In der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag, der „Langen Nachtder Kirchen 2015“, startete in der Johanneskirche ein Projekt der Bildhauer Werner Bärmann und Martin Steinert, welches in zwei Phasen stattfindet: einer kreativen Phase des Aufbaus und einer Ausstellung.
Wünsche
Die raumgreifende Installation besteht aus zwei korrespondierenden Ebenen. In der ersten Phase entsteht eine Konstruktion aus Holzstäben, die Martin Steinert in einem 4 Wochen andauernden Prozess mit Wünschen beschreibt und nach und nach vor Ort zusammenbaut.
Die persönlichen Wünsche von Besuchern der Johanneskirche werden auf Holzlatten geschrieben, welche das „Baumaterial“ für die Installation bilden.
Gleichzeitig kann man über woodencloud.de auch virtuell und anonym einen Wunsch formulieren, der dann in der Kirche auf ein Stück Holz übertragen wird.
Martin Steinert, der bereits mehrere Objekte aus Holzlatten geschaffen hat, wird aus etwa 1000 laufenden Metern dieses gängigen Werkstoffes nach und nach eine etwa 7x7 Meter breite und 4 Meter hohe Skulptur in der Apsis der Johanneskirche zusammen fügen und in die Höhe wachsen lassen. Die fertige Holzkonstruktion, wird wie ein überdimensionaler locker geflochtener Ring die Apsis nahezu ausfüllen und von dünnen Metallstäben getragen 2,5 Meter über dem Boden schweben, sodass man bequem darunter durchgehen kann.
Menschen
Auf dieser Ebene stehen dann in zwangloser Aufstellung Skulpturen von Werner Bärmann. Bärmann, der bevorzugt mit dem Material Buntsandstein arbeitet, schafft aus massiven Blöcken Figuren und Figurengruppen mit innewohnender Körperspannung und Gestik. Dargestellt sind Menschen mit ihren Emotionen, Sehnsüchten und sozialen Bezügen, die quasi mit den festgehaltenen Wünschen in der hölzernen Raumskulptur kommunizieren.
Schatten
Mit einer gut gewählten Beleuchtung durch Leuchtstrahler tritt als weiteres Element ein riesiges Schattengeflecht hinzu, welches beide Ebenen verbindet, Boden und die Wände überzieht und durch die Position der Betrachter ständig in Bewegung ist.
So wird ein Szenario entstehen aus sich bewegenden Menschen und deren Abbildungen in Stein, die in einem Netzwerk alle miteinander verbunden sind.
Zerstören und Bewahren
Nach einer fünf Wochen dauernden Ausstellung der fertigen Installation wird die „hölzerne Wolke“ im Anschluss an den Sonntagsgottesdienst in einem letzten Akt demontiert, an Interessenten verteilt und die Reste im Kirchgarten verbrannt. Die gesamte Entstehung der Skulptur begleitet der Fotograf André Mailänder. Jeder einzelne, mit einem Wunsch beschriftete Holzstab wird dokumentiert.
Zusammen mit Porträts einzelner Teilnehmer, festgehaltenen Entstehungsphasen der Skulptur sowie Kommentaren und Erlebnisschilderungen wird daraus ein Buch entstehen.
Saarbrücken – Berlin – New York
Die Installation in der Johanneskirche ist der Auftakt für das internationale Projekt „wooden cloud“, welches im Herbst in Berlin und innerhalb der nächsten zwei Jahre jeweils mit ähnlichen Performances in vier weiteren Metropolen fortgeführt wird. Alle werden in eigenen Bänden der Reihe publiziert.
Angelika Mueller von Brochowski