Mark Turner gehört zu den am am höchsten geschätzten Saxophonisten seiner Generation. Lathe Of Heaven ist sein Debüt als Leader für ECM und folgt auf ECM-Alben im Trio Fly mit Larry Grenadier und Jeff Ballard, und auf Gastspiele bei ECM-Aufnahmen mit Billy Hart, Enrico Rava und – ganz aktuell – Stefano Bollani. Turner leitet hier ein Quartett verwandter Seelen, die einen ähnlich forscherischen Intellekt wie ihr Leader haben - mit dem Trompeter Avishai Cohen und der geschmeidigen Rhythmusgruppe aus Bassist Joe Martin und SchlagzeugerMarcus Gilmore.
Nach einem Jahrzehnt gemeinsamer Arbeit im Tarkovsky Quartet und im Pergolesi Project mit der Sängerin Maria Pia de Vito stellen die Cellistin Anja Lechner und der französische Pianist François Couturier ihr neues Duo vor. Auf Moderato cantabile präsentieren sie ihre eigenen Arrangements der Werke dreier faszinierender Außenseiter der Musikgeschichte – G.I. Gurdieff, Komitas und Federico Mompou. Im Programm gibt es Verbindungen zu Anja Lechners vielgelobter Auseinandersetzung mit der Musik von Gurdieff auf dem Album Chants, Hymns and Dances (mit Vassilis Tsabropoulos), doch das neue Duo hat eine eigene Identität. François Couturiers Kompositionen fungieren hier sowohl als kontrastierende wie als ergänzende Elemente. Als Interpret hat Couturier sich schon lange mit Mompous Musik beschäftigt. Er ist von seiner Verbindung mit Anouar Brahem her mit den Klangfarben des Mittleren Ostens vertraut.
In der Reihe New Series sind folgende Werke erschienen: Kim Kashkashian, für ihr Solo-Bratsche-Album mit Werken von Kurtág und Ligeti im vergangenen Jahr mit einem Grammy ausgezeichnet, kehrt nun mit einem neuen Trio zurück: Zu ‚Tre Voci‘ gehören die italienisch-amerikanische Flötistin Marina Piccinini und der israelische Harfenist Sivan Magen. Kashkashian, Piccinini und Magen spielten 2010 bei einem Festival erstmals zusammen, seitdem haben sie ein gemeinsames Repertoire entwickelt. Auf diesem ersten gemeinsamen Album gruppiert es sich um Debussys Sonate für Flöte, Viola und Harfe und deren Einfluss, am unmittelbarsten fühlbar in Takemitsus schimmerndem „And then I knew ‘twas Wind.“ Debussy, selbst nachhaltig beeinflusst durch seine Begegnung mit der Musik des Ostens, legte in seinen letzten Werken besonderes Augenmerk auf Klangfarbe, Textur und ein anders geartetes Verständnis für den Fluss der Zeit. In dieser Musik wies die Elastizität von Debussys Gefühl für Zeit (wie Heinz Holliger beobachtet hat) weit in die Zukunft voraus und zu den Werken von Boulez und auch zur Musik von Sofia Gubaidulina, deren „Garten von Freuden und Traurigkeiten“ seinen eigenen Umgang mit Orient und Okzident pflegt. Das Album von Tre Voci erscheint rechtzeitig zu einer Europatournee, deren Programm Musik von Debussy, Takemitsu und Gubaidulina beinhaltet.
Die Komponistin Galina Ustvolskaja (1919-2006) bestand darauf, dass „keine wie auch immer geartete Beziehung“ zwischen ihrer Musik „und der eines anderen lebenden oder toten Komponisten“ bestehe, und positionierte sich außerhalb aller stilistischen „Schulen“. Ihr Werk, sagte Viktor Suslin, habe die „Fokussiertheit eines Laserstrahls, der Metall schneiden kann.“ Sich in diese Klangwelt zu begeben, erfordert eine besondere Form des Engagements und der Intensität. Patricia Kopatchinskaja und Markus Hinterhäuser spielen auf einer neuen Einspielung die Sonate (1952) und das Duett (1964) für Violine und Klavier, und zusammen mit Reto Bieri, das Trio (1949) für Klarinette, Violine und Klavier.
Vor dreißig Jahren, im September 1984, erschien mit Arvo Pärts „Tabula Rasa“ jenes Album, für das die New Series als zweite große editorische Linie bei ECM aus der Taufe gehoben wurde.
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