstaufen-Gymnasiums.
Musikalische Umrahmung: Johanna Mann (Geige), Monika Waldmann (Klavier)
Ernest Bloch (1880–1959), Suite hébraïque
Markus Stockhausen: „Phoenix “ – eine Trompeten-Solo-Performance mit Live-Loop-Recording (Digital Audio Work Station)
16:00 Uhr, Fruchthalle
Eintritt frei, freie Platzwahl

In der Nacht vom 09. auf den 10. November 1938 – der so genannten ‚Reichspogromnacht’, – hatte das nationalsozialistische Regime im gesamten ‚Deutschen Reich’ Gewaltmaßnahmen und Übergriffe gegen Juden organisiert. Hunderte von Menschen wurden ermordet oder in den Selbstmord getrieben, über 1400 Synagogen, Betstuben, jüdische Versammlungsstätten und Friedhöfe zerstört, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert. Damit markieren die Novemberpogrome des Jahres 1938 den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zu deren systematischer Verfolgung.

Zum 75. Jahrestag der Pogromnacht in Kaiserslautern gedenkt die Stadt am Sonntag, 10. November 2013, all derer, die der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind. Die Gedenkveranstaltung, die durch das städtische Referat Kultur organisiert wird, findet um 16:00 Uhr in der Fruchthalle statt. Die Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste sind herzlich eingeladen. Eintritt und Platzwahl sind frei.

Nach der Begrüßung durch Bürgermeisterin Dr. Susanne Wimmer-Leonhardt wird Minister Jochen Hartloff, Ministerium der Justiz und für Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz, ein Grußwort sprechen.

Roland Paul, Direktor des Instituts für Pfälzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern, wird über die Ereignisse in der Pogromnacht 1938 in Kaiserslautern und die Deportation pfälzischer Juden nach Gurs und von Gurs nach Auschwitz berichten. Schülerinnen und Schüler des Hohenstaufen-Gymnasiums tragen dazu Zeitzeugenberichte vor. Nach einem Beitrag der jüdischen Kultusgemeinde folgen das gemeinsame Gebet und eine Schweigeminute. Moderiert wird die Veranstaltung von Tanja Hermann, Pfalztheater Kaiserslautern.

Aufmarsch in München am 9.11.1938
Bereichert wird die Gedenkveranstaltung in der Fruchthalle durch verschiedene musikalische Beiträge. Johanna Mann (Viola) und Monika Waldmann (Klavier), beide Musiklehrerinnen an der Emmerich-Smola-Musikschule und Musikakademie der Stadt Kaiserslautern, interpretieren die Suite hébraïque von Ernest Bloch (1880–1959), I. Rapsodie, II. Processional und III. Affirmation. Markus Stockhausen, international renommierter Trompeter und Komponist, präsentiert ‚Phoenix’ – eine Trompeten-Solo-Performance mit Live-Loop-Recording (Digital Audio Work Station).

VIDEO

Ab heute Abend in Frankenthal: HAROLD AND MAUDE auf der Bühne


Harold und Maude – von Collin Higgins
Komödie frei nach dem gleichnamigen Kultfilm
Sonntag, 10.11.13, 17:00 Uhr
Donnerstag, 14.11.13, 20:00 Uhr
Freitag, 15.11.13, 20:00 Uhr

Theater Alte Werkstatt
67227 Frankenthal
Wormser Str. 109

Telefon: 06233/354826
Fax: 06233/3593265

www.tawfrankenthal.de

Inszenierung: Johanna Regenauer
Besetzung: Monika Bengel, Marion Kramper-Erb, Sina Weiß, Christine Wiebauer, Christian Birko-Flemming, Reinhard Schmidt und Harald Schnebel

Eine hintergründige, rührende und überaus lebensfrohe Geschichte über zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch eine erfrischende Freundschaft eingehen. Der junge introvertierte, wohlstandsgeschädigte und leicht depressive Harold, der darunter leidet, die Aufmerksamkeit seiner Mutter nicht für sich gewinnen zu können trifft auf die wesentlich ältere, energisch, lebenslustige, impulsive und unangepasste Maude. Sie versteht es, ihn ins Leben zurück zu holen und mit ihrer Lebensenergie anzustecken. Freuen Sie sich auf Christine Wiebauer, die mit Ihrer erfrischend pfälzischen Art der Rolle der Maude Leben verleiht, ebenso dürfen Sie auf Christian Birko-Flemming gespannt sein, der mit seiner überzeugenden Darstellung des Harold zum ersten Mal im TAW auf der Bühne steht.

Mittelaltermusik: Lieder der Zeit 02


Heute Abend in Darmstadt: Anubuhuti - an experience



Sonntag, 10.11.13 + 19:00 Uhr + Staatstheater, Kleines Haus, 64283 Darmstadt

Anubuhuti - an experience
klassischer indischer Tanz mit der Chidambaram Dance Company

Die Chidambaram Tanzakademie wurde 1975 von Padma Shri Chitra Visweswaran und ihrem Mann, dem Musiker Sri R. Visweswaran gegründet. Diese Akademie hat mehrere Generationen von Tänzern, Lehrern, Musikern und Choreographen hervorgebracht, die sich inzwischen weltweit etablieren konnten.

Das Programm wurde konzipiert und choreographiert von Chitra Visweswaran. Sie hat es durch ihre tiefsinnige und intellektuelle Interpretation geschafft, die indische Mythologie und Philosophie in ihren Choreographien individuell und zeitgenössisch zu gestalten. Dafür wurden ihr verschiedene bedeutende nationale und internationale Auszeichnungen, einschließlich des Titels "PADMA SHRI" 1992, verliehen.

Der klassische indische Tanz "Bharata Natyam" hat eine mehr als 2000 Jahre alte Geschichte. Neben seinem komplexen Rhythmus, seiner hochentwickelten Gebärdensprache und der überaus kunstvollen Mimik ist er ein Tanzstil, der Körper, Seele und Geist involviert. Passagen reinen Tanzes (Nrtta) lösen Phasen expressiven poetischen Ausdruckes (Abhinaya) ab, in denen die Tänzer die uralten Mythen der Götter erzählen und damit Gefühle von Liebe, Sehnsucht, Trauer und Verlassenheit, aber auch vom Glück göttlicher Geborgenheit erzeugen können.

Es musizieren: Sukanya Ravindhar (Nattuvaangam), B. Srikanth (Vocals), Venkatasubramaiam (Mridangam), R. Thiagarajan (Flute)

Eintritt: 28,50 / 24,00 / 19,50 Euro (Ermäßigung 30 % für Berechtigte und für Mitglieder der DIG)

Heute Abend in Trier: F.R.E.I.


Sonntag, 10. November 2013 · 19:00 Uhr · Exhaus, Trier

F.R.E.I.
Pop-Rock mit deutschen Texten
Support: Gardenier

Eine deutsche Band, deren Mitglieder auf weit über zehn Millionen Tonträgern zu hören sind und Tourneen von Amerika bis nach Asien absolviert haben? Das ist nun wirklich nicht alltäglich. Solch eine Band, von der noch niemand in Deutschland etwas weiß? Gibt es nicht... oder? Nun, manchmal erlebt man eben doch noch Überraschungen: So ein Fall ist F.R.E.I..

Fünf unterschiedliche Typen, die ein ungewöhnliches Ganzes ergeben - das sind Frontmann Daniel Wagner und seine aus Spitzenkräften der deutschen Musikszene bestehende Band. Ihr Klangrezept? Es gibt elegant-gefühlvollen Pop und melodiegeladenen Rock im modernen Gewand. Serviert wird das Ganze mit einer Extraportion Bumms. Die Texte? Deutsch, unprätentiös, mit Worten, die jeder versteht, Emotionen, die jeder erlebt, und Bildern voller Poesie.

€ 19,95
http://www.f-r-e-i.com




Mittelaltermusik: Lieder der Zeit 01