Harma-Regina Rieth: Feuchtgebiete |
Herzliche
Gratulation
an Harma-Regina Rieth
zu ihrem heutigem Jubiläum
In der Galleria Artistica otto sind über 30 Werke von ihr zum Thema "Die Frau und ihre Verbundenheit mit der Natur bei Harma-Regina Rieth" zu sehen. Sie sind alle unverkäuflich. Wer jedoch ein Bild besonders mag, kann ein zweites bei ihr bestellen.
Die Kunst ist frei, eine Selbstverständlichkeit? Nicht bei allen Menschen und nicht in allen Ländern. Manche fühlen sich bedroht durch Kunst, sprechen ihr Inhalt, Form und Qualität ab, sind schockiert und gedemütigt, wenn sie sich Dinge anschauen sollen, die sie nicht mögen oder die sie ablehnen. Oder wenn die Kunst gar aus dem Konkurrenzumfeld stammt. Wölfe unter Wölfen sind die schlimmsten, oder reicht es, wenn wir sagen: Künstler unter Künstlern?
Harma
Regina Rieth hat vor über 13 Jahren diese für sie leidige Erfahrung
machen müssen, ein belastender Prozess der Verleumdung, der noch
dazu parallel zu einer Erkrankung verlief. Völlig überflüssige,
unsinnige und abwegige Diskussionen um heiße Luft! Sie hat auch dies
überstanden in ihren 60 Lebensjahren, die sie heute, am 16.10.2013, vollendet.
Sie
hat sich stets der
Kunst gewidmet, das ist die stolze Bilanz ihres häufig von
Krankheiten durchsetzten Lebens. Sie verbrachte mehr Zeit zu Hause,
im Krankenhaus oder in Kuren als andere Kinder. In Dutzenden von
Bildern, etliche einfach verschenkt
–
oder wie sie es nennt: in gute Hände gegeben – bzw. einem guten
Zweck geopfert, und in Dutzenden von Aktionen für Kinder,
Mitmenschen,
Gemeinden,
ihr Dorf, die Feuerwehr hat sie das festgehalten, was sie immer
bewegt hat: den Mensch, vorwiegend die Frau,
oft sogar sich selbst, im Einklang oder im Widerstreit mit der
Natur, außerdem die Umwelt, die Mitmenschen und last not least das
Schicksal.
Deswegen
spricht sie auch von MenschenBildern = HarmaBildern.
Den
Umweltthemen
widmet sie sich seit 1973 - vorwiegend mit Tusche und Graphit.
1978
hatte sie ihre erste öffentliche Ausstellung in Nahbollenbach und
Fischbach, und zwar vorwiegend Ölbilder, der Mensch im Mittelpunkt.
1983
trat sie dem Europäischen Kulturkreis, Herrsteiner Kreis und
Kunstverein Obere Nahe bei. Unter den Titeln Kupfer-Kunst-Kaprice,
FACETTENReich und FrauenBilder-Bogen organisierte sie auch
Ausstellungen zum Thema Frauen.
Die
eigentlich 40 Jahre HarmaKunst sind 35 Jahre HarmaKunst in der
Öffentlichkeit.
Ihre
Bilder sind gegenständlich, leben, sind farbenfroh. Sie teilen mehr
als eine Botschaft mit, fordern zu Interpretation und zum Gespräch
auf, weil sie etliche Hinweise geben, denen der interessierte
Betrachter nachgehen will. Manchmal sind sie in gewisser Weise
aufdringlich, provokativ, wollen bewegen und erschüttern, bisweilen
sogar schockieren.
Oder
sie sind einfach pfiffig und nehmen das ein oder andere auf den Arm.
Ganz aktuell ihre Interpretation der „Feuchtgebiete“ von
Charlotte Roche oder für die kommende Ausstellung im Februar 2014
die Frau als Opfer von Werbe- und Konsumgesellschaft. Einige ihrer
Bilder sind Allegorien, die subjektive Wahrnehmungen und Erlebnisse
in allgemeingültige Aussagen übertragen.
Ein
anderer Teil ihrer Werke widmet sich den eigenen Kindern und seit 4
Jahren (bevorzugt) den Enkelkindern.
Paul,
vier Jahre jetzt,
war das erste Enkelkind. Es folgten Moritz fast drei Jahre und Frida
zweieinhalb
Jahre.
Es
entstanden verstärkt Serien mit Kindermotiven – so 2012 das
großformatige Bild „Vergangenheit – Zukunft – Gegenwart“, in
dem sie die drei Enkelkinder im Bildmittelpunkt, im Geschehen
präsentiert. Es
handelt sich dabei um die Serien „…und Kinder haben Hunger“,
„Schutzengel“, „Kinder der Erde“, „Kinder im Krieg“.
Liebe
und Sexualität, Magie und Selbstporträts fehlen ebenso wenig wie
Landschaftsbilder, die ihr sehr gut gelingen und deutlich ihren
Pinselstrich zeigen. Nur malen möchte sie Landschaftsbilder sehr
selten. Denn für sie gibt es Wichtigeres.
Harma-Regina berichtet zurückblickend, dass die Kindheit zwar schöne Erlebnisse mit sich brachte, aber eben auch eher bescheidene Lebensumstände und viel Krankheit.
Harma-Regina berichtet zurückblickend, dass die Kindheit zwar schöne Erlebnisse mit sich brachte, aber eben auch eher bescheidene Lebensumstände und viel Krankheit.
Die
Künstlerin wurde als drittes Kind ihrer Mutter geboren, die
allerdings erst 19 Jahre zählte und in dieser Situation eher
überfordert war.
Sie
hatte wenig Zeit für ihr drittes Kind, missachtete es sogar, für
Harma ein Gefühl, vergessen worden zu sein. Bei ihrer Tante Brigitta
und Oma Alwine
jedoch fühlte sie sich willkommen.
Ihre
Mutter eher wirklichkeitsfremd und sich in die Traumwelt der
Drei-Groschen-Romane flüchtend,
der Vater egoistisch, ungerecht
und ein nicht selten gewalttätiger Choleriker,
musste sie sich zwischen
fünf Kindern
behaupten lernen, was ihr nicht immer gelang. Kraft gab ihr der Name
Harma, der Hermelin bedeutet, also eine seltene Erscheinung, als
finnischer Nachname aber auch Schatz, so erklärte ihr es der Opa
Otto.
Und
diese Bedeutungszuweisung gab ihr Stärke! Opa Otto schenkte ihr mit
10 Jahren auch den ersten Ölfarbkasten zum Malen.
Mit
12 Jahren malte sie bereits die Felsenkirche ansehnlich.
Mit
15 verkaufte sie erstmals zwei Bilder, nämlich
Landschaftszeichnungen, in einer Idar-Obersteiner Buchhandlung.
Mit
16 Jahren erlitt sie bei einem schweren Unfall eine Gehirnquetschung
und schwere Verletzungen an der Wirbelsäule, mit den Folgeschäden
hat sie noch heute zu kämpfen …
Sie
hatte auch
zeitlebens
Probleme mit den Atemwegen und sah ihren Hausarzt öfter als manches
Familienmitglied. Und genau der schenkte ihr auch Bleistifte und
Zeichenblätter, damit sie nicht mit Kohle, Streichhölzern und
Bröckelgips allein malen musste. Als Gegenleistung für die
geschenkten Zeichenblätter, Bleistifte und Farbstifte erbat er sich
bei jedem Krankenbesuch eine Zeichnung von ihr. Die erste
Bildersammlung ihrer frühen Werke entstand sozusagen schon in den
50er und 60er Jahren als sein Privatbesitz.
Ebenso
geprägt haben sie auch die Fahrten in die Kur, wo man unzärtlich in
den Zug geschubst und eng wie die Hühner auf der Stange im Zugabteil
wieder einmal bis zum Zielort in der Fremde aushalten musste.
Auch
wenn sie
in all den Jahren
schwer daniederlag, die
Krankheit sie oft „zeichnete“ und sie in
diesem Zusammenhang von starken Ängsten und sogar Nahtodfantasien
spricht, dachte
sie immer an ihre charakterstarke Oma Alwine, die für sie eine
Vorbildfunktion hatte. Alwine war kämpferisch, zielstrebig,
gradlinig, stets für alles offen, das Gespräch suchend,
unerschrocken, konfrontationsbereit, aber auch kompromiss- und
hilfsbereit. Diese Eigenschaften färbten schon früh auf sie ab und
bestimmten und prägten oftmals auch Harma-Reginas Leben.
Sie
war der Maßstab sozusagen. Für Harma lebt die Oma Alwine in ihr
weiter.
Auch
das Malen war ihr schon immer Hilfe und Motivation, half ihr immer
wieder auf die Füße. Ohne die tatkräftige Unterstützung ihrer
Familie, durch ihren Mann Gerhard und die Kinder Torsten
und Janina
hätte sie viele Schaffensprozesse nicht abschließen können.
Oder
doch? Denn sie ist ja, wie sie sagt, ein Steinbeißer, ein Rotachat
in der hiesigen Edelsteinregion im Sternzeichen der Waage - sie
pendelt sich ein und alles ist in Balance.
Ich
wünsche ihr – und das tue ich selbstverständlich auch in Ihrem
Namen – für ihren weiteren Lebensweg alles, alles Gute, viel Glück
und Gesundheit!
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