Wladimir, der Putzige
Die Weltpolitik hat mich aufgehalten. Ich wollte ja schon viel früher schreiben, musste aber die völlig überraschenden Ergebnisse der Wahl in Russland abwarten. Aber die Sensation ist passiert! Haben die Russen doch tatsächlich diesen Putin gewählt. Eins ist sicher: Das ist eine Wahl und ein Wahlsieger, die in die Geschichte eingehen werden. Egal, wer dabei noch eingeht.
Natürlich werden jetzt einige sagen, dass diese großartige Willensbekundung der russischen Bevölkerung, die weltweit ein leuchtendes Beispiel an alkoholischer Enthaltsamkeit, verwaltungstechnischer Korrektheit und fast schon schmerzhaftem Meinungs-Pluralismus ist (man denke an das alte russische Sprichwort „Zwei russische Geheimdienstoffiziere - 300 unterdrückte Meinungen“), dass dieses Ergebnis also nichts anderes wäre, als ein Beweis für die Funktionstüchtigkeit des diktatorischen Regimes, dass dieser umjubelte Staatenlenker die letzten 24 Jahre etabliert hat. Aber da lachen die aufgeklärten Geister natürlich nur. Und zwar so laut, wie wir wollen und es dem russischen Präsidenten gefällt.
Denn wie kann man diesen Mann nicht verehren?
Putin, dieser hühnchenhafte Kerl, der aber aufgrund seiner Ausbildung im Bolshoi-Theater sich mit feinen, fließenden Bewegungen durch die bescheiden eingerichteten, fast kargen Räume seines Amtssitz tänzelnd bewegt. Putin, der als erstes homosexuelles Staatsoberhaupt seines Landes, sich gern mit nacktem Oberkörper zeigt und seit seiner Jugend Origami betreibt, hat schließlich nicht zufällig sein Land zum größten Lachgasproduzenten der Welt gemacht.
Wo auch immer er auftaucht - und er ist wirklich auf der ganzen Welt beliebt, in Den Haag erwartet man ihn beispielsweise sehnsüchtig - fliegen ihm die Herzen zu. Aber nicht nur die. Gerade in der näheren Nachbarschaft Russlands regnet es - nur aufgrund seines Wirkens - auch ganz andere Körperteile.
Denn der Charme, den er und sein Regime versprühen, lässt sich nicht anders als „umwerfend“ bezeichnen. Und alle, die ihn nicht so nennen, wirft es trotzdem um. Manche fallen dabei aus Fenstern, andere von Schiffen, dritte gehen einfach in ihrem schicken, top-modernen, mit den neuesten Features und Gadgets ausgestatteten Straflager am Polarkreis locker-flockig spazieren und dann wirft es sie doch um.
Denn dieser Präsident ist einfach so schnuckelig, so zuckersüß, so geil und fresh und sexy, wie Sibirien überschaubar. Vor allem, wenn er sein berühmtes Lächeln auspackt. Wer das einmal gesehen hat, weiß wie ein geglücktes Leben aussieht. Wie da Optimismus und Menschenliebe aus ihm herausstrahlen…, da geht die Sonne auf. Oder die Erde unter. Das weiß man nicht so genau. Sicher ist, das ist ein Gesicht, das einen den nuklearen Winter überleben ließe.
Auch wenn die Fresse die Jahreszeit erst ausgelöst hat.
Aber wer kann diesem Mann schon böse sein?
Die Russen jedenfalls nicht. Und die Russinnen auch nicht, schließlich haben die andere Sorgen. Die müssen schon die häusliche Gewalt ihrer Ehemänner dem Gesetz nach einfach nur ertragen. Alles happy-pepi also in dem Land der bestfunktionierendsten Wahlcomputer der Welt.
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In Russland nimmt man eben den Begriff „Wahl-Urne“ wörtlich und beerdigt darin Dinge. Die eigene Demokratie zum Beispiel.
Schade natürlich, dass das in diesem diktatorischen Europa so wenige verstehen.
Da werden ausgewiesene Putinversteher wie die AfD (Alle für Despoten) als „Rechtsextremer Verdachtsfall“ eingestuft. Das ist natürlich eine gemeine Beleidigung. Was heißt hier Verdacht?
Und ihre Freunde von der FPÖ (= Freunde Putins in Österreich - © österreichischer Außenminister, der diese Formulierung von einer alten Kolumne von mir geklaut hat) wissen auch nicht, warum alle gegen sie sind, nur weil sie eine „Kooperationsvereinbarung“ mit der Partei des größten Präsidenten seit Erbauung des Minimundus unterschrieben haben. Dabei hat der Parteichef Hassbert Dackl (oder so ähnlich), der gerne von fiktiven „Fahndungslisten“ redet, in Putin endlich jemanden, mit dem er auf Augenhöhe sprechen kann.
Und auch sonst, sind die sich ähnlich. Der eine marschiert gerne in Nachbarländer ein, der andere in den Verfassungsschutz. Und wer war dorthin gut vernetzt? Der Marsalek, der wiederum für die Russen gearbeitet hat. Man kennt sich also.
Ach, wenn nur alles so einfach sein könnte.
Wie aber überhaupt der putzige russische Charmebolzen ein simpel gestrickter Charakter ist. Einfach ein total gerader Typ. Warum sich immer alle fragen, was in seinem Kopf vorgeht? Man muss ihm doch nur zuhören.
Hat er nicht die letzten Jahre immer gesagt, Russland werde angegriffen und andere Staaten wollen ihm seine Lebensweise wegnehmen? Ja. Und was hat er dagegen getan?
Genau: Andere Staaten angegriffen und deren Lebensweise weg genommen.
Das gibt Hoffnung. Denn erst vor ein paar Tagen hat er auch gesagt, seine Gegner wären alle drogensüchtig und ihre Zeit wäre bald vorbei.
Und tatsächlich: So richtig gesund, sieht der sympathischste Staatschef Russlands seit Josef „Peppi“ Stalin nicht aus. Man darf also hoffen, dass ihm bald sein größter Wunsch erfüllt werden wird:
In die Geschichte eingehen.
Groebner Live:
20. 3. Stalburg Theater, Frankfurt - 21.3. Schmidthaus, Nabburg - 22.3. Burgtheater, Nürnberg - 18.4. Posthof, Linz - 19.4. Kabarett Niedermair, Wien - alle Termine hier
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