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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Montag, 21. Mai 2012

Für Sie besucht: Alex Entzminger "Bananen aus der Palz"


 Ja, die Paalz isch halt noch ä Bananerepublik - jenseits der touristischen Highlights. Wer's nicht glaubt, sollte sich bei Alex Entzminger in seinem Musikkabarett-Programm „Bananen aus der Palz“ vergewissern. Die tägliche Absurdität auf Pfälzisch, mit Dialektsinnverdrehungen und Hintersinn. Die scheinbar tollpatschige Ungeschliffenheit des Künstlers passt da auch hinein, nichts läuft glatt in der Pfalz, schon gar nicht auf der Bühne. Aber bei Entzminger ist eben alles inklusive, die einfältige Tour des pfälzischen Stauners, der poetische Hintersinn im Dreisatzlied und die Verkehrung der Wahrheiten hin zum Unsinn … alles pfälzisch ge- und verstammelt im Anderssinn.

Am 15.5.2012, Dienstagabend, in der Feiermaus, KL-Siegelbach, in einem eher zu großen Saal, trat Entzminger mit seinem Programm an und hatte noch einen reizenden Gast aus Australien an Bord: „Kirbanu“. 15 Minuten vom Programm gehörten ihr und einigen Songs wie NOSTALGIA, AWAKING, FIBRANCE. Eine außergewöhnliche Stimme in einem sehr zarten Resonanzkörper, die noch zu zaghaft mit der Gitarre umgeht, aber eine große Zukunft hat, wenn sie die Modulierung der Begleitmusik einführt oder sich nur aufs Singen konzentriert. Ihr gewinnendes Lächeln macht sowieso alles wett und wir sind auf weitere Songs von ihr gespannt.
kirbanu.com  facebook.com/kirbanu

Entzminger schaffte sich in Runde 1 warm: „De Hund hat heit ä Schnäppsche gemacht, die Hand vom Nachbarkind …“ und überzeugt durch kurze schmerzlose Lieder. Wie er selbst sagt, sind seine Lieder kurz und gut, manchmal nur kurz. Eine Auswahl seiner Nummern findet man auf der Homepage http://www.we-web4u.de/entzuendlich/.

Sein Vorschlag, die Pälzer Sproch als Kosmopfälzisch einzuführen führt er uns an der Unsinnigkeit der englischen Sprache vor, die oft ganz anders klingt, als man sie schreibt, was man beim Kosmopfälzischen eben nicht hat: „Jouwh, was duschn du hier?“ geht einem eben schneller über die Lippen als „You, what are you doing here?“ Alex Entzminger singt unter anderem von geklonten Bananen, Amflora, der heißgeliebten genmaipulierten Kartoffel der BASF, über die Hemshoffriedel, eine Mutter Courage des Viertels, das „schillernde, gefallene Sterntalermädel vom Hemshof“. Der Hemshof war ein Ghetto mit Sozialschwachen und hohem Ausländeranteil, Problemzone der Stadt.
Der im Karlsruher „Exil” lebende Römerberger Künstler hat auch ein bemerkenswertes historisches Ereignis festgehalten: Die Frauen von Berghausen bei Römerberg, das ist der Geburtsort von Entzminger, haben angeblich 1706 den Brand des Gutleuthauses in Speyer mit der Milch gelöscht, die sie zum Markt tragen wollten. So gut sind die Menschen dort! Fast verzaubernd, wenn es nicht bittere Chemie wäre, sein Liebeslied „Anilin“, die als BASF am Ufer des Rheins liegt und den ganzen Tag nix tut... Er hat sie sehr geliebt. 

In Teil 2 sein Song über die Autobahnen, der monoton bleibt. „Ich steh hier an der A1, 2, 3, 4 etc.“, weil der Sponsor eben die Deutsche Tank und Rast GmbH ist, die mit ihren Sanifairgutscheinen alle Welt ärgert, denn das Urinieren ist dort wie auch in Bahnhöfen unverschämt teuer. Er besingt Werner (Hartz IV) und kritisiert die schnelllebige Zeit, in der Kommunikation, gerade bei Jugendlichen, oft nur noch online stattfindet, sie schauen auf das grüne Licht bei facebook, statt über die Straße zu gehen und zu klingeln. In seiner Mäusespecknummer nimmt er den Mund wahnsinng voll und tobt dazu ein bisschen... Mit der Quintessenz „'s Leewe is traurisch, awwer es gebt immer was zu lache ...“ haben wir einen zweiten stärkeren Teil, allerhand Schabernack und Kurzsongs, viel pälzer Sproch und Humor auf Kabarettistisch erlebt und hoffen auf weiteres Programm.

Sonntag, 20. Mai 2012

Altstadtfest vom 1. bis 3. Juni in OTTWEILER

 
20 Bands, Orchester, Formationen und weitere Angebote sorgen für Stimmung und für ein rundes Pro­gramm auf zwei Bühnen und in ei­ner Fest-Area im Alten Weiher. Kuli­narisches an über 40 Ständen stillt den kleinen und großen Hunger der Gäste.

Die 36. Auflage des beliebten Großereignisses vom 01. bis 03. Juni 2012 wird ein enormer Publi­kumsmagnet werden. Bürgermeis­ter Hans-Heinrich Rodle und Orga­nisationsleiter Gerrit Oestreich sind sich sicher, dass wieder tausende Be­sucher am ersten Juni-Wochenende in die Gassen und auf die Plätze der alten Residenzstadt strömen wer­den.


Auf drei Bühnen wird ein attrak­tives Programm geboten - mit Rock, Pop, Unterhaltungsmusik und vie­lem mehr, in diesem Jahr wird auch die Goethestrasse bis zur Stadtmau­er in den Veranstaltungsbereich mit einbezogen.

Wie immer steht die Bank1Saar-Bühne auf dem Schlosshof, wo das Fest am Freitag gegen 19.00 Uhr mit dem Fassanstich durch Bürgermeis­ter Hans-Heinrich Rodle und im Beisein historischer Persönlichkei­ten eröffnet wird, musikalisch be­gleitet vom "Fanfarenzug 1961 Ottweiler". Auf der Bühne der Sparkas­se Neunkirchen, am Rathausplatz, sind ab 20:00 Uhr "Meet the Beat" mit Rock-Oldies zu erleben. Von 20.30 Uhr an spielen "The Beavers" auf dem Schlosshofauf.

Für den Samstag sind auf dem Schlosshof die "Ottweiler Altstadt­musikanten" (ab 11:00 Uhr), die Deutsch-Oldie-Band "PRmusik" (ab 15:00 Uhr) und schließlich "The Pool" mit Rock-Pop ab 20:30 Uhr fest eingeplant. Auf dem Rathaus­platz und im Pauluseck werden an diesem Tag ein Kinderprogramm mit Kinderflohmarkt, Spielstatio­nen, Zauberershow und diversen Tanzvorführungen angeboten (ab 13:00 Uhr). Die "Operation Pay-back" spielt ab 20:00 Uhr mit Party-Hits und passender Show auf.
 
Am Sonntag geht es auf dem Schlosshof weiter - mit den Schla­gern von "Silvia Martens" (ab 12:30 Uhr) und der "Tuxedo-Swing-Big-Band" (ab 15:00 Uhr) sowie der Deutschpop-Cover-Band "Juli­mond" (19:00 Uhr). Auf dem Rat­hausplatz sorgen für Stimmung das bekannte Acoustic-Trio "Dry Lloyd" (ab 13:00 Uhr) und die Band "ABBA Revival 2000" (ab 17:30 Uhr) mit einer tollen Show.
 
Für die jungen Leute gibt es eine Fest-Area im Alten Weiher an den drei Tagen mit einem fetzigen Pro­gramm. Am Freitag sorgt ab 20 Uhr die Band "Firma Holunder" für Par­ty, danach geht's mit den DJ's S-Kal und Riedy sowie Lounge Musik wei­ter. Sonntags ist ab 14:00 Uhr ver­kaufsoffen.

Dichterhain: KINDESMISSBRAUCH von Carmen Olivar


Film DER SCHREI, 2010
   Kindesmissbrauch


    Ein Kind weint leise oder schweigt,
    meldet es, wenn ihr was seht.
    Handelt auch, wenn ihr selbst Opfer seid,
    ihr könnt Briefe schreiben, anonym, ohne Namen.
    Wendet euch an eure Lehrer oder vertraute Personen
    oder an einen Arzt, an eure Brüder und Schwestern
    nur:
    Fangt an zu reden!
    Fangt an zu schreiben!
    Fangt an zu malen!
    Ich tat es auch. Mit 33 Jahren erst begann mein Mut.
    Du jedoch, warte du bitte nicht so lange ....


    16.6.2010, Carmen Olivar

Samstag, 19. Mai 2012

Neue CD von Trikont (Stimme Bayerns): TEXAS BOHEMIA revisited

TEXAS
B0HEMIA
REVISITED
THE TEXAS-BOHEMIAN-
MORAVIAN-GERMAN
BANDS
CD & DVD DELUXE EDITION:
23 MUSIC TRACKS + DIRCETOR'S CUT
OF PETER SCHUBERTS FILM "KRASNA AMERIKA"
FEATURING THOMAS MEINECKE

Anfang der 90er-Jahre hat Thomas Meinecke (Trikont) zum ersten Mal beim Tanken nahe New Ulm, Texas, mitbekommen, wie alte Männer unter Cowboyhüten ein altertümlich anmutendes Deutsch sprachen: das Texas-Deutsch der Nachfahren von Einwanderern aus dem 19. Jahrhundert, viele davon Intellektuelle und Revolutionäre, die in der Prärie ein politisch-korrektes Nebeneinander mit den Komantschen pflegten. Nach ausführlicher Recherche entstanden zwei CDs mit Musik der Texas Bohemians bei Trikont.

2007 abermals im Dreieck zwischen San Antonio, Austin und Houston unterwegs, besuchte er mit Peter Schubert Dancehalls mit texanisch-böhmischen Bands, nahm Musik auf, fand auch unerhörte historische Aufnahmen. Das Resultat:
TEXAS BOHEMIA REVISITED:   Eine CD mit Neuem von der Shiner Hobo Band,  den Praha Brothers,  Czechaholics u.v.m.  Und eine DVD namens KRASNA AMERIKA (Beautiful America),  in dem viel  von schrägen Typen vorgebrachte »Oral  History«,  aber auch beschwingt hybride Musik zu
sehen und hören ist.

Audio CD Tracks von:
* JOE PATEK ORCHESTRA   * SHINER HOBO BAND   * RED RAVENS   * PRAHA  BROS.    * LOUIE AND
HIS OLD-TIME BAND  *  VICTOR CAKA ORCHESTRA   * RED RAVENS   * CZECHAHOLICS   * *  VRAZELS' POLKA  BAND  * LOUIE AND HIS OLD-TIME BAND   * MOULTON JAM SESSION  *
DVD Live Bonus Tracks von:
* SHINER HOBO BAND   * RED RAVENS & CZECHAHOLICS   *  TUBA MEISTERS   *
* MOULTON DAM SESSION  *

DER GEDANKENSPIELER (04). Ein Fortsetzungsroman von Marco Meissner

Der Gedankenspieler (04)

Das grelle Licht der flackernden Leuchtbuchstaben fiel giftgrün auf den Bordstein. Den ganzen Tag über war Alexander unterwegs in Los Angeles. Er hatte die klinisch sauberen Prachtstraßen am Rodeodrive bewundert und die malerische Schönheit von Beverly Hills. Er konnte verstehen, warum sich die Reichen und Schönen gerade hier angesiedelt hatten. Doch einen Lebensraum für ihn selbst sah er hier nicht. Alles entsprach genau seinem Bild. Alles war genauso wie er es sich vorgestellt hatte. Die palmenbesetzten Alleen, die abgeschotteten Villen, der Lifestyle. Doch dies war nicht der Ort, an dem er hätte leben wollen. Enttäuscht dachte er zurück an Hollywood. Wo war all der Glamour hin, den er schon so oft im Fernsehen bestaunen konnte?
„There´s no business like showbusiness” und genau dies galt für diesen Ort. Waren die Scheinwerfer erst einmal ausgeschaltet war all die Magie dieses Platzes verschwunden. Viel zu groß war die Kluft zwischen Realität und Traum. Dreckig, überfüllt und diesig erstreckte sich der so genannte Walk of Fame unter seinen Füßen. Dies waren die weltberühmten Sterne? Hier gab es nichts was diesen Ort zu etwas ganz Besonderem machte. Es brauchte nur einen halbwegs talentierten Fliesenleger und dieses Wahrzeichen amerikanischer Schaffenskunst hätte auch ohne Weiteres auf irgendeinem Boden in Gelsenkirchen-Ückendorf liegen können. Nur das dort wahrscheinlich weniger Obdachlose in den Häusereingängen gelegen und weniger Ramschläden die Straßenansicht verschandelt hätten. Doch es gab auch Positives zu berichten. Gerne dachte er zurück an seinen Ausflug zu den Hollywood Signs. Dachte träumerisch an den gigantischen Ausblick hinunter auf Down Town L.A. und an diesen Hauch von Abenteuer, den er verspürte, als er las, dass in diesem Gebiet Klapperschlangen und Pumas beheimatet wären. Doch nun war er hier gestrandet und wusste einfach nicht wieso. Doch der Strom des Lebens spült uns an die Ufer unseres Schicksals, ohne uns jemals eine Erklärung dafür zu liefern. Und so liegt es an uns in diesem unübersichtlichen Strom in die richtige Richtung zu schwimmen. Er parkte sein Auto auf dem dunklen Hinterhof des Motels. Hinter vergitterten Scheiben erwartete ihn ein kleiner gedrungener Chinese, den Alexander ohne Weiteres auf 175 Jahre geschätzt hätte.
„Only cash, cash only!“, waren die einzigen Worte die ihm Alexander entlocken konnte. Nachdem er die fünfzig Dollar für das Zimmer bezahlt hatte (natürlich in bar) holte er seinen Koffer aus dem Auto und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. Der Hof war dunkel und in nur wenigen Zimmern brannte noch Licht. Unheimlich lag die Stille über dem Laubengang auf dem Alexander sein Zimmer suchte. Mit eiligem Schritt machte er sich daran seine Behausung zu finden und in die Sicherheit von vier festen Wänden einzutauchen. Doch schon die Eingangstür verhieß nichts Gutes. Man konnte gut erkennen, wie die Stemmeisen gleich an mehreren Stellen ihre Spuren hinterlassen hatten. Er brauchte gleich mehrere Versuche, um seinen Zimmerschlüssel an der richtigen Stelle in das lockere Schloss einzuführen. Die Tür gab eine seltsame Melodie von Quietsch- und Ächztönen von sich und schon beim ersten Blick in das noch unbeleuchtete Zimmer überkam Alexander der Ekel.
Darauf bedacht nicht allzu viel zu berühren tastete Alexander nach dem Lichtschalter. Die Luft stand dick und breiig in dem kleinen Raum und begrub Alexander unter sich wie die Erde den Leichnam bei einer Beerdigung. Die kleine Lampe spendete nur wenig Licht. Doch wenn er genau darüber nachdachte war das auch besser so. Zumindest das Bett war gemacht. Alexander untersuchte noch einmal alle Ecken der Baracke nach Ungeziefer, verstaute seinen Koffer im Wandschrank, stemmte noch schnell den Metalltisch vor die Tür und legte sich dann schnell aufs Bett. Noch einmal schweifte sein Blick durchs Zimmer. Sah den moosgrünen Teppich von dem er nicht einmal im Entferntesten wissen wollte, wie viele Überreste menschlicher Körperausscheidungen sich noch in seinen Schlingen befanden. Dann schaltete er den Fernseher ein. Doch wie sehr er auch suchte. Ein englischsprachiges Fernsehprogramm war einfach nicht zu finden. Die Mehrzahl der Sender wurde durch die spanische Sprache dominiert. Hier und da fand sich auch noch etwas Asiatisches. Doch nirgends etwas, dass er auch nur halbwegs verstehen konnte. Frustriert schaltete er das TV-Gerät aus und lies sich aufs Bett fallen. Das Licht der Straßenbeleuchtung fiel in grauen Schwaden in sein Zimmer. Der Sunset Boulevard war zu dieser Zeit kaum noch befahren. Nur hier und da hörte er ein paar mexikanischstämmige Passanten, die sich lautstark unterhielten.
Es war gerade einmal einen halben Tag her, dass er sich von seinen Freunden verabschiedet hatte. Doch schon nach so kurzer Zeit fühlte er die Einsamkeit durch seine Knochen kriechen. Hätte er auf Lena hören sollen, als sie ihn fragte, ob er diese Sache wirklich durchziehen wolle? Hätte er einknicken und mit ihnen zusammen auf die Farm fahren sollen? Er hatte noch immer Tims lautes „Wir sehen uns in Vegas, Alter!“ im Ohr. Doch zwischen ihm und fabulous Las Vegas stand noch so unheimlich viel Zeit. Irgendwann übermannte ihn endlich der Schlaf. Doch schon nach wenigen Stunden wurde er wieder wach. Ein Insekt bruzzelte geräuschvoll in der Insektenfalle. Ein stetiges Klopfen an seiner Zimmerwand jedoch hatte Alexander geweckt. Die dazu gehörigen Laute waren unverkennbar. Wie in aller Welt konnten sie es nur in so einem Drecksloch tun. Schon allein der Gedanke daran brachte in Alexander die Angst vor einem Herpes unvorstellbaren Ausmaßes zum Vorschein. Doch irgendwann war auch diese Geräuschquelle versiecht. Alexander konzentrierte sich auf einen Punkt, versuchte an etwas Schönes zu denken. Doch wann immer er seine Augen schloss sah er in die Ihrigen. Spürte die Herausforderung, die in ihnen lag und war bereit jede einzelne dieser Prüfungen auf sich zu nehmen. Immer wieder huschte ihr ungeschöntes Lachen durch sein Ohr und es war eben dieses unbeschreibliche Glücksgefühl, welches er immer dann empfand, wenn er auch nur einen Splitter ihrer Nähe wahrnahm, das ihn in dieser Nacht in den Schlaf begleitete.

To be continued....
©Marco Meissner, Gladbeck
mmmarcomeissner@googlemail.com
Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen oder Handlungen sind rein zufällig und ganz und gar unbeabsichtigt.

Dichterhain: ICH BEOBACHTE DICH von Ute AnneMarie Schuster/Gabriele Springer

Ich beobachte dich   (c) Gabriele Springer

„Ich beobachte Dich“

Du weidest Dich an meinen Schmerzen,
an meiner Sehnsucht,
meiner Angst.
Die Angst, Du könntest mich verlassen,
wenn ich nicht tu,
was Du verlangst.

Dein Blick brennt Löcher in den Nacken,
die Hände greifen
meinen Po.
Der Atem stockt, ich will Dich hassen,
doch macht mich
jeder Griff auch froh.

Mir ist´s egal, ob Du Dich weidest,
an meinen Schmerzen,
meiner Angst.
Ich bin Dir hoffnungslos verfallen,
tu wieder das,
was Du verlangst.

Die Hände krallen sich in Federn,
der Mund beißt
sich ins eigne Fleisch.
Die Angst, ich könnte Dich verlieren,
hat wieder einmal
ausgereicht.


© Ute AnneMarie Schuster

Freitag, 18. Mai 2012

Spiele: DIXIT, ein anspruchsvoller Zeitvertreib mit Mehrfachnutzen



Dixit (Spiel des Jahres 2010)

3-6
Jahre
Ab 8 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten

Autor: Jean-Louis Roubira
Verlag: Libellud 
Vertrieb in D: Asmodee

Inhalt:
1 Punkteskala im Innern der Schachtel

84 Bildkarten
36 Abstimmungsplättchen (6 Farben von 1-6)
6 Hasen-Spielsteine aus Holz


Dixit ist ein Spiel für Menschen mit Phantasie. In jeder Runde schlüpft ein anderer in die Rolle des Erzählers. Er überlegt sich zu einer der sechs Karten, die er auf

der Hand hat, eine treffende Aussage. Diese kann aus einem oder mehreren Worten bestehen, oder sich auch nur auf Lautmalerei beschränken; erfinden sie frei oder nutzen sie ein Zitat, ein Auszug oder eine Variation aus einem berühmten Werk. Es kann der Beginn eines Liedes, ein Filmtitel oder die Zeile eines Gedichts sein.


Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Mitspieler suchen entsprechend der Bedeutung aus ihren Handkarten jeweils diejenige aus von der sie glauben, das sie am besten zu der Vorgabe passt. Welche Karte wurde von dem Erzähler ausgewählt? Welche Karte kommt dieser am nächsten? Nicht zu viel verraten und nicht zu wenig, das ist die Kunst. Eine gute Übung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die sich noch nicht so sicher im Erzählen und Verstehen von Geschichten bewegen.
Ein wunderbares Spiel auch, wenn man es ganz anders spielen möchte, ist das Inspirierenlassen durch die ansprechenden, zauberhaften Karten. Sie können herrliche Schreibanlässe für kreatives Schreiben mit Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen sein ... Oder eine Gruppe von Kindern kann sich zu einer Karte verschiedene Geschichten erzählen oder jeder kreiert eine eigene.

2012-Szenario 1: Untergang durch Maschinenherrschaft

ROBOT 2004
 
Eines Morgens ist es soweit. Kaum wollen Sie den linken Fuß zum Bett raustrecken und kühn in einer Linksdrehung auf die Füße kommen, drückt Sie mit unbezwingbarer Kraft ein Arm aus Metallteilen und etlichen Verschraubungen, Seilzügen und Leuchtdioden ins Bett zurück. Vorfahrt hat der Saugroboter, der auf 8:30 Uhr programmiert ist und nun seine Tour abfährt. 

Das kommt davon, wenn man zu lange pennt. Immer diese nächtlichen Treffs am Tresen der Hausbar - nur weil dort roboterfreie Happyhour zwischen 23:30 und 1:30 Uhr ist. Sie nehmen sich vor, die Runde nicht mehr so regelmäßig zu besuchen, diese Exaltierheit der Leute, die Hysterie, endlich ohne Fesseln und Roboterüberwachung zwei Stunden einen draufzumachen, nahm bisweilen die tollsten Formen an. Die Paare liebten sich mehr oder minder unverhüllt auf ihren Barstühlen in den Couchecken und überall, wo es einen Sinn machte, sich niederzulassen. Dazu die vielen Drinks, die Pillen, die umhergingen, alles aus der Pharmaindustrie, deren Maschinen nur noch für die Drogenproduktion arbeiten, um die Menschen gefügig zu machen und ruhig zu stellen. Manche frönten offen ihrer Drogensucht und spritzten dieses ekelhafte Glücksmittel Crystal, das die meisten User innerhalb von wenigen Wochen ruiniert, ausgemergelte Körper, Debilität, uralte Gesichter und katastrophale Zahnreihen. Überall wird Fast Food vertilgt, als ob es morgen nichts mehr gäbe ...
 
Warum es soweit kam? Seit 22.12. haben die Maschinen die Stadt übernommen, nein, das Land ... Die Arbeitsroboter der Werke, die Fahrzeuge mit  Programmierung, die Flucht- und Rettungsfahrzeuge, Drohnen, Flugzeuge, Förderbänder, Bohrvorrichtungen und Offshore-Windräder haben nun das Sagen und beherrschen die Menschen hemmungslos. Sie werden an die Ketten genommen, werden eingebunkert, sind Objekte für die Maschinen oder müssen die Maschinen bedienen, bis ihnen die Finger abfallen. Wer nicht gehorcht, wird brutal misshandelt, stirbt meist an den Folgen oder verschwindet gleich auf Nimmerwiedersehen ... Soylent Green für die anderen, Fast Food oder eben der massenhafte Umbau zu künstlichen Menschen ... Der Traum ist aus... Die Menschen nur noch willenlose Sklaven ...In wenigen Jahren wird die Menschheit auf Maschinenbediener-Familien reduziert sein ... Der Rest ein geklontes Heer ...

(c) Stefan Vieregg

Ankes Fundstücke: KÜSSE von Hans Kruppa

Küsse


Wenn ich dich küsse,
dann tue ich es nicht,
um dir zu sagen,
was für ein
wunderbarer Mensch du bist,
dass ich dich täglich sehen will
und ohne dich mein Leben
keinen Sinn mehr hätte.

Wenn ich dich küsse,
tue ich dies,
um dich zu küssen.
Denn deine Lippen
ziehen meine an.

Mehr weiß ich nicht.


(c) Hans Kruppa (*1952, Marl, lebt seit 1981 in Bremen und
ist einer der meistgelesenen deutschen Lyriker und Erzähler), 
aus: "NUR DU", Freiburg 2000  

Donnerstag, 17. Mai 2012

Buchbesprechung: SAARLAND-ALBUM von Bernd Kissel

Seit einigen Monaten ist es da, das "Saarland-Album" als Buch. Beim Saarbrücker Geistkirch Verlag erschienen, greift es 52 Folgen der in der Saarbrücker Zeitung erschienen Serie "Saarland-Album" auf, die sich Bernd Kissel eigens für die Saarbrücker Zeitung ausdachte und zeichnete. Zuvor erschienen ebenfalls dort die drei Bücher der "Saarlegenden", ebenfalls eine Comic-Reihe, die der Beruser Zeichner ebenfalls für die SZ entwickelt hat. Sehr liebevoll im Detail und immer der Zeichner in Selbstporträts vertreten werden berührende und wichtige Saarland-Momente in kleinen Episoden aufgegriffen, die das Erleben der Bürger widerspiegeln. Bernd Kissel verwendete dazu auch Erlebnisberichte von Mitbürgern, Bekannten, Freunden und Familienangehörigen. Er ist im Internet mit seinen Seiten bernd-kissel.com, saarlandalbum.blogspot.com und bei Facebook direkt und als Peter Lallemand vertreten und ansprechbar. Überall dort gibt's Hintergrundberichte und Auszüge seines Schaffens ...

Rahmenhandlung ist der Besuch des Juniors auf dem Speicher des Hauses der Familie Lallemand, der allerhand Material und Fotos über seinen Vater sowie den Großvater Peter Lallemand findet. Mit dabei auch Saarland-Geschichte, die hier mit einfließt. Am 1.1.1957 wurde der Vater des Jungen geboren, genau an dem Tag, an dem das Saarland von Adenauer im Saarbrücker Stadttheater als jüngstes Mitglied der Bundesländerfamilie begrüßt wurde. Der Leser erfährt etwas über Saarbrücken und Ausgehen in den 20er-Jahren, die Schmuggelgewohnheiten zwischen Rheinland-Pfalz und Saarland nach dem Krieg. Im "Reich" waren viele Sachen günstiger, weswegen mancher Saarländer in Rheinland-Pfalz einkaufen ging und geschickt die französischen Zollbeamten austrickste. Viele interessante Episoden gibt es hier zu entdecken, und zwar nicht nur für Saarländer, sondern auch Interessenten für dieses Bundesland, das so eine eigenwillige Geschichte hat.

Das Ende des Saarland-Comics ist der Jahrestag 6. Juli 1959, an dem das Saarland auch wirtschaftlich Teil der Bundesrepublik wurde, die D-Mark löste den Saar-Franken ab. Das Buch beginnt in dieser Zeit und endet mit der amerikanischen Besatzung, die oft als Wohltat und angenehm empfunden wurde.
Ein kluger Schritt die Comic-Darstellung zu wählen, denn manche Lesemuffel sagen beim Comic ja, und vor allem jüngere Leser lieben die schnelle Informationsaufnahme mit Bild. Aber schließlich ist er auch Zeichner und das ist eben sein Metier.

Neue Projekte sind die Geschichts-Comic-Reihe "Faim d'Histoire", die im Cornelsen-Verlag erschienen ist, und aktuell ein bis 16.4. laufendes Krimi-Comic für ZDF-online als Übergang zwischen 2 TV-Krimis. Das elfteilige Comic – Titel „Tödliches Wolfsrudel“ dreht sich um den norddeutschen Privatdetektiv Finn Zehender (gespielt von Hinnerk Schönemann). Ein weiterer saarländischer Zeichner, Felix Görmann alias Flix, brachte Kissel und die Mainzer zusammen. 

Die Saarbrücker Zeitung: "Kissel hatte nur die beiden Filme, den ersten „Mörderisches Wespennest“, der bereits lief, und „Tod einer Brieftaube“ (Ausstrahlung: 16. April) als Fixpunkte. Die hat er „Szene für Szene durchgearbeitet“, immer wieder den Film gestoppt, skizziert, zurückgespult und überprüft, ob seine Geschichte auch zwischen die zwei Filme passt. Continuity heißt dies' Dranbleiben beim Film. „Ansonsten konnte ich machen, was ich wollte, bloß die Charaktere durfte ich nicht verändern, und natürlich muss man die Schauspieler auch als Comicfigur wiedererkennen.“ Und die hat er prima getroffen.
Fragt sich nur, wie man, schwelgt man wie Kissel gerade im schönsten Familienglück – Töchterchen Nina kam just zur Welt – sich so dunkle Geschichten ausdenken kann? Das sei eben „Segen und Fluch einer großen Vorstellungskraft“. Aha, an einem Zeichner verdient ein Therapeut wohl nichts. Wird es denn nach dem ersten Kissel-Comic bei ZDF-online weitergehen? Noch sei es ein Testballon, sagt Kissel. Fortsetzung nicht ausgeschlossen."


Fantasien zur Nacht: LICHTUNG DES DUNKELS von Stefan Vieregg

Lichtung des Dunkels

über die Lichtung
des Dunkels
einen Schritt
zwischen das Rot 
deiner Schuhe
kaum die Körper 
sich berühren
der Vorhang hebt sich
die Kleider fallen
Hand gleitet 
streichelt sanft und
bäumt sich
Münder sich suchen
Lippen dürsten
und spielen
baumelnde Lust nach
aufrechtem Verlangen
Geburt im Venuskanal
Göttersamen versickert
in der Erde
Saturn beschleunigt 
seine Scheibe
der Mond lacht
im Verlieren der Gewinn
Ruhe nach dem Monsun

(c) Stefan Vieregg

Dichterhain: NORMAL NULL 2 von Hermann Mensing


normal null 2


da steht sie
ich erkenne sie kaum
ach hallo sage ich
und sie sagt ach hallo
komm doch mal wieder vorbei
und besuch uns

oh ich käme schon gern
aber weiß nicht recht
wie herum links oder rechts
durch die mitte ich weiß nicht
zack hält ein bus
sie muss einsteigen
fährt

ich besuche sie nicht
was soll ich sagen
dass es mir gut geht oder
dass es den kindern gut geht
oder dass es langsam besser geht

nein, ich fahr da nicht hin
die hocken in ihrer getackerten hütte
schauen nicht raus kiffen
und gar nichts bewegt sich
nicht mal die gardinen

nein ich will das nicht sehen
ich will nur noch spiegel zerschlagen
und kopfsprünge springen
viel zu lange habe ich still gehalten
und die decken
die mir jetzt auf den kopf fallen
wärmen sogar 


(c) Hermann Mensing / www.hermann-mensing.de

Mittwoch, 16. Mai 2012

Für Sie besucht: Gayle Tufts neue Show 2012 in Neunkirchen/Saar


Am Freitag, den 11.5.2012, startete die Entertainerin Gayle Tufts ihr Soloprogramm „Some like it heiß“ mit einer erfolgreichen Premiere in Berlin. Am nächsten Tag, Samstag, 12. Mai 2012, Station 2 der Tour im Rahmen der Comedy-/ Kabarett-Reihe der Neunkircher Kulturgesellschaft ab 20:00 Uhr im Bürgerhaus in Neunkirchen/Saar. Ein zweiter großer Erfolg!

2012 präsentiert sie sich völlig neugeboren ... 33 kg abgeworfen, durch unermüdliches Trainieren und Disziplin, dynamisch auf der Bühne, eine Frau in den Wechseljahren mit Sex-Appeal, die gute Gags produziert, sehr lebhaft-witzige Geschichten schreiben kann, eine gute Stimme hat, die man in ihren Songs genießen kann. Sie hat tatsächlich gewechselt, wie sich das in der Menopause gehört ... Und die ist ja auch ihr großes Thema ... Parallel zur Show ist beim Aufbau Verlag das passende Buch dazu erschienen. Die in Berlin lebende Amerikanerin kommt mit einer Entertainingshow, wie man sie sich im Grunde von Amerikanern wünscht, europäisiert (zum Glück), kein Glamour, Glitter, Massenszenen oder Vollkitsch, aber eben Entertaining! Im beliebten „Dinglish“, eine Mischung aus Deutsch und Englisch, "Wie Sie wissen, I'm coming from America ..." geht sie unverblümt und kokett an den Abbau der weiblichen Zeugungsfähigkeit heran, beleuchtet dieses Stadium kritisch und absolut offen ... Begleitet wird sie von Marian Lux am Klavier, dem Komponisten ihrer neuen Lieder. Er hat die immer interessiert beäugte Rolle, wegen seines Alters (29 Jahre), der ödipale Verehrer seiner 51-jährigen potienziellen Mom sein zu können, und Gayle Tufts stellt ihn nicht umsonst als einen jungen Schwulen aus dem Osten vor, der seine Gayle eben anhimmelt ... Da wird gemunkelt und getuschelt... Haben die was miteinander? Aber nein, alles Show, außerdem schwul!

Wechseljahre, das ist "really das unsexisiest Word" der Welt, ein Frauenthema, igitt, das Männer aus dem Bett fernhält, abschreckt. Wie wär's mit Menopause? Ebenfalls fürchterlich, erklärt uns Gayle nach dem Einstieg mit "Some like it hot". Die beste Bezeichnung stammt von ihrer Mama, die das Ganze einfach "The Change" nannte, und daran hält sie fest. Super ihr Song "Die armen Eierstockarbeiterinnen", orientiert an und inspiriert durch Bert Brecht, Hanns Eisler. Eine kleine Selbstbefragung für Frauen, die nicht wirklich wahrnehmen, was mit ihnen im Moment ist, soll Abhilfe schaffen: "No one knows what the fuck is going on...", auch Männer können davon profitieren, ihre Andropause erkennen. Treten eben Vergesslichkeit, Hitzewallungen, Hot Flashes (das Superwort für Gayle), Alkoholneigung auf, so führt sie in koketten Chaplinaden vor, und gesellt sich Haarwuchs in Form eines starken Damenbartes wie Tom Selleck in Magnum dazu, so denkt man schon ganz leicht an "walk away" wie es in dem nächsten Lied hieß. 
Mit "Leber-Chi“ wird klar, "If one thing fucks up, everything fucks up", man merke es auch ständig beim Bahnfahren, der Change eben ... Sehr gelungen und witzig ihre Geschichte zum traurigen Thema Vaters Tod und Sargauswahl in einem Kaufhaus für Bestattungen und Mamas Tod und das Verstreuen ihrer Asche mit Gayles Bruder am Strand in Massachusetts, leider gegen den Wind ... Das leidige Problem der Verfettung ... der Schwiegermutterlappen (!) oder die hängenden Fettpolster der Oberärme bei einigen Frauen ... eine unweigerliche Alterserscheinung, auch wenn sie Bingo Wings oder Winkeärmchen heißen. Fetzig ihr "I want to be Michelle Obama"-Song und "Fever". 

Thema Sex: 13 % vertrocknen tatsächlich, die anderen verfallen ins Gegenteil einer Sexhysterie. In diesem Zusammenhang verblüfft die Uralttheorie von Hippokrates, dass Sperma lange im Körper der Frauen verweile, sogar zu ihrem Vorteil in deren Gehirn vordringen würde. Beim deutschen Wort Totaloperation assoziiert sie Joseph Goebbbels totalen Krieg, und bei Aufklärung in den 60/70ies denkt sie an missglückte Versuche (sie probierte LSD, er war schwul), mangelhafte Aufklärung durch völlig veraltete Kitschfilme wie "The Miracles of Life" (1958) und die Zeit von "Stairway to heaven" und Bruce Springsteen. 
Heute lebt sie in der Stadt, in der man sich immer wie in den Wechseljahren fühlt: Berlin. Als ob man eine Nacht durchgemacht hätte und mit Kater aufwachte... Mit weiteren Gags und Songs zum Finale in Art einer "Saturday Night Fever"-Disco und begeistertem Applaus, das Vergehen der blühenden Weiblichkeit hin zu einer abgeklärten kraftvollen Lust auf Leben ...

Dichterhain: FRÜHLINGSGRAS von Birgit Burkey



Frühlingsgras

Der Tag öffnet sich,
ein Tropfen des Morgenlichts
fällt ins Frühlingsgras.
 

 

Haiku von © Birgit Burkey, Ramstein, 2012, www.rsd-radio.com


Ankes Veranstaltungshinweis: Offenes Atelier im Künstlerbahnhof Kutenholz-Mulsum

Zum achten Mal jährt sich ein zur Tradition gewordenes Event, zu dem Hans-Gerd Rehpenning einlädt:

 

 

Das Offene Atelier

am Himmelfahrtstag, 17.Mai 2012,

ab 11 Uhr bis ??, 

 


im Künstlerbahnhof Kutenholz-Mulsum (Industriestr. 2, 24779 Mulsum),
in der Nähe
der alten Hansestadt Stade (plattdeutsch Stood)

Ob als Ausflugspunkt einer Fahrradtour, mit dem Zug oder per Auto - in gewohnt ungezwungener Atmosphäre können Sie die ausgestellten Werke besichtigen und mit Freunden plaudern. Für das leibliche Wohl ist gesorgt! Gezeigt werden u.a. Bongossi-Skulpturen ...

Dienstag, 15. Mai 2012

Bilder brennen als Aufrüttelungsaktion der ital. Kunstverwalter

Die spektakuläre Verbrennungsaktion der italienischen Museumsdirektoren, darunter Michele Spina aus Neapel, erfasst ganz Italien, überall werden Kunstwerke aus Museen mit Einverständnis der Maler verbrannt, um auf die Kassenlage der Kultur und ihre Gewichtung in der aktuellen Politik hinzuweisen:

http://www.tagesschau.de/kultur/casoria100.html


Damit der Artikel noch gelesen werden kann, falls er wieder aus dem Archiv der ARD verschwunden sein sollte, zitiere ich ihn hier in voller Länge:
"Verzweifelte Aktion in Neapel

Museumsdirektor verbrennt Bilder

Von Tilmann Kleinjung, ARD-Hörfunkstudio Rom

Seit Wochen brennt fast jeden Tag ein Kunstwerk in Casoria bei Neapel - mit Absicht. Verantwortlich ist der Direktor des Museums CAM, das vor dem Rauswurf steht: In der Krise gibt's kein Geld für Kultur. Ob die Kunst vergammelt oder verbrennt sei nun auch egal, so der zunehmend resignierte Direktor.Michele Spina wirkt wild entschlossen, auch er will ein Bild zerstören, sein Bild. Mitten in Neapel auf der Piazza dei Martiri. Doch brennen wird dieses Bild nie, es ist aus Plexiglas: Adolf Hitler in Uniform mit einer Blume in der Hand und einer stilisierten Träne im rechten Auge. "Hitler ist das Symbol der Gewalt schlechthin, alles Bösen auf der Welt. Also ist er auch das beste Symbol dafür, wie in Italien bei Kunst und Kultur gekürzt wird", sagt Spina.Und weil es vermutlich ein auswegloses Unterfangen wäre, diesen Kunststoff-Hitler anzuzünden, nimmt Spina den Hammer und drischt sein eigenes Werk unter dem Beifall der Kollegen kaputt. Spina: "Das ist natürlich sehr schwer und vor allem schwer zu verstehen, aber nur mit einem solch extremen Akt können wir ausdrücken, was heute in Italien passiert." Die Gewalttat wird gefilmt, den Soundtrack zum Film liefern neapolitanische Tarantella-Musiker. Und so wird aus der Zerstörung der Kunst wieder Kunst. Mauro aus Neapel nimmt ein Teppichmesser und schneidet sein Bild in Streifen. Auch hier viel Symbolkraft: Schwarzes Herz auf weißem Grund. "Natürlich", sagt er, "schmerzt das". Aber: "Mehr noch schmerzt mich die Vorstellung, dass das CAM nicht mehr existiert." Das CAM, das Museum für zeitgenössische Kunst in Casoria, einem Vorort von Neapel. Hier hat man angefangen mit dem Bilderzerstören.
 Mit der Kündigung droht die zeitgenössische Kunst in diesem Teil des Landes heimatlos zu werden. Denn von der Regierung in Rom ist keine Hilfe zu erwarten. Auch unter Ministerpräsident Mario Monti regiert der Rotstift. Und private Sponsoren gibt es praktisch nicht in dieser Gegend. "Unser Problem ist, dass die privaten Sponsoren entweder mit der Camorra zu tun haben oder jetzt unter der Krise leiden. Also Sponsoren zu finden ist unmöglich, die Situation hat sich noch verschlimmert", erläutert Geraci.Keinerlei Reaktion von Institutionen und Politik
 Und so kam es, dass Museumsgründer und -direktor Antonio Manfredi Mitte April das erste Bild der Sammlung verbrannte. Als Warnung: Wir meinen es ernst. Zwei Tage später wieder ein Bild in Flammen. "CAM at war", heißt die Aktion. Kunst im Kriegszustand. Natürlich sind die Künstler einverstanden, bei den Verbrennungen ihrer Werke halten sie oft selbst den Bunsenbrenner an ihr Werk oder sind per Skype zugeschaltet. Ein Flächenbrand. Auch in anderen Orten brannten schon die Bilder aus Solidarität mit dem CAM. Doch, so muss Antonio Manfredi zugeben, ohne Erfolg.  
 "Es gibt keinerlei Reaktion von den Institutionen und der Politik. Damit habe ich ehrlicherweise ein bisschen gerechnet. Meine Angst ist nur, dass sie mich alle 1000 Werke verbrennen lassen", so Manfredi. Und es gibt natürlich Kritik von denen, die das, was Manfredi da Abend für Abend vor seinem Museum veranstaltet, für unverantwortlich halten, für destruktiv. Der Direktor des CAM und seine Mitarbeiter sehen allerdings die Logik auf ihrer Seite: "Ob die Bilder nun irgendwo verschimmeln oder ob wir sie zerstören, das macht doch keinen Unterschied." "

Dichterhain: GNADE I und II von Heidi Huber

Aus: Sommer der Gaukler
Gnade I
Genesen
im Maienmild
Aus: Sommer der Gaukler















Gnade II
Gelber Gaukler
lässt mich
genesend
träumen
vom
Sonnensatt

Mein Notquartier in einem Hotel für Haus- und Kleintiere in der Bretagne (von Karin Michaeli)


Auf meiner Reise durch die Bretagne gelange ich eines schönen Abends nach Roscoff, einer kleinen Hafenstadt von der sich das Meer soeben zurückgezogen hat, um nach 6 Stunden Ebbe umso gewaltiger wieder zurückzufluten.

Ich bin auf der Suche nach einer Unterkunft und werde, wie seinerzeit das himmlische Paar, überall abgewiesen mit abschätzigen Blicken. Nun, ich entspreche vielleicht nicht den landläufigen Vorstellungen von einem zahlungskräftigen Touristen.

Meine Schuhe sind ziemlich verdreckt, der fleckige Rucksack sah ebenso wie der zerknautschte Anorak schon mal bessere Zeiten und das mir wirr vom Kopf stehende Lockenhaar kann den ersten Eindruck auch nicht verbessern.

Traurig schlendere ich durch den Ort und gelange plötzlich an ein Haus mit einem Schild „Hotel für Haus- und Kleinsttiere“. Hier klingele ich in der Hoffnung, wenigstens einen Platz in einer Hundehütte zu bekommen für die Nacht. Ein Schäferhund mit Pförtneruniform und der entsprechenden Kappe dazu auf dem Kopf öffnet mir die Tür. „Menschen nehmen wir hier nicht auf“ sagt er in einem bellenden Ton. Ich schaue ihn an, traurig wie ein Dackel und das scheint sein Herz zu erweichen. „Na, kommen Sie mal rein und trinken Sie wenigstens mal einen Grog – Sie sind ja völlig durchnässt“, brummt er vor sich hin.

Ich folge ihm in die Hotelhalle und hier liegen lasziv dahin geräkelt mehrere Katzen in aufregend erotischer Unterwäsche mit Strapsen und Stöckelschuhen. Sie deuten mir an, zwischen ihnen Platz zu nehmen und fangen auch sogleich an, mir die Finger zu lecken. Es ist mir unangenehm und sanft setze ich sie zur Seite.

Ein Graupapagei schreit mich an: „Katzenfeind, Katzenfeind !“ Ich rechtfertige mich, sage dem Papagei, das durch leckende Katzen Würmer übertragen werden und der Papagei meint, ich sei wohl schwer am spinnen. So etwas habe er noch nie gehört und außerdem sei das hier ein Hotel, in dem auch Kleinsttiere willkommen sind.

Es dauert nicht lange und ein Kaninchen steht vor mir in Dieneruniform und deutet mir, ihm zu folgen. Mit dem Lift fahren wir in den dritten Stock und hier bekomme ich mein Zimmer zugewiesen. Irgendwie geht es hoch her in den Zimmern um mich herum. Quaken, Stöhnen, Brummen, Fiepen und Piepsen sind nur einige der Klänge in dem Orchester, das sich meinen Ohren kundtut.

Mitten in der Nacht werde ich geweckt von einer nachtaktiven Tanzmaus im Tüttü, die unbedingt mit mir nach Maurice Ravels Bolero tanzen möchte. Um meine Ruhe zu haben, tue ich ihr den Gefallen. Als ich erschöpft auf mein Bett falle, bitten mich zwei nachtaktive Goldhamster, mit ihnen Skat zu spielen – brauchen noch einen dritten Mann. Auch hier kann ich nicht nein sagen.

Als ich endlich morgens gegen fünf Uhr in meinen wohlverdienten Schlaf fallen möchte, werde ich geweckt vom Zwitschern der soeben erwachenden Nymphen- und Wellensittiche, die sich lautstark darüber zanken, ob man sich mit einem Graupapagei anfreunden sollte oder nicht. Sie trauen dem Coco wohl nicht so ganz, weil er ihnen immer die Traubenbeeren wegschnappt.
Gegen sechs Uhr kommt ein Putztrupp voller fleißiger Bienen in Arbeitskleidung an mit kleinen Eimerchen und Besen und begibt sich an die Zimmerreinigung. Es ist wie im menschlichen Leben: die Kleinsten müssen am meisten schuften.

Völlig übernächtigt nehme ich im Frühstückssaal Platz und ein großer Bernhardiner führt mich zu meinem Frühstückstisch, den ich mit zwei Rauhhaardackeln und einem afghanischen Windhund teilen darf. Während die Bellos ihr Schappi schlabbern, esse ich mein Baguette mit Camenbert, welches der Bernhardiner eigens für mich auf dem Markt besorgt hat. Sogar eine große Tasse Kaffee wird mir gebracht aus dem kleinen Café von nebenan.

Geld möchte der Portier, der Schäferhund, nicht annehmen. Es sei ihnen eine Ehre gewesen, mich zu Gast zu haben in diesem Hotel. Mit meinem zerzausten Haar hätten mich alle erst für ein verirrtes Schaf gehalten und man sei sich mitleidig einig geworden, mich als Gast zu beherbergen. Schafe seien nun mal blöd und da könne man nicht erwarten, das da auch noch Geld zu holen sei.

Erstaunt trete ich meinen Weg in den Hafen von Roscoff an, nicht ohne noch mehrmals hinter mich zu schauen, ob mir jemand folgt. Als ich endlich auf meinem Fährschiff sitze, kneife ich mich fest in den Arm und spüre: Ich bin noch da. Ich bin es wirklich und habe übernachtet in einem Hotel für Haus- und Kleinsttiere.

(c) Karin Michaeli, Düsseldorf 

Heute Abend

"Bananen aus der Pfalz" - das neue Musikkabarett-Programm von Alex Entzminger, dem Comedypoet mit seinem berüchtigtenSprachwitz und seinem pfälzischem Charme in der Feiermaus in KL-Siegelbach, am Zoo! Ab 20 Uhr.
Siehe REGIONALE EVENTS