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Mittwoch, 29. Januar 2025

Severin Groebners Neuer Glossenhauer #56 - These Bots are made for talking

 






























Ich bin es! Bin ich es? - © Foto: Dominic Reichenbach / Artwork: Claus Piffl




These Bots are made for talking

Ich weiß, liebe Leserinnen und Leser, der Newsletter kommt spät.
Aber dafür kommt er wirklich von mir.

Das ist nämlich zur Zeit gar nicht so selbstverständlich. So werden etwa zur Zeit die Sozialen Netzwerke genannten unsozialen, digitalen Stammtische von „Doppelgänger-Kampagnen“ geflutet. Dabei kommt aber keiner auf Dich zu und sagt: „Mister Redford kann ich ein Autogramm haben?“, sondern ein Account, der behauptet Du oder er oder ich oder jemand ganz anderer, vielleicht Prominenter zu sein, erzählt Dir, dass Du unbedingt wählen gehen sollst.
Das wär ja noch okay.
Aber der Account sagt Dir auch, wen Du wählen sollst. Homer Simpson etwa. Oder Herzogin Meghan (besonders schwierig, weil adelig und die werden ja eigentlich nicht gewählt.) Oder der Account sagt Dir, dass Du unbedingt einen neuen Tarif wählen sollst.
Den Mobil-Mega-Crash-Super-Fun-Tütüt-Action-Pleaser-5000.
Ja hol ihn Dir! Heute noch!
Denn ich sag Dir das!

Aber das bin gar nicht ich, sondern nur ein Bot aus Petersburg, der einen Account steuert, der behauptet ich zu sein. Wovon ich aber nichts weiß.

So schaut’s aus. Das ganze Internet verwandelt sich langsam aber sicher in einen einzigen Faschingsumzug. Hier ist keiner der, der er vorgibt zu sein. Niemand sagt das, was er wirklich meint und wenn doch ergibt es keinen Sinn. Wie etwa: „Helau!“ oder „Lei Lei!“.

Die Welt ist verrückt geworden, sagen die Leute dann und fangen an Heilkristalle zu lutschen, während sie sich drei mal vor Sonnenaufgang in Richtung Silicon Valley verneigen. Und verbreiten damit auch gleich jene alarmistische News-Story, die mithilft, dass sehr einfache, aber unangenehme Tatsachen von Informationsmulch zugemüllt werden. Zugemüllt mit Dschungelcamps, Herzogin Meghan (die schon wieder!), Wortmeldungen von Friedrich Merz oder Beautytipps aus Deinem Baumarkt (Kettensäge, Rübe ab, dann siehst Du besser aus… und wenn nicht: Egal, Du siehst es nicht mehr).
Die unangenehmen Tatsachen sind dagegen: Die Reichen kaufen sich gerade die Macht.

Nicht nur in den USA und Russland, sondern weltweit. In zunehmendem Tempo.
Vor ein paar Jahren haben sie noch versucht, das heimlich oder wenigstens elegant zu tun, mittlerweile ist es ihnen egal. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s gänzlich ungeniert. Deshalb wird jetzt investiert.
Warum? Weil die Zeit drängt. Denn es wird heißer und heißer. Und wenn es sehr unangenehm sein wird, wollen die Reichen gut gesichert irgendwo sitzen und die Verteilungskämpfe, die dann ausbrechen, bereits gewonnen haben.
Hat Ihnen zumindest Ihr Strategic-Service empfohlen.
Das bitte nicht abkürzen.

Wer durch die Alpen fährt, kann dort etwa interessante Chalets bemerken, die dort oben wachsen. Gletscher werden weniger, Chalets mehr.
Weil aber die Chalets noch nicht alle fertig sind, müssen die Menschen, die noch wählen können, abgelenkt werden. Dafür nimmt man Menschen mit der anderer Hautfarbe. Der Mensch, der ein bißchen anders aussieht, ist nämlich ein Problem. Nicht der, der ein Chalet bezieht.
Warum? Weil das irgendein Account Dir erzählt hat.

Und während die einen sagen, die mit der anderen Farbe müssen alle raus, sagen die anderen aber, wer soll uns dann den Hintern auswischen, wenn wir alt, arm und tattrig sind?
Und dann streiten wir uns. Auf den Netzwerken und sind alle wahnsinnig emotional involviert und starren auf unsere Bildschirme und schicken Memes hin und her, immer mit der Frage:
„Hast Du das gesehen!“ Und alle sind sehr, sehr aufgeregt.
Und anderswo wird weiter in aller Ruhe am Chalet gebaut.
Oder am Golfressort. Oder am kleinen Schloß am Schwarzen Meer.

Und während die extreme Rechte durch die Gassen marschiert und sich dabei sehr wichtig vorkommt, wollen andere auch was errichten.
Kein Chalet, sondern eine Brandmauer. Deshalb reden ja gerade alle davon. Brandmauer ist der Bautrend 2025. Demnächst gibt es wahrscheinlich auch einen Podcast vom Baumarkt darüber.
Wobei man die Zielgruppe genau dort abholen muß, wo sie mit offenem Mund herum steht.

Denn in Deutschland etwa fragt man sich, ob die Brandmauer noch hält. In Österreich dagegen, ob sie noch steht. Und ich sage: Aber sicher! Denn sie wurde - es gibt immer was zu tun - aus feinstem Dämm-Material errichtet. Jetzt im Angebot in der Sanitär-Abteilung. Yippiejejayippiyppieyeah!

„Aber halt!“, wirst Du jetzt sagen oder zumindest der Account, der so aussieht wie Du, „die ÖVP will doch Kickl zum Kanzler machen…?“
Ja. Na und? Trotzdem steht die Brandmauer.
„Wie das?“ Höre ich das einfache… nein, das zweifache Volk fragen.
Und ich sage es Euch.
Die Brandmauer zur extremen Rechten steht felsenfest.
Nur die ÖVP, staatstragend und verantwortungsvoll, wie sie ist, sieht sich mal das imposante Bauwerk von der anderen Seite an.
Man muß mal neue Wege gehen. Flexibel sein.
Prinzipien sind was für Physiker.

Und auch in Deutschland wird die Brandmauer halten. Natürlich. Denn wer kann besser Mauern errichten als die Deutschen? Ha? Was? Trump?
Mal sehen, dessen Mauer ist noch nicht fertig.
Wer sonst? Die Chinesen! Ja, okay. Aber zur Zeit bauen die auch lieber Flugzeugträger.
Nur die Deutschen hatten jahrzehntelang eine Mauer und feiern heute jedes Jahr, das sie nicht mehr da ist. Die Deutschen sind aufgrund ihrer Geschichte quasi Experten für unsichtbare Mauern. Und als die Mauer noch standen, haben sie daraus Kunst gemacht. Und darauf.
Und Übergänge eingebaut. Und sie nannten es „Antifaschistischen Schutzwall“.

Gut, da kann man sich natürlich fragen, wo ist eigentlich der Antifaschistische Schutzwall, wenn man ihn mal braucht. Den Antifaschismus, den Schutz und den Wall. Tja… in der ÖVP nicht und in der CDU, der Schwesterpartei… äh… man weiß es nicht genau.

Denn die Mauer ist ja gefallen. Aber das heißt nicht, dass die Brandmauer fallen wird.
Nein, denn erstens wird sie so niedrig gebaut, dass auch jeder unbegabte, braune Hase aus dem Sauerland drüber hoppeln kann.
Und zweitens wurde sie ausschließlich aus warmen Worten errichtet.
Diese Mauer wird nicht fallen, da sie gar nicht fallen kann. Weil man sie nicht sieht.

So wie die Chalets von den Reichen.
Müssen wir auch nicht sehen.
Wir unterhalten uns dann einfach über was anderes. Über irgendwas, das wir sehen: Über Prinz Harry. Oder seine Frau Meghan (Die schon wieder? Ich hab sie doch schon gewählt!) Oder übers Dschungel Camp.
Denn das ist wichtig. Als Vorbereitung.
Vielleicht sitzen wir ja selber bald drinnen.
Im heißen Dschungel und müssen Insekten fressen und die Bots, die so tun, als wären sie du und ich, sitzen in den Chalets und schauen uns dabei zu.
Und sagen dann: „Das wird ja alles immer verrückter!“
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Groebner live: 
Donnerstag 30.1. München, Schlachthof - Samstag 8.2. Wien, Kabarett Niedermair - Donnerstag 20.3. Frankfurt, Stalburg Theater
 
Jüngste Glosse für das „Ende der Welt“ auf Bayern2 über das „Geheimnis des rasenden Hallenbads“.

Ich auf Instagram und Facebook (ich bin es wirklich… glaub ich zumindest) und meine Homepage.

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Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich: 

Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709 

Hier die jene für Deutschland: 

Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64