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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 29. September 2012

Heute Abend: Die Wellküren und Lars Reichow

Samstag 29. September 2012, 20:00 Uhr
Kleine Komödie, Limburgerhof

Wellküren

Beste Schwestern


Schauspiel

bernd_stelter Bayern in der Krise: Das traditionelle Ein-Parteien-System wurde abgeschafft. Laptop und Lederhose haben Kurzarbeit angemeldet. Die Landesbank wird abgewickelt, das Isartal betoniert..... Höchste Zeit, dass die Wellküren, nach jahrelanger und segensreicher Aufopferung für Ihren Heimatort Oberschweinbach, jetzt auch die Sache für ganz Bayern in die Hand nehmen.



Preise:
26,--/23,--/20,--/17,-- €

Samstag, 29. September     +    Sonntag, 30. September 2012, 20:30 Uhr
halbNeunTheater, Darmstadt


LARS REICHOW
"GOLDFINGER"

LARS REICHOW beschäftigt sich mit dem edelsten aller Tauschmittel und natürlich auch mit der bürgerlichen Schwester des Goldes, dem großen Geld. Eine Welt zwischen Krösus, Krise und Crash!

Am Krügerrand der Gesellschaft muss der Dispo wohl grenzenlos sein. Sind wir nicht alle ein bisschen „Goldfinger“? Was bleibt, ist der Traum vom Lottogewinn und natürlich die „reisende Mehrheit“, Millionen von Rentnern. Nie waren sie so fit und unternehmungslustig wie heute.

Ein Programm wie das Leben: privat und politisch, lokal und global, lustig und melancholisch. Große Unterhaltung am Nerv des Zeitgeistes!


Abendkasse 18 EUR

30.09., 11 Uhr: Vernissage und Ausstellungseröffnung


focus: portrait

- malerei – zeichnung – druckgrafik –
Ausstellung vom 30. Sept. bis 28. Okt. 2012
Vernissage am 30. Sept. um 11.00 Uhr
Einführung: Monica Jager-Schlichter m.a.

im Weingut Ullrich
Schäfergasse 25, 76889 Pleisweiler,
Tel. 06343 /2312


Anet Kuska, gebürtige Freiburgerin, lebt seit drei Jahren in der Pfalz und gibt mit der heutigen Ausstellung ihr Debut in ihrer neuen Wahlheimat. Von 1998 bis 2003 studierte sie Freie Kunst am Arts Institute at Bournemouth und arbeitete anschließend als Dozentin an ihrer Ausbildungsstätte und als freischaffende Künstlerin.
In ihrer Ausstellung im Weingut Ullrich präsentiert Anet Kuska Zeichnungen, Malerei und Druckgrafik, drei unterschiedliche Gattungen zwar, die aber inhaltlich miteinander verbunden sind: Alle Exponate zeigen Porträts, eine Serie in jeder Disziplin. Die Reihe ANYTHING GOES fällt dabei aus dem Rahmen, sie besteht aus ca. 30 kleinformatigen Ölbildern, von denen 10 ausgewählt wurden, die eine zusammenhängende Motivkette ergeben. Eine ebenfalls kleinformatige Dreiergruppe orientiert sich stilistisch an Vorbildern der Vergangenheit, an antiken Porträtbüsten aus Stein gemeißelt beispielsweise.
Anet Kuska beweist in jeder ihrer Arbeiten eine sensible Handschrift, fast immer spontan in der Ausführung und fantasiereich im Inhalt. Der Betrachter wird aufgefordert in die imaginären Welten der Künstlerin einzutauchen, eine Aufforderung, der man gerne Folge leistet.


Die Ausstellung ist Montag bis Freitag von 8-19 Uhr (Mittagspause 12-14 Uhr), Samstag 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr und Sonntag 11.00 bis 14.00 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.

Freitag, 28. September 2012

Fantasien zur Nacht: AUSGEHEN von Stefan Vieregg


Ausgehen

Auf der Tanzfläche
Mund an Mund
Körper an Körper

die Haaresbreite ignorierend
eng umschlungen im Takt
Hände im Abseits
der letzte Tango zusammen
Trennung wartet am Ausgang
sauber geschieden
an zwei Haken


(c) Stefan Vieregg

Heute Abend: DJANGO ASÜL in Ramstein

Freitag 28. September 2012, 20:00 Uhr
Haus des Bürgers

Django Asül

Paradigma


Kabarett

bernd_stelter Wie so manches Gute kommt auch das Wort Paradigma aus dem Griechischen. Es kann Beispiel oder Vorbild heißen. Oder aber Abgrenzung oder gar Weltsicht. Und je präziser die Sicht auf diese Welt, umso mehr wird deutlich: So geht es nicht weiter. Es braucht einen Paradigmenwechsel. Die Parameter müssen neu eingestellt werden.
Alles muss hinter-, wenn nicht sogar vorderfragt werden. Und so muss auch Django Asül sich fragen: Wie kriege ich die Kurve? Wie erreiche ich die nötige Nachhaltigkeit auf sämtlichen Ebenen? Wie kümmere ich mich besser um mein soziales Umfeld? Reicht es, wenn ich weniger arbeite und noch weniger Auto fahre? Oder muss ich mein Interesse an Mitmenschen auch dadurch zeigen, indem ich ihnen permanent auf den Keks gehe?
Dem Individuum wie auch dem Großen und Ganzen droht der ultimative Burnout. Erstmals muss auch Django Asül sich um seine und fremde Ressourcen Gedanken machen. Der Rückzug ins Private scheint ein Ausweg zu sein. Denn Demokratie entpuppt sich endgültig als politischer Blindflug in Tateinheit mit finanziellem Größenwahn auf Pump. Und alles kumuliert in der Frage: Muss man Deutscher oder deutscher werden, um Europa auf Distanz zu halten?
Mit dem neuen Werk Paradigma unternimmt Django Asül erstmals eine Reise zum Ich. Mit dem Ziel, in seiner eigenen Welt anzukommen.

Preise:
28,--/25,--/22,-- €

Donnerstag, 27. September 2012

Für Sie genossen: Die LandPartie 2012 im Bergzaberner Land, Teil 1

Die Weine allerorten (c) Birgit Burkey

Wer den Herbst in der Pfalz, die liebliche bis trockene Ausstrahlung unserer Dörfer, Frauen und Weine liebt, sollte sich mal ans südliche Ende der Weinstraße begeben, in die Dörfer rings um Bad Bergzabern. Ein ganz besonderer Reiz im Bann der Burg Landeck, der Weinberge und äußerst schmucken Weindörfer. In dieser Gegend spielt sich die LandPartie ab, ein Publikumserfolg in der achten Spielsaison. Im Rahmen eines 7-Stationen-Theaters über viele Kilometer (Buch: Martin Doll; Regie: Volker Enderle) geht es mit dem Bus durch Weinberge, an Wiesen vorbei in Dörfer des Bergzaberner Landes. Theaterszenen künden von der Geschichte, Winzer offerieren ihre Spitzenprodukte und die Natur wie historischen Gebäude und kleinen Fachwerkhäuschen, gepflasterten Gassen und prächtigen Kirchen oder Rathäuser versetzen uns um Hunderte von Jahren zurück.

Der Start der diesjährigen LandPartie war wie immer in Bad Bergzabern vor dem Schloss der
Bad Bergzabern, Schloss der Herzöge, Szene 1
alle Collagen ab hier: (c) Stefan Vieregg
Herzöge. Herzogin Karoline von Zweibrücken-Birkenfeld, geborene von Nassau-Saarbrücken, die hier 15-jährig den Herzog Christian III heiratete, 6 Jahre später schon Witwe war und insgesamt 30 Jahre hier wohnte, begrüßte uns gemeinsam mit Amtmann Schwebel. Wir erfuhren einiges aus der Stadtgeschichte: Rudolf von Habsburg verlieh dem Dorf „Zabern bei Lantecken“ am 21. April 1286 die Stadtrechte. Das Gesetz war eher einseitig, kurz und knapp. Eine Probe zeigte sich in einem Bauernstreit, der in wenigen Minuten abgehandelt und gerichtet war - wie es so schön heißt, einem den kurzen Prozess machen. Und Amtsmann Schwebel ein bärbeißiger Vertreter seiner Zunft hatte offensichtlich auch Probleme mit der Menschenansammlung vor dem Schloss. Er jagte uns dann auch in unsere Kutschen: "Gesindel, schafft euch fort".

Niederhorbach, "KinderKirchenKabarett", Szene 2
Mit drei Bussen ging es los, unserer mit den Guides und Veranstaltern der Tourist Information Bad Bergzabern Michael Kelter, Frau Flat und einer Weinköniginnenkandidatin als Weinguide zunächst nach Niederhorbach. Damit waren wir auch schon mitten im Anbaugebiet Pfalz mit etwa 24.000 Hektar. Das Anbaugebiet besteht aus zwei Bereichen: Mittelhaardt und Südliche Weinstraße. Hier gibt es ortsübergreifende Großlagen und so genannte Einzellagen. Niederhorbach ist ein kleines heimeliges pfälzisches Dorf mit ca. 500 Einwohnern. Früher Zinkenhorbach, von den Heugabelzinken, mit einer  Gründungsgeschichte von 1219 bis 1303, eher 1284. Es liegt besonders reizvoll in den Weinbergen und kredenzte uns neben einer kritisch-historisch-kabarettistischen, notdürftig verkleideten Laientheatergruppe mit dem Stück "Kinder, Kirchen, Kabarett" einen herrlichen Cabernet Sauvignon Rosé, der sehr trocken, authentisch fruchtig aus dem Hause Fritz Walter stammt. Mokierten sich die Laienspieler noch über die Lage ihres Dorfes, "Was soll die Lage? Wir habe kein DSL, auch sonst fehlt viel", waren sie neben ihrem Wein stolz auf immerhin eine mittelalterliche Kirche mit Chorgestühl aus dem 12. Jahrhundert, darin eine Stumm-Orgel, ein relativ großes, aber vernachlässigbares Milchhäusl, Achtung, und jetzt kommt es: die meisten Kinder in der Verbandsgemeinde, vielleicht noch Südpfalz. Ohne DSL bleibt der PC halt aus, weil es ja sonst eine Zumutung ist zu surfen, TV schon lange out, und der Wein kreist, die Geburtenrate steigt!

Die dritte Station war das sehr malerische und schmucke Dorf Dörrenbach mit einem bestens erhaltenen Rathaus von 1590 und einer trutzigen Wehrkirche. Die Glocke klang schon zu Kaiser
Dörrenbach, Suche des Dornröschens, Szene 3 a
Dörrenbach, Vorstellung des Dornröschens, Szene 3b
 Barbarossas Tod in der heutigen Türkei im Jahr 1190. Das Dorf wird bereits 992 urkundlich erwähnt, im 14. Jahrhundert waren die Ritter zu Guttenburg ansässig. Auf unserem Weg zu Dornröschen historische Szenen mit Waschfrau und Flaschenverkorker, den französischen Besatzungssoldaten, die sehr beliebt als Liebhaber und Tanzpartner waren ("Lieber ein freier Franzos' als einen französischen Schwiegersohn"), gefürchtet wegen ihrer Gerichtsbarkeit und ihrem Abkassieren, denn sie holten sich unbarmherzig Lebensmittel und was sie sonst noch brauchten. Historisches Großereignis war ein verheerender Brand im Wirtshaus an einem Tanzabend um 1800, dessen Ursachen unklar blieben. Es folgte die Präsentation des Dornröschens, das wir die ganze Zeit mit Theatergruppenbegleitung suchten, denn Dörrenbach nennt sich "Dornröschen der Pfalz". Auf welchen Prinz es wartet ist unklar (französischer?), aber ein kräftiger Geldkuss wird's auch tun. Es werden Dornröschenwanderwege und -events eingerichtet, was sich wegen der Weine ohnehin schon zum Urlauben rentiert. Vom leichten Sandboden bis zum schweren Lehmboden sind hier alle Bodenarten vertreten. Entsprechend vielgestaltig ist auch der Rebenanbau. Hier wird der rote Dornröschenwein ausgebaut, den es auch als roten Secco gibt und der anlässlich der Krönung des Dornröschens im Frühjahr ausgeschenkt wird. Beide sehr interessant im Geschmack, der Secco einen starken Gaumeneinstand.
Gleiszellen-Gleishorbach, Die Banngasse, Szene 4

In Gleiszellen-Gleishorbach, einem sehr, sehr lieblichen historischen Winzerort mit Rothenburg ob der Tauber-Charakter und Pfälzer Geschichtsreichtum Mittagessen bei Fleeschknepp und Keesspätzle, bevor die Theaterleute das ernste Thema des Zehnten nicht nur in diesem weiteren pfälzischen Kleinod behandelten. Im Jahr 1313 wurde der Weinbann über all die verhängt, die je 15 Tage nach der Kreuzfindung am 3.5. und zu St. Michael am 29.9. (Weinlese) ihren Zehnten nicht an den Abt abgaben bzw. selbst Wein ausschenkten. Der Abt hatte das Bannrecht und das Ausschankrecht, er kassierte die Gelder für den fremden Wein, den er in der Banngasse ausschenken ließ. Das wichtigste Geschäft des Jahres war für die Weinbauern ordentlich geschmälert. Obere Herren waren der Erzbischof von Mainz im 14. Jahrhundert und der Bischof von Speyer 100 Jahre später.
In Gleiszellen-Gleishorbach mit schweren und kalkhaltigen Böden wird ein ganz besonderer Wein angebaut: der Muskateller. Er ist eine der ältesten Weinsorten der Welt. Wahrscheinlich aus Vorderasien stammend, wurde von den Phöniziern und Griechen nach Europa gebracht und kam bereits mit den Römer über die Alpen. Schon Karl der Große im 9. und Friedrich Barbarossa im 12. Jahrhundert galten als große Verehrer des Muskateller-Weines. In Deutschland ist die Rebsorte seit dem 12. Jahrhundert belegt – doch mit Sicherheit wurde sie bereits früher angebaut. Wer die starke Muskateller-Blume mag, wird hier gut bedient, wobei er etwas rar ist in der Menge.


[Fortsetzung am Sonntag, den 30.9.]

Dichterhain: SEELENPERLEN von Heidi Huber

Schauen Sie mindestens 2 Minuten ins Zentrum der Drehung und
erleben Sie dann das Gedicht noch einmal.
Unsere
Seelenperlen
in Stetigkeit
umeinandergerollt
zu kosmischen Spiralen

Seelenharmonie -
eingefügt
in das Ganze


(c) Heidi Huber

Mittwoch, 26. September 2012

30.09., 18 Uhr: PlauderZeit mit Hannelore Bähr und Rainer Furch (Pfalztheater)


Künstlerwerkgemeinschaft Kaiserslautern e.V. lädt ein zum Schlossgespräch mit Hannelore Bähr und Rainer Furch
PlauderZeit im Waldschlösschen

Sonntag, 30. Sept. 2012, 18:00 Uhr - Eintritt frei -
Noch eine Talkshow? Ja, aber nicht in der Glotze. Die beiden Pfalztheaterschauspieler Hannelore Bähr und Rainer Furch laden in loser Folge Menschen aus Kaiserslautern und Umgebung zum Gespräch ins Waldschlösschen, das neue Domizil der Künstlerwerkgemeinschaft.
Nach der erfolgreichen Premiere zum Thema „LebenskünstlerInnen“ geht’s diesmal um „Eninngeritschte“.
Eingeladen sind die hollywooderfahrene Gewandmeisterin des Pfalztheaters, Brigitte Fiedler, die schon mit Größen wie Franco Zeffirelli, John Malkovich, Mel Gibson oder auch Heimat-Regisseur Edgar Reitz zusammenarbeitete, sowie Dr. Gavin West, Uni-Dozent, Philosoph, Lebenskünstler und nicht zuletzt Musiker zwischen Jazz und Punkrock.
Wer Lust und Zeit hat, bei einem Glas Wein von spannenden und verrückten Lebenslinien und -läufen jenseits der Schlagzeilen und Norm zu hören, ist herzlich eingeladen.
Alle Details über diese und weitere Veranstaltungen erfahren Sie auf der Website der Künstlerwerkgemeinschaft Kaiserslautern e.V.
Waldschlösschen
Bremerstraße 12
67663 Kaiserslautern

Dichterhain: DER ANDERE von Ute AnneMarie Schuster

Der Andere       (c) Gabriele Springer


Der Andere

Aneinandergeschmiegt die Weichheit der Wangen,
die Seelen verschmolzen zu einem Geschöpf.
Die Wehmut des Blickes lässt Tränen erahnen,
Tränen der Liebe und Tränen des Glücks.

Innigkeitsschenken liebender Herzen,
schweigende Münder verraten so viel,
Sanftmut liegt in den glänzenden Augen,
alles kann sein, doch nichts ist ein Spiel.

© Ute AnneMarie Schuster

Dienstag, 25. September 2012

DAS HAUS - eine Novelle von Anner Griem

Das Haus
Eine Novelle von Anner Griem
(Auszug)

In Ordnung, diesen Sommer komme ich, wenn Du es endlich möblierst und ich nicht auf dem Fußboden schlafen muss. Weit über eine halben Stunde redete Wanna am Telefon auf mich ein, sie endlich in ihrem Haus zu besuchen, schließlich wohne sie bereits seit dreizehn Monaten dort und irgendwie seien wir immer noch verheiratet, auch wenn ich diese Tatsache nicht unbedingt wahrhaben möchte.
Sie fing an zu weinen und meinte mit von Schluchzern unterbrochener Stimme, dass sie ihrem letzten Liebhaber wegen mir den Laufpass gegeben habe.
Ob sie ihm oder er ihr den Laufpass gab, war nicht so deutlich herauszuhören, es interessierte mich letztlich nicht, als ich mich entschloss, sie zu besuchen und ich ihr zusagte.
Nach der vorläufigen Trennung, wie sie es seinerzeit nannte, hatte ich mir ein möbliertes Zimmer bei einem älteren Herrn genommen, dessen Frau kurz zuvor verstorben war.
Bad und Küche gemeinsam, im Kühlschrank gehörte mir die untere Hälfte, getrennte Haushaltskasse.
Er die Waschmaschine Montag bis Donnerstag, den Rest der Wochentage konnte ich sie benutzen.
Wir, er, der alte Mann und ich hatten einander schnell gewöhnt.
Schweigsam zurückhaltend, trug er noch an seiner Trauer um den Tod seiner Frau.
Ich, schweigsam zurückhaltend, trug noch an der Trennung von Wanna.
Sonntags kochten wir abwechselnd und luden uns gegenseitig ein. Er trank nur gekühltes Mineralwasser, Medium; ich nur gekühlten Rheingauer Riesling, beide Flaschen standen einträchtig nebeneinander im Kühlschrank.
„Meine Frau kochte niemals, immer ich. Dafür durfte ich mir das Dessert bei ihr holen“.
Als er mir das am vorletzten Sonntag zwischen zwei Gabelbissen mitteilte, hatte ich erst nicht begriffen. Zum ersten Mal unterbrach er das ansonsten vorherrschende Schweigen während unserer gemeinsamen sonntäglichen Mahlzeiten.
„Wie, bis zu ihrem Tod?"
„Einen Tag vorher noch! Plötzlich ist sie gegangen, einfach so, von eben auf jetzt, kurz nach dem Essen, ich hatte mich gerade meiner Weste entledigt. Dort, da auf dieser Chaiselongue lag sie, wie immer! Plötzlich ein Laut, nein, eher ein lauter Seufzer, irgendwie melodisch. Ich glaubte, sie wolle singen, sie sang oft, bis sie sich kurz aufbäumte und dann zurück in das Kissen sank."
„War sie denn jünger als Sie, Ihre Frau?"
„Nein, drei Jahre älter! Wieso? Ist das wichtig für Sie?"
„Nicht wichtig, habe ja keine Ahnung."
„Keine Küche, keine Kinder und keine Kirche; dies waren ihre Bedingungen, die sie mir in unserer Hochzeitsnacht stellte. Hätte ich nicht zugestimmt, wäre sie am nächsten Tag zu einem Anwalt gegangen."
„Sehr konsequent und resolut, die Dame“, meine Anmerkung fiel sachlicher aus, als beabsichtigt.
„Die Geschichte mit dem Dessert dachten Sie sich aus, sozusagen als Ausgleich?"
„Nein, nein! Im Gegenteil! Es war eine ihrer weiteren Bedingungen."
„Ich verlangte niemals etwas von ihr; sie gab, gab mit freudigem Herzen. Ich musste nur zugreifen."
„Jeden Tag? Jeden Mittag nach dem Essen?" Er nickte und griff zu seinem Wasserglas.
„Wie lange waren Sie verheiratet?"
„Heute wären es 47 Jahre geworden." Sein Kopf geriet nach diesem Satz in heftige Bewegungen, sein plötzliches Aufschluchzen machte mich befangen. Sich entschuldigend stand er vom Tisch auf und lief rüber ins Bad, Wasserrauschen drang zu mir in die Küche.
Siebenundvierzig Jahre, jeden Mittag, von montags bis sonntags, immerfort auf der Chaiselongue dort drüben an der Wand? Meine Gedanken waren verwirrt.
„Entschuldigen Sie meinen kleinen emotionalen Ausrutscher“, mit diesen Worten betrat er wieder die Küche, setzte sich auf seinen Stuhl und aß weiter.
„Nein, keine Entschuldigung bitte, für mich aber kaum zu glauben."
„Was ist für Sie nicht glaubwürdig?" Während er dies frug, senkten sich seine beiden Hände, so, dass Gabel und Messer den Rand seines Tellers berührten.
„Dass Sie jeden Mittag nach dem Essen dort auf der Chaiselongue …."
„Mein Herr, ich durfte kosten und naschen, mal von dieser, mal von jener Frucht. Niemals habe ich es gewagt, mehr zu nehmen, als sie gestattete."
„Siebenundvierzig Jahre das gleiche mittägliche Ritual nach festgelegten Spielregeln, die Sie sich bemühten, nicht zu verletzen?"
Er wendete seinen Kopf vollends mir zu, legte sein Besteck ab, griff zur Serviette, tupfte sich mit ihr über den Mund.
„Sie verstehen nicht!"
„Ich gestehe, nicht ganz! Ich bin leicht verwirrt, ja, konsterniert."

[ ... ]

(c) Anner Griem, Cannobio

Die besten Beiträge der Woche 38

In der letzten Woche wurden folgende neue Beiträge am stärksten besucht:

1. Eigenverleger bei viereggtext: GANESHA WIRFT DAS HANDTUCH ... von Rosl Reddy
    Fantasien zur Nacht: RESTAURANTBESUCH IM HERBST von Aniger

2. WIE WAR'S BEI OTTFRIED FISCHER? von Stefan Vieregg
     DER GEDANKENSPIELER (07) von Marco Meissner

3. WIE WAR MICHAEL MARX' "FREISPIEL" LETZTEN FREITAG IN NEUNKIRCHEN / SAAR?
    von Stefan Vieregg


Montag, 24. September 2012

Hörbuch: PAMPA BLUES von Rolf Lappert

Rolf Lappert
Pampa Blues

Hörbuch beim Silberfisch Hörbuchverlag
Empfohlen für 14 bis 16 Jahre

Der 16-jährige Ben sitzt in dem verschlafenen Nest Wingroden fest, wo es nicht viel mehr gibt als eine Tankstelle, den Baggersee und die schöne Friseuse Anna. Als der Visionär Maslow Nachrichten von einem UFO verbreitet, um den Ort in eine Pilgerstätte zu verwandeln, taucht Lena mit ihrer Kamera auf. Maslows Plan scheint zu funktionieren. Doch dann treibt das UFO in den Nachbarort ab, Polizei und Presse kommen wegen eines Mordverdachts, Lena ist gar keine Journalistin - und Ben ist verliebt. In seinem ersten Jugendbuch beschwört Rolf Lappert irgendwo in der Pampa eine Schicksalsgemeinschaft aus schrägen Figuren. Mitten darin: der Held Ben, der die Probleme meistern muss, die das Erwachsenwerden und die erste Liebe mit sich bringen.

Rolf Lappert hat den LUCHS-Preis des Monats im Juni 2012 für seinen Jugendroman "Pampa Blues", Hanser Verlag bekommen. Das Buch erzählt die Geschichte des 16-jährigen Ben Schilling, der mit seiner Mutter und seinem Opa irgendwo in der norddeutschen Einöde, der "Pampa", lebt. Er träumt von Rockkonzerten und Mädchen, beides geht nicht in der Pampa. Bens Vater ist tot, seine Mutter bleibt oft von zu Hause fern, und sein Opa hat eine fortgeschrittene Demenz. 
Eines Tages passiert das Ungewöhnliche: Am Himmel ein Ufo und im Dorf Wingroden die drei Jahre ältere Lena. Der Bremer Rundfunk: "Der Schweizer Autor Rolf Lappert beschreibt die Hochsommerszenerie sparsam und trocken, aber dennoch so eindringlich, dass der Leser die flirrend heiße Luft über den selten benutzten Straßen sehen und spüren kann. Jurymitglied Hartmut El Kurdi urteilt: "Das ‚Bluesigste’ an diesem Roman ist, dass es dem Autor gelingt, die Geschichte immer in der Schwebe zu halten, irgendwo zwischen Trauer, Galgenhumor, Melancholie und plötzlichen Hoffnungsschimmern."

Der LUCHS-Preis für Kinder- und Jugendliteratur wird jeden Monat von der ZEIT und Radio Bremen vergeben. Aus den zwölf Monatssiegern wird im November der Jahres der Jahres-LUCHS gewählt. Jurymitglieder sind Karsten Binder, Birgit Dankert, Hartmut El Kurdi und ZEIT-Redakteurin Susanne Gaschke.

Das Print- und E-Book erschien beim Hanser Verlag.


Die besten Gedichte der Woche 38

Die letzte Woche wurde folgende Gedichte von Selbstschreibern in meinem Blog häufig besucht:

1. Fantasien zur Nacht: DAS SPIEL von Angelika Peymann
2. Dichterhain: ELFENFÄDEN TREIBEND von Volker Friebel
      Dichterhain: MUTTER von Carmen Olivar

3. Dichterhain: LAUBE von Birgit Heid

Sonntag, 23. September 2012

Wie war's bei Ottfried Fischer? Er verordnet Strafrecht und Entziehungskur gegen die Musikantenstadlheimat


Ottfried Fischer, Urgestein aus dem Kabarett und allseits bekannt durch "Ottis Schlachthof", Schauspieler in etlichen Filmen und Fernsehserien, wie "Der Bulle von Tölz", und "Pfarrer Braun", frei nach dem Vorbild Pater Brown aus den Kurzgeschichten G.K. Chestertons, oder "Go Trabi Go" und Autor von Bühnenstücken und Büchern, war letzten Mittwoch, 19.09.2012, im Darmstädter halbNeunTheater zu sehen. Er führte sein kabarettistisches Monodrama "Wo meine Sonne scheint" (2008) auf und dachte zwei Stunden laut über den Begriff Heimat nach. In gewohnter Manier mit bissigen langgliedrigen Stakkatosalven, Scharfzüngigkeit und der typischen Respektlosigkeit des Kabarettisten. Im zweiten Teil stärker, weil akklimatisierter als zu Beginn. Ich wünsche ihm noch Jahre der erfolgreichen Bühnentätigkeit, die mit dem Stärkegrad seiner Parkinson-Erkrankung steht oder fällt. Und hoffentlich noch weitere Programme in Darmstadt oder andernorts!
"Derhoam is derhoam" heißt es so schön in Bayern, aber ist Heimat das, was man unter Heimat versteht? Ist es die von Edgar Reitz im Hunsrück, die von der Unterelbe, die aus Thüringen oder die aus der Pfalz? Jeder hat seine eigene Heimat. Oder ist es ganz Deutschland? Preisfrage: Wer versteht was unter Heimat? Das ist das zentrale Problem, um das das Stück kreist. Der Autor lässt einen Heimatkundigen, den er logischerweise selbst spielt, aus der am stärksten betroffenen Leit(d)kultur Bayern berichten. Ist Heimat bereits im niederbayrischen Discozentrum am Plattenspieler als DJ oder Besucher zu sehen oder wo liegt sie - nach der Vertreibung aus dem Paradies? Schon Adam und Eva waren Flüchtlinge, wie die 200 Mio Flüchtlinge weltweit in der Gegenwart. Selbst wenn Flüchtling eine Identität wäre, und manche Steuerflüchtlinge halten unter schwerster Rufschädigung daran fest, obwohl sie nichts anderes tun als die Landesbanken, nämlich Geld, das für das Gemeinwohl bestimmt ist, vorenthalten, fehlleiten oder gar vernichten ... Aber wie unser Kabarettist sagt: "Der aufgepropfte Lebensentwurf scheitert!"
Man muss schon selbst zu einer Lösung kommen. Vielleicht hilft Google weiter? Man kann ja dort als Dialektbehafteter das hochdeutsche Wort nachgooglen, quasi mit modernsten Mitteln den Heimatschädigungen entkommen, und selbst für die Dialektiker unter uns kann die Synthese im Netz schlummern. Was ist mit Heimat dagegen, die so international ist, dass ein Elefant auf der bayrischen Autobahn in die Seite des Autos rennen kann und ein sächsischer Polizist den Schaden aufnimmt? Hier stimmen die Relationen für manchen Heimatverfechter bereits nicht mehr. Das Weltgebäude schwankt! Dabei hätte die Heimat so schön sein können - ohne das alles. Im Sinne der Fifties klingt Mariandl durch unser Gehör, singt Harry Belafonte völlig diametral den sozialen Missständen in der Karibik entgegengesetzt vom "island in the sun", wird Franz Josef Strauß, der größte Heimatverfechter und -vertreter der Nachkriegsära, Verteidigungsminister, obwohl das berühmte Adenauer zugeschriebene "Möge dem Deutschen, der je wieder einen Waffe in die Hand nimmt, die Hand abfallen" gerade noch deutlich im Raum steht. Hildegard Knef verwirrt unemanzipierte Männer, während in Vietnam der Krieg tobt.
Fliehe ich vor mir selbst, wenn ich diesen Unsinn mitmache? Oder ist es nicht besser zu fliehen, um nicht mitzumachen? Natürlich soll jeder ein Grundrecht auf Heimat haben, aber welche denn und wie soll das Recht aussehen? Ob ein Heimatministerium mit 1200 Planstellen Abhilfe schaffen könnte? Die Veranstalter jedenfalls neigen zu solchen Problemlösungen ... auch zu einem Bundesheimatgesetz, dass allen Unbeheimateten Asylrecht gewährt. Transportiert Heimat nun der Bierzeltkomiker oder der Zeitungen austragende Junge oder Renter? Ein sicherer Träger dieser Heimatwelle ist mittlerweile GGG, Germany's größter Gaudigigant, mit den Wunderkindern und -sängern, Mädels und Buben, die es geschafft haben, auf die Bühne zu kommen. Oder ist Heimat nichts als eine katholische Anekdotensammlung, die von der mentalen Minderleistung der Bewohner berichtet ... "Pipst Paus" für "Papst Pius"? Liegt die Wiege der Heimat analog zu Platons Höhlengleichnis in der Höhle des Musikantenstadls? Diesem Theater, dem so viele Menschen in Tracht und ohne, jung und alt hinterherrennen? Statt Lösungen und Orakel an der Höhlenwand werden künstliche Blumen, Kühe, Kulissen vorbeigeschoben und Florian Silbereisen oder Hansi Hinterseer animieren zum Schunkeln mit Klatscherlebnis. Ottfried Fischer schmückt dieses Absurdistan, dem so viele verfallen sind, noch mit der Verfremdung, dass Bazon Brock, unser Ästhetikprofessor aus Karlsruhe, die Zuschauer auffordert zu gehen, denn das Verlassen des Stadls ist der Garant für höchste Glückseligkeit! Aber so löblich diese Rettungsversuche des bürgerlichen Seelenheils sind, es hilft allein das Strafrecht dagegen! Denn die uns bekannte Heimatvermarktung führt zu einem Kolateralschaden am Trommelfell, Großhirn und Kleinhirn.
Auf politischer Ebene wird es noch ernster, denn wer trägt nicht alles die Stütze unseres Staates. Die Evangelischen Ketzer Deutschlands (EKD), die richtig und Ratzingerkatholischen (rk Kirche) und die politischen Richtungen, von links bis rechts, natürlich auch die Mitte, die ebenso rechts steht, es aber nicht zugibt. Im Prinzip die komplette Vermarktung von "Mir san mir" bis zum Hitlergruß.
Für die Heimat soll auch gestorben werden, das war schon immer so. Ab nach Afghanistan zum Beispiel. Und hier wird klar, dass der scheinbare Pazifismus des Grundgesetzes zum Willen für den Schutz von Heimat umgedichtet wird. Die Heimatübungen im Sport sind hier bestens verwertbar.
Summa summarum, Heimat ist ein Suchtmittel, das entsprechend deklariert werden müsste, denn es kann Borniertheit, Verbissenheit und Schäden hervorrufen. Und von wegen Leben nach dem Tod - das Leben nach dem Leben ist das Leben der anderen. Insofern kann man es so sehen: Die Gewinner des GGG werden zu Chefkomikern des Musikantenstadl, also müssen beide strafrechtlich verfolgt werden, und: Manchmal muss man fliehen, um nicht vor sich selbst zu fliehen.

"Wo meine Sonne scheint" gibt es auch als Taschenbuch und als E-Book.

Dichterhain: ELFENFÄDEN, TREIBEND, Teil II, von Volker Friebel

Freiburg, Altstadt
[... Fortsetzung von gestern]

7
Geben könnte man schon, wie etwa
der Brunnen gibt.
Was du hast, will allerdings niemand.
Der Brunnen gibt trotzdem, gibt alles –
ob es dem Becken nützt oder schadet,
ob das Kind sein Wasser verspritzt oder trinkt.
Doch du sitzt verstockt zwischen zwei Mörsern
und schweigst.
 

8
Der Himmel mag offen sein, das Wasser
immer ins Offene strömen – doch das Land ist besetzt.
Freiburg im Breisgau, Fahnen wehen am Münsterplatz.
Das Formular zum Eintritt in die Partei,
in einer Fremdsprache, willst du nicht lesen.
Was du hast, ist die Leere zwischen den Reihen
im Vortragssaal.
Überm Portal schmirgelt der Wind
die Statuen der Heiligen. Elfenfäden
fliegen vorbei.
 

9
Von der Kiefer lerne,
ein Mensch zu sein. Vom Wasser,
dass auch dein Leben strömt.
Vom Atem, dass die Welt tief ist,
und, im Vielen erst,
eins.
 

10
Wahrheit ist, wenn der Falke
die Taube schlägt, wenn die Knospe
zur Blüte sich öffnet, wenn Steine
im Waldbach aufschimmern, wenn die Sonne
zwischen Stämmen vorblinkt.
Nicht richtig, nicht falsch,
doch wenn sich etwas eröffnet,
jenseits von Ja und von Nein.
Weißt du, dass nichts wahr ist
in der befestigten Welt?
Weißt du, dass der Mann für die Öffentlichkeitsarbeit
immerfort lügt?
Weißt du, dass kein Wort im Buch
je wahr werden kann, nur du selbst, der es liest?
Weißt du, dass du dann
alle Bücher vergisst?
 

11
Was du hast, ist der Augenblick.
Am Meer. Du beugst dich, greifst Sand,
um ihn fallen zu lassen, woher er kam.
Wind durch das Rieseln,
er nimmt die Körner verschieden weit mit,
den Staub bis ins Meer.
Wolken bilden sich über dem Wasser,
treiben dem Festland zu.
 

12
Du hast einen Turm aus Klötzen gebaut,
nun siehst du atemlos zu, wie er schwankt.
Im Sand liegen Schaufel und Eimer.
Bald wird es regnen.



© Volker Friebel
Er wurde an einem Schneesonntag gegen Ende des Jahres 1956 in Holzgerlingen geboren, mitten in Schwaben. Er ist Psychologe (promoviert), und tätig als Ausbilder, Autor, Musiker. Er lebt in Tübingen.
Aus: Zonen der Kampfjets. Gedichte und Haiku. 2010

Samstag, 22. September 2012

Fantasien zur Nacht: DAS SPIEL von Angelika Peymann


Das Spiel

Hände kneten weiche Brüste,
lodernd steigen die Gelüste,
Muskeln spannen sanfte Haut,
Atem singt des Eros Laut.
Lippen suchen feuchte Zungen,
heiße Körper eng verschlungen.
Rhythmisch fließt Ekstase pur,
rinnt wie Sand durch gläsern Uhr,
bäumt sich auf und gibt ihn frei,
beider Körper Liebesschrei.


© 31.10.2009 A. Peymann

Dichterhain: ELFENFÄDEN TREIBEND, Teil I, von Volker Friebel

Elfenfäden, treibend
 

Bad Cannstatt
1
Nachgesonnen über das Leben,
das aber einfach nur ist. Eine Kuckucksuhr.
Zwei Boxer im Ring. Das Lächeln einer jungen Frau,
über ihrem Buch versunken im Stadtpark.
Ein altes Paar, das sich im Zug gegenüber sitzt.
Herzen überall, Herzen, doch etwas verdunkelt sie,
etwas wirft Schatten.
Nur im Waldbach siehst du unvermindert
das Gleißen.
Niemand ist hier.
Steine, bunt im strömenden Wasser.
Sobald du einen herausnimmst und trocknest,
verblasst seine Farbe.
Wir sind erleuchtet, heißt es,
aber wir wissen es nicht.
Woher kommen die Schatten,
wenn nicht von uns?
 

2
Im Museumspark auf dem Hügel bei Cannstatt
der Säulengang, Springbrunnenplätschern ...
Dieser Statue fehlt der Kopf. Aber die Brüste sind da,
und Rosen blühen ringsum.
Vielleicht ist es einfach die Nähe,
die uns hell macht, im Schatten der Erde.
Vielleicht entsteht das Helle in uns,
wenn wir beisammen sind und einander erkennen.
 

3
Es sind unsere Augen,
die dem kreisenden Vogel am Himmel
die Schönheit geben. Seine Augen
schauen nach Mord. Vielleicht heißt erkennen
unser Verlangen im anderen finden,
und dort heimisch werden,
weil wir überall sind.
 

4
Findest du dich im Verlangen der Kiefer?
Enganliegende Borke, jede Woche
ein neues Kleid, einen Rahmen mit Fotos
aus anderen Wäldern, Spechtgetrommel
was wo passiert in der Welt, Wahlen
zur Königin ihres Forstes, Mineralien
aus der fruchtbaren Ebene, während
die hiesigen eben dort hin transportiert werden,
in Kästchen mit der Aufschrift „Die Kraft
des Bergwalds“, Schönheitsoperationen
für ihre Zapfen, die in die Schule sollen,
hinter die sieben Berge ins Hexenhaus.
„Der Verzicht nimmt nicht. Der Verzicht gibt“,
schrieb ein Mensch. „Er gibt
die unerschöpfliche Kraft des Einfachen.“
Die Kiefer verzichtet nicht. Immer
ist sie ganz, was sie ist.
 

5
Brunnenrauschen in Bebenhausen.
Zwischen zwei Mörsern im Garten des Jagdschlösschens
lehnt ein Stückchen Beliebigkeit, halbherzig
ist es mal dies und mal das, halbherzig
lebt es Aspekte, gelegentlich schwingt es
Reden vom Aufstand, verstummt dann mitten im Wort.
Zu Hause warten Posteingang, Postausgang,
kleine Geschäfte, ansonsten will die Welt
lieber nichts von ihm,
außer, irgendwann einmal,
etwas Erde,
zurück.
 

6
Es sind die vielen kleinen Bequemlichkeiten,
Zerstreuungen, der Sand ist es, nicht der Felsen im Meer,
die Waschmaschine, nicht der Liebesschwur,
die kleinen Kitzel beim Schauen und Spüren,
die Vielfalt der Düfte in der Parfümerie,
die langen Reihen der Filme
in deinem langen Regal.
Reiß aus dem Buch eine Seite heraus: Es wird Schicksal.
Und wertvoll die Seite, die fehlt.
Häng alle Bilder ab, stell deine Möbel auf die Straße,
streich alles weiß und setz dich auf das leere Parkett.


[...Fortsetzung morgen]

© Volker Friebel
Er wurde an einem Schneesonntag gegen Ende des Jahres 1956 in Holzgerlingen geboren, mitten in Schwaben. Er ist Psychologe (promoviert), und tätig als Ausbilder, Autor, Musiker. Er lebt in Tübingen.
Aus: Zonen der Kampfjets. Gedichte und Haiku. 2010

Freitag, 21. September 2012

Fantasien zur Nacht: RESTAURANTBESUCH IM HERBST von Aniger


Die Sonnenstrahlen erwärmen den Herbst und ich möchte noch was erleben …
Hallo? Ich möchte ausgehen! Rede ich jetzt schon mit mir selbst? Ja, dann wird es wirklich Zeit, dass ich wieder unter Menschen komme. Es ist ziemlich warm für die Jahreszeit, ich könnte im Restaurant sogar noch im Garten sitzen, überlege ich laut.

Im Restaurant bestelle ich mir einen herrlich duftenden Espresso und nachdem das Getränk gebracht wurde, nippe ich genießend an dem starken Getränk und lasse meine Augen durch das Lokal wandern. Sie bleiben an einem zierlichen Frauenkörper direkt neben meinem Tisch, am Nachbarstisch gegenüber, hängen. Verträumt und in Gedanken versunken betrachte ich den zarten, fast schon zerbrechlich wirkenden Frauenkörper. Fast schon genüsslich fordernd tastet mein Blick die Silhouette der „Schönen“ von Kopf bis Fuß immer und immer wieder ab ...
Unsere Blicke treffen sich unverhofft, doch da - die rehbraunen Augen wenden sich plötzlich abrupt von mir ab. Im gleichen Augenblick erhebt sich dieses engelsgleiche Geschöpf und stößt unverhofft beim Vorübergehen an meine Stuhllehne. Ich höre eine zaghafte melodische Stimme, sie entschuldigt sich und will erneut vorübergehen, als ich ihre Hand ergreife und sie zu mir heranziehe.
Ich küsse sie sanft und flüstere ihr etwas ins Ohr. Sie blickt mich leicht verwundert an und ein Lächeln huscht verspielt um ihre Mundwinkel und über ihr Gesicht. Verliebt blicke ich ihr nach, als sie mit den Hüften, gezielt aufreizend schwingend, durch das Lokal geht. Ich liebe es, dass der Rock, den sie anhat, aus Leder ist, da ich ihn noch Schritte später leise rascheln höre, so wie Leder klingt, wenn es hauteng getragen wird - ich kenne dieses Körper umschmeichelnde Geräusch nur all zu gut und werde unruhig. Das Rot steht ihr wirklich gut.

Nach kurzer Zeit kommt sie zurück, mit leichtem Schritt geht sie auf mich zu, ihre linke Hand zur Faust geballt. Bei meinem Tisch angekommen, beugt sie sich zu mir, küsst mich und fährt mit ihrer Faust über mein Gesicht. Ich rieche einen unendlichen betörenden erotischen Geruch. Als sie die Faust einen Spalt öffnet, sehe ich, dass sie mir wie gewünscht dieses reizende kleine Schwarz mitgebracht hatte. Ich halte meine Nase einen Moment an die Öffnung in ihrer Faust und genieße ihren Duft, bis ich ihre Faust mit meiner Hand umfasse und sie mir, unbemerkt von allen anderen Gästen, dieses wenige Etwas in die Hand drückt.
Erregt halte ich ihre Hand und verschlinge sie mit meinen Augen, bis wir durch den Ober unterbrochen werden, der Essen bringt.
Ich nehme einen Bissen und füttere auch sie unaufgefordert, eine bizarre Situation, in der wir uns langsam und genüsslich in eine sehr erotische Stimmung essen. Dennoch bin ich erleichtert, als wir damit fertig sind und ich zahlen kann.
Ich nehme ihre Hand und wir gehen langsam nach Hause - zu mir. Immer wieder bleiben wir kurz in den Gassen stehen und küssen uns leidenschaftlich und innig. Kaum haben wir die Haustüre aufgesperrt, kaum sind wir im Treppenhaus, umfasse ich sie sofort ganz fest und schiebe ihren Rock nach oben. Ich atme hörbar erregt tief durch. Als ich beim Nachuntensinken ihre nackte, glatte Scham sehe, durchflutet mich wie immer ein Gefühl, das irgendwo zwischen grenzenloser Neugier und unbeschreiblicher Lust liegt. Wieder und wieder atme ich ihren Geruch ein, küsse sie und meine Hand beginnt langsam die Falte zwischen ihren Beinen zu spalten und in sie einzudringen.
Während ich mit ihr spiele, krallt sie sich mit ihren Händen an meinem Nackenhaar fest ...

Erregt legen wir die letzten paar Schritte bis in meine Wohnung taumelnd zurück, den unglaublichen Gefühlen unserer Ekstase folgend, ihren erhitzten Körper fest an meinen gepresst.

Könnte es so werden? Ja – so könnte es werden, wenn ich endlich den Mut hätte, sie wirklich anzusprechen, ich stehe auf, lege noch ein wenig Trinkgeld auf den Tisch und schaue wieder in die rehbraunen Augen am Nachbartisch...
Wann wird sie endlich mein sein?
Und ich gehe wie immer alleine nach Hause, wie schon letzte Woche und die Woche zuvor.
Als ich den Türschlüssel aus der Jackentasche ziehe, nehme ich wieder diesen erotischen Duft in meiner Nase wahr. Der betörende Geruch legt sich über meine Gedanken.
Und in Gedanken sehe ich sie in diesem Moment erneut vor mir, nächste Woche sehe ich sie wieder, ganz bestimmt … dann wird sie endlich mein sein. Mein Körper verselbstständigt sich und ich folge dem Frühling in mir, als ich völlig verblüfft bemerke, dass etwas herausgefallen ist. Dieser winzige Tanga war tatsächlich in meiner Jackentasche. Was war passiert?

 © Aniger

DER GEDANKENSPIELER (7). Ein Fortsetzungsroman von Marco Meissner

Mojave Wüste


Sehr lang hallten die Worte des alten Mannes durch Alexanders Kopf. Welch groteskes Bild er doch abgegeben hatte. Sein Gesicht wies jegliche Abnutzungserscheinungen auf, die nur ein wahrlich durchlebtes Leben aufzubringen im Stande war. Alexander erinnerte sich noch gut an sein Shirt im Batiklook, welches in sämtlichen Farben der Neonfarbpalette in die Augen der Betrachter zu stechen pflegte. Sein langes, graues Haar wehte im kühlen Abendwind wie die lang gezogenen, spitzen Blätter der Palmen und bildete einen milden Kontrast zur Farbenfreude des T-Shirts. Doch seine Worte legten sich wie Balsam auf Alexanders geschundene Seele. Lange hatten sie dort gesessen und aufs Meer gestarrt. Dort in dieser kleinen Strandbar am anderen Ende der Welt. Ein dumpfes, schmerzhaftes Pochen erinnerte Alexander an all die Pincher Bier, die sie im Laufe des Abends kommen ließen und leerten. Sein Name war Harry. Doch hier in Venice nannten ihn alle einfach nur Jim. Slim Jim. Und dieser Name war mehr als treffend. Wieder hatte er dieses traurig, gespenstige Bild im Kopf. Er sah wie sich die dicken Adern auf Jims Armen abmalten, hörte förmlich wie der Wind durch seine Rippen blies. Alexander hatte ihn quasi angefleht etwas zu essen. Doch all seine Aufforderungen hatte Jim stets bestimmt abgelehnt. Seit dem Tod seiner Frau hatte es ihn in diesen Teil der Welt verschlagen. Mehr schlecht als Recht hielt er sich mit dem Malen von Bildern über Wasser, welche er auf der Wiese an der Promenade verkaufte. Es waren großartige Bilder. Jim hatte eine Gabe. Mit feinem Strich legte er das Antlitz schöner Frauen im Abglanz seines Kohlestiftes auf die Leinwand. Seine Finger glitten in sanften Linien über den Stoff der Leinwand und malten mit mildem Druck die Silhouette dieser anbetungswürdigen Frau, wie es Alexander noch nie in seinem Leben erblickt hatte. Doch in ihren Augen lag nichts als die Starre des Todes, deren Blicken Alexander nicht standhalten konnte. Gerne hätte er Jim ein paar Bilder abgekauft. Doch es reichte ein Blick in die Augen der Schönheiten um Alexanders Herz in tiefschwarze Nacht zu stürzen. Jims zweite Gabe war das Zuhören. Lange hatte er Alexanders Worten still gelauscht, ohne auch nur ein Wort zu dem Gespräch beizutragen. Immer wieder gab er durch ein leichtes Anwinkeln des Kopfes zu verstehen, dass er dem Gespräch noch aufmerksam zuhörte. Und mit jeder Minute, in der sich der Abend weiter in die Nacht schob, mehrten sich die Biere, die sie tranken, und mit jedem Bier lockerte sich Alexanders Zunge zusehends. Slim Jim musste eine gewaltige Menge Sitzfleisch aufbringen, um dem jungen Mann, der sich nun so vollkommen in seinen Gedanken verloren hatte, folgen zu können. Hier hatte Alexander sein Ventil gefunden. Er legte Jim sein Leben dar, wie ein großes Buch. Eine Enzyklopädie seines Lebens. An den wichtigsten Stellen markiert und unterstrichen. Erzählte ihm von Julia, der Frau, die er über alles geliebt hatte. Erzählte, wie sie ihn verlassen und gegen einen anderen ausgetauscht hatte. Nie wieder würde er die Fehler begehen, die er begangen hatte.
„Was mit Tränen beginnt endet auch in selbigen!“, schoss es ihm wie ein Pfeil durch den Kopf. Nie wieder würde dies geschehen.
Alexander fasste sich an den Kopf. Was war nur geschehen gestern Abend? Wieso nur hatte er sich von diesem fremden Mann so in die Karten schauen lassen?
„Keep the good feelings in your heart and bury the bad as deep as you can!”, hatte er ihm geraten. Alexander hatte nicht fassen können, wie viel Kraft ihm diese einfachen Worte schenkten.
„Es ist nicht wichtig, wie viele schlechte Erfahrungen du im Leben machst, Kleiner!“, hatte er gesagt und ihn dabei so scharf und wissend angesehen, dass es Alexander vorkam, als würde sich sein Blick wie eine riesige Nähnadel in sein Herz bohren.
„Wichtig ist einzig und allein, dass du dir die Chance erhältst Gutes zu erleben. Denn erst, wenn diese Möglichkeit erlischt, ist deine Seele dem Tode geweiht.“
Alexander erinnerte sich noch sehr gut daran, wie oft er seine Seele zum Friedhof getragen hatte. Doch sie war immer wieder auferstanden.
„You´re so young! Geh raus und greif dir das Leben!“
Langsam verschwamm Jims Bild in Alexanders Kopf. Doch die Wirkung seiner Worte begleitete ihn bis weit ins Landesinnere hinein.
Chevy Impala
Er hatte Los Angeles lange hinter sich gelassen und befand sich nun in den unendlichen Weiten der Mojave-Wüste. Staub lag in der Luft und nur der Klang des Radios durchbrach die scheinbar unendliche Stille. Um ihn herum nichts als die grenzenlose Ödnis. Wohin er auch sah, überall erstreckte sich die mit niedrigen Sträuchern bewachsene und von Steinen durchzogene Wildnis bis hin zum Horizont. Es schienen Stunden zu vergehen, bis ihm wieder einmal ein anderes Auto ins Blickfeld geriet. Ein Zeichen von Leben in dieser unbelebten Landschaft. Die Sonne knallte auf das schwarze Dach seines Chevys und zum ersten Mal verspürte Alexander, was es bedeutete allein zu sein.

(c) Marco Meissner

Donnerstag, 20. September 2012

Lichtbildvortrag über die schöne Südpfalz in Bad Bergzabern


Heute Abend: HEINZ-EHRHARDT-ABEND in Kaiserslautern

Der große Heinz Erhardt-Abend mit Hans Joachim Heist, alias Gernot Hassknecht (ZDF Heute Show)
im Lautrer Wirtshaus im Bahnheim, Vorstellung ab 20:30 Uhr

Dichterhain: LAUBE von Birgit Heid

Laube


An einem späten Nachmittag in jener
Geißblattlaube einer lichten Katakombe
die auf einer ziselierten Traumpagode
aufzuschreiten Amselarien uns nah

gardinen Meisen hüpfen auf diversen
Zweigen und wir nisten uns zu Fuße eines
buschigen Kastanienbaumes hören auf die
Stimmen in uns die den Gaumen nicht

verlassen ein Orenda du sinnierst auf die
Nocturne wir tauschen Brot und trinken
Wasserwein berauscht in dem gefundnen
Codex liegen unbekannte Seiten die wir

kosten eine Azallee blüht rosig wie ein
Seidenmantel wir entheben uns des
Beiwerks lehnen uns an Grenzen die
verwischen Hephaistos schickt uns Leibes

wächter nicht nur Lambitus wir münden wo
wir native speaker unsre Träume lagern
Wechselschatten unter Windmühlflügeln
sterben über uns die Äste wie Kometen.


(c) Birgit Heid

Mittwoch, 19. September 2012

Wie war Michael Marx' "Freispiel" letzten Freitag in Neunkirchen / Saar?

Michael Marx gab letzten Freitag ein weiteres Konzert auf dem Weg seiner Ichfindung - dieses Mal in der Stummschen Reithalle Neunkirchen / Saar - und präsentierte seine zweite Solo-CD "Freispiel" nach "Saitenwende" allein mit seinen Gitarren auf der Bühne. Da er ja überall Bekannte hat und in Neunkirchen zu Hause ist, war es fast ein Auftritt im städtischen Wohnzimmer.  Diese Atmosphäre bringt die Stummsche Reithalle auch mit. Natürlich ein bisschen voller, denn wer kriegt schon 160 Leute in seinem Wohnzimmer unter. Aber diese Besucherfrequenz erreicht er auch andernorts, ob solo, mit dem Klarinettisten Helmut Eiselt, mit Amby und Deda zusammen (Lieder der Poesie) oder auch mal wieder die klassischen Marx Rootschilt Tillermann auf der Bühne.


Seine optimistische und lachende Art Musik zu machen, überträgt sich im Nu auf die Zuhörer. Kaum Harmoniebrüche, Schrägtöne oder Widerspenstiges, alles kehrt in eine feine, heimlich lachende Harmonie zurück. Voller Humor wollte er uns zu Beginn des Konzerts nach KATZENJAHRE wieder heimschicken, aber zu früh, denn die ENDSTATION LABENACKER wollte auch gehört werden. Mit seinen Volleyballfreunden plant er schon Jahre, endlich mal die Endstation mit dem Linienbus 316 anzufahren, aber es hat nie geklappt (obwohl das wirklich nicht weit ist), statt dessen erfreute die Ideeverfolger ein Ulkvideo von der Busfahrt, wenigstens auf dem Weg dahin. Ganz virtuos mit perfekter Daumenbeherrschung der DÄUMLINGSTANZ, wo er den Daumen wirklich tanzen ließ. Für seinen damals noch kleinen Sohn David komponierte er als junger Vater vor etwa 15 Jahren DAVID'S WALTZ mit englischem Tanzcharakter, in TANGO DANCERS präsentiert er eine kaum wahrzunehmende Fusion aus zwei Tangostücken, eine leicht melancholisch-nachdenkliche BALLADE EINES WINTERTAGS, empfunden und komponiert in Hangard. Eine Hommage an die lachende Kunst des Gitarrenspiels erlebten wir in THE HAPPINESS BUSINESS, einem Begriff, der von der Gitarrengröße Thomas Emrich in einem Gespräch geprägt wurde. Für Markus und Kerstin sang und spielte er eine für die Hochzeit geplante, aber vergessene Elton-John-Interpretation von CAN YOU FEEL THE LOVE TONIGHT vor, die auch noch Jahre später angenommen wurde. Im SAITENFLUG sehr melodisches Spiel, mit Spiel auf dem Steg, kunstvollem Streichen der Saiten und Percussion auf dem Korpus. 


Im Rahmen von FRED (Robbie Williams)und LOSGELÖST erfuhren wir den wahren Grund seiner guten Bühnenlaune: Er handelte sich vor über 20 Jahren ein Trauma in der Prüfung seines Musikstudiums ein, weil er mit einem Lautenstück von Bach trotz bester Mühe durchflog. Danach hat er den Abschluss gut gepackt, aber der Wurm war drin. Er traute sich all die Jahre keinen Soloauftritt mehr zu und schaffte den therapeutischen Sprung erst mit der CD SAITENWENDE. Mit einem Stück für seinen zweiten Sohn JANOSCH im DADGAD-Stil Davey Grahams (offene Stimmung der Gitarre) ging es weiter über den Titelsong der 1. CD SAITENWENDE zu einem Stück, das die unerwartete Wiederkehr des Klarinetten-Kollegen Eiselt besang. Nach einem Badeunfall lag Helmut Eiselt eine  Woche im Koma und erwachte dann plötzlich, ohne Schaden genommen zu haben. Verewigt in DIE RÜCKKEHR DES KLARINETTENMANNS. In Affengeschwindigkeit meisterhaft gespielt A GREY KIND OF BLUE. Ferienstimmmung am Atlantik mit seinen (anwesenden) Freunden in MOON RIVER heraufbeschwörend ging es weiter zu BABYLON, einer musikalischen Kritik an der Zerstörung der Welt. Vertont der Zweikampf zwischen dem Optimismus und dem Heimtückischen. Mit Stings TEARS FROM THE STARS und BLUE MOON von Rogers and Hart ging's zur Zugabenrunde und begeistertem Applaus der Zuhörer. 

Ein Abend beschwingt, ohne Langeweile, mit einem unterhaltsamen, humorvollen Gitarrenmeister Michael Marx.

Dichterhain: MUTTER von Carmen Olivar

Mutter

    Zeitlebens lechzte ich nach Mutterliebe.
    Rang um Streicheleinheiten und so vieles mehr,
    wollte seelisch nicht verkümmern,
    wollte stark werden und wachsen.

    Die Erkenntnis, eine Mutter zu haben,
    die keine Liebe geben konnte, schmerzte.
    Deine Angst vor alledem,
    hatte ich sooft gespürt.

    Mitleid und Mitgefühl für dich durchströmen
    meine Seele, mein Herz, meinen Körper.
    Tränen benetzen mein Gesicht.

    Heute lasse ich die Hoffnung
    nach Mutterliebe los.
    Sehnsucht auf eine Mutter,
    die mit ihrer Tochter redet und zuhört,
    die einfach nur versteht.

    Du erwartest von mir Akzeptanz,
    willst deinen einengenden Weg nicht verlassen,
    kommst keinen Schritt auf mich zu,
    verharrst in deinen alten Ängsten.

    Fühle die alte Kette zwischen uns,
    wie sie Glied für Glied,
    sich ins Nichts aufgelöst hat.

    Dieses dunkle Nichts hätte ich so gern gefüllt
    mit Liebe – mit Gespräche,
    lachen und weinen - reden und zuhören,
    sich halten und fallen lassen,
    berühren und ansehen.

    Nur mit dir, geliebte Mutter.

    Ich fühle mich erlöst,
    gelöst, ungebunden - frei.
    Nehme dein stummes Nein an,
    will dich nicht mehr bedrängen,
    gar ängstigen.

    Mutter und Tochter jedoch
    bleiben wir immer.
    Egal wie – egal wo.

    (c) Carmen Olivar, 21.10.1998

Schnell nach oben in den Charts: DER KLEINE RABE SOCKE



 Bei der Premiere von DER KLEINE RABE SOCKE in Hamburg (v. l. n. r.): Dirk Beinhold (Produzent Akkord Film), Jan Delay (Sprecher des kleinen Raben Socke), Der Kleine Rabe Socke, Annet Rudolph (Buch-
Illustratorin), Ute von Münchow-Pohl (Regisseurin), Roland Junker (Produzent Studio88) und Ulrike Häfner
(SWR).


Der kleine Rabe Socke mit der Ringelsocke und den frechen Sprüchen ist auch in seiner zweiten Kinowoche der Hit bei den kleinen Kinofans! Mit rund 60.000 neuen Kinobesuchern legte der von Jan Delay synchronisierte niedliche Vogel mit seinen Freunden nochmals kräftig zu und konnte mittlerweile über 140.000 Besucher bundesweit begeistern und in den Kinocharts Platz 5 belegen.

Seine rot-weiß-geringelte Socke und sein großer, vorlauter Schnabel sind die Markenzeichen vom kleinen Raben Socke, der seit dem 6. September mit seinen Freunden Schaf Wolle, Eddi-Bär, Wildschwein Stulle und all den anderen Tieren für große Aufregung bei seinen Fans im Kino sorgt!

Der kleine Rabe Socke liebt Spaghetti, hat allerlei Unsinn im Kopf und flunkert manchmal, weil er ein bisschen Angst in der Büx hat, wodurch er sich und seine Freunde immer wieder in brenzlige Situationen bringt. Als er eines Tages beim Spielen den Staudamm am Waldrand beschädigt und nun der ganze Stausee in den Wald zu laufen droht, hat der niedliche Socke Angst vor der Bestrafung durch Frau Dachs, die auf ihn und all die anderen kleinen Tiere im Wald aufpasst. So möchte der aufgeweckte kleine Rabe sein folgenschweres Missgeschick unbedingt vertuschen und macht sich mit seinen Freunden, dem ängstlichen Schaf Wolle und dem starken Eddi-Bär auf den Weg zu den Bibern, um sie um Hilfe zu bitten. Schließlich haben die Biber den Staudamm ja auch gebaut. Aber wenn das so einfach wäre! Die Biber finden es gar nicht lustig, dass Socke ihr Zuhause beschädigt hat. Jetzt muss der kleine Rabe beweisen, dass er nicht nur einen frechen Schnabel, sondern auch den Mut hat, mit seinen Freunden ihren geliebten Wald zu retten!

Die Abenteuer des frechen KLEINEN RABEN SOCKE aus der Feder von Nele Moost und Annet Rudolph verkauften sich millionenfach, sind lustig, lehrreich und begeistern nicht nur Kinder. Basierend auf der gleichnamigen Kinderbuchreihe erlebt der beliebte Rabenvogel nun sein Leinwanddebüt, bei dem Ute von Münchow-Pohl („Kleiner Dodo“, „Lauras Stern und die Traummonster“) und Sandor Jesse („Der kleine König Macius“) Regie führten. Neben dem beliebten deutschen Musiker Jan Delay, der Rabe Socke seine unverwechselbare Stimme leiht, sind die renommierten Schauspielerinnen Anna und Katharina Thalbach als kleiner Dachs und Frau Dachs zu hören. Der Film entstand in Zusammenarbeit mit DDFP, in Koproduktion mit dem Südwestrundfunk und dem Hessischen Rundfunk und wurde gefördert mit Mitteln der MFG Filmförderung Baden-Württemberg, Hessen Invest Film, des Deutschen Filmförderfonds (DFFF), der Filmförderungsanstalt (FFA) und des MEDIA-Programms der EU.

Ab in die Ringelsocken und rein ins Kino, wo DER KLEINE RABE SOCKE den Wald auf den Kopf stellt!

Heute Abend: WO MEINE SONNE SCHEINT von Ottfried Fischer

 



OTTFRIED FISCHER kommt wegen der großen Nachfrage noch einmal ins halbNeunTheater Darmstadt, ab 20:30 Uhr. Restaurant nebenan.


KONTAKT + TICKETS