Hannelore Bähr, Thomas Kollhoff (Foto: Hans-Jürgen Brehm-Seufert)
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GLÜCKLICHE TAGE
Stück von Samuel Beckett
Deutsch von Erika Tophoven-Schöningh und Elmar Tophoven
Premiere 11|01|2018 | Werkstattbühne
Oh, du wirst heute mit mir sprechen, das wird ein glücklicher Tag werden!
Wieder ein glücklicher Tag.
Ein ältliches Paar, Winnie und Willie, vegetiert in einem zeitlichen
und geographischen Vakuum seinem Ende entgegen. Winnie
steckt bis zur Brust in einem Erdhaufen – ein weiblicher Torso,
der so tut, als sei er ein intaktes menschliches Wesen. Vor
der Gewissheit ihrer Verwesung flüchtet sie sich in das rastlos
zelebrierte Ritual banaler Betätigungen, in ein albern nutzloses
Spiel mit Gegenständen, die ihren Sinn verloren haben und zu
austauschbaren Requisiten geworden sind. Sie schminkt sich und
hält auf ihr Aussehen, während ihr Körper versinkt. Die Monologe
ihrer qualvollen Isolation – durch viele Pausen markierte Sprachfetzen
– balancieren am Rand des Schweigens, das ihren Partner
Willie bereits umfängt. Seine seltenen schwachen Lebenszeichen
elektrisieren Winnie, erfüllen sie mit einer Glückshoffnung, die in
ironischem Gegensatz zu ihrer und Willies Situation steht.
Im zweiten Akt ist Winnie bis zum Hals eingebettet. In dem Maße,
in dem ihr Körper abstirbt, überspielt sie das Wissen um ihr baldiges
Ende. Die Geschichte erreicht einen grotesken Höhepunkt,
als in Willie Funken von Vitalität aufzucken, letzte Reste von Erotik,
die dieses fast schon leblose Bündel Mensch unvermittelt in die
Karikatur eines geilen Beau verwandeln, der vergeblich den die
Frau langsam verschlingenden Hügel zu erklimmen sucht ...
Im krassen Widerspruch zur äußerlich katastrophalen Situation erscheint
die Frau doch als Inbegriff eines glücklichen Menschen, da
sie sich über unscheinbarste Ereignisse freut und ihr Schicksal mit
unbeirrbarem Optimismus belächelt. Wie die Personen in anderen
Stücken von Samuel Beckett bestehen auch Winnie und Willie auf
der Illusion des Wartens auf etwas nie Eintreffendes und überspielen
in tragikomischer Hilflosigkeit ihren eigenen Verfall.
Das 1961 in New York uraufgeführte Stück ist einer der visionärsten
Theatertexte des 20. Jahrhunderts: eine Tragikomödie
vom Überleben des Menschen durch Anpassung an die widrigsten
Umstände – und die Liebesgeschichte zweier alternder Menschen,
die von heiterer Gelassenheit angesichts der Endlichkeit des Menschen
geprägt ist.
Deutsch von Erika Tophoven-Schöningh und Elmar Tophoven
Premiere 11|01|2018 | Werkstattbühne
Oh, du wirst heute mit mir sprechen, das wird ein glücklicher Tag werden!
Wieder ein glücklicher Tag.
Ein ältliches Paar, Winnie und Willie, vegetiert in einem zeitlichen
und geographischen Vakuum seinem Ende entgegen. Winnie
steckt bis zur Brust in einem Erdhaufen – ein weiblicher Torso,
der so tut, als sei er ein intaktes menschliches Wesen. Vor
der Gewissheit ihrer Verwesung flüchtet sie sich in das rastlos
zelebrierte Ritual banaler Betätigungen, in ein albern nutzloses
Spiel mit Gegenständen, die ihren Sinn verloren haben und zu
austauschbaren Requisiten geworden sind. Sie schminkt sich und
hält auf ihr Aussehen, während ihr Körper versinkt. Die Monologe
ihrer qualvollen Isolation – durch viele Pausen markierte Sprachfetzen
– balancieren am Rand des Schweigens, das ihren Partner
Willie bereits umfängt. Seine seltenen schwachen Lebenszeichen
elektrisieren Winnie, erfüllen sie mit einer Glückshoffnung, die in
ironischem Gegensatz zu ihrer und Willies Situation steht.
Im zweiten Akt ist Winnie bis zum Hals eingebettet. In dem Maße,
in dem ihr Körper abstirbt, überspielt sie das Wissen um ihr baldiges
Ende. Die Geschichte erreicht einen grotesken Höhepunkt,
als in Willie Funken von Vitalität aufzucken, letzte Reste von Erotik,
die dieses fast schon leblose Bündel Mensch unvermittelt in die
Karikatur eines geilen Beau verwandeln, der vergeblich den die
Frau langsam verschlingenden Hügel zu erklimmen sucht ...
Im krassen Widerspruch zur äußerlich katastrophalen Situation erscheint
die Frau doch als Inbegriff eines glücklichen Menschen, da
sie sich über unscheinbarste Ereignisse freut und ihr Schicksal mit
unbeirrbarem Optimismus belächelt. Wie die Personen in anderen
Stücken von Samuel Beckett bestehen auch Winnie und Willie auf
der Illusion des Wartens auf etwas nie Eintreffendes und überspielen
in tragikomischer Hilflosigkeit ihren eigenen Verfall.
Das 1961 in New York uraufgeführte Stück ist einer der visionärsten
Theatertexte des 20. Jahrhunderts: eine Tragikomödie
vom Überleben des Menschen durch Anpassung an die widrigsten
Umstände – und die Liebesgeschichte zweier alternder Menschen,
die von heiterer Gelassenheit angesichts der Endlichkeit des Menschen
geprägt ist.
Mit
Winnie Hannelore Bähr |
Willie Thomas Kollhoff |
Leitung
Inszenierung Stefan Rogge
Bühne und Kostüme Malte Lübben
Dramaturgie Andreas Bronkalla
15|02|2018 Do 20:00 Uhr
20|02|2018 Di 20:00 Uhr
06|03|2018 Di 20:00 Uhr
15|03|2018 Do 20:00 Uhr
25|03|2018 So 18:30 Uhr
31|03|2018 Sa 20:00 Uhr
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