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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Dienstag, 17. Juni 2025

Die AfD kann keine demokratische Zukunft bieten

 

Foto: Gerd Altmann

Die Diskussion über ein mögliches Verbot der AfD ist in Deutschland ein kontroverses Thema. Befürworter eines Verbots argumentieren, dass die Partei gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung verstößt und eine Gefahr für die Demokratie darstellt. Das muss in die Köpfe der Wähler gelangen, dass diese Fassadenveranstaltung ANDERES will. 

Einige zentrale Aspekte, die für ein Verbot sprechen, sind:

  • Verfassungsrechtliche Grundlage: Artikel 21 Absatz 2 des Grundgesetzes erlaubt das Verbot von Parteien, die aktiv darauf abzielen, die demokratische Ordnung zu beseitigen.

  • Einstufung durch den Verfassungsschutz: Der Verfassungsschutz hat die AfD bundesweit zunächst als "gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft. Nach Klage der AfD als „Verdachtsfall gesichert rechtsextremistisch“.

  • Dies könnte als Grundlage für ein Verbotsverfahren dienen.

  • Menschenwürde und Demokratieprinzip: Kritiker werfen der AfD vor, systematisch gegen die Menschenwürde und das Demokratieprinzip zu verstoßen.

  • Verbindungen zu extremistischen Netzwerken: Es gibt Hinweise auf Kontakte zwischen AfD-Funktionären und rechtsextremen Gruppen.

  • Gefahr für Minderheiten: Die Partei vertritt Positionen, die bestimmte Bevölkerungsgruppen ausschließen oder benachteiligen könnten.


Die Kritik an der AfD, insbesondere in Bezug auf Täuschung, Falschinformationen und populistische Rhetorik, ist weit verbreitet. Politikwissenschaftler und Journalisten analysieren regelmäßig, wie die Partei politische Debatten beeinflusst und welche Strategien sie nutzt. Populismus zeichnet sich oft durch einfache Lösungen für komplexe Probleme aus und kann die öffentliche Wahrnehmung erheblich prägen.

Ein entscheidender Aspekt ist die gezielte Emotionalisierung politischer Themen, die dazu dient, Zustimmung zu mobilisieren. Auch die Verbreitung von fragwürdigen oder widerlegten Behauptungen wird häufig diskutiert. In einer demokratischen Gesellschaft ist es umso wichtiger, faktenbasierte Argumente und kritische Reflexion zu fördern, um Manipulation entgegenzuwirken.

Die AfD zieht laut Studien besonders Wähler an, die populistische und teilweise rechtsextreme Einstellungen vertreten. Ein hoher Anteil ihrer Wählerschaft zeigt eine starke Ablehnung gegenüber etablierten politischen Institutionen und demokratischen Prinzipien. Zudem erreicht die AfD in Ostdeutschland deutlich höhere Wahlergebnisse als im Westen, was auf regionale Unterschiede in der politischen Kultur hinweist.

Ein Parteiverbot ist jedoch ein komplexer rechtlicher Prozess, der hohe Hürden hat. Es müsste nachgewiesen werden, dass die AfD tatsächlich extremistisch ist und gegen die demokratische Grundordnung verstößt. Zudem gibt es Bedenken, dass ein Verbot die Partei nicht verschwinden lassen würde, sondern ihre Anhänger radikalisieren könnte. Ein mögliches Verbot der AfD wäre ein tiefgreifender Schritt für die deutsche Demokratie mit weitreichenden politischen, gesellschaftlichen und rechtlichen Folgen. Die Hauptargumente für ein Verbot basieren auf der Einschätzung, dass die AfD gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung verstößt und aktiv daran arbeitet, gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen. Hier sind die wichtigsten Aspekte zusammengefasst:

Verfassungsrechtliche Grundlage für ein Verbot

Artikel 21 Absatz 2 des Grundgesetzes erlaubt das Verbot von Parteien, die darauf abzielen, die demokratische Ordnung zu beseitigen. Der Verfassungsschutz hat die AfD in mehreren Bundesländern als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft, was eine mögliche Grundlage für ein Verbotsverfahren sein könnte.

Beispiel: Die NPD, eine rechtsextreme Partei, wurde mehrfach für ein Verbot geprüft, weil sie verfassungsfeindliche Ziele verfolgte. Zwar scheiterte das Verbot letztlich, aber das Verfahren setzte klare Maßstäbe für zukünftige Parteiverbote.

Populismus und Desinformation

Die AfD arbeitet mit populistischen Narrativen, die komplexe Probleme vereinfachen und häufig auf Desinformation basieren. Ihre Strategie umfasst:

  • Systematische Falschbehauptungen: Ein Beispiel ist die Behauptung, Deutschland sei durch Migration „überfordert“ – trotz gegenteiliger Statistiken und Analysen von Wirtschaftsexperten.

  • Diskursverschiebung: Durch gezielte Provokationen verschiebt die Partei die Grenzen dessen, was öffentlich sagbar ist. Sie normalisiert extremere Positionen, die zuvor als verfassungswidrig galten.

  • Anti-demokratische Rhetorik: Die AfD stellt sich als „einzige Stimme des Volkes“ dar und diskreditiert alle anderen Parteien als „Altparteien“ – eine klassische Taktik rechtspopulistischer Bewegungen weltweit.

Auswirkungen eines Parteiverbots

Ein Verbot der AfD hätte erhebliche Konsequenzen für die Justiz, Verwaltung und Sicherheitsbehörden:

  1. Gerichte: Es gäbe zahlreiche rechtliche Auseinandersetzungen, insbesondere durch Klagen ehemaliger AfD-Mitglieder. Auch Beschäftigte bei Gericht, ob Richter, Rechtspfleger oder andere Positionen müssten ihre Stellen wegen Mitgliedschaft in der AfD räumen und sind eventuell nicht sofort ersetzbar.

  2. Beamtenstatus und öffentliche Einrichtungen: AfD-nahe Beamte könnten auf ihre Eignung für den Staatsdienst überprüft werden. Beispiel: In Sachsen wurde ein Lehrer suspendiert, weil er sich in sozialen Medien offen für AfD-nahe Positionen aussprach.

  3. Polizei und Sicherheitsbehörden: Einige Untersuchungen zeigen, dass sich AfD-Sympathien in Sicherheitsstrukturen festgesetzt haben. Nach einem Verbot könnte geprüft werden, ob Reformen in diesen Bereichen notwendig wären.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Ein Verbot der AfD könnte kurzfristig die politische Landschaft verändern und langfristig Demokratiestärkung bewirken:

  • Radikalisierung: Ein Teil der Anhänger könnte sich weiter radikalisieren und in extremere Gruppen abwandern.

  • Wählerbewegungen: Die Wählerschaft der AfD könnte sich auf andere Parteien verteilen, insbesondere auf rechtspopulistische Splitterparteien.

  • Demokratie- und Rechtsstaatsschutz: Ein Verbot wäre ein Signal, dass die freiheitliche Ordnung aktiv gegen ihre Gegner verteidigt wird.


Befürwortung eines Verbots

Angesichts der dokumentierten Verstöße gegen demokratische Prinzipien, der systematischen Verbreitung von Desinformationen und der Nähe zu extremistischen Gruppen wäre ein Verbot der AfD eine konsequente Maßnahme zum Schutz der deutschen Demokratie.

Dieses Verbot könnte:

  • Die gesellschaftliche Polarisierung eindämmen.

  • Die demokratische Debatte wieder auf faktenbasierte Argumente lenken.

  • Institutionen vor extremistischen Einflüssen schützen.

Ein Parteiverbot muss mit Bedacht geprüft werden, aber angesichts der bisherigen Entwicklungen und Einstufungen durch den Verfassungsschutz gibt es starke Argumente für eine rechtliche Prüfung und eine klare Abgrenzung gegenüber antidemokratischen Strukturen.


Freitag, 13. Juni 2025

Premiere / Frankfurter Erstaufführung: Georg Friedrich Händels ALCINA in der Oper Frankfurt

 

Elmar Hauser (Ruggiero) und Katharina Magiera (Bradamante)
Bildnachweis: Monika Rittershaus


Premiere / Frankfurter Erstaufführung 


Sonntag, 15. Juni 2025, um 18.00 Uhr im Opernhaus


ALCINA 
Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

 Julia Jones (Musikalische Leitung;
Bildnachweis: Daniel Häker)
Musikalische Leitung: Julia Jones; Inszenierung: Johannes Erath
Mitwirkende: Monika Buczkowska-Ward (Alcina), Elmar Hauser (Ruggiero), Katharina Magiera (Bradamante), Shelén Hughes (Morgana), Clara Kim (Oberto), Michael Porter (Oronte), Erik van Heyningen (Melisso)

Weitere Vorstellungen: 22., 25., 28. Juni, 2., 4., 6. (15.30 Uhr) Juli 2025
Soweit nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 18.00 Uhr. Preise: € 16 bis 190 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper 

Von Georg Friedrich Händel (1685-1759) anlässlich ihrer Uraufführung im Londoner Covent Garden Theatre 1735 als „Zauberoper“ angekündigt, kreist die Opera seria Alcina um Liebe und Macht, aber auch um Magie, Manipulation und Verstellung.

Groebners neuer Glossenhauer #72 - Tage wie dieser andere


 



























Dieser Gründonnerstag ist ein Samstag - und zwar zu Pfingsten. Und umgekehrt.
© Foto: Domino Reichenbach /Artwork: Claus Piffl



Tage wie dieser andere.

Die Welt ist aus den Fugen.
Wie sehr merkt man unter anderem an diesem Newsletter. Am Samstag möchte er erscheinen, kommt aber dann doch erst donnerstags aus dem Loch gekrochen. Da stellen sich Fragen: Ist Freitag jetzt der neue Dienstag? Muss ich Mittwochs nichts tun, weil der eigentlich der neue Sonntag ist? Fällt Pfingsten dieses Jahr auf eine Woche in den Herbstferien?
Und warum lebt ein Newsletter eigentlich in einem Loch?
Und das sind ja nicht die einzigen Sachen, die einen plagen.
Österreich möchte jetzt Mitglied im UN-Sicherheitsrat werden. Was sagt Clint Eastwood dazu?
Und wird nach „Geheimrat“ und „Kommerzialrat“ das eine neue, anerkannte Anrede in der Wiener Innenstadt werden? „Küss die Hand, Herr Sicherheitsrat!“
Oder heißt das nicht eigentlich „Herr Unsicherheitsrat“?

Bei der Weltlage wäre das doch die passendere Formulierung. Vor allem, wo doch der neue deutsche Bundeskanzler den US-Präsidenten Trump trifft. In den USA.
Und - es mag ja Zufall sein - kaum trifft Bundeskanzler Merzel (Oder wie heißt der eigentlich? Frozen Fritz? Egal, ihr wisst, welche Gliederpuppe ich meine.) in den USA ein, beginnt der US-Präsident mit Einreisesperren zu liebäugeln. Dabei kenn ich allein schon mindestens drei Menschen, die ihre USA-Reise aufgrund der aktuellen politischen Entwicklung auf irgendwann verschoben haben. Das heißt, dass eigentlich kaum Leute mehr in die USA wollen. Warum auch? Wenn sie in einen Staat möchten, wo ein verrückter Autokrat nach Lust und Laune und Hormonspiegel Gesetze erlässt und wieder zurück nimmt, dann können sie auch in andere Länder fahren: Turkmenistan.

Dort gibt es einen Diktator und seinen Sohn, der gewinnt regelmäßig Pferderennen, publiziert Nummer-Eins-Hitsingles mit seinem Enkel und hat - im Gegensatz zu Donald Trump - auch wirklich was gelernt: Der Mann ist Zahnarzt.
Und weil der weiß, dass alles weiß sein muss, sind auch alle Autos im Land weiß, soweit man weiß. Der nimmt das mit der Weisheit der Herrschenden ganz genau.
Ein Mann, von dem sogar Wladimir Putin als Diktator noch etwas lernen kann.
Und der ist im Index des inhumanen organisierten Totalitarismus (kurz: I.d.i.o.T.) schon ziemlich weit oben. Auch wenn er jetzt 41 Langstreckenbomber weniger hat. Das ist sicher hart für ihn.
Die ukrainische Zivilbevölkerung freut es dagegen.

Dafür durfte der neue Papst mit Waldemar dem Wahnwitzigen telefonieren.
Der Mann nennt sich ja Leo XIV..
Und ich frag mich immer, wie das Menschen lesen, die keine römischen Zahlen entziffern können (nie war das Wort „entziffern“ treffender eingesetzt)? Vielleicht fragen sich diese Leute: „Warum schreibt der Papst seinen Nachnamen in Großbuchstaben?“
Und danach dann auch: „Komischer Name eigentlich. Wie spricht man den denn aus? Leo Ksief? Oder Ksiew?“
(Wer gerne mit Zahlen seine Zeit vertreibt kann diesen Newsletter übrigens auch unterstützen. Durch Zahlen. Infos unten.)
Über den Inhalt des Gesprächs ist nicht allzu viel bekannt. Es ist anzunehmen, dass Waldemar dem Herrn Ksief ausgerichtet hat, dass er sich mit seiner Kirche nun endlich der russischen Orthodoxie zu unterwerfen habe. Schließlich wäre das Schisma von 1054 zwischen lateinischer und griechischer Christenheit eine Erfindung von kommunistischen Nazis islamischen Glaubens aus der Ukraine. Das habe er persönlich zusammen mit seinen aufgeklärten Freunden von der orthodoxen Kirche Russlands herausgefunden.
Leo Zweimalsieben wird sich dann wohl gesagt haben: „Herr, schmeiß Hirn vom Himmel!“
Aber das sag ich mir auch jeden Tag. Mehrmals.
Auch am Donnerstag, der ein Samstag sein sollte.


groebner live:
„ÜberHaltung“ - letzte Chance
13.6. 
Lustspielhaus München

groebner gehört:
Satire-Pop-Album 
„Nicht mein Problem“
Monatsrückblick auf den Mai in den „Radiospitzen“ auf 
Radio Bayern2

groebner gesehen:
Auftritt im 
Schlachthof (BR) und in der Anstalt (ZDF)

groebner gefolgt:
InstagramFacebook oder YouTube

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Über diesen Newsletter:

Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich:
Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709
Hier die jene für Deutschland:
Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64

Donnerstag, 12. Juni 2025

Wie war's bei Aribert Reimanns Oper MELUSINE im Bockenheimer Depot?



Anna Nekhames (Melusine)   Foto: Barbara Aumüller

 


Aribert Reimanns Oper Melusine wird derzeit im Bockenheimer Depot in Frankfurt a.M. aufgeführt und bietet eine faszinierende Gratwanderung zwischen Naturmärchen, Futurismus und Postmoderne. Die Oper, die ursprünglich 1971 bei den Schwetzinger Festspielen uraufgeführt wurde, basiert auf der französischen Sage und dem Drama von Yvan Goll (siehe weiter unten).

Cecilia Hall
(Madame Lapérouse)
Foto: Barbara Aumüller


Die Handlung dreht sich um Melusine, eine junge Frau, die sich gegen die fortschreitende Zerstörung der Natur stellt. Sie lebt mit ihrer Mutter Madame Lapérouse und ihrem Ehemann Max Oleander in einer Villa am Rand eines alten Parks. Während Melusine sich mit den Geistern des Parks verbunden fühlt, steht ihre Mutter den weltlichen Dingen näher. Als der Park verkauft wird und einem Schloss weichen soll, fordert Pythia, Schutzgeist des Parks, Melusine auf, dies zu verhindern. Pythia verleiht ihr mit einem Fischschwanz eine magische Anziehungskraft auf Männer und ringt ihr das Versprechen ab, sich jedoch nie zu verlieben. Doch Melusine trifft auf den Grafen von Lusignan, und das Geschehen nimmt seinen tragischen Verlauf. Sie schmilzt dahin, auch er ein Opfer der Liebe. Pythia macht ihre Drohung war und steckt das mittlerweile gebaute Schloss an, in dem sich Melusine und der Graf aufhalten. Pythia hat noch einmal gesiegt, der weitere Verlauf bleibt offen.

Die Inszenierung im Bockenheimer Depot hebt die zentrale Liebesszene besonders hervor und zeigt Melusines inneren Konflikt zwischen individueller Behauptung, Verlangen und Begehren sowie gesellschaftlichem Druck. Besonders herausragend ist die Leistung der russischen Sopranistin Anna Nekhames, die mit ihrer außergewöhnlichen Technik und emotionalen Tiefe die Titelrolle verkörpert.

Liviu Holender (Graf von Lusignan) und
Anna Nekhames (Melusine)

Regisseurin Aileen Schneider wollte mit dieser Inszenierung einen Denkprozess anstoßen: Worauf ist der Einzelne bereit zu verzichten, um die Natur zu erhalten? Doch letztlich kann kein noch so hohes Ideal der Verführung durch menschliche Liebe etwas entgegensetzen. Die Regisseurin schafft es meisterhaft, klassische Mythologie mit futuristischen Elementen und dunkler abstrakter Dystopie zu verbinden. Sie nutzt die musikalische Sprache von Reimann, die zwischen expressiver Atonalität und fast schon hypnotischen Klangflächen wechselt, diese Vielschichtigkeit szenisch perfekt erlebbar zu machen.

Das Licht, die an ein Raumschiff oder völlig futuristische Stadtgestaltung erinnernde, hypermoderne kreisförmige Bühnenarchitektur und die surrealen und dadaistischen Anspielungen in der Kostümgestaltung erinnern an eine Welt, in der Mensch und Natur schon lange entfremdet sind. Nicht nur die Figur der Melusine mit ihrem hybriden Wesen – halb Mensch, halb Wasserwesen – auch der Landvermesser, die Maurer spiegeln dieses Spannungsverhältnis zwischen Traum, Künstlichkeit, Groteskheit und extremer Moderne perfekt wider. Dada und Expressionismus, Futurismus und Science Fiction halten Äußeres und Inneres zusammen. 

Aileen Schneider hat wirklich ein Händchen dafür, klassische Stoffe in ein neues, aufregendes Licht zu rücken. Ihre Inszenierungen fordern das Publikum intellektuell heraus und reißen es zugleich emotional mit. Gerade bei Melusine hat sie es geschafft, die Balance zwischen Mythos und moderner Gesellschaftskritik auf eine visuell beeindruckende Weise zu gestalten. Neben Melusine im Bockenheimer Depot hat sie unter anderem Philip Glass’ In der Strafkolonie nach Franz Kafka am Staatstheater Augsburg sowie The Sound of Voice, ebenfalls von Philip Glass, an der Hamburger Staatsoper inszeniert. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine starke visuelle Ästhetik und tiefgehende gesellschaftliche Reflexionen aus.

Besonders spannend ist ihre Herangehensweise an klassische Stoffe: So transferiert sie diese oft in futuristische oder dystopische Szenarien, um aktuelle Themen wie Umweltzerstörung, soziale Ungleichheit oder technologische Entwicklungen zu beleuchten. Ihre Inszenierungen sind nicht nur visuell beeindruckend, sondern regen auch zum Nachdenken an. Sie ist außerdem Hessenmeisterin 2022 und Rheinland-Pfalz Vizemeisterin 2024 im Poetry Slam, Dramatikerin und Moderatorin.


Anna Nekhames (Melusine; Bildmitte) und Ensemble
Foto: Barbara Aumüller


Wer Yvan Goll nicht einordnen kann: Er war eine faszinierende literarische Figur, die sich zwischen mehreren Strömungen bewegte, sowohl als Vertreter des deutschen Expressionismus als auch eine prägende Stimme des französischen Surrealismus. Seine Werke spiegeln die avantgardistischen Bewegungen des frühen 20. Jahrhunderts wider, insbesondere den Dadaismus und die Neue Sachlichkeit.

Goll war ein Kosmopolit, der sich in verschiedenen literarischen Kreisen bewegte – von den Dadaisten in Zürich bis zu den Surrealisten in Paris. Sein Werk umfasst Lyrik, Dramen und Prosa. Seine Gedichte, darunter Johann Ohneland, zeigen eine tiefgehende Reflexion über Identität und Entfremdung. Er war zudem ein wichtiger Exilliterat, der während des Zweiten Weltkriegs nach New York floh und dort weiter publizierte.

Golls literarische Bedeutung liegt in seiner Fähigkeit, verschiedene Stile und kulturelle Einflüsse zu vereinen. Er war in den 1920er Jahren eng mit avantgardistischen Theaterbewegungen verbunden und beeinflusste das experimentelle Theater dieser Zeit maßgeblich. Seine Werke zeigten eine Vorliebe für das Absurde, Satirische und Symbolhafte, was ihn in die Nähe von Autoren wie Brecht, Artaud und Piscator brachte.

Gerade sein Drama Methusalem oder Der ewige Bürger war ein Paradebeispiel für die innovative Bühnenästhetik der Zeit. Es nahm viele Elemente des späteren absurden Theaters vorweg und war eine scharfe Kritik an der fortschreitenden Technokratisierung und Bürokratisierung der Gesellschaft.

Claire Goll war eine faszinierende und kontroverse Figur in der Literaturgeschichte. Sie war nicht nur die Ehefrau von Yvan Goll, sondern auch eine eigenständige Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin. Ihre Werke bewegten sich zwischen Expressionismus und Surrealismus, und sie war eng mit der Pariser Avantgarde verbunden.

Besonders bekannt wurde sie durch ihre Gedichtsammlungen, die sie oft im Wechselgesang mit Yvan Goll schrieb, sowie durch ihre Romane wie Der Neger Jupiter raubt Europa. Nach Yvan Golls Tod widmete sie sich intensiv seinem literarischen Erbe, allerdings nicht ohne Kontroversen – sie manipulierte nachweislich Texte und war in einen berüchtigten Streit mit Paul Celan verwickelt, die sogenannte „Goll-Affäre“.

Ihre Memoiren Ich verzeihe keinem sind eine literarische Chronique scandaleuse, die viele Persönlichkeiten ihrer Zeit kritisch beleuchtet. Trotz ihrer umstrittenen Aktionen bleibt sie eine bedeutende Stimme der deutsch-französischen Literatur.

Die Goll-Affäre war eine literarische Kontroverse, die sich um Paul Celan und Claire Goll drehte. Nach Yvan Golls Tod im Jahr 1950 war Celan zunächst in die Herausgabe von dessen Werken involviert. Doch Claire Goll begann später, Celan öffentlich des Plagiats zu beschuldigen, indem sie behauptete, er habe Gedichte ihres verstorbenen Mannes übernommen und als seine eigenen ausgegeben. Diese Vorwürfe führten zu einer langjährigen Auseinandersetzung, die Celan zutiefst erschütterte. Die Affäre hatte weitreichende Folgen für sein Ansehen und seine psychische Gesundheit. Trotz zahlreicher Unterstützer, darunter Ingeborg Bachmann und Peter Szondi, blieb der Schatten der Anschuldigungen über Celans Werk bestehen. Claire Goll führte eine regelrechte Kampagne gegen ihn, die sich bis in die 1960er Jahre erstreckte und in verschiedenen Publikationen und Briefen weitergeführt wurde.

Die Affäre wird oft als Beispiel für die Schwierigkeiten von Exilliteraten und die Macht von Diffamierungskampagnen im Literaturbetrieb gesehen. Celan selbst betrachtete die Vorwürfe als einen persönlichen Vernichtungsfeldzug, der antisemitische Untertöne hatte.




Montag, 9. Juni 2025

Welche weiteren ehemaligen UdSSR-Staaten will sich Russland zurückholen?

 



Russland hat in den letzten Jahren immer wieder seinen Einfluss auf ehemalige Sowjetstaaten ausgeweitet oder territoriale Ansprüche geltend gemacht. Besonders betroffen sind Länder, die historisch enge Verbindungen zu Russland haben oder strategisch wichtig sind.

Mögliche Ziele Russlands im Rahmen der Re-Sowjetisierung 

  1. Ukraine – Russland führt Krieg zur Eroberung der gesamten Ukraine und hat bereits die Krim annektiert und Separatisten in der Ostukraine etabliert.

  2. Belarus – Enge politische und militärische Zusammenarbeit mit Russland, oft als „verlängerter Arm“ Moskaus betrachtet.

  3. Moldau – Die abtrünnige Region Transnistrien wird von Russland unterstützt und könnte ein nächstes Ziel sein.

  4. Georgien – Russland kontrolliert bereits die abtrünnigen Regionen Abchasien und Südossetien.

  5. Kasachstan – Russland hat wiederholt angedeutet, dass es Ansprüche auf russischsprachige Gebiete im Norden Kasachstans haben könnte.

  6. Baltische Staaten (Estland, Lettland, Litauen) – Obwohl sie NATO-Mitglieder sind, gibt es russische Einflussversuche, insbesondere durch hybride Kriegsführung und Desinformation.

Russlands Strategie basiert oft auf historischen Argumenten, wirtschaftlichem Druck und militärischer Präsenz. 

Es ist allen klar geworden, dass auch Nicht-Ex-UdSSR-Staaten wie 

7. Polen

8. Bulgarien

9. Rumänien

10. Finnland 

11. Dänemark  

12. Großbritannien

13. Frankreich

14. Deutschland 

 

Putin eher stören, als er sie in ihrem antidiktatorischen Engagement akzeptieren könnte. Orban grenzt sich und Ungarn verblüffenderweise ganz aktuell ab, indem er Russland für nicht stark genug hält, seine Pläne umzusetzen. Dabei ist er jedoch putinorientiert ...


Mehr Informationen zu den postsowjetischen Staaten finden Sie hier.

Samstag, 7. Juni 2025

Heute Premiere im Bockenheimer Depot in Frankfurt a.M.: M E L U S I N E





 Premiere / Frankfurter Erstaufführung 


Freitag, 6. Juni 2025, um 19.00 Uhr im Bockenheimer Depot

MELUSINE

Oper in vier Akten von Aribert Reimann
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung: Karsten Januschke; Inszenierung: Aileen Schneider Mitwirkende: Anna Nekhames (Melusine), Zanda Švēde (Pythia), Cecelia Hall (Madame Lapérouse), Jaeil Kim (Oleander), Liviu Holender (Graf von Lusignan), Dietrich Volle (Geometer), Frederic Jost (Maurer), Andrew Kim (Architekt), Morgan-Andrew King (Oger) u.a.

Weitere Vorstellungen: 8., 11., 13., 15., 17., 22., 25. Juni 2025
Alle diese Vorstellungen beginnen um 19.00 Uhr. Preise: € 20 bis 80 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Die Inszenierung von Aileen Schneider zeigt Melusine als Repräsentantin einer idealistisch- lösungsorientierten Gesellschaft, die bei einem Coming of Age-Prozess zu beobachten ist. Dafür transferiert sie das Stück in eine unbestimmte Zukunft, in der die Ressourcen knapp sind und es so gut wie kein Wasser mehr gibt. In dieser zeit- und zukunftslosen Sphäre werden die Zuschauenden zum Teil des Raumes und damit der Stückrealität. Platziert in einem Rund um die Spielfläche herum, sind sie stumme Beobachterinnen und Beobachter eines Kampfes zwischen verzweifeltem Aufbegehren und einer transzendenten Akzeptanz des Unaufhaltsamen.


Freitag, 6. Juni 2025

Warum verstößt Putin mehr als einmal gegen die Genfer Konventionen und gegen die UN-Charta?

UN-Sitz New York
Photo by Airam Dato-on from Pexels

Wladimir Putin und die russische Regierung wurden mehrfach beschuldigt, gegen die Genfer Konventionen und die UN-Charta zu verstoßen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Dabei ist Russland Mitglied des ominösen UN-Sicherheitsrates, indem auch die USA sitzt, mit Recht, alles nach ihren Vorstellungen - auch entgegen der Meinung der UN-Vollversammlung - zu verändern. Russland und China haben Veto-Recht. Der Sicherheitsrat beschloss 2025, dass Russland kein Aggressor sei. Soweit die Verbiegung im Ukraine-Krieg. In Wirklichkeit ist es der
Aggressor und Invasor! Hier besteht klarer Korrekturbedarf.


Verstöße gegen die Genfer Konventionen

Die Genfer Konventionen regeln den Schutz von Zivilisten, Kriegsgefangenen und Verwundeten in bewaffneten Konflikten. Russland wird vorgeworfen, diese Prinzipien verletzt zu haben:

  • Angriffe auf Zivilisten: Berichte zeigen, dass russische Streitkräfte Wohngebiete, Krankenhäuser und Schulen bombardiert haben, was gegen die Konventionen verstößt.

  • Misshandlung von Kriegsgefangenen: Es gibt Hinweise darauf, dass gefangene ukrainische Soldaten nicht gemäß den Standards der Genfer Konvention behandelt wurden.

  • Blockade humanitärer Hilfe: Russland hat mehrfach humanitäre Korridore blockiert oder missbraucht, um militärische Vorteile zu erzielen.


Verstöße gegen die UN-Charta

Die UN-Charta legt die Grundprinzipien des internationalen Rechts fest, darunter das Gewaltverbot und die Souveränität von Staaten. Russland wird vorgeworfen, diese Prinzipien verletzt zu haben:

  • Aggressionskrieg: Der Einmarsch in die Ukraine wird als klarer Verstoß gegen das Gewaltverbot der UN-Charta gewertet.

  • Missachtung internationaler Institutionen: Trotz mehrfacher Verurteilungen durch die UN und andere internationale Organisationen setzt Russland seine militärischen Aktionen fort.

  • Gefährdung der globalen Sicherheit: Die Blockade von Getreideexporten aus der Ukraine durch russische Streitkräfte hat weltweite Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung.

Diese Verstöße haben zu internationalen Sanktionen und rechtlichen Schritten gegen Russland geführt. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) untersucht derzeit mögliche Kriegsverbrechen und Verstöße gegen das Völkerrecht.

Details zu Genfer Konventionen und UN-Charta lesen Sie hier.


Welche Motive stehen hinter Putins Verstößen?

Wladimir Putins Motive im Ukraine-Krieg sind vielschichtig und werden von Experten unterschiedlich interpretiert. Hier sind einige der Hauptgründe, die häufig genannt werden:

1. Geopolitische Kontrolle und Einfluss

Putin sieht die Ukraine als Teil der russischen Einflusssphäre und möchte verhindern, dass sie sich weiter dem Westen, insbesondere der NATO und der EU, annähert. Laut Experten versucht er, eine militarisierte russische Gesellschaft zu schaffen, die einen langen Krieg unterstützt.

2. Historische und ideologische Gründe

Einige russische Regierungsvertreter behaupten, dass die UdSSR nie offiziell aufgelöst wurde und dass der Krieg in der Ukraine ein „interner Prozess“ sei. Diese Argumentation soll die Invasion als eine Art Wiederherstellung der alten sowjetischen Ordnung legitimieren.

3. Innenpolitische Stabilität

Putin nutzt den Krieg, um die russische Gesellschaft zu mobilisieren und seine Macht zu festigen. Er betont die Notwendigkeit der internen Mobilisierung und stellt den Konflikt als eine existenzielle Bedrohung für Russland dar.

4. Sicherheitsinteressen

Russland begründet den Krieg oft mit der angeblichen Bedrohung durch die NATO. Laut einem Faktencheck gibt es jedoch keine unmittelbare militärische Gefahr für Russland durch die NATO-Erweiterung.

5. Wirtschaftliche und strategische Vorteile

Die Kontrolle über ukrainische Ressourcen, insbesondere Getreideexporte, könnte ein wirtschaftliches Motiv sein. Russland hat mehrfach die Getreideexporte aus der Ukraine blockiert, was weltweite Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung hat.

6. Persönliche Macht und Prestige

Putin sieht sich als starken Führer, der Russland gegen den Westen verteidigt. Seine öffentliche Rhetorik betont oft die Souveränität Russlands und die Notwendigkeit, sich gegen äußere Einflüsse zu behaupten.

Diese Motive sind nicht isoliert zu betrachten, sondern greifen ineinander. 

Donnerstag, 5. Juni 2025

HIGHLIGHTS IM SPIELPLAN DER OPER FRANKFURT IM JUNI UND JULI 2025



Anna Nekhames (Sopran / Titelpartie;
Bildnachweis: Barbara Aumüller)

Premiere / Frankfurter Erstaufführung 


Freitag, 6. Juni 2025, um 19.00 Uhr im Bockenheimer Depot

MELUSINE

Oper in vier Akten von Aribert Reimann
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung: Karsten Januschke; Inszenierung: Aileen Schneider Mitwirkende: Anna Nekhames (Melusine), Zanda Švēde (Pythia), Cecelia Hall (Madame Lapérouse), Jaeil Kim (Oleander), Liviu Holender (Graf von Lusignan), Dietrich Volle (Geometer), Frederic Jost (Maurer), Andrew Kim (Architekt), Morgan-Andrew King (Oger) u.a.

Weitere Vorstellungen: 8., 11., 13., 15., 17., 22., 25. Juni 2025
Alle diese Vorstellungen beginnen um 19.00 Uhr. Preise: € 20 bis 80 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)


Aribert Reimann (Komponist;
Bildnachweis: Schott Promotion / Peter Andersen)
Das Erbe des Avantgarde-Komponisten Aribert Reimann (1936-2024) lebt an der
 Oper Frankfurt fort. Seine 1971 uraufgeführte Oper Melusine offenbart eine äußerlich märchenhafte Handlung, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass unter ihrer Oberfläche gewichtige politische Konflikte brodeln.
Das Libretto von Claus H. Henneberg zeichnet die Titelfigur als junge, verheiratete Frau, die sich von ihrem gleichgültigen bürgerlichen Umfeld eingeengt fühlt. Eine Gegenwelt findet Melusine in einem verwilderten Park, in dem Pythia als „Königin der Weiden“ herrscht. Die auf dem Parkgelände geplante Erbauung eines Schlosses kann Melusine trotz entschiedenen Widerstands nicht verhindern und verliebt sich bei Eröffnung des Schlosses in dessen Bauherrn, den Grafen von Lusignan. Pythia schwört für Melusines Verrat Rache.

Die Inszenierung von Aileen Schneider zeigt Melusine als Repräsentantin einer idealistisch- lösungsorientierten Gesellschaft, die bei einem Coming of Age-Prozess zu beobachten ist. Dafür transferiert sie das Stück in eine unbestimmte Zukunft, in der die Ressourcen knapp sind und es so gut wie kein Wasser mehr gibt. In dieser zeit- und zukunftslosen Sphäre werden die Zuschauenden zum Teil des Raumes und damit der Stückrealität. Platziert in einem Rund um die Spielfläche herum, sind sie stumme Beobachterinnen und Beobachter eines Kampfes zwischen verzweifeltem Aufbegehren und einer transzendenten Akzeptanz des Unaufhaltsamen.

Aileen Schneider, seit 2020/21 Regieassistentin und Spielleiterin an der Oper Frankfurt, inszenierte in der Vergangenheit u.a. Philip Glass‘ In der Strafkolonie nach Franz Kafka am Staatstheater Augsburg sowie The Sound of Voice, ebenfalls von Philip Glass, an der Hamburger Staatsoper. Am Pult steht Karsten Januschke, ehemaliger Kapellmeister der Oper Frankfurt, der hier zuletzt Vorstellungen von Jacques Offenbachs Die Banditen leitete. Gastengagements führten ihn in den vergangenen Spielzeiten u.a. an die Staatsoper Stuttgart, die Semperoper Dresden, die Komische Oper Berlin sowie mehrfach an das Nationaltheater Prag.
In der Titelpartie der Melusine ist Sopranistin Anna Nekhames zu erleben, die in der laufenden Spielzeit bereits die Partien der Aksinja (Lady Macbeth von Mzensk) und der Fünfzehnjährigen (Lulu) übernahm. Kürzlich trat sie beim Rheingau Musik Festival auf und sang in Begleitung des Orchestra e Coro Sinfonica di Milano unter der Leitung von Emmanuel Tjeknavorian in Carl Orffs Carmina Burana.
Die Partie der Pythia gestaltet Zanda Švēde. Seit der Spielzeit 2018/19 im Ensemble der Oper Frankfurt, begeisterte sie hier in charakterstarken Partien wie Carmen, Xerxes und Herodias (Salome). Angeführt von Liviu Holender als Graf von Lusignan, sind fast alle weiteren Rollen mit aktuellen oder ehemaligen Mitgliedern des Frankfurter Ensembles besetzt.




Premiere / Frankfurter Erstaufführung 

Sonntag, 15. Juni 2025, um 18.00 Uhr im Opernhaus


ALCINA 
Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

 Julia Jones (Musikalische Leitung;
Bildnachweis: Daniel Häker)
Musikalische Leitung: Julia Jones; Inszenierung: Johannes Erath
Mitwirkende: Monika Buczkowska-Ward (Alcina), Elmar Hauser (Ruggiero), Katharina Magiera (Bradamante), Shelén Hughes (Morgana), Clara Kim (Oberto), Michael Porter (Oronte), Erik van Heyningen (Melisso)

Weitere Vorstellungen: 22., 25., 28. Juni, 2., 4., 6. (15.30 Uhr) Juli 2025
Soweit nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 18.00 Uhr. Preise: € 16 bis 190 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper 

Von Georg Friedrich Händel (1685-1759) anlässlich ihrer Uraufführung im Londoner Covent Garden Theatre 1735 als „Zauberoper“ angekündigt, kreist die Opera seria Alcina um Liebe und Macht, aber auch um Magie, Manipulation und Verstellung.

Die Titelheldin, eine unglückliche Zauberin aus dem Renaissance-Versepos Orlando furioso, vergnügt sich auf ihrer magischen Insel mit wechselnden Liebhabern, derer sie sich alsbald durch die Verwandlung in Tiere oder Gestein entledigt. Jenseits der Zauberei ist Alcina eine charismatische Frau, die ihre politische Macht und die Leidenschaft ihrer unzähligen Liebhaber durch eigene Kraft errungen hat. Doch ihre Magie schwindet, als sie sich in Ruggiero verliebt. Er verirrt sich in Alcinas Reich und erliegt ihrer Verführung. Auch ihm würde das Schicksal seiner Vorgänger drohen, wäre da nicht seine Verlobte, Bradamante, die ihn (als Ricciardo verkleidet) zu retten und die Macht Alcinas zu zerstören versucht. Das schwindelerregende Liebeskarussell dreht sich weiter: Alcinas Schwester Morgana verliebt sich in „Ricciardo“ und macht Oronte, ihren Geliebten, eifersüchtig. Das Gefühlschaos wird vollständig, als Ruggiero glaubt, dass die als Ricciardo verkleidete Bradamante Alcina verführen wolle…

Ihre Modernität erweist die Oper nicht zuletzt darin, dass sie eine starke Frauenfigur in den Mittelpunkt stellt, wenngleich diese im Laufe der Oper einen tragischen Untergang erlebt. Getragen wird die Handlung von federnd rhythmischer, unermüdlich vorantreibender Barockmusik, aus der besonders die Countertenor-Sarabande „Verdi prati“ und die Sopran-Arie „Ah! mio cor! schernito sei!“ hervorstechen. Als Alcina wird Monika Buczkowska-Ward zu erleben sein, die seit der Saison 2020/21 zum Ensemble der Oper Frankfurt gehört. Als Ruggiero gastiert der junge Countertenor Elmar Hauser, der zuletzt als „Nachwuchskünstler des Jahres“ in der Zeitschrift Opernwelt nominiert war. Der Countertenor, der zuvor bereits Orfeo und Ariodante sang, gewann im Sommer 2024 den 1. Preis des Concorso Lirico Internazionale „CLIP“ in Portofino. Der Part der Bradamante wird von Katharina Magiera übernommen, und als Morgana steht Shelén Hughes auf der Bühne, die in diesem Jahr bereits den George and Nora Foundation Competition gewann und Finalistin des Gesangswettbewerbs „Renata Tebaldi“ war. Als Oberto, Oronte und Melisso begeistern die jungen Sängerinnen und Sänger Clara Kim, Michael Porter und Erik van Heyningen. Am Pult des Opern- und Museumsorchesters steht Julia Jones, die an der Oper Frankfurt zuletzt die musikalische Leitung von L’italiana in Londra (Cimarosa) übernahm. 

Die Neuinszenierung von Johannes Erath begreift Händels vielschichtige Charaktere als Figuren am Scheideweg: Wie verhalten sie sich in Extremsituationen? Wie reagieren sie auf unerwartete Wendungen? Wie ändern sich ihre (Irr-)Wege, Obsessionen und ihre Gefühle an einem besonderen Ort, auf einer „Zauberinsel“, wo die gesellschaftlichen Normen außer Kraft gesetzt sind? Wie weit reicht Alcinas Kunst, die Macht ihrer „Magie“?




Erste Wiederaufnahme 

Samstag, 21. Juni 2025, um 19.30 Uhr im Opernhaus



LA DAMOISELLE ÉLUE
Poème lyrique von Claude Debussy

Johanna Wokalek (Jeanne d'Arc); 
Bildnachweis: Barbara Aumüller)
JEANNE D’ARC AU BÛCHER
Dramatisches Oratorium von Arthur Honegger
In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln



Musikalische Leitung: Titus Engel; Regie: Àlex Ollé
Mitwirkende La Damoiselle élue: Elizabeth Reiter (Die Auserwählte), Katharina Magiera (Eine Erzählerin)
Mitwirkende Jeanned’Arc au bûcher: JohannaWokalek(Jeanned’Arc), SébastienDutrieux (BruderDominique), Idil Kutay (Die Heilige Jungfrau), Elizabeth Reiter (Heilige Margarethe), Katharina Magiera (Heilige Katharina), Peter Marsh (Porcus, Ein Herold, Kleriker), Kihwan Sim (Stimme, Ein Herold).

Weitere Vorstellungen: 27., 29. (18.00 Uhr) Juni, 3., 5. Juli 2025
Soweit nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr. Preise: € 16 bis 121 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf) 


Ein Opern-Doppelabend am Ende der Spielzeit 2016/17 kombinierte zwei höchst gegensätzliche Werke der Musikliteratur: die zwanzigminütige, als Frühwerk entstandene Kantate La Damoiselle élue des französischen Komponisten Claude Debussy (1862-1918) als seinerzeit Frankfurter Erstaufführung des Werks und das szenische Oratorium Jeanne d’Arc au bûcher des Schweizers Arthur Honegger (1892-1955). Regie führte der katalanische Regisseur Àlex Ollé, der dem international tätigen spanischen Künstlerkollektiv La Fura dels Baus angehört. Er legte mit dieser Produktion sein Frankfurter Hausdebüt vor, dem er 2019/20 seine Sicht auf Puccinis Manon Lescaut folgen ließ.

Der Doppelabend Damoiselle / Jeanne d’Arc erhielt enthusiastische Kritiken: „Ein unglaubliches Spektakel (…)“, resümierte seinerzeit die Kritikerin des Kulturportals www.faustkultur.de; und in der Süddeutschen Zeitung konnte man lesen: „Chor, Extrachor, später auch der Kinderchor der Oper Frankfurt und das Frankfurter Opern- und Museumsorchester laufen hier zu Hochform auf (…).“ Das besondere Interesse von Presse und Publikum erregte allerdings die Besetzung der Titelpartie von Jeanne d’Arc au bûcher mit der aus zahlreichen Theater- und Filmproduktionen bekannten deutschen Schauspielerin Johanna Wokalek (Der Baader Meinhof Komplex, Die Päpstin). Nun kehrt sie mit dieser Rolle anlässlich der ersten Wiederaufnahme an die Oper Frankfurt zurück. „In der Frankfurter Neuproduktion ist es Johanna Wokalek, die im Mittelpunkt des kaum anderthalb Stunden dauernden Werks steht und darin mit äußerster szenischer Wucht und darstellerischer Eindringlichkeit fasziniert.“ (Wiesbadener Kurier) 
 
In La Damoiselle élue schaut eine jung verstorbene Frau vom Himmel auf ihren Geliebten herab und gibt sich ihrer Sehnsucht hin. – Die Titelfigur von Jeanne d’Arc au bûcher reflektiert kurz vor ihrem Tod auf dem Scheiterhaufen Stationen ihres kurzen Lebens: Nach dem angeblich mit göttlicher Hilfe errungenen Sieg über England und Burgund im Hundertjährigen Krieg wird sie als Hexe angeklagt, um sehr viel später – rehabilitiert – zur französischen Nationalheldin zu werden.

Die ursprünglich für März 2020 geplante Wiederaufnahme des pausenlosen Doppelabends musste aufgrund der Pandemie abgesagt werden und kann nun, fünf Jahre später, endlich nachgeholt werden. Die musikalische Leitung der Wiederaufnahme liegt bei dem Schweizer Titus Engel, der als Spezialist sowohl für Alte als auch für Neue Musik gilt. 2013/14 debütierte er an der Oper Frankfurt mit Telemanns Orpheus im Bockenheimer Depot, 2016/17 gefolgt von Mozarts Betulia liberata am selben Ort. In der Folge leitete der Dirigent Vorstellungen von Salome und Maskerade sowie in der laufenden Spielzeit die Neuproduktion von Reimanns L’invisible. Die Besetzung bleibt im Vergleich zur Premiere größtenteils unverändert: So ist auch diesmal wieder an der Seite von Johanna Wokalek der französische Schauspieler Sébastien Dutrieux als Bruder Dominique zu erleben. Angeführt von Elizabeth Reiter (Die Auserwählte / Heilige Margarethe) und Katharina Magiera (Eine Erzählerin / Heilige Katharina) sind beide Künstlerinnen wie in der Premiere sowohl in La Damoiselle élue als auch in Jeanne d’Arc au bûcher zu erleben, im zuletzt genannten Werk an der Seite von Peter Marsh (u.a. Porcus) und der neu in die Produktion einsteigenden Idil Kutay (Die heilige Jungfrau). Die türkische Sopranistin wurde zur Spielzeit 2023/24 neu ins Frankfurter Opernstudio aufgenommen.



Liederabend

Dienstag, 3. Juni 2025, um 19.30 Uhr im Opernhaus  
Marina Rebeka (Sopran;
Bildnachweis: Jānis Deinats)


MARINA REBEKA, Sopran 
MZIA BAKHTURIDZE, 
Klavier 

Klavier- Werke von Giuseppe Verdi, Francesco Paolo Tosti, Ottorino Respighi, César A. Cui, Peter I. Tschaikowski und Sergei W. Rachmaninow 

Preise: € 16 bis 132 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Mit Marina Rebeka ist anstelle von Asmik Grigorian gleichfalls ein echter Weltstar in der Liederabend-Reihe der Oper Frankfurt zu erleben: Seit ihrem Durchbruch bei den Salzburger Festspielen 2009 ist die lettische Sopranistin auf allen großen internationalen Bühnen zuhause, darunter die New Yorker Metropolitan Opera, die Mailänder Scala, das Royal Opera House Covent Garden in London, die Wiener Staatsoper und das Opernhaus Zürich. Gemeinsam mit

Dirigenten wie Riccardo Muti, Zubin Mehta, Antonio Pappano oder Yannick Nézet-Séguin präsentiert Rebeka dabei ein Repertoire, das vom Barock über den Belcanto und Verdi bis hin zu Tschaikowsky und Britten reicht. Neben zahlreichen preisgekrönten Aufnahmen bei Labels wie Warner Classics, Deutsche Grammophon, Decca und BR-Klassik entwickelt die Sopranistin zudem immer wieder spannende Konzert- und Liederabendprogramme –auf das Frankfurt-Debüt dieser Ausnahmekönnerin darf man entsprechend gespannt sein. 

Karten für die genannten Veranstaltungen sind bei unseren bekannten Vorverkaufsstellen, online unter www.oper-frankfurt.de oder im telefonischen Vorverkauf 069 - 212 49 49 4 erhältlich.

 

Samstag, 31. Mai 2025

Severin Groebners Neuer Glossenhauer #71: Schon gehört?

 

Da werd’ ich doch gelb vor Empörung! © Foto: Dominic Reichenbach / Artwork: Claus Piffl


























Schon gehört?

Dieser Newsletter kommt zu spät. Viel zu spät.
Aber ich musste mich erst erholen. Von den Nachrichten. Und den Reaktionen darauf. Habt Ihr das gehört:
„Am Hamburger Hauptbahnhof sticht eine geistig verwirrte Frau um sich und verletzt mehrere Menschen, teilweise sogar sehr schwer.“

Das war die schreckliche Meldung.
Dann kamen die Reaktionen.

Da waren sofort Politiker in den Sozialen Medien, die gesagt haben: „Da muss man etwas tun! Das geht doch nicht so weiter! Das ist das Resultat sich unkontrolliert ausbreitender Frauenrechte, die in unserer Gesellschaft überhand genommen haben.“
Und dann waren auch gleich Männer aus der Öffentlichkeit zu hören, die meinten, sie würden sich tagsüber gar nicht mehr aus dem Haus trauen, weil das Straßenbild von Frauen dominiert wird. Frauen, von denen nicht wenige aggressiv wirkten.

Natürlich gab es kurz Einwände, dass diese Frauen vielleicht abgekämpft und müde wären, von der Doppelbelastung schlecht bezahlter Job und stressige Familie. Aber die wurden schnell zur Seite gewischt von einem beherzten Patriarchen, der im eleganten Anzug aufgestanden ist und mit sonorer Stimme gesagt hat: Man könne diese Probleme von gewaltorientierten Frauen in der Öffentlichkeit nicht mehr klein reden. Und auch das Argument, die Frau wäre geistig verwirrt, lasse er auch nicht gelten, schließlich wäre diese Verwirrtheit im Charakter des Weibes bereits angelegt.
Und dann hat er ein bisschen jovial gelacht.

Aber Recht habe er, sagen daraufhin andere, denn dass Frauen diese psychischen Herausforderungen haben, das würden nicht nur führende Biologisten und Incels sagen, nein, das sage einem doch der gesunde Männerverstand.
Da nimmt die Debatte Fahrt auf. Profilneurotische Prominente mit Testikeluntergrund fordern auf YouTube Männerschutzzonen. Ein Boulevard-Blatt titelt: „Kommt jetzt das Frauenverbot auf öffentlichen Plätzen?“ Einer prägt die Formulierung: „Wenn ich einen Handtasche sehe, habe ich Angst.“ Schließlich wisse er nicht, was da drinnen ist. Vielleicht Strickzeug? Mit langen langen Nadeln!?

Das ist eine gute Gelegenheit, dass auch andere, neue, unbekannte Gefahren entdeckt werden können. Stricken zum Beispiel. Dieser Trend des Knitting, der sich übers Internet immer mehrt verbreite. Schon hört man die besorgten Warnungen: Jugendliche kommen auf die Wolle. Handarbeitsunterricht ist eine Einstiegsdroge!
„Wir haben früher noch Karten gespielt, Schwule verprügelt oder einfach grundlos uns die Birne weggesoffen, heute fangt die Jugend dagegen immer öfter mit dem Stricken an.“, klagen um den Nachwuchs besorgte Burschenschafter.
Und dass das Ortsschild der oberösterreichischen Gemeinde Nitting regelmäßig von Unbekannten nachts entwendet werden würde, wäre da noch die harmloseste Entwicklung.

Gegenargumente dringen kaum mehr durch. Dass die Frau in Hamburg ja ein Messer und keine Stricknadeln verwendet hatte und obendrein geistig verwirrt war, interessiert da nicht mehr.  Wer kennt schon den Unterschied zwischen Messer und Nadeln? Beides Gegenstände, die Frauen in diesem seltsamen Ritus der „Haushaltsführung“ verwenden. Echte Männer verstehen davon nichts - und wollen auch nichts verstehen.
Und wessen Oma selbst noch gestrickt hat, der schweigt jetzt besser verschämt.

„Strickverbote jetzt! Die Feminisierung unserer Jugend muss aufgehalten werden! Sonst ist Hamburg bald überall!“, schallt es da schon aus der AfD.
Auf die Behauptung, dass die AfD mit Alice Weidel selbst eine Frau als Vorsitzende hat, reagiert die Partei mit einer Presse-Erklärung: Frau Weidel würde ja selbst auf Frauen stehen, wäre damit eigentlich ein echter Kerl. Man solle sich im Gegenteil mal lieber die Gleichstellungsbeauftragten dieser Republik genauer anschauen. Das wären doch die Menschen, die der aggressiven Ideologie der Gleichwertigkeit der Geschlechter und damit dem Messer- und Stricknadelterror den Weg bereiten würden.
Gerüchte, dass die Attentäterin eine Stelle bei der Stadt im Bereich Familienbetreuung hatte, werden rasch widerlegt  - und trotzdem weiter fleißig auf allen Plattformen geteilt.

Nach wenigen Tagen beginnen selbsternannte „Männerschutzbünde“ in den Innenstädten zu patrouillieren. Es kommt zu Übergriffen, wahllos werden Frauen jedes Alters niedergeschlagen. „Penistragende Europäer gegen die Feminisierung des Vaterlandes“ finden sich zusammen.
In Interviews stellen sich die lautstarken, gewaltbereiten Demonstranten als Opfer dar und fordern, Deutschland müsse endlich „von den Taliban“ lernen.
Und dann …

…ist Schluss.
Denn das habt Ihr natürlich nicht mitbekommen.
Hat ja auch nicht stattgefunden.
Und es gibt ja auch in Oberösterreich keine Gemeinde namens Nitting. Nein, die liegt in Frankreich.

Und auch sonst wäre so eine Reaktion undenkbar.
Denn nach diesen Maßstäben wären ja auch nach der Amokfahrt von Mannheim im März, bei der zwei Menschen getötet wurden und mehrere andere teilweise schwer verletzt, alle Autos verboten worden.
Oder nachdem im Mai in Berlin ein Polizist von Fussballfans bewusstlos geprügelt worden war, hätte man sicher auch sämtliche Fussballspiele abgesagt und die gesamte Sportart samt ihrer aktiven Sportler, Fans und Funktionäre polizeilich überprüft.
Und nach dem Mord an einer 30jährigen in Augsburg hätte es ja auch eine Rasterfahndung unter Einbeziehung aller Männern der gesamten Bundesrepublik gegeben.

Weil das nämlich jemand gefordert hätte.
Nur, das fordert keiner.
Das ist unsinnig. Geht ja nicht.

Also geht schon. Aber nur, wenn die verdächtigen Gewalttäter Ausländer sind. Oder Einwanderer. Oder Asylwerber. Dann geht’s.
Dann heißt es wieder: „Habt Ihr schon gehört? Da muss man etwas tun!“

(Diesen Newsletter unterstützen? Siehe unten)

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groebner live:
„ÜberHaltung“ - letzte Chance
30.5. 
Kabarett Niedermair Wien - 13.6. Lustspielhaus München

groebner gehört:
Satire-Pop-Album 
„Nicht mein Problem“
Monatsrückblick in den „Radiospitzen“ auf Radio Bayern2 - 31.5. 15:05 & 22:00

groebner gesehen:
Auftritt im 
Schlachthof (BR) und in der Anstalt (ZDF)

groebner gefolgt:
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Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich:
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