Manchmal denke ich wehmütig an die Zeit zurück, als die Buchmesse noch in den historischen Handelshäusern der Innenstadt stattfand und man zwischen dem Seitenblättern auf dem Weg von einem Ausstellungsort zum anderen die Frühblüher auf dem Sachsenplatz betrachten konnte, den Frühlingswind um die Nase geweht bekam und begriff, was es heißt, wenn eine Messe Flair hat.
Auch das zwischenzeitliche Ausruhen in einem Café war möglich ...
Leider haben auch die Buchhändler in der Leipziger Innenstadt wenig von der Ausstellung am nördlichen Stadtrand. Ihre Umsätze steigen in dieser Zeit nicht wesentlich. Wer etwas Neues entdeckt, kauft das Werk sofort in der Messebuchhandlung „draußen“.
Foto: audiamo |
Die Quantität steigt, nicht aber die Qualität. Weniger ist manchmal mehr.
Ich hatte in diesem Jahr das Glück, die Messe schon am Donnerstag, dem Eröffnungstag, mit einer Freikarte, die mir eine liebe Freundin schenkte, besuchen zu können. Mir begegneten nicht Heerscharen nach dem Vorbild ihrer Comic-Helden kostümierten Jugendlichen auf dem Weg in Halle 2, die mich immer in Versuchung bringen, „Helau!“ oder „Alaf!“ zu rufen... Was das mit dem Lesen zu tun hat, erschließt sich mir nicht (mehr). Wahrscheinlich werde ich alt. Ich musste mich ebenfalls nicht im Schritttempo durch Menschenmassen schieben lassen.
Nein, ich hatte wirklich Glück. Mir begegnete ein Bekannter, der wahrscheinlich zu der Lesung und Vorstellung seines satirisch-kritischen Romans über den DDR-Literaturbetrieb eilte und schon zweimal Preisträger eines mdr-Literaturwettbewerbs war.
Ich nahm mir Zeit, um dem liebenswerten Herrn Schubert mit den leuchtenden Augen an seinem Stand vom Schubert-Verlag Leipzig zu besuchen und ihm viel Erfolg zu wünschen. Ebenso konnte ich mit meinem Verleger sprechen und ihm für die ansprechende Gestaltung meines Büchleins „Unterschiedliche Arten von Mut“ danken.
Eine Stunde verweilte ich hinter der LVZ-Autorenarena, um bei einem Kaffee den Lebenserinnerungen von Otto Mellies und dann den bissig-satirischen Bemerkungen von Peter Ensikat zu lauschen. Ich ergab mich der Muße, in den künstlerischen Arbeiten der Studenten der Burg Giebichenstein zu blättern und die schönsten Bücher aus aller Welt zu betrachten. Zwei davon blieben mir im Gedächtnis. Eines kam aus Iran und faszinierte mich durch die großen aufklappbaren Fotos und Zeichnungen, obwohl mir der Inhalt leider verschlossen blieb. Ein anderes Buch, dass mir besonders gefiel, kam aus Tschechien. Die Gold-, Silber- und Bronzemedaillengewinner in der Buchgestaltung durchstöberte ich ebenfalls.
Ich besuchte wie jedes Jahr den Stand des Oberlausitzer Verlages, denn das bin ich meiner Omi schon schuldig, die aus dem Zittauer Gebirge stammt. Über den Buchtitel „Lausitzer Granitschädel“ muss ich schmunzeln.
Abends dann blätterte ich völlig kaputt vom Schlendern und Schauen in meiner „Beute“ und lauschte der Messekolumne von Clemens Meyer im Rundfunk, um festzustellen, dass ein Messebesuch in jedem Jahr gleich anstrengend ist, was ich von dem Leipziger Schriftsteller in seinem Rundfunkbeitrag auch noch bestätigt bekam.
Das Schönste ist aber sowie das Lesefest „Leipzig liest“ in der Leipziger Innenstadt und an vielen weiteren Orten in der Stadt mit einer schier unermesslichen Zahl an Veranstaltungen. Trotzdem kam ich in diesem Jahr in Schwierigkeiten das Richtige auszuwählen. Ich fand einfach wenig, was mich interessierte.
Foto: audiamo |
Ein wunderbares, unvergleichliches Erlebnis verschaffte mir die musikalische Lesung von Barbara Thalheim zu ihrem Buch „Vor dem Tod ist alles Leben“ in der neuen Spielstätte des Kabaretts „Pfeffermühle“. Ich lauschte den Chansons und den Geschichten der Künstlerin über ihre Kindheit, über die Insel Hiddensee sowie ihren kritischen Anmerkungen zu den aktuellen Geschehnissen in Gesellschaft und Politik.
Vor und nach der Veranstaltung konnte ich mit der Verlegerin der „Edition Zwiefach“ , Frau Linde Kauert, über eines von Eva Strittmatters letzten Büchern „Seele. Seltsames Gewächs“ sprechen. „Da ist eine ganz Große gegangen.“, äußerte die Malerin traurig, die mit dem ehemaligen künstlerischen Leiter des Aufbau Verlages einen kleinen Verlag leitet, in dem schon 12 grafisch wunderbar gestaltete Bücher erschienen sind.
Es bedeutete mir sehr viel, als Barbara Thalheim mir mein Buch signierte und mich mit den Worten verabschiedete: „Sie müssen eine sehr sympathische Frau sein.“, nachdem ich mit ihr kurz über ihr Konzert vor zwei Jahren in der Inselkirche Hiddensee sprach. Es gibt von der Insel Geliebte und Ungeliebte, erwähnte die Sängerin während ihres Auftritts. Vielleicht bin ich eine von der Insel Geliebte...
Ich hätte auch gerne eine Signatur in meinen Buch . Ich finde diese Frau echt klasse
AntwortenLöschen