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Mittwoch, 24. Dezember 2025

FROHE WEIHNACHTEN für alle meine Leser! --- „Das Licht im dritten Stock“ - eine Geschichte aus Pokrowsk (UKR)



Das Licht im dritten Stock – Pokrowsk

Am Abend des Swjat Wetschir fiel der Strom aus. In Pokrowsk geschieht das oft. Aber heute tat es mehr weh. Im dritten Stock zündete Olena eine Kerze an. Neben dem Fenster stand der Diduch, ein Bündel Stroh — Erinnerung an die Toten, an das, was bleibt. Sie stellte eine Schale Kutja auf den Tisch. Für die Lebenden. Für die, die nicht mehr zurückkehren. Eine Etage tiefer hängte Mykola, siebzehn, eine kleine Lichterkette ins Treppenhaus. Mit Batterien. Ein Geschenk seiner Schwester, die irgendwo im Westen gelandet ist, er weiß nicht wo. 

Im Erdgeschoss teilte Iryna Brot und Honig mit ihren Kindern. Zwölf Gerichte waren es früher gewesen. Heute waren es drei. Es reichte. Mehr war teilweise nicht zu bekommen. Petro, der Hausmeister, kam mit einem alten Radio. Es hatte zwar keinen tollen Empfang mehr. Aber Live-Übertragungen brauchte man heute auch nicht gerade. Sie ließen es aus und saßen auf den Stufen. Sie aßen langsam und genossen den Geschmack. Sie sprachen über ihre Lieben und gedachten all jener, die nicht dabei sein konnten oder niemals wiederkommen würden.  

Als der Strom zurückkam, stand niemand auf. Das Licht störte fast, also ob sie gesehen werden könnten. Sie spürten, dass in ihnen das Licht und die Wärme des Wunsches nach Frieden, Rückkehr zum alten Leben brannte, dass sie Gott dankten, noch zu leben, und vielleicht das Glück haben werden, viele ihrer Nachbarn und Freunde wieder zu sehen. 


 

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Swjat Wetschir (Heiliger Abend, früher 6. Januar – heute teilweise angepasst) Der wichtigste Abend des ukrainischen Weihnachtsfestes. Gefeiert wird erst nach dem Erscheinen des ersten Sterns als Symbol für den Stern von Bethlehem und Beginn der eigentlichen Weihnachtszeit. 

Die zwölf Gerichte: traditionell fleischlos, stehen für die zwölf Apostel. Häufig serviert werden Kutja, ein Getreidebrei mit Nüssen (immer zuerst!), Borschtsch ohne Fleisch, Warenyky (gefüllte Teigtaschen), Bohnen, Pilze, Fisch, Kompott aus Trockenfrüchten (Uswar). Heute sind es oft weniger Gerichte – aber das Zählen bleibt ein Ritual.

Diduch: ein Bündel aus Getreideähren, das ins Haus gestellt wird, Symbolisiert die Ahnen, die Verbindung der Generationen, das Überleben des Landes. Diese Tradition wird besonders stark in ländlichen Regionen und im Osten gepflegt.

Kerzen: für die Verstorbenen, eine Kerze oder ein freier Platz am Tisch für Gefallene, Vermisste, Geflüchtete, seit 2014/2022 sehr verbreitet.

Koljady (Weihnachtslieder): traditionelle Weihnachtsgesänge, Kinder oder Gruppen ziehen von Haus zu Haus, Texte oft biblisch, historisch oder patriotisch. Ein Klassiker dabei ist „Schedryk“ (weltweit als Carol of the Bells).

Vertep: ein mobiles Krippenspiel, eine Mischung aus Geburt Christi, Volksfiguren und politischer Satire (!!!). Heute oft aktualisiert mit Soldaten, Engeln und dem Bösen in moderner Gestalt.

Teilen: Das ist ein besonders wichtiger Brauch heute, das Essen wird geteilt mit Nachbarn, Geflüchteten, Soldaten. Auch kleine Dinge zählen: Brot, Tee, Kerzen, Wärme.


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