TEUFELSKINDER von Jules Amedée Barbey D'Aurevilly

Sonntag, 20. März 2011

Gedichte erleben mit Virgilio Masciadri - 1

Das Lied vom knarrenden Parkett

                                Lugano, Villa Ciani

Ungespielt wirkt die Freude
des ersten Aufsehers als du
bezahlst und er dein
Billett über die Tischplatte schiebt
der zweite
öffnet dir persönlich das Garderobenkästchen erläutert
wo man das Zweifrankenstück einwirft
und weist
präzise nach dass die
Treppen zum Hochsteigen da sind
der dritte
Herr übers Obergeschoss zeigt dir
den Weg dem Pfeil nach Saal
um Saal Bild
um Bild schreitest du ab Petrinis
flammende Heilige und die
Bürgerstöchter Rinaldis und von
Rossi die Bauernmädchen und
hin und wieder
begegnest du auch dem
Aufseher (lächelnd
kreist er im Gegensinn)
immer
vorsichtiger setzt du die Sohlen
auf das Parkett das
schöngeschliffne mit den Intarsien
von alter Kastanie die so
schauerlich quietschen bei jedem Tritt und
allmählich begreifst du: in diesem
Museum sind Besucher
ebenso
kostbar wie die
Gemälde.

                     Virgilio Masciadri (parkett, orte verlag, 2011)

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