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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Sonntag, 7. Oktober 2012

Heute Abend: Stephan Sulke im Haus des Gastes, Bad Bergzabern, um 20.00 Uhr



Der Cosmopolit: Musiker, Maler und Gourmet

Stephan Sulke feierte im vergangenen Jahr seinen 67sten Geburtstag. Vielleicht beging er auch den so wie ein kleines, neugieriges und unerschrockenes Kind. Um dann bei nächster Gelegenheit zu konstatieren, er habe irgendwann einfach Lust gehabt, „Lieder zu machen mit etwas schlaueren Ideen und gescheiteren Texten“. Vorsicht allerdings ist angezeigt bei diesem Überzeugungstäter, denn der Mann spannt gerne Fallstricke und legt sich zum Schmunzeln in den Hinterhalt. Und wenn dann keiner kommt und er nichts zu lachen kriegt, geht er halt heim und macht was anderes. Manchmal über zwei Jahrzehnte lang, wie vor seinem Platten-Comeback 2009. Irgendwie aber freut sich immer alle Welt, den Herrn Sulke wohlbehalten wieder zu sehen.

Was mag das wohl für einer sein, dieser Typ, der sich nicht im Geringsten bemüht, aus seinem Leben und seiner Poesie auf Biegen und Brechen eine Einheit zu formen. Das Kind Berliner Emigranten, in Shanghai zur Welt gekommen, in der Schweiz aufgewachsen, in Frankreich und den USA zuhause gewesen: eine Vita der Rastlosigkeit, die sich auch im kunterbunten Fächer der von ihm bisher ausgeübten Tätigkeiten wiederspiegelt. Sulke war Jurastudent in Zürich und Bern, veröffentlichte Lieder in englisch und französisch unter Pseudonym, leitete sein eigenes Tonstudio, baute technische Geräte für Rundfunksender, komponierte Songs, die von Erika Pluhar, Katja Ebstein, Herbert Grönemeyer und anderen interpretiert wurden, arbeitete in einem Architekturbüro und hatte Ausstellungen als Bildhauer und Maler.

Und dann diese lakonischen, wie Miniaturen in den Raum gestellten Lieder. Solch krude Gegensätzlichkeit leugnet Sulke absolut nicht: „Ich mag Gegensätze. Gegensätze sind der Ursprung aller Dinge. Abgesehen davon, hab ich auch nicht sehr viel Phantasie, will heißen, ich seh’ die Dinge, wie sie wahrscheinlich sind und beschreib einfach das Gesehene. Auch hab ich eine ungeduldige und unstete Seele. Viele Dinge verleiden mir relativ schnell. Ich gehe nicht hin und schaue mir die Pyramiden 25-mal an, wenn ich sie mal gesehen habe, dann habe ich sie halt gesehen.“ Was uns mit seinen Liedern gänzlich anders geht.

Musik aus der Querulanten-Werkstatt
Das neue Album „Enten hätt’ ich züchten sollen...“

Der geneigte Hörer erlebt hier nie zuvor Gehörtes wie „Mein Leben“, „Sie hat mich bloss mit einem Lächeln angefasst“, die legendäre „Uschi “ in neuem Gewand, nämlich im Duett mit der Kultfigur Lilo Wanders oder das zart ironische „Hey Mister Radio Mann“ ebenso wie ein Duett mit Milva „La Rossa“ namens „Das muss doch gehn“ oder den Titelsong „Enten hätt’ ich züchten sollen…“. Der sei, so Stephan Sulke, „sowohl neu wie auch alt, ich habe ein betagtes Lied mit neuen Zeilen und Akkorden versehen“. Und mit neuem Witz obendrein.

Sulke ist kein Mann fürs Grobe, kein Liedermacher im politischen Sinn. „Diese Anti-Gesellschaftswut“, sagt er, „ist nichts für mich. Ich fühl mich in unserer Gesellschaft einigermaßen wohl. Schau dir nur Schlagzeilen an, wie fade und vergilbt die nach einem Jahr aussehen“.

Er verliert sich gern in seinen Aphorismen und liebt die überraschend derben Sätze, die sich indes niemals in seinen Liedern finden. Viel zu direkt, zu wenig hintersinnig. Schön, dass dieser Typ sich nicht in den Turm der Intellektuellen verkrochen hat. „Ich habe so viel Schule hinter mir“, kommentiert Stephan Sulke mit charmant süffisantem Unterton, „Latein, Altgriechisch, Botanik, alles mögliche. Und ich muss ehrlich sagen: genützt hat es mir nicht viel. Genützt haben mir eher die wirklich herben Niederlagen, die schallenden Ohrfeigen.“ Und genau das macht seine Lieder, macht auch sein neues Album so liebenswert. Und zum Unikat.

Dichterhain: WEINE NICHT, Kurzprosa von Artem Zolotarov








Irgendetwas weckte mich oder ließ mich einschlafen. Mein Zimmer schlummerte im Dämmerlicht der vorabendlichen Laternenlichter.
Es wirkte wie die Kulissen eines billigen Horrorfilmes, bei dem der Dekorateur angesichts seines geringen Honorars nur das Nötigste aufgestellt hatte. Etwas Trauriges lag in der Luft. Der bittere Nachgeschmack einer vergeudeten Jugend stieß auf das sich immer breiter machende Gefühl, verrückt zu werden. In meinem Kopf bauten sich hypothetisch Strukturen auf nur um kurz darauf, von der Seuche des gesunden Menschenverstandes zerfetzt zu werden. Wieder starrten mich meine blassen, gläsernen Augen im Spiegel an. Das, was ich sah, war weder Kind noch Mann, etwas dazwischen und außerhalb, verwaschen wie ein Wasserzeichen im Regen, ausgelöscht vom Ursprung, vertröstet vom Warten auf ein unausweichliches Ende. Ich musste hier raus.
Frische Luft der verpesteten Großstadtvenen füllte meine Lungen. Nasser Asphalt spiegelte das Licht der 100 Watt starken Sonnen, die in regelmäßigen Abständen am Straßenrand gepflanzt standen. Bunte Leuchtreklame hypnotisierte vorbeiziehende Individuen, versprach billiges Fliegen, unendlich weite Badestrände, traumhafte Frauen (nur minimal am Computer bearbeitet), all inclusive, alles, was das Herz begehrt. Paradies, so weit das Konto reicht.
Hände in den Taschen, den Blick nach unten, in meinen eigenen Gedanken wühlend, schlenderte ich immer weiter in die Nacht hinein. Mein Gang war unkoordiniert, ungezielt, es war ein Nachvornefallen, ein Zurseiteschwänken, das immer wieder damit endete, dass der jeweils betroffene Fuß doch noch den Fleck Erde vor sich fand, um mich sicher abzubremsen. Es ging langsam voran. Vor mir lag eine neue Stadt, ein neues Leben. Ob es besser werden würde?
Kurz vor Mitternacht drehte ich um und trat den Heimweg an. Alleine durch verlassene Straßen gehend, beschleunigte ich meinen Schritt. Autos streiften meine Aufmerksamkeit mit grellen Lichtern in deren Kegel ich für einige Augenblicke, unfreiwillig, zum erleuchteten Niemand in einer schlafenden Betonwüste wurde.
Etwa 100 Meter vor mir bewegte sich etwas. Nach wenigen Sekunden erkannte ich, was es war: ein Mädchen, etwa 1,60m groß, dunkle Haare, die nach hinten zusammengebunden ihren eigentlichen Zweck verfehlten. Angespannt und etwas verkrampft, rannte sie mir entgegen. Ein weißes Top und eine schwarze Hose, dazu Chucks-Schuhe. Kurz bevor sie an mir vorbeirannte, sah ich in ihr Gesicht. Aus zusammengekniffenen Augen liefen Tränen, ihre roten Wangen glänzten, der Mund, voller Bitterkeit, zu einem halbovalen Bogen geformt. Ihre Aura durchdrang mich, durchdrang meinen Körper, meine Seele, raste durch alle Nervenbahnen. Es war, als ob ein Teil von mir in ihr wäre. Ein Teil, den ich schon so lang gesucht hatte, dass ich von seiner Existenz vergessen hatte, ein Teil, der mir fehlte, wie der i-Punkt über dem i, wie die kleine Innentasche bei Jeanshosen, wie der Geruch von Neubüchern, wenn man sie zum ersten Mal in der Hand hält, wie etwas, das nicht unbedingt notwendig erscheint, dessen Fehlen aber eine Unvollkommenheit spüren lässt, eine schmerzliche Ahnung, wie es sein könnte, wäre er da.
Ich wollte sie anhalten, wollte sie umarmen, ihr zeigen, was ich empfand, ihre Tränen stillen und sie nie wieder weinen lassen. Doch ich konnte nicht. Sie lief an mir vorbei und ich schaffte es nicht einmal, mich umzudrehen. Ich stand da und schaute in die geschwülstartige Schwärze der Nacht, die mich paralysierte, mich lähmte, so schwer auf mir lag, dass ich nicht mehr atmen konnte, nicht mehr atmen wollte, nicht mehr atmen sollte, wäre ich auch nur eine Sekunde ohne sie, ohne ihre Wärme, die ich nie zu spüren bekam, die mir so fehlte in dieser kalten, toten Hölle, gepflastert mit toten Seelen.
Nach einer Ewigkeit oder nur wenigen Sekunden, schaffte ich es mich doch noch umzudrehen.
Die Straße war leer.

(c) Artem Zolotarov

Samstag, 6. Oktober 2012

Fantasien zur Nacht: DIESE STUNDE von Birgit Heid



Diese Stunde 

Die leise Melodie des Abschieds streift
mir noch durchs Haar und mit dem
Wind der sich von mir nun lösen will
gelangen Blicke in die Ferne einer Ferne

dunstverhangen halte ich mich an die
Hügel die terrassenartig angelegt sie
geben Halt und lassen klimmen meine
Augen an den Horizont begleiten grün

die letzten Augenblicke Worte Gesten
Seele dieser tiefen Stimme rauchig
und dein Blick beschwörend trotz der
Augen die mir lachen und ich wende

mich als würd ich flüchten fort von dieser
Stunde die so köstlich endlos wertvoll
für mich war ein Trank aus einer blauen
Flasche denn ich dürstete nach dir ein

Brand beinah wie Höllenfeuer zehrte
mich in deine Arme und ich sah dich lange
an erlauschte deine Bilder von Begegnungen
und ach die Sonne die dich gestern stach.


(C) Birgit Heid, Übersicht über ihre Bücher

Neue Erkenntnisse zum Schlaf: Unterbrechungen machen uns doch nicht krank

















SCHLAFSTÖRUNGEN

Kleine Entwarnung für all die, die an Schlafunterbrechungen leiden, sich gepeinigt vom Leben und den Ereignissen in einer tiefen Schlafstörung wähnen. Es ist nach Meinung von Fachleuten keine Störung mehr.  Die  Schlafforscher meinen, wir erwarten vom Schlaf zu viel und machen uns Probleme bei Vorgängen, die normal sind.

Können die  vier Millionen Deutsche jetzt aufatmen, die in mindestens drei Nächten pro Woche schlecht schlafen? Sie sollten ihre Einstellung ändern, heißt es von Seiten der Regensburger Schlafforscher. Um den Schlaf ranken sich zu viele Mythen, die ausreichen, einen Patienten zu quälen.
Dennoch liegen bei etwa sieben Prozent der EU-Bürger klinisch bedeutsame Schlafstörungen vor, hat eine große europaweite Studie unter Leitung des Dresdener Psychologen Professor Hans-Ulrich Wittchen aus dem vergangenen Jahr ergeben. Eine Einstellungsänderung hilft wohl nur denen, die sich selbst krank machen. Aufklärung über Schlaf, Tipps zur Schlafhygiene oder eine Schlafschule unterstützt diese Patienten beim Wiedererlernen des Schlafs. 

Mythos "Ich muss durchschlafen , um fit zu sein"

Nachts aufzuwachen ist ganz normal, das ist die wichtigste Erkenntnis, die den Patienten fehlt. Schlaflabor-Messungen haben ergeben, dass jeder Mensch pro Nacht 28-mal wach wird, und zwar hellwach. Diese Phasen sind sehr kurz, und man schläft gleich wieder ein. Das Wort  Durchschlafstörungen soll also aus den Diagnosen verschwinden, Einschlafstörungen bleiben dagegen. Also einerseits gar nicht erst in den Schlaf finden, und andererseits so wach werden, dass man nicht wieder einschlafen kann. Wo liegt hier der Unterschied?
Vor 100 Jahren sei es vielfach üblich gewesen, nach etwa vier Stunden Schlaf gegen drei Uhr morgens aufzustehen, sich anzuziehen, rauszugehen, mit den Nachbarn zu reden und sich nach ein bis zwei Stunden zum so genannten "zweiten Schlaf" wieder ins Bett zu legen. "Das wäre heute eine Durchschlafstörung, früher war das ganz normal." Wachen Patienten oft gegen drei Uhr früh morgens auf, sollte man ihnen dasselbe wie vor 100 Jahren raten, aufzustehen und irgendetwas zu tun. Dann werde man von allein wieder müde, und die Bettschwere stelle sich ein. Das ist eben normal, keine Störung.
Mit Entspannungübungen lässt sich meist sehr viel regulieren.


Mythos "Schlaf vor Mitternacht ist besser"

Die Schlafforscher sehen die "biologische Mitternacht" um den Zeitpunkt drei, vier Uhr morgens, wenn der Körper seinen physiologischen Tiefpunkt hat. Also wird alles, was vor 24 Uhr sei, als belanglos für den Schlaf betrachtet. Die Dauer ist allerdings schon bedeutend, sie liegt aber bei nur 5 Stunden Minimum. Entscheidend ist aber das individuelle Bedürfnis.
Allerdings: Regelmäßig zu wenig, aber auch zu viel, nämlich mehr als acht Stunden, zu schlafen, erhöht nach der NHANES-Studie aus den USA das Risiko für kardio-vaskuläre Erkrankungen ganz erheblich.
Wie lange schläft die Nation? Man sagt immer, wer 75 Jahre alt ist hat an die 25 Jahre davon geschlafen. Durchschnittlich schläft der Deutsche von 23 Uhr bis 6:18 Uhr. Eine Viertelstunde braucht er im Schnitt zum Einschlafen. Das ergibt einen Mittelwert von sieben Stunden Schlaf. Der bereits schon im 16. und 17. Jahrhundert gepflegt wurde.

Mythos "Schlaf nachholen"

Ein akutes Schlafdefizit nachzuholen ist nur bedingt möglich. Besonders in Frage steht die Behauptung, dass man nach einer Woche mit kurzen Nächten am Wochenende den verlorenen Schlaf wieder einholen könne. Dazu gebe es keine statistischen Beweise. Wer sich wenig Sorgen  um seinen verlorenen Schlaf macht, fährt am besten, denn oft fühlt man sich nach wenig Schlaf besser als mit viel. Nur einreißen dürfen stressende, zu kurze Nächte nicht.

Eine normale Einstellung zum Schlaf ohne falsche Erwartungen führt bei vielen Patienten schnell zu erholsameren Nächten.

Umsatz-King bei den Kinofilmen

Der Kampf um den ersten Platz der deutschen Kinocharts nach Umsatz ist entschieden: RESIDENT EVIL: RETRIBUTION bleibt auch in der zweiten Woche der erfolgreichste Film in den deutschen Kinocharts. Knapp 135.000 Zuschauer haben seit vergangenem Donnerstag den 5. Teil des erfolgreichen Action-Franchise im Kino gesehen. Der Film erzielte einen Umsatz von 1,46 Mio. Euro. Insgesamt steht RESIDENT EVIL: RETRIBUTION mittlerweile bei mehr als 462.000 Zuschauern und einem deutschen Gesamtumsatz von knapp 5 Mio. Euro.

Freitag, 5. Oktober 2012

Fantasien zur Nacht: BEGEGNUNG von Erika Ott

BEGEGNUNG

Eisblau dein Pullover

und Hemd
ein strahlender Wintermorgen
dein Gesicht
Sonnenglitzern auf Schnee
deine Augen leuchtend
wie der Himmel
du der etwas andere
der lang Vertraute
mit mir Verschmolzene
dein Goldpuderlächeln
und dein Haar
ein klein wenig länger
wie für mich aufgehoben
darf ich mir einbilden

eine Umarmung

von Stunden
weshalb auch lösen
in einem flauschen
Winterhimmel
liege ich wie auf
Wolkenschaum
dein begehrender Blick
so nah
sanfte Lippen beugen sich
hinab zu meinen
in minutiger Zeitlupe
mit Stillbildern
liegen sie auf meinen
welche Zartheit
denn selbst Daunen
wiegen schwer
bei deiner Vorsicht
tasten sie
nach Lippenwölbung
glatt und trocken
eine weite Weile
bis sich ein Tropfen
heimlich
zwischen unsre Lippen
legt
ein kosend Mundbett
aus dem Wärme
strömt
welches jedes Prallen
federt
das ein Dringen fordert
und ein Schlüpfen

so finden endlich

Zungen zueinander
und erobern neue Räume
Begegnung in einer
andren Welt
die sich nur uns erschließt
tief dringen
unsre Zungen
an den Boden
unsrer Sprache

und deine Hände

taten forschen drücken
und beleben
so den ganzen Körper
deine Finger
die Verlängerung
der Stimme
nur auf andren Wegen
deiner vielgeliebten
Stimme
die an Wärme
nicht zu überbieten ist
gibt deinen
goldnen Worten
einen weltalltiefen Glanz
wenn sie
wie Sommernieselregen
mein Antlitz streift

mich durchdringen

deine Worte
voller Liebe
senden Keime aus
und schlagen Wurzeln schon
in meinem Grün
ein ganzer Garten voll
den unsre Lippen nässen
kosen

indes mein Körper

neue Formen annimmt
wächst er dir entgegen
wo du
ihn lockst
mit deinen Händen
in denen ich nur
liegen möchte
diese Hände
voll Empfindsamkeit.


(c) Erika Ott

Wie waren die "Wellküren"? Letzten Samstag, 29.09. mit BESTE SCHWESTERN in Limburgerhof



Die drei Wellküren sind die Schwestern Moni, Burgi und Bärbi Well, ja, genau! Aus dem Hause Biermösl Blosn-Well, d e r  Kabarettisten/Volksmusik-Kelly-Familie Bayerns. Die Brüder sorgten bereits mit und ohne Gerhard Polt für bodenständig witzige und abgrundtiefe Kritik an allen Institutionen, Würdenträgern und Bräuchen aus bayrischer Tradition und Berufung. 15 Kinder und die Eltern, von denen die hochbetagte Mutter mit 92 noch die Zithersaiten auf der Bühne zupft, während der vielseitige Vater schon viele Jahre tot ist. Die Familie Well ist von jeher der Volksmusik zugetan, und neue Instrumente und deren Beherrschung ist für alle Mitglieder obligatorisch. So kommt es, dass jeder mehrere Instrumente beherrscht und dem Gesange ganz und gar nicht abhold ist. Die drei Wellküren haben unter anderem den klassisch bayrischen Dreigesang und zahlreiche Musikinstrumente von ihrem Vater gelernt, der Schullehrer und Chorleiter im zwischen München und Augsburg gelegenen Günzlhofen war.

2004 nahmen sie den Preis der deutschen Schallplattenkritik entgegen und erhielten auch davor und danach viele wichtige regionale Auszeichnungen und Preise. Ihren Einstand feierten sie 1986 im "Muh", Münchens erster Kleinkunstbühne, und zwei Jahre später Premiere ihres ersten gemeinsamen Programms mit der Kabarettistin Maria Peschek - “Jetz’ schau ma mal, na seng’ ma’s scho” - auf der Bühne der Lach- und Schießgesellschaft. Für dieses Programm bekamen sie die TZ-Rose der Münchner Zeitung verliehen. So ging es erfolgreich weiter bis jetzt, von Hamburg bis Wien. Sie haben bereits über 2000 Auftritte hinter sich. Nebenberuflich sind sie alle drei Hausfrauen und Mütter. Zurzeit spielen sie in den Münchner Kammerspielen ihr neues Programm “Fein sein beinander bleibn”. Der Text entstand in Zusammenarbeit mit Florian Schuster von Blumentopf. Regie führt Franz Wittenbrink.

Die Wellküren, wie sie sich selbst süffisant nennen, sind nicht nur gegen Wotans Töchter, die Walküren, sondern wohl auch gegen die gleichnamige Musikgruppe mit Doppel-l angetreten (oder umgekehrt) - mit Esprit, Humor, Gaudi und kritischer Lästerei, Kabarett, Nonsense, Volksmusik und Actiongaudi zwirbeln die Sisters ihren humorvollen Garn zu einem reißfesten und langzeittauglichen Himmel, Arsch und Zwirn, der mit allerlei Humbug um uns rum aufräumt. Nicht das Gefällige, Schnulzige treibt die Mädels an, sondern der satirische und ironische Biss. Herauskommt ein einmaliges bayerisch-groteskes Volksmusikkabarett. Nicht umsonst wurden sie als "Wildererinnen" bezeichnet, denn sie toben im Klischee, reißen den Samt ab, ohne den Putz dranzulassen.

Die Wellküren aus Oberschweinbach sind streitbare Frauen, "hinterfotzig" und "intrigant", sie treten gegen alles an, worauf es ankommt. Und da sie ja gewohnt sind zu teilen, und zwar heftig - 15 Kinder sitzen um eine Platte mit 5 Schnitzeln und warten auf den Startschuss -, fühlen sie sich prädestiniert für die täglichen Kämpfe der Politik.
Für die Larmoyanzen mancher Frauen, "I wois net was i aaooziegn soll, i weiß net wen i heiraten soll, der eine hat nix im Hirn, den andern versteh i net", haben sie kein Verständnis.
Mit ihrer Stubnmusik dagegen trumpfen sie ordentlich auf, denn der Gesang dazu ist eine Kampfansage, daher kommt's auch, dass sie Stubnmusik als bayrischen Djhad verstehen.
Ihr Lied vom Ring zur heiligen Vorhaut ein Spottgesang auf Kirche, Sexualität und Verhütung, denn die Bigotterie und Doppelmoral verschenkt tatsächlich das heilige (Pessar-)Ringlein, damit ja keine kirchlichen Kinder entstehen ...
Ein Telefonat mit Hillary Clinton, die morgens um 8 Uhr anruft, steigert sich zu einem Zornesanfall und endet in einem Wutausbruch gegen Mario Barth. Das Liedchen danach besingt es: "You can get satisfaction, but never be a sex machine".
Sie stellen uns das neue bayrische Kabarett vor, besingen die hormonelle Demenz, die recht vorteilhaft auch den häufigen Männerwechsel ab 50 Jahren beinhaltet.
Eine herrliche Groteske ist der musikalische Act mit dem Drumscheid oder auch Nonnentrompete genannt, ein frühbajuwarisches Blasinstrument mit Saiten bespannt und streichbar. Oder mit der Zither begleitet AC/DCs "Highway to hell", die Ehe mit Deifi, dem Harley-Fahrer, der heute allein ist, weil keine Frau es mit dem Kerl aushält. Die jüngste bayrische Geschichte mit Zukunftsvision nach Homer, Vergil und Dante führt uns in den Bereich des Immergleichen, Statischen und Absterbenden ... die eindringliche wimmernde und gewaltige Musik des "Spiel mir das Lied vom Tod" wird zitiert und stellt der Zukunft einen Totenschein prähum aus. Im Jahr 7 nach Stoiber beherrscht Becksteins Gendarmerie die Ordnung und die königlich-bayrische SPD sorgt für Gerechtigkeit. Seehofer und Ude liegen im Wettstreit für den oberen Posten. Mit der Streitballade aus dem frühen 17. Jahrhundert - ganz wörtlich genommen - bekamen wir final eine originelle Streitzugabe neben anderen.

Die Wellküren bieten eine ungewöhnliche Bühnenshow, die in unseren pfälzischen "Breiten" ähnlich wie nördlich des Mains gänzlich unbekannt ist. Das rheinland-pfälzische Kabinett wird selten so demontiert, obwohl es auch genug Anlass böte. In Bayern darf man jedoch die Grenzen mit Gaudigenehmigung übertreten. Die urige Mischung aus Djhad-Stubnmusik, bravem Dreigesang mit bissigen Texten, Chaosmusik und Valentinaden kann nur aus Bayern gut sein. Und das ist sie - sie ist sogar sehr gut.

Dichterhain: NACHTFLÜGE von Karin Michaeli

Nachtflüge

In tiefer Nacht
streift ein Flügel
mein Gesicht.

Eine Möwe
sitzt neben mir -
macht eine Pause

auf ihrem Flug
über die Meere
auf meinem Bett.

Ein Glas Wein
reicht sie mir.
Sie schreit, lacht.

Schaut mir in
die Augen frech -
ich trinke durstig,

bekomme Flügel,
erhebe mich trunken
und fliege mit.


(c) Karin Michaeli
, Düsseldorf

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Wie war's bei Django Asül? Am 28.09. in Ramstein - PARADIGMA


Ja, die Pfalz und die Pfälzer. Die haben schon manchen Besucher verwundert, beglückt, schockiert. Vielleicht nicht ganz so die bayrischen, die wissen ja noch von ihren Vorfahren, was sie erwartet. Was aber, wenn ein Bayer türkischer Abstammung, geboren in Hengersberg/Niederbayern, am Arsch der Welt also, die Pfalz betritt? Es passieren merkwürdige Dinge (obwohl er nicht das erste Mal in der Pfalz war) ... Der Ministerpräsident kapituliert, tritt zurück, weil die Erlebnislandschaft im Nürburgring einfach ein zu starkes Stück und die Dutzenden von Millionen, die mit dem ganzen Rennstall in den Sand gesetzt wurden, zu schwer wiegen. Und wer rauscht heran, um es noch mal laut herauszutrompeten? DJANGO ASÜL. Kein Wunder, dass Beck sein Bündel packte und schnurstracks kündigte. Django wunderte sich über unser Kuriosum, die Autobahn zwischen Pirmasens und Landstuhl, die gar keine ist, sondern nur eine Bundesstraße, aber als A 62 durchgeht. Die erste Autobahn, auf der ihm 268 Geisterfahrer entgegenkamen. Der Einstand war perfekt. Geisterfahrer und Beck ... Freitagabend, den 28.9.2012, im Bürgerhaus Ramstein.

Alles hängt mit allem zusammen, nicht nur draußen, sondern auch im eigenen Leben. Das ist ein Fakt, den Django uns klar macht. Es gibt so viel Unsinn auf der Welt, in Entscheidungen, Zuständen, in der Politik, in der Kirche, im eigenen Leben, durch Sachzwänge, fast schon existenziell bedingt: Die Leute wollen etwas anderes - sie wollen einen Paradigmenwechsel. Dieses altbekannte Wort aus dem Vokabular der Progressiven nach links und nach rechts muss hier bemüht und gehört werden. Der Kabarettist nimmt sich selbst nicht aus - und auf den Arm. Nach 2500 Auftritten nach Schema F muss eine Änderung her. Ihm wurde nach 15 Jahren klar, dass er gar nicht gerne auf die Bühne geht. Welch ein Widerspruch. Das hält man eben nur als Kabarettist aus. Warum dieses Wort Paradigma? Der Begriff steht für "Sicht der Dinge" und kommt aus dem GRIECHISCHEN. Eben, kein Mensch hält es in Griechenland mehr aus, mit dem, wie es ist und wie es war. Sozialbetrug, Hungerlöhne, Bedienermentalität und Steuergelder vernichtet. Obendrein noch von außen kaputtgeratet. Wenn einer einen Paradigmenwechsel nach Django braucht, dann das Land der Griechen.

In zwei Szenen werden die allgemeinen Schwächen der Demokratie, allen voran die Arbeitslosigkeit, Verhartzung, Altersarmut und das Miteinander von Ost und West beleuchtet. Einmal im dumpfen Biermief der hirnvergessenen Stammtischdiskutierer und einmal mit einem nicht sehr gebildeten Türken - hier muss der Vater von Django herhalten - der auf Bildzeitungsniveau aus dem Bauch raus die Gefahren aus Ostdeutschland wie aus dem alten Westdeutschland an die Wand malt. Man muss eben vorsichtig sein, weil oft alles anders ist. Siehe Google, das Rotlichtmilieu prozessiert gegen Bettina Wulff, weil sie mit ihr nichts zu tun haben wollen, und die dauernden Suchergebnisse "Prostitution", "Bett" etc., verbunden mit der Ex-Präsidentengattin, das Geschäft schädigen. Oder Ikea, die gegen Finanzminister Markus Söder aus der Bayernpolitik vorgehen, weil sie ihr Möbelstück gleichen Namens schützen wollen. Oder dass G8 - Abitur nach der 12. Klasse - eindeutig das Fußballtraining und die natürliche Entwicklung der Kinder beeinflusst. Schneller durch die Schule, aber ungesünder ... Es ist alles entgegengesetzt: Demokratie als Nichtmitbestimmung, Sinn ist Unsinn, Nächstenliebe ist Dauerpiesacken ... Wie gut die Nächstenliebe gemeint ist und wie gemein sie die Mitbürger erschüttert, merkt man spätestens, wenn aus purer Nächstenliebe den Freunden eingeredet wird, es ginge ihnen schlecht, ihnen gesagt wird, ihre Frauen seien schwabbelig geworden, oder auf EU-Ebene - und hier denkt wieder Vater Asül nach - Polen zum fast schlimmeren Gazastreifen geworden ist, Diebstahl und Prostitution blüht, oder der Geldfluss aus Europa, explizit Deutschland, aufgezwungen wird, Entwicklungszwang sozusagen, vergleichbar mit dem Verschreiben von Schokolade gegen Verstopfung, nur weil sie aus dem Hause Milka stamme.

Alles wirkt so krass, dass man als Eingedeutschter sich fragen muss, ob es gut war, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. In einem finalen Rundumschlag erleben wir den ersten Tag der Kabarettfigur als Deutscher bzw. die Initiation als solcher. In einer kafkaesken Szene prüft ein Beamter die Tauglichkeit unseres Helden, der gerade so dem Bett entkommen in die Amtsstuben bricht, um seine Papiere zu holen. Es erwartet ihn der Abnicktest! Ist die Muskulatur auch geschmeidig genug auf Befehl zu nicken? Man fühlt sich an manche Beamtenprüfungen und -existenzen erinnert, die Selbiges ihren Opfern abverlangen, die das gerne leisten, stimmt doch das Kässchen. Die entstehenden Rückenschmerzen werden ihm als Last der Geschichte erklärt und die im Rückgrat mit Verweis auf die Bundeskanzlerin Merkel als veränderungswürdiger Zustand: Ohne lebt es sich eindeutig besser! Auch die anschließende Szene in der Kneipe zeigt noch mal so richtig deutlich, wo die deutsche Seele in ihrer ungebildeten Ressentiment-Lage in Sachen Ausländern steht.

Ein amüsanter Abend mit Django Asül, der sich selbst auch und nicht minder gut verkackeiern kann. Der perfekt die Lage auf dem (bayrischen) Land und andernorts erfasst hat, die alten unterschwelligen Strömungen in der nationalen Haltung klar wahrnimmt, ebenso das Schizoide unseres Lebens, unserer Gesellschaft. Ohne weitere Mittel, Musik oder Effekte einzusetzen schüttelt der Mimenkünstler und Kabarettist sein 2-Stunden-Programm an einem Stehpult, mit einem Stuhl und Weißbierglas voll mit Wasser und nur mit sich selbst aus dem Ärmel.

Heute Abend: CHINA UNTER PALMEN bei mareTV

mareTV: China unter Palmen. – Die Tropeninsel Hainan

Donnerstag, 4. Oktober,
20.15 Uhr, NDR Fernsehen


Hainan ist das Urlaubsparadies im Reich der Mitte: Chinas einzige Tropeninsel lockt mit endlosen weißen Stränden, Palmen und Ananas. Hainan war einmal ein nahezu unberührtes Eiland im Südchinesischen Meer. Jetzt kommen jährlich etwa 13 Millionen Urlauber auf die Trauminsel.

Heute Abend: Gesundheitsgespräch zu Osteoporose in Bad Bergzabern

Gesundheitsgespräche im Bad Bergzaberner Land
Donnerstag, 4. Oktober, 19 Uhr,
Haus des Gastes
Thema: “Osteoporose früh erkennen und gezielt behandeln“.
mit Dr. med. Thomas Maurer, Bad Bergzabern
Der Eintritt ist frei. 

Jeder Zehnte in unserer Bevölkerung leidet oft lange Zeit unerkannt an Osteoporose.
Jede zweite Minute erleidet ein Osteoporose-Patient in Deutschland einen Knochenbruch.
Der Vortrag „Osteoporose früh erkennen und gezielt behandeln“ informiert über die Zusammenhänge der Osteoporoseentstehung und die vielfältigen Möglichkeiten der frühzeitigen Vorbeugung und Behandlung.

Weitere Themen und Referenten der Gesundheitsgespräche des Bad Bergzaberner Landes sind noch in diesem Jahr:
18. Oktober: Achtsamkeit in Therapie und Alltag mit Dr. Dr. med. Klinkenberg
8. November: Therapien des Prostata- und des Blasenkarzinoms mit Dr. med. Migoed


WENN DIE FREIHEIT MIT FÜSSEN GETRETEN WIRD - Mannings auf der Anklagebank von Marco Meissner

Dieser Beitrag kann mit nicht beseitigbaren Störungen behaftet sein.

Bradley Mannings in Uniform
© 2012 ap  Cliff Owen
["Seinen 24. Geburtstag verbrachte er vor dem Untersuchungsrichter: Der mutmaßliche WikiLeaks-Flüsterer Bradley Manning geht einem Leben in Haft entgegen - während vor den Toren die Heldenverehrung beginnt." SPIEGELManning soll geheime Datensätze der US-Regierung gestohlen und an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergeleitet haben, darunter hunderttausende Berichte zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan sowie Depeschen des US-Außenministeriums. Ihm droht bei Verurteilung lebenslange Haft.
Der Prozess gegen ihn soll zwischen dem 4. Februar und 15. März 2013 beginnen.]
Staub wirbelt in die Luft. Die Maschinengewehrsalve schlägt donnernd in den Wüstenboden. Immer wieder sprechen die Soldaten, die das Maschinengewehr bedienen von bewaffneten Männern. Doch die Waffen dieser Männer sind Fotokameras. Aufmerksame und erbarmungslose Zeugen der Wirklichkeit. In Panik stürzen sie in den Dreck. Chancenlos erfasst sie das Schicksal in Form unzähliger Projektile.
Doch nicht die Soldaten sind die Täter.

Vor Gericht steht in diesen Tagen der Mann, der das dazugehörige Video der Öffentlichkeit zukommen ließ. In einer Zelle wartet er auf sein Urteil.
Die Todesstrafe sei ausgeschlossen. Man wolle keinen Märtyrer aus ihm machen. Doch aller Wahrscheinlichkeit wird Bradley Manning ein Leben lang hinter US-amerikanischen Gittern verbringen. Ohne die Chance auf eine vorzeitige Haftendlassung.
Er war es der die geheimen Dokumente Wikileaks zuspielte und dafür soll er jetzt büßen. Als abschreckendes Beispiel in die Geschichte der amerikanischen Gerichtsbarkeit eingehen.

In den Nürnberger Prozessen wurden damals Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt, die nach den unmenschlichen Maßnahmen ihrer Zeit gehandelt hatten und sich somit aller nur denklicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht hatten.
Nie wieder wollte man einfach nur weg sehen. Nie wieder sollte so etwas geschehen.

Doch nun steht jemand vor Gericht, der nicht weggesehen hat. Der uns allen gezeigt hat, was nach Meinung der US-Behörden nicht für unser Auge bestimmt war. Doch die Welt schaut weg. Lässt ihn allein. Zu mächtig ist der Gegner, der mit einer beispiellosen Prangerjustiz all seine Gegner mundtot macht. Landesverrat und Kollaboration mit dem Feind werfen die US-Behörden ihm vor. Und scheinbar merkt niemand, dass der Feind die Weltöffentlichkeit selbst zu sein scheint. Denn es sind eben wir, denen Mannings die Informationen zukommen lies.
Bradley Manning   (c) wikipedia

Man kann zu Julian Assange, Wikileaks, der Einhaltung von Schweigepflichten stehen wie man möchte. Doch wenn das Leben eines Menschen verpfuscht wird, der nicht mit ansehen konnte wie ungestraft Kriegsverbrechen an sämtlichen Fronten begangen wurden, dann ist das eine menschliche Tragödie. Damit treten die USA ein Gut mit Füßen, welches sie höher halten als jedes andere: Die Freiheit. Denn nur wo auch die Gedanken frei sind. Dort wo sich jeder seine Meinung machen kann. Wo niemandem die wichtigsten Details vorenthalten werden. Dort ist der Mensch in der Lage frei zu sein und zu handeln.
 
(c) Marco Meissner, Gladbeck, Dezember 2011

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Intermezzo: SCHLIMM von Andreas Noga


schlimm

wenn man schlafen will
ein bett sehen in das man sich
nicht legen darf

freie tage wollen
und nicht bekommen

einen wecker haben der nicht
im kühlschrank steht wie es manchmal
in gedichten vorkommt

nachts den sekunden beim kreislauf zuhören
und wissen dass es bald morgen ist

schlimmer: zur arbeit fahren
wenn zuhause die nacht länger
der tag friedlicher
und kein termin nötig ist

am schlimmsten:
im autoradio kein lied hören
das im kopf den morgenhimmel aufreißt
und bis zum abend klingt



nach gottfried benn „was schlimm ist“
(c) Andreas Noga

Film: WER'S GLAUBT WIRD SELIG von Marcus H. Rosenmüller

(c) Constantin Film

WER'S GLAUBT WIRD SELIG

Wenn ein Hamburger der Hummersuppe wegen nach Bayern zieht, der Papst in der Dorfkneipe Lebensweisheiten verbreitet, die böse Schwiegermutter posthum den Frieden des Ortes wieder herstellt und die harten Männer im Dorf plötzlich an Wunder glauben, dann kann es sich eigentlich nur um den neuen Kinofilm von Regisseur Marcus H. Rosenmüller handeln - seit 16.8.12 in den Kinos.

Es schneit einfach nicht mehr in dem ehemals florierenden, kleinen Skiort in den Bergen - und das schon seit 5 Jahren! Klimawandel sagen die einen, unterlassene Hilfeleistung Gottes die anderen. Die Touristen bleiben aus, der wirtschaftliche Kollaps sorgt für eine anhaltende Flaute - und zwar in jeder Hinsicht. Auch Wirt Georg (Christian Ulmen) und seine Frau Emilie (Marie Leuenberger) hatten definitiv schon bessere Zeiten, sowohl finanziell, als auch in ihrem Liebesleben. Als seine anstrengende und religionsfanatische Schwiegermutter Daisy (Hannelore Elsner) überraschend das Zeitliche segnet, hat Georg die kühne wie rettende Idee: Daisy muss heiliggesprochen werden! Wallfahrtsort statt Ski-Mekka! Zum Erstaunen Georgs scheint der Papst (Nikolaus Paryla) höchstpersönlich ein ganz spezielles Interesse an dem ehemaligen Skiörtchen zu haben. Und so entsendet der Vatikan tatsächlich einen Prüfer (Fahri Yardim), der sich von dem wundersamen Wirken der Heiligen Daisy überzeugen soll - oder besser gesagt: überzeugt werden muss! Eine gewaltige Aufgabe für Wundererfinder Georg, seine Freunde und Emilies unkonventionelle Schwester Evi (Lisa Maria Potthoff), die einen abenteuerlichen Plan beschließen - für's Geld und für die Liebe!

Die Darsteller
Georg                          Christian Ulmen
Emilie                          Marie Leuenberger
Papst Innozenz XIV      Nikolaus Paryla
Evi                               Lisa Maria Potthoff
Pater Paolo Barsotti / Vincenzo Barsotti              Fahri Yardim
Daisy                          Hannelore Elsner
Hartl – Polizist              Simon Schwarz
Pellhammer – Lehrer     Maximilian Schafroth
Hubert Möslang – Bestattungsunternehmer          Jürgen Tonkel
Karl-Heinz Gumberger – Supermarktbesitzer       Johannes Herrschmann
Pfarrer Felix                  Gerhard Wittmann
Haushälterin Hildegard   Billie Zöckler
Kardinal Santi               Hubert Mulzer
Sigi Fischer – Metzger   Franz Bauer
Pornodarsteller              Max von Thun


Mit WER´S GLAUBT WIRD SELIG hat Kult-Regisseur Marcus H. Rosenmüller einen wunderbaren Film über den Glauben im Allgemeinen und die Macht der Wunder im Speziellen inszeniert. Einmal mehr konfrontiert uns Rosenmüller humorvoll und ohne Zynismus mit unseren Ängsten, Fragen und geheimen Sehnsüchten und lässt uns bei dieser schrägen Komödie alle Figuren ins Herz schließen. Dies gelingt nicht zuletzt durch das starke Ensemble aus bekannten Darstellern der Rosenmüller-Familie und spannenden „Neuzugängen“. Neben Christian Ulmen (MÄNNERHERZEN, MARIA IHM SCHMECKT´S NICHT), Hannelore Elsner (KIRSCHBLÜTEN – HANAMI, ALLES AUF ZUCKER), Nikolaus Paryla (MARIAS LETZTE REISE, SOLO FÜR KLARINETTE), Fahri Yardim (ALMANYA, 5 MÄNNERHERZEN) und Marie Leuenberger (DIE STANDESBEAMTIN) spielen Lisa Maria Potthoff (DIE GESCHICHTE VOM BRANDNER KASPAR, SCHWERE JUNGS) Simon Schwarz (RÄUBER KNEISSL, SCHWERE JUNGS) und Jürgen Tonkel (RÄUBER KNEISSL, WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT). Produziert wurde WER´S GLAUBT WIRD SELIG von Quirin Berg und Max Wiedemann, die für DAS LEBEN DER ANDEREN den Oscar erhielten und zuletzt für die Erfolgskomödien MÄNNERHERZEN und FRIENDSHIP! verantwortlich zeichneten. WER´S GLAUBT WIRD SELIG ist nach RÄUBER KNEISSL (2008) bereits die zweite Zusammenarbeit von Rosenmüller und der Produktionsfirma Wiedemann & Berg und wird auch dieses Mal von Susanne Hildebrand als ausführende Produzentin betreut.

REGIE
Marcus H. Rosenmüller, geboren 1973 in Tegernsee, begann nach dem Abitur ein Studium an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF). Bereits vor seinem Studienabschluss im Jahr 2003 machte er u.a. mit seinem Kurzfilm NUR SCHREINER MACHEN FRAUEN GLÜCKLICH auf sich aufmerksam, der auf verschiedenen
internationalen Festivals zu sehen war und mit diversen Publikumspreisen ausgezeichnet wurde. Für den Bayerischen Rundfunk inszenierte Rosenmüller nach seinem Studium mehrere Folgen der Dokumentar-Reihe IRGENDWO IN BAYERN, darunter in Co-Regie mit Joseph Vilsmaier die Episode DEN FRIEDEN IN DER HAND. Mit der Komödie WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT über einen Dorfjungen mit schrecklicher Angst vor dem Fegefeuer gab Rosenmüller im Jahr 2006 sein Langfilmdebüt – und sorgte damit für ein Comeback des modernen bayerischen Heimatfilms. Der Film erzielte 1,8 Millionen Zuschauer und erhielt mehrere Deutsche Filmpreise, unter anderem den Preis für die Beste Regie. Kurz danach startete SCHWERE JUNGS erfolgreich in den Kinos, gefolgt von BESTE ZEIT, einer kleinen, mit leisem Humor erzählten Geschichte über die Freundschaft zweier
Teenagerinnen und der Fortsetzung BESTE GEGEND. Seiner Vorliebe für Geschichten mit Bezug zu seiner bayerischen Heimat blieb er auch in seinen weiteren Filmen treu. In RÄUBER KNEISSL erzählt er die Geschichte des legendären bayerischen Volkshelden, DIE PERLMUTTERFARBE handelt von einem Schuljungen, der in einem bayerischen Dorf des Jahres 1931 in die Intrigen eines Schulkameraden verstrickt wird und die Komödie SOMMER IN ORANGE erzählt – basierend auf realen Geschehnissen– von einer Bhagwan-Kommune in einem bayerischen Dorf zu Beginn der 1980er Jahre.

Filmographie (Auswahl):
2011 SOMMER DER GAUKLER
2011 SOMMER IN ORANGE
2009 DIE PERLMUTTERFARBE
2008 RÄUBER KNEISSL
2008 BESTE GEGEND
2007 BESTE ZEIT
2007 SCHWERE JUNGS
2006 WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT

Thema Küste und Kaliningrad

http://www.mare.de/files/nl_mare_94.pngDie neue Ausgabe vom Mare-Heft widmet sich im Titelthema der Stadt und der Oblast Kaliningrad. Maik Brandenburg und Fotograf Dmitrij Leltschuk sind die Ostseeküste entlanggewandert und haben ihre Städte und Menschen besucht. Mare erinnert an den Todesmarsch von Palmnicken und führt Sie durch das Kaliningrader Gebiet.

Dienstag, 2. Oktober 2012

Dichterhain: SCHEIN von Felicitas Göbel







Ein Lügengeflecht
Schein deiner süßen Worte
Karnevalsmaske

© Felicitas Göbel, Münster/Hessen
(Verein für Lesen & Kultur für alle e.V., Münster, Hessen)

Regionalevent-Potpourri: 3.-7.10.2012

(c) Laurent Pierre
Konzert: Salut Salon. Das Hamburger Quartett gibt zum zehnjährigen Bestehen ein Jubiläums­konzert. Mi., 3.10., 20 Uhr, Alte Oper, Frankfurt, www.alteoper.de

Jazz: Laurent-Pierre-Quintett Jazzkonzert. Do., 4.10., ab 20 Uhr, Bitburger Jazzclub
im Bistro „Finesse", Bitburg, www.jazzei.de

Konzert: "Gospels meet Musicals", Konzert der Liedertafel Frei­burg und des Chors Courage aus Tholey. Sa., 6.10., 19 Uhr, Stadtkirche, St. Wendel, Info-Tel.: 06853 922154

Kinderkonzert: „Herr Müller und seine Gitarre" zum Mitmachen. Sa., 6.10., 15 Uhr, Kinder­haus am Elsässer Platz, Wiesbaden. www.wiesbaden.de

Komödie: „Zwei nette kleine Damen auf dem Weg nach Norden". Das Schauspiel von Pierre Motte - teilweise gesungen. Sa., 6.10., 20 Uhr, Theater im Viertel, Saarbrücken. www.dastiv.de

Konzert der dänischen Musikerin Tina Dico. So., 7.10., Beginn 20 Uhr, Capitol, Mannheim. www.bb-promotion.com

Musik-Kabarett: „Ich komme selten allein!" Mit Madleine Sauveur und der Kapelle Clemens Maria Kitschen. So., 7.10., 20 Uhr, Mannheimer Hof, Mannheim, www.schatzkistl.de


Weitere Events in dieser Woche: viereggtext/Regionale Events

Heute und morgen Abend: Vanessa Backes - denk emol



Vanessa Backes - Denk emol
02. + 03.10.2012

Vanessa Backes -
Denk emol

Einfach nur bewaffnet mit ihrem Handtäschchen erzählt Frau Backes (Alice Hoffmann) aus ihrem neuen Leben. Sie gründet eine Ich-AG, besucht einen Englischkurs, kommt in den saarländischen Landtag und beginnt, sich Gedanken zu machen über „außerhäusliche“ Themen: Hartz-Reform, Angela Merkel, Kreditkarten, aber auch die Flatterhaftigkeit der Männer. Um den Dialog mit dem Publikum möglich zu machen, gibt es zunächst eine Einführung in die saarländische „Dialektik“.

02.10.2012
Kaiserslautern, Bahnheim

03.10.2012 - ausverkauft
Meisenheim, Gemeindehaus


Montag, 1. Oktober 2012

Die auffälligsten Gedichte der Woche 39

Meine Besucher haben am häufigsten die folgenden Gedichte von den Neuerscheinungen besucht, ganz vorne wieder eine sinnliche Fantasie der Nacht:


1. Fantasien zur Nacht: KÖNIGSKÄTZCHEN von Ute AnneMarie Schuster  (A)

2. Dichterhain: HUMANITÄT von Hannes M. Pum (A)

3. Dichterhain: SEELENPERLEN von Heidi Huber (D)

     Dicht gefolgt von Fantasien zur Nacht: AUSGEHEN von Stefan Vieregg (D)

 

Dichterhain: HOFFNUNG von Viktoria Vonseelen

Hoffnung


herbstzeitlose blühn
die letzten sonnenstrahlen
wärmen meine haut -

in mir ist es
schon winter alles
  kahl
        und

leer.


unbedachte worte
ließen
mein herz
               gefrieren


doch
ein kleiner lebensfunke
unversehrt
hütet heimlich seine stille glut
weiß
nach jedem sterben
folgt ein
neubeginn.

ist bereit
sein feuer zu entzünden

für eine liebe, die
keine
        worte
                     braucht.


(c) Viktoria Vonseelen,  Frankfurt, 8.9.2012

Sonntag, 30. September 2012

Dichterhain: HUMANITÄT von Hannes M. Pum


(c) dapd

















HUMANITÄT (auch als Video)

MEIN HERZ STEHT STILL.
RASEREI AUF DER ERDE.
EIN SCHREI. LAUT, SCHRILL.
IM GLEICHSCHRITT: DIE HERDE.
DENKEN - UNIFORM, DAS WORT!
INDIVIDUALITÄT IN FURCHTBARER NOT.
WO SEID IHR, SINNE, WO? FORT?
DROHT WEISHEIT DER TOD?

(c) Hannes M. Pum

Heute Abend: Lars Reichow in Darmstadt

halbNeunTheater, Darmstadt, 20:30 Uhr

LARS REICHOW
"GOLDFINGER"

siehe hier

Fortsetzung von Für Sie genossen: Die LandPartie 2012 im Bergzaberner Land



Steinfeld, Markt, Szene 5
(c) Collagen von Stefan Vieregg
TEIL 2

Station 5 führte uns nach Steinfeld - ein Dorf mit einer ebenfalls sehr imposanten (neueren) Kirche - die Heimat von Kurt Beck, der offensichtlich nur noch wenige Wochen (Stichwort: Nürburgring-Skandal) amtierende Ministerpräsident des Landes. Am südlichsten Ende des Bergzaberner Landes am Rande des Naherholungsgebietes Bienwald gelegen, der sich bis an die Lauter, dem deutsch-französischen Grenzfluss, erstreckt. Ein Drittel der Gemarkung (Viehstrich genannt) ist Wald, der Rest Landwirtschaft und Weinanbau. Die einzige Lage Steinfelds ist der „Steinfelder Herrenwingert“, an dessen Südhang auf Grund des sehr tiefgründigen Löß-Lehmbodens neben kräftigen Rotweinen auch sehr feine Burgunder gedeihen. Auch der Spargel gedeiht hier sehr gut. Vor über 760 Jahren wurde der Ort erstmals erwähnt. Wir kamen gerade rechtzeitig zum Freitagsmarkt im Jahr 1492, wo viele Dinge angeboten wurden und erzählt. Des Gauklers Schabernack wollte uns glauben machen, dass Kolumbus in Steinfeld geboren wurde und die Kartoffel heimbrachte, wie wir allerdings wissen war sein Geburtsjahr 1451 in Genua. In diesem Jahr 1492 versuchte wie auch davor und danach der Ritter Johan von Trotha / Hans Trapp dem Kloster Weißenburg den Zehnten abzuluchsen, was ihm mit Überfalltaktik auch gelang. Zwei
(c) Birgit Burkey
wichtige Anekdoten berichten von den Steinfeldern: In den Bauernkriegen führte 1525 der Bürgermeister die Bauern gegen die katholische Obrigkeit. 1849, im Jahr der Revolution, traute sich nur eine Tochter des Bürgermeisters den heranrückenden Freischärlern, die die inhaftierten Revolutionäre Borscht, Grahn und Bruch vor den Preußen befreien wollten, einen Brief zu übergeben. Er besagte, dass die Inhaftierten freiwillig hier wären, und wurde von den Revolutionären selbst geschrieben, was das Dorf verschonte. Exotisch auch, dass 1751 der berühmte Benjamin Franklin in Amerika gegen die Germanisierung durch Pfälzer Bauernlümmel (auch aus Steinfeld) anschrieb, die sich in Pennsylvania niederließen. Steinfeld kredenzte zum Abschluss Weißburgunder und Leberwursthäppchen aus der Gemarkung.



Klingenmünster, Benediktinerabtei, Szene 6
In Klingenmünster führte uns der beliebte Heimatdichter August Becker aus dem 19. Jahrhundert, gespielt von Herrn Lunkenheimer, in die Geschichte ein. Das Benediktinerkloster Klingenmünster stammt vermutlich aus dem Jahre 626; ermöglicht hat dies wohl König Dagobert I, der auf der Burg Landeck seinen Sitz hatte. Da die Landeck jedoch offiziell erst 1180 erbaut wurde, tut sich hier ein kleines historisches Schwarzes Loch auf. Viel ist Sage, so auch die Rettung des König Dagoberts durch die Bauern, die für ihn kämpften. Da er einen Vater, der seine Tochter vor Raub durch Ritter durch Gewalt behüten wollte, verschonte, half dieser ihm in einer Situation der größten Bedrängnis durch heranziehende Feinde und rettete ihn durch Verstecken im Pfälzer Wald. Dagobert soll ihnen daraufhin den Wald vom heute elsässischen Hagenau bis zum Donnersberg, ein riesiges Stück, geschenkt haben. So das Gedicht, das wir von einer Frau in historischem Kostüm hörten.

Eine andere Sage spielt im 30-jährigen Krieg, der die Pfalz auf 20 % ihrer Bevölkerung reduzierte, um 1620. Soldaten und ehrlose Weiber, die mit ihnen zogen, lagerten im Kloster und wollten noch mehr Wein vom Mönch, der einen leeren Keller hinter sich hatte. Die Soldaten glaubten ihm nicht und drohten ihn zu töten, als die Magd sich anbot an einer gefährlichen Stelle, einem verzauberten Brunnen, Wein zu besorgen. Es gelang ihr, aber ein Weib sah die Hexe in ihr, denn sie schöpfte Wasser und brachte Wein. Sie erstach die Magd und rannte selbst zu dem Brunnen, fiel aber dem Fluch - ein wilder Wolf hauste an dem Brunnen - zum Opfer. Die Soldaten verschonten die Kirche und den Mönch, die Magd wurde in der Kirche begraben und als Heilige verehrt. Die Theatergruppe spielte das Gedicht und diese Sage für uns in historischen Kostümen und bot noch zwei alte Tänze dar.
(c) Birgit Burkey
Im alten Kloster steht ein Modell des ursprünglichen Ausmaßes des Klosters, das durch die Kriegswirren erheblich gelitten hat, was den wenigsten Besuchern bekannt ist. Den Vereinen und Bewahrern der Geschichte ist es daher ein Anliegen auf dieses Modell hinzuweisen, da es die Größe erst richtig vermittelt.
Zum Verkosten gab es gelungenen Portugieser und A.B.T.-Saft (Apfel, Birne, Traube), beide sehr schmackhaft. Die Einzellage in Klingenmünster heißt Maria Magdalena. Etwa 160 Hektar sind mit Reben bestockt, 60 % weiß und 40 % rot. Die vielfältige Bodenbeschaffenheit erlaubt den Winzern eine große Auswahl an Rebsorten anzupflanzen. Auf dem mittelschweren Lößlehm im Norden von Klingenmünster wachsen gerne Müller-Thurgau, Silvaner und die Burgundertrauben. Mit den schwereren Lehmböden kommen Kerner, Riesling und Dornfelder gut zurecht. Auf den leichten bis mittelschweren Sandböden gedeiht beispielsweise der Portugieser, der vermutlich aus Portugal über den Umweg Österreich vermutlich um 1840 nach Deutschland gelangte.
 

Zurück ging es nach Bad Bergzabern und der letzten Aufführung des Tages vor dem Schloss. Prinzessin Karoline empfing die Reisenden und enthüllte zunächst das Geheimnis der Weißen Frau, die während der Partie in jedem Ort eine kommentierende oder ergänzende Rolle gespielt hatte. Bad Bergzabern hat seine Wurzeln in der Römerzeit. Als „Tabernae Montanus“ (Bergschänke) war es ein wichtiger Posten auf dem Weg ins Land der Germanen oder nach Britannien. Der Sage nach war es Petronella, die Frau des Lucius. Beide kamen aus Rom in diesen militärischen Außenposten im Land der Kelten und Germanen. Lucius musste nach Britannien weiter und kehrte nie zurück. Petronella verschenkte all ihr Hab und Gut und verließ das gemeinsame Haus, um ihn zu suchen. Sie kam unterwegs um und kehrte jedoch als Weiße Frau zu ihrem Haus zurück, das mittlerweile ein Wallfahrtsort wegen ihrer Mildtätigkeit geworden war. Man sah die Weiße Frau fürderhin um den Berg schweben, auf dem das Haus der beiden stand.
Ein anderes typisches Geschehnis aus der Gegend ist der häufige Wechsel der Staatsbürgerschaft. Am Beispiel des Bergzaberners Dr. Daniel Pistor - einem der Redner auf dem Hambacher Fest von 1832 - wurde die Zeit von 1807 bis nach 1870/71 beleuchtet, die ihm einen dreifachen Wechsel der Staatsbürgerschaft bescherte, er war dreimal Franzose und dreimal Deutscher. Er war ein Verfechter der Vereinigten Freistaaten Deutschlands und eines konföderierten republikanischen Europas. Für dieses demokratische Bündnis kämpfte er, um die Zersplitterung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation in Hunderte von Territorien und Fürstentümern abzuschaffen. Auch Georg Büchner aus Hessen-Darmstadt hat in "Leonce und Lena" (1835) das groteske Bild eines Reisenden in Deutschland gezeichnet, bei dem die Nasenspitze bereits im nächsten Fürstentum sei, während der Hintern noch im alten wäre ...


Bad Bergzabern, Schloss der Herzöge, Szene 7
Und schließlich ein Drittes, das wichtig war für Bergzabern: Am 4. Oktobris 1579 hochzeiteten Johann I., von Gottes Gnaden Herzog zu Zweibrücken, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern, Grafen zu Valdenz und Sponheim und seine Braut, hochgeborene Fürstin, Fräulein Magdalena, Tochter Herzog Wilhelms IV. von Jülich, Cleve, Berg, Enkelin des Kaisers Ferdinand I. zu Zabern in diesem Schlosse ...
Zu diesem Anlass noch ein Schlückchen Riesling - vermutlich wurde die Sorte aus Wildreben des pfälzischen Auwaldes ausgelesen. Dafür sprechen neben der frühen Verbreitung vor allem die Sorteneigenschaften wie Wuchs, Trauben- und Beerengröße, Reife und Frostfestigkeit. Der Riesling bereitet allgemein wenig Probleme beim Anbau, ist unempfindlich gegen Winterfrost und stellt nur geringe Ansprüche an den Boden – allerdings sehr hohe an die Lage! Der Riesling ist rassig, lebendig, frisch-elegant und vornehm. Seine fruchtige Säure ist kennzeichnend für diesen Wein, der in allen Qualitätsstufen ausgebaut wird.

Eine Partie durchs südpfälzische Land um Bad Bergzabern, die Spaß macht, und sich
direkt zur Wiederholung mit anderen Zielen im nächsten Jahr anbietet! Machen Sie sich einen schönen Tag in unserer herrlichen Weingegend und genießen Sie die Streicheleinheiten von Dionysos und den Musen.

Samstag, 29. September 2012

Fantasien zur Nacht: KÖNIGSKÄTZCHEN von Ute AnneMarie Schuster

Art-by-Joy  (c) Ralf Kracht
Königskätzchen

Ach Du, Du Königin der Nacht,
liebäugelnd sanft von mir bewacht.
Verlangend meiner Lenden Gier,
küss zärtlich ich die rosa Zier.

Schlafend streckst Du Dich entgegen,
würd gern stoppen mein Erregen,
doch wie soll kühlen, mein Gemüt,
wenn heißes Sehnen in mir glüht?

Mein Finger sucht und findet gleich,
den Eingang in das Königsreich,
ein kleiner Seufzer Dir entflieht.
Dein Blick noch matt, mich an Dich zieht.

Ach Du, Du Königin der Nacht,
hast neue Lust in mir entfacht.
Schleck den gestauten Morgentau,
schleck Kätzchen, schleck, miau, miau.

(c) Ute AnneMarie Schuster, Weiz. Aus: Zartlieblich will ich dich berühren

Regionale Events am Wochenende

Comedy live bei „SWR3 Alles Müller" mit dem Kabarettisten Andreas Müller. Sa., 29.9., 20 Uhr, Pfalz­bau Theatersaal, Ludwigs­hafen. http://www.lukom.com

Lesung
Eva Mattes liest aus „Wir können nicht alle wie Berta sein".
Sa., 29.9., 19.30 Uhr, großer Saal der Rentmeisterei, Schlossplatz, Bad König, http://www.literaturhandlung-paperback.de


Irish & American Folk Night
mit der Band Broom Bezzums
. Sa., 29.9., Einlass 19 Uhr, Schatzkistl, Mannheim, http://www.schatzkistl.de


Kammerkonzert „Pieces de Clavecin en concerts". So., 30.9., 11 Uhr, Saarländisches Staatstheater, Saarbrücken. http://www.saarlaendisches-staatstheater.de