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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Sonntag, 9. September 2012

Junge Künstler in Rheinland-Pfalz eröffnen in Neustadt/Weinstraße ihre Kunst-Ausstellung mit Kurzfilmen


Der Kunstverein Neustadt/Weinstraße lud letzten Freitag, 7. September, um 19.00 Uhr in die Villa Böhm zur Vernissage ein. Wie schon in den Vorjahren nahm der Kunstverein Neustadt an der Weinstraße, der sich in der Nachwuchsförderung besonders engagiert, Bewerbungen von jungen Künstlern bis 35 Jahren entgegen, die in Rheinland-Pfalz wohnen, arbeiten oder geboren sind. Die ausgewählten Arbeiten wurden zu einer großen Gemeinschaftsausstellung in der stadteigenen Villa Böhm zusammengestellt. Die Ausschreibung für die diesjährige Ausstellung wurde an Hochschulen der Künste geschickt, außerdem auch an Zeitungen, Zeitschriften und das Internet-Kunstportal Pfalz. Themen, Technik und Größe von maximal drei Arbeiten konnten frei gewählt werden.
Nach der Begrüßung und Einleitung durch Wolfgang Glass, Vorsitzender des Kunstvereins Neustadt an der Weinstraße, trug Janine Bender am Keyboard mit einem Gitarristen sehr überzeugend in der Stimme und im Song ein eigenes Lied mit deutschem Text vor.

IKARUS und FRAUENTORSO von Steffen Januschka

Zu sehen sind bis 23. September 2012 sehr spritzige Werke mit expressivem Charakter, von der starähnlichen Frau "A-lex" der 70er-Jahre mit Pilotenbrille (Janine Bender), über den sehr farbenstark wirkenden modernen "Ikarus", der ins All katapultiert beim Eintritt in die Atmosphäre sofort in Flammen aufgeht, Vlada Hausers stimmige Unterwasseraufnahme "Spur" einer erotisch anmutenden Schwimmszene vom Meeresgrund schräg unten und hinten betrachtet auf vier Leinwänden, Marie Gouils typischer tuscheähnlicher Radierungsstil mit einer sehr sinnlichen Frau im Motiv, Naomi Bayerleins "as time goes by", die untergehende künstliche Zeit im Rhythmus der natürlichen Gezeiten, bis zu einer sehr exakten fotorealistischen Studie mit zwei jungen Frauen von Daniel Odermatt ("Was bleibt zurück?) und Fotos, unter anderem von Jackson Pollock. Nichts wie hin ... ;-)
Nominiert wurden Irina Corona (28), Ina Maria Gerken (25) und Daniel Odermatt (28). Der Junge-Kunst-Preis des Kunstvereins ging an Benjamin Burkhard (25) mit "Wir sehn uns im Zenit" (siehe Foto).

Im Anschluss ein amüsantes Filmfestival des Kurzfilms vom KURZFILMFESTIVAL LANDAU
E.V. mit interessanten regionalen Versuchen, auch einmal Drehort Landau, und internationale Kurzfilme, von denen die meisten sehr gut gefielen, MOBILE zum Beispiel, ein witziger Film um das Gerangel der Figuren an einem Mobile, ein osteuropäischer Film in der Tradition des finnischen Kinominimalisten Kaurismäkis um eine höchst ungleiche Beziehung (Sängerin mit über 2 m Körpergröße und einem gescheiterten Angestellten, höchstens 1,55 m groß), die für eine Nacht bestens funktioniert und das spendet, was sie soll: Glück. Sehr interessant auch ein englischer Film um ein Filmregieteam, während deren Gespräch in einer Kneipe der Inhalt lebendig wird und sich vor ihren Augen abspielt. Im Frühjahr folgt ein Filmfestival in Landau, das noch eigens angekündigt wird.

Ausstellungsdauer: 07.09. – 23.09.2012

Villa Böhm (Maximilianstr. 25/ Villenstr. 16b)
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Donnerstag und Freitag: 16.00 – 20.00 Uhr
Samstag und Sonntag: 11.00 – 13.00 Uhr; 15.00 – 18.00 Uhr

Die Künstler:
ALENA STEINLECHNER / ALEXANDER HEIKEL / ALINA NOSOW / BENJAMIN BURKARD / BERNADETTE BOEBEL / CHRISTIAN FEIG / DANIEL ODERMATT / DIANA OPOKU / ELENA ESSER / EVA ANDRIOF / FLORIAN LANTZ / INA GERKEN / IRINA CORONA / JANINE BENDER / JESSICA MAIRBICHLER / JÖRG MEBUS / KATHARINA NEUSES / KERSTIN DOLLHOPF / MARGARETHE UCINSKI / MARIE GOUIL / MEIKE NEUHEISEL / NAOMI BAYERLE / PAUL SCHUSEIL / SHAKTI RICHTER / SIMONE WÜRTH / SINA HENSEL / STEFFEN JANUSCHKA / STEFFEN WEBER / SUSANNE SCHMITT / TILMANN LEUCKEL-MAURER / VALENTIN KRAYL / VLADA HAUSER


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(8) Und wenn sie nicht ... Dr. Allwissend – Dipl. Psychologe - Sprechstunde nach Vereinbarung, ein modernes Fortsetzungsmärchen von Siglinde Goertz


Stolz betrachtete er das nagelneue Schild, das seit gestern an der Hauswand hing. Ein Geschenk seiner Frau zur Praxiseröffnung in den neuen Räumen! Kaum zu glauben, was er in der kurzen Zeit für eine Karriere gemacht hatte. Manchmal beschlich ihn allerdings ein ungutes Gefühl. Was würde passieren, wenn herauskam, dass er weder Psychologe noch ein Doktor war? Im Menschenreich war vor gar nicht langer Zeit so ein falscher Doktor entlarvt worden und seine Karriere war dann erst mal im A....! Ach was - er schüttelte den Kopf. Wer von den vertrottelten Märchenlandbewohnern sollte das schon merken?

Außerdem schadete er ihnen ja nicht. Alles was er tat, war einfach zuzuhören, wenn sie ihm die Ohren mit ihren Problemen volljammerten. Und von denen gab es reichlich hier, so viel stand mal fest! Damit ließ sich mehr verdienen, als in seinem eigentlichen Beruf als Bauer. Er konnte sich noch gut erinnern, wie neidisch er gewesen war, als er damals diesem anderen Doktor das Holz lieferte. So hätte er auch gern gelebt, als wohlhabender Mann, in einem großen Haus und von allen geachtet. Der Doktor hatte ihm dann verraten, was er tun musste, um auch so erfolgreich zu werden:


1. Ein Abc-Buch kaufen und zwar eins, mit einem Gockelhahn auf dem Umschlag. Fand er zwar total bescheuert, diesen Tipp – das mit dem Buch konnte er ja noch nachvollziehen, aber warum, um Himmels Willen, musste da ein Hahn drauf sein?


2. Wagen mitsamt den Ochsen verscherbeln und für die Knete neue Klamotten kaufen. Das sah er auch ein. Kleider machen schließlich Leute. Und mit seinem ollen Overall konnte er niemanden beeindrucken.

3. Er sollte sich ein Schild malen lassen mit den Worten: „Ich bin der Doktor Allwissend“ und es über die Haustür hängen. Auch okay. Er hatte es allerdings selbst gemalt, wozu unnütz Geld ausgeben.


Wenn er ehrlich sein sollte, dann fand er diesen Doktor ziemlich gaga, aber er befolgte dessen Rat trotzdem – und wie man sah: Es funktionierte! Von der alten Hütte mit der selbstgebastelten Pappe – zur neuen, modernen Praxis mit Goldtafel!


Mal sehen, wer denn heute alles einen Termin bei ihm hatte. Ach, der Jupp! Wie schön! Da war der italienische Marmor für das neue Bad ja schon so gut wie bezahlt. Seit Jahren litt der Ärmste schon unter dieser Angstneurose – und er würde sich hüten, ihm da raus zu helfen! Wäre er ja schön bekloppt, wenn er seine beste Einnahmequelle versiegen ließe. Dabei war der Jupp früher so ein furchtloser junger Mann gewesen. Gar nichts konnte ihn erschrecken, weder riesige Katzen noch Totenköpfe, geschweige denn irgendwelche Geister. Bis ihm seine Gattin Eulalia dann das Fürchten beibrachte. Der Doc kicherte. Er sagte ja immer, die Ehe könne selbst dem Mutigsten den Angstschweiß auf die Stirne treiben. Nun ja, er persönlich hatte da mehr Glück. Seine Grete war noch ein Frauchen vom guten alten Schlag. So ein richtiges Hausmütterchen.


Wer kam denn noch alles? Hmm ... der nächste Termin war ihm nicht so ganz angenehm. Diese beiden Teenager waren ihm irgendwie unheimlich. Sahen aus, als könnten sie kein Wässerchen trüben, aber hatten es faustdick hinter den Ohren. Na, wenigstens hatte er sie inzwischen so weit, dass sie sich einzeln von ihm behandeln ließen. Als erstes würde er sich mit dem Mädel befassen. Gretel hieß sie, wie seine Gattin. Glücklicherweise war das aber alles, was sie gemeinsam hatten. Er war sich ja nicht so ganz sicher, ob die Kleine nicht in die „Geschlossene“ gehörte. Immerhin hatte sie eine alte Frau umgebracht, noch dazu auf besonders grausame Art. Hänsel, ihr Bruder, spielte dabei wohl nur eine untergeordnete Rolle. Er hatte zwar mitgeholfen, den Schmuck der Alten zu stehlen, aber am Mord selbst war er nachweislich nicht beteiligt. Man konnte beweisen, dass er zu Tatzeit in einen Käfig gesperrt war.


Wahrscheinlich wären sie trotzdem beide in den Knast gekommen, wenn sie nicht Rumpelstilzchen als Anwalt gehabt hätten. Der hatte es so hingedreht, als hätte die alte Hexe den beiden Fürchterliches antun wollen (man munkelte was von Kannibalismus), so dass das Gericht auf Notwehr erkannte. Freispruch – mit der Auflage, eine Therapie zu machen. Nun, ihm konnte es recht sein, das brachte Geld in die Kasse. Der nächste Urlaub im Schlaraffenland war schon mal gesichert. Drei Wochen – all inclusive! Herrlich! Da verdrängte er gern das komische Gefühl in der Magengrube, wenn diese Gretel ihn so tückisch ansah!


Gut, dass er sich im Märchenland niedergelassen hatte! Verrückte gab es hier reichlich! Das musste wohl daran liegen, dass die Meisten hier mit bösen Stiefmüttern aufgewachsen waren. Schade nur, dass Drosselbart sich inzwischen „geoutet“ hatte. Als er noch krampfhaft versuchte, seine Homosexualität zu verleugnen, hatte er gut an ihm verdient. Eine nagelneue Kutsche der S-Klasse und ein Wochenendhaus hinter den sieben Bergen waren dabei herausgesprungen! Ach, was soll’s. Er tat einfach so, als hätte er Drosselbart dazu gebracht, endlich mit der Wahrheit rauszurücken. Das war gut für sein Image und, was noch wichtiger war, die Mundpropaganda sorgte für ordentlichen Zulauf in seiner Praxis.


Schien auch heute wieder ein langer Tag zu werden. Allein für Hänsel und Gretel hatte er fast
den ganzen Vormittag eingeplant. Danach noch Hans im Glück, der sich gegen seine Spielsucht behandeln lassen wollte. Von wegen Spielsucht! Der wollte nur nicht zugeben, dass er sein ganzes Vermögen gegen irgendwelchen Plunder eingetauscht hatte. So lange, bis nix mehr übrig war. Aber „spielsüchtig“ klingt ja entschieden besser als „doof“! Na, wenn er meint! Solange er die Therapiestunden bezahlte! Allwissend fragte sich zwar, wovon – aber im Grunde war ihm das vollkommen schnurz! Hauptsache, die Knete kam.

Ein bisschen Kopfzerbrechen bereitete ihm allerdings der gestrige Anruf von Eulalia. Sie wollte unbedingt sofort einen Termin haben. Dabei ging es um Rotkäppchen. Das Mädel hatte seit Tagen kein Wort mehr gesagt und kein Mensch wusste warum. Jetzt wollte Eulalia, dass er sich der Kleinen annahm. Keine sehr gute Idee! Wenn da etwas schief ginge, nicht auszudenken! Ihr Bruder, König Erdal, hielt nämlich nicht viel von seinen medizinischen und psychologischen Fähigkeiten. Er war zwar zur Zeit nicht im Lande, aber wenn die Gerüchte stimmten und er zurückkehrte, das konnte mächtig Ärger geben!


Andererseits – wenn er wirklich herauskriegen würde, was das Kind bei der Großmutter gesehen hatte, dann wäre er ein gemachter Mann!


Er hatte Eulalia erst mal auf nächste Woche vertröstet. Bis dahin würde er es sich überlegen! Wahrscheinlich würde er es aber riskieren. Getreu seinem Motto: "Et kütt, wie et kütt! Und et hätt noch immer juht jejange!"


© Siglinde Goertz, 2011

Heute Nachmittag, ab 16 Uhr: GITARRENCHOR WIEBELSKIRCHEN in der Stummschen Reithalle, Neunkirchen / Saar


Am Sonntag, dem 9. September 2012 gastiert der Gitarrenchor Wiebelskirchen mit dem Programm „Zauber der Gitarren“ ab 16:00 Uhr in der Stummschen Reithalle in Neunkirchen.

Unter dem Motto „Zauber der Gitarren“ präsentiert der Gitarrenchor Wiebelskirchen unter Leitung von Petra Bittner Musik aus verschiedenen Stilrichtungen und in verschiedenen Formationen. Wie in jedem Konzert werden auch junge Talente auftreten. Einige davon haben beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ das Saarland auf Bundesebene erfolgreich vertreten. Solisten und das Duo Joshua & Peter werden vor dem gemeinsamen Konzert des Gitarrenchors auf höchstem Niveau ihr Können darbieten. Sie sind ein Zeugnis von hervorragender Vereinsarbeit und Gitarrenunterricht. Mal märchenhaft verträumt, mal aufwühlend mit spanischen Klängen oder lustig entspannend mit Dixieland wird sie der Gitarrenchor Wiebelskirchen verzaubern.

Der Eintritt zur Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Kulturverein in Neunkirchen e.V. ist frei.

Samstag, 8. September 2012

Fantasien zur Nacht: EIN TRAUM von Ginger Poetry

Ein Traum


Der eine Moment
dieser kleine
Moment
wenn du
Du
In mich
hinein gleitest
dieser Augenblick
ist so voll
von Erwartung

deine Lust
deine
Lust
ist ein Geschenk
Ich sehe
Dich
an und freue
mich

dieser Moment
ich halte
dich
ganz fest

(c) Ginger Poetry

Dichterhain: STRAHL DER EMPATHIE

Vollmond (c) ddp
Strahl der Empathie

Suchst du den Strahl der Empathie
im Schneesturm stummer Steppen?
Und ist der Mond nicht groß genug,
um Sehnsucht zu verdecken?

Sind Nächte dir nicht lang genug,
um Tage zu verbrennen?
Ja, selbst im tiefsten Schlund des Fluchs
ist Segen zu erkennen.

Wir sind nur das, was Regen weint,
was Wind und Wolken lassen.
Wir sind nur Staub und Fantasie
in Gräben schneller Straßen.

Wir sind nur Kinder ohne Zeit,
und ohne Ziel auf Wegen,
die steinig-weich und tonnen-leicht
uns führen durch das Leben.

(c) Artem Zolotarov

Ebenfalls heute Abend. DAS LEGENDÄRE GLENN MILLER ORCHESTRA in Bad Bergzabern

20:00 Uhr, Bad Bergzabern, Haus des Gastes

The World Famous Glenn Miller Ochestra

„In the Miller Mood“

Klassische Glenn Miller-Sounds vom Glenn Miller Ochestra, Europa
Musik/Show für 35 /30 EUR Abendkasse

Heute Abend: BEATLES-NOSTALGIEKONZERT in Neunkirchen / Saar

Im Stil der legendären Parkhauskonzerte in Liverpool wird heute Abend ab 20 Uhr auf dem Parkdeck West des Saarpark-Centers ein großes Revivalfest der "Re-Beatles" statt. Als Vorgruppe "Amby und Uwe", zwei legendäre saarländische Musiker. Das Ganze geht bis Mitternacht. Abendkasse 13 EUR.

Freitag, 7. September 2012

Fantasien zur Nacht: DROGE DER NACHT von Birgit Burkey

Droge der Nacht

Patti Smith
Deine Anwesenheit berauscht,
bist meine Droge der Nacht,
Vernunft hat kein Gewicht,
nur das Federspiel zählt.
Tanzende Zärtlichkeit
auf meinen Brüsten,
sanfte Berührung
auf meiner Haut,
Sinnlichkeit pur.

Bist meine Droge der Nacht –
mein Todesurteil.


© Birgit Burkey, 2012, www.rsd-radio.com

Hinweis auf ein Theaterfestival zu Monodramen in Kiel von 9.11. bis 16.11.2012

Bei Facebook gelesen und für sehr interessant erachtend möchte ich auf  THESPIS aufmerksam machen, ein Festival für Theaterliebhaber, und insbesondere für Liebhaber des Monodramas. Es findet zum 8. Mal vom 9.11. bis 16.11.2012 in Kiel an verschiedenen Orten statt. 

Die Veranstalter erklären das Festival und seinen Hauptprotagonist Monodrama so:
 
"Was das ist, ein 'Monodrama'? Fragen wir jemanden, der es wissen muss. Ein Monodrama,  so der passionierte Monodramenschauspieler Roy Dotrice, das ist 'das Nonplusultra in Sachen Egoismus. Du brauchst schon ein überdurchschnittlich großes Ego, dich hinzustellen und zu glauben, du könntest die Aufmerksamkeit des Publikums für zwei Stunden auf dich lenken. Aber ich kenne nichts, was mich so befriedigt. Da draußen stehst nur du und niemand sonst. Es gibt keinen, der dir deine Lacher vermasselt oder dir das falsche Stichwort gibt.'

Aber, liebes Publikum, nicht nur der Schauspieler von Monodramen empfindet allertiefste Befriedigung und schier grenzenlose Freiheit beim Ausüben seines Handwerks. Wenn alles gut läuft, geht es dem Zuschauer im Parkett nicht anders. Denn wie selten sonst darf er sich hier, im globalen Einpersonentheater, als Teil des Ganzen fühlen, als kleines Brettchen, das die Welt bedeutet, als Ansprechpartner und Komplize desjenigen, der da auf der Bühne steht und eine Geschichte erzählt, die wahlweise so groß oder so klein ist wie das Leben selbst. Dabei spielen Sprache und Herkunft nicht wirklich eine große Rolle."

Dichterhain: NACHTGEDANKEN von Karin Michaeli

















Nachtgedanken

Nachts nicht schlafen können -
vom Surfbrett gesprungen
bevor der Wind mich treibt
ins Land der Unwissenheit.

Es sollte ein Dampfer sein
der uns mit seiner Schubkraft
in die Ewigkeit entführt -
das Schiff war für uns zu klein.

Nachts nicht schlafen können,
die Sterne spucken mir ins Gesicht,
der Mond nimmt Drohgebärden an,
der Nachtwind kühlt mich nicht.

Das Herz schlägt langsam nun -
nicht mehr im Dreivierteltakt
der schillernden Liebesillusionen.
Wer wird mit dir nun wohnen

Auf dem alten rostigen Kahn ?
Springt der Motor nochmal an ?
Ist vielleicht Sand im Getriebe
auf dem Dampfer der Liebe ?

Die Sonne wird mich wecken
nach der langen schlaflosen Nacht.
Wird mich hüllen in ihre Strahlen -
Tagwind wird meine Wunden lecken.


(c) Karin Michaeli

Das bietet die Stummsche Reithalle Neunkirchen / Saar im September

Donnerstag, 6. September 2012

Dichterhain: HINTERHOF von Birgit Heid

Hinterhof


Wir zogen uns zurück in jenen
Hinterhof der ein paar Blicke lässt
zum Fluss und auch nach gegen
über Backsteinwände fehlerhaft

und löchrig kleine Käfer Efeuranken
die mit wilden Kräutern schmusen
die Graffitti sind längst selber alt
und überwachsen und aus einer

Fensternische blüht der Flieder
dunkelviolett im Dämmer rotent
flammt du brichst mir einen Zweig
und reichst ihn mir wir sehen durch

das himmelsoffne Fenster in die Weite
engen uns mit meinem Zweiglein und
mit einem Fingerherz auf deiner Stirn
das Zeichen das nur uns gebührt.




(c) Birgit Heid

Mittwoch, 5. September 2012

Late Night Story - Horror: SMERT von Rolf Netzmann

SMERT

Bläuliche Rauchschwaden waberten durch den Gang, als Xius schwer atmend um die Ecke bog. Erschöpft hielt er inne. Weiter, Weiter...hämmerten seine Gedanken. An die kalte Metallwand gepresst, bewegte er sich vorwärts. Seine klammen Finger tasteten nach der kleinen Vertiefung. Schon wieder war er über einen der leblosen Körper gestolpert, die in diesem schmalen Gang lagen. Blau stiegen geruchslose Gase aus ihnen, vernebelten sein Gehirn und umhüllten ihn. 
Endlich hatte er sie gefunden. Wie weit entfernt nahm er das leise Zischen der Hydraulik war und schlüpfte geschmeidig durch die sich öffnende Tür. Den Schließmechanismus fand er sofort. Unruhig blickte sich Xius um. Glänzend weiß war der Raum, seine Augen schmerzten. Aus seinem Kopf quoll es ohne Unterbrechung, er spürte, wie es seine linke Gesichtshälfte zu zerfressen begann. 
Schaumig-grau tropfte es auf den Boden.
Ein Schlag, heftig und unerwartet, zwang ihn in die Knie. Das kalte Metall in seinem Rücken ließ ihn für einen kurzen Moment den Schmerz vergessen. 
Vor ihm auf dem Boden sammelte sich das klebrige Gelee, floß in kleine Rinnsale und breitete sich aus. 
Xius spürte, wie ihn seine Kräfte verließen, als der nächste Schlag ihn traf und ihn in die andere Ecke des Raumes drückte. Ein entsetzlicher Schmerz durchfuhr ihn, ehe er das Knacken seines Schädels spürte. 
Nun schoß es aus ihm heraus, zerfrass seine Haut bis auf die Knochen.
Seine Augen brannten wie Feuer, aus seinem Körper stiegen blaue Gase auf. 
Das schaumig-graue Gelee bewegte sich vor ihm, es formte sich zu Buchstaben. Regungslos blickte 
Xius auf den weißen Boden. Seine Sinne schwanden, er versank in einem Nebel.
SMERT
erkannte er und verstand den Sinn nicht.
Tief unten aus seinem Sein bahnte sich die Erinnerung einen Weg in das Heute. SMERT, ein Wort aus einer schon lange ausgestorbenen Sprache, hunderte Jahre alt. 
Die Buchstaben flossen auf ihn zu, sie bemächtigten sich seines Körpers, verschlangen ihn langsam. 
Sein Gehirn splitterte, wie in Zeitlupe fielen kleinere Stücke auf den Boden und wurden von dem grauen Gelee aufgenommen. 
Wie ein Beobachter sah Xius zu, wie das Gelee seine Beine aufnahm und seine Hüften umhüllte. Stumm und regungslos sah er, wie sein Gehirn zerfiel.
SMERT
Kurz vor seinem Herz stoppte das Gelee plötzlich. Die Arme hatte es schon vernichtet, Xius bestand nur noch aus einem leeren Schädel, Halsknochen, Lungen und Herz. Doch er spürte keine Schmerzen, fühlte sich wie in Watte gepackt schwebend.
Das Gelee erhob sich, schwebte auf Xius zu und hüllte ihn ein. Angenehm kühl war es, wie ein leichter Wind. Von allen Seiten drang das Gelee nun in ihn ein. Seine Lungenbläschen platzten, und als die Aorta vom Herz getrennt wurde, floss nicht ein Tropfen Blut. Bevor er starb, fiel ihm plötzlich die Bedeutung des Wortes ein. Es ergab alles einen Sinn.
SMERT -- TOD

NEUES FOTOALBUM: Kuseler Mess 2012


Im nordpfälzischen Ministädtchen Kusel (Verwaltungszentrum des Kuseler Landkreises), das mit Cochem permanent um den Rang der kleinsten Stadt in Rheinland-Pfalz kämpft, findet alljährlich die Kuseler Mess statt, eines der größten Volksfeste der Nordpfalz, wenn nicht das größte. Die Mess bietet nicht nur gastronomisch etwas, sondern auch unterhaltungsmäßig mit Kirmes-Entertainment für Kinder und Jugendliche, Bierzelt- und Hinterhofbewirtung, Shopping bei fliegenden Händlern und - ein Feuerwerk zum Abschluss. Das lässt man sich nicht nehmen, auch wenn die wirtschaftliche Lage schlecht ist.
Der heutige rheinland-pfälzische Justizminister Hartloff (SPD) hat hier 25 Jahre als Bürgermeister gekämpft, damit das Städtchen nicht absinkt. Kaum Stellen für die Schulabgänger, für Erwachsene auch nicht. Alles im Low-Income-Bereich, bis auf selbstständiges Handwerk, Verwaltung, Soldaten, Beamten und Freiberufler, sehr hohe Anzahl an HartzIV-Beziehern. Selbst 400-EUR-Jobs sind Mangelware. Hier prüft Rheinland-Pfalz einige seiner Realschullehrer ins Beamtentum. Wohl der unvorteilhafteste Standort für Junglehrer, wobei die Natur sehr viel zu bieten hat.
Das Fotoalbum zum absoluten Jahreshighlight in Kusel bei F A C E B O O K

Dichterhain: OHNE TITEL II von Viktoria Vonseelen



Ohne Titel II

Schloss Auerbach, Hessen, (c) Stefan Vieregg


















gefangen
im tiefsten kerker meiner seele
die türe fest verriegelt

mauern unüberwindbar
von innen
    und außen

ohnmacht und zweifel
sind meine
stillen begleiter.

aber-

mein herz begehrt auf
will sich nicht abfinden

holt atem
      gewinnt an kraft

trommelt gegen
wehrhafte mauern

zaghaft erst, dann

schneller
          fester
                lauter

noch einen atemzug

steine bersten
wände kommen zu fall:

ein schritt

mit erhobenem haupt
über die trümmer
meiner gefallenen festung

FREIHEIT

(c) Viktoria Vonseelen, Frankfurt, 21.8.2012

Dienstag, 4. September 2012

Saisonauftakt 2012/13 im halbNeunTheater Darmstadt mit CLOUDS und BALU

THE CLOUDS (c) Stefan Vieregg
THE CLOUDS (c) Stefan Vieregg

Am 1. September 2012, um 1/2 9 war's wieder soweit im halbNeun-Theater Darmstadt: Saisoneröffnung mit fetzigen Sounds. Auf dem Programm standen zwei Local Hero-Bands mit festem, auch überregionalem Fanstamm und langjähriger Geschichte: THE CLOUDS und die BALU-BAND.

Es war eine echte Seniorenveranstaltung, die Besucher zumeist wie die Musiker zwischen 55 und 65 Jahren. Natürlich auch jüngere Zuschauer dabei, z. B. Jugendliche (in Begleitung ihrer Eltern) mit etwa 12 bis 14 Jahren und eben alle Stufen dazwischen. Dennoch die Musik, die gespielt wurde, war die Musik für Leute der Alterstufe 50+. In den 1960-, 1970-, 1980ern ging bekanntlich die Post ab mit schweren Sounds und harten Ohrwürmern. Und genau die standen auf dem Programm.

Zuerst die CLOUDS mit Jürgen Keller, dem Theaterchef, an Gitarre und mit Gesang.
Außerdem Werner Hocke (Gitarre, Gesang), Frank Gebhardt (Bass, Gesang), Peter „Pitche” Franke (Gesang), Dieter Mahr (Schlagzeug, Gesang), Michael Peschko (Tasten, Gesang).
THE CLOUDS waren in den frühen 70ern eine der gefeiertsten Rockformationen der Republik. Nachdem der Hessische Rundfunk mit dem amerikanischen Discjockey Charlie Hickman auf die CLOUDS aufmerksam wurde, begannen Jahre der Auftritte für die Sieger des Hessischen Beatfestivals von 1970, unter anderem bei der damaligen Kultveranstaltung „Teens, Twens, Toptime auf Reisen” vom Hessischen Rundfunk und später als Vorgruppe zahlreicher internationaler Topacts wie EQUALS, WONDERLAND, YES und vielen mehr. Mitte der 1970er trennten sich die CLOUDS und formierten sich nur 1984, 1994  und 2004 für Benefizkonzerte neu. Nach dem dritten Konzert war die Nachfrage wieder so groß, dass die Gruppe häufiger auftrat.


THE CLOUDS (c) Stefan Vieregg
Richtig dicht an YES dran der Keyboarder Michael Peschko, exakte Rhythmen und kernige Beats an den Drums mit dem Double-Doc Dieter Mahr, und laute, heftige E-Guitars mit Jürgen Keller und Werner Hocke. Der Bass straight und taktunterstützend sorgte für den nötigen Tiefenkitzel. Am Mikrofon als Leadsänger Peter Franke, der seine überzeugende Kondition im Rockjumping und im expressiven Rock-Gesang unter Beweis stellte. Ein großes Repertoire von DEEP PURPLE: Child in time, River deep mountain high, Smoke on the water über GUN: Race with the devil, LOVE SCULPTURE: Sabre dance, NICE: America Brandenburger, QUEEN: I want it all, URIAH HEEP: Easy Livin’, GARY MOORE: Friday on my mind, VANILLA FUDGE: You keep me hangin’ on bis YES: Ev’ry little thing wartet auf die Zuhörer. Ordentlich gecovert, mit eigenen Interpretationen und Akzenten, bisweilen Free Style, kommt das berühmte Rückenkribbeln auf, wenn die ersten Akkorde zu den Liedern fallen, am meisten bei Child in time und Smoke on the water.


BALU (c) Stefan Vieregg

Nach der Pause die BALU-BAND aus Darmstadt mit ähnlichem Songrepertoire derselben Zeit. Von PINK FLOYD bis ROLLING STONES, von DEEP PURPLE bis PETER FRAMPTON spielte BALU die allseits beliebten Rock-Oldies von vor etwa 50 bis 30 Jahre zurück. Die Band hat sich 2002 zusammengeschlossen und besteht aus Pippo Russo am Schlagzeug (plus Percussion, Gesang, Chor), Norbert Schmidt, Bass und Chor, an der Gitarre plus Gesang, Chor: Edgar Niessen, und am Keyboard plus Chor, Percussion: Norbert Richter. 


BALU (c) Stefan Vieregg
Auch die BALUS schaffen es in Nullkommanix, den Orignalsound der damaligen Zeit in den Raum zu stellen, und überzeugen durch perfekte Arrangements. Der Sound sehr sauber - exakte, heftige Beats von Pippo Russo an den Drums. Er führte auch witzig und humorvoll durch den Abend und stellte gleich zweimal beim Ausfall des überhitzten Basses unter Beweis, dass seine italienischen Kinderlieder fantastische Brückenfunktion einnehmen können. Edgar Niessen legte einen Folksong ein, um die Wartungsarbeiten zu überbücken, und zeigte wie auch bei allen anderen Songs eine perfekte Gitarrenbeherrschung. Leider war sein Gesang nicht vorteilhaft ausgesteuert und fiel oft zu leise aus. Bassist Norbert Schmidt durfte ein wenig Handwerk einsetzen, um wieder alles zum Laufen zu bringen, und spielte nach dem Verstärkerwechsel ungebremst genüsslich, kräftig und dominant weiter. 

BALU (c) Stefan Vieregg
Vom Keyboard ebenfalls saubere Klänge und den passenden Soundteppich für die anderen. Übrigens, auch TEN YEARS AFTER fehlen in dem Repertoire nicht, ebenso wie BAD COMPANY: I can't get enough und It's allright now, das von so vielen Bands interpretiert wurde. Ein schöner Auftakt zu einem sehr reichhaltigen Programm der nächsten Monate im halbNeun-Theater, der die Besucher zum teilweise wilden Tanzen der 70ies animierte. (Programm 2012/2013 siehe REGIONALE EVENTS)

Dichterhain: ZERRISSENE HARMONIE von Judith Faller

zerrissene harmonie

zaghaft verletzlich
innerlich nackt
dünnzarte haut
um stark sinnliches rund
mit hammer und meissel
schnitte im stein
verratene sicherheit
ohnmacht im blut
augennahe unschuldsblicke
kindes berührung
mit glitschigem grund
du vereiniger vieler gestalten
nimm dir eine fackel
beschreite den uralten weg
durchs bizarre labyrinth
tanze durch die hölzerne wand
der zerrissenen harmonie


(c) Judith Faller, aus: WACHSTUMSSCHMERZEN, 2012

Montag, 3. September 2012

Heidis Gedichtetipps: JEDE MINUTE von Rose Ausländer

Jede Minute
 
Kostbar der Herzschlag
jeder Minute
sie schenkt dir den Atem
erlaubt dir anzufangen
aufs neue
 
In deinem Augenstern
kreist die verwirrende Welt
ruht das Himmelsherz
jede Minute
 
 
(c) Rose Ausländer

Die drei beliebtesten Gedichte der Woche 35

Von den veröffentlichten neuen Gedichten wurden letzte Woche besonders besucht - und hier danke ich meinen Lesern für das starke Voting -:

1. Dichterhain: ABSCHIED III von Stefan Vieregg

2. Dichterhain: RUINEN von Harald Göbel
     und
     Newcomer des Monats:
     IN ARMSTRONGS AUFZEICHNUNGEN KEINE ENGEL
 von Matthias Engels

3.  Fantasien zur Nacht: TRÄUMEN VON DIR  von Erika Ott
     und
     Dichterhain: EISZEIT von Ute AnneMarie Schuster,
     dicht gefolgt von Fantasien zur Nacht: BITTE LIEB MICH von Birgit Burkey

Buchbesprechung: SMS VON LETZTER NACHT von Ben Bator und Lauren Leto

riva verlag, München, 2012, 178 S., 8,99 €

Es gibt nur wenige Arten der Kommunikation, die kurzweiliger und lustiger sind als SMS, besonders
wenn man in den frühen Morgenstunden Kurznachrichten von einem Kumpel bekommt, der etwas zu viel Tequila intus hat. Ben Bator und Lauren Leto, die Gründer der beliebten Website "Texts from last night" haben die lustigsten, schlimmsten und seltsamsten SMS, die jemals geschickt worden sind, gesammelt und für dieses Buch zusammengestellt. Über 50 Millionen Besucher kann die Seite der Autoren aufweisen. In deutscher Übersetzung sind einige Nachrichten dabei, die wir nicht amerikanisch-lustig finden, aber wissen, was gemeint ist. Und gegen Seichtigkeit ist natürlich auch kein Gras gewachsen - fragt sich, ob man alles Seichte auch übernehmen muss. Aufgeteilt in verschiedene Kategorien (z. B. Der Morgen danach, Sinnestäuschungen, Drinks, Es ist einfach passiert u. v. m.) bringen die Autoren SMS wie »Ich weiß nicht, wo ich bin, aber das Essen im Kühlschrank ist klasse!« oder »Du hast Brot im Briefkasten, ich werde es essen … vergiss es, es war die Zeitung« oder »Ich hab keine ahnung, was gestern nacht passiert ist, aber da liegt ein kerl ohne hose bewusstlos auf meiner couch ...!!!«. Dennoch kann mit 160 Zeichen so viel Humbug, Nonsense und Witziges mitgeteilt werden, dass es schon ein Buch wert ist. Das vorliegende Buch ist das zweite zu der genannten Website der Autoren bei Riva.

Sonntag, 2. September 2012

Dichterhain: RUINEN von Harald Göbel

(c) Stefan Vieregg, Schloss Auerbach, Bensheim








Ruinen

Die Ruinen von damals

Wo ich spielte als Kind
Die Verbotenen Plätze
Die Burgen und Forts
Schlummernde Geschichte
Das was Mutter erzählte
Meine kindliche Welt
So geheimnisvoll


Was ist heute
Die Welt der Kinder
Ruinen nicht mehr
Perfektion überall
Beengt und komplett
Verbotene Plätze
Wohin man auch schaut


Die Ruinen von morgen


(c) Harald Göbel, Mannheim, Sommer 1992

Samstag, 1. September 2012

Fantasien zur Nacht: BITTE LIEB MICH von Birgit Burkey

© Mars Distribution

Guillaume Canet, Marion Cotillard: Liebe mich, wenn du dich traust

(Jeux d'Enfants)



Bitte lieb mich










Bitte lieb mich, schenk dich mir,
sei Feuer, das mich nicht verzehrt,
sei Wind, der mich nicht entwurzelt,
sei Wasser, das mich nicht ertränkt,
sei Erde, die mich nicht verschüttet.

Bette mich in ein Netz aus Freiheit und Geborgenheit.


©Birgit Burkey 2012, www.rsd-radio.com

Skurriles: WIE MEIN VATER MIILLIONÄR WURDE von Walter Brusius

Wie mein Vater Millionär wurde





Mein Vater baute eine Werkstatt. Sie hatte Wände, ein Fenster und eine Tür. Durch das Fenster konnte man auf den Bach schauen. Die Ziegel für das Dach ließ er auf einem Pferdewagen aus Kusel kommen. Neben der Tür pflanzte er einen Rosenstrauch, in den er einen Starenkasten nagelte. Hinter dem Haus montierte er ein großes Rad aus Lindenholz, das der Bach drehte. Auch drinnen gab es ein solches Rad, und von dort hatte er einen Riemen aus Ochsenleder gespannt, der die Kraft der Räder auf eine Maschine übertrug. Die Maschine selbst war in einem hölzernen Kasten verborgen. Wenn sie jedoch lief, klapperte sie schön. Sie war auch mit einer Drehorgel kombiniert, und wenn er auf einen Knopf drückte, ertönte eine kurze lustige Melodie und aus einer verzierten Verlängerung, einem Vogelhals nicht unähnlich, schoss pft-pft ein leiser Luftstoß. Den ganzen Tag hatte mein Vater frei, auch noch den Abend, er saß mit der Zeitung vor der Tür, aber dann etwas später musste er oft auf den Knopf drücken, denn etwas später kamen die Bauern, und mein Vater drückte den Knopf, denn die Maschine war eine Kerzenausblasmaschine. Im Dunkeln kamen die Bauern, vorm Einschlafen, und trugen die brennenden Kerzen vor sich her. Sie kamen in die Werkstatt und mein Vater sprach ein paar Worte mit ihnen. Dann setzte er die Maschine in Gang, die Melodie ertönte, er kassierte seinen Dollar, und die Bauern stolperten im Dunkeln, mit erloschenen Kerzen, aber zufrieden heim. Natürlich hätte er ihnen sagen können, daß sie ihre Kerzen selber ausblasen gekonnt hätten. Aber war er blöd? Viel hatte er in die Maschine investiert, und langsam fing sie an, sich bezahlt zu machen. So sagte er natürlich nichts, so dumm war mein Vater nicht. – Tja, so war das damals, in der guten alten Zeit, kurz vor oder nach dem Krieg, da war noch locker so das ein oder andere Milliönchen zu machen, aber heut, wo alle lesen und schreiben können, nein, da wär so was nicht mehr möglich. 



© Walter Brusius
Der Künstler arbeitet und lebt seit 1982 in Bad Kreuznach als freischaffender Maler und unterhält dort ein Atelier.
Er hat in Köln studiert. Vor etwa zehn Jahren begann er parallel zur Malerei Geschichten zu schreiben.
Im Eigenverlag sind bisher einige kleine Bücher erschienen und seit zwei Jahren seine Atelierhefte. Er verkauft sie im Atelier an einen kleinen interessierten Kreis und in einer dortigen Buchhandlung. Sie sind auch abonnierbar. Neben seinen Ausstellungen veranstaltet er regelmäßig Lesungen. Ziel ist, die Atelierhefte nicht selbst zu illustrieren, sondern andere Künstler in Form einer Koproduktion dazu einzuladen.