SV Verlag

SV Verlag mit Handy oder Tablet entdecken!
Die neue Generation der platzsparenden Bücher - klein, stark, leicht und fast unsichtbar! E-Books bei viereggtext! Wollen Sie Anspruchsvolles veröffentlichen oder suchen Sie Lesegenuss für zu Hause oder unterwegs? Verfolgen Sie mein Programm im SV Verlag, Sie werden immer etwas Passendes entdecken ... Weitere Informationen

.

.
Dichterhain, Bände 1 bis 4

.

.
Dichterhain, Bände 5 bis 8

Übersetze/Translate/Traduis/Tradurre/Traducir/переводить/çevirmek

Posts mit dem Label Madrid werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Madrid werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 8. Dezember 2025

Oper Frankfurt a.M.: MITRIDATE, RE DI PONTO von Wolfgang Amadeus Mozart

Sonntag, 7. Dezember 2025, um 18 Uhr im Opernhaus
Premiere / Frankfurter szenische Erstaufführung

MITRIDATE, RE DI PONTO

Opera seria in drei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln.

In der Bildmitte Robert Murray (Mitridate) und Ensemble
Bildnachweis: Matthias Baus

Musikalische Leitung: Leo Hussain; Inszenierung: Claus Guth

Mitwirkende: Robert Murray (Mitridate), Bianca Tognocchi (Aspasia), Monika Buczkowska-Ward (Sifare), Franko Klisović (Farnace), Jihun Hong (Marzio), Kudaibergen Abildin (Arbate), Philippe Jacq (Majordomus) u.a.

Weitere Vorstellungen: 11. (19 h), 14., 20., 22. (19 h), 28. Dezember 2025, 4., 10. Januar 2026
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 18 Uhr.
Preise: € 16 bis 190 zzgl. 12,5% Vorverkaufsgebühr


In Koproduktion mit dem Teatro Real, Madrid, dem Teatro di San Carlo, Neapel, und dem Gran Teatre del Liceu, Barcelona
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper


Mit gerade einmal 14 Jahren schrieb Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Mitridate, re di Ponto. Das Werk komponierte er für das Mailänder Opernhaus, dessen höfisches Umfeld dem jungen Komponisten anfänglich große Skepsis entgegenbrachte. Doch die Kritik sollte schon während der Proben verstummen. Mozart ist in seiner ersten Opera seria auf der Suche nach angemessenen musikalischen Darstellungsweisen für die komplexen und widersprüchlichen Seelenlagen seiner Charaktere. Der Text der im Jahr 1770 am Teatro Regio Ducale in Mailand uraufgeführten Oper stammt von Vittorio Amedeo Cigna-Santi nach Jean Baptiste Racine. 

Mozarts Mitridate ist viel mehr als ein Jugendwerk, bricht er doch musikalisch klassische Konventionen seiner Zeit. Die Arien sind geprägt von sich entwickelnder emotionaler Intensität, die affektive Eindeutigkeit tritt in den Hintergrund. Im Mittelpunkt der Oper steht mit König Mitridate eine starke Vaterfigur. Mozart verhandelt rund um sieben Charaktere die Herausforderungen und Konflikthaftigkeit menschlichen Zusammenlebens – inhaltlich sowie musikalisch. 

Der alternde König will noch einmal heiraten. Doch er spürt, dass seine beiden Söhne ihm die Liebe seiner Verlobten Aspasia wie auch den Thron streitig machen könnten. Deshalb streut Mitridate nach einer Niederlage gegen die Römer das Gerücht, er habe in der Schlacht den Tod gefunden. Prompt bedrängt sein Ältester Farnace die junge Braut des Vaters, ihn zu heiraten. Doch Aspasia liebt insgeheim dessen jüngeren Bruder Sifare und bittet ihn um Schutz gegen Farnaces Annäherungsversuche. Da erscheint der totgeglaubte König von Pontus; er wird begleitet von Ismene, der Farnace einst die Ehe versprach. Die Figuren beginnen, sich argwöhnisch zu belauern ...

Die zweite Premiere einer Mozart-Oper in dieser Frankfurter Spielzeit – nach Così fan tutte – wird von Leo Hussain geleitet, der in dieser Saison auch Weinbergs Die Passagierin dirigiert. Verantwortlich für die Inszenierung, eine Koproduktion mit Opernhäusern in Madrid, Neapel und Barcelona, ist Claus Guth. Er inszenierte in Frankfurt zuletzt im Jahr 2023 Elektra. Zuvor gewannen seine hier entstandenen Inszenierungen von Daphne und Pelléas et Mélisande jeweils den Theaterpreis DER FAUST. 

In der höchst anspruchsvollen Titelpartie des König Mitridate ist der britische Tenor Robert Murray zu erleben, der in Frankfurt debütiert. Mitridate interpretierte er bereits an der Hamburgischen Staatsoper. Darüber hinaus gastiert er regelmäßig international, zum Beispiel bei den Salzburger Festspielen, in London oder Oslo. Der Schauspieler Philipp Jacq – dem Frankfurter Publikum bekannt als Zeremonienmeister / Duc de Bedford in Jeanne d’Arc au bûcher und als Dr. Crabbe in Brittens Peter Grimes – sowie Mitglieder des Ensembles und des Opernstudios ergänzen die Besetzung der szenischen Frankfurter Erstaufführung von Mozarts Werk.

Sonntag, 29. September 2013

Heidis Gedichtetipps: ICH LADE DICH EIN von Hilde Domin




  Ich lade dich ein

    Liebster, ich lade dich ein,
    komm in das Haus unsrer Wünsche
    und häng deinen Hut an die Wand,
    den Hut mit dem kleinen Schußloch.
    Denn ich habe das Haus
    ganz nach deinem Befehle gebaut.
    Es ist alles darin, was wir brauchen.
    Der blaue Himmel der Tropen,
    die leichte Luft von Madrid,
    doch ohne den lästigen Wind, der
    dir die Papiere zerzaust.
    Die Zimmer sind im gobelinweichen Grün
    der Hänge von Heidelberg gestrichen.
    Ich geb dir die alte Brücke als Bett
    mit einer Lastexmatratze darauf.
    Es riecht nach den Glyzinien
    der Via Monte Tarpeo,
    Marc Aurel ist wieder unser Portier.
    Des Abends vergoldet die Sonne den Tiber,
    dann singt uns die Nachtigall am Palatin.
    Danach gehen wir in die Kammerspiele,
    in die Scala oder Old Vic,
    oder sehn den großen Barrault,
    ob Paris ihn gerade mag oder nicht.
    Du hast immer Zeit,
    und es fällt dir was ein, wenn du Zeit hast.
    (Die Schreibmaschine kopiert von allein,
    völlig geräuschlos, versteht sich.)
    Und was du schreibst,
    wird im ersten Monat gedruckt
    und sofort darauf rezensiert
    und gefällt dir und den andern, und das mit Recht,
    denn es ist bahnbrechend, einfach und gut
    und zur richtigen Stunde gesagt. -
    Und für die Flauten schreibt Händel
    dir neue Concerti Grossi,
    weil du die alten schon kennst,
    und der tote Busch dirigiert.
    Dann ißt du gebratene Enten
    und Frühlingssalat aus Florenz.
    Wir spülen nie. Die Teller
    werfen wir zum Fenster hinaus,
    wie in Rom in der Neujahrsnacht.
    Sei unbesorgt, sie fallen
    niemand auf den Kopf,
    denn unten ist keine Straße.
    Deswegen ist's auch so ruhig,
    und nichts stört deinen Schlaf
    (und morgens bleibt dir nie
    ein weißes Haar an der Bürste).
    Dabei sind die Oper und das Kino
    mit ausgewähltem Programm
    gleich um die nächste Ecke,
    und dort stehen auch die Museen.
    Die frühen Kulturen sind gut vertreten,
    die fernöstliche Sammlung ist exquisit,
    und ein Wiener Cafe in der Nähe.
    Dort sehen wir rasch die Zeitungen durch,
    sie sind, wie immer,
    empörend interessant,
    nur ist alles viel weiter weg.
    Wir lesen mit kopfschüttelndem Entsetzen,
    wie die Schwalben vom Himmel fallen
    nach den Atomexplosionen
    auf einer anderen Erde.
    Dann gehn wir nachhause, und du schläfst Siesta,
    und für mich steht bei der Terrasse ein Baum
    mit dem unentbehrlichen grünblauen Muster.
    Wir arbeiten viel,
    und wir lachen noch mehr,
    und wir haben reizende Gäste
    - wer käme nicht gern in das Haus? -
    denen liest du in allen Sprachen,
    am liebsten auf deutsch,
    das Geschriebene vor.
    Dann fahren wir zusammen zu Martha Graham
    oder zum Negerballett von Port-au-Prince,
    oder machen einen kurzen Mondscheinspaziergang
    in den Löwenhof der Alhambra.
    Der Briefträger, mein Herz, kommt pünktlich
    zum Frühstück,
    gleich nach dem blauweißen Gruß
    der kleinen Möwen über der See,
    und bringt Liebesbriefe von deinem Verleger
    und Angebote von Stellen, die du nicht brauchst.
    Denn du hast, was du wünschst,
    und du tust, was du magst.
    Und du tobst nur ganz selten,
    damit ich behalte, wie gut du es kannst,
    und bist viel geduldiger als sonst.
    Liebster, nimm deinen Hut von der Wand,
    den Hut mit dem kleinen Schußloch,
    und geh auf ein Wohnungsbüro, ich bitt dich,
    und sieh,
    was sie uns anbieten können.
    Sonst stürz ich mich noch aus dem Fenster
    dieses Hauses, das es nicht gibt.
    Und das Fenster, glaub mir, ist hoch.

Hilde Domin (1909-2006)