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Donnerstag, 20. Februar 2025

Wie war's in Albéric Magnards Oper "Guercœur" in der Frankfurter Oper oder warum ist eine Wiederkehr keine Option?

Domen Križaj (Guercœur) und Claudia Mahnke (Giselle)
Bildnachweis: Barbara Aumüller

In der Frankfurter Oper wird die Oper "Guercœur" von Albéric Magnard gezeigt. Diese Oper ist eine Tragédie en musique in drei Akten stammt von 1906 und wurde erstmals 1931 in Paris aufgeführt. Die Geschichte dreht sich um den Helden Guercœur, der auf seinen dringenden Wunsch hin aus dem Jenseits zurückkehren darf, um eine Welt zu finden, die von Verrat und Machtgier geprägt ist. Im Jenseits herrschen vier Göttinnen. Seine geschaffene Freiheit in Demokratie wird durch seinen Zögling Heurtal zerschlagen und in eine Diktatur umgewandelt. Guercœur wird als Gegner der Diktatur erschlagen.

Die Aufführung in Frankfurt ist wirklich bemerkenswert, sehr stark schwingende Musik, modern, aktueller Zeitbezug und großes Thema, ob die Demokratie radikale Herausforderungen bewältigen kann. Magnard war stark von Richard Wagner und César Franck beeinflusst. Seine Musik enthält für Kenner oft die dramatische Struktur und 
AJ Glueckert (Heurtal; auf dem Tisch stehend)
und Domen Križaj (Guercœur; fallend)
sowie Chor der Oper Frankfurt)
Bildnachweis: Barbara Aumüller


harmonische Komplexität, die für Wagner typisch sind, sowie die lyrische und poetische Qualität, die Francks Werken zueigen ist. Eine reiche Orchestrierung, komplexe Harmonik sowie eine Vielzahl von spätromantischen Klangfarben unterstreichen die Emotionen und Stimmungen, aber auch die philosophischen, existenziellen Themen der Handlung. Ein wirklicher Meister der Komposition, obwohl er in Deutschland eher unbekannt ist. Seine Partituren wurden zum Großteil vernichtet, als im Oktober 2014 deutsche Soldaten im Zuge des Ersten Weltkriegs sein Wohnhaus angriffen, ihn erschossen und das Haus in Brand setzten. Der Komponist war ein kämpferischer Typ und hatte vor dem Angriff des deutschen Kaiserreichs seinen Revolver geladen bereit gelegt. Er erklärte, dass er fünf deutsche Soldaten töten würde, bevor er sich umbringen würde. Nachforschungen ergaben, dass er vor seinem Suizid erschossen wurde, die sechste Kugel wurde nicht abgefeuert.

Die Oper ist in drei Akten gegliedert und enthält sowohl großangelegte Chorszenen als auch intensive Soli. Die Instrumentation ist reichhaltig und farbenfroh, wobei Magnard seine Klangmalerei nutzt, um Liebesthemen, politische Themen und mystische Weltdeutung darzustellen. Die vier Göttinnen – Vérité (Wahrheit), Bonté (Güte), Beauté (Schönheit) und Souffrance (Leiden) – spielen eine zentrale Rolle in seiner Darstellung von Diesseits und Jenseits. Magnard's Komposition erfordert oft ein geduldiges und aufmerksames Zuhören, um die feinen Nuancen und emotionalen Schichten vollständig zu erfassen, den Themen Leben und Tod, Liebe und Trennung, Demokratie und Diktatur sind sehr ausführlich dargestellt. Harmonisches, Dissonantes, Ruhiges, Dynamisches, Düsteres, Brutales und Helles, Liebevolles haben ihre eigene Sprache.

Bianca Andrew (Bonté) und Domen Križaj (Guercœur)
Bildnachweis: Barbara Aumüller

Zentrale Themen und Aussagen bzw. Schlüsselszenen von "Guercœur" sind im 1. Akt Guercœurs Entschluss zur Rückkehr aus dem Jenseits. Hier äußert Guercœur seine Enttäuschung über den Zustand der Welt und seine Entschlossenheit, zur Erde zurückzukehren, um Gerechtigkeit und Frieden zu bringen. Die Göttinnen versuchen, ihn davon abzubringen, indem sie die Schwierigkeiten und Gefahren hervorheben.
Im 2. Akt spricht Guercœur davon, wie sehr er hofft, die Menschheit durch seine Rückkehr zu inspirieren und zu reformieren. Er appelliert an ihre Ehre und ihren Sinn für Gerechtigkeit. Die Mehrheit wertet sein Auftauchen aus dem Jenseits ebenso wie sein politisches Programm, das nur in eine enorme Hungersnot geführt hätte, als Betrug. In demselben Akt betont Guercœur auch seine Enttäuschung über den Verrat und die Undankbarkeit der Menschen. Seine letzten Worte vor seinem zweiten Tod drücken sowohl seine Hoffnung als auch seine Resignation aus.
vorne Domen Križaj (Guercœur; sitzend) und Ensemble
Bildnachweis: Barbara Aumüller


Im dritten Akt diskutieren die Göttinnen die Konsequenzen von Guercœurs Schicksal und beschließen, den Menschen zu helfen, ihre Fehler zu erkennen und nach seinen Idealen zu streben. Die Menschen widerum erkennen ihre Fehler und sprechen von ihrer Reue und ihrem Wunsch, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Geurcoeur ist zum Immergleichen im Jenseits verurteilt, ohne Entwicklung, dauernde Wiederholung ...

Die musikalische Leitung unter Marie Jacquot, die dieses Emotionenmeer zu bändigen wusste, und die Inszenierung von David Hermann haben zusammen mit dem Bühnenbild von Jo Schramm, den Kostümen (gerade die futuristischen Sciene-Fiction-Kreationen der Göttinnen, der Wechsel des Todesgewands Guercœurs zum Anzug der Lebendigen) von Sibylle Wallum, das Lichtdesign von Joachim Klein und die Chorstimmen unter der Leitung von Virginie Déjos sind die Elemente, die eine Oper lebendig und eindrucksvoll machen. Im Bühnenbild finden wir wieder Meisteraktionen des Frankfurter Teams. Ein moderner Bungalow als Wohn-, Sterbe- und Wiederbegegnungsort mit Guercœurs Liebe Giselle (gleichzeitig neuer Liebhaber-Wirkort des diktatorischen Nachfolgers Heurtal) steht neben einem himmlischen irrealen Raum ohne jeglichen Kitsch. Szenenwechsel geschehen perfekt über die Drehbühne. Ein grandioser Effekt ist der Zusammenbruch des ehemaligen freiheitlichen Plenarsaals zu einer Trümmerwüste.

Das größte Herzstück der Oper ist jedoch die Stimmenqualität und darstellerische Überzeugungskraft von Domen Križaj (Guercœur), Claudia Mahnke (Giselle), AJ Glueckert (Heurtal), Anna Gabler (Vérité), Bianca Andrew (Bonté), Bianca Tognocchi (Beauté), Judita Nagyová (Souffrance). Ihre Fähigkeit, Emotionen durch ihre Stimmen zu transportieren, ist entscheidend für die Wirkung des Stücks.