In all der Farbenpracht fragt man sich Wofür man’s macht. © Foto: Dominic Reichenbach, Artwork: Claus Piffl
WOFÜR?
Wenn ich was nicht verstehe, sind das nicht nur die Wähler von Donald Trump, die Fans von Andreas Gabalier oder wann der Subjonctif im Französischen angewandt wird, sondern auch noch Menschen, die auf ganz bestimmte Werbungen anspringen.
Weil der allwissende Algorithmus anscheinend weiß, wie alt ich bin, dass ich früher Rockmusik gemacht habe, und immer wieder Bluetooth-Kopfhörer erwerbe, bekomme ich jetzt regelmäßig Werbung für Hörgeräte angeboten.
Für was?
Das heißt: „Wofür“!
Kefir?
Nein, es heißt „wofür“.
Wer heißt Vampir?
Wofür! Nicht Vampir oder Kefir, sondern Wofür! Und nicht „für was“? Klar? So heißt das.
Was?
Deine Frage.
Meine Frage?
Welche Werbung ich gemeint habe.
Werbung? Welche Werbung?
Na, die für Hörgeräte.
Für was?
Ah…! Lassen wir das.
Die Hörgeräte sind nämlich nicht das Problem, sondern die Art der Werbung.
So wirbt etwa eine Firma für ihre Verständigungshilfe…
Wofür?
Ach, jetzt geht’s plötzlich, was?
Stets köstlich Glas?
Genau… jedenfalls wirbt man für das Hörgerät mit dem Satz: „Endlich wieder das Fernsehen verstehen.“
Also ehrlich: Wer will das?
Und selbst wenn: Dafür braucht man doch kein Hörgerät, sondern die Entfernung eines Viertels des Großhirns.
Also zumindest für das Programm der Privaten.
Für die interessanten Filme, Dokus und Kulturberichte dagegen, da braucht man eher Aufputschmittel, einen verkehrten Biorhythmus oder zumindest sehr viel Kaffee, weil die Programme immer irgendwann in der Nacht kommen. Nämlich dann, wenn anständige Menschen sich wegen Schlafproblemen im Bett hin und her wälzen. Und ich weiß, wovon ich rede*.
Oder man schaut gerade Nachrichten, und dann ist man eigentlich mit Verständigungsproblemen am besten dran.
Denn wer will denn wirklich hören, was bei der COP30 in Belem mal wieder nicht weiter geht.
Oder um wie viele Milliarden Donald Trump die BBC verklagt. Oder…
Wer hat in Tiblisi gejagt?
Die BBC! Verklagt!
Oder wer möchte hören, das die Deutsche Bahn immer noch langsamer wird, durch die marode Infrastruktur…
Pagode in der Kultur?
Ja….Fast.
Oder wen stört es wirklich, wenn er nicht genau versteht, dass die deutsche Bundesregierung zwar das Deutschland-Ticket verteuert, dafür aber Inlandsflüge verbilligt.
Einstandszüge bewilligt?
Schön wär’s…
Wer will denn das alles ganz genau verstehen? Das alles, wo es eigentlich nichts zu verstehen gibt. Da ist doch schlecht hören und nichts verstehen eigentlich ein Geschenk!
Welches Gelenk?
Deine Mudda!
Apropos Verwandtschaft: Meine Oma ist - wie viele ältere Leute - regelmäßig vor dem Fernseher eingeschlafen.
Das ging damals noch. Augen zu, Du hörst den Nachrichtensprecher irgendwas vor sich hinplappern und schon schlummerst Du friedlich.
Aber heute? Bei der aktuellen Nachrichtenlage kriegt man entweder kein Auge zu - oder Alpträume.
Oder man ist eben schwerhörig. Das wäre eine Gnade. Die Gnade des schlechten Gehörs. Dann ist das vielleicht alles nicht mehr so deutlich wahrnehmbar: Die katastrophale Situation im Sudan…
Die abnormale Kontemplation in Bhutan?
… das Drama im Nahen Osten…
Das Lama mit hohen Kosten?
… oder der russische Terror auf die ukrainische Zivilbevölkerung.
Welcher musischer Tenor auf…
Es reicht!! Das ist nicht lustig!!!
Diese ständigen Verballhornungen werden dem Ernst der Lage nicht gerecht! Das ist geschmacklos. Und verhöhnt die Opfer!!!
Nein, man verpönt keine Oper.
Die Opfer! Verdammt nochmal!!! Du tauber Trottel!!!
Ach, so tut mir leid. Hab ich nicht so genau verstanden. Das passiert mir öfter. Ich wollte niemanden beleidigen.
Für die Opfer ist das natürlich schlimm. Das sind ja alles Menschen wie Du und ich.
Aber man sitzt nur da und versteht schon gar nichts mehr.
Und denkt sich, was soll ich tun? Deshalb werde ich jetzt…
Was tust Du da eigentlich?
Ich wollte mir gerade ein Hörgerät kaufen.
Aber wozu denn?
Na damit ich noch teilnehmen kann, an…
An was teilnehmen?
Das heißt: Woran?
Ja …okay. Also woran teilnehmen? Um das Leid der Welt noch besser zu wahrzunehmen? Sollen die Schreie der Elendigen kristallklar an Dein Trommelfell gelangen? Ist das Jammern der Hungernden und Frierenden in Dolby-Surround-Qualität angenehmer?
Äh, nein… ich glaube nicht.
Eben. Viel besser, Du nimmst das Geld** und spendest der Hilfsorganisation Deines Vertrauens.
So hilfst Du Leuten, die Leuten helfen. Also Hilfshilfe statt Hörhilfe.
Ja, aber… wenn der Bundeskanzler im Fernsehen kommt, versteh ich in doch nichts mehr.
Ja, aber das liegt nicht an Dir, sondern am Bundeskanzler, weil der nur Schwachsinn redet. Erstens.
Also sei - Zweitens - froh. Und drittens: Kauf Dir einfach Bluetooth-Kopfhörer.
Das hilft?
Hmmm sagen wir so: Man kriegt danach dann regelmäßig tolle Werbung für Hörgeräte.
Für was? Störsekrete?
Genau.
Aber es heißt immer noch: Wofür?
——
groebner live:
Alle Termine gibt es hier.
Nächster Vierteljahresrückblick „Quartalsweise“ 11.12. Buch&Wein, Frankfurt
Satirischer Jahresrückblick 12.12. Filmklubb, Offenbach
groebner gehört:
Satire-Pop-Album „Nicht mein Problem“
Zusammen mit den sehr lieben, aber auch geschätzten Kolleginnen und Kollegen Fine Degen, Ella Carina Werner, Jess Jochimsen und Sascha Bendiks (ich schätze alle mindestens drei Jahre jünger) war ich auf Schloß Kapfenburg und habe dort bei für SWR Kultur die „Nacht der Poeten“ mit lustigen Texten bestritten. Könnt Ihr Euch anhören.
Zweiter Teil folgt.
„Ende der Welt“ auf Bayern 2 und in der ARD-Audiothek, wo ich nachdenke, wie eine Welle und das Verschwinden einer Regierung zusammenhängen könnte.
Einen ganz neuen Song (ist die Zugabe vom neuen Programm, aber psst!) kann man direkt auf der Homepage hören.
groebner gesehen:
Der freundliche Sender 3Sat hat mein Programm „ÜberHaltung“ ausgestrahlt. Juhu!
Und zwar am 15.November (passend: Leopoldi, das Fest des Stadtheiligen von Wien) um 2:40*.
Aber die Mediathek hat ja immer offen.
Wer es noch nicht gesehen hat, hat jetzt (Achtung Wortwitz) das Nachsehen.
groebner gefolgt:
Videos auf YouTube, auf Instagram oder auf Facebook zu sehen.
——-
Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung.
Wer es dennoch materiell unterstützen will**, hier wäre die Bankverbindung für Österreich:
Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709
Hier die jene für Deutschland:
Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64
WOFÜR?
Wenn ich was nicht verstehe, sind das nicht nur die Wähler von Donald Trump, die Fans von Andreas Gabalier oder wann der Subjonctif im Französischen angewandt wird, sondern auch noch Menschen, die auf ganz bestimmte Werbungen anspringen.
Weil der allwissende Algorithmus anscheinend weiß, wie alt ich bin, dass ich früher Rockmusik gemacht habe, und immer wieder Bluetooth-Kopfhörer erwerbe, bekomme ich jetzt regelmäßig Werbung für Hörgeräte angeboten.
Für was?
Das heißt: „Wofür“!
Kefir?
Nein, es heißt „wofür“.
Wer heißt Vampir?
Wofür! Nicht Vampir oder Kefir, sondern Wofür! Und nicht „für was“? Klar? So heißt das.
Was?
Deine Frage.
Meine Frage?
Welche Werbung ich gemeint habe.
Werbung? Welche Werbung?
Na, die für Hörgeräte.
Für was?
Ah…! Lassen wir das.
Die Hörgeräte sind nämlich nicht das Problem, sondern die Art der Werbung.
So wirbt etwa eine Firma für ihre Verständigungshilfe…
Wofür?
Ach, jetzt geht’s plötzlich, was?
Stets köstlich Glas?
Genau… jedenfalls wirbt man für das Hörgerät mit dem Satz: „Endlich wieder das Fernsehen verstehen.“
Also ehrlich: Wer will das?
Und selbst wenn: Dafür braucht man doch kein Hörgerät, sondern die Entfernung eines Viertels des Großhirns.
Also zumindest für das Programm der Privaten.
Für die interessanten Filme, Dokus und Kulturberichte dagegen, da braucht man eher Aufputschmittel, einen verkehrten Biorhythmus oder zumindest sehr viel Kaffee, weil die Programme immer irgendwann in der Nacht kommen. Nämlich dann, wenn anständige Menschen sich wegen Schlafproblemen im Bett hin und her wälzen. Und ich weiß, wovon ich rede*.
Oder man schaut gerade Nachrichten, und dann ist man eigentlich mit Verständigungsproblemen am besten dran.
Denn wer will denn wirklich hören, was bei der COP30 in Belem mal wieder nicht weiter geht.
Oder um wie viele Milliarden Donald Trump die BBC verklagt. Oder…
Wer hat in Tiblisi gejagt?
Die BBC! Verklagt!
Oder wer möchte hören, das die Deutsche Bahn immer noch langsamer wird, durch die marode Infrastruktur…
Pagode in der Kultur?
Ja….Fast.
Oder wen stört es wirklich, wenn er nicht genau versteht, dass die deutsche Bundesregierung zwar das Deutschland-Ticket verteuert, dafür aber Inlandsflüge verbilligt.
Einstandszüge bewilligt?
Schön wär’s…
Wer will denn das alles ganz genau verstehen? Das alles, wo es eigentlich nichts zu verstehen gibt. Da ist doch schlecht hören und nichts verstehen eigentlich ein Geschenk!
Welches Gelenk?
Deine Mudda!
Apropos Verwandtschaft: Meine Oma ist - wie viele ältere Leute - regelmäßig vor dem Fernseher eingeschlafen.
Das ging damals noch. Augen zu, Du hörst den Nachrichtensprecher irgendwas vor sich hinplappern und schon schlummerst Du friedlich.
Aber heute? Bei der aktuellen Nachrichtenlage kriegt man entweder kein Auge zu - oder Alpträume.
Oder man ist eben schwerhörig. Das wäre eine Gnade. Die Gnade des schlechten Gehörs. Dann ist das vielleicht alles nicht mehr so deutlich wahrnehmbar: Die katastrophale Situation im Sudan…
Die abnormale Kontemplation in Bhutan?
… das Drama im Nahen Osten…
Das Lama mit hohen Kosten?
… oder der russische Terror auf die ukrainische Zivilbevölkerung.
Welcher musischer Tenor auf…
Es reicht!! Das ist nicht lustig!!!
Diese ständigen Verballhornungen werden dem Ernst der Lage nicht gerecht! Das ist geschmacklos. Und verhöhnt die Opfer!!!
Nein, man verpönt keine Oper.
Die Opfer! Verdammt nochmal!!! Du tauber Trottel!!!
Ach, so tut mir leid. Hab ich nicht so genau verstanden. Das passiert mir öfter. Ich wollte niemanden beleidigen.
Für die Opfer ist das natürlich schlimm. Das sind ja alles Menschen wie Du und ich.
Aber man sitzt nur da und versteht schon gar nichts mehr.
Und denkt sich, was soll ich tun? Deshalb werde ich jetzt…
Was tust Du da eigentlich?
Ich wollte mir gerade ein Hörgerät kaufen.
Aber wozu denn?
Na damit ich noch teilnehmen kann, an…
An was teilnehmen?
Das heißt: Woran?
Ja …okay. Also woran teilnehmen? Um das Leid der Welt noch besser zu wahrzunehmen? Sollen die Schreie der Elendigen kristallklar an Dein Trommelfell gelangen? Ist das Jammern der Hungernden und Frierenden in Dolby-Surround-Qualität angenehmer?
Äh, nein… ich glaube nicht.
Eben. Viel besser, Du nimmst das Geld** und spendest der Hilfsorganisation Deines Vertrauens.
So hilfst Du Leuten, die Leuten helfen. Also Hilfshilfe statt Hörhilfe.
Ja, aber… wenn der Bundeskanzler im Fernsehen kommt, versteh ich in doch nichts mehr.
Ja, aber das liegt nicht an Dir, sondern am Bundeskanzler, weil der nur Schwachsinn redet. Erstens.
Also sei - Zweitens - froh. Und drittens: Kauf Dir einfach Bluetooth-Kopfhörer.
Das hilft?
Hmmm sagen wir so: Man kriegt danach dann regelmäßig tolle Werbung für Hörgeräte.
Für was? Störsekrete?
Genau.
Aber es heißt immer noch: Wofür?
——
groebner live:
Alle Termine gibt es hier.
Nächster Vierteljahresrückblick „Quartalsweise“ 11.12. Buch&Wein, Frankfurt
Satirischer Jahresrückblick 12.12. Filmklubb, Offenbach
groebner gehört:
Satire-Pop-Album „Nicht mein Problem“
Zusammen mit den sehr lieben, aber auch geschätzten Kolleginnen und Kollegen Fine Degen, Ella Carina Werner, Jess Jochimsen und Sascha Bendiks (ich schätze alle mindestens drei Jahre jünger) war ich auf Schloß Kapfenburg und habe dort bei für SWR Kultur die „Nacht der Poeten“ mit lustigen Texten bestritten. Könnt Ihr Euch anhören.
Zweiter Teil folgt.
„Ende der Welt“ auf Bayern 2 und in der ARD-Audiothek, wo ich nachdenke, wie eine Welle und das Verschwinden einer Regierung zusammenhängen könnte.
Einen ganz neuen Song (ist die Zugabe vom neuen Programm, aber psst!) kann man direkt auf der Homepage hören.
groebner gesehen:
Der freundliche Sender 3Sat hat mein Programm „ÜberHaltung“ ausgestrahlt. Juhu!
Und zwar am 15.November (passend: Leopoldi, das Fest des Stadtheiligen von Wien) um 2:40*.
Aber die Mediathek hat ja immer offen.
Wer es noch nicht gesehen hat, hat jetzt (Achtung Wortwitz) das Nachsehen.
groebner gefolgt:
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——-
Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung.
Wer es dennoch materiell unterstützen will**, hier wäre die Bankverbindung für Österreich:
Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709
Hier die jene für Deutschland:
Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64
