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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Dienstag, 15. Oktober 2024

HIGHLIGHTS IM SPIELPLAN DER OPER FRANKFURT IM NOVEMBER 2024





Sonntag, 3. November
2024, um 18 Uhr im Opernhaus

Premiere


Thomas Guggeis  Foto: Felix Grünschloss

LULU


Oper in drei Akten von Alban Berg (Fassung von Friedrich Cerha)

In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln


Musikalische Leitung: Thomas Guggeis; Inszenierung: Nadja Loschky


Mitwirkende: Brenda Rae (Lulu), Simon Neal (Dr. Schön / Jack the Ripper), AJ Glueckert (Alwa),

Claudia Mahnke (Gräfin Geschwitz), Theo Lebow (Maler / Freier), Kihwan Sim (Tierbändiger / Athlet), Alfred Reiter (Schigolch), Bianca Andrew (Garderobiere / Gymnasiast / Groom),

Michael Porter (Prinz / Kammerdiener / Marquis), Božidar Smiljanić (Theaterdirektor /
Diener), 
Erik van Heyningen (Bankier / Medizinalrat / Professor), Anna Nekhames

(Fünfzehnjährige), Katharina Magiera (ihre Mutter), Cecelia Hall (Kunstgewerblerin),
Leon Tchakachow (Journalist / Clown) u.a.


Weitere
Vorstellungen: 7., 9. (18 Uhr), 15., 17. (18 Uhr), 23. (18 Uhr), 28. November 2024

Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19 Uhr.

Preise: 16 bis 190 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins Sektion Oper


Als 20-Jähriger lernt Alban Berg (1885-1935) in Wien das Drama Lulu von Frank Wedekind (1864-1918) kennen und ist vom ersten Moment an fasziniert. Über 20 Jahre später, im Jahr 1928, beginnt der Komponist schließlich mit seiner Arbeit an der Oper. Er entwickelt sie streng symmetrisch und nach dem Vorbild seines Lehrers Arnold Schönberg in der Zwölftontechnik. Berg spielt mit einer Vielfalt an Klangfarben und unterschiedlichsten musikalischen Formen, lässt immer wieder auch Jazz anklingen. Er arbeitet mit Zwischenspielen, melodramatischen und rezitativischen Passagen. Den Mittelpunkt des Werkes bildet eine wiederum strikt symmetrisch angelegte Zwischenmusik. Bevor Berg

seine zweite Oper vollenden kann, stirbt er 1935 im Alter von 50 Jahren an einer Blutvergiftung. Nach der Uraufführung des Partiturfragments der Oper verwehrt Bergs Witwe Helene das Recht zu dessen Vervollständigung. Ohne ihre Kenntnis arbeitet der österreichische Komponist Friedrich Cerha (1926-2023) in einem Zeitraum von über zwölf Jahren an einer spielbaren Fassung des dritten Aktes.

Aufführbar wird sie aus juristischen Gründen erst nach Helene Bergs Tod. Im Februar 1979 erarbeiten Pierre Boulez und Patrice Chéreau die Premiere der vervollständigten Lulu, jenes Schlüsselwerks des 20. Jahrhunderts, mit dem Alban Berg das Musiktheater revolutioniert hatte. Die letzte Frankfurter Neuproduktion der Oper kam 2003 in der Regie von Richard Jones heraus.

Chefredakteur Dr. Schön hat Lulu von der Straße geholt. Schicksalhaft sind die beiden miteinander verbunden. Inzwischen ist Lulu die Ehefrau des Medizinalrats Dr. Goll. Als dieser mitbekommt, wie ein Maler sie beim Porträtieren bedrängt, stirbt er an einem Herzschlag. In zweiter Ehe ist Lulu jetzt mit dem Maler verheiratet, der sich das Leben nimmt, als er von ihrer Affäre mit Dr. Schön erfährt.

Lulu bringt Dr. Schön dazu, seine Verlobung mit einer anderen zu lösen und stattdessen sie zu heiraten. Eines Tages fordert er sie in rasender Eifersucht dazu auf, sich zu erschießen. Lulu richtet die Waffe jedoch gegen ihn und wird als Mörderin verhaftet. Mit Hilfe ihrer Freunde unter ihnen die Gräfin Geschwitz und Dr. Schöns Sohn Alwa kann sie dem Gefängnis entkommen. Sie fliehen erst nach Paris und schließlich nach London, wo Lulu sich und ihre Freunde mit Prostitution über Wasser hält. Ihr letzter Kunde ist der Serienmörder Jack the Ripper


Die musikalische Leitung liegt bei Frankfurts Generalmusikdirektor Thomas Guggeis. Für die Inszenierung zeichnet Nadja Loschky verantwortlich, die unlängst mit Händels Giulio Cesare in Egitto an der Oper Frankfurt debütierte. Seit 2023/24 leitet sie das Theater Bielefeld in einer Doppelspitze und wird es 2025 allein übernehmen. In der Titelpartie kehrt die amerikanische Koloratursopranistin Brenda Rae zurück nach Frankfurt, wo sie von 2008 bis 2017 als einer der Publikumslieblinge zum Ensemble gehörte. Regelmäßiger Gast im Haus am Willy-Brandt-Platz ist der britische Bariton Simon Neal (Dr. Schön / Jack the Ripper). Zuletzt sang er hier 2023/24 Nekrotzar in György Ligetis Le Grand Macabre. Fast alle weiteren Partien sind mit  Ensemblemitgliedern der Oper Frankfurt besetzt.



Sonntag, 10. November 2024, um 19 Uhr im Bockenheimer Depot

Premiere / Frankfurter Erstaufführung


Julia Burbach  Foto: Fran Marshall
PARTENOPE


Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln


Musikalische Leitung: George Petrou; Inszenierung: Julia Burbach


Mitwirkende: Jessica Niles (Partenope), Kelsey Lauritano (Rosmira), Iurii Iushkevich (Arsace), Cláudia Ribas (Armindo), Magnus Dietrich (Emilio), Jarrett Porter (Ormonte)


Weitere
Vorstellungen: 12., 14., 16., 20., 22., 25., 27. November 2024

Alle diese Vorstellungen beginnen um 19 Uhr.
Preise: 25 bis 80 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)


Die Krise der Royal Academy of Music in London war 1728 mit der unerwarteten Kündigung ihrer Stars (u.a. des Kastraten Senesino) in der italienischen Opernkompanie von Georg Friedrich Händel (1685-1759) vorprogrammiert. Gleich drei große Sängerpersönlichkeiten kehrten nach Italien zurück, so dass Händel plötzlich die Zuschauer und Opernaktionäre fehlten. Daher musste die nächste Spielzeit wegen Besetzungslücken komplett gestrichen werden. Dementsprechend stürzten die Opernaktien plötzlich ab, so dass der Komponist und Großunternehmer Händel schnell nach Italien aufbrechen musste, um dort neue Publikumsmagnete aufzuspüren. Dank seines europaweit einwandfrei funktionierenden Netzwerks und sicheren Gespürs schaffte er es in

wenigen Monaten, ein neues, funktionsfähiges Ensemble für London zu stemmen, obwohl ihm die echten Stars der damaligen Opernwelt abhanden gekommen waren. Ein „Weiter so“ durfte es aber auch im Repertoire nicht geben. Neue Stücke, Klänge, Geschichten und Farben mussten her. Das Libretto von Partenope greift auf einen Text des römischen Dichters Silvio Stampiglia zurück, der einer moralisierenden und düsteren Handlung lebendige Geschichten und beißende Komik vorzog.

Und so sorgte Händels auf diesem Stoff beruhende Tragikomödie für jede Menge Trubel, was die Opernaktien erwartungsgemäß stiegen ließ. Nur auf den ersten Blick erfüllt die Handlung alle Anforderungen, die an das Libretto einer Opera seria gestellt werden. Vermutlich waren es die Leichtigkeit und der Sarkasmus der literarischen Vorlage, die Händel besonders reizten: So konnte erdie festgefahrenen und starren Formen der Opera seria einerseits wiederbeleben und auflockern, andererseits mit (selbst-)ironischen Untertönen und absurden Wendungen in eine

freche musikalische Komödie umwandeln.


Um die Königin von Neapel dreht sich das Liebeskarussell: Partenope wird von drei Männern umworben. Eigentlich ist der selbstgefällige Arsace ihr Favorit, aber sie ist auch vom schüchternen Armindo angetan. Der dritte, Emilio, reist mit seiner ganzen Armee an und stellt die Königin vor die Wahl: Hochzeit oder Krieg. Die Raffinesse, mit der die Königin Armindo und Emilio abblitzen lässt, ist einer gewieften Politikerin würdig. Ihren geliebten Arsace kriegt sie allerdings gar nicht in den Griff.

Partenope weiß nicht, dass er seine Verlobte Rosmira ihretwegen verlassen hat. Als Fürst Eurimene verkleidet, erscheint die Betrogene am Hof, um ihren Geliebten zurückzugewinnen. Sie demütigt den untreuen Arsace, der sie erkennt und nun gar nicht mehr weiß, welche der beiden Frauen er liebt.

Rosmira nötigt ihren Verlobten, ihre wahre Identität geheim zu halten. Ihre Rachsucht verleitet sie dazu, Partenope Arsaces Untreue zu offenbaren. Partenope heiratet nun doch Armindo und bietet Emilio anstelle ihrer Liebe ihre Freundschaft an. Eine überraschende Doppelhochzeit stoppt die Turbulenzen und lässt die Königin ohne Gefühlschaos weiter regieren ...


Der griechische Dirigent George Petrou ist Künstlerischer Leiter der Internationalen Händel Festspiele Göttingen und des renommierten Armonia Atenea Orchesters in Athen. Mit dieser Neuproduktion gibt er sein Debüt an der Oper Frankfurt. Dies gilt auch für die Regisseurin: Julia Burbach wurde als Kind deutscher Eltern in Tokio geboren. Erste Erfahrungen im Regiefach sammelte sie als Assistentin von Christof Loy. Bald übernahm sie eigene Inszenierungen, darunter aktuell Donizettis L’elisir d’amore am Nationaltheater Prag. Die Titelpartie singt als Hausdebüt die amerikanische Sopranistin Jessica Niles. Ausgebildet an der Juilliard School in New York war sie von 2021 bis 2023 Ensemblemitglied an der Bayerischen Staatsoper in München und ist seither freiberuflich tätig. Der russische Countertenor Iurii Iushkevich legte kürzlich als Nireno in Händels

Giulio Cesare in Egitto sein Debüt an der Oper Frankfurt vor. Im Dezember 2024 gibt er gemeinsam mit den ehemaligen Opernstudiomitgliedern Clara Kim und Nombulelo Yende einen Liederabend. Alle weiteren Partien der Frankfurter Erstaufführung sind mit Mitgliedern des Ensembles und des Opernstudios der Oper Frankfurt besetzt.



Sonntag, 10. November 2024, um 18 Uhr im Opernhaus

Erste Wiederaufnahme


AIDA   Foto: Barbara Aumüller

AIDA

Opera lirica in vier Akten von Giuseppe Verdi
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln


Musikalische Leitung: Julia Jones; Inszenierung: Lydia Steier


Mitwirkende: Christina Nilsson (Aida), Young Woo Kim / Stefano La Colla (Radamès),

Silvia Beltrami (Amneris), Andreas Bauer Kanabas (Ramfis),  Iain MacNeil / Nicholas
Brownlee (Amonasro), Simon Lim (Der König von Ägypten), Kudaibergen Abildin
(Ein Bote), Julia Stuart / Idil Kutay (Eine Priesterin)


Weitere Vorstellungen: 16., 22. (19 Uhr), 24. (15.30 Uhr) November, 8. (15.30 Uhr), 15., 20. (19 Uhr) Dezember 2024

Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 18 Uhr.

Preise: 16 bis 132 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Mit freundlicher Unterstützung der DZ Bank


Die Neuinszenierung der Aida von Giuseppe Verdi (1813-1901) in der Sicht von Lydia Steier fand geteilte Aufnahme bei Publikum und Presse. So konnte man auf der Opernplattform
www.deropernfreund.de lesen: „Die Haltung der Inszenierung und ihre Drastik muss man nicht mögen. 
Unbestreitbar bietet diese Produktion aber saftiges, opulent ausgestattetes und handwerklich detailliert ausgearbeitetes Musiktheater.“ In der diesjährigen Kritikerumfrage des Fachmagazins Opernwelt wurde Lydia Steier auch für diese Inszenierung als „Regisseurin des Jahres“ ausgezeichnet.

Die Geschichte der äthiopischen Sklavin Aida, gefangen zwischen ihren Gefühlen zu dem
ägyptischen Feldherrn Radamès und der patriotischen Pflicht gegenüber ihrem durch die Ägypter unterdrückten Volk, gehört zum Kernrepertoire internationaler Opernhäuser. In dem weiten Spektrum zwischen pompösen Arena-Produktionen und ambitionierten Neudeutungen lädt diese Produktion zum Wieder-Hören eines längst vertraut scheinenden Meisterwerkes ein.


Die musikalische Leitung der ersten Wiederaufnahme übernimmt die international tätige Dirigentin Julia Jones. Die Engländerin arbeitet regelmäßig an den großen Opernhäusern wie den Staatsopern in Wien, Berlin, Hamburg und München. Von 2016 bis 2021 hatte sie das Amt der Generalmusikdirektorin an den Wuppertaler Bühnen inne und war ab Anfang 2000 immer wieder an der Oper Frankfurt zu Gast. Dort dirigierte sie zuletzt in der Spielzeit 2023/24 Wiederaufnahmen von Mozarts Die Zauberflöte und Cimarosas L’italiana in Londra. 

Die Besetzung weist einige neue Namen auf: Die schwedische Sopranistin Christina Nilsson stellte sich dem Frankfurter Publikum erstmals 2018 als Strauss‘ Ariadne vor, 2024 gefolgt von der Partie der Elisabeth in Wagners Tannhäuser. Zu ihren jüngsten Auftritten gehören Rosalinde (Die Fledermaus) an der Bayerischen Staatsoper, Chrysothemis (Elektra) an der Kungliga Operan in Stockholm sowie Aida an der Deutschen Oper Berlin und der Oper Frankfurt. Diese Partie wird sie in diesem Jahr auch an die Metropolitan Opera in New York führen. Der südkoreanische Tenor Young Woo Kim wechselte 2018/19 vom Internationalen Opernstudio der Oper Köln ins dortige Ensemble und legt nun als Radamès sein Debüt an der Oper Frankfurt vor. Auch die italienische Mezzosopranistin Silvia Beltrami singt erstmals im Haus am Willy-Brandt-Platz. Zu ihren aktuellen Auftritten gehört die Titelpartie von Puccinis Madama Butterfly am Teatro Real Madrid; in Planung befindet sich Laura in Ponchiellis La Gioconda in Cagliari und Ulrica in Verdis Un ballo in maschera in Bologna. Mit der Produktion vertraut sind die Ensemblemitglieder Andreas Bauer Kanabas (Ramfis) sowie Iain MacNeil und Nicholas Brownlee (Amonasro). Weitere mit der Inszenierung vertraute Namen,
aber auch Neueinsteiger*innen finden sich sowohl in der Besetzung der übrigen Partien als auch unter den Sängerinnen und Sängern der Folgevorstellungen.






















Montag, 14. Oktober 2024

Severin Groebners Neuer Glossenhauer #47 - Opfer der Unschuld

Unschuldiges Blau vor Zornesröte.
© Foto: Dominic Reichenbach, Artwork: Claus Piffl











Opfer der Unschuld

Na, jetzt haben wir den Salat. Aber eigentlich ist das kein Salat. Auch kein Sonntagsbraten und keine vegane Fitness-Bowl.
Es ist mehr so ein brauner Brei, der einem da serviert wird.
Ungefragt. Auch unerbeten. Man hatte Gegenteiliges gehofft. Aber jetzt steht er da vor einem. Der Brei. Und dampft braun vor sich hin. Und man könnte fast meinen, dass er einen hämisch angrinst.
Und die braune Fratze, die da einen so siegessicher anblickt, erinnert einen an irgendwen.
Aber wer ist das? Sieht aus, wie ein unglücklicher Mensch. Über die eigene Verbitterung tapfer hinweg grinsend. Einer, der sich übervorteilt fühlt vom Leben.
Ja, einer. Es ist eindeutig ein Mann, der aus diesem Brei blickt. Ein Frustrierter, der jetzt Rückenwind spürt. Einer der zurückschlagen will, weil er nicht das bekommen hat, was er glaubt, das ihm zusteht.
Und irgendwoher kennt man dieses hämische Grinsen ja auch.
Ist das der AfD-Spitzenkandidat aus Brandenburg? Oder der aus Sachsen? Oder doch Bernd Höcke? Oder gar Herbert Kickl?
Irgendwie sieht man sie alle darin.
In dieser Brei-Fresse.
Wen man nicht sieht, sind ihre Wählerinnen und Wähler. Ja, auch Wählerinnen.
Die FPÖ wurde bei der Wahl in Österreich im gleichen Prozentsatz von Frauen und Männer gewählt. Tja, die Idee, dass Frauen klüger als Männer wären, ist halt leider auch nur eine Idee.
Was einen aber viel mehr interessieren würde, ist - vollkommen geschlechtsunabhängig - welche Motivation existiert, diese beschönigend „rechtspopulistisch“ genannten faschistischen Parteien zu wählen.
Tausende Buchmeter sind von Historikern, Psychoanalytikern und Soziologen vollgeschrieben worden, über die Gründe, warum Menschen Anfang des 20. Jahrhunderts dem zweifelhaften Charme des Faschismus in all seinen Formen (von Mussolini über Dollfuss bis Hitler) erlegen sind. Und es gab ja Gründe damals: Weltkriegstraumata, Erfahrung einer Hyperinflation, immense Arbeitslosigkeit. Dazu noch rasante technische und mediale Entwicklungen, die die Lebenswelten der einzelnen Menschen auf den Kopf gestellt haben. Das Auto und das Radio etwa, dazu Fließbandproduktion in den Fabriken.
Heute dagegen gibt es keinen verlorenen Weltkrieg. Heute sind die Menschen unzufrieden mit dem Fernsehprogramm und dem Benzinpreis.
Die Erfahrung einer Hyperinflation beschränkt sich auf neun Prozent in Österreich und weit aus weniger in Deutschland. Aber dafür gibt es nicht dasselbe Lohnniveau im Osten wie im Westen Deutschlands. Und auch noch ab und zu einen Menschen mit schwarzer Hautfarbe im Hallenbad.
Die Arbeitslosigkeit ist weit entfernt von den Zahlen der frühen dreißiger Jahre, aber es gibt Menschen, die sich auf die Autobahn kleben und einen Stau hervorrufen. Ein Stau, den es sowieso jeden Tag in den Städten dieser Weltgegend gibt, aber den bastelt sich der frustrierte Autofahrer selbst und versteht nicht, dass er selbst Teil des Problems ist.
Wenn aber wer anderer den Stau produziert, dann wird er böse.
Und das ist nicht der einzige Grund grantig und übellaunig zu werden.
Da gibt es noch den Nahverkehrszug, in dem Menschen mit Kopftuch drinnen sitzen, die das Landschaftsbild stören, das man aus der Käsewerbung kennt. Dann sieht der Lebensabschnittspartner in den Latexklamotten immer noch nicht geil aus, sondern eher wie eine Dauerwurst, die sich in einem Geschäft für Bergsteigerzubehör verlaufen hat. Die tägliche Beschäftigung zwecks Gelderwerb ist von Sinnlosigkeit und Langeweile geprägt und der mit dem Geld erworbene Flatscreen macht überraschenderweise trotzdem das Leben nicht schöner.
Auf den sozialen Netzwerken macht jemand Urlaub, in einem Land, wo man noch nie war. Dafür erfährt man, das eine Politikerin der Grünen angeblich das Tragen einer veganen Ganzkörpermaske in der Mittagspause im Amt für Genderwahnsinn und Heizungshorror von Legoland angeordnet hat und darüber kann man sich schön erregen. 
Wie überhaupt die Erregung das Erlebnis deluxe ist.
Kein Anlass ist zu gering, um sich nicht doch darüber ordentlich aufzuregen.
In Frankfurt gibt es den Spruch „Bevor ich mich uffreg’, is es mir lieber egal.“
Für diesen Teil der Bevölkerung gilt genau das Gegenteil: „Bevor es mir egal ist, reg ich mich lieber auf.“
Und so jazzt man sich gegenseitig hoch, aus dem grauen Alltag weg in die erregten Höhen der Zornesröte. Dort oben, wo das Hirn ausgeschaltet, der Zorn aber plötzlich gerecht ist. Weshalb man dann auch alles darf, denn man ist Opfer, nur Opfer, und das kann man auch beweisen, denn schließlich sagen die links und rechts… nein, nur rechts von einem das auch. Und soviel Idioten auf einen Haufen können doch nicht irren.
Denn die sind auch alle Opfer. Aber nicht Opfer der eigenen Faulheit, der eigenen Trägheit, der eigenen Fantasielosigkeit, der eigenen mangelnden Bildung, des eigenen mangelnden Mitgefühls, nein, sie sind Opfer, weil sie alle, alle, alle unschuldig sind. Von Geburt an.
Und jeder, der etwas anders sagt, wird - völlig unschuldig - niedergebrüllt.
Mit den Worten: „Halt’s Maul! Das ist Meinungsfreiheit!“
Und weil auch die Beautycreme einen nicht schöner gemacht hat, die Finanzbroker-App einen nicht reicher und der Double-Whooper-Hopper-XXL-Mega-Burger nicht satter und die Weltlage sowieso unverständlich ist (außer natürlich, dass der jüdisch-sozialistische US-Islamismus der EU an allem schuld ist), deshalb kann man und frau jetzt auch mal sein Kreuz bei den Faschisten machen, die solange Demokraten sind, bis die Demokratie so aussieht wie in Russland.
Das in etwa werden dann wohl die Historiker, Psychoanalytiker und Soziologen im späten 21. Jahrhundert herausfinden.
Wenn es ihnen nicht zu heiß dafür sein wird.
Denn dazwischen wird sich einiges geändert haben.
Technisch, medial und soziologisch. Und die zornigen Menschen werden nichts davon verhindert haben.
Außer die Möglichkeit die Veränderungen irgendwie konstruktiv zu gestalten.
Dafür werden sie aber nichts können. Denn sie werden das sein, was sie schon immer gewesen waren:
Unschuldige Opfer der Umstände - die alles kaputt machen.

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Groebner Live: 

17.10. Wien, Album-Präsentation „Nicht mein Problem“ Schalter Records - 18.10. Salzburg, ARGE Salzburg - 19.10. Bad Wurzach, Adler Dietmanns - 23.10. Oberhaching, Bibliothekssaal - alle Termine hier.

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Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich:
Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709
Hier die jene für Deutschland:
Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64


 

Freitag, 11. Oktober 2024

Fantasien zur Nacht (Kurzfilm): La Femme

 


La Femme ist ein üppiger und bewegender Liebesbrief an die 1960er Jahre und das unwiderstehliche Mysterium der Weiblichkeit. Gedreht auf 16mm in Südfrankreich und mit den strahlenden Maelys Garouis und Charles Crehange als Liebespaar, ist La Femme ein sonnenverwöhnter Kurzfilm von Travis Mauck, der die Sinne verführen soll.

Fantasien zur Nacht (AI): The Pulse Within

 

Sarah befreit sich von den Fesseln ihres alltäglichen Daseins und taucht in die Tiefen ihrer Vorstellungskraft ein. Durch surreale Erfahrungen und introspektive Momente transzendiert ihre Realität in einen Bereich, in dem der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. Mit dem Medium Tanz begibt sie sich auf eine Reise, auf der sie ihrer Vorstellungskraft erlaubt, ihre Realität zu gestalten.

Donnerstag, 10. Oktober 2024

Anhebung der Rente: Am Ende eines Arbeitslebens muss eine Rente gezahlt werden, die den Lebensstandard sichert!

Foto: TravelCoffeeBook

Das Bundeskabinett beschließt eine Wachstumsinitiative, die Anreize beinhaltet, nach Erreichen der Regelaltersgrenze weiter zu arbeiten. Dazu erklärt VdK-Präsidentin Verena Bentele:


„Die neuen Anreize für arbeitende Rentnerinnen und Rentner sind gut für diejenigen, die gesund sind und noch gerne arbeiten. Der Sozialverband VdK befürchtet jedoch eine Spaltung der älteren Generation: Vergessen werden diejenigen, die aufgrund von Krankheit, Burnout oder der Pflege ihrer Angehörigen nicht länger arbeiten können. Diese Menschen werden doppelt benachteiligt: durch Abschläge wegen eines früheren Renteneintritts oder einer Erwerbsminderung und weil sie die Vergünstigungen von parallelem Rentenbezug und Erwerbseinkommen nicht in Anspruch nehmen können. Der VdK fordert deshalb von den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sowie der Bundesregierung ein Aktionsprogramm für gute und gesunde Arbeit für ältere Beschäftigte. Erst wenn sich die betrieblichen Bedingungen für Arbeiten im Alter verändert haben, werden die Chancen auf längeres Arbeiten steigen."
Foto: IgorSuassuna

Der VdK bleibt dabei: Die reguläre Altersrente muss mit Erreichen der Regelaltersgrenze weiterhin ihre existenzsichernde Funktion behalten. Für alle langjährig Versicherten muss am Ende des Berufslebens eine solide Rente stehen, die den Lebensstandard sichert. Planungen, die Bürger wirtschaftlich und sozial außerhalb von Arbeit mit Almosen abzuspeisen, werden scheitern. Brüchige Rentenübergänge wegen Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Pflegeverpflichtungen von Angehörigen sollten dringend abgefedert werden. Die Rente für Erwerbsminderungsrentnerinnen und -rentner muss unbedingt gestärkt werden. Das Rentenniveau für die Altersrente sollte auf 53 Prozent erhöht werden. Der VdK hat einen Plan, er wird allerdings wohl nicht zum Zug kommen. Ziel ist es, wesentlich höher zu kommen, da wir eine Preisentwicklung haben, die viel schneller ist, als die Anpassungsfähigkeit der Regierungen.
Foto: suhkryfoto017

Montag, 7. Oktober 2024

Severin Groebners Neuer Glosssenhauer #46 - Macht was? Macht nix!

 


Blau wie Braun sind anzuschauen - © Foto: Dominic Reichenbach, Artwork: Claus Piffl






Macht was? Macht nix!


Letztes Mal hab ich - nur ein bisschen - über Überschwemmungen geschrieben und - nur ein bisschen - über Niederösterreich und - zack! - schon ist ganz Niederösterreich untergegangen. Ich fürchte, ich muss aufpassen, was ich schreibe.
Vielleicht bin ich ein Prophet.
Oder ein Prolet?
Oder eine Mischung von beiden?
Anscheinend ein Zauberer und meine Worte schaffen neue Wirklichkeiten.
So wie die großen Magier. So wie… Herbert Kickl. Obwohl groß… naja.
Aber der Chef der FPÖ schafft auch seine eigenen Realitäten… was man ignorieren könnte, wenn er einfach das wäre, wonach er aussieht: Ein schlecht gealterter Langzeit- Philosophie-Student, der viele benutzte Taschentücher in seiner schlecht riechenden Junggesellen-Bude lagert … Das wär schön.
Leider ist er das nicht.
Nein, er ist Chef der größten Oppositionspartei Österreichs.
Eine Partei, die sich anschickt, in der einen oder anderen Form in die Regierung zu kommen. Dort möchte sie die „Festung Österreich“ bauen. Weshalb Hassbert Kickl auch schon - nach eigener Aussage - „Fahndungslisten“ anlegt.
Und immer wieder schwärmt der kleine Berti von seinem Idol Viktor Orban. Denn er wäre gerne „Volkskanzler“. Den Begriff hat er sich von einem anderen Österreicher ausgeborgt. Einem ehemaligen Charlie-Chaplin-Imitator mit real gewordenen Mordfantasien, den heute die ganze Welt kennt.
Eigentlich auch so eine österreichische Witzfigur… hätte er es nicht geschafft, sehr viel Macht in seinen Händen zu konzentrieren.
Es gibt einfach Leute, die werden von der Macht angezogen wie Fliegen von der Scheiße.
Dabei geht es nicht um die dunkle Seite der Macht. Oder die helle Seite der Macht. Oder die Seite der Macht mit Haselnüssen drinnen oder die Erdbeer-Joghurt-Seite der Macht.
Denn das wäre ja eine Form von Macht, die - kaum hält man sie in Händen - langsam zu schmelzen beginnt.
Nein, hier geht es um den Traum der absoluten Macht. Eine Macht, die niemals endet. Deshalb ist sie auch keine demokratische Macht. Denn demokratische Macht wird dem Amtsträger Kraft seines Amtes immer nur „verliehen“. Eine sehr exakte Formulierung. Zuerst wird verliehen, dann - am Ende der Amtszeit - muss die Macht wieder zurückgegeben werden.
Wie Bücher in der Bücherei.
Mit solchen Kleinigkeiten aber hält sich die FPÖ und Hassbert Kickler dagegen nicht auf.
Stichwort: Vorbild Orban. Der wurde auch 2010 gewählt und hat seither alles dafür getan, dass er auf seinem Posten bleibt.
Die FPÖ scheint einen ähnlichen Traum zu träumen. Und sie träumt ihn nicht allein. Nein, mit ihren Wählern. Deshalb plakatiert sie auch: „Euer Wille geschehe“.
Das sieht aus wie ein Zitat aus dem „Vater Unser“. Nur dort heißt es „Dein Wille geschehe“ und ist eine gutgeübte Unterwerfungsfloskel. Bei der FPÖ-Version wird das allerdings durch die Änderung des Personalpronomens zu einem Versprechen der gemeinsamen Machtergreifung. Die FPÖ und ihre Wählerschaft als Stellvertreter Gottes.
Ist das eigentlich noch eine politische Partei? Oder schon eine Sekte? Oder eine Religionsgemeinschaft?
Das Konzept erinnert einen ja etwas: Die katholische Kirche ist ja deshalb so vermögend, weil sie vorgibt, das Vermögen, das sie seit Jahrhunderten ansammelt, nicht für sich zu nutzen, sondern  - merke! - für die Armen dieser Welt zu verwalten.
Dummerweise ist das Vermögen noch nicht bei den Bedürftigen angekommen.
Aber das wird schon. Da gibt es wahrscheinlich ein Missverständnis. Da müssen noch ein paar Prozesse optimiert werden, dann läuft das schon. Geduld. Die Kirche kriegt das schon hin.
Die sind ja auch erst seit 325 (Konzil von Nicäa) am Drücker. Das sind erst 1699 Jahre. In so kurzer Zeit kann es schon zu Abstimmungsproblemen im Finanzmanagement kommen.

Die FPÖ dagegen - wie alle anderen faschistischen Organisationen - verwaltet kein Geld, sondern Macht. Sie sammelt Macht an - für die Machtlosen. Aber auch hier: Leider kommt die Power und die Regierungsgewalt nicht bei den Machtlosen an.
Bis dahin plakatiert man eben „Gemeinsam Kanzler“.
Da das aber zu räumlichen Problemen im Bundeskanzleramt am am Ballhausplatz führen könnte, erklärt man gleich auf einem anderen Plakat, wie die Angelegenheit praktisch laufen soll: „Ihr seid der Chef - Ich Euer Werkzeug“.
Dazu das Bild von Handwerker Kickl.
Man darf gespannt sein, wie oft man demnächst auf Baustellen und Werkstätten des Landes hören wird: „Geh gib mir den 16er Schlüssel… oder nein, nimm den Kickl und mit dem fräst Du da den rechten Winkel hinein. - Das funktioniert? - Klar, der kann zwar nichts anderes, aber rechte Winkel kann er.“
Wobei sich das Handwerkszeug Herbert wohl selbst eher als Schweißgerät versteht.
Er der die Verschmelzung des Wahlvolks mit dem Herrscher vorantreibt. Was er will, wollen sie, und weil sie wollen, was er will, ist sein Wille dann auch Ihr Wille. Und der „geschehe“.
Es ist die absolute Symbiose zwischen Stimmvieh und Schlachter.
Und dann macht der Schlachter, was Schlachter so machen.
Und heute Abend wissen wir dann, wieviel er machen kann.



Groebner Live:
3.Oktober Landsberg am Lech - Stadttheater
17. Oktober Wien - Schalter Records Plattenpräsentation
18. Oktober Salzburg - ARGE Salzburg
19. Oktober Bad Wurzach - Adler Dietmanns

Alle Termine hier

Groebners erstes Musik-Album „NICHT MEIN PROBLEM“ bei Monkey
 


Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich:
Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709
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Sonntag, 6. Oktober 2024

Fantasien zur Nacht (Dance): danse 3527

                                              Une minute de danse par jour
                                                  09 09 2024 / danse 3527
                                              One Minute of Dance a Day
                                                                   from
                                       Nadia Vadori-Gauthier


18h55, Saint-Étienne de Boulogne, Ardèche







Fantasien zur Nacht (Dance): TRANCING, created for the Delattre Dance Company





 

"Trancing" - Delattre Dance Company - Choreography by Douglas Lee, from the program "IMPACT", was created for the Delattre Dance Company under the artistic direction of Stéphen Delattre. This piece was premiered in 2024 at the Mainzer Kammerspiele Theatre in Mainz (Germany).