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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 28. März 2014

Newcomerinnen aus Berlin: ELAIZA, Is it right

Die Newcomer-Band Elaiza aus Berlin wird Deutschland am 10. Mai beim Eurovision Song Contest (ESC) in Dänemark vertreten. Nicht jedermanns Wettbewerb, aber Elaiza kann wirklich was. Wir können stolz sein. Die drei Musikerinnen haben sich beim finalen Publikumsvoting gegen die populäre Band Unheilig durchgesetzt.


Serie: SHERLOCK HOLMES, Die betrogenen Titanic-Passagiere 07


Donnerstag, 27. März 2014

Good Sounds: Rémi Panossian Trio


Wie war's bei Nicole 's Music Night in Neunkirchen / Saar letzten Sonntag?



Nicole Jo(hänntgen), die Sympathie versprühende Saxophonistin mit Wurzeln im Saarland, Wohnort "hinter den 7 Bergen" in der Schweiz und weltweiten Auftritten bzw. Engagements hat ein Superpropjekt nach Neunkirchen / Saar gebracht: das erstklassige Rémi Panossian Trio aus Toulouse, Frankreich, das internationale Projekt SOFIA = Support Of Female Improvising Artists und ihre eigene Band "Nicole Jo. needs 2B funky" (1998 im Saarland gegründet und noch heute aktiv) an einem Abend in "Nicole's Music Night" zu vereinen.


Das RÉMI PANOSSIAN TRIO featured by NICOLE JOHÄNNTGEN bestand aus Rémi Panossian - Piano, Maxime Delporte - Bass, Frédéric Petitprez - Drums und Nicole Johänntgen - Saxophon und einem sehr guten Gast an der Trompete. Abwechselnd wurden jeweils eigene Kompositionen gespielt, und es zeigte sich dass die Musiker einen guten Nenner für ihre musikalischen Vorstellungen gefunden hatten. Nicole Jo. wies noch mal auf das sehr gute Klima zwischen ihnen hin und dass ihre musikalischen Wurzeln tatsächlich in Toulouse liegen. Ein sehr lebhaftes BLOW ME AWAY, das gleich zeigte, dass keine Monotonie zu erwarten war, sondern das totale Gegenteil. Lebendige, rasante und von Saxophon und Trompete getragene Rhythmen gingen über in FLUGMODUS, spürbar das Abheben des Fliegers, übergehend in den gleichmäßig kräftigen Doppelbrass-Sound von Sax und Trompete. Gefolgt von verspieltem Piano mit leichter Percussion zum gut gelaunten Bass und zurück zu aktiven Brass-Triebwerken. WORDS FOR NOWHERE (N.J.) beginnt mit funebralem Soundambiente, eine Elegie, ein Trauermarsch zur Bestattung löst sich in positiveren Klängen auf. RUNAWAY (RPT) ganz bildhaft das hektische Laufen transportierend mit Unterbrechungen im Takt, wie Leistungsverluste oder kurzes Stehenbleiben, die Anstrengung ist zu spüren, aber auch das Erreichen des Ziels, das Ankommen oder auch Aufgeben, je nach Sichtweise. In 3 DRINKING LAB (RPT) erlebten wir angeregte Gespräche von drei Herren am Pool beim Trinken und Diskutieren. Hektischer Jazz zeigt Echauffiertheit, angeregte Gespräche, das Hin und Her, der Alkohol tut seine Wirkung, am Ende geht alles über in ein endloses Gequassel ...

Nach der Umbaupause ein hochinteressanter Part mit den 7 Musikerinnen, die im Rahmen des Johänntgen-Projekts SOFIA gemeinsam mit dem Kanton Zürich und der Gleichstellungsstelle von Frau und Mann sowie weiteren Beteiligten für ein ausführliches Coaching und Musiktraining ausgesucht wurden und etliche Auftritte mit ihren jeweils eigenen Projekten hatten. Der Abschluss war nun Neunkirchen / Saar.
Karin Ospelt aus Liechtenstein sang nicht nur in ihrem Stück BIT BY BIT leicht manierten atonalen Jazz.
Olga Trofimowa, Posaune, beschrieb in ihrem Skyscraper-Stück FROM THE BASEMENT TO THE SKY die Vielfalt eines Wolkenkratzers.
Die Schlagzeugerin mit Studium in Verona ließ eine Löwin passieren in PER LA LEONESSA.
Die französische Pianistin Sophie Bordeaux führte uns eine sehr lebhafte, bewegte Nacht in ihrem gleichnamigen Stück vor.
Übrigens hatten drei der Frauen keine Schuhe an, nur Nylons, was man sonst bei Nicole Jo. feststellt. Die aber trug Stiefeletten an diesem Abend! Müssen wir das hinterfragen? Wahrscheinlich ein Teil des Coachings, die Bühne zu "spüren"...:-)
Und Stevie, als Katze geschminkt, hatte dieses Coole, Verlorene der Frauenrockbands mit hartem Sound. Sie bewegte sich zwischen New Age und Jazz, aber immer als Oxymoron zu ihrem mädchenhaften Erscheinen in ihrem Stück "Me, I don't mind".
Aus Toulouse war Carla Lautrec dabei, ein eigenwilliger Exorzistensound, diabolisch einsteigend, mit präpariertem Klavier und wildem Gitarrengefiepse. Alles steigert sich zu einem entsetzlichen Sturmwind und Charivari in einer Story, die in einer Straße spielt.
Ein sehr interessanter Part des Abends, voller Details, Vielfalt und Möglichkeiten.


Den Abschluss bildete NICOLE JO. NEEDS 2B FUNKY. Ganz in der Funk- und Fusion-Tradition verbindet die Band um Nicole Johänntgen sprechenden Ausdruck und erlebbare Sinnlichkeit in den Saxklängen der Bandleaderin mit virtuosen Keyboard-Grooves von Stefan Johänntgen, wildem und überzeugendem Schlagzeug von Elmar Federkeil und ausgezeichneten Bass-Soli von Philipp Rehm, der mit sehr viel Nachdrücklichkeit den E-Bass sehr gekonnt einsetzt.
Die Band experimentiert mit Sounds und Spieltechniken, schafft sehr viel Klangästhetik, natürlich in erster Linie durch die meisterlichen Improvisationen der Nicole Jo. So kamen etwa in dem psychodelischen NR ONE orientalische Stimmung auf, in NR TWO kam die Blue Point Steel Harp dank Elmar Federkeil zum Tragen und vermittelte vor allem Exotik. Ob es Fliegen- oder Wespengeschwader sind, die Nicole mit dem Sax zaubert, diese flirrenden Sounds werden mit Alphorn und Pferdegetrappel gemischt. Immer kann man bei ihren Songs eine lebendige epische Dichtung mit Noten erleben ...
In THE WAY, zu dem es eine Verfilmung von Loi Picaso gibt, stehen die Keyboards ihres Bruders im Vordergrund. Ein hektisches Treiben nimmt uns ein.
Ohne Monotonie hören wir klagendes, fast weinendes Sax, fröhliches, exotisches, hektisches, optimistisches, und vor allem rhythmisches, manchmal auch mit Bossa-Nova-Melancholie.
Das Publikum war sehr begeistert, ging mit, lebte mit und holte sich Zugaben. Ein Abend, den man lange nicht vergisst. Nicole Jo. wird im Spätjahr ihre neue CD in der Stummschen Reithalle vorstellen.



Extravagante Videos: LADY GAGA, G.U.Y.

Lady Gaga - G.U.Y. from Luiz Eduardo 

KURT WEIlL: Die Dreigroschenoper, Morgenchoral des Peachum (Ensemble Modern)



Der überaus hörenswerte 
Morgenchoral des Peachum

Rückenschmerzen? Vorsicht bei Opioiden und Operationen - der Nutzen ist kaum nachweisbar


Finger weg von Opioiden und Operation! 

Zu diesem Schluss kam Professor Arne May aus Hamburg. Wie Thomas Müller in der Ärztezeitung berichtete, werden bei chronischen Rückenschmerzen gerne Opioide verschrieben, obwohl sie kaum was nützen. Das wurde nun auch durch Studien belegt. Nach diesen Erkenntnissen sollten Ärzte den Geplagten auch nicht zu einer Operation raten.

Die Verwendung von Opioiden bei chronischen Lumbalschmerzen erfreue sich in den vergangenen Jahren einer zunehmenden Beliebtheit, auch zur Langzeittherapie. Tramadol sowie starke Opioide (Morphin, Hydromorphin, Oxycodon) zeigten in mehreren Studien im Vergleich zu Placebo zwar eine moderate Wirksamkeit beim Schmerz und auch auf die Funktionsfähigkeit, allerdings waren diese Effekte in zwei Vergleichsstudien nicht stärker als bei einer Therapie mit Antidepressiva oder Cox-2-Hemmern.

Für die Langzeittherapie gebe es bislang gar keine placebokontrollierten Studien, die eine Wirksamkeit und Sicherheit dokumentierten. Daraus zog die Professorin den Schluss: "Finger weg von Opioiden bei unspezifischem chronischem Rückenschmerz."

Als Beispiel für den nicht vorhanden Nutzen der Operatinen nannte sie eine aktuelle Langzeitanalyse von drei Studien mit zusammen 473 Patienten, die entweder über einen multidisziplinären und verhaltenstherapeutischen Ansatz behandelt wurden oder sich einer Spinalfusion unterzogen (Spine J 2013; 13: 1438).
Nach im Schnitt elf Jahren gab es keine klinisch signifikanten Unterschiede bei der Lebensqualität, der Schmerzwahrnehmung oder dem Grad der funktionellen Einschränkungen. Letztlich gebe es also auch keine Wahrscheinlichkeit für Spondylodesen und Facettengelenksblockaden bei unspezifischen chronischen Rückenschmerzen.
Auch hier ein klares Fazit: "Nicht operieren und den Patienten unbedingt von einer Op abraten."

KURT WEILL: Die Dreigroschenoper, Moritat von Mackie Messer (Ensemble Modern)


Frankfurt/Main, im Museum Angewandte Kunst: Kreative Oster-Workshops für Kinder



15. BIS 25. APRIL 2014

Osterferien 2014 im Museum Angewandte Kunst
Create – Du bist der Gestalter!

Praktisch, einfach und multifunktional – frei nach der Devise des Architekten und Designers Ferdinand Kramer können Kinder ab 6 Jahren in den Osterferien im Museum Angewandte Kunst selbst zum Gestalter werden. Passend zur Ausstellung Das Prinzip Kramer. Design für den variablen Gebrauch laden verschiedene Workshops dazu ein, nützliche und schöne Dinge zu entwerfen und herzustellen.

Ganz im Sinne Kramers, der etwa aus nur einer einzigen großen Holzplatte ein Möbel entwickelte, werden mit möglichst wenigen und teilweise recycelten Materialien Mode und Möbel erschaffen und damit die Themen Nachhaltigkeit und Wiederverwertbarkeit fokussiert.

Anmeldung und Information unter T +49 69 212 38522 oder per E-Mail an create.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de.

Alle Workshops im Überblick

Good Sounds: HEISSKALT, Bestehen


Buchtipp: Philisterburg, Jacques Decour


Jacques Decour: Philisterburg

Übersetzt aus dem Französischen und mit einem Vorwort versehen von Stefan Ripplinger
Kometen der Anderen Bibliothek No 6
März 2014
125 Seiten

Ein Franzose 1930 in Magdeburg: Das vorurteilslose, scharfsinnige, komische und tragische Porträt eines Landes vor dem Untergang. Sein Autor Jacques Decour: in Deutschland unbekannt – in Frankreich ebenso.

»Philisterburg ist eine Stadt von 300000 Einwohnern und liegt im Nordosten Preußens, an der Grenze zu Schlesien. Gotische Kathedrale, Zuckerrüben, Luther-Denkmal, Messgeräte, Kirchenfüchse. Bekannt für: Baumwolle, Gummiknüppel, Schokolade, Stahlhelme u.a. Alte Zitadelle, nach dem Versailler Vertrag geschleift; an der Stelle befindet sich nun eine öffentliche Grünanlage. Große Söhne der Stadt Philisterburg: keine.«

Jacques Decour (1910–1942) stammte aus Paris und arbeitete als Austauschlehrer ein Jahr lang in Magdeburg. Gemeinsam mit Jean Paulhan begründete er die Résistance-Zeitschrift Les Lettres francaises. 1942 wurde er von der Gestapo erschossen – sein Abschiedsbrief ist ein berührendes Dokument.

KURT WEILL: Die Dreigroschenoper, Ouvertüre (Ensemble Modern)


Mannheim: Theater der Welt 2014 - Was erwartet Sie dieses Jahr?




Matthias Lilienthal, Programmdirektor
Theater der Welt (Foto: Christian Kleiner)
Theater der Welt 2014 – Ein Festival des ITI

Das Programm des Festivals wurde die letzten Tage von den Festivalleitern Burkhard C. Kosminski und Matthias Lilienthal vorgestellt. Es sprachen Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz sowie der Bürgermeister für Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Kultur Michael Grötsch, Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung und Manfred Beilharz, Präsident des Internationalen Theaterinstituts (ITI) Deutschland.
Über 30 Produktionen von Künstlern aus aller Welt, zwei Stadtraumprojekte und vier Uraufführungen sind vom 23. Mai bis 08. Juni in Mannheim beim Festival Theater der Welt 2014, ausgerichtet vom Nationaltheater Mannheim, zu sehen. 

Neben den Größen der internationalen Festivalszene wie Bruno Beltrão, Anne Teresa De Keersmaeker und Dmitry Krymov sind auch neue Positionen aus dem arabischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Raum beim Festival zu Gast, die ihre individuellen Erfahrungen ins Verhältnis zu der Geschichte ihres Landes setzen. Der israelische Künstler Yonatan Levy stellte bei der Pressekonferenz selbst seine Arbeit „Saddam Hussein – A Mystery Play“ vor, die im Rahmen des Festivals zum ersten Mal außerhalb von Israel zu sehen sein wird.

Toshiki Okada, Philippe Quesne und Markus Öhrn zeigen neue Arbeiten, die vom Festival koproduziert werden und in Mannheim das erste Mal zu sehen sind.

Eröffnet wird die 13. Ausgabe des Festivals des Internationalen Theaterinstituts mit einer Rede des Internetaktivisten Jacob Appelbaum zum Thema Aufklärung, gefolgt von der Uraufführung von Elfriede Jelineks jüngstem Text „Die Schutzbefohlenen“ in der Regie von Nicolas Stemann – einer Reaktion auf das Flüchtlingsdrama vor Lampedusa.

Das Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit spiegelt sich auch in den Stadtraumprojekten 
„HOTEL shabbyshabby“ von raumlaborberlin und „X Firmen“, einer Weiterentwicklung des Formats „X Wohnungen“.

Mittwoch, 26. März 2014

Good Sounds: MICHAEL WOLLNY TRIO, Hochrot


Heute Abend zweiter großer Jazz-Night-Event im März in Neunkirchen / Saar: Nils Landgren Quintet / Michael Wollny Trio


JazzNights 2014
Nils Landgren Quintet / Michael Wollny Trio
Mittwoch - 26.03.2014, 20:00 - Neue Gebläsehalle


Die Jazz Nights 2014 sind ein ganz besonderer Leckerbissen für alle Jazz-Freunde und diejenigen, die es noch werden möchten. In Neunkirchen mit dabei sind die schwedische Jazz-Legende Nils Landgren und der deutsche Jazz-Shooting-Star und Echo-Gewinner Michael Wollny, die auf dieser Tour sonst nur noch in Metropolen wie Berlin, Hamburg, München oder Frankfurt auftreten.

Nils Landgren
Merkwürdige Reihenfolge: Zuerst wurde über eine rot eloxierte Posaune berichtet, dann über einen Mann, der sie sehr gerne spielt und schließlich über die Songs dieses Mannes, die es wirklich in sich haben. Nils Landgren ist Schwede, Mittsommernachtstänzer, Nordmann der eher kühl vermuteten Art. Doch er führt seine Talente mit Vorliebe in schwüle Gefilde, in die Sounds des amerikanischen Südens, welche lasziv sich über Sumpflandschaften legen und ab und zu wie ein aufgeschreckter Alligator zupacken. Dann lächelt Landgren, dreht sich um die eigene Achse und verwandelt das Raubtier in schöne Klänge. Sind sie verhallt, stellt er sich nach vorn und sagt „geht doch!‘‘.

So cool wie Nils Landgren ist in Schweden bestenfalls noch Karlsson vom Dach. Aber der ist alles andere als nett --- Landgren indes kommt unbeschadet ohne Feinde über die Runden. Manchmal wurde deshalb schon gemutmaßt, er sei einfach ein Typ ganz ohne Ecken und Kanten.

Wer ihn aber live auf einer Bühne erleben darf, der spürt die Ecken wie die Kanten ziemlich bald im Rücken. Das gilt ganz besonders dann, wenn Landgren mit einem Quartett wie diesem erscheint. Wenn also neben Lars Danielsson am Bass und dem Schlagzeuger Rasmus Kihlberg noch ein junger Wilder wie Michael Wollny am Piano sitzt und die Brücke schlägt von einer aufregenden Band zur nächsten eines, man darf das schon jetzt vermuten, denkwürdigen Doppels.

Line-Up:
Nils Landgren (tb, voc) Michael Wollny (p) Lars Danielsson (b) Johasn Norberg (g) Rasmus Kihlberg (dr)

Michael Wollny
Er ist „der vollkommene Klaviermeister und bringt alles mit, was man von einem perfekten Jazzpianisten verlangen kann: virtuose Technik, überschäumende Fantasie, Disziplin und die Fähigkeit zum kreativen Chaos, Sinnlichkeit sowie ästhetisches Gespür‘‘ (FAZ). So wie der dreifache ECHO Jazz-Gewinner Michael Wollny spielt niemand Klavier. Mal sitzt er als Poet, dann als Philosoph, mal als Freigeist oder Romancier und manchmal auch als Berserker an seinen Tasten. Widersprüche sind ihm willkommen. Denn musikalische Konsequenz entsteht erst durch ständige Weiterentwicklung: in Wollnys musikalischem Kosmos verbindet sich Altes mit Neuem, Fremdes mit Vertrautem, Einfaches mit Komplexem zu einem unnachahmlichen Gesamtkunstwerk.

Das Piano-Trio mit Bass und Drums ist dabei sein Zuhause. Ob im Trio [em], oder in letzter Zeit auch mit Tim Lefebvre am Bass und Eric Schaefer am Schlagzeug: Wollnys Bands sind Dreiecksbeziehungen aus Gleichberechtigten mit unverwüstlichem Kern. Stets geht es um das Innige, dass Ganze, das Expressive, die Ekstase. Stets bleiben die Elemente in Bewegung, und nie kann man zu 100% damit rechnen, was gerade eben noch geplant und im besten Wortsinn komponiert erschien. That's Jazz.

Die Zutaten? Horrorfilm- statt Broadwaymelodien; Kraftwerk, Pulp und Björk statt Great American Songbook; Meister abendländischer Kunstmusik wie Purcell, Schubert und Mahler oder Neutöner wie Varese, Berg und Hindemith. Wie all das klingt? Modern, emotional, krachend-vital, intelligent, virtuos, energetisch und offen nach allen Richtungen. Aber vor allem: Nichts klingt wie zuvor. Denn Improvisation bedeutet für Wollny und seine Mannen, die Dinge immer zum ersten Mal zu machen. Das Michael Wollny Trio von heute ist die konsequente Weiterentwicklung und zugleich radikaler Neuentwurf des Michael Wollny Trios von gestern.

Line-Up:
Michael Wollny (p) Eric Schaefer (dr) Tim Lefebvre (b)

www.nilslandgren.com
www.michael-wollny.de


Good Sounds: WOLLNY / KRUSE / SCHÄFER, Shelley


Im März erschienen: Hipster wird's nicht - Der Neuköllnroman von Uli Hannemann

Uli Hannemann:
Hipster wird's nicht - Der Neuköllnroman
(Berlin Verlag Taschenbuch / ET: 10.03.2014)


Schlauchschals, Stofftaschen, merkwürdige Mützen und dummes, unpolitisches Geschwätz: So nimmt der 44jährige Thomas seine jungen Mitbewohner wahr, als der Eigenbrötler umständehalber in die Nord-Neuköllner Hipster-WG einziehen muss. Der Clash der Kulturen und Generationen bahnt sich bereits bei der Vorstellungsrunde in der Wohngemeinschaft an: Hier die selbstgerechte und pseudolinke Art des Älteren, dort die bewusstseinsarme, stilverliebte und feierfreudige Mentalität der Jüngeren. Und wo ist bloß das alte Neukölln abgeblieben?
Doch mehr und mehr kleidet er sich wie die Jungen, verkracht sich mit seinen alten Kreuzberger Spät-Sponti-Freunden und fängt im angesagten „Zille-Eck“ als Tresenkraft an, sein erster Brotjob seit Jahren. Doch als das „Zille-Ecke“ von den Gentrifizierungsgegnern der NsdAp („Nichtsüddeutsche Altpunks) überfallen wird, gerät Thomas unter Verdacht und hat bei den Hipstern einen zunehmend schwereren Stand …


Der Autor
Uli Hannemann, geboren 1965 in Braunschweig, lebt als Autor in Berlin-Neukölln. Er ist Mitglied der Berliner Lesebühne »LSD - Liebe statt Drogen« sowie der »Reformbühne Heim & Welt«. Bisher erschienen seine Textsammlungen: »Neulich in Neukölln - Notizen von der Talsohle des Lebens« (2008), »Neulich im Taxi: Notizen vom zweitältesten Gewerbe der Welt« (2009), »Neukölln, mon Amour - Anekdoten vom Boden der Tatsachen« (2011) und »Wenn der Kuchen schweigt, sprechen die Krümel - Neue Geschichten« (2012). »Hipster wird's nicht« ist sein erster Roman.

Good Sounds: NILS LANDGREN, MICHAEL WOLLNY, Fragile


Dienstag, 25. März 2014

Dichterhain-Leseprobe: TRAUMFLÜGELSCHLÄGE. Miniausgabe. Gedichte von Diana Stein

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5,99 €

Märzprogramm im Lautrer Wirtshaus: "Uff gud pälzisch" zugunsten von Mama/Papa hat Krebs e.V.


"Uff gud pälzisch"
Pälzer Künstler zugunsten Mama/Papa hat Krebs e.V.

Die Pfalz bietet  weit mehr als gutes Essen, leckeren Wein, Pfälzerwald und den FCK. Hierzulande sind tolle Unterhaltungskünstler zu Hause, denen wir ab jetzt regelmäßig vier Mal pro Jahr eine Bühne geben. In unserer neuen Veranstaltungsreihe „Uff gud pälzisch“ dreht sich einen Abend lang alles um kreative Köpfe, die Kaiserslautern und die Pfalz Ihre Heimat nennen. Ein kurzweiliger Abend mit gemischtem Programm erwartet die Gäste, Pfälzer Künstler präsentieren Ihnen Gelesenes, Gesungenes und Musiziertes. Aus unserem Künstlerpool, u.a. bestehend aus Stephan Flesch, die Butzlumbe, Schauspieler des Pfalztheaters, die Untiere, Helmut Engelhard, Roland Venecek, der städtische Musikschule und vielen, vielen mehr, haben wir Ihnen wieder einen tollen Mix zusammengestellt.


Schirmherren der Veranstaltung sind Kurt Beck (Ministerpräsident a.D.) und Gustav Herzog (MdB)


Die Veranstaltungsreihe findet zugunsten Mama/Papa hat Krebs e.V.  statt. 

Passend zum Thema offeriert das Lautrer Wirtshaus ab 18°° Uhr eine pfälzische Schlachtfestplatte zum Preis von 8,90 €.

Dieses kann per Vorbestellung direkt im Lautrer Wirtshaus unter 0631-74 400 oder unter lautrerwirtshaus@aol.com gebucht werden.
Der Eintrittspreis ohne Büfett beträgt 18,50 €.


Karten sind erhältlich unter www.kunstgriff-event.de oder telefonisch unter 06301-79 64 55.




Ausgewählte Künstler im März sind:

Thomas Sester. Als erster Vorsitzender eines FCK Fanclub trägt Thomas selbstverfasste „Teuflische Verse“ zum Thema FCK vor. Neues unveröffentlichtes und Gereimtes aus seinem Buch „Dieses & Jenes“ runden das Programm ab.

Peter Floch präsentiert „Komm ein bisschen mit nach Italien“. Thema: Das Italien der 50-er und 60-er Jahre und die Sehnsucht der Deutschen nach „Bella Italia“  s. Zusammen mit Monika Rahm, Melanie Floch und Harry Muly gibt es eine Kostprobe der zukünftigen „musikalischen Reisen“. Evergreens wie „ Volare“, „ die Caprifischer“, Funiculi, Funicula“ werden umrahmt von spannenden Geschichten und untermalt von original Dias aus der guten alten Zeit

Gitarre und Poesie mit Michael Busch und Bernhard Theis. "Aus der Ferne hämkumme" von Michael Busch und Bernhard Theis ist ein Programm, das einer Reise ähnelt. Während Michael Busch Klänge von überall her mitgebracht hat, lyrische Impressionen seiner Reisen, die er auf eigene Art umsetzt, klingen Bernhard Theis Texte allmählich immer mehr nach beider Heimat, der P(f)alz. Gereimtes und Ungereimtes tritt harmonisch mit den rhythmisch, einfühlsam und spieltechnisch variantenreich vorgetragenen  Eigenkompositionen in Kontakt, weckt im Zuhörer  eigene Bilder.


Die MelodistelnEin virtuoses Duo, das sich mit Kopf und Kragen dem Musiktheaterkabarett verschrieben hat. Martina Göhring ( Ex Pfalztheater,“ Anne Frank“) und Ernst Seitz präsentieren Theater und Kabarett, Comedy und viel Musik. Schöner kann Kleinkunst nicht sein. www.melodisteln.de

Maria und Margarete Ottenbreit . Die beiden Schülerinnen der Kreismusikschule zeigen einen kleinen Ausschnitt aus dem großen Repertoire klassischer Querflötenwerke und bekannter Melodien. Beide sind Schülerinnen von Isabel Weimer.

Chor PalzpepperDer bis zu 30-köpfige Frauenchor bietet herrlichen 4 stimmigen A-Capella Gesang auf hohen Niveau. Man merkt jedem Ton die Liebe zur Musik und den Spass am Leben an. Wer schon immer wissen wollte, was traditionelles  „Barbershop Singing“ ist, der sollte die Ohren spitzen  www.palzpepper.de

Die Moderation der Veranstaltung übernimmt Georg Emme. Viele kennen den sympathischen SWR Mitarbeiter durch seine Präsenz bei der  „Deutschen Radio Philharmonie“.

Good Sounds: LAIBACH, Der Rote Pilot


Neu erschienen: Leben im Rausch. Evolution, Geschichte, Aufstand von Kulla

Kulla
Leben im Rausch
Evolution, Geschichte, Aufstand
Ventil Verlag, Mainz

»Leben im Rausch« beginnt mit einer einfachen Frage: Warum wird allgemein angenommen, Rausch käme hauptsächlich aus Drogen, obwohl Menschen und zahllose andere Lebewesen ohne Substanzeinnahme ständig in Rausch eintreten?

– Du erwartest wahrscheinlich von einem Buch, auf dem »Rausch« steht, vor allem etwas über Drogen zu erfahren. Darum geht’s aber gar nicht, und genau darum geht’s.

Es geht um den Rauschcharakter der Ware, um die Dialektik der Ausnüchterung, die Projektionsfläche »Dealer«, den »totalen Krieg« gegen den »falschen« Rausch, um den Zusammenhang von Dauerkrise und Dauerrausch, von Besinnung und Befreiung, von Seins- und Bewusstseinserweiterung.

– Der Rausch wird den Aufstand nicht ersetzen; er kann aber, je besser er verstanden und angeeignet wird, ein möglicherweise entscheidender Begleiter des Aufstands sein.

Das 2012 erschienene und zwischenzeitlich nicht mehr lieferbare Buch erscheint nun als Neuauflage erstmals bei Ventil.

Good Sounds: LAIBACH, Krst, Die Taufe, Germania


Neu erschienen: Go Ost! Klang – Zeit – Raum: Reisen in die Subkulturzonen Osteuropas von Alexander Pehlemann

Alexander Pehlemann

Go Ost!
Klang – Zeit – Raum: Reisen in die Subkulturzonen Osteuropas
Ventil Verlag, Mainz

Nieder mit dem Eisernen Vorhang der Ignoranz!

Ein Ex-DDR-Provinz-Punk auf dem Weg durch die ehemaligen Provinzen des sowjetischen Empires und von Ex-Jugoslawien: Gast bei der Polski Punky Reggae Party, auf dem tschechischen Prog-Punk-Sonderweg, bei jüdischen Konzeptkunstpunks in Ungarn, beim Zusammentreffen von Eastbam und Westbam, bei neo-orthodoxen Post-Punks mit Bischofswürden in Mazedonien und am industriellen Ursprungsort der Neuen Slowenischen Kunst, auf Raves in Leningrad und in einer Goa-Komunalka in Sankt Petersburg, bei katholischen Alt-Punks in Polen und sibirischen Freaks …

Alexander Pehlemanns Entdeckungsreise durch die Subkulturzonen Osteuropas ist eine radikal subjektive Annäherung an jene untergegangenen oder transformierten, teils auch museal oder staatstragend gewordenen Szenen. »Go Ost!« ist kein Sachbuch, kein Lexikon zum Underground oder zum Widerstand vor der Zäsur von 1989, sondern vielmehr ein Reise(ver)­führer in Territorien, die dem Pop-Hipster mit westlicher Sozialisation verborgen bleiben. Es ist einer alternativen Geschichtsschreibung verpflichtet, die nach Spuren potenzieller Gemeinsamkeiten im subkulturellen Sektor des postkommunistischen Blocks sucht, wie bereits Pehlemanns »Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979–1990« und das von ihm herausgegebene Magazin »Zonic«.

Dem Buch ist in Zusammenarbeit mit dem ZickZack-Label und mit Eastblok Music eine CD beigelegt, die verloren geglaubte oder nie entdeckte Tondokumente zum Teil erstmalig öffentlich zugänglich macht: Mit A.E. Bizottság, ­Borghesia, Brygada Kryzys, J.M.K.E., Röövel Ööbik, Už jsme doma, F.P.B., Kampec Dolores, Korai Öröm, Vágtázó Halottkemék, Nu & Apa Negra, Disciplina Kicme! u.a.

Mit einem Geleitwort von Chris Bohn aka Biba Kopf ­(Chefredakteur von »The Wire«)

Good Sounds: LAIBACH, Jezero - Der See


Neu erschienen: Buch über das eigenwillige slowenische Künstlerkollektiv LAIBACH, auch NSK

Alexei Monroe
Laibach und NSK
Die Inquisitionsmaschine im Kreuzverhör
Ventil Verlag, Mainz



Laibach und NSK: für viele die letzte Avantgarde des 20. Jahrhunderts, sicherlich aber die spannendste künstlerische Artikulation Osteuropas. Laibach traten unmittelbar nach dem Tod Titos Anfang der 1980er in der damaligen jugoslawischen Teilrepublik Slowenien auf den Plan. Auf skandalöse Auftritte folgte die Firmierung als Künstlerkollektiv Neue Slowenische Kunst (NSK), das sich neben der Musik u.a. dem Theater, der Philosophie, der Malerei und dem Design widmete. Während Laibach mit ihren eigenwilligen Coverversionen bekannter Songs die Auflösung Jugoslawiens wie des Ostblocks und die Zurichtung der Welt zum Marktplatz kommentierten und inter­nationale Erfolge sowohl im Pop- als auch im Kunstkontext feierten, reflektierte NSK auf der Basis provokanter Ästhetik das politische und kulturelle Chaos dieses Umbruchprozesses quer durch alle Disziplinen. Die Gruppe Rammstein hat sich hier orientiert und einen deutschen Weg gestaltet.

Good Sounds: LAIBACH, Koran


Wie war's bei der Lesung im Rahmen der Ausstellung "schrecklich schön" von Harma-Regina Rieth in Birkenfeld/Nahe?


Frauen und Schuhe! :-) - Bundestagsabgeordnete Antje Lezius
brachte ein paar Schuhe ihrer Tochter mit, um das Kunstwerk
"Rast vorm Schuhberg. Untertitel: Heute ist kein Wandertag!"
mitzugestalten.
Meine Wenigkeit beim Vorlesen.

Deckengemälde à la Harma

Seelenfarben ganz hautnah erlebt

Letzten Sonntag, den 23.3.2014, luden die Malerin Harma-Regina Rieth und ich, der ich schon die Laudatio zu ihrer Geburtstagsausstellung hielt und ihr Schaffen würdigte, zu einer Lesung eines ihrer Texte ins Maler-Zang-Haus in Birkenfeld/Nahe ein.

Ausgewählt hatte Harma-Regina eine ihrer Schriften, die ihr spezielles "Seelen-Schaffen" und ihre "Seelenfarbenlehre" sehr ausdrucksstark vermittelt, der Titel: „SeelenFarbenMIschen“. Ihr philosophischer und übers Transzendente reflektierender Diskurs über Seelen, Farben, ihre Bedeutungen und ihre Anwendungen in ihrem Bedeutungssystem faszinierte die Besucher erneut. Anwesend war neben Gästen, Bekannten und Freunden auch Frau Antje Lezius (Bundestagsabgeordnete, CDU). Die Texte wurden von mir vorgetragen.

Der Fischbacher Malerin Harma-Regina Rieth wird anlässlich ihres 60. Geburtstages im Oktober 2012 seit 9. Februar bis einschließlich 6. April 2014 eine Ausstellung in allen Räumen des Maler-Zang-Hauses gewidmet. Die Werke stammen aus den letzten 12-18 Monaten ihres 35-jährigen Schaffens.

Hama-Regina Rieth ist dem Kunstverein Obere Nahe assoziiert, hat jedoch einen völlig unakademischen realistischen, symbolschweren und ausdrucksstarken Stil entwickelt, der gleichnishaft oder allegorisch wichtige Grundthemen im Alltag behandelt. Ob das die Vergänglichkeit, der Zyklus von Werden und Vergehen ist oder - worum es in dieser Ausstellung geht - die Frau, die Erwartungen an sie, ihr Rollenverhalten, ihre Rollenprobleme und die Vermarktung ihres Körpers entgegen allen anderen Wünschen. Der Titel der Ausstellung lautet dementsprechend auch "schrecklich schön".

Die Last, die auf Frauen liegt, einem Schönheitsideal entsprechen zu müssen, das sie eigentlich gar nicht mittragen wollen, wird in der Gegenüberstellung des grazilen, formvollendeten Frauenkörpers und einem Stück rohen Fleisch in der aktuellen Konsumzwanggesellschaft manifestiert. Aus der femininen Seelentiefe und Erotik wird zur Wollust beauftragte käufliche Ware. Das Frausein bekommt damit seit vielen Jahrzehnten enorme Schattenseiten, die dem ebenso knechtenden konservativen Verhüllen und Verstecken des Frauenkörpers vergangener Epochen zwar diametral gegenüberstehen, beide aber die Selbstbestimmung der Frau als vollwertiger Mensch in der Gesellschaft - mit gleichen Positionen, gleichem Einkommen, Unbehelligtsein von männlichen Rollensystemen - immer noch verhindern.

Die Künstlerin stand jeden Sonntagnachmittag zu Führungen und als Gesprächspartnerin zur Verfügung.

Am 30.03. und am 06.04.2014 findet ein Ostereiermalen für Kinder im Maler-Zang-Haus statt, bei dem Harma-Regina Rieth ihre Ostergeschichte für Kinder vortragen wird. Der Unkostenbeitrag beträgt 2 Euro.
In den nächsten Monaten sollen ein E-Book und ggf. das gedruckte Buch zu den Seelenfarben im SV Verlag auf den Markt kommen.


Künstlerseite              SV Verlag

Montag, 24. März 2014

Kurzfilm über Thomas Doyle, Miniaturkünstler, New York

Cool Hunting Video:
Thomas Doyle, NY

Good Sounds: MARC SWAY, Non, non, non


Serie: (11) Die wunderbaren Begebenheiten des Grafen Alethes von Lindenstein. Von Friedrich Baron de la Motte Fouqué


Elftes Kapitel

Immer höher starrten die Felsen empor um den sich immer noch aufwärts schlingenden Pfad, das Leben begann sich sogar in seinen Spuren zu verlieren, denn selten konnte das Auge eines entblätterten Strauches Geripp wahrnehmen, noch seltner eine Fichte oder Schwarztanne, die in dem stets unfreundlicher heulenden Sturmwinde schwankte. Der Schnee sah blendend von den Bergen herunter, blendend aus den Thälern herauf, und erhob sich bisweilen vor der wilden Luft zu flüchtigem Gestöber, das hart in des Wandernden Antlitz fuhr. Alethes mußte befürchten der Mattigkeit und Kälte zu erliegen, und schaute sorglich nach irgend einem Obdach umher. Aber vergebens, bis die Sonne schon über ihren höchsten Standpunkt hinaus war, und er endlich, an einem schroffen Abhange in der Höhe über ihm, einer in den Felsen eingefugten hölzernen Thür ansichtig ward. Hoffend, einen frommen Siedler dorten anzutreffen, klomm er hinauf, und klinkte an dem rostigen Schloß. Keine Antwort drinnen; – durch einige eiserne Gitterstäbe, die ein enges Luftloch in der Thür verwahrten, blickte Alethes hinein, ohne einen Menschen entdecken zu können. Schneidend blies der Nordwind um des Felsens Ecke, und der halberstarrte Wandrer trat ohne Zögern in das Gewölbe. Es schien von der Hand der Natur bereitet, durch Menschenhände aber wohnsam gemacht, wie es einige Sitze, von Stein und Rasen zusammengedrückt, ein großer Haufen Moos, über einer Art von Lager aufgeschichtet, und sogar einige glimmende Kohlen auf einem niedrigen Heerde bezeugten. Dem Eingang gegenüber fand sich noch eine zweite Thür im Grunde des Gemaches, die Alethes fest und sehr sorgfältig verschlossen fand. Er kehrte daher nach dem Heerde zurück, seine erstarrten Glieder zu wärmen, immer jedoch den Blick auf die zweite Thür gerichtet, von wo, glaubte er, der Hölenbewohner eintreten werde. Einigemal regte es sich wohl, wie es ihm vorkam, in dem Gemache selbst, aber er strafte sein Gehör Lügen, und behielt nur die Thür in sorgsamer Acht. Ein vernehmbareres Athmen und Bewegen zog endlich seinen Blick dennoch seitwärts. Das aufgeschichtete Moos wankte, andeutend, daß darunter etwas Lebendes hausen müsse. An irgend ein ungeheures Thier, was sich mit seiner Häßlichkeit so wunderlich versteckt halte, dachte Alethes; kaltes Entsetzen schlich über seine Glieder, und er wollte eben hinaus flüchten in den eisigen Wintersturm, seinen Blick dennoch von dem Gegenstande seines Widerwillens abzuwenden unvermögend, als das Moos auseinanderbrökkelte, und ein langes, graues, bärtiges Antlitz sich daraus empor hob. Alethes stand wie gebannt; der Alte richtete sich aus dem Moose vollends in die Höhe, ging seinem Gaste feierlichen Trittes entgegen, und sagte, ihm die Hand reichend: guten Abend, ehrwürdiger Vater! Kommt Ihr aus Euerm Kloster, oder gradeweges vom Hofe Caroli Magni? – Indem aber ward er des Dolches ansichtig, den Alethes halb aus der Scheide gezogen hatte, und fuhr fort: ei, Herr, Ihr seyd kein Geistlicher, Ihr seyd ein verkleideter Rittersmann. Menschenkinder, Menschenkinder! Die Hölle ist tief, die Ewigkeit lang, und Ihr erfrecht Euch, Euer Spiel zu treiben mit der Liverey des großen Richters? – Daran ist gewiß wieder Ganalon Schuld, denn allzu schwach ist Carolus Magnus, daß er also auf ihn vertraut. Wie steht es denn sonst am Hofe des mächtigsten Kaisers der Christenheit, des Besiegers Desiderii und der Sachsen? Lang' schon vernahm ich keine Kunde davon; gieb mir sie Du, den wohl der gütige Himmel eben deshalb mir zum Trost in dieses unwirthbare Gebirge eingeführt hat. Du mußt wissen, ich bin Reinald von Montalban, und treibe nun hier mein Einsiedlerwesen schon seit vielen hundert Jahren. Hast Du nicht wenigstens in Liedern davon vernommen?
Noch war Alethes im Zweifel, ob er einen Wahnsinnigen oder ein Gespenst vor sich sehe, als der Greis ihn plötzlich bei den Schultern faßte, und unter einem Hohngelächter und tollem Gesinge, das von der Decke des Felsgewölbes wiederhallte, mit ihm gewaltsam umherzutanzen begann. Alethes Gegenstreben war umsonst, theils vor der wunderlichen Stärke, welche den Wahnsinnigen beiwohnt, theils auch vor der in der That kräftigen Mannhaftigkeit des hohen, fast riesenmäßigen Alten. Bald aber ließ dieser ab, und sagte, sich verschnaufend: Ihr müßt nun schon zu Gute halten. Ich bin zwar ein Eremit geworden, aber die alten Neckereien, die ich vormals von Montalban aus mit den Reisenden trieb, kommen mir noch bisweilen in den Sinn. Leides jedoch thue ich Niemandem. Auch weiß ich, zu vergelten. Siehe, nun mache ich Dir Dein Bette mit eigner Hand. – Darauf nahm er des aufgeschichteten Mooses einen Theil, es an der Hölenwand zu einem Lager, dem seinigen gegenüber, ordnend.
Alethes gedachte indessen, wie er der schauerlichen Beiwohnung entkommen möge; aber nicht allein, daß der Sturm immer wilder durch's Gebirg heulte, und die herannahende Nacht sich immer tiefer darüber hinsenkte, – auch ein wüstes Schneetreiben schlug mit unerhörter Gewalt gegen die Thür, daher es dem Wandernden mehr als zu gewiß ward, er müsse diese Nacht bei seinem wunderlichen Wirthe herbergen, wofern er nicht dem Erstarren auf öden Wegen oder dem Sturz von schroffer Klippe entgegen gehn wolle.
Der Alte kramte indessen immer an des Lagers Bereitung fort, und summte dazu in halb vernehmlichen Tönen ein Lied, dessen Melodie mit jedem Augenblicke gewaltiger durch Alethes Seele drang. Es mußte ohne Zweifel dasselbe seyn, welches Yolande ehmals am See gesungen hatte. Die undeutlichen Klänge gestalteten sich endlich zu Worten, und ließen sich folgendermaaßen vernehmen:

Frisch auf aus dunkelm Bade,
Du neues Menschenbild!
Des Lebens Lustgestade
Blühn reich für Dich und mild:
Erst Kinderlebens Spielen
Auf frühstem Blumenplan,
Dann –

Der Alte schwirrte seine Töne wieder unvernehmlich weiter, bald aber begann er von neuem Worte hören zu lassen, und zwar diese:

Du ziehst am Seil der Schwermuth
Den matten Nacken wund,
Dann speist mit bittrer Wermuth
Die Reue Deinen Mund.
Bist nicht zum Leben tüchtig,
Das doch nicht von Dir läßt;
Die Freuden Dein sind flüchtig,
Und Deine Leiden fest.

Liegst Du in solchen Ketten,
Horch auf des Liedes Lauf;
Es ruft, um Dich zu retten,
Aus Dir ein Mittel auf:
Laß Deine Augen schwellen,
Laß los der Thränen Band, –

Der Alte stockte bei diesen Worten; er gab ängstlich suchend einige Töne an, wie ein abgerichteter Vogel, der seine Weise verloren hat, und sie wieder finden will. Es lag eine unbeschreibliche Sehnsucht hierin, der zu begegnen Alethes sich nicht erwehren konnte, indem er das Lied, wie er es von Yolanden gehört zu haben glaubte, folgendermaaßen weiter sang:
Das sind die lieben Quellen
Aus heißer Wüste Sand.

Der Alte fiel ein, und er und Alethes sangen nun, indem Jener bitterlich weinte, das Lied fort:

Komm, Wandrer, fromm und traurig,
Komm, Wandrer, treu und weich,
Sie duften wohl was schaurig,
Doch bester Ahnung reich.
Was Du aus ihnen trinkest,
Trinkt man im Himmel auch;
Wenn Du in sie versinkest,
Thust Du nach Himmels Brauch.

Tief, tief nach innen grabe,
Weil Dir ihr Licht entquillt,
Befrei'nd aus ird'schem Grabe
Dein eignes Engelsbild.
Dein Herz aus hartem Steine,
Sie schmelzen's lieb und lind,
In ihrem Dämmerscheine
Wirst für die Welt Du blind.

Nicht blind dem –

Alethes und der Alte hielten zugleich inne, und sahen einander an. Jener hatte das Lied von Yolanden nicht weiter gehört, und nur auf seines Gesanges Schwingen, schien es, sey der Greis mit fortgetragen worden, der nun tief seufzte, sprechend: ein wenig besser wußtest Du's als ich, aber mit der Hauptstelle will's gegenwärtig bei Keinem mehr fort. Bei Keinem, ach, bei Keinem! wiederholte er, halb singend, wie in der Melodie des Liedes, und schüttelte dann mit spöttischem Lächeln und gänzlich verstummend das Haupt, wobei aber seine Thränen, zwei Springquellen vergleichbar, in ungestörter Lindigkeit weiter flossen.
Das Lager für Alethes war bereitet, ein Mahl von trocknen Früchten und Wein verzehrt, und draußen über den Schneebergen lag die tiefe Nacht, vom immer noch zunehmenden feindseeligen Wetter durchtobt. Da streckte sich der Alte auf sein Lager, und schlief weinend ein. Auch Alethes Augen drückte die Ermüdung des Tages und der vorigen Nacht in bleierner Betäubung zu.
Nach einigen Stunden etwa fühlte er sich von einem seltsamen Geräusch erweckt. Wie ein ferner Donner aus tiefer Bergeskluft drang es an sein Ohr. Anfänglich, noch halb schlummernd, wollte er sich überreden, es sey das Unwetter im Gebirge, aber stets vernehmlicher drang der Ton von der andern Seite, wo er bei Tage die verschloßne Thür bemerkt hatte, herauf.
Das nächtliche Erwachen an fremdem Ort, immer von wunderlichen Schauern begleitet, ergriff Alethes Gemüth unter diesen Umgebungen mit zwiefacher Gewalt. Der wahnsinnige Alte schnarchte, und sprach einzelne wehklagende Worte im Traume, ein unruhiges Geflatter, wohl von Fledermäusen, streifte hoch an dem Felsengewölbe hin, und bedrohend stieg das Brausen und Zischen und Brüllen aus der Tiefe herauf. Alethes, von Dunkelheit und Grauen bezwungen, rief nach dem Alten. Der fragte ächzend, was es gebe. Hörst Du nicht, rief Alethes, das zornige Getöne von dorten, wie aus unermeßlichen Abgründen her? – Ho, ho! sagte der Alte hohnlachend, ist es nur das? Ich will Dir's vernehmlicher zu hören geben. – Damit war er schon an der Thür, die in den Felsen hineinging, riegelte sie auf, und zugleich mit einem schneidend kalten Zugwind drang das furchtbare Tosen fast betäubend empor. – Was ist es denn? Was will es denn? Böser Zaubrer, sag's an! so rief Alethes, ganz irr in diesem Tumult. Der Alte, dicht neben ihm stehend, denn die Thür war nah bei des Gastes Lager, sprach mit vernehmlicher Stimme durch das Gebrause: dieses Felsloch führt tief in den Berg, unbekannte Schlünde hinab, in ein Eisgewölbe, da drinn es einen grundlosen See giebt. Er ist meistens still, aber wenn der Sturm so wild aus den Wolken fährt wie Heute, dringt er auch wohl durch unbekannte Zugänge bis auf das heimliche Gewässer, und dann zischt es und heult, wie Du es eben vernimmst. Man kann auf dem glatten Eise ein wenig in das Gewölbe hinein gleiten, aber in Acht muß man sich nehmen, denn drei Schritte zu weit, und Grundlos hat Dich in seinem Gewahrsam bis zum jüngsten Gericht. Ich habe mir deswegen den Zugang mit Riegeln verwahrt; man weiß nicht, es kommen den Menschen bisweilen tolle Dinge an. Ein wenig schildern will ich doch eben jetzt. – Er sagte diese Worte mit einem heisern Lachen schon außerhalb der Thür, und Alethes hörte, wie er gleitend auf dem Eise umher fuhr. Ihn selbst, den auf dem Lager Liegenden, kam darüber ein Schwindel an, und es war, als raschle ein böser Geist in dem Moose, und flüstre ihm zu: sperre den Alten aus, Freundchen, sperr' ihn hübsch aus, so bist Du seiner häßlichen Nähe quitt. – So entfernt auch Alethes war, dem bösen Gedanken zu folgen, so besorgt war er dennoch, der Alte könne von selbst die Eishalle hinunter gleiten, und in seinem eignen Gemüthe müsse es sich dann wie ein Wahnsinn festsetzen, er habe seinen tollen Wirth hinuntergestoßen; er könne ja nie im Leben darüber zur Gewißheit gelangen, und müsse vor dem ängstigenden Zweifel vergehn, da es nachher Niemanden gebe, der ihm ein tröstliches Zeugniß darüber abzulegen vermöge. Der Alte kam endlich zurück, verriegelte sorgsam die Thür, legte sich auf sein Lager und schlief ein. Alethes aber konnte keine Ruhe mehr gewinnen; schloß er ja auf kurze Zeit die Augenlieder, so kam es ihm vor, bald, als liege er selbst, von dem Alten hineingeschleudert, in dem grundlosen See unter dem Eisgewölbe, auf ewig weitab von allem Leben, bald wieder, als heule der Greis aus der Tiefe durch das wilde Getöse heraus, und klage ihn als seinen Mörder an.
Der Morgen warf endlich durch das umgitterte Luftloch an der vordern Thür seine ersten Lichter in die Höle. Alethes eilte hinaus, ohne sich nach dem schlafenden Alten umzusehn; ein klarer Himmel, eine stille Luft, und der feste, knarrende Schnee unter seinen Füßen, versprachen ihm glückliche Fahrt, so daß er auch im Vorwärtsschreiten das Grausen dieser Nacht immer freudiger abzuschütteln im Stande war. Plötzlich aber stand er an einem Abhange, der, mit hohem Schnee überdeckt, keine Spur für den Fortschreitenden mehr darbot. Man konnte eben so gut unter der blendenden Hülle in senkrechte Tiefe hinabtreten, als irgend einen schützenden Stein erfassen. Es wäre Raserei gewesen, hier auch nur einen Versuch zum Hinabklimmen zu wagen, daher Alethes den Berg nach der andern Seite hin zu erspähen begann. Aber von kaltem Entsetzen fühlte er sich ergriffen, und von immer wachsender Angst, als er an allen Gegenden der Höhe dasselbe Hinderniß antraf, und sich endlich überzeugen mußte, er habe den Umkreis, in welchen er gebannt sey, vielleicht schon zwei- bis dreimal vergeblich durchlaufen. Schon blitzte die Sonne hell auf den Schnee, als er endlich erschöpft und in gänzlicher Hoffnungslosigkeit den Rückweg nach der Höle antrat. Der Alte sonnte sich vor der Thür, und lachte ihm entgegen. Du wolltest davon laufen, sagte er, aber wir sind hier eingeschneit für den Winter. Ich merkte es gleich in der Nacht, als der Schnee so wüthig gegen den Berg trieb. Find' Dich drein, Du sollst es nicht übel haben. Mein Verwandter bist Du ja ohnehin, bist Organtin, mein Neffe, sonsten der Teufel geheißen, dieweil Du einen Teufel im Panner führst. Siehst Du, wie gut ich Alles weiß? Du hast Dich auch selbst mit dem Liede verrathen, das Niemand wissen kann, als meine nächsten Anverwandten. Gräme Dich nicht; mit Anbruch des Sommers kannst Du weiter ziehn, oder wenn es gut Wetter giebt, schon mit Anfang des Frühlings. Bis dahin bist Du Reinalds von Montalban Gast. Thu nur, als ob Du zu Hause wärst, und fürchte Dich nicht vor mir. Meine Gäste, mußt Du wissen, Neffe, hab' ich immerdar gut verpflegt, und mich aller Neckerei gegen sie enthalten. Tritt in die Höle, Organtin!

Good Sounds: STÉPHANE GRAPELLI, Like Someone In Love


Kinski spricht DOSTOJEWSKIJ, Der Traum eines lächerlichen Menschen 1


Kurzfilm: Toilets

Toilets from Gabriel Bisset-Smith

Good Sounds: STROMAE, papaoutai