TEUFELSKINDER von Jules Amedée Barbey D'Aurevilly

Mittwoch, 19. September 2012

Dichterhain: MUTTER von Carmen Olivar

Mutter

    Zeitlebens lechzte ich nach Mutterliebe.
    Rang um Streicheleinheiten und so vieles mehr,
    wollte seelisch nicht verkümmern,
    wollte stark werden und wachsen.

    Die Erkenntnis, eine Mutter zu haben,
    die keine Liebe geben konnte, schmerzte.
    Deine Angst vor alledem,
    hatte ich sooft gespürt.

    Mitleid und Mitgefühl für dich durchströmen
    meine Seele, mein Herz, meinen Körper.
    Tränen benetzen mein Gesicht.

    Heute lasse ich die Hoffnung
    nach Mutterliebe los.
    Sehnsucht auf eine Mutter,
    die mit ihrer Tochter redet und zuhört,
    die einfach nur versteht.

    Du erwartest von mir Akzeptanz,
    willst deinen einengenden Weg nicht verlassen,
    kommst keinen Schritt auf mich zu,
    verharrst in deinen alten Ängsten.

    Fühle die alte Kette zwischen uns,
    wie sie Glied für Glied,
    sich ins Nichts aufgelöst hat.

    Dieses dunkle Nichts hätte ich so gern gefüllt
    mit Liebe – mit Gespräche,
    lachen und weinen - reden und zuhören,
    sich halten und fallen lassen,
    berühren und ansehen.

    Nur mit dir, geliebte Mutter.

    Ich fühle mich erlöst,
    gelöst, ungebunden - frei.
    Nehme dein stummes Nein an,
    will dich nicht mehr bedrängen,
    gar ängstigen.

    Mutter und Tochter jedoch
    bleiben wir immer.
    Egal wie – egal wo.

    (c) Carmen Olivar, 21.10.1998

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen