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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 25. November 2009

Interview mit Panja Kuepper, Malerei und Skulpturen



viereggtext: Was fällt Ihnen zum Thema Kunst ein?

Panja Kuepper: Große Meister, die zu Schaffenszeiten unbeachtet und verhöhnt waren. Künstler, die trotzdem weiter gemacht haben und an ihren Erfolg geglaubt haben. Sie haben heute ihre Erben reich gemacht und werden verehrt in aller Welt.
Verrückte Aktionen wie das Verhüllen des Reichstages.
Kunst als Sprache und Stimme zu allen Zeiten der Menschheit.
Kunst als Instrument zum Wachrütteln und Aufzeigen von Missständen.


viereggtext: Was steckt hinter dem Begriff Kunst, was ist Kunst für Sie?

Panja Kuepper: Kunst bedeutet für mich der Ausdruck von Gefühlen, Stimmungen und Situationen. Kunst ist eine Stimme, mit der alles ausgesprochen und ausgedrückt werden kann. Nur der genaue Betrachter vermag die Sprache zu verstehen ...
Für mich bedeutet Kunst ein Dialog mit Pinsel, Leinwand, Künstler und dem Auge des Betrachters.


viereggtext: Was reizt Sie am meisten beim Kunstschaffen?

Panja Kuepper: Das Erschaffen mit den eigenen Händen! Neben dem Experimentieren mit Öl, Acryl und Wachs fasziniert mich auch das Arbeiten mit Naturmaterialien. Der Reiz liegt immer wieder darin: Was sehe ich, was sehen die anderen? Trifft es sich oder driftet es auseinander? Bei meinen Skulpturen liegt der Reiz in der Herstellung aus einfachem Ton, der Schritt für Schritt in weiche Formen verwandelt wird.


viereggtext: Welches Ihrer Werke bedeutet Ihnen sehr viel?

Panja Kuepper: „Lava“, weil es als erstes Exponat mit einem Kunstpreis geehrt wurde. Und das Bild „Geborgenheit“, weil es eine Ruhe uns Sicherheit ausstrahlt, die ich gerne mag.


viereggtext: Gibt es eine Kunstart, die Sie ablehnen, die Sie enttäuscht?

Panja Kuepper: Kunstarten, die für mich nicht mehr mit Kunst, sondern mit Provokation und Sensation gleichzusetzen sind. Beispielsweise die Aktion, bei der ein sterbender Mensch als illustres Schauobjekt dargestellt werden soll.


viereggtext: Wie werden Sie weitermachen?

Panja Kuepper: Ich werde weiterhin viele Experimente eingehen. Werde neugierig bleiben und mich an neue Materialien herantrauen. Ich werde nicht in einer Schublade einsortierbar werden, sondern versuche immer wieder neue Wege zu gehen.
Im Jahr 2010 werde ich wieder größere und kleinere Ausstellungen präsentieren, kreativ bleiben und malen, malen, malen ...


LINK


Kontakt: mail@panja-kunst.de und www.panja-kunst.de


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Mittwoch, 18. November 2009

Leoš Janáček: Jenůfa, Oper

Inszenierung: Dietrich Hilsdorf,
Aufführung: 11. Januar 2009 in der
Oper Leipzig

Neuaufnahme: 29. Mai 2010, 19 Uhr

(Leipzig/UA) Mit seiner dritten Oper „Jenůfa“, deren literarische Vorlage das Schauspiel „Jeji pastorkyňa“ (Ihre Ziehtocher) der tschechischen Schriftstellerin Gabriela Preissová (1862-1946) ist, gelang
Leoš Janáček ein Publikumserfolg. Die Handlung um einen Kindermord im ländlichen Mähren wurde nach erster Ablehnung aus Gründen der Unglaubwürdigkeit nach einer Kürzung der Handlung während neunjähriger Entstehungszeit dann doch noch erfolgreich angenommen. Es bestand die Schwierigkeit, einen prosaischen Text zu vertonen.
Zur Handlung der Oper: Jenůfa ist unehelich schwanger von Števa. Die beiden möchten heiraten, doch die Ehe kann nicht so schnell stattfinden, denn Jenůfas Stiefmutter, die Küsterin, welche von der Schwangerschaft nichts weiß, verlangt ein Jahr des Wartens. Števas Halbbruder Laca, der Jenůfa ebenfalls liebt, verletzt Jenůfa aus Eifersucht mit einem Messer im Gesicht. Laca bereut seine Tat. Um die Schwangerschaft zu vertuschen und Jenůfa damit die „Schande“ zu ersparen, wird sie von der Küsterin in der Kirche versteckt. Auch die Entbindung findet heimlich bei der Stiefmutter statt. Doch Števa, dessen Interesse an der durch die Messerattacke im Gesicht entstellten Jenůfa schnell verebbte, nimmt die Geburt seines Sohnes nicht zum Anlass, sich um Jenůfa zu kümmern. Die Küsterin versucht daraufhin, eine Verbindung zwischen Laca und Jenůfa herbeizuführen, doch das Kind wird in den Wertvorstellungen der Dorfbewohner zum Hindernis für eine neue Liebesbeziehung. Deshalb lässt sich die Küsterin Laca gegenüber zu der Lüge hinreißen, das Kind sei gestorben.
Doch nun beginnt ein Drama: Um die Ehe zwischen Laca und Jenůfa zu retten, betäubt die Küsterin Jenůfa und ertränkt das Kind. Jenůfa erzählt sie, sie selbst habe Fieber gehabt und das Kind sei in dieser Zeit gestorben. Schließlich wird die Hochzeit geplant. Am Morgen der Hochzeit entsteht eine Tumult, als Dorfbewohner die Leiche eines Kindes unter dem Eis finden. Anhand der Kleidung erkennt Jenůfa ihren toten Sohn. Alle vermuten in ihr die Mörderin bis die Küsterin ihre Schuld eingesteht. Jenůfa verzeiht ihrer Stiefmutter. Diese wird abgeführt. Laca steht trotz allem zu Jenůfa. Gemeinsam versuchen sie einen Neuanfang.

Regisseur Dietrich Hilsdorf versetzt die Handlung in die 1990er Jahre. Die hellblau gekachelte Fassade des Gasthofs „Zur Mühle“ bröckelt. (Bühnenbild: Dieter Richter). Die Geschichte wird im dritten Akt in das Innere des Gasthofes verlegt, der Kreis schließt sich. Die Inszenierung in tschechischer Sprache erlaubt dem Zuschauer einen Blick auf kleine liebvolle Details wie Schäferhunde auf der Bühne, Rosmarintöpfe oder schlagende Kirchenfenster. In die wunderbar gelungene Chorszene im ersten Akt mischt sich ein Mann an Krücken, fahren Kinder auf dem Fahrrad vorbei. Da ist der Tunichtgut Števa (Thomas Ruud) im weißen Anzug, da ist Jenůfa (Marika Schönberg) im geblümten Kleid, die Großmutter (Diane Pilcher) beim Kartoffelschälen und eben die Küsterin (Susan Maclean), deren innere Spannungen hier ihren Anfang nehmen. Das Kreuz im riesigen Kirchenraum ist abgehängt, die Marienfigur verhüllt. So beginnt der zweite Akt. Hier an diesem heiligen Ort grübelt die Küsterin über ihrem Tötungsplan, leidet sie an sich und der Welt. Susan Maclean singt und schauspielert mit Tiefe, zeigt Hartherzigkeit, Güte, Verletztheit, Strenge und die Angst der Figur. Sie gestaltet die Szene der Janacek-Oper zum Höhepunkte der überaus gelungenen Inszenierung. Alles findet seine Umkehr, als die Küsterin versucht, die Liebe und Dorfgemeinschaft zu retten. Den Schlussakt beherrscht die hin- und hergerissene Figur des Laca, der schließlich mit unerschütterlicher Liebe zu Jenůfa steht. Das Gewandhausorchester unter Kapellmeister Axel Kober unterstrich die Handlung mit großer Virtuosität. Es ertönte lang anhaltender Applaus im Zuschauerraum. Um so erfreulicher, dass die Oper Leipzig plant, Jenůfa wieder in den neuen Spielplan zu integrieren, siehe oben.


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Dienstag, 10. November 2009

TAO - Die Kunst des Trommelns: Another world - another time 2009



Außergewöhnlich, dynamisch, aggressiv und zart

Über 3 Millionen Zuschauer weltweit erlebten bereits das japanische Trommel-Ensemble TAO. TAO greift die jahrhundertealte, überlieferte Wadaiko-Kunst auf, modernisiert und variiert mit zeitgenössischen Elementen. In der aktuellen Show "Another world, another time" trommelt das Ensemble den Zuschauer auf eine Reise durch Tag und Nacht, Angst und Freude, Zeit und Raum.
Die teilweise aggressiven, archaischen und lieblichen, bisweilen wahnsinnig schnellen Rhythmen, die sich zu Allegro- und Vivace-Tiraden mit Unwettercharakter steigern können, werden von einer durchtrainierten, sehr engagierten und sehr ausdauernden Mannschaft dargeboten. Auch Frauen übernehmen die eher männlich wirkenden Parts und zeigen eine sehr kraftvolle Ausdauer im Rühren der Trommeln, die teilweise bis zu 1,70 m Durchmesser haben.

(Fotos: viereggtext)
Präzise, wuchtig und ungebremst - ohne jedoch das Gehör zu überreizen - fallen die Trommelschläge auf die Trommeln, dass man Angst hat, die Bespannungen könnten zerreißen. TAO ist ein atemberaubendes Klangerlebnis, eine einzigartige, stark asiatisch-kämpferische Darbietung, die Meditation und Kampfkunst verbindet und mit einer straff und genau durchgestylten Choreographie aufführt. Tosender Beifall und stehende Ovationen in Saarbrücken.


LINK

Mittwoch, 4. November 2009

Der Tag, der den Krieg verhindert hätte: 8. November 1939

Georg Elser ist der unbekanntere der gescheiterten Hitler-Attentäter, er wollte die Beseitigung dieser Diktatur jedoch wesentlich früher verwirklichen und hätte die blutigen Entwicklungen rechtzeitig verhindern können.
Elser, einfacher Schreiner, den Kommunisten zugeneigt, selbst 10 Jahre zuvor KPD-Mitglied gewesen, absoluter Gegner der Nazis, wollte "noch größeres Blutvergießen verhindern". Ihm war kurz vor Kriegsbeginn klar geworden, was auf Deutschland zukommt und hatte nur noch eins im Sinn: Der Führer muss weg. Ganz allein auf sich gestellt, bastelte er eine Bombe und deponierte den Zeitzünder in 30-tägiger Nachtarbeit in einer Säule des Bürgerbräukellers in München, der in der Rosenheimer Straße, in unmittelbarer Nähe des heutigen Kulturzentrums Gasteig lag. Der Keller war eng mit der Entstehungsgeschichte der Nazis, dem Putsch 1923 usw. verbunden.
Die Bombe sollte Hitler und die Spitze des NS-Regimes treffen, die sich am 8. November 1939 zu einer Gedenkfeier anlässlich des Hitler-Putsches 1923 versammelten. Sie explodierte planmäßig, tötete sieben ehemalige Putschteilnehmer und eine Kellnerin, 63 Menschen wurden verletzt. Hitler überlebte - wie auch Goebbels und Himmler, ihnen galt der Vernichtungsschlag in erster Linie. Hitler musste wegen widriger Wetterverhältnisse den Nachtzug statt Flieger nach Berlin nehmen und ging 13 Minuten früher...
Georg Elser wurde als Staatshäftling in Berlin, im KZ Sachsenhausen, später im KZ Dachau inhaftiert, verhört und gefoltert, am Ende des Krieges noch vor dem Eintreffen der Amerikaner am 9. April 1945 ermordet. Ihm gebührt ein ebenso wichtiger, wenn nicht bedeutenderer Platz in der Geschichte des deutschen Widerstands wie Stauffenberg, denn Elser wollte das Unheil abstellen, bevor es losging.






Montag, 2. November 2009

Jeder 4. Europäer psychisch krank?

Psychische Krankheiten als Kosten- und Leidfaktor in der EU sind in aller Munde. Auch die Selbstmordraten, aktuelles Beispiel France Télécom, stehen in den Schlagzeilen.
Knapp 600 Mrd € sollen die gesamten Kosten betragen, so der Präsident des European Brain Council (EBC), der Däne Prof. Olesen.

Mein Leserbeitrag in der ZEIT:
Angst essen Seele auf in der Europäischen Gemeinschaft



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Sonntag, 1. November 2009

trash/treasure, Köln, bei Open Endings/Homonym, 7.-14.11.2009

Moltkerei Werkstatt, Moltkestr. 8 (Hof), Köln

Die Ausstellung OPEN ENDINGS / HOMONYM ist das zweite Teil eines deutsch-israelischen Austauschprojektes, dessen erster Teil im September 2009 im Rahmen der ersten Tel Aviver Biennale "Art TLV" zum 100sten Geburtstag der Stadt Tel Aviv stattfand. In diesem Teil kommen die Künstler aus Tel Aviv nach Köln und zeigen zusammen mit den deutschen Künstlern ihre Arbeiten.

Stephan Brenn        Boaz Arad
Rita Rohlfing           Ruti Sela
trash/treasure         Guy Ben-Ner
                                  Doron Rabina      Kurator: Mayan Amir

7.11.2009: 10. lange Nacht der Kölner Museen, ab 19 Uhr.




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Dienstag, 27. Oktober 2009

Lyrik: Eva Strittmatter - "Seele seltsames Gewächs". Ein Gastbeitrag von Ute Apel, Leipzig


„Gedichteschreiben ist keine Fähigkeit, die man erwirbt und die einem zur Verfügung steht, wenn man will... Ach, nein, wenn es so wäre, ginge es mir gut.“
Das sind die Einleitungsworte zu einem neuen Gedichtband Eva Strittmatters. In ihm vereinen sich bislang unveröffentlichte Gedichte mit einer Auswahl aus bereits bekannten Werken der Dichterin. Der Buchtitel ist der ersten Zeile des Gedichtes „Gegenblüte“ entnommen, in dem die Entfaltungsmöglichkeiten der Seele beschrieben ist.
Zu sieben Gedichten malte Linde Kauert mehrfarbige Bilder, die den Band ganzseitig schmücken.

(Foto: viereggtext)

 Der künstlerischer Weg der Malerin und Verlegerin Linde Kauert führte in den letzen Jahren immer mehr zur Gestaltung von Bildern zu Literatur.
Die Gedichte im Buch wurden mit "Anmerkungen" Eva Strittmatters über die Entstehung von Lyrik bereichert, dem Band „Poesie und andere Nebendinge“ entnommen, der 1983 im Aufbau-Verlag erschien wie diese:
Ich reflektiere Leben, reflektiere Erfahrung, aber das muß ich für mich allein tun. Der Preis für meine Poesie, den ich selber zahle, ist Abgeschiedenheit und Einsamkeit. Ich bin ein phasenweise, sehr einsam lebender Mensch. Wenn ich diese Einsamkeit nicht herstelle, schreibe ich keine Gedichte mehr. Dann aber, wenn es mir gelingt, Gedichte zu schreiben, lebe ich wie in einer Hülle aus Worten. Wie sie in mir entstehen, das geht manchmal über längere Zeit, über Tage sogar, umgeben sie mich ständig.“

Vom Schreiben


Natürlich könnte ich
Auch komplizierter schreiben
Und könnte Dichtung als
Geheimmagie betrieben.
Ich könnte Chiffren erfinden,
die nur fünf Leute verstehn,
Und die anderen wären die Blinden,
Wir sechs allein könnten sehn.
Ich will aber einfach bleiben
Und nah am alltäglichen Wort
Und will so deutlich schreiben,
dass die Leute an meinem Ort
Meine Gedichte lesen
Und meine Gedanken verstehn
Und sagen: so ist es gewesen,
Und das haben auch wir schon gesehn.

Besonders berührend ist der Abdruck handschriftlicher Fassungen einiger Gedichte. Dabei wird der mit den Jahren sanfte Wandel in den Schriftzügen Eva Strittmatters deutlich. Ein Buch für die Seele.
Eva Strittmatter wurde 1930 in Neuruppin geboren. Im Osten Deutschlands hatten ihre Bücher Auflagen von rund 2 Millionen Exemplaren. Im Westen dagegen wurde sie, bis auf wenige Ausnahmen, nicht zur Kenntnis genommen, bemühte sich jedoch auch nicht aktiv um die Gunst der westdeutschen Journalisten. Hermann Kant sagte einmal von der Autorin: ,,Wir haben diese Gedichte nötig.''

Film-Nachlese: Drachenläufer von Marc Forster, Verfilmung des Romans von Khaled Hosseini

Wer das Buch gelesen hat und begeistert war, findet eine sehr buchnahe Vefilmung, die all das transportiert, was der Autor wollte, im gleichnamigen Film von Marc Forster. Wunderbar die kindliche Freundschaft, das betretene Schweigen, Nichtverarbeitenkönnen des Überfalls von Assef auf den gehassten Hazara (ein Stamm in Afghanistan, der traditionell Diener und Arbeiter stellt)  Hassan, der gemeine Versuch Amirs Hassan loszuwerden, die Flucht der Paschtunen (Führungsschicht) Amir und Vater in die USA, der Tod des Vaters, Hochzeit von Amir und im Jahr 2000 die Rückkehr ins Taliban-Afghanistan, um den Sohn von Hassan, Sohrab, aus den Klauen des pädophilen und brutalen Assef zu befreien. Über allem die Drachen und der Drachenlauf von Kabul, der von den Taliban verboten wurde.

Drachenläufer
Originaltitel: The Kite Runner
Drama
USA 2007/ Kinostart GER: 2008

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Interview mit Tony Caulfield, Maler, independant/underground actor, Autor

viereggtext: Was fällt Ihnen zum Thema Kunst ein?
Tony Caulfield: Zum Thema Kunst fällt mir ein, dass die Kunst für mich immer Anziehungspunkt, Anker und Überlebensstrategie war und ist. Ohne die Kunst in all ihren Formen wäre das Leben sehr armselig.
Kunst kann aus dem Unterbewusstsein heraus entstehen, doch das Vorhandensein eines Bewusstseins ist notwendig, um künstlerisch tätig zu sein oder Kunst als solche wahrzunehmen. Wenn wir das eine oder andere tun, dann transformieren wir unsere biologische Existenz in ein Leben, das erst durch die Kunst und die Gedanken und Emotionen, die sie entäußert oder auslöst, bewusst und lebenswert wird.
Das Schaffen von Kunst ist für mich nicht lediglich ein Geschäftszweig, sondern vor allem auch ein Akt der Selbstreflexion und Kommunikation. Meine Bilder und Texte sind Visualisierungen und Entäußerungen von Emotionen und Gedanken. In der Resonanz auf das, was ich schaffe, erkenne ich etwas über mich selbst und andere, was zu neuen Inspirationen, Ideen und weiterem Schaffen führt. Kunst ist somit für mich ein ewiger Fluss, vielleicht sogar eine eigene, lebende Entität, die zum Schaffen weiterer Formen ihrer selbst motiviert.

vt: Was steckt hinter dem Begriff Kunst, was ist Kunst für Sie?
TC: Vielleicht ist Kunst nicht nur das Endprodukt, sondern die Gesamtheit eines kreativen Schaffensprozesses, der mit einer Inspiration beginnt und über die Idee und deren Umsetzung zum "Kunstwerk" führt. Für mich sind Texte, Musik, Gesang, Comedy, Theaterstücke, Filme, Comics und vieles mehr prinzipiell nicht weniger "Kunstwerke" als ein Gemälde, eine Skulptur etc.
Es heißt, Kunst komme von "können" und zweifellos ist die Fähigkeit zur Umsetzung einer Idee auch ein Kriterium zur Beurteilung dessen, was ein Kunstwerk ist. Doch derartige Wertungen bleiben stets subjektiv. Was ich als persönlich als Kunst empfinde und was nicht hängt primär davon ab, ob ich die schöpferische Idee eines Individuums und dessen authentisches Bedürfnis zum kreativen Schaffen im vollendeten Werk verkörpert sehe.
Zudem gehört für mich ein gewisses Maß an Schaffensfreiheit zur Kunst. Design (das sich naturgemäß den Anforderungen der Zielgruppe bzw. des zu bewerbenden Projektes oder der Nutzungsbestimmung eines Produktes unterwerfen muss), malerische Auftragsarbeiten oder Schreinerarbeiten haben das Potenzial, kunstvoll ausgeführt zu werden; doch ganz spontan werde ich mit dem Schaffen von Kunst immer zuerst einen vollkommen freien, von allen Zwängen und Marketingbetrachtungen unabhängigen Vorgang assoziieren.
Eine Künstlerpersönlichkeit schafft in erster Linie das, was sie in just diesem Moment schaffen möchte, um zu entäußern, was sie gegenwärtig berührt. Eine individuelle Innerlichkeit wird nach außen gekehrt und manifestiert sich im Werk. Die Veröffentlichung des Werkes durch Vernissagen, Auftritte, Publikationen etc. führt zu einem Feedback seitens derer, welche das Werk wahrnehmen...und dieses Feedback - egal ob es positiv oder negativ ausfällt - schließt den einzelnen künstlerischen Schaffensprozess meiner persönlichen Empfindung nach erst ab.
(Foto: Tony Caulfield)
vt: Was reizt Sie am meisten?
TC: Mich reizt jeder neue freie Schaffensprozess, in dem ich mich befinde, egal ob ich schreibe, male oder nur in Gedanken beobachte, wie sich neue Inspirationen in Ideen umwandeln. Vor allem reizt mich aber auch immer wieder das Gespräch mit den Menschen, die meine Bilder sehen oder Texte lesen bzw. hören. Reaktionen auf meine Werke wahrzunehmen macht Spaß. Kommunikation macht noch mehr Spaß und inspiriert zur Selbsterkenntnis und zu neuen Ideen und Projekten.
Als ausgesprochen reizvoll empfinde ich im Moment generell den Austausch mit vielen Kunstliebenden und Kunstschaffenden, die ich in den letzten zwei Jahren meines Lebens kennen lernen durfte. Die Künstlergruppe, die sich um die Galerie fingerspitzundkunst in Kaiserslautern geschart hat, inspiriert mich sehr und ich fühle mich glücklich und geehrt, wo ich kann etwas zu dieser Gemeinschaft beitragen zu dürfen.
Auch die vielen neuen Kontakte zu leidenschaftlichen Musikern inspirieren mich. "Music is the soundtrack of your life". Ein Instrument spielen oder singen werde ich wohl nicht mehr lernen (aus Zeit- und Talentgründen), aber vielleicht mal wieder eine CD co-produzieren oder Kunstevents mit Live-Musik mitorganisieren.

vt: Welches Ihrer Werke bedeutet Ihnen sehr viel?
TC: Meist bedeuten mir die jeweils jüngsten Werke mehr als die meisten der älteren Arbeiten, da sie meiner gegenwärtigen Befindlichkeit natürlich näher sind. Aber auch die Emotionen, die einige ältere Bilder und Texte inpiriert hatten, sind mir mitunter noch sehr nahe - und es ist interessant, viele Ideen von damals in neuem Licht zu betrachten.
Um konkrete Werke zu nennen, die mir aktuell viel bedeuten, würde ich zunächst meinen kleinen Beitrag zum Live Painting Event der Galerie fingerspitzundkunst im Black & White Club (Kaiserslautern) anführen. Da habe ich zusammen mit Caro Parsons, Sonja Blügel und Santiago Munoz Prado an einem Wandgemälde mit Ozean-Thema gearbeitet. Mein Motiv ist ein lila Tauchhund, der ein kleines Seezebra reitet...
...und wenn die beiden auch nicht eindeutig meinen eigenen Stil repräsentieren, so machen sie mir große Freude, weil sie von den Kindern, die oft dort vor der Wand spielen, sehr gemocht werden! Das ist natürlich toll!
Und noch ein Gemälde muss ich hier nennen: "alwella chasing the dragon".
"Den Drachen jagen" ist als Spiel mit der Doppelbedeutung dieser Phrase zu verstehen, welche auch eine Art des Konsums von Opium bezeichnet. Alwella ist der Name einer liebenswerten Figur aus der Geschichte "Der Schal", die in meinem ersten Buch "Das Buch des Wahns", einer Sammlung von Horror-/Fantasy-Kurzromanen, enthalten ist. Sie wurde von der realen Person einer äußerst introvertiert wirkenden jungen Dame inspiriert, mit der ein Wort zu wechseln ich nie die Freude hatte und die eine Momentaufnahme geblieben ist. Es reizte mich, die so geborene Figur nach Jahren noch einmal ganz anders in Szene zu setzen: sich der Stimmung und Eigenwelt eines Opiumrausches hingebend, wie es noch bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts in einem "Opium Den" in London oder in New York City's Chinatown möglich gewesen wäre.
Viele der Figuren in meinen Bildern oder Geschichten sind von realen Personen inspiriert. Schwer zu sagen, warum manche davon mich noch heute reizen und immer wieder mal in meinen Arbeiten auftauchen. Das ist die Diktatur des Unbewussten, der ich mich willig ergebe, und gerade diese Arbeiten bedeuten mir dann auch meist sehr viel.


Aktuell: Am  31. Okt. 2009 präsentiert die Galerie fingerspitzundkunst, Kaiserslautern, um 18.00 Uhr die 2. Halloween-Lesung des Autors Tony Caulfield aus seinem neuen, noch unveröffentlichten Kurzroman "Der Fluch und Niedergang des Hauses Voltar: Die Abessinischen Greuel".




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Montag, 12. Oktober 2009

Rheinland-pfälzische Künstler: Otmar Alt - Maler, Grafiker, Bildhauer und Designer - noch bis 5. Dez. 09 in Völklingen


Wer Otmar Alt hört denkt sofort an seine eigenwilligen bunten Bilder und Objekte oder fragt sich, wer das ist. Otmar Alt, *17. Juli 1940 in Wernigerode, ist heute einer der erfolgreichsten deutschen Künstler der Gegenwart.
Er studierte Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin und war Meisterschüler bei Prof. Hermann Bachmann. Typisch für diese Zeit war der abstrakte Expressionismus. Aus der Abstraktion heraus fand Otmar Alt seinen eigenen Weg. Schon früh überrascht er mit phantasiereichen Titeln, z.B. Baldi der Fröhliche, 1965, Bildnis des König Wolke mit seiner grünen Ziege, 1966. Seine Vorliebe für intensive Farben und bald auch für klar definierte Formen und Konturen aus der Tier- und Pflanzenwelt setzte sich durch.
Eine Art Markenzeichen Otmar Alts werden Mitte der 1960er Jahre die, in ihren präzisen Umrisslinien und Farbfeldern fast an Drucke oder Pop Art erinnernden "Puzzlebilder". In vielen Einzeldarstellungen und kleinen Geschichtchen vermittelt sich das gesamte Bild. Otmar Alt erzählt Fabeln von der "Seltsamkeit des Lebens".
(Fotocollage: viereggtext)
Der Experimentierlust und dem Schaffensdrang des vielseitigen Künstlers sind keine Grenzen gesetzt. Die Auseinandersetzung mit immer neuen Materialen und Techniken ist für ihn eine Herausforderung. So entstehen neben Gemälden, Grafiken und Skulpturen auch Kinderbücher, Plakate, Wand- und Fassadengestaltungen, Springbrunnenanlagen, Bühnenbilder, Designerarbeiten etc. Otmar Alt findet man auch auf Telefonkarten, Porzellan, Autos, T-Shirts, Regenschirmen oder Kinderspielzeug. Aus einfachen Gebrauchsgegenständen macht er kleine Kunstwerke.
Otmar Alt erhielt als Anerkennung für seine Arbeit zahlreiche Auszeichnungen, 1967 z.B. bereits den "Franz Rohe Preis" für "König Wolke". Später die Ernennung zum Ehrenbürger des Ruhrgebietes 1994 und das Bundesverdienstkreuz 1998. Zahlreiche Ausstellungen und Projekte im In- und Ausland verdeutlichen, dass Otmar Alt heute zu den erfolgreichsten deutschen Gegenwartskünstlern zählt. Seine Arbeiten findet man in zahlreiche öffentlichen und privaten Sammlungen. 
"Kunst kommt von Künden", meint Otmar Alt. Mitteilen, darüber reden und die Menschen ansprechen. 
LINK


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Offene Ateliers Rheinland-Pfalz: Hannelore (Hertje) und José Berlanga, Altleiningen



Einladung an alle Kunstfreunde!
 



(Hannelore Hertje-Berlanga)

Herbstausstellung 2009 bei José und Hannelore Berlanga 



Jeden Samstag und Sonntag, von 14 bis 17 Uhr,
Atelierbesichtigung und Vorstellung der Werke

Tel. Terminabsprache unter 06356-5032.

Link

Dienstag, 6. Oktober 2009

Rheinland-pfälzische Künstler: Katrin-Maria Walter - Schmuck aus Idar-Oberstein

Auf dem St. Wendeler LebensArt-Markt 2009 für Sie von viereggtext entdeckt und von der Eigenwilligkeit in der Gestaltung fasziniert, bat ich die Künstlerin, etwas über Ihren Schmuck, vor allem über den hier gezeigten, zu schreiben. Hier ihre ausführliche Darstellung:

Begegnungen, Eindrücke und Spuren“
gefertigt aus Edelstahl, von Hand ausgesägt, gebogen, mattiert, ineinandergesteckt und schließlich verlasert
von Katrin Walter ( Goldschmiedemeisterin, staatl. gepr. Schmuckgestalterin )
Um etwas über meinen Körperschmuck zu schreiben, muss ich zunächst einmal über die Hintergründe, das vorherige Auseinandersetzen mit dem Thema sprechen. Denn ich möchte nicht nur etwas über dieses Schmuckstück schreiben, sondern es ist mir wichtig, allgemein etwas über das Gestalten von ungewöhnlichem, manchmal hintergründigem Schmuck - über all das, was an Überlegungen vorausgeht - dem Träger oder auch in diesem Fall dem Leser zu vermitteln.

(Alle Fotos: Katrin Walter)






Meine ungewöhnlichen Kreationen - und so auch dieser Körperschmuck - entstanden hauptsächlich während meiner Ausbildung zur Schmuckgestalterin auf der Zeichenakademie in Hanau. Hier wurde es mir zum ersten Mal bewusst, dass mein zukünftiges Schmuckschaffen etwas ganz Besonderes sein soll. Ich weigerte mich von nun an vehement dagegen, Schmuck zu kreieren, der sich nur wenig von anderen schon oft gesehenen Stücken oder gar der Massenware unterschied. Ich lernte, dass jeder Stein, jede Perle, jedes Material seine Bestimmung und seine Zugehörigkeit im Schmuck finden muss. Es muss einen Grund geben, warum die Dinge genau so und nicht anders zusammengestellt und verarbeitet werden. Sei dieser nun tiefgründiger Natur oder einfach, weil er logischen gestalterischen Gesetzen folgt. So entwickelte ich meine eigene Schmucksprache, einen eigenen Stil, mit dem ich die Träger ein wenig verzaubern möchte, denn schließlich tragen sie ja auch die kleinen, versteckten oder auch offenen Geschichten, Gedanken und Ideen mit sich oder besser an sich.
Nicht selten lässt sich ein Kunde dann dazu hinreißen, sein ganz persönliches Schmuckstück anfertigen zu lassen, in welchem dann s e i n e Gedanken, Ideen und Hintergründe eine Rolle spielen. Dann bin ich nur noch der Vermittler, Berater und Handwerker, der um die Umsetzung dieser Wünsche bemüht ist. Dann schlüpfe ich in die Rolle des Zuhörers und der Kunde in die des Geschichtenerzählers. Und schon macht der alltäglich, vielfach gesehene, immer gleich wirkende Schmuck dem individuellen Schmuckstück Platz, mit welchem der Träger sehr viel tiefere Emotionen verbinden und sich vor allem damit identifizieren und ausdrücken kann. Es spielt keine Rolle, aus welchem Material, welcher Farbe, welcher SchmuckArt es ist. Es geht um den ganz persönlichen Wert und dass das Schmuckstück in irgendeiner Weise das Herz oder das Wesen des Trägers berührt.

Nun zu der eigentlichen Schmuckgeschichte zu “Begegnungen, Eindrücke und Spuren”. Diese Arbeit erforderte sehr viel vorheriges Recherchieren über die Frage, was Begegnungen in meinem Leben, aber auch im Leben allgemein bedeuten. Über das Nachforschen, ob diese immer Hand in Hand mit Eindrücken gehen oder ob die notwendige Konsequenz immer Spuren sind, die in irgendeiner Weise hinterlassen werden. Schnell stolperte ich dabei über ein Zitat des Philosophen Martin Buber: “Alles wirkliche Leben ist Begegnung“.
Lange machte ich mir darüber Gedanken: Machen Begegnungen mein oder allgemein d a s Leben aus? Beeinflussen sie so stark, dass sie dem/ der Einzelnen eine andere Richtung geben können? Ihn oder sie lenken?
Zuerst versuchte ich persönlich mich ganz stark dagegen zu wehren, denn schließlich weiß ich doch, was ich will, bin kein kopfloses Ding, dass sich einfach so in eine Richtung drängen oder sich verbiegen lässt!
Aber schon schnell musste ich mir eingestehen, dass da doch etwas Wahres dran ist: Es gibt so viele Situationen, in denen ich vielleicht anders gehandelt hätte, wäre ich dem ein oder anderen nicht begegnet - mal war dies positiv, mal negativ.
Man verbindet so viele Emotionen mit Begegnungen, welcher Art auch immer. Allein die vielen unterschiedlichsten Bezeichnungen für so viele verschiedene Begegnungen erzählen schon davon: Da gibt es beispielsweise die stürmische Begegnung, die schicksalhafte, die flüchtige, die komische, die zufällige, die beiläufige, die tiefe, die intensive, die rührende, die traurige … und so könnte man beinahe endlos fortfahren. Da die Emotionen so eng verbunden sind mit Begegnungen, sind die Eindrücke, die man von einem Menschen, einem Zusammentreffen hat, auch sehr mannigfaltig und hängen unmittelbar mit diesen zusammen. Auch hier könnte man wieder unzählige auflisten: Ein flüchtiger Eindruck, ein gehetzter, ein ruhiger, ein tiefgründiger, ein lustiger, ein introvertierter, ein extrovertierter, ein liebevoller, ein liebenswerter, ein zerstreuter, ein schlauer, ein lebendiger, ein trauriger …
Aber nur wenige - und meiner Meinung nach sind dies die tiefen, engen Kontakte, die man aus intensiven Begegnungen knüpft - schaffen es, nachhaltige und tiefe Eindrücke und somit auch Spuren zu hinterlassen.
Sie begleiten uns in unserem Leben, mal eine Zeit lang, mal etwas länger ... und andere für immer. Wir verbinden damit Emotionen, wie Glück, Hoffnung, Leid, Angst, Sehnsucht, Liebe… und daraus besteht unser gesamtes Leben und wir lassen uns davon leiten und beeinflussen. Und das nicht zu einem unerheblichen Teil! Es stimmt also: “Alles wirkliche Leben ist Begegnung!“
Anders sieht dies aus bei flüchtigen Begegnungen. Begegnungen, die uns jeden Tag geschehen, uns aber nicht im Gedächtnis bleiben, uns also somit auch nicht beeinflussen oder in irgendeiner Weise Spuren hinterlassen.
Zahlenmäßig liegen diese deutlich über den tiefen Begegnungen, die uns nachhaltig verändern oder beeindrucken. Man stelle sich vor, wie vielen Menschen wir begegnen im Alltag, auf der Straße, im Großstadtgetümmel!
Von einigen nehmen wir zumindest etwas wahr - aber nur flüchtig eben. Die alte, zerbrechliche Frau gleich um die Ecke, die sich jeden Tag mit einem viel zu schweren Korb nach Hause schleppt, die resolute, gehetzte Frau vor der Kasse, die den überforderten Kassierer anhält, doch bitte schneller zu machen … Auch diese Begegnungen sind d a s  w i r k l i c h e  L e b e n. Selbst wenn sie uns nachhaltig nicht so sehr beeinflussen. Selbstverständlich gibt es auch hier sicher die ein oder andere Ausnahme: Der Kassierer wird sicherlich genervt sein, wenn er das nächste Mal dieser ihm noch vor wenigen Minuten unbekannten Dame begegnen wird, oder er wird sich für die Zukunft merken, dass er einen Zahn zulegen muss, um nicht noch einmal so angefahren zu werden… Von all diesen Zwischenmenschlichkeiten, dem Leben an sich - eben den Begegnungen, Eindrücken und Spuren erzählt mein Schmuck.

Zuerst zu der Art des Tragens:
Man trägt das Schmuckstück um den Hals am Körper - befestigt ihn mit Nadeln so, wie man es möchte. Denn schließlich begegnet man doch jeden Tag überall jemandem - oder gibt es ein Begegnungsorgan? Ist der Kopf dafür zuständig, das Herz, die Arme, Beine, die Hände oder Füße? Die Augen, der Mund, die Nase, die Ohren? Wahrscheinlich spielt alles irgendwie eine Rolle - also trage ich ihn am Körper: Irgendwo dort, wo ich meine, dass er zu mir passt!
Als Betrachter des Schmuckes schaut man zuerst in große hochglanzpolierte Edelstahlschälchen, die für mich symbolisch für den Spiegel der Seele, das “Ich“ (also den Träger des Schmuckes) stehen. Über diesen Schälchen kreuzen sich feine Drähte, die für die Wege stehen, die mal jemand betreten und sich vielleicht auch im Inneren der Seele “der Spiegelschale“ widergespiegelt hat (in der Vergangenheit). Oder diese betreten kann (... in der Zukunft). An anderen Stellen begegnen sich Menschen oder eine Silhouette “läuft“ den Weg entlang hinein ins Innere, bereit einen Eindruck zu hinterlassen und seine Spur widerzuspiegeln im Andern. Kleine und große Silhouetten stehen neben und übereinander, sie sind ganz verschiedenartig von mir gestaltet. Mal wirken sie groß, mal klein, mal zerbrechlich und zart, zerrissen, gespalten, ineinander untrennbar verflochten… Andere wirken stark auf den ersten Blick, sehen aber im Spiegel ganz anders aus: Der erste Eindruck täuscht … Die Silhouetten besitzen keine wieder erkennbaren oder personifizierten Mimiken oder Gestiken. Man könnte nie sagen, dass man den ein oder anderen darin von der Figur oder dem Aussehen erkennt.
Und trotzdem bin ich mir sicher, dass man sich als Betrachter an Personen erinnert, die ihm so im Leben begegnet sind, den Weg zu ihrem Inneren gefunden und dort Eindrücke und Spuren hinterlassen haben.
Und immer wieder spiegelt man sich als Betrachter in den “Schälchen“. Vorbeigehende Menschen tauchen im Schmuck auf und verschwinden wieder, spielen für eine Zeit lang eine Rolle und verändern den Schmuck ständig. Zusammen mit den Silhouetten entsteht ein ganz individueller Schmuck. Der Schmuck bewegt sich und lebt mit und in der Begegnung … und er erfüllt somit für mich die Aufgabe, eine kleine Geschichte, Gedanken oder auch eine Idee zu transportieren.
Katrin Walter


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Samstag, 3. Oktober 2009

60er-Party mit The Rattles - back to the 60s für ganze 4 Stunden!

(Foto: viereggtext)

2. Okt. 2009: FeelPeel Kaiserslautern machts möglich: Ein Abend mit 60er-Jahre-Musik und -Kleidung und dem Höhepunkt des Abends - The Rattles, Hamburgs legendäre Beatformation, die als die Beatles Deutschlands gelten.

Nach Einstimmung auf die 60er-Jahre mit dem rührenden Elvis-Presley-Double und dem dynamisch-lasziven Paso (Doble) Double Jessica Niemann (Tanz) und Kori Hikaru, die international changierend ihre rauchige Stimme und geschlechterrollentauschende und herausfordernde Erscheinung gekonnt in Szene setzte, folgte die Mode-Dancegroup "Remix" aus dem wunderschönen hessischen Butzbach (das bis vor kurzem die Besonderheit hatte, dass über 40 Straßennamen durch die geschichtliche Entwicklung doppelt waren ;-). In einer agilen Boys meet Girls-Nummer erlebte der Zuschauer die Kleidung aus den Sixties bis hin zu den typischen Tanzkleidchen der Zeit. Der anschließende atemlos verfolgte Auftritt von 3 sexy Catwalkerinnen im hautengen Emma-Peel-Look (FeelPeel's Catsweets) mit witzigen, frechen, erotischen und klassischen, auch an die 20s und 70s erinnernden Reminiszenzen, leitete zum Hauptteil über: The Rattles.

Mit einem fetzigen Potpourri ihrer Anfänge und Erfolge führte das Team mit dem virtuosen E-Guitarspezialisten Manfred "Manne" Kraski (Gitarre/Gesang), dem Power-Drummer Dicky Tarrach, dem Altrocker und Anheizer-Moderator Herbert Hildebrandt (Bass/Gesang) und dem stimmgewaltigen Turboanheizer und Frontman Eggert Johannsen (Gitarre/Gesang) sicher und begeisternd durch den Abend.

Die 4 Hamburger Jungs und ihre fantastische Karriere waren plötzlich wieder da, Musikgeschichte mit den Rattles, gemeinsames Üben mit den Beatles in St. Pauli, Charterfolge in Großbritannien, gemeinsame Konzerte mit Everly Brothers, Little Richard, Rolling Stones, The Who, The Beatles und Bo Diddley. Alle Erfolge live auf der Bühne, krönender Abschluss mit "The Witch", einem großen Hit von 1971.

Wer mehr wissen möchte, kann sich ihr neues Buch kaufen, Live-CDs und vieles mehr. Das Buch gibt es im Buchhandel oder bei Grosser + Stein GmbH, Buch + Medien, 07231-75087, unter dem Titel: "The Rattles - Die Story: And the Beat Goes on" (Gebundene Ausgabe) von Werner Walendowski (Autor).


Hörprobe:
Rattles Hitmix 60s
Sha-la-la-la-le
The Witch 1971
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Mittwoch, 30. September 2009

Film: Pedro Almodóvars Zerrissene Umarmungen




Zerrissene Umarmungen (Originaltitel: Los Abrazos Rotos), Noir-Melodram, Spanien 2009, Regie: Pedro Almodóvar
(Foto: TOBIS)

Dieser Film mit der 34-jährigen Penélope Cruz, der vierte des Regisseurs mit ihr, bietet eine ganz besondere Mischung aus Drama, Tragödie und Komödie mit schwarzen Klecksen. In Europa schon lange ein Geheimtipp, schaffte es Penélope Cruz in den
USA bislang nicht, die Aufmerksamkeit stärker auf sich zu ziehen. Dieses Jahr allerdings erhielt sie bei der Oscar-Verleihung eine Würdigung ihrer Leistung in Woody Allens Vicky Cristina Barcelona
als beste Nebendarstellerin. In Europa verschaffte ihr Pedro Almodóvar in Alles über meine Mutter
, Sprich mit ihr
, Volver
die Möglichkeit, wirklich zu zeigen, wie facettenreich sie spielen kann. Auch in diesem Film überzeugt sie durch eine hervorragende schauspielerische Leistung.

Bei Almodóvar herrscht immer ein reges Verweilen in Nebensächlichem oder Verträumtem, die eigentliche Handlung zieht fast wie unwichtig vorbei. Auch hier eine wilde Geschichte um den Regisseur Mateo Blanco (Lluís Homar) und die wunderschöne Lena Rivero (Penélope Cruz) die zur Hauptdarstellerin in seinem neuen Film „Frauen und Koffer“ und in seinem Leben wird. Lena ist zwar vergeben, sie lebt mit einem Superreichen zusammen, der sie abgöttisch verehrt und begehrt, aber auch sie entdeckt ihre Liebe zu Mateo und versucht Ernesto Martel (José Luis Gómez) zu verlassen. Dieser wittert die Gefahr, rettet auf Bitten Lenas als Produzent Mateos Film und schickt seinen (schwulen) Sohn (Rubén Ochiandano) zu Dreharbeiten für einen Dokumentarfilm mit Kamera auf Beweissuche in die Produktion. Die Filme werden ohne Ton gedreht und täglich mit einer Expertin für Lippenlesen von Ernesto analysiert. Lena teilt ihm schließlich ihre wahren Gefühle für Mateo mit, will gehen und wird ab diesem Zeitpunkt mit Gewalt zurückgehalten. Als sie mit Mateo verreist, nutzt Ernesto die Gelegenheit, das Filmmaterial zu verändern, um beiden einen Riesenflop am Tag der Premiere zu verschaffen. Dies gelingt ihm auch, der Film fällt abgrundtief durch, aber Ernesto wird seine Frau nie mehr wiedersehen, denn sie verunglückt tödlich. Mateo wird dabei blind, ändert seine Identität und lebt sein Leben nun in Trauer und Liebe zu Lena als blinder Schriftsteller Harry Cain mit seiner Agentin Judit (Blancs Portillo) und ihrem Sohn Diego (Tamar Novas). Eines Tages steht Martels Sohn plötzlich mit der Bitte vor ihm, den Dokumentarfilm mit Harry Cain zu Ende bringen zu wollen. Diese Gegenwartshandlung steht zu Beginn des Filmes, von dieser Warte aus wird die Vergangenheit aufgerollt, der Flop-Film von damals neu gesichtet. Mateo wird klar, was Ernesto getan hat, und Diego schmiedet mit Mateo/Harry Cain Pläne, wie der Film von damals rekonstruiert zum Erfolg führen könnte ...


TRAILER
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Donnerstag, 24. September 2009

20 Jahre Mauerfall - Rückblick Buch: Günter Grass: Unterwegs von Deutschland nach Deutschland

(Foto: VivaoPictures, Berlin, November 1989)

Günter Grass: Unterwegs von Deutschland nach Deutschland, Tagebuch 1990

Steidl Verlag, Göttingen 1990

(Günter Grass, 1927 in Danzig geboren, wurde nach einer Steinmetz-, Bildhauer- und Grafikausbildung als freier Schriftsteller tätig. Durch viele seiner Bücher und die Zugehörigkeit zur "Gruppe 47", besonders aber durch die 1959 erschienene „Blechtrommel“ prägte er wesentlich die Literaturlandschaft der BRD mit. Weitere wichtige Werke sind: „Aus dem Tagebuch einer Schnecke“, „Der Butt“, „Die Rättin“, „Unkenrufe“, „Ein weites Feld“, "Mein Jahrhundert“, "Fünf Jahrzehnte", "Im Krebsgang und das grafische Gesamtwerk „In Kupfer, auf Stein“, „Letzte Tänze“, „Beim Häuten der Zwiebel“, „Die Box“ u.v.a.m. 1999 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Damit würdigte die Akademie auch die Verbindung von Politik und literarischem Schaffen in seinen Werken.)

(Leipzig/UA) In die Feiersuppe wolle er ihnen mit dem Buch spucken... In den Taumel, der wegen des Jahrestages der Wiedervereinigung anhob und fortschreitet...

So ungefähr äußerte sich Günter Grass während einer Lesung anlässlich der Leipziger Buchmesse im März 2009 im Oberlichtsaal der Stadtbibliothek auf die Frage, warum er seine Tagebücher von 1990 veröffentlicht hätte. Günter Grass setzt mit seinem Bericht seine autobiografischen Veröffentlichungen wie „Beim Häuten der Zwiebel“ und „Die Box“ fort.

Der Nobelpreisträger beharrt auf seiner Einmischung in politische Fragen des deutschen Landes. Wie ein Seher legt er immer wieder den Finger auf die Wunde... Er erweist sich als genauer Beobachter, nimmt kleine Schwankungen in den Entwicklungen der Ereignisse sofort wahr und analysiert sie in seinen Aufzeichnungen. Am 20. Januar 1990 protokolliert er: "Alle Nachrichten aus der DDR bestätigen die Mühsal des Alltages nach dem großen Aufschwung der Revolution." An mehreren Stellen notiert Grass, dass an der Frage der deutschen Wiedervereinigung alte Freundschaften zu scheitern drohen, "es fiel mir nicht leicht", so berichtet er von der Tutzinger Tagung der Schriftsteller, "Willy Brandt grundsätzlich zu widersprechen."

Er erzählt über einen Besuch bei Christa Wolf und seinen Einsatz für die Schriftstellerin, die sich zu dieser Zeit einer Medienkampagne ausgesetzt sah.

„Unser Besuch bei den Wolfs bestätigt mir, dass es richtig war, in der gegenwärtigen Kampagne für sie Partei zu ergreifen, wie zuletzt in dem „Spiegel“-Gespräch, das morgen erscheinen wird. Merkwürdig, wie sie dominiert, wenngleich Gerhard Wolf den klareren Kopf beweist, doch hält er zumeis seine Meinung zurück; ein eingespieltes Ritual. Zwischendurch Gesprächsfetzen über Träume, Enkelkinder, den Fischer vom nahen See, der seinen Fischfang nicht mehr in der Gaststätte loswird, weil (nach Einführung der DM) keine Gäste mehr kommen...“

In Schwerin 1990 notiert er: „Nach wenig Schlaf: Lautsprecher stehen im Land. Einheit heißt ihr Gebot. Jetzt gilt es leise zu sein, damit wir einander und auch die nächste Sturmwarnung nicht überhören.“

Er ist bei aller Skepsis neugierig auf das neue Deutschland, er fährt nach Leipzig zu Pfarrer Führer, mit dem es auf der Lesung 2009 zur Buchmesse ein Wiedersehen gab, und Dresden. In Altdöbern zeichnet Grass die vom Braunkohletagebau geschundene Landschaft. Er entwirft Reden und gibt Interviews. Die Novelle „Unkenrufe“ nimmt Form an, die Recherchen zur Treuhand finden sich 1995 in „Ein weites Feld“ wieder. Der Schriftsteller unternimmt zahlreiche Reisen nach Kopenhagen, Oslo, Paris und Prag. Der Mittsechziger Grass schont sich nicht, feiert Feste, muss zu einer Operation ins Krankenhaus, erzählt über seine Zeit zu Hause in Behlendorf, pflanzt in Portugal Kakteen und nutzt die Ferienaufenthalte auf der dänischen Insel Møn zum Zeichnen und Schreiben. Im Sommer des Jahres 1990 erhält Grass einen Ehrendoktor der Universität seiner Heimatstadt Danzig. "Unterwegs von Deutschland nach Deutschland" gestattet einzigartige Einblicke in sein Privatleben, seine Arbeitsprozesse und sein politisches Engagement.

Ute Apel

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Freitag, 18. September 2009

Offene Ateliers der rheinland-pfälzischen Künstler: Lydia Oermann, Siebdruck, Trier


Lydia Oermann, nach einem Romanistikstudium mit Staatsexamen seit 1985 als Künstlerin, Redakteurin, Kulturarbeiterin und pädagogische Fachkraft tätig, hat große Erfahrung im Siebdruck und in der Kunstfotografie.

Ihre Druckwerke lassen Ornamente, Muster, Silhouetten und Farben in einer modernen plakathaften Sprache sprechen und ihre Fotos experimentieren mit Design und Technik. Sie blickt auf etliche Ausstellungen und Projekte im Trierer Großraum und Luxemburg zurück. Mit dabei das Projekt "Viehmarkt ans Licht gebracht", 2000, in dem die Geschichte des Viehmarktes multimedial zu erleben war, und eine große Prallwand in der Trierer Turnhalle des AVG/MPG. Zurzeit betreibt sie mit fünf anderen Künstlern zusammen das Kunsthaus Alte Druckerei in der Alkuinstr. 35, 54292 Trier.

Ihre Künstlerkollegen sind Klaus Berghaus – Malerei, Liane Deffert - Malerei und Plastik, Jutta Limburg - Malerei und Plastik, Johannes Oberdorf – Fotografie, Anja Streese – Siebdruck.

Dieses Wochenende am 19. und 20. September 2009 öffnen sie und ihre Kollegen die Ateliers und zeigen neue Arbeiten. Lydia Oermann gibt ihren Gästen von Samstag, 14 Uhr, bis Sonntag, 19 Uhr, einen Einblick in die Technik des Siebdrucks.

Ansonsten kann der Interessierte auf Kurse in Siebdruck und Aquarell in der Siebdruckwerkstatt bei Lydia Oermann zurückgreifen.


Links:

Lydia Oermann, Kunsthaus Trier