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Mittwoch, 17. Dezember 2025

PUNCH UND JUDY von Harrison Birtwistle - Das Spiel des Lebens oder Gewalt, Humor und der große Kompass

Gesamtansicht des Bühnenraums, v.l.n.r. Jarrett Porter (Punch),
Alfred Reiter (Doctor), Sven Hjörleifsson (Lawyer),
Danae Kontora (Pretty Polly), Cecelia Hall (Judy)
Bildnachweis: Monika Rittershaus

Was passiert, wenn Zirkus, Jahrmarkt, Puppenspiel und schwarzer Humor aufeinanderprallen? Richtig, eine Oper, die uns nicht nur lachen, sondern im selben Atemzug das Lachen auch einfrieren lässt. Die OpernsängerInnen verdienen das Horrorclown-Diplom, die Regie unter Wolfgang Nägele holt alles aus dem Einakter raus, was geht. „Punch and Judy“ von Harrison Birtwistle ist die Antwort auf die Frage: Wie viel Gewalt verträgt Zirkus auf dem Jahrmarkt? Und wie viele schockierende Kindermorde sind noch akzeptabel, bevor jemand sagt: „Moment mal, das ist zu viel! Das geht zu weit! Sind die denn alle verrückt?“ Nein, es passiert nichts anderes, das Geschehen bleibt konstant, der Anfangshorror zeigt uns deutlich, der britische schwarze Humor lebt und tobt! Babys werden zu Wurst verarbeitet und Barbiepuppen mit der Schere geköpft. Schock zu Beginn - am Ende ist die Comedy nur noch lustig. Uraufgeführt wurde Birtwistles Oper am 8. Juni 1968.

 

Bild Nummer 13: Danae Kontora (Pretty Polly)

 

Bildnachweis: Monika Rittershaus                            

 


Schrille Farben, verrückte Kostüme, schiefe Grimassen, lebendige Puppen, die sich gegenseitig an die Kleiderhaken hängen können, Mordfantasien aus altdeutschen/altenglischen Märchen und Brutalität in Technicolor – das sind die Markenzeichen dieses humoristischen Albtraums. Mitspielen auch ein Lawyer (Sven Hjörleifsson, Tenor) und ein Doctor (Alfred Reiter, Bass), die gehobene Gesellschaft ist quasi vertreten, assistiert bei den Mordfantasien, beobachtet alles). Da hätten wir zum Beispiel Punch (supercrazy und agil Jarrett Porter, Bariton), der in Giftgrün daherkommt, als wäre er der lebendige Beweis, dass es möglich ist, sich im Streben nach böser Genialität so richtig die Finger schmutzig zu machen. Und dann ist da noch Judy, seine Frau, in Blau (Cecilia Hall, Mezzosopran, auch als Fortune Teller), die brutal von ihrem Mann behandelt wird (ermordet, und weiter geht's) und den Opfergala-Look anlegt, weil sich niemand gegen Punch durchsetzt, außer, man ist Choregos. Ah, Choregos (Liviu Holender, Bariton, der auch den Mörder Jack Ketch spielt) – der Regisseur, Puppenherr, Moralapostel, und gesellschaftliche Spiegel im Spiel, der in Schwarz in der Ecke steht und den Spaß als „bloßes Spiel“ etikettiert. Wie er, der allwissende Kommentator, diese absurde Szene überblickt, erinnert an einen Tatort-Kommissar, der längst das Handbuch über die Regeln des Lebens verloren hat, aber immer noch zum Schmunzeln über die Dramatik seiner Ermittlungen fähig ist. Er verlässt seine Rolle am Ende kurzzeitig und wird noch als Mörder erhängt.

 

Witzigerweise kommt diese Aufführung mit dem perfekten Timing – alles passiert auf der Bühne als Scherenschnitt der menschlichen Zivilisation, das grauenhafte Spiel der Figuren im Spiel läuft, während der Kompass in der Mitte die Richtung vorgibt. 12 Uhr Nord: Wir sind am Nordpol der Verhärtung! 9 Uhr:  Westlich des Verfalls! 6 Uhr Süd: Hier könnte fast Ihre Zerstörung als Zuschauer stattfinden, die spielerische gefährlich nah – oder sind wir alle willkommen? Wer hätte gedacht, dass die zeitlichen und räumlichen Koordinaten einer solchen Schwankung von Humor, Geschmack und Gewalt so packend sein könnten? Der Zirkus fängt an, seine Zelte in dieser Oper aufzuschlagen, und plötzlich sind wir alle Clowns – ob wir wollen oder nicht. Man kann nur lachen und sich amüsieren über die Absurditäten der Personen im Spiel. Punch begehrt Pretty Polly, versucht seine Ehe mit ihr statt Judy fortzusetzen, diese lehnt aber den blutigen Ring seiner Frau ab. Kein Wunder ...

 

Doch am Ende, wie es sich für ein richtig gutes Puppenspiel auf Jahrmarkt oder im Zirkus gehört, löst sich alles auf. Alle verlassen den Ort des Geschehens, und wir lachen darüber, wie grotesk und absurd es war, wie verrückt alles sein kann, ohne dass wir in Schwermut fallen, wie wenig sich in unserer Welt nach der Rückkehr verändert hat. Choregos, der moralische Mahner, hat seine Arbeit erledigt: Ein letzter, zynischer Kommentar über die Comedy und die Unveränderlichkeit des Zyklus, und da sitzen wir, mit einem Lächeln, das aus einem tiefen Abgrund der menschlichen Absurdität hervorgeht. Das Gegenteil von Warten auf Godot, aber auch ganz deutlich das Gefangensein im Dasein, im Kreislauf, in der Wiederholung.

 

v.l.n.r. Cecelia Hall (Judy), Alfred Reiter (Doctor), Liviu
Holender (Jack Ketch), Jarrett Porter (Punch; mit dem Rücken
zum Betrachter), Sven Hjörleifsson (Lawyer)
Bildnachweis: Monika Rittershaus













Was will dieses Spiel uns sagen? Das Leben ist eine groteske Puppenkomödie, in der der schwarze Humor immer noch der beste Schutzschild gegen das Grauen bleibt? Was wir als Drama und Tragödie sehen, ist vielleicht nur der nächste Akt in einem Spiel, das niemals wirklich endet und sich noch steigert. Und in dieser poppigen Zirkuswelt der Gewalt wird das Lachen zu einer Art Beruhigungsmittel, mit dem die unmenschliche Comedy des Lebens für einen Moment aufhört, uns zu erschüttern. Die Komödie endet, wie sie begann: mit einem schiefen Lächeln und dem Kompass des Lebens, der nie wirklich in die richtige Richtung weist. Aufführung für Aufführung eine lustige Horror-achterbahn durch das Entsetzen ... Für die SängerInnen und MusikerInnen eine absolute Herausforderung, ganz viele schwierige Passagen, die hohe Virtuosität und Aufmerksamkeit erfordern. Die SängerInnen werden miss-handelt und massakriert, erniedrigt und deformiert, an die Wand gehängt, wälzen sich auf dem Boden und halten heroisch ihre Rolle. Wie auf der Bühne eben.


Freitag, 23. August 2013

Heute Abend in Hanau: MUNDSTUHL - Ausnahmezustand


23. August 2013     I     20.00 Uhr - Einlass: 19.00 Uhr     I   Amphitheater/Schloss Philippsruhe, Philippsruher Allee, 63450 Hanau
ab 33,65 €

MUNDSTUHL - Ausnahmezustand
Das brandneue Programm!


Volkskrankheit Burnout! Tägliche Castingshows! Deutsche Truppen am Hindukusch! Paralympics! Karaoke! Berlin! Frauenquote! Und Freddy Mercury tot! Was kommt da noch auf uns zu? Ein schwuler Außenminister? Ein chinesischer Wirtschaftsminister? Oder am Ende gar eine Frau als Kanzlerin?

In Deutschland herrscht der Ausnahmezustand und die maßgebliche Instanz des deutschen Humors kommt in die Stadt, um die Notstandsgesetze zu verkünden. Diplomatisch und barmherzig wird das nicht, dafür aber wie immer politisch völlig inkorrekt, unverschämt, kindisch und vor allem zum Brüllen komisch. 

Anmeldung/Vorverkauf:
„Print your Ticket“ das neue Onlinesystem auf www.s-promotion.de - Tickets bequem zu Hause buchen und sofort ausdrucken! …außerdem an allen bekannten Vorverkaufstellen oder über die Tickethotline: 06102 - 77665
www.frankfurt-ticket.de 

Dienstag, 27. November 2012

Samstagabend in Mutterstadt: Galanacht der Travestie

Samstag, 1. Dezember 2012, 20:00 Uhr
Palatinum + Bohligstr. 1 + 67112 Mutterstadt


Telefon: 06234-927050
Telefax: 06234-9270530

E-Mail: palatinum-mutterstadt@t-online.de
Internet: www.palatinum-mutterstadt.de
Die Galanacht der Travestie




Vollkommene Stille herrscht – Spot an – die Spannung steigt – Vorhang auf für die "Galanacht Der Travestie!"
Es wird nicht zu viel verraten, aber so viel sei als Vorankündigung für dieses Revue-Ereignis der Extraklasse gesagt: Ein prächtiges Bild aus Gesang, Tanz und Show erwartet Sie, gemalt von edlen Herrendamen, welche die Kunst der Verwandlung aufs Allerfeinste beherrschen. Die charmanten Diven entführen Sie in eine glitzernde Welt: Üppige Kostüme, perfektes Make-up und eine strahlende Lightshow geben diesem Event den einzigartigen Rahmen.
Exquisite Soloauftritte der ausnahmslos deutschsprachigen Künstler wechseln sich ab mit Showbildern der gesamten Gruppe. Erleben Sie live und hautnah herrliche Parodien aus der Welt der Stars. Eine pikante Mischung aus Comedy vom Feinsten und überraschenden Interpretationen populärer Songs wird das Publikum von Lachsalve zu Lachsalve tragen. Humor auf hohem Niveau, aber auch leise Töne und Nachdenkliches klingen an und geben diesem Show-Highlight die Tiefe, die es verdient. Ein Hauch von Pariser Lido liegt in der Luft!
Lassen Sie sich berühren, betören und entführen in eine Welt voller Charme, Witz und Erotik.
Eine glamouröse Revue voller Highlights, die das Publikum mitreißen wird.


37,50/ 34,50/ 31,50 /27,50 €

Sonntag, 5. Februar 2012

Veranstaltungshinweis: Quer dursch de Gaaden mit Eugen Damm im Hotel Otterberger Hof in Otterberg


07.02.2012, 20.00 Uhr im  Land - gut Hotel Otterberger Hof - Otterberg

Quer dursch de Gaaden - Mundart mit viel Humor (Kabarett) http://Kunstgriff.regio-stage.de

Eugen Damm, geboren 1936 in Kaiserslautern, ist Pfälzer Schauspieler, Sänger, Liederkomponist, Texter und Pfälzer Mundartdichter. Sein Humor ist mit Kaiserslautern eng verwurzelt. In erster Linie geht es in seinen Texten um Szenen aus dem Alltagsleben, geprägt von galligem Humor und melancholischer Poesie.

Eintritt: VVK 12.- / AK 14.-
Informationen über den Künstler: http://www.eugen-damm.de/

Donnerstag, 18. November 2010

Neuer Taschenkalender: Poesie-Agenda 2011 (Unabhängige Verlage in der Schweiz)

POESIE-AGENDA 2011
Herausgegeben von Werner Bucher, Virgilio Masciadri und Jolanda Fäh
Mit Kalendarium, Eintragungen, Adressverzeichnis und vielen Gedichten.
256 Seiten, broschiert
CHF 16.00 / EUR 10,00

„Nirgends sonst gibt es Lyrik und Humor in einer so anregenden Verbindung. ‚Poesie-Agenda’ ist das Gegenteil von Langeweile.“ (Andreas Noga auf „lyrikzeitung.de“)

Der orte verlag aus Oberegg, Schweiz, hat seinen neuen Taschenkalender  vorgelegt, mit seinen handverlesenen Lyrik- und Kalenderblatteinträgen. Ein wunderbarer Wegbegleiter, der die Tage verschönert, zum Nachdenken und Schmunzeln anregt und Kulturelles, Lyrisches herrlich in den Alltag integriert.

PHASEN                                                                         erste schritte

                                                                                       die treppe
Es gibt ein Licht in der Dämmerung,                                  hinunter
das glimmt auf den Zweigen wie Schnee,                           frühstück für
Muschelinnres der Himmel,
wo er die Erde umfaßt                                                     die familie
                                                                                       bereitet genau
Die erste Sichel, die zweite                                               wie letztes Jahr sie
Wenn  die Kugel voll ist,                                                  schläft noch ich schreibe
ändert das Wetter,                                                           ihr den ersten gruss
die Nacht trübt ein
und die Flut verebbt                                                         Niels Zubler

Es gibt ein Licht in der Nacht,
das wartet, solang wir es suchen
                                                                                                    (Neujahr/Berchtoldstag)
                        Erika Burkart




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Donnerstag, 8. April 2010

Buchhinweis: Boese Tagebücher - Unaussprechlich peinlich

Ein wirklich ungewöhnliches Buch und eine ungewöhnliche Autorin, mit der man sicher sehr viel Spaß haben kann. Der Norden lässt grüßen, wieder eine der kaum bremsbaren coolen Amazonen mit Köpfchen ...

Mirja Boes: Boese Tagebücher: Unaussprechlich peinlich

Fundstelle: optisch.blogspot.com