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Dienstag, 20. August 2019

Wie reagieren Jugendliche zwischen 14 und 17 auf die hautnahe Berührung mit dem Schicksal Anne Franks?

[Foto: Bezirksverband Pfalz]
Ausgangspunkt für Amsterdam: ein Teil der Reisegruppe vor der Jugendherberge in Heemskerk



Von Anne Franks Schicksal beim Besuch ihres Verstecks zutiefst berührt
Jugendgedenkfahrt des Bezirksverbands Pfalz nach Amsterdam

„Es gab viele Gänsehautmomente, gerade auch im Anne Frank Haus“, bekannte der 14-jährige Julian, einer von 29 Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren aus Ludwigshafen, die auf Einladung des Bezirksverbands Pfalz in Amsterdam auf den Spuren Anne Franks wandelten. Berührender Höhepunkt der dicht gedrängten Besichtigungstour, die das Leben der jüdischen Bevölkerung in der niederländischen Hauptstadt zwischen 1940 – als die deutsche Wehrmacht das neutral gebliebene Land überfiel und besetzte – und 1944 beleuchtete, war der Besuch des Anne Frank Hauses. Das Programm insgesamt, das auch Abstecher zu zwei ehemaligen Lagern und heutigen Nationaldenkmälern beinhaltete, bezeichnete die 16-jährige Sophie als „abwechslungsreich und kompakt“. Für alle sei es „sehr interessant“, „lehrreich“ und „informativ“ gewesen, so einzelne Stimmen der Jugendlichen, die bereits im Mai bei der Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ in der Anne-Frank-Realschule plus und dem Theodor-Heuss-Gymnasium in Ludwigshafen als Peer Guides im Einsatz waren.

Die fünftägige Fahrt führte die Schülerinnen und Schüler vorwiegend ins jüdische Viertel von Amsterdam, um vieles über das dortige Leben zu erfahren. Gleich am Tag nach der Anreise besuchte die Gruppe das Anne Frank Haus in der Prinsengracht 263. „Ich bin schon ein bisschen aufgeregt“, gestand die 15-jährige Mathilda, als sie nach einem Workshop im Vordergebäude, das die Gedenkstätte beherbergt, ins Hinterhaus ging, in dem sich die acht Jüdinnen und Juden ab Juli 1942 mehr als zwei Jahre lang vor den nationalsozialistischen Besatzern versteckt hielten und wo Anne Frank ihr berühmt gewordenes Tagebuch schrieb. „Es war sehr, sehr interessant“, bekannte Mathilda nach dem Rundgang, der die Enge und auch Bedrückungen verdeutlicht, obwohl es keine Möbel oder sonstigen Gegenstände mehr gibt. Der 15-jährige Pietro meinte: „Mir war der Besuch im Anne Frank Haus am wichtigsten, da ich mich in letzter Zeit sehr mit dem Thema ‚Anne‘ beziehungsweise ‚Hinterhaus‘ befasst habe. Durch den Besuch dort konnte ich mehr verstehen, nachempfinden und teilweise nun auch nachvollziehen, wie sich die vierköpfige Familie Frank und die mit ihnen Untergetauchten gefühlt haben müssen. Es war sehr beeindruckend, persönlich am Ort des Geschehens gewesen zu sein.“

Am zweiten Amsterdam-Tag ging es vorbei am Auschwitz-Monument im Wertheim-Park, einer sechsteiligen zerbrochenen Spiegelfläche, ins nationale Holocaust-Museum mit der Hollandschen Schouwburg. Diese erklärten die Nationalsozialisten 1942 zum Sammelplatz für die zur Deportation vorgesehenen Juden. Nächste Station war das Jüdisch-Historische Museum, das die verschiedenen Aspekte der jüdischen Identität beleuchtet; anschließend besuchte die Gruppe die unweit entfernt liegende Portugiesische Synagoge, das größte der jüdischen Gotteshäuser, in der auch heute noch Gottesdienste stattfinden. Bei einer Grachtenrundfahrt konnten die Jugendlichen entspannen und ihre vielen Eindrücke und Informationen verarbeiten.

Fabian, 15 Jahre alt, fand gut, dass neben den zwei Amsterdam-Tagen auch das polizeiliche Durchgangslager Kamp Amersfoort sowie auf der Heimfahrt das bei Herzogenbusch gelegene Internierungslager Kamp Vught auf dem Besichtigungsplan stand. An beiden historischen Orten befinden sich heute Gedenkstätten, die an die von den NS-Schergen während der Besatzungszeit in den Niederlanden verübten Verbrechen und Gräuel erinnern. „Danke, dass der Bezirksverband Pfalz mir die Möglichkeit gegeben hat, bei der Jugendgedenkfahrt dabei zu sein“, resümierte die 17-jährige Vanja. Die Jugendlichen stellten abschließend fest, dass es gut sei, solche Fahrten zu unternehmen, um das politische Bewusstsein zu fördern. Geschichte ließ sich während der fünf Tage emotional gut nachvollziehen, so die Meinung vieler. Und der Besuch der historischen Orte trug zur Vergegenwärtigung und Veranschaulichung nachhaltig bei. Begleitet haben die Jugendgruppe aus 19 Mädchen und zehn Jungen Ulrich Burkhart, der die Gedenkarbeit betreuende Archivar des Bezirksverbands Pfalz, Luise Busch und Lina Mienert, die beim Regionalverband ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren, sowie zwei Lehrerinnen der beiden am Projekt beteiligten Schulen. Einträge zur Jugendgedenkfahrt von den beiden FSJlerinnen gibt es auf www.facebook.com/BezirksverbandPfalz (unter 4. Juni) und www.instagram.com (3. bis 7. Juni).



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