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Freitag, 19. Dezember 2025

Severin Groebners neuer Newsletter #89 - Kritik des reinen Chorgesangs

 





































Gesanglich immer zwischen Rosarot und Himmelblau © Foto: Dominic Reichenbach, Artwork: Claus Piffl



Kritik des reinen Chorgesangs

Und schon wieder ist aus dem Samstag ein Dienstag geworden.
Und wenn man so hinterher ist, weiß man dann eigentlich gar nicht, ob man seiner Zeit voraus oder eigentlich zu spät ist. Aber das weiß man ja zur Zeit überhaupt nicht. Sind das da draußen die späten Zwanzigerjahre des 21. Jahrhunderts oder doch die frühen Dreißigerjahre des 20.?
Es ist verwirrend. So wie die Weltlage ist, ist ja auch „verwirrend“ noch der freundlichste Ausdruck. Und humoristisch herausfordernd.
Da mir leider die nötigen Skills fehlen, ich also keinerlei Fähigkeit besitze, mich über Terrorismus lustig zu machen, konzentriere ich mich auf etwas anderes:
Den neuen Koralmtunnel zwischen Steiermark und Kärnten.

Ich hab früher immer geglaubt, man schreibt die Koralm eigentlich „Chor-Alm“ und vor meinem geistigen Auge stand da immer ein Chor zwischen Kühen auf grünen Wiesen oder verschneiten Hängen herum und hat vor sich hingeträllert. Das ganze Jahr. Zu jeder Witterung. Regen, Sonne, Nebel, Schnee… egal. DoReMiFaSoLaSiDoooo!
Deswegen sind dann auch alle stehen geblieben und haben der Musik gelauscht, weshalb sich ein Stau gebildet hat und nichts weiter gegangen ist.

Jetzt nach der Tunnel-Eröffnung singen die da oben immer noch weiter, aber die Bahn braust unter ihnen durch und keiner hört was vom Gesang. Von exakt jenem Gesang, den es ohnehin nur in meinem Kopf gegeben hat. Denn mein Kopf - das wissen regelmäßige Leser dieses Newsletters - ist recht immun gegen korrekte (oder korekkte? Oder korekte? Oder Chor-eckte?) Orthografie. Dafür gibt’s dort meist schöne Musik*.

Sonst beschäftigt er sich mit weniger schönen Fragen.
Wie zum Beispiel: Was machen eigentlich Außenminister?
Gut, bei den Außenministern der europäischen Staaten wissen wir, was sie tun. Die treffen sich regelmäßig in Brüssel, beraten die Lage, und wenn sie dann beraten haben, versuchen Sie mit dem Kollegen der USA in Kontakt zu treten und… tja, da fängt schon das Problem an. Mit wem wollen sie denn in den USA reden?
Denn der Außenminister der USA ist… verschwunden?
Wo ist der? Und was macht der eigentlich beruflich? Sicher etwas Wichtiges. In Dubio pro Rubio. Nur leider weiß man es eben nicht.

Das ist aber gerade Trend. Denn auf der anderen Seite der Beringstraße, in der von der Geheimdienst-Mafia geführten Großtankstelle namens Russland, gibt es ja auch keinen Außenminister mehr.
Lawrow, der Mann der mit seinem Namen (Love-Rough) und seinem Gesicht (erster Platz im Hermann-Monster-Look-a-Like-Contest ohne Schminke) die Schwierigkeit verkörperte, Russland zu mögen, einer der besten teuersten Speichellecker vom Capo di Capi ist ebenfalls verschwunden.
Wohin? Ist er aus einem Fenster gefallen? Hat er hat eine unheilbare Krankheit, weil er einen Tee getrunken hat? Oder hat er womöglich sein Gewissen entdeckt - und ist somit für das Regime unbrauchbar geworden?

Man weiß es nicht.
Der Trend geht jedenfalls weg vom Außenminister - hin zum Sondergesandten.
Vielleicht war das auch der Grund, warum die erste Reise vom deutschen Außenminister  What-a-Fool nach China abgesagt wurde, weil der noch auf dem alten Protokoll bestanden hatte. Die Chinesen hätten ihn gerne mit frischgebackenen Sondergesandten überrascht, aber der Deutsche wollte so etwas Seltsames treffen, wie einen Amtskollegen.
Da mussten die Chinesen erst suchen, wo die den wieder abgestellt hatten.

Damit konnte ja in China keiner rechnen.
Denn die sind schon im 21. Jahrhundert. Die hätten wahrscheinlich für den deutschen Gast einen Chefunterhändler gehabt. Oder einen Reality TV Star. Oder einen Geheimdienstoffizier. Einen Schwiegersohn… oder sonst irgendwelche Menschen, die man plötzlich aus dem Hut zaubert und danach wieder verschwinden lässt.
Zusammen mit den „fixen Zusagen“, die sie gegeben haben.

So macht man das heute.
Nicht nur bei Verhandlungen, auch bei Öltankern.
Schwups. Und weg sind sie. Das sind die Neuesten internationalen Gepflogenheiten: Öltanker kapern. Das macht Spaß. Die USA machen das. Der Iran macht das. Nur in Deutschland verbietet es das Höchstgericht. Auch hier also: Man hinkt in Germanien der Zeit hinterher.

Dieser Trend wird sich demnächst natürlich auch im politischen Personal niederschlagen. Mein Tipp für den nächsten US-Handelsminister: Johnny Depp.
Der hat mit seiner Rolle als Pirat in „Fluch der Karibik“ ausreichend Erfahrung für die Etikette des 21. Jahrhunderts gesammelt. Obendrein hat er ein Alkoholproblem, manchmal schwierigen Umgang mit dem weiblichen Geschlecht und neben seinem Nachnamen wirkt der des US-Präsidenten richtig intelligent.
Das sind so Leute, die jetzt in der US-Administration gebraucht werden.

Denn für die richtigen Aufgaben haben die ja… na? Genau: Sondergesandte.
Die verhandeln dann mit der Ukraine über einen Waffenstillstand. In Berlin.
Für die USA. Oder für Russland. Weiß man nicht so genau.
Ist ja sichtlich kein Nicht-nur-Gesandter, sondern ein Sondern-auch-Gesandter.

Auf jeden Fall singt er das Lied, des’ Brot er isst.
Denn das sind die neuen Aufgabengebiete - und damit sind nicht Gebiete gemeint, die man aufgeben muss (Muss man sich merken: Ein köstlicher Wortwitz für Verhandlungspausen mit Krimsekt) - des „diplomatischen Chors“.

Oder wie man das auch immer schreibt.

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groebner live:

Kommende Jahresrückblicke zusammen mit Tilman Birr & Elis C. Bihn als „Die Lesebühne Ihres Vertrauens“:
27. 12. im Filmklubb Offenbach.
28. 12. (bereits ausverkauft) und 29. 12. in der KÄS in Frankfurt.

Das neue Programm „Ich bin das Volk!“
Gibt’s am 2. und 3. Jänner im Kabarett Niedermair
Am 15. Jänner im Dachbodentheater in Bruck/Mur
Und am 16. und 17. Jänner im Theatercafé in Graz
Und am 24. Jänner in der ARGE Kultur in Salzburg

Alle Termine gibt es 
hier.

groebner gesehen:
Der freundliche Sender 3Sat hat mein Programm „
ÜberHaltung“ ausgestrahlt.
Für alle, die es noch nicht gesehen haben, die haben jetzt in der Mediathek (Achtung Wortwitz) 
das Nachsehen.

groebner gehört:
*Satire-Pop-Album 
„Nicht mein Problem“

Zusammen mit den sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen Fine Degen, Ella Carina Werner, Jess Jochimsen und Sascha Bendiks (ich schätze alle mindestens drei Jahre jünger) war ich auf Schloß Kapfenburg und habe dort bei für SWR Kultur die
„Nacht der Poeten“ mit lustigen Texten bestritten.
Teil eins könnt Ihr Euch hier 
anhören.
Teil zwei jetzt auch, nämlich 
hier.

„Ende der Welt“ auf Bayern 2 und in der ARD-Audiothek, wo ich nachdenke, wie eine 
Welle und das Verschwinden einer Regierung zusammenhängen könnte. Oder wie schwer das Leben auf Probe ist.

In Bayern 2 hab ich auch auf den 
November gerückblickt.

Und einen ganz neuen Song (ist die Zugabe vom neuen Programm, aber psst!) kann man direkt 
auf der Homepage hören.

groebner gefolgt:
Videos auf 
YouTube, auf Instagram oder auf Facebook zu sehen.



Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich:
Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709
Hier die jene für Deutschland:
Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64