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Montag, 8. Dezember 2025

Wie Europa Selenskyj und die Ukraine besser schützen kann – und was das für die Ära Trump bedeutet

Der Krieg in der Ukraine ist längst mehr als ein regionaler Konflikt. Zwischen amerikanischen Richtungswechseln, russischem Druck und anhaltender militärischer Belastung rückt die Frage in den Vordergrund, wie die Europäische Union den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und die Bevölkerung besser schützen – und ihnen eine langfristige Perspektive geben kann. Eine Antwort führt unweigerlich zu Europas Rolle auf dem geopolitischen Spielfeld: Die EU wird zum entscheidenden Stabilitätsfaktor, gerade weil die USA unter Donald Trump einen unberechenbaren, teils europaschädlichen Kurs eingeschlagen haben.


Stabilität durch politische Geschlossenheit

Für die Ukraine ist politische Klarheit aus Europa derzeit genauso wichtig wie militärische Ausrüstung. Eine gemeinsame europäische Linie zu territorialer Integrität, Sicherheitsgarantien und dem künftigen Verhältnis zu Russland würde Selenskyj signalisieren, dass er nicht zwischen konkurrierenden Großmachtkonzepten navigieren muss. Vor allem kein Opfer der russischen Großmachtsfantasien wird, die komplett überholt und antidemokratisch sind. Die Ukraine blüht und gedeiht ohne Moskau zehnmal besser! Und wir können erfolgreich mit Kiew kooperieren.

Europäische Geschlossenheit schafft außerdem eines, das in Washington schwankt bzw. dauernd verschwindet: Verlässlichkeit.

Wirtschaftliche Absicherung als strategischer Schutz

Die EU ist der wichtigste wirtschaftliche Lebensanker der Ukraine. Hilfspakete, Haushaltsunterstützung und Wiederaufbauprogramme stabilisieren ukrainische Institutionen und Kommunen – eine Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Widerstandskraft.
Je funktionsfähiger das Land bleibt, desto schwerer wird es für Russland, politischen Druck zu entfalten.
Europa hat hier eine Stärke, die von Rüstungsdebatten oft verdrängt wird: wirtschaftliche Geduld und langfristige Infrastrukturplanung.

Diplomatie: Europas unterschätzte Macht

Die EU kann Formate schaffen, die Washington und Moskau bewusst außen vor lassen, ohne sie zu isolieren. Ein europäisch geführtes Verhandlungsumfeld, eingebettet in UNO-Strukturen und ergänzt durch Partner wie Kanada, Japan oder die Türkei, würde der Ukraine einen diplomatischen Raum eröffnen, der weniger konfrontativ und zugleich souveräner ist.
Europa wäre hier nicht Vermittler zwischen zwei Seiten, sondern Garant, dass die Ukraine nicht zur Spielmasse fremder Pläne wird.

Militärische Unterstützung: Koordination statt Eskalation

Während einzelne europäische Staaten Waffen liefern, bleibt die Herausforderung eine andere: Logistik, Geschwindigkeit und Abstimmung.
Eine europäische Koordinationsstruktur – schneller als das bisherige Ramstein-Format, unbürokratischer als nationale Einzelwege – könnte dafür sorgen, dass zugesagte Schutzmittel tatsächlich rechtzeitig ankommen.
Entscheidend ist nicht die Menge, sondern die Verlässlichkeit.

Was tun mit Trump?

Trumps außenpolitischer Ansatz stellt Europa vor ein Dilemma: Die Ukraine darf nicht von amerikanischen innenpolitischen Wechselfällen abhängig sein, gleichzeitig bleibt Washington ein zentraler Akteur. Auch das ist nicht garantiert. Die USA wollen sich von Europa und NATO zurückziehen. Die EU kann z.B. diese drei Dinge tun:

  1. Schutzwall gegen abrupten Kurswechsel: Eigene Hilfspfade und Garantien aufbauen, die unabhängig vom Weißen Haus funktionieren.

  2. Diplomatische Einbindung statt Konfrontation: In Washington klar kommunizieren, dass Europa offene Dialogkanäle erhält – aber keine einseitigen Planskizzen akzeptiert, die ukrainische Souveränität untergraben.

  3. Transatlantische Arbeitsteilung: Dort kooperieren, wo es möglich ist (Rüstung, Sanktionen), und dort eigenständig handeln, wo amerikanische Positionen schwanken (Wiederaufbau, Vermittlung, geostrategische Planung).

Trumps Einfluss lässt sich nicht neutralisieren, aber ein robuster europäischer Rahmen kann die Folgen abmildern.


Ein vorsichtiger Hoffnungsschimmer

Trotz der schwierigen Lage sprechen mehrere Trends für einen möglichen europäischen Moment:

  • Europas ökonomische Stütze bleibt stabil.

  • Das politische Interesse an einer eigenständigen Sicherheitspolitik wächst.

  • Viele internationale Partner bevorzugen einen moderierenden europäischen Ansatz gegenüber schnellen, bilateralen Deals mit dem Überfallenen als Verlierer.


Europa kann die Ukraine nicht allein militärisch schützen – aber es kann etwas, das derzeit wichtiger ist:

Eine dauerhafte politische, wirtschaftliche und diplomatische Umgebung schaffen, in der Selenskyj handlungsfähig bleibt und die Bevölkerung eine Zukunft sieht, die nicht vom nächsten geopolitischen Kurswechsel abhängt.