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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 5. Oktober 2012

Wie waren die "Wellküren"? Letzten Samstag, 29.09. mit BESTE SCHWESTERN in Limburgerhof



Die drei Wellküren sind die Schwestern Moni, Burgi und Bärbi Well, ja, genau! Aus dem Hause Biermösl Blosn-Well, d e r  Kabarettisten/Volksmusik-Kelly-Familie Bayerns. Die Brüder sorgten bereits mit und ohne Gerhard Polt für bodenständig witzige und abgrundtiefe Kritik an allen Institutionen, Würdenträgern und Bräuchen aus bayrischer Tradition und Berufung. 15 Kinder und die Eltern, von denen die hochbetagte Mutter mit 92 noch die Zithersaiten auf der Bühne zupft, während der vielseitige Vater schon viele Jahre tot ist. Die Familie Well ist von jeher der Volksmusik zugetan, und neue Instrumente und deren Beherrschung ist für alle Mitglieder obligatorisch. So kommt es, dass jeder mehrere Instrumente beherrscht und dem Gesange ganz und gar nicht abhold ist. Die drei Wellküren haben unter anderem den klassisch bayrischen Dreigesang und zahlreiche Musikinstrumente von ihrem Vater gelernt, der Schullehrer und Chorleiter im zwischen München und Augsburg gelegenen Günzlhofen war.

2004 nahmen sie den Preis der deutschen Schallplattenkritik entgegen und erhielten auch davor und danach viele wichtige regionale Auszeichnungen und Preise. Ihren Einstand feierten sie 1986 im "Muh", Münchens erster Kleinkunstbühne, und zwei Jahre später Premiere ihres ersten gemeinsamen Programms mit der Kabarettistin Maria Peschek - “Jetz’ schau ma mal, na seng’ ma’s scho” - auf der Bühne der Lach- und Schießgesellschaft. Für dieses Programm bekamen sie die TZ-Rose der Münchner Zeitung verliehen. So ging es erfolgreich weiter bis jetzt, von Hamburg bis Wien. Sie haben bereits über 2000 Auftritte hinter sich. Nebenberuflich sind sie alle drei Hausfrauen und Mütter. Zurzeit spielen sie in den Münchner Kammerspielen ihr neues Programm “Fein sein beinander bleibn”. Der Text entstand in Zusammenarbeit mit Florian Schuster von Blumentopf. Regie führt Franz Wittenbrink.

Die Wellküren, wie sie sich selbst süffisant nennen, sind nicht nur gegen Wotans Töchter, die Walküren, sondern wohl auch gegen die gleichnamige Musikgruppe mit Doppel-l angetreten (oder umgekehrt) - mit Esprit, Humor, Gaudi und kritischer Lästerei, Kabarett, Nonsense, Volksmusik und Actiongaudi zwirbeln die Sisters ihren humorvollen Garn zu einem reißfesten und langzeittauglichen Himmel, Arsch und Zwirn, der mit allerlei Humbug um uns rum aufräumt. Nicht das Gefällige, Schnulzige treibt die Mädels an, sondern der satirische und ironische Biss. Herauskommt ein einmaliges bayerisch-groteskes Volksmusikkabarett. Nicht umsonst wurden sie als "Wildererinnen" bezeichnet, denn sie toben im Klischee, reißen den Samt ab, ohne den Putz dranzulassen.

Die Wellküren aus Oberschweinbach sind streitbare Frauen, "hinterfotzig" und "intrigant", sie treten gegen alles an, worauf es ankommt. Und da sie ja gewohnt sind zu teilen, und zwar heftig - 15 Kinder sitzen um eine Platte mit 5 Schnitzeln und warten auf den Startschuss -, fühlen sie sich prädestiniert für die täglichen Kämpfe der Politik.
Für die Larmoyanzen mancher Frauen, "I wois net was i aaooziegn soll, i weiß net wen i heiraten soll, der eine hat nix im Hirn, den andern versteh i net", haben sie kein Verständnis.
Mit ihrer Stubnmusik dagegen trumpfen sie ordentlich auf, denn der Gesang dazu ist eine Kampfansage, daher kommt's auch, dass sie Stubnmusik als bayrischen Djhad verstehen.
Ihr Lied vom Ring zur heiligen Vorhaut ein Spottgesang auf Kirche, Sexualität und Verhütung, denn die Bigotterie und Doppelmoral verschenkt tatsächlich das heilige (Pessar-)Ringlein, damit ja keine kirchlichen Kinder entstehen ...
Ein Telefonat mit Hillary Clinton, die morgens um 8 Uhr anruft, steigert sich zu einem Zornesanfall und endet in einem Wutausbruch gegen Mario Barth. Das Liedchen danach besingt es: "You can get satisfaction, but never be a sex machine".
Sie stellen uns das neue bayrische Kabarett vor, besingen die hormonelle Demenz, die recht vorteilhaft auch den häufigen Männerwechsel ab 50 Jahren beinhaltet.
Eine herrliche Groteske ist der musikalische Act mit dem Drumscheid oder auch Nonnentrompete genannt, ein frühbajuwarisches Blasinstrument mit Saiten bespannt und streichbar. Oder mit der Zither begleitet AC/DCs "Highway to hell", die Ehe mit Deifi, dem Harley-Fahrer, der heute allein ist, weil keine Frau es mit dem Kerl aushält. Die jüngste bayrische Geschichte mit Zukunftsvision nach Homer, Vergil und Dante führt uns in den Bereich des Immergleichen, Statischen und Absterbenden ... die eindringliche wimmernde und gewaltige Musik des "Spiel mir das Lied vom Tod" wird zitiert und stellt der Zukunft einen Totenschein prähum aus. Im Jahr 7 nach Stoiber beherrscht Becksteins Gendarmerie die Ordnung und die königlich-bayrische SPD sorgt für Gerechtigkeit. Seehofer und Ude liegen im Wettstreit für den oberen Posten. Mit der Streitballade aus dem frühen 17. Jahrhundert - ganz wörtlich genommen - bekamen wir final eine originelle Streitzugabe neben anderen.

Die Wellküren bieten eine ungewöhnliche Bühnenshow, die in unseren pfälzischen "Breiten" ähnlich wie nördlich des Mains gänzlich unbekannt ist. Das rheinland-pfälzische Kabinett wird selten so demontiert, obwohl es auch genug Anlass böte. In Bayern darf man jedoch die Grenzen mit Gaudigenehmigung übertreten. Die urige Mischung aus Djhad-Stubnmusik, bravem Dreigesang mit bissigen Texten, Chaosmusik und Valentinaden kann nur aus Bayern gut sein. Und das ist sie - sie ist sogar sehr gut.

Dichterhain: NACHTFLÜGE von Karin Michaeli

Nachtflüge

In tiefer Nacht
streift ein Flügel
mein Gesicht.

Eine Möwe
sitzt neben mir -
macht eine Pause

auf ihrem Flug
über die Meere
auf meinem Bett.

Ein Glas Wein
reicht sie mir.
Sie schreit, lacht.

Schaut mir in
die Augen frech -
ich trinke durstig,

bekomme Flügel,
erhebe mich trunken
und fliege mit.


(c) Karin Michaeli
, Düsseldorf

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Wie war's bei Django Asül? Am 28.09. in Ramstein - PARADIGMA


Ja, die Pfalz und die Pfälzer. Die haben schon manchen Besucher verwundert, beglückt, schockiert. Vielleicht nicht ganz so die bayrischen, die wissen ja noch von ihren Vorfahren, was sie erwartet. Was aber, wenn ein Bayer türkischer Abstammung, geboren in Hengersberg/Niederbayern, am Arsch der Welt also, die Pfalz betritt? Es passieren merkwürdige Dinge (obwohl er nicht das erste Mal in der Pfalz war) ... Der Ministerpräsident kapituliert, tritt zurück, weil die Erlebnislandschaft im Nürburgring einfach ein zu starkes Stück und die Dutzenden von Millionen, die mit dem ganzen Rennstall in den Sand gesetzt wurden, zu schwer wiegen. Und wer rauscht heran, um es noch mal laut herauszutrompeten? DJANGO ASÜL. Kein Wunder, dass Beck sein Bündel packte und schnurstracks kündigte. Django wunderte sich über unser Kuriosum, die Autobahn zwischen Pirmasens und Landstuhl, die gar keine ist, sondern nur eine Bundesstraße, aber als A 62 durchgeht. Die erste Autobahn, auf der ihm 268 Geisterfahrer entgegenkamen. Der Einstand war perfekt. Geisterfahrer und Beck ... Freitagabend, den 28.9.2012, im Bürgerhaus Ramstein.

Alles hängt mit allem zusammen, nicht nur draußen, sondern auch im eigenen Leben. Das ist ein Fakt, den Django uns klar macht. Es gibt so viel Unsinn auf der Welt, in Entscheidungen, Zuständen, in der Politik, in der Kirche, im eigenen Leben, durch Sachzwänge, fast schon existenziell bedingt: Die Leute wollen etwas anderes - sie wollen einen Paradigmenwechsel. Dieses altbekannte Wort aus dem Vokabular der Progressiven nach links und nach rechts muss hier bemüht und gehört werden. Der Kabarettist nimmt sich selbst nicht aus - und auf den Arm. Nach 2500 Auftritten nach Schema F muss eine Änderung her. Ihm wurde nach 15 Jahren klar, dass er gar nicht gerne auf die Bühne geht. Welch ein Widerspruch. Das hält man eben nur als Kabarettist aus. Warum dieses Wort Paradigma? Der Begriff steht für "Sicht der Dinge" und kommt aus dem GRIECHISCHEN. Eben, kein Mensch hält es in Griechenland mehr aus, mit dem, wie es ist und wie es war. Sozialbetrug, Hungerlöhne, Bedienermentalität und Steuergelder vernichtet. Obendrein noch von außen kaputtgeratet. Wenn einer einen Paradigmenwechsel nach Django braucht, dann das Land der Griechen.

In zwei Szenen werden die allgemeinen Schwächen der Demokratie, allen voran die Arbeitslosigkeit, Verhartzung, Altersarmut und das Miteinander von Ost und West beleuchtet. Einmal im dumpfen Biermief der hirnvergessenen Stammtischdiskutierer und einmal mit einem nicht sehr gebildeten Türken - hier muss der Vater von Django herhalten - der auf Bildzeitungsniveau aus dem Bauch raus die Gefahren aus Ostdeutschland wie aus dem alten Westdeutschland an die Wand malt. Man muss eben vorsichtig sein, weil oft alles anders ist. Siehe Google, das Rotlichtmilieu prozessiert gegen Bettina Wulff, weil sie mit ihr nichts zu tun haben wollen, und die dauernden Suchergebnisse "Prostitution", "Bett" etc., verbunden mit der Ex-Präsidentengattin, das Geschäft schädigen. Oder Ikea, die gegen Finanzminister Markus Söder aus der Bayernpolitik vorgehen, weil sie ihr Möbelstück gleichen Namens schützen wollen. Oder dass G8 - Abitur nach der 12. Klasse - eindeutig das Fußballtraining und die natürliche Entwicklung der Kinder beeinflusst. Schneller durch die Schule, aber ungesünder ... Es ist alles entgegengesetzt: Demokratie als Nichtmitbestimmung, Sinn ist Unsinn, Nächstenliebe ist Dauerpiesacken ... Wie gut die Nächstenliebe gemeint ist und wie gemein sie die Mitbürger erschüttert, merkt man spätestens, wenn aus purer Nächstenliebe den Freunden eingeredet wird, es ginge ihnen schlecht, ihnen gesagt wird, ihre Frauen seien schwabbelig geworden, oder auf EU-Ebene - und hier denkt wieder Vater Asül nach - Polen zum fast schlimmeren Gazastreifen geworden ist, Diebstahl und Prostitution blüht, oder der Geldfluss aus Europa, explizit Deutschland, aufgezwungen wird, Entwicklungszwang sozusagen, vergleichbar mit dem Verschreiben von Schokolade gegen Verstopfung, nur weil sie aus dem Hause Milka stamme.

Alles wirkt so krass, dass man als Eingedeutschter sich fragen muss, ob es gut war, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. In einem finalen Rundumschlag erleben wir den ersten Tag der Kabarettfigur als Deutscher bzw. die Initiation als solcher. In einer kafkaesken Szene prüft ein Beamter die Tauglichkeit unseres Helden, der gerade so dem Bett entkommen in die Amtsstuben bricht, um seine Papiere zu holen. Es erwartet ihn der Abnicktest! Ist die Muskulatur auch geschmeidig genug auf Befehl zu nicken? Man fühlt sich an manche Beamtenprüfungen und -existenzen erinnert, die Selbiges ihren Opfern abverlangen, die das gerne leisten, stimmt doch das Kässchen. Die entstehenden Rückenschmerzen werden ihm als Last der Geschichte erklärt und die im Rückgrat mit Verweis auf die Bundeskanzlerin Merkel als veränderungswürdiger Zustand: Ohne lebt es sich eindeutig besser! Auch die anschließende Szene in der Kneipe zeigt noch mal so richtig deutlich, wo die deutsche Seele in ihrer ungebildeten Ressentiment-Lage in Sachen Ausländern steht.

Ein amüsanter Abend mit Django Asül, der sich selbst auch und nicht minder gut verkackeiern kann. Der perfekt die Lage auf dem (bayrischen) Land und andernorts erfasst hat, die alten unterschwelligen Strömungen in der nationalen Haltung klar wahrnimmt, ebenso das Schizoide unseres Lebens, unserer Gesellschaft. Ohne weitere Mittel, Musik oder Effekte einzusetzen schüttelt der Mimenkünstler und Kabarettist sein 2-Stunden-Programm an einem Stehpult, mit einem Stuhl und Weißbierglas voll mit Wasser und nur mit sich selbst aus dem Ärmel.

Heute Abend: CHINA UNTER PALMEN bei mareTV

mareTV: China unter Palmen. – Die Tropeninsel Hainan

Donnerstag, 4. Oktober,
20.15 Uhr, NDR Fernsehen


Hainan ist das Urlaubsparadies im Reich der Mitte: Chinas einzige Tropeninsel lockt mit endlosen weißen Stränden, Palmen und Ananas. Hainan war einmal ein nahezu unberührtes Eiland im Südchinesischen Meer. Jetzt kommen jährlich etwa 13 Millionen Urlauber auf die Trauminsel.

Heute Abend: Gesundheitsgespräch zu Osteoporose in Bad Bergzabern

Gesundheitsgespräche im Bad Bergzaberner Land
Donnerstag, 4. Oktober, 19 Uhr,
Haus des Gastes
Thema: “Osteoporose früh erkennen und gezielt behandeln“.
mit Dr. med. Thomas Maurer, Bad Bergzabern
Der Eintritt ist frei. 

Jeder Zehnte in unserer Bevölkerung leidet oft lange Zeit unerkannt an Osteoporose.
Jede zweite Minute erleidet ein Osteoporose-Patient in Deutschland einen Knochenbruch.
Der Vortrag „Osteoporose früh erkennen und gezielt behandeln“ informiert über die Zusammenhänge der Osteoporoseentstehung und die vielfältigen Möglichkeiten der frühzeitigen Vorbeugung und Behandlung.

Weitere Themen und Referenten der Gesundheitsgespräche des Bad Bergzaberner Landes sind noch in diesem Jahr:
18. Oktober: Achtsamkeit in Therapie und Alltag mit Dr. Dr. med. Klinkenberg
8. November: Therapien des Prostata- und des Blasenkarzinoms mit Dr. med. Migoed


WENN DIE FREIHEIT MIT FÜSSEN GETRETEN WIRD - Mannings auf der Anklagebank von Marco Meissner

Dieser Beitrag kann mit nicht beseitigbaren Störungen behaftet sein.

Bradley Mannings in Uniform
© 2012 ap  Cliff Owen
["Seinen 24. Geburtstag verbrachte er vor dem Untersuchungsrichter: Der mutmaßliche WikiLeaks-Flüsterer Bradley Manning geht einem Leben in Haft entgegen - während vor den Toren die Heldenverehrung beginnt." SPIEGELManning soll geheime Datensätze der US-Regierung gestohlen und an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergeleitet haben, darunter hunderttausende Berichte zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan sowie Depeschen des US-Außenministeriums. Ihm droht bei Verurteilung lebenslange Haft.
Der Prozess gegen ihn soll zwischen dem 4. Februar und 15. März 2013 beginnen.]
Staub wirbelt in die Luft. Die Maschinengewehrsalve schlägt donnernd in den Wüstenboden. Immer wieder sprechen die Soldaten, die das Maschinengewehr bedienen von bewaffneten Männern. Doch die Waffen dieser Männer sind Fotokameras. Aufmerksame und erbarmungslose Zeugen der Wirklichkeit. In Panik stürzen sie in den Dreck. Chancenlos erfasst sie das Schicksal in Form unzähliger Projektile.
Doch nicht die Soldaten sind die Täter.

Vor Gericht steht in diesen Tagen der Mann, der das dazugehörige Video der Öffentlichkeit zukommen ließ. In einer Zelle wartet er auf sein Urteil.
Die Todesstrafe sei ausgeschlossen. Man wolle keinen Märtyrer aus ihm machen. Doch aller Wahrscheinlichkeit wird Bradley Manning ein Leben lang hinter US-amerikanischen Gittern verbringen. Ohne die Chance auf eine vorzeitige Haftendlassung.
Er war es der die geheimen Dokumente Wikileaks zuspielte und dafür soll er jetzt büßen. Als abschreckendes Beispiel in die Geschichte der amerikanischen Gerichtsbarkeit eingehen.

In den Nürnberger Prozessen wurden damals Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt, die nach den unmenschlichen Maßnahmen ihrer Zeit gehandelt hatten und sich somit aller nur denklicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht hatten.
Nie wieder wollte man einfach nur weg sehen. Nie wieder sollte so etwas geschehen.

Doch nun steht jemand vor Gericht, der nicht weggesehen hat. Der uns allen gezeigt hat, was nach Meinung der US-Behörden nicht für unser Auge bestimmt war. Doch die Welt schaut weg. Lässt ihn allein. Zu mächtig ist der Gegner, der mit einer beispiellosen Prangerjustiz all seine Gegner mundtot macht. Landesverrat und Kollaboration mit dem Feind werfen die US-Behörden ihm vor. Und scheinbar merkt niemand, dass der Feind die Weltöffentlichkeit selbst zu sein scheint. Denn es sind eben wir, denen Mannings die Informationen zukommen lies.
Bradley Manning   (c) wikipedia

Man kann zu Julian Assange, Wikileaks, der Einhaltung von Schweigepflichten stehen wie man möchte. Doch wenn das Leben eines Menschen verpfuscht wird, der nicht mit ansehen konnte wie ungestraft Kriegsverbrechen an sämtlichen Fronten begangen wurden, dann ist das eine menschliche Tragödie. Damit treten die USA ein Gut mit Füßen, welches sie höher halten als jedes andere: Die Freiheit. Denn nur wo auch die Gedanken frei sind. Dort wo sich jeder seine Meinung machen kann. Wo niemandem die wichtigsten Details vorenthalten werden. Dort ist der Mensch in der Lage frei zu sein und zu handeln.
 
(c) Marco Meissner, Gladbeck, Dezember 2011

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Intermezzo: SCHLIMM von Andreas Noga


schlimm

wenn man schlafen will
ein bett sehen in das man sich
nicht legen darf

freie tage wollen
und nicht bekommen

einen wecker haben der nicht
im kühlschrank steht wie es manchmal
in gedichten vorkommt

nachts den sekunden beim kreislauf zuhören
und wissen dass es bald morgen ist

schlimmer: zur arbeit fahren
wenn zuhause die nacht länger
der tag friedlicher
und kein termin nötig ist

am schlimmsten:
im autoradio kein lied hören
das im kopf den morgenhimmel aufreißt
und bis zum abend klingt



nach gottfried benn „was schlimm ist“
(c) Andreas Noga

Film: WER'S GLAUBT WIRD SELIG von Marcus H. Rosenmüller

(c) Constantin Film

WER'S GLAUBT WIRD SELIG

Wenn ein Hamburger der Hummersuppe wegen nach Bayern zieht, der Papst in der Dorfkneipe Lebensweisheiten verbreitet, die böse Schwiegermutter posthum den Frieden des Ortes wieder herstellt und die harten Männer im Dorf plötzlich an Wunder glauben, dann kann es sich eigentlich nur um den neuen Kinofilm von Regisseur Marcus H. Rosenmüller handeln - seit 16.8.12 in den Kinos.

Es schneit einfach nicht mehr in dem ehemals florierenden, kleinen Skiort in den Bergen - und das schon seit 5 Jahren! Klimawandel sagen die einen, unterlassene Hilfeleistung Gottes die anderen. Die Touristen bleiben aus, der wirtschaftliche Kollaps sorgt für eine anhaltende Flaute - und zwar in jeder Hinsicht. Auch Wirt Georg (Christian Ulmen) und seine Frau Emilie (Marie Leuenberger) hatten definitiv schon bessere Zeiten, sowohl finanziell, als auch in ihrem Liebesleben. Als seine anstrengende und religionsfanatische Schwiegermutter Daisy (Hannelore Elsner) überraschend das Zeitliche segnet, hat Georg die kühne wie rettende Idee: Daisy muss heiliggesprochen werden! Wallfahrtsort statt Ski-Mekka! Zum Erstaunen Georgs scheint der Papst (Nikolaus Paryla) höchstpersönlich ein ganz spezielles Interesse an dem ehemaligen Skiörtchen zu haben. Und so entsendet der Vatikan tatsächlich einen Prüfer (Fahri Yardim), der sich von dem wundersamen Wirken der Heiligen Daisy überzeugen soll - oder besser gesagt: überzeugt werden muss! Eine gewaltige Aufgabe für Wundererfinder Georg, seine Freunde und Emilies unkonventionelle Schwester Evi (Lisa Maria Potthoff), die einen abenteuerlichen Plan beschließen - für's Geld und für die Liebe!

Die Darsteller
Georg                          Christian Ulmen
Emilie                          Marie Leuenberger
Papst Innozenz XIV      Nikolaus Paryla
Evi                               Lisa Maria Potthoff
Pater Paolo Barsotti / Vincenzo Barsotti              Fahri Yardim
Daisy                          Hannelore Elsner
Hartl – Polizist              Simon Schwarz
Pellhammer – Lehrer     Maximilian Schafroth
Hubert Möslang – Bestattungsunternehmer          Jürgen Tonkel
Karl-Heinz Gumberger – Supermarktbesitzer       Johannes Herrschmann
Pfarrer Felix                  Gerhard Wittmann
Haushälterin Hildegard   Billie Zöckler
Kardinal Santi               Hubert Mulzer
Sigi Fischer – Metzger   Franz Bauer
Pornodarsteller              Max von Thun


Mit WER´S GLAUBT WIRD SELIG hat Kult-Regisseur Marcus H. Rosenmüller einen wunderbaren Film über den Glauben im Allgemeinen und die Macht der Wunder im Speziellen inszeniert. Einmal mehr konfrontiert uns Rosenmüller humorvoll und ohne Zynismus mit unseren Ängsten, Fragen und geheimen Sehnsüchten und lässt uns bei dieser schrägen Komödie alle Figuren ins Herz schließen. Dies gelingt nicht zuletzt durch das starke Ensemble aus bekannten Darstellern der Rosenmüller-Familie und spannenden „Neuzugängen“. Neben Christian Ulmen (MÄNNERHERZEN, MARIA IHM SCHMECKT´S NICHT), Hannelore Elsner (KIRSCHBLÜTEN – HANAMI, ALLES AUF ZUCKER), Nikolaus Paryla (MARIAS LETZTE REISE, SOLO FÜR KLARINETTE), Fahri Yardim (ALMANYA, 5 MÄNNERHERZEN) und Marie Leuenberger (DIE STANDESBEAMTIN) spielen Lisa Maria Potthoff (DIE GESCHICHTE VOM BRANDNER KASPAR, SCHWERE JUNGS) Simon Schwarz (RÄUBER KNEISSL, SCHWERE JUNGS) und Jürgen Tonkel (RÄUBER KNEISSL, WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT). Produziert wurde WER´S GLAUBT WIRD SELIG von Quirin Berg und Max Wiedemann, die für DAS LEBEN DER ANDEREN den Oscar erhielten und zuletzt für die Erfolgskomödien MÄNNERHERZEN und FRIENDSHIP! verantwortlich zeichneten. WER´S GLAUBT WIRD SELIG ist nach RÄUBER KNEISSL (2008) bereits die zweite Zusammenarbeit von Rosenmüller und der Produktionsfirma Wiedemann & Berg und wird auch dieses Mal von Susanne Hildebrand als ausführende Produzentin betreut.

REGIE
Marcus H. Rosenmüller, geboren 1973 in Tegernsee, begann nach dem Abitur ein Studium an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF). Bereits vor seinem Studienabschluss im Jahr 2003 machte er u.a. mit seinem Kurzfilm NUR SCHREINER MACHEN FRAUEN GLÜCKLICH auf sich aufmerksam, der auf verschiedenen
internationalen Festivals zu sehen war und mit diversen Publikumspreisen ausgezeichnet wurde. Für den Bayerischen Rundfunk inszenierte Rosenmüller nach seinem Studium mehrere Folgen der Dokumentar-Reihe IRGENDWO IN BAYERN, darunter in Co-Regie mit Joseph Vilsmaier die Episode DEN FRIEDEN IN DER HAND. Mit der Komödie WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT über einen Dorfjungen mit schrecklicher Angst vor dem Fegefeuer gab Rosenmüller im Jahr 2006 sein Langfilmdebüt – und sorgte damit für ein Comeback des modernen bayerischen Heimatfilms. Der Film erzielte 1,8 Millionen Zuschauer und erhielt mehrere Deutsche Filmpreise, unter anderem den Preis für die Beste Regie. Kurz danach startete SCHWERE JUNGS erfolgreich in den Kinos, gefolgt von BESTE ZEIT, einer kleinen, mit leisem Humor erzählten Geschichte über die Freundschaft zweier
Teenagerinnen und der Fortsetzung BESTE GEGEND. Seiner Vorliebe für Geschichten mit Bezug zu seiner bayerischen Heimat blieb er auch in seinen weiteren Filmen treu. In RÄUBER KNEISSL erzählt er die Geschichte des legendären bayerischen Volkshelden, DIE PERLMUTTERFARBE handelt von einem Schuljungen, der in einem bayerischen Dorf des Jahres 1931 in die Intrigen eines Schulkameraden verstrickt wird und die Komödie SOMMER IN ORANGE erzählt – basierend auf realen Geschehnissen– von einer Bhagwan-Kommune in einem bayerischen Dorf zu Beginn der 1980er Jahre.

Filmographie (Auswahl):
2011 SOMMER DER GAUKLER
2011 SOMMER IN ORANGE
2009 DIE PERLMUTTERFARBE
2008 RÄUBER KNEISSL
2008 BESTE GEGEND
2007 BESTE ZEIT
2007 SCHWERE JUNGS
2006 WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT

Thema Küste und Kaliningrad

http://www.mare.de/files/nl_mare_94.pngDie neue Ausgabe vom Mare-Heft widmet sich im Titelthema der Stadt und der Oblast Kaliningrad. Maik Brandenburg und Fotograf Dmitrij Leltschuk sind die Ostseeküste entlanggewandert und haben ihre Städte und Menschen besucht. Mare erinnert an den Todesmarsch von Palmnicken und führt Sie durch das Kaliningrader Gebiet.

Dienstag, 2. Oktober 2012

Dichterhain: SCHEIN von Felicitas Göbel







Ein Lügengeflecht
Schein deiner süßen Worte
Karnevalsmaske

© Felicitas Göbel, Münster/Hessen
(Verein für Lesen & Kultur für alle e.V., Münster, Hessen)

Regionalevent-Potpourri: 3.-7.10.2012

(c) Laurent Pierre
Konzert: Salut Salon. Das Hamburger Quartett gibt zum zehnjährigen Bestehen ein Jubiläums­konzert. Mi., 3.10., 20 Uhr, Alte Oper, Frankfurt, www.alteoper.de

Jazz: Laurent-Pierre-Quintett Jazzkonzert. Do., 4.10., ab 20 Uhr, Bitburger Jazzclub
im Bistro „Finesse", Bitburg, www.jazzei.de

Konzert: "Gospels meet Musicals", Konzert der Liedertafel Frei­burg und des Chors Courage aus Tholey. Sa., 6.10., 19 Uhr, Stadtkirche, St. Wendel, Info-Tel.: 06853 922154

Kinderkonzert: „Herr Müller und seine Gitarre" zum Mitmachen. Sa., 6.10., 15 Uhr, Kinder­haus am Elsässer Platz, Wiesbaden. www.wiesbaden.de

Komödie: „Zwei nette kleine Damen auf dem Weg nach Norden". Das Schauspiel von Pierre Motte - teilweise gesungen. Sa., 6.10., 20 Uhr, Theater im Viertel, Saarbrücken. www.dastiv.de

Konzert der dänischen Musikerin Tina Dico. So., 7.10., Beginn 20 Uhr, Capitol, Mannheim. www.bb-promotion.com

Musik-Kabarett: „Ich komme selten allein!" Mit Madleine Sauveur und der Kapelle Clemens Maria Kitschen. So., 7.10., 20 Uhr, Mannheimer Hof, Mannheim, www.schatzkistl.de


Weitere Events in dieser Woche: viereggtext/Regionale Events

Heute und morgen Abend: Vanessa Backes - denk emol



Vanessa Backes - Denk emol
02. + 03.10.2012

Vanessa Backes -
Denk emol

Einfach nur bewaffnet mit ihrem Handtäschchen erzählt Frau Backes (Alice Hoffmann) aus ihrem neuen Leben. Sie gründet eine Ich-AG, besucht einen Englischkurs, kommt in den saarländischen Landtag und beginnt, sich Gedanken zu machen über „außerhäusliche“ Themen: Hartz-Reform, Angela Merkel, Kreditkarten, aber auch die Flatterhaftigkeit der Männer. Um den Dialog mit dem Publikum möglich zu machen, gibt es zunächst eine Einführung in die saarländische „Dialektik“.

02.10.2012
Kaiserslautern, Bahnheim

03.10.2012 - ausverkauft
Meisenheim, Gemeindehaus


Montag, 1. Oktober 2012

Die auffälligsten Gedichte der Woche 39

Meine Besucher haben am häufigsten die folgenden Gedichte von den Neuerscheinungen besucht, ganz vorne wieder eine sinnliche Fantasie der Nacht:


1. Fantasien zur Nacht: KÖNIGSKÄTZCHEN von Ute AnneMarie Schuster  (A)

2. Dichterhain: HUMANITÄT von Hannes M. Pum (A)

3. Dichterhain: SEELENPERLEN von Heidi Huber (D)

     Dicht gefolgt von Fantasien zur Nacht: AUSGEHEN von Stefan Vieregg (D)

 

Dichterhain: HOFFNUNG von Viktoria Vonseelen

Hoffnung


herbstzeitlose blühn
die letzten sonnenstrahlen
wärmen meine haut -

in mir ist es
schon winter alles
  kahl
        und

leer.


unbedachte worte
ließen
mein herz
               gefrieren


doch
ein kleiner lebensfunke
unversehrt
hütet heimlich seine stille glut
weiß
nach jedem sterben
folgt ein
neubeginn.

ist bereit
sein feuer zu entzünden

für eine liebe, die
keine
        worte
                     braucht.


(c) Viktoria Vonseelen,  Frankfurt, 8.9.2012

Sonntag, 30. September 2012

Dichterhain: HUMANITÄT von Hannes M. Pum


(c) dapd

















HUMANITÄT (auch als Video)

MEIN HERZ STEHT STILL.
RASEREI AUF DER ERDE.
EIN SCHREI. LAUT, SCHRILL.
IM GLEICHSCHRITT: DIE HERDE.
DENKEN - UNIFORM, DAS WORT!
INDIVIDUALITÄT IN FURCHTBARER NOT.
WO SEID IHR, SINNE, WO? FORT?
DROHT WEISHEIT DER TOD?

(c) Hannes M. Pum

Heute Abend: Lars Reichow in Darmstadt

halbNeunTheater, Darmstadt, 20:30 Uhr

LARS REICHOW
"GOLDFINGER"

siehe hier

Fortsetzung von Für Sie genossen: Die LandPartie 2012 im Bergzaberner Land



Steinfeld, Markt, Szene 5
(c) Collagen von Stefan Vieregg
TEIL 2

Station 5 führte uns nach Steinfeld - ein Dorf mit einer ebenfalls sehr imposanten (neueren) Kirche - die Heimat von Kurt Beck, der offensichtlich nur noch wenige Wochen (Stichwort: Nürburgring-Skandal) amtierende Ministerpräsident des Landes. Am südlichsten Ende des Bergzaberner Landes am Rande des Naherholungsgebietes Bienwald gelegen, der sich bis an die Lauter, dem deutsch-französischen Grenzfluss, erstreckt. Ein Drittel der Gemarkung (Viehstrich genannt) ist Wald, der Rest Landwirtschaft und Weinanbau. Die einzige Lage Steinfelds ist der „Steinfelder Herrenwingert“, an dessen Südhang auf Grund des sehr tiefgründigen Löß-Lehmbodens neben kräftigen Rotweinen auch sehr feine Burgunder gedeihen. Auch der Spargel gedeiht hier sehr gut. Vor über 760 Jahren wurde der Ort erstmals erwähnt. Wir kamen gerade rechtzeitig zum Freitagsmarkt im Jahr 1492, wo viele Dinge angeboten wurden und erzählt. Des Gauklers Schabernack wollte uns glauben machen, dass Kolumbus in Steinfeld geboren wurde und die Kartoffel heimbrachte, wie wir allerdings wissen war sein Geburtsjahr 1451 in Genua. In diesem Jahr 1492 versuchte wie auch davor und danach der Ritter Johan von Trotha / Hans Trapp dem Kloster Weißenburg den Zehnten abzuluchsen, was ihm mit Überfalltaktik auch gelang. Zwei
(c) Birgit Burkey
wichtige Anekdoten berichten von den Steinfeldern: In den Bauernkriegen führte 1525 der Bürgermeister die Bauern gegen die katholische Obrigkeit. 1849, im Jahr der Revolution, traute sich nur eine Tochter des Bürgermeisters den heranrückenden Freischärlern, die die inhaftierten Revolutionäre Borscht, Grahn und Bruch vor den Preußen befreien wollten, einen Brief zu übergeben. Er besagte, dass die Inhaftierten freiwillig hier wären, und wurde von den Revolutionären selbst geschrieben, was das Dorf verschonte. Exotisch auch, dass 1751 der berühmte Benjamin Franklin in Amerika gegen die Germanisierung durch Pfälzer Bauernlümmel (auch aus Steinfeld) anschrieb, die sich in Pennsylvania niederließen. Steinfeld kredenzte zum Abschluss Weißburgunder und Leberwursthäppchen aus der Gemarkung.



Klingenmünster, Benediktinerabtei, Szene 6
In Klingenmünster führte uns der beliebte Heimatdichter August Becker aus dem 19. Jahrhundert, gespielt von Herrn Lunkenheimer, in die Geschichte ein. Das Benediktinerkloster Klingenmünster stammt vermutlich aus dem Jahre 626; ermöglicht hat dies wohl König Dagobert I, der auf der Burg Landeck seinen Sitz hatte. Da die Landeck jedoch offiziell erst 1180 erbaut wurde, tut sich hier ein kleines historisches Schwarzes Loch auf. Viel ist Sage, so auch die Rettung des König Dagoberts durch die Bauern, die für ihn kämpften. Da er einen Vater, der seine Tochter vor Raub durch Ritter durch Gewalt behüten wollte, verschonte, half dieser ihm in einer Situation der größten Bedrängnis durch heranziehende Feinde und rettete ihn durch Verstecken im Pfälzer Wald. Dagobert soll ihnen daraufhin den Wald vom heute elsässischen Hagenau bis zum Donnersberg, ein riesiges Stück, geschenkt haben. So das Gedicht, das wir von einer Frau in historischem Kostüm hörten.

Eine andere Sage spielt im 30-jährigen Krieg, der die Pfalz auf 20 % ihrer Bevölkerung reduzierte, um 1620. Soldaten und ehrlose Weiber, die mit ihnen zogen, lagerten im Kloster und wollten noch mehr Wein vom Mönch, der einen leeren Keller hinter sich hatte. Die Soldaten glaubten ihm nicht und drohten ihn zu töten, als die Magd sich anbot an einer gefährlichen Stelle, einem verzauberten Brunnen, Wein zu besorgen. Es gelang ihr, aber ein Weib sah die Hexe in ihr, denn sie schöpfte Wasser und brachte Wein. Sie erstach die Magd und rannte selbst zu dem Brunnen, fiel aber dem Fluch - ein wilder Wolf hauste an dem Brunnen - zum Opfer. Die Soldaten verschonten die Kirche und den Mönch, die Magd wurde in der Kirche begraben und als Heilige verehrt. Die Theatergruppe spielte das Gedicht und diese Sage für uns in historischen Kostümen und bot noch zwei alte Tänze dar.
(c) Birgit Burkey
Im alten Kloster steht ein Modell des ursprünglichen Ausmaßes des Klosters, das durch die Kriegswirren erheblich gelitten hat, was den wenigsten Besuchern bekannt ist. Den Vereinen und Bewahrern der Geschichte ist es daher ein Anliegen auf dieses Modell hinzuweisen, da es die Größe erst richtig vermittelt.
Zum Verkosten gab es gelungenen Portugieser und A.B.T.-Saft (Apfel, Birne, Traube), beide sehr schmackhaft. Die Einzellage in Klingenmünster heißt Maria Magdalena. Etwa 160 Hektar sind mit Reben bestockt, 60 % weiß und 40 % rot. Die vielfältige Bodenbeschaffenheit erlaubt den Winzern eine große Auswahl an Rebsorten anzupflanzen. Auf dem mittelschweren Lößlehm im Norden von Klingenmünster wachsen gerne Müller-Thurgau, Silvaner und die Burgundertrauben. Mit den schwereren Lehmböden kommen Kerner, Riesling und Dornfelder gut zurecht. Auf den leichten bis mittelschweren Sandböden gedeiht beispielsweise der Portugieser, der vermutlich aus Portugal über den Umweg Österreich vermutlich um 1840 nach Deutschland gelangte.
 

Zurück ging es nach Bad Bergzabern und der letzten Aufführung des Tages vor dem Schloss. Prinzessin Karoline empfing die Reisenden und enthüllte zunächst das Geheimnis der Weißen Frau, die während der Partie in jedem Ort eine kommentierende oder ergänzende Rolle gespielt hatte. Bad Bergzabern hat seine Wurzeln in der Römerzeit. Als „Tabernae Montanus“ (Bergschänke) war es ein wichtiger Posten auf dem Weg ins Land der Germanen oder nach Britannien. Der Sage nach war es Petronella, die Frau des Lucius. Beide kamen aus Rom in diesen militärischen Außenposten im Land der Kelten und Germanen. Lucius musste nach Britannien weiter und kehrte nie zurück. Petronella verschenkte all ihr Hab und Gut und verließ das gemeinsame Haus, um ihn zu suchen. Sie kam unterwegs um und kehrte jedoch als Weiße Frau zu ihrem Haus zurück, das mittlerweile ein Wallfahrtsort wegen ihrer Mildtätigkeit geworden war. Man sah die Weiße Frau fürderhin um den Berg schweben, auf dem das Haus der beiden stand.
Ein anderes typisches Geschehnis aus der Gegend ist der häufige Wechsel der Staatsbürgerschaft. Am Beispiel des Bergzaberners Dr. Daniel Pistor - einem der Redner auf dem Hambacher Fest von 1832 - wurde die Zeit von 1807 bis nach 1870/71 beleuchtet, die ihm einen dreifachen Wechsel der Staatsbürgerschaft bescherte, er war dreimal Franzose und dreimal Deutscher. Er war ein Verfechter der Vereinigten Freistaaten Deutschlands und eines konföderierten republikanischen Europas. Für dieses demokratische Bündnis kämpfte er, um die Zersplitterung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation in Hunderte von Territorien und Fürstentümern abzuschaffen. Auch Georg Büchner aus Hessen-Darmstadt hat in "Leonce und Lena" (1835) das groteske Bild eines Reisenden in Deutschland gezeichnet, bei dem die Nasenspitze bereits im nächsten Fürstentum sei, während der Hintern noch im alten wäre ...


Bad Bergzabern, Schloss der Herzöge, Szene 7
Und schließlich ein Drittes, das wichtig war für Bergzabern: Am 4. Oktobris 1579 hochzeiteten Johann I., von Gottes Gnaden Herzog zu Zweibrücken, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern, Grafen zu Valdenz und Sponheim und seine Braut, hochgeborene Fürstin, Fräulein Magdalena, Tochter Herzog Wilhelms IV. von Jülich, Cleve, Berg, Enkelin des Kaisers Ferdinand I. zu Zabern in diesem Schlosse ...
Zu diesem Anlass noch ein Schlückchen Riesling - vermutlich wurde die Sorte aus Wildreben des pfälzischen Auwaldes ausgelesen. Dafür sprechen neben der frühen Verbreitung vor allem die Sorteneigenschaften wie Wuchs, Trauben- und Beerengröße, Reife und Frostfestigkeit. Der Riesling bereitet allgemein wenig Probleme beim Anbau, ist unempfindlich gegen Winterfrost und stellt nur geringe Ansprüche an den Boden – allerdings sehr hohe an die Lage! Der Riesling ist rassig, lebendig, frisch-elegant und vornehm. Seine fruchtige Säure ist kennzeichnend für diesen Wein, der in allen Qualitätsstufen ausgebaut wird.

Eine Partie durchs südpfälzische Land um Bad Bergzabern, die Spaß macht, und sich
direkt zur Wiederholung mit anderen Zielen im nächsten Jahr anbietet! Machen Sie sich einen schönen Tag in unserer herrlichen Weingegend und genießen Sie die Streicheleinheiten von Dionysos und den Musen.

Samstag, 29. September 2012

Fantasien zur Nacht: KÖNIGSKÄTZCHEN von Ute AnneMarie Schuster

Art-by-Joy  (c) Ralf Kracht
Königskätzchen

Ach Du, Du Königin der Nacht,
liebäugelnd sanft von mir bewacht.
Verlangend meiner Lenden Gier,
küss zärtlich ich die rosa Zier.

Schlafend streckst Du Dich entgegen,
würd gern stoppen mein Erregen,
doch wie soll kühlen, mein Gemüt,
wenn heißes Sehnen in mir glüht?

Mein Finger sucht und findet gleich,
den Eingang in das Königsreich,
ein kleiner Seufzer Dir entflieht.
Dein Blick noch matt, mich an Dich zieht.

Ach Du, Du Königin der Nacht,
hast neue Lust in mir entfacht.
Schleck den gestauten Morgentau,
schleck Kätzchen, schleck, miau, miau.

(c) Ute AnneMarie Schuster, Weiz. Aus: Zartlieblich will ich dich berühren

Regionale Events am Wochenende

Comedy live bei „SWR3 Alles Müller" mit dem Kabarettisten Andreas Müller. Sa., 29.9., 20 Uhr, Pfalz­bau Theatersaal, Ludwigs­hafen. http://www.lukom.com

Lesung
Eva Mattes liest aus „Wir können nicht alle wie Berta sein".
Sa., 29.9., 19.30 Uhr, großer Saal der Rentmeisterei, Schlossplatz, Bad König, http://www.literaturhandlung-paperback.de


Irish & American Folk Night
mit der Band Broom Bezzums
. Sa., 29.9., Einlass 19 Uhr, Schatzkistl, Mannheim, http://www.schatzkistl.de


Kammerkonzert „Pieces de Clavecin en concerts". So., 30.9., 11 Uhr, Saarländisches Staatstheater, Saarbrücken. http://www.saarlaendisches-staatstheater.de

Heute Abend: Die Wellküren und Lars Reichow

Samstag 29. September 2012, 20:00 Uhr
Kleine Komödie, Limburgerhof

Wellküren

Beste Schwestern


Schauspiel

bernd_stelter Bayern in der Krise: Das traditionelle Ein-Parteien-System wurde abgeschafft. Laptop und Lederhose haben Kurzarbeit angemeldet. Die Landesbank wird abgewickelt, das Isartal betoniert..... Höchste Zeit, dass die Wellküren, nach jahrelanger und segensreicher Aufopferung für Ihren Heimatort Oberschweinbach, jetzt auch die Sache für ganz Bayern in die Hand nehmen.



Preise:
26,--/23,--/20,--/17,-- €

Samstag, 29. September     +    Sonntag, 30. September 2012, 20:30 Uhr
halbNeunTheater, Darmstadt


LARS REICHOW
"GOLDFINGER"

LARS REICHOW beschäftigt sich mit dem edelsten aller Tauschmittel und natürlich auch mit der bürgerlichen Schwester des Goldes, dem großen Geld. Eine Welt zwischen Krösus, Krise und Crash!

Am Krügerrand der Gesellschaft muss der Dispo wohl grenzenlos sein. Sind wir nicht alle ein bisschen „Goldfinger“? Was bleibt, ist der Traum vom Lottogewinn und natürlich die „reisende Mehrheit“, Millionen von Rentnern. Nie waren sie so fit und unternehmungslustig wie heute.

Ein Programm wie das Leben: privat und politisch, lokal und global, lustig und melancholisch. Große Unterhaltung am Nerv des Zeitgeistes!


Abendkasse 18 EUR

30.09., 11 Uhr: Vernissage und Ausstellungseröffnung


focus: portrait

- malerei – zeichnung – druckgrafik –
Ausstellung vom 30. Sept. bis 28. Okt. 2012
Vernissage am 30. Sept. um 11.00 Uhr
Einführung: Monica Jager-Schlichter m.a.

im Weingut Ullrich
Schäfergasse 25, 76889 Pleisweiler,
Tel. 06343 /2312


Anet Kuska, gebürtige Freiburgerin, lebt seit drei Jahren in der Pfalz und gibt mit der heutigen Ausstellung ihr Debut in ihrer neuen Wahlheimat. Von 1998 bis 2003 studierte sie Freie Kunst am Arts Institute at Bournemouth und arbeitete anschließend als Dozentin an ihrer Ausbildungsstätte und als freischaffende Künstlerin.
In ihrer Ausstellung im Weingut Ullrich präsentiert Anet Kuska Zeichnungen, Malerei und Druckgrafik, drei unterschiedliche Gattungen zwar, die aber inhaltlich miteinander verbunden sind: Alle Exponate zeigen Porträts, eine Serie in jeder Disziplin. Die Reihe ANYTHING GOES fällt dabei aus dem Rahmen, sie besteht aus ca. 30 kleinformatigen Ölbildern, von denen 10 ausgewählt wurden, die eine zusammenhängende Motivkette ergeben. Eine ebenfalls kleinformatige Dreiergruppe orientiert sich stilistisch an Vorbildern der Vergangenheit, an antiken Porträtbüsten aus Stein gemeißelt beispielsweise.
Anet Kuska beweist in jeder ihrer Arbeiten eine sensible Handschrift, fast immer spontan in der Ausführung und fantasiereich im Inhalt. Der Betrachter wird aufgefordert in die imaginären Welten der Künstlerin einzutauchen, eine Aufforderung, der man gerne Folge leistet.


Die Ausstellung ist Montag bis Freitag von 8-19 Uhr (Mittagspause 12-14 Uhr), Samstag 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr und Sonntag 11.00 bis 14.00 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.

Freitag, 28. September 2012

Fantasien zur Nacht: AUSGEHEN von Stefan Vieregg


Ausgehen

Auf der Tanzfläche
Mund an Mund
Körper an Körper

die Haaresbreite ignorierend
eng umschlungen im Takt
Hände im Abseits
der letzte Tango zusammen
Trennung wartet am Ausgang
sauber geschieden
an zwei Haken


(c) Stefan Vieregg

Heute Abend: DJANGO ASÜL in Ramstein

Freitag 28. September 2012, 20:00 Uhr
Haus des Bürgers

Django Asül

Paradigma


Kabarett

bernd_stelter Wie so manches Gute kommt auch das Wort Paradigma aus dem Griechischen. Es kann Beispiel oder Vorbild heißen. Oder aber Abgrenzung oder gar Weltsicht. Und je präziser die Sicht auf diese Welt, umso mehr wird deutlich: So geht es nicht weiter. Es braucht einen Paradigmenwechsel. Die Parameter müssen neu eingestellt werden.
Alles muss hinter-, wenn nicht sogar vorderfragt werden. Und so muss auch Django Asül sich fragen: Wie kriege ich die Kurve? Wie erreiche ich die nötige Nachhaltigkeit auf sämtlichen Ebenen? Wie kümmere ich mich besser um mein soziales Umfeld? Reicht es, wenn ich weniger arbeite und noch weniger Auto fahre? Oder muss ich mein Interesse an Mitmenschen auch dadurch zeigen, indem ich ihnen permanent auf den Keks gehe?
Dem Individuum wie auch dem Großen und Ganzen droht der ultimative Burnout. Erstmals muss auch Django Asül sich um seine und fremde Ressourcen Gedanken machen. Der Rückzug ins Private scheint ein Ausweg zu sein. Denn Demokratie entpuppt sich endgültig als politischer Blindflug in Tateinheit mit finanziellem Größenwahn auf Pump. Und alles kumuliert in der Frage: Muss man Deutscher oder deutscher werden, um Europa auf Distanz zu halten?
Mit dem neuen Werk Paradigma unternimmt Django Asül erstmals eine Reise zum Ich. Mit dem Ziel, in seiner eigenen Welt anzukommen.

Preise:
28,--/25,--/22,-- €

Donnerstag, 27. September 2012

Für Sie genossen: Die LandPartie 2012 im Bergzaberner Land, Teil 1

Die Weine allerorten (c) Birgit Burkey

Wer den Herbst in der Pfalz, die liebliche bis trockene Ausstrahlung unserer Dörfer, Frauen und Weine liebt, sollte sich mal ans südliche Ende der Weinstraße begeben, in die Dörfer rings um Bad Bergzabern. Ein ganz besonderer Reiz im Bann der Burg Landeck, der Weinberge und äußerst schmucken Weindörfer. In dieser Gegend spielt sich die LandPartie ab, ein Publikumserfolg in der achten Spielsaison. Im Rahmen eines 7-Stationen-Theaters über viele Kilometer (Buch: Martin Doll; Regie: Volker Enderle) geht es mit dem Bus durch Weinberge, an Wiesen vorbei in Dörfer des Bergzaberner Landes. Theaterszenen künden von der Geschichte, Winzer offerieren ihre Spitzenprodukte und die Natur wie historischen Gebäude und kleinen Fachwerkhäuschen, gepflasterten Gassen und prächtigen Kirchen oder Rathäuser versetzen uns um Hunderte von Jahren zurück.

Der Start der diesjährigen LandPartie war wie immer in Bad Bergzabern vor dem Schloss der
Bad Bergzabern, Schloss der Herzöge, Szene 1
alle Collagen ab hier: (c) Stefan Vieregg
Herzöge. Herzogin Karoline von Zweibrücken-Birkenfeld, geborene von Nassau-Saarbrücken, die hier 15-jährig den Herzog Christian III heiratete, 6 Jahre später schon Witwe war und insgesamt 30 Jahre hier wohnte, begrüßte uns gemeinsam mit Amtmann Schwebel. Wir erfuhren einiges aus der Stadtgeschichte: Rudolf von Habsburg verlieh dem Dorf „Zabern bei Lantecken“ am 21. April 1286 die Stadtrechte. Das Gesetz war eher einseitig, kurz und knapp. Eine Probe zeigte sich in einem Bauernstreit, der in wenigen Minuten abgehandelt und gerichtet war - wie es so schön heißt, einem den kurzen Prozess machen. Und Amtsmann Schwebel ein bärbeißiger Vertreter seiner Zunft hatte offensichtlich auch Probleme mit der Menschenansammlung vor dem Schloss. Er jagte uns dann auch in unsere Kutschen: "Gesindel, schafft euch fort".

Niederhorbach, "KinderKirchenKabarett", Szene 2
Mit drei Bussen ging es los, unserer mit den Guides und Veranstaltern der Tourist Information Bad Bergzabern Michael Kelter, Frau Flat und einer Weinköniginnenkandidatin als Weinguide zunächst nach Niederhorbach. Damit waren wir auch schon mitten im Anbaugebiet Pfalz mit etwa 24.000 Hektar. Das Anbaugebiet besteht aus zwei Bereichen: Mittelhaardt und Südliche Weinstraße. Hier gibt es ortsübergreifende Großlagen und so genannte Einzellagen. Niederhorbach ist ein kleines heimeliges pfälzisches Dorf mit ca. 500 Einwohnern. Früher Zinkenhorbach, von den Heugabelzinken, mit einer  Gründungsgeschichte von 1219 bis 1303, eher 1284. Es liegt besonders reizvoll in den Weinbergen und kredenzte uns neben einer kritisch-historisch-kabarettistischen, notdürftig verkleideten Laientheatergruppe mit dem Stück "Kinder, Kirchen, Kabarett" einen herrlichen Cabernet Sauvignon Rosé, der sehr trocken, authentisch fruchtig aus dem Hause Fritz Walter stammt. Mokierten sich die Laienspieler noch über die Lage ihres Dorfes, "Was soll die Lage? Wir habe kein DSL, auch sonst fehlt viel", waren sie neben ihrem Wein stolz auf immerhin eine mittelalterliche Kirche mit Chorgestühl aus dem 12. Jahrhundert, darin eine Stumm-Orgel, ein relativ großes, aber vernachlässigbares Milchhäusl, Achtung, und jetzt kommt es: die meisten Kinder in der Verbandsgemeinde, vielleicht noch Südpfalz. Ohne DSL bleibt der PC halt aus, weil es ja sonst eine Zumutung ist zu surfen, TV schon lange out, und der Wein kreist, die Geburtenrate steigt!

Die dritte Station war das sehr malerische und schmucke Dorf Dörrenbach mit einem bestens erhaltenen Rathaus von 1590 und einer trutzigen Wehrkirche. Die Glocke klang schon zu Kaiser
Dörrenbach, Suche des Dornröschens, Szene 3 a
Dörrenbach, Vorstellung des Dornröschens, Szene 3b
 Barbarossas Tod in der heutigen Türkei im Jahr 1190. Das Dorf wird bereits 992 urkundlich erwähnt, im 14. Jahrhundert waren die Ritter zu Guttenburg ansässig. Auf unserem Weg zu Dornröschen historische Szenen mit Waschfrau und Flaschenverkorker, den französischen Besatzungssoldaten, die sehr beliebt als Liebhaber und Tanzpartner waren ("Lieber ein freier Franzos' als einen französischen Schwiegersohn"), gefürchtet wegen ihrer Gerichtsbarkeit und ihrem Abkassieren, denn sie holten sich unbarmherzig Lebensmittel und was sie sonst noch brauchten. Historisches Großereignis war ein verheerender Brand im Wirtshaus an einem Tanzabend um 1800, dessen Ursachen unklar blieben. Es folgte die Präsentation des Dornröschens, das wir die ganze Zeit mit Theatergruppenbegleitung suchten, denn Dörrenbach nennt sich "Dornröschen der Pfalz". Auf welchen Prinz es wartet ist unklar (französischer?), aber ein kräftiger Geldkuss wird's auch tun. Es werden Dornröschenwanderwege und -events eingerichtet, was sich wegen der Weine ohnehin schon zum Urlauben rentiert. Vom leichten Sandboden bis zum schweren Lehmboden sind hier alle Bodenarten vertreten. Entsprechend vielgestaltig ist auch der Rebenanbau. Hier wird der rote Dornröschenwein ausgebaut, den es auch als roten Secco gibt und der anlässlich der Krönung des Dornröschens im Frühjahr ausgeschenkt wird. Beide sehr interessant im Geschmack, der Secco einen starken Gaumeneinstand.
Gleiszellen-Gleishorbach, Die Banngasse, Szene 4

In Gleiszellen-Gleishorbach, einem sehr, sehr lieblichen historischen Winzerort mit Rothenburg ob der Tauber-Charakter und Pfälzer Geschichtsreichtum Mittagessen bei Fleeschknepp und Keesspätzle, bevor die Theaterleute das ernste Thema des Zehnten nicht nur in diesem weiteren pfälzischen Kleinod behandelten. Im Jahr 1313 wurde der Weinbann über all die verhängt, die je 15 Tage nach der Kreuzfindung am 3.5. und zu St. Michael am 29.9. (Weinlese) ihren Zehnten nicht an den Abt abgaben bzw. selbst Wein ausschenkten. Der Abt hatte das Bannrecht und das Ausschankrecht, er kassierte die Gelder für den fremden Wein, den er in der Banngasse ausschenken ließ. Das wichtigste Geschäft des Jahres war für die Weinbauern ordentlich geschmälert. Obere Herren waren der Erzbischof von Mainz im 14. Jahrhundert und der Bischof von Speyer 100 Jahre später.
In Gleiszellen-Gleishorbach mit schweren und kalkhaltigen Böden wird ein ganz besonderer Wein angebaut: der Muskateller. Er ist eine der ältesten Weinsorten der Welt. Wahrscheinlich aus Vorderasien stammend, wurde von den Phöniziern und Griechen nach Europa gebracht und kam bereits mit den Römer über die Alpen. Schon Karl der Große im 9. und Friedrich Barbarossa im 12. Jahrhundert galten als große Verehrer des Muskateller-Weines. In Deutschland ist die Rebsorte seit dem 12. Jahrhundert belegt – doch mit Sicherheit wurde sie bereits früher angebaut. Wer die starke Muskateller-Blume mag, wird hier gut bedient, wobei er etwas rar ist in der Menge.


[Fortsetzung am Sonntag, den 30.9.]

Dichterhain: SEELENPERLEN von Heidi Huber

Schauen Sie mindestens 2 Minuten ins Zentrum der Drehung und
erleben Sie dann das Gedicht noch einmal.
Unsere
Seelenperlen
in Stetigkeit
umeinandergerollt
zu kosmischen Spiralen

Seelenharmonie -
eingefügt
in das Ganze


(c) Heidi Huber

Mittwoch, 26. September 2012

30.09., 18 Uhr: PlauderZeit mit Hannelore Bähr und Rainer Furch (Pfalztheater)


Künstlerwerkgemeinschaft Kaiserslautern e.V. lädt ein zum Schlossgespräch mit Hannelore Bähr und Rainer Furch
PlauderZeit im Waldschlösschen

Sonntag, 30. Sept. 2012, 18:00 Uhr - Eintritt frei -
Noch eine Talkshow? Ja, aber nicht in der Glotze. Die beiden Pfalztheaterschauspieler Hannelore Bähr und Rainer Furch laden in loser Folge Menschen aus Kaiserslautern und Umgebung zum Gespräch ins Waldschlösschen, das neue Domizil der Künstlerwerkgemeinschaft.
Nach der erfolgreichen Premiere zum Thema „LebenskünstlerInnen“ geht’s diesmal um „Eninngeritschte“.
Eingeladen sind die hollywooderfahrene Gewandmeisterin des Pfalztheaters, Brigitte Fiedler, die schon mit Größen wie Franco Zeffirelli, John Malkovich, Mel Gibson oder auch Heimat-Regisseur Edgar Reitz zusammenarbeitete, sowie Dr. Gavin West, Uni-Dozent, Philosoph, Lebenskünstler und nicht zuletzt Musiker zwischen Jazz und Punkrock.
Wer Lust und Zeit hat, bei einem Glas Wein von spannenden und verrückten Lebenslinien und -läufen jenseits der Schlagzeilen und Norm zu hören, ist herzlich eingeladen.
Alle Details über diese und weitere Veranstaltungen erfahren Sie auf der Website der Künstlerwerkgemeinschaft Kaiserslautern e.V.
Waldschlösschen
Bremerstraße 12
67663 Kaiserslautern

Dichterhain: DER ANDERE von Ute AnneMarie Schuster

Der Andere       (c) Gabriele Springer


Der Andere

Aneinandergeschmiegt die Weichheit der Wangen,
die Seelen verschmolzen zu einem Geschöpf.
Die Wehmut des Blickes lässt Tränen erahnen,
Tränen der Liebe und Tränen des Glücks.

Innigkeitsschenken liebender Herzen,
schweigende Münder verraten so viel,
Sanftmut liegt in den glänzenden Augen,
alles kann sein, doch nichts ist ein Spiel.

© Ute AnneMarie Schuster