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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Sonntag, 12. März 2017

Wie war's bei LES TROYENS / DIE TROJANER von Berlioz in Frankfurt a.M.?

Cassandra   (c) Barbara Aumüller

Louis Hector Berlioz, geboren am 11. Dezember 1803 in La Côte-Saint-André, Département Isère und gestorben am 8. März 1869 in Paris, hatte vor wenigen Tagen seinen 148. Todestag. Er gilt den Franzosen als wichtiger Vertreter der romantischen Musik, obwohl er selbst sich nicht als Romantiker sah. Seine Oper "Les Troyes/Die Trojaner" komponierte er zwischen 1856 und 1858, überarbeitete sie allerdings bis 1864 noch weiter. Die Libretti der beiden Teile der Oper (I: 1. und 2. Akt bzw. II: 3.-5. Akt) stammen ganz aus seiner Feder. Berlioz hat zu Lebzeiten NIE eine komplette Fassung seiner Mammutoper, für ihn ein Poème lyrique, erlebt. 1863 wurde zwar der zweite Teil der Oper aufgeführt, nicht jedoch in der "Paris Opéra", die zögerte bereits fünf Jahre, sondern im Privatheater "Théâtre Lyrique" von Léon Carvalho, der starke Kürzungen und Eingriffe vornahm - der erste Teil aber erst zehn Jahre nach seinem Tod. Die erste Gesamtaufführung, an zwei Tagen allerdings, fand 1890 in Karlsruhe statt und die erste Gesamtaufführung am Stück 1950 in Boston. Berlioz hatte einen Hang zum Monumentalen, was natürlich auch eine Kostenfrage für die Opernhäuser war. Er verstand die Bühne wie ein riesiges Instrument, auf dem er spielt. Er hatte bei einigen Werken Mühe, die manchmal an die 1000 erforderlichen Sänger/innen und Musiker zusammenzutrommeln, um zu üben. Gerade der Chor der trojanischen Frauen ging in seiner Absicht schon in die Hunderte. Frankreich feiert ihn heute ähnlich wie wir Wagner.


Cassandra sieht das Unheil   (c) Barbara Aumüller

In der Frankfurter Oper hat der geneigte Opernbesucher zurzeit beste Gelegenheit, dieses sehr beeindruckende Werk in einer sehr, sehr überzeugenden Inszenierung mit einem feudalen, antiken und wagnerianisch anmutendenen Bühnenbild, einem riesigen trojanischen Pferd und einer großen (aber dennoch stark reduzierten) Anzahl an künstlerischen Mitarbeitern zu erleben. Die 4-Stunden-Oper hat unter der Leitung von John Nelson eine so starke musikalische Lebendigkeit und Bandbreite, in der Inszenierung von Eva-Maria Höckmayr ein eindringliches dramatisches Geschehen, auch wenn die Handlung nur ein Destillat des ursprünglichen Heldenepos der Trojanerlegende ist, dass die Komposition in der Grundlage erstens die Spannung auf richtigem Niveau halten kann, zweitens keine Abstürze zeigt und drittens den Stoff doch vermittelt. Die Stimmen ein Genuss, ganz vorne und bejubelt die Spitze mit Cassandra (Tanja Ariane Baumgartner), Dido (Claudia Mahnke) und Aeneas (Bryan Register). Die Einlagen der Tänzer wirken nicht nur kommentierend, sondern auch und sehr stark als ein ästhetischer Genuss, nicht zuletzt durch die Kostüme und Masken.

Die Regie hat den Trojaner-Männern braun-pastellige Hitlerjugend-Uniformen (ohne Embleme) mit kurzen Hosen angezogen, um die Glorifizierung von Sagenhelden und Göttermenschen zu exponieren, wie es in der Ideologie der Nazis in der allgemeinen Propaganda, vor allem auch in Schulen und Universitäten verbreitet wurde. Man kann sich darüber streiten. So werden durch die Idee der Imperiumsfanatiker die sagenhaften Gründer des späteren römischen Reiches beleuchtet, das ja Jahrhunderte hielt im Gegensatz zu den maximal fünfeinhalb Jahren Blitzbesetzungen von europäischen, euroasiatischen und afrikanischen Ländern mit Massenmorden an Minderheiten enormen Ausmaßes, wie es die IS heute in kleinerem arabischem Rahmen betreibt, und Vertreibung der Hitlerarmeen bei gewaltigem Aufmarschszenario zu Hause bis zur Kapitulation. 

Berlioz war ein belesener Mensch, ein Liebhaber der Literatur, so hatte er seinen Vergil und Shakespeare gut gelesen und bewegte sich einmal frei, einmal quellentreu entlang Vergils "Aeneis" und holte sich bei Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" die Liebesszene von Jessica und Lorenzo für Aeneas und Dido dazu. Aeneas ist ein konfuser Held, er weiß nicht so ganz was tun, bis er durch Hectors Erscheinung erfährt, dass er der Begründer eines riesigen Imperiums werden soll. Diese Prophezeiung setzt er in die Tat um, Merkur erinnert ihn noch mal in einer "Timer-Funktion" beim Liebespiel mit Dido daran, und verlässt nicht nur seine trojanische Frau, sondern auch die Herrscherin von Karthago, Dido, um den Plan zu erfüllen. Er weiß, dass er dabei den Tod finden wird, aber todessehnsüchtig bewegt er sich und seine Flotte darauf zu. 


Verzweifelte Dido   (c) Barbara Aumüller

Die Frauen haben bei Berlioz eine tragische Rolle. Cassandra, die Seherin, der keiner glaubte, obwohl das Pferd, vor dem sie warnte, das Ende Trojas war, fordert von den Trojanerinnen ihre Ehre zu bewahren, indem sie sich umbringen, anstatt sich den Griechen hinzugeben, viele folgen ihr in den Freitod. Dido in Karthago fühlt sich so betrogen von Aeneas, dass sie sich mit seinem Schwert umbringt. Eine unkluge Entscheidung der einst so gefeierten und geliebten Herrscherin, Liebeskummer und Entehrungsängste machen es möglich. Ihre Gefolgsleute schwören bei dieser Gelegenheit die Jahrhunderte dauernde Fehde zwischen Karthago und Rom.

Ein Meisterwerk der Musikgeschichte, undenkbar ohne Vergils Dichtung und Vergil überbietend in der Tiefe der Kunst.


OPER FRANKFURT A.M. --- MÄRZ 2017

FR 03. DO 09. SO 12. SA 18. SO 26.

Samstag, 11. März 2017

Fantasien zur Nacht (Video): Aussichtslos?





Extrait 1

Die kaputten Fukushima-Meiler gestern und heute

Japanische und internationale Experten hatten ihre Meinungen und Ratschläge zur weiteren Abwicklung des Wiederaufbaus der Katastrophenregion rund um Fukushima im Jahr 2014 so festgehalten:

Es sollte nicht nur die Zahl der Heilbetreuer erhöht werden, die für die Opfer der Naturkatastrophe vom 11. März 2011 mit nachfolgender Havarie des Atommeilers Fukushima Daiichi da sind, sondern die Entscheidungen der Betroffenen über ihren zukünftigen Wohnort dringend zu akzeptieren. Das Megabeben der Stärke 9,0 und anschließendem Tsunami im Nordosten Japans hat 19.000 Menschen getötet.

In ihren Handlungsempfehlungen raten die Experten, die Entscheidung der Menschen in den nach der Katastrophe eingerichteten Notunterkünften, ob sie in ihre Heimat zurückkehren wollen oder sich an einem dritten Ort ein neues Lebensumfeld aufbauen wollen, unbedingt zu respektieren.

Sie appellieren, die betroffenen Katastrophenopfer auf dem Entscheidungsweg aktiv zu begleiten und sie mit den nötigen Informationen zu versorgen.

Hintergrund der Forderung ist, dass noch immer viele der aus Kommunen innerhalb der 20-Kilometer-Sperrzone rund um das Atomkraftwerk Fukushima evakuierten Bewohner in Notunterkünften leben - eine für japanische Verhältnisse ungewohnte soziale Situation, die bis hin zur teilweisen gesellschaftlichen Stigmatisierung der betroffenen Menschen führte.

Adäquate Infrastruktur notwendig

Um überhaupt den Menschen in Notunterkünften den Weg zurück in ihre Heimat zu ebnen, ist es nach Einschätzung der Experten wichtig, den lokalen Arbeitsmarkt zu stärken und für eine adäquate sichere Infrastruktur inklusive Bildungseinrichtungen und medizinischer Versorgung zu sorgen.

Die Katastrophenregion musste einen massiven Arbeitsplatzabbau hinnehmen, da viele Firmen ihre zerstörten Produktionsbetriebe aus Furcht vor zukünftigen Katastrophen ähnlichen Ausmaßes in anderen, sichereren japanischen Regionen oder im Ausland wiederaufgebaut haben.
Somit ist die Region noch stärker als zuvor von der Fischerei und dem Tourismus abhängig, wobei beide Branchen durch die Diskussion um die radioaktive Belastung zu Wasser und zu Lande einen beträchtlichen Imageschaden wegstecken mussten.

Und heute?
In Fukushima herrscht zurzeit die höchste radioaktive Strahlung seit dem Super-Gau!

Auf dem Gelände des durchgeschmolzenen japanischen Atomkraftwerks Fukushima ist nach Angaben des Betreibers die höchste radioaktive Strahlung seit der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe im März 2011 gemessen worden. An einer Stelle des Reaktors 2 habe die Strahlung bei geschätzten 530 Sievert pro Stunde gelegen, an anderen Stellen sei die Strahlung aber wohl sehr viel niedriger, Radioaktivität trete keine aus dem Reaktor aus.

Menschen erleiden gravierende akute Strahlenschäden, wenn sie bereits in kurzer Zeit einer Strahlung von 1 Sievert beziehungsweise 1000 Millisievert ausgesetzt sind.

Die Supergau-Mahnmale Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 sollten Grund genug sein, mit Höchsttempo an anderen Energiequellen zu arbeiten.


Sechs Jahre danach stehen die Tausenden von Arbeitern in der Atomruine weiter vor großen Herausforderungen. Dazu gehört die Bergung der geschmolzenen Brennstäbe in den zerstörten Reaktoren, über deren Verbleib bislang noch keine volle Klarheit herrscht.




Statistik: Der rüde Ton in sozialen Wettkampfarenen


Über soziale Netzwerke kann man mit Freunden in Kontakt bleiben, Meinungen austauschen oder Nachrichten lesen – oder das eigene Profil pflegen. Dass alle dabei die bestmögliche Version ihrer selbst darstellen ist klar. Und das kann unglücklich machen, denn die meist sorgfältig ausgewählten Fotos, Postings und Orte, an denen man gewesen ist, stehen selten repräsentativ für das Leben, das wirklich geführt wird. Eine Umfrage des Softwareunternehmens Kaspersky unter fast 17.000 Befragten aus 18 Ländern weltweit zeigt, warum sich viele nach der Nutzung von Social Media schlechter fühlen. 

Für 61 Prozent der Befragten ist das der Fall, wenn sie jemand „entfreundet“ hat. 59 Prozent schlägt es auf das Gemüt, wenn sie ein Foto von einer Party sehen, zu der sie nicht eingeladen waren. Und ganze 57 Prozent haben generell das Gefühl, dass das Leben der anderen besser ist, wie die Grafik von Statista zeigt. Social Media hat zwar das Potenzial Menschen näher zusammenzubringen – glücklicher sind sie dabei aber nicht unbedingt. 

Mobbing und Spionage aller Art ist dort Alltag. Unliebsame Personen, Politiker, Freunde, Bekannte werden desavouiert und Sachverhalte zurechtgebogen, Naziparolen und Ausländerhetze gaukeln eine Mehrheit vor, die es nicht gibt (wobei die sozialen Rand-/Problemgruppen in Sachen Social Media und Handykommunikation ganz vorne liegen), Sexkontakte und Dating werden stark genutzt, Produkte, Dienstleistungen und Kunstwerke werden angeboten, wobei die Qualität oft arg fehlt, Künstler bevölkern täglich immer dieselben Gruppen, um immer das Gleiche anzubieten, das immer dieselben nicht wollen, Legionen von Autoren fantasieren sich in einen Publicityrausch und gaukeln Erfolge vor, die es in der Kasse gar nicht gibt. Geschreibsel billigster Art mit Sonderschulniveau wird für Schleuderpreise in die Menge geworfen und verderben das Erwartungsniveau bzw. Kaufverhalten von möglichen Leser im Allgemeinen, weil das Selfpublishingangebot der Buch- und Verlagsbranche die schnelle Kasse nebenbei entdeckt hat und nahezu jeden durchlässt, der Rest wird von den Facebook-Anbietern zum "Erfolg" geführt. Viel Geld bleibt auf der Strecke. Verkäufe? Kaum.

Betrug, Ausnutzung, Prellerei überall und dazwischen Firmen aller Größen und Bedeutungen, die den schnellen Kaufkontakt zum Kunden wollen, in binden wollen, verstricken in die Freundschaft zum Produkt, Shop, Anbieter, zur Institution, Partei. Auch dabei r
üde Blender und Grauzonen-Unternehmer mit Lügenangeboten und Verdummungsmaschen, um die Anfälligen bewusst ordentlich zu schröpfen, wenigstens hier ein Marktzugang und eine Pseudoöffentlichkeit!

Wer sich auf dieses Fakebook-Theater einlassen will braucht viel Zeit, Diskussionen zu führen und Gruppenbeiträge zu posten. Aber es gibt Millionen, die ihre Lebenszeit damit füllen wollen. Anscheinend werden sie aber eher unglücklich durch die scheinbaren Erfolge der anderen. Kann man nur hoffen, dass die User wach bleiben und die Spreu vom Weizen trennen können.

Die Grafik zeigt Gründe der Befragten, warum sie sich durch Social Media schlechter gefühlt haben.


Infografik: Unsoziale Netzwerke | Statista 

Freitag, 10. März 2017

Fantasien zur Nacht (Video): Miami Impression




Music: Daniel Haaksman "Sabado" ft. Bulldozer

Neues bei ECM im März

Am 3. März erschien das erste gemeinsame Album des Trio Mediaeval mit Arve Henriksen. In den letzten Jahren verbrachten das Trio und der Trompeter viele gemeinsame Sommertage am Dalsfjorden an der norwegischen Westküste. Dort entstand auch ein Großteil der Musik für das Album Rimur. Fasziniert von isländischen Sagen, Gesängen, Folksongs, sakralen Hymnen und Geigenmelodien, arrangierte das Quartett einen ungewöhnlichen Reigen aus Liedern, in denen Improvisation, mittelalterliche und traditionelle Musik aus Island, Norwegen und Schweden auf die Gegenwart treffen.

Am 17. März folgt das Album Asian Fields Variation  - die erste Aufnahme, die Klarinettist Louis Sclavis, Violinist Dominique Pifarély und Cellist Vincent Courtois als Trio eingespielt haben. Sclavis und Pifarély arbeiten bereits seit 35 Jahren in diversen Kontexten zusammen, Sclavis und Courtois seit 20 Jahren, wobei sich alle die Fähigkeit bewahren, sich immer noch improvisatorisch gegenseitig zu überraschen. Das Album erscheint zum Ende einer ausgedehnten Frankreich-Tour – internationale Festivaltermine folgen im Sommer 2017.

Ebenfalls am 17. März erscheint bei ECM New Series die Ersteinspielung des Requiems von Tigran Mansurian. Es ist dem Gedenken an die Opfer des Völkermordes an den Armeniern gewidmet. Der armenische Komponist führt hier die alte geistliche und weltliche Musik Armeniens aus einer heutigen Perspektive mit einem kanonischen lateinischen Text zusammen und schafft damit ein Werk von universeller Relevanz. Das Requiem entstand im Auftrag des Münchener Kammerorchesters und des RIAS Kammerchors und wurde im Januar 2016 in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem mit Manfred Eicher als Produzent aufgenommen.

Für das Monatsende kann ich eine weitere Jazz-Neuheit ankündigen: Vier Jahre nach dem MeilensteinWislawa präsentiert das New Yorker Quartet des Trompeters Tomasz Stanko eine neue Aufnahme, December Avenue. Reuben Rogers – vor allem durch seine Arbeit mit Charles Lloyd bekannt  – ist ein glänzender Neuzugang in der Band, der ein profundes Spielverständnis mit dem auf Kuba geborenen Pianisten David Virelles und dem aus Detroit stammenden Schlagzeuger Gerald Cleaver entwickelt. December Avenue wurde im Juni 2016 in den Studios La Buissonne in Südfrankreich aufgenommen, von Manfred Eicher produziert und wird am 31. März veröffentlicht.

Donnerstag, 9. März 2017

Wie war's bei Sarah Kane's "4.48 Psychose" im Schauspiel Frankfurt?

(c) Birgit Hupfeld
Sarah Kane's letztes von fünf Dramen entstand Ende 1998 und wurde von ihr kurz nach ihrem 28. Geburtstag am 3. Februar 1999 ihrem Verleger übergeben. Am 20. Februar beging sie Selbstmord im Waschraum der Psychiatrie des Londoner King's College Hospital durch Erhängen. 

Sie war in den Jahren davor zur wichtigsten Vertreterin des radikalen britischen Dramas geworden und präsentierte seit Januar 1995 mit ihrem ersten Stück "Zerbombt" (Blasted) und nachfolgend "Phaidras Liebe" (Phaedra's Love), 1997 "Gesäubert" (Cleansed) und 1998 "Gier" (Crave) unglaubliche Dinge auf der Bühne, die extrem provozierten und eine Auflösung von Schauspiel waren. Sie machte vor nichts halt und ging noch über die vergangenen Provokationen hinaus: Vergewaltigung, Folter, Verstümmelung, Kannibalismus, Sadismus, Blutbäder u. dgl. mehr. 


Alle ihre Stücke hatten das Hauptthema Auseinandersetzung. Ihr Schaffensweg holte die Konflikte von außen - Krieg - nach innen - innerpsychische Extremstreits. Die Dramatiker und ihre Arbeit der 90er-Jahre werden in England "In-Yer-Face-Theater" genannt. Sie brachten schockierende, blutige und ordinäre Stoffe auf die Bühne, um ihr Publikum vor den Kopf zu stoßen. Obwohl schon dichte 40 Jahre seit den 60ies und punktuell verlängert Jahrhunderte blutige Theatergeschichte vorausgingen. Neben Sarah Kane wurden Mark Ravenhill und Anthony Neilson stark beachtet.

“There's not a drug on earth can make life meaningful” (Originaltext, im Schauspiel auf Deutsch)

Zurzeit im Schauspiel Frankfurt im Minitheater BOX zu sehen ist das letzte Drama Kanes "4.48 Psychose" in einer eindringlichen, betroffen machenden, aber auch aufgrund der absurden Welten und inneren Monologe, der exponierten Provokationen und dem dezidierten britischen schwarzen Humor, der sogar in der Psychose sich noch auf den Arm nimmt, verblüffend amüsierenden Aufführung unter der Regie von Daniel Foerster. 

“Have you made any plans?
Take an overdose, slash my wrists then hang myself.
All those things together?
It couldn't possibly be misconstrued as a cry for help.” 

Maike Jüttendonk, Björn Meyer und Viktor Tremmel geben ihr Bestes das psychotische Assoziationskonvolut quellengerecht darzustellen. Maike Jüttendonk mit einer großen Vielfalt an Stimmungen, die das innere Chaos sehr beeindruckend vermittelten. So auch die beiden Männer im Spiel, die eigentlich nur gespiegelte Stimmen des Ichs, Abspaltungen des Ichs, waren, noch dazu "verkompliziert" und erklärt mit einem Transvestiten, der in seiner Haut/Körperhülle gar nicht leben kann, weil er sie gar nicht will (Viktor Tremmel). Ohne Rollenverteilung oder anders gesagt mit wechselnder Rollenzuweisung unterhält sich eine Frau über ihre gescheiterte Liebe und Beziehung zu einer anderen Frau, was sie neben vielen anderen Dingen wahnsinnig macht, sie mehr und mehr den Entschluss fassen lässt, die Abkehr der Geliebten gegen sich selbst zu richten, sich an dem folgenden Tag um 4:48 Uhr, der Zeitpunkt, an dem sie täglich aufwacht in einem extrem starken Bann einer Klarheit, die aufkommt, weil die Psychopharmaka aufhören zu wirken. 


Der Suizidtanz (c) Birgit Hupfeld
Die Klarheit hat etwas Bezwingendes und gleichzeitig auch Frustrierendes, das Nichts, alles ist sehr viel stärker präsent und überwältigend als zuvor, wobei ihr Gehirn messerscharf arbeitet und alle Gründe und Ursachen glaubt zu erkennen. Sarah Kane litt an Depressionen, die sich immer mehr steigerten, und wusste aus Erfahrung, dass in den frühen Morgenstunden um 4 bis 5 Uhr diese Klarheitsmomente auftreten. Umso intensiver erlebte ihr Alter Ego dann bei erneuter Einnahme der Medikamente das Eintauchen in die delirische Rauschwelt der Psychopharmaka. Ihr Überich in diesen Rauschstunden ist einzig und allein der Psychiater, der sich mit klarer Stimme vom Rest abhebt. Ihn karikierend tanzt sie die letzten provokativen Disco Dances, einer dem Multisuizid gewidmet, der andere als Persiflage auf die Über-Ich-Stimmen, der wieder das Publikum direkt anspricht, wie auch zuvor alle Illusion vermieden oder zerstört wird.

Ihr Thema ist wichtig, dominant, es will diskutiert werden, bis hin zum Interview der Zuschauer. Die betroffene Frau ist in einem unglaublichen Zustand, in dem nichts mehr geht, nicht einmal der Sex, sie denkt gar nicht mehr daran, nicht einmal, wenn sie an ihre Geliebte denkt. Und was das Schlimmste ist, diese Geliebte existiert nicht einmal! Quasi eine lesbische Liebe des Alter Egos, eine narzistische Liebe seiner selbst, die jedoch niemals erwidert werden kann, was die Agierende in den Abgrund treibt. Die radikale Metapher für das Geworfensein des Ichs auf sich selbst, ohne sich verstehen zu können, und für die erschreckende Einsamkeit des Ichs trotz und aufgrund der Trugbilder im Kopf. Ein normales und erfülltes Leben ist nicht möglich, weil Eigenliebe nicht entwickelt werden kann. Hier sind auch frühe Kindheitserlebnisse maßgebend. Sämtliche Dialoge sind Stimmen dieses Individuums, das die Nase voll hat vom Leben und das noch die letzten Gründe sucht bleiben zu können. Es gibt keine! Konsequent selbst generierte Trug- und Vexierbilder, die keine Chance geben, weiterzumachen. Das Ich kann sich nicht selbst treffen, anfassen, "ficken", sich Sinn geben ... Logischer Schluss: Es existiert gar nicht, und was an Täuschungen da ist, muss weg.


“Fuck you. Fuck you. Fuck you for rejecting me by never being there, fuck you for making me feel like shit about myself, fuck you for bleeding the fucking love and life out of me, fuck my father for fucking up my life for good and fuck my mother for not leaving him, but most of all, fuck you God for making me love a person who does not exist.
FUCK YOU FUCK YOU FUCK YOU.” 

“I dread the loss of her I've never touched 
love keeps me a slave in a cage of tears 
I gnaw my tongue with which to her I can never speak 
I miss a woman who was never born 
I kiss a woman across the years that say we shall never meet 

Everything passes 
Everything perishes 
Everything palls 

my thought walks away with a killing smile 
leaving discordant anxiety 
which roars in my soul 

No hope No hope No hope No hope No hope No hope No hope” 




Sarah Kane (3. Februar 1971 – 20. Februar 1999),
englische Stückeschreiberin. Foto von Jane Bown

Mittwoch, 8. März 2017

#ADayWithoutAWoman

FEMEN sprengt Schönheitswettbewerb

Der Weltfrauentag wird dieses Jahr größer ablaufen, da eine besserer Vorbereitung stattfand. Angekündigt ist der globale Generalstreik #ADayWithoutAWoman (Twitter). Er soll uns daran erinnern, dass Frauen nicht aus dem Alltag wegzudenken sind. Frauen sollen sich von ihrer üblichen Position für einen Tag per Streik zurückziehen, damit die Umgebung merkt, wer da fehlt in Kindergarten, Schule, Krankenhaus, Reinigung, Chefetage, Reisfeld, Küche, Freudenhaus etc.pp. Es würden 3,5 Milliarden Menschen fehlen, und noch dazu für den Fortbestand der Menschheit sehr wichtige. Heute immer noch auf vielfältige Art und Weise benachteiligt, wenn nicht gleich unterdrückt, geschändet und erniedrigt haben viele Frauen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Religion, ihrer Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierungen, ihrer Lebensumstände oder Behinderung enorme Zusatzprobleme zu meistern. Sexuelle Gewalt in allen Formen kann hinzukommen.  Frauen verdienen 21 Prozent weniger als Männer. Sie werden diskriminiert, was zu Armut, Gewalt, Krankheiten oder schlechter Bildung führen kann. Jede dritte Frau wird in ihrem Leben Opfer von körperlicher Gewalt.


Seit mehr als 100 Jahren fordern Frauen am 08. März Gleichberechtigung. Dass es dieser Forderung auch heute noch bedarf, zeigt eine aktuelle Umfrage von Ipsos. Befragt wurden rund 17.500 Erwachsene aus 24 Ländern weltweit. Hierzulande sind 63 Prozent der Meinung, dass es noch an Gleichberechtigung für Frauen hinsichtlich sozialer, politischer und wirtschaftlicher Rechte mangelt. Allerdings zeigt sich, dass auch die Gesellschaft von Gleichberechtigung noch weit entfernt ist. Weltweit halten 25 Prozent der Befragten Männer für fähiger, arbeiten zu gehen, Geld zu verdienen, Bildung zu erlangen und weiterzugeben. In Deutschland stimmen dem 20 Prozent zu, in China und Russland sind es über 50 Prozent der Befragten, wie die Grafik von Statista zeigt.



Infografik: Von Gleichberechtigung weit entfernt | Statista



Eine höhere Bildung garantiert keine bessere Bezahlung, wie aus Daten von Eurostat hervorgeht. Die so genannte Gender Pay Gap, also der generelle Unterschied in der Bezahlung von Männern und Frauen, ist in Deutschland besonders hoch: Männer verdienen durchschnittlich 21,6 Prozent mehr. Am geringsten ist der Verdienstunterschied übrigens mit 6,5 Prozent in Italien. 

Die Gender Pay Gap lässt sich zwar auch darauf zurückführen, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten und öfter Berufe ausüben, die generell weniger gut bezahlt werden. Allerdings verdienen sie selbst als Fach- und Führungskräfte in derselben Branche weniger als ihre männlichen Kollegen.


Infografik: Frauen: Bessere Bildung, weniger Geld | Statista


Modellbau: Wenn Männer mit Papierflugzeugen spielen ...


World's Longest Paper Plane Flight


Biggest RC paper plane EVER built crashes spectacularly



Leprechaun Pilots RC Paper Airplane



World Record RC Paper Airplane



Tutorial 2009 guinness record paper airplane 
it fly 27.9 s (Takuo Toda) [hand launch]
Faltanleitung 



Dienstag, 7. März 2017

Fastenzeit: So enthaltsam sind deutsche Christen!

Sieben Wochen lang ohne Smartphone oder ohne Auto: Einige Menschen in Deutschland wollen ab heute auf diese Luxusgüter verzichten. Am heutigen Aschermittwoch beginnt die christliche Fastenzeit, die traditionell bis Ostern andauert. Laut einer aktuellen Studie der DAK gemeinsam mit Forsa nimmt der Fasten-Trend in Deutschland zu. Rund 60 Prozent der Bundesbürger wollen demnach in diesem Jahr daran teilnehmen und 73 Prozent können es sich zumindest vorstellen, zu fasten. Der deutsche Ramadan bricht los.

Am häufigsten fasten die Deutschen beim Alkohol - laut der DAK-Studie können sich 68 Prozent der Befragten vorstellen, in der Fastenzeit auf Bier, Wein und Co. zu verzichten. 59 Prozent wollen in dieser Zeit keine Süßigkeiten essen und 34 Prozent den Fernseher abschalten. Sieben Wochen ohne Computer oder Smartphone fällt den Deutschen schon schwerer: Immerhin 23 Prozent haben vor, in der Fastenzeit darauf zu verzichten, wie die Statista-Grafik zeigt. Auf dem letzten Platz der guten Fasten-Vorsätze steht das Vorhaben, für ein paar Wochen das Auto stehen zu lassen.


Die Grafik zeigt den Anteil der Befragten, die bei der Fastenzeit 2017 am ehesten auf Folgendes verzichten würden.

Infografik: So fasten die Deutschen | Statista 

Montag, 6. März 2017

Literaturpreis Rheinland-Pfalz: Martha-Saalfeld-Förderpreis


Das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur vergibt auch in diesem Jahr wieder den mit insgesamt 10.000 € dotierten Martha-Saalfeld-Förderpreis. Mit diesem Literaturpreis, der nach der Pfälzer Lyrikerin und Erzählerin Martha Saalfeld (geboren 1898 in Landau, gestorben 1976 in Bad Bergzabern) benannt ist, möchte das Land Rheinland-Pfalz Autorinnen und Autoren bei der Realisierung eines noch nicht abgeschlossenen literarischen Projekts unterstützen.

Mehr hier

Video: The Body as Archive



Trailer - The Body as Archive

Sonntag, 5. März 2017

Heute im Bockenheimer Depot Frankfurt a.M.: SIEBEN GEGEN THEBEN / ANTIGONE

Bockenheimer Depot
3 Stunden 10 Min., eine Pause
AUSVERKAUFT

Evtl. Restkarten an der Abendkasse

(c) Birgit Hupfeld

SIEBEN GEGEN THEBEN / ANTIGONE
AISCHYLOS/SOPHOKLES
DEUTSCH VON DURS GRÜNBEIN / PETER KRUMME


SOLLN SIE ZUGRUNDE GEHEN, ICH WILL SIE AUSGELÖSCHT.

Nach dem Tod von Ödipus sollen seine Söhne Eteokles und Polyneikes abwechselnd über Theben herrschen. Doch einmal im Besitz der Macht weigert sich Eteokles, den Thron wieder zu räumen. Polyneikes schwört Rache und zieht mit sieben verbündeten Heerführern gegen seine Heimat. Es kommt zu einem grausamen Gemetzel vor den Toren der Stadt, von dem einzig die Boten in drastischen Worten berichten. Mit dem Tod der Brüder scheint der Fluch des Ödipus endlich erfüllt und Kreon, der neue König Thebens, verfügt, dass der Aggressor Polyneikes nicht bestattet werden darf. Doch Polyneikes’ Schwester Antigone widersetzt sich dem Befehl Kreons. Mit Antigone schuf Sophokles eine Ikone des Widerstands gegen herrschaftliche Willkür. 

Regie und Bühne
Ulrich Rasche
Komposition
Ari Benjamin Meyers
Kostüme
Romy Springsguth
Bühnenbildmitarbeit
Sabine Mäder
Chorleitung
Toni Jessen, Alexander Weise
Video
Jonas Link
Dramaturgie
Michael Billenkamp

Besetzung
Alexander Fehling (Eteokles)
Bettina Hoppe (Antigone)
Paula Hans (Ismene)
Toni Jessen, Anton von Lucke, Sam Michelson, Justus Pfankuch 
(Mitglied im SCHAUSPIELstudio)
Christoph Pütthoff, Sebastian Schneider 
(Boten/Kreon)
Paula Hans, Bettina Hoppe, Deleila Piasko, Eva Maria Sommersberg, Olga Wäscher 
(Chor der thebanischen Jungfrauen)


Špela Mastnak/Yuka Ohta (Schlagwerk), 
Carsten Hein/Thomsen Merkel (Bass), 
Christopher Rennebach (Posaune), 
Berk Schneider (Posaune), 
Keith Bernard Stonum (Tenor) 

(Live-Musiker)

Regisseur Ulrich Rasche hat zuletzt eine von Presse und Publikum gefeierte Version von Georg Büchners »Dantons Tod« als »überwältigendes Revolutions-Oratorium« (Süddeutsche Zeitung) auf die Bühne des Schauspiel Frankfurt gebracht. In »Sieben gegen Theben/ Antigone« sucht Rasche den Zusammenhang von Macht, Sprache und Fanatismus zu ergründen. So sind Begriffe wie »Feind« und »Opfer« lediglich Worte und Zuschreibungen, gleichzeitig aber fungieren sie als Auslöser und Ursache für die Radikalisierung der Menschen. 

Weitere Termine
März 2017
Sa 11.03.  Do 16.03.  Fr 17.03.  Do 23.03.  Fr 24.03.  
20.00 Uhr – 23.10 Uhr
AUSVERKAUFT
Evtl. Restkarten an der Abendkasse

Maurizio Kagel - Kantrimiusik by Kabinetttheater






Kooperation mit Ensemble Phace
Intern. Musikfest im Rahmen der Wiener Festwochen 2013
Dirigent Simeon Pironkoff
Regie Thomas Reichert

Samstag, 4. März 2017

Fantasien zur Nacht (Video): Girl's Fantasy


 Good Girl

Wie war's bei MA(I)NHATTA. STUMMFILM-MUSIK-VARIETÉ in der Frankfurter Oper?


(c) Barbara Aumüller

Am 24.02.2017 hatte der Opernbesucher in Frankfurt die einmalige Gelegenheit, einen Stummfilm-, Musik-, Variété- und Vaudeville-Abend zu erleben, der den Bogen ins alte Frankfurt zwischen 1900 und 1920 schlug und gleichzeitig auch die ästhetischen Konsumgewohnheiten der Fans des neuen Mediums Lichtbild- bzw. Kinematographentheater um diese Zeit beleuchtete. Was die Menschen vor 100 Jahren faszinierte sind uns heute fast witzige Bilder voller kitschiger Situationskomik und natürlich zu schnellen Bewegungen. Ganz in der Nähe, in der Kaiserstraße 74, eröffnete am 16.11.1907 ein "exklusivstes Theater für lebende-, wissenschaftliche- u. Tonbilder", das erste Kino in Frankfurt, zu dem sich bald Dutzende weitere im Bahnhofsviertel gesellten. Viele Prominente trafen sich in den Kinos zum Kaffee, Essen und Film schauen. Es war eine riesige Attraktion damals, eine "Sehenswürdigkeit ersten Ranges!" Natürlich wurde das Medium sofort für Propagandazwecke und Stadtmarketing entdeckt. Frankfurt der Armen und Frankfurt der Parkbesucher und Badenden im Main-Freibad gegenübergestellt.

Die musikalische Leitung Uwe Dierksen, die Choreografen, Paul Gerritsen, Irene Klein, Nathalie Heinz und die Dramaturgen Nina Goslar, Mareike Wind kreiierten in Kooperation mit dem ZDF und Arte einen sehr schönen Abend mit herrlicher hundertjähriger Nostalgie. Die 1910er-Jahre übten auf sie einen ganz eigenen Charme aus, das Jahrzehnt, in dem die moderne Technisierung rasant zunahm, eine Technikgläubigkeit entstand, die Omnipotenzgefühle aufkommen ließ, für die die Titanic dann Symbol wurde. Auch der spätere Erste Weltkrieg wurde mit dem ungebrochenen, in diesen Jahren geschmiedeten  Glauben begonnen, hoch technisiert ihn sofort gewinnen zu können. Und eben das Kino, das alles lebendig werden ließ. Noch einmal weiter in die 1890er zurückgegriffen und parallel zur thematisierten Entwicklung hätten wir den europäischen Kinopionier zu nennen: den Franzosen Georges Méliès, der hier nicht zur Sprache kam. 

THE IMMIGRANT   (c) Barbara Aumüller

Zu Beginn des Abends eine faszinierende Schattentanzchoreografie, Rollschuh fahrende Tänzer und ein lustiges Duett der Opernstimmen Elizabeth Reiter und Ludwig Mittelhammer. Mit dem Klassiker "The Immigrant" (1917) von und mit Charlie Chaplin kam das aktuelle Flüchtlingsproblem zur Sprache, die Einreise in die Staaten, gedreht in dem Jahr, in dem die Einreisesperre für den Nahen Osten und andere Orientländer ausgesprochen wurde, die man heute bei Donald Trump wieder zu entdecken glaubt. Ein Happy End für Charlie und die goldige Edna Purviance ...
"Manhatta" - eine Hymne auf das moderne New York und insbesondere Manhattan, das innovativ und avantgardistisch erlebt wurde. Seine Architektur schon vor 100 Jahren ein gigantisches Erlebnis. Im zweiten Teil des Abends der erste Gangsterfilm als Start eines eigenen Genres beim beginnenden Unternehmen 20th Century Fox Studio vom legendären Regisseur Raoul Walsh (1887-1980), der über 150 Filme drehte. 

THE IMMIGRANT  (vorm Standesamt)  (c) Barbara Aumüller

In "Regeneration", einem 2014 restaurierten Film aus dem Jahr 1915, wird der Werdegang des 1890 bis 1900 sehr berühmten Gangsterbosses Owen F. Kildare gezeigt. Ein Lehr- und Rührstück, Bekehrung des kriminellen Abtrünnigen, der gar nichts dafür konnte, seine Lebensumstände machten ihn dazu. Seine Sozialisation ein Albtraum, für uns heute fast zu harmlos, um wirksam zu werden, die Gangsterkarriere "vorprogrammiert", und wie es die Amerikaner so sehr lieben: mit Gottes Hilfe und einer christlichen Botin der Liebe wird der "schwere" Junge (er wirkt eher sanft) vom Saulus zum Paulus. Seine historische Retterin und Förderin Marie Deering starb auch in Wirklichkeit vor der geplanten Hochzeit. Im Film stirbt sie an einem Querschläger bei einer Schießerei mit Skinny, dem Gang-Nachfolger Owens, der Marie vergewaltigen wollte und seine gerechte Strafe findet.

Die Musik des Abend stammte von Peter Reiter-Schaub, der die typische Musik der 1910er und 1920er Jahre nachempfand, vom Klavierautomaten bis zum Ragtime-, Cakewalk- und Dixiejazz sowie Blues. Herrlich lebendig kommt kein bisschen Langeweile auf, obwohl es keine hörbaren Dialoge gibt, aber alle Stimmungen und Spannungsmomente werden eben musikalisch einprägsam vermittelt und transportiert. Alles in allem ein Abend, wie man ihn sich noch häufiger mit wechselnden Themen vorstellen kann.

Freitag, 3. März 2017

Heute in der Oper Frankfurt: LES TROYENS / DIE TROJANER von Berlioz

Freitag, 03. März 2017, 17.00 Uhr, 
Dauer: ca. 4 Std. 50 Min. inkl. zwei Pausen (1. Pause, 30 Min, 2. Pause 20 Min.)
Opernhaus



Cassandra vor dem Trojanischen Pferd
(c) Barbara Aumüller


LES TROYENS / DIE TROJANER
HECTOR BERLIOZ 1803-1869
Grand opéra in fünf Akten, Text vom Komponisten nach Aeneis (29-19 v. Chr.) von Vergil
Uraufführung des III.-V. Akt am 4. November 1863, Théâtre Lyrique Paris; I.-II. Akt am 7. Dezember 1879 Théâtre du Châtelet und Cirque d`Hiver, Paris (konzertant), am 6. Dezember 1890, Hoftheater Karlsruhe (szenisch); erste vollständige szenische Aufführung am 3. Mai 1969, Scottish Opera, Glasgow

In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Einführung vor jeder Vorstellung eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer


Menschen flüchten, vom erbarmungslosen Krieg in ihrer Heimat aufs Äußerste traumatisiert, über das Mittelmeer in ein reiches Land, das sie am Ende wieder verlassen, um die Utopie eines eigenen Staates wirklich werden zu lassen. Ein trauriges Geschehen, mit dem die Weltgeschichte in Variationen immer wieder auf den Plan tritt.

Hector Berlioz erblickte seine Epoche mit den Augen eines von Zukunftsvisionen getriebenen Fremden. Des Komponisten und Poeten halbherzige Versuche, dem auf Fortschritt, Expansion und imperiale Weltmachtansprüche eingeschworenen Zeitgeist mit seinem engstirnigen und verschlagenen Repräsentanten Louis-Napoleon bisweilen einen devoten Tribut zu entrichten, um seine Werke überhaupt zur Aufführung zu bringen, waren nur von kurzer Dauer. Seine Passion für antike Sujets, und insbesondere für das schon in der Kindheit entdeckte Werk Vergils, war das Resultat dieses Leidens an der eigenen Zeit. Deren Vorliebe für das große historische Genre indessen teilte er. Nichts konnte ihm in seinem Metier, dem Musiktheater, großformatig genug erscheinen, und am liebsten wollte er »ein Schiff ausrüsten und ein Orchester einschiffen, um am Fuß des Ida-Gebirges einen klingenden Tempel zu errichten«. Als ein solcherart klingendes Schiff präsentiert sich die fünfaktige Grand opéra von der Flucht der überlebenden Trojaner ins blühende Karthago, das sie am tragischen Ende wieder verlassen, um ihren geschichtlichen Auftrag, die Gründung des römischen Weltreichs, zu erfüllen. 

Weitere Aufführungen:
MÄRZ 2017
DO 09. SO 12. SA 18. SO 26.


Deutschland 2015: Gehalt, Einkommen, Verdienst

Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers in Deutschland betrug im Jahr 2015 insgesamt 3.612 Euro. Zehn Jahre zuvor lag dieser bei 2.901 Euro. Dabei stieg der Reallohnindex im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Prozent an.

Einer Umfrage unter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern verschiedener Einkommensklassen zufolge, sind diejenigen mit einem Bruttoeinkommen von 81.000 bis 100.000 Euro am zufriedensten mit ihrem Gehalt. Lediglich 40 Prozent der Befragten mit einem Bruttoeinkommen von 41.000 bis 60.000 Euro gaben an, dass sie mit ihrem Gehalt zufrieden seien. Laut Statistischem Bundesamt arbeiteten im zweiten Quartal 2016 die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit dem höchsten Bruttoverdienst in den Bereichen Finanzen und Versicherungen, Information und Kommunikation sowie Energieversorgung. Den geringsten Bruttoverdienst erhielten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Zweigen Verkehr und Lagerei, sonstige wirtschaftliche Leistungen sowie im Gastgewerbe.



Donnerstag, 2. März 2017

Wie viel die unteren Einkommensklassen weltweit verdienen


Die Mindestlöhne in den EU-Staaten sind zuletzt gewachsen. Das teilte das WSI der Hans-Böckler-Stiftung mit. 21 der 28 EU-Länder haben ihre gesetzlichen Lohnuntergrenzen zum 1. Januar oder während des vergangenen Jahres angehoben. Deutschland liegt dabei mit 8,84 Euro im oberen Drittel. Trotzdem sei der Mindestlohn gemessen am mittleren Lohnniveau in vielen Ländern noch recht niedrig, so das WSI. Außerhalb der EU verfügen rund 80 weitere Staaten über eine allgemeine Untergrenze. Im Vergleich des WSI verfügt Australien mit umgerechnet 11,89 Euro über den höchsten Mindeststundenlohn. Luxemburg folgt mit 11,27 Euro, wie die Grafik von Statista zeigt. Schlusslichter im Ländervergleich sind Russland und Moldawien mit 0,58 bzw. 0,56 Euro.

Die Grafik zeigt die Höhe des Mindestlohns in ausgewählten Ländern weltweit 2017 (in Euro/h).


Infografik: Mindestlöhne weltweit | Statista 

Mittwoch, 1. März 2017

Mousonturm Frankfurt a.M.: Konzert von Omar Souleyman (SYR)


Omar Souleyman (SYR)
Konzert

Mi. 01.03.2017

KONZERT
* 21:00 Uhr, VVK € 25,20 / AK € 27 / € 5 Ermäßigung für f.f.m. students Mitglieder.


Saal unbestuhlt


Waldschmidtstraße 4, 60316 Frankfurt am Main



Omar Souleyman ist ein legendärer Performer, dessen energiegeladene Musik nicht nur Hochzeiten im gesamten Mittleren Osten bereichert – unter HörerInnen elektronischer Klänge erfreut sich sein Straßensound, der an das Idiom der Shaabi-Musik anknüpft, ebenso großer Beliebtheit. Die repetitiven, hypnotischen Tracks werden zuweilen mit dem Label „Syrian Techno“ belegt. An dem im vergangenen Jahr erschienen Album „Bahdeni Nami“ wirkten international bekannte Größen wie Four Tet und Modeselektor mit. Einst musste Omar Souleyman selbst aus Syrien fliehen. Seither setzt er sich für Menschen ein, die ebenfalls aufgrund des Krieges ihr Heimatland verlassen müssen.




Letzte Woche im Mousonturm Frankfurt am Main: Bloody, medium oder durch

(c) Ute Langkafel

„Wenn ein Menü 5 Euro kostet, kannst du davon ausgehen, dass die Leute in der Küche 3,50 Euro die Stunde bekommen.“ 


Arbeitsbedingungen in der Gastronomie, 
Grenzziehungen und die europäische Krise. 
Ein Küchen-Drama mit Schauspieler*innen und Gastroexpert*innen 


Anestis Azas (Athen):
Bloody, medium oder durch
Theater von Anestis Azas und Ensemble 
Koproduktion von Künstlerhaus Mousonturmvom & Ballhaus Naunynstraße gGmbH

Arbeit in der Küche – Traumjob, Durchgangsstation oder Sackgasse? Oft ist der Job in einem Restaurant die erste Station für Menschen, die neu nach Deutschland kommen. Wer kein Deutsch spricht, wäscht in der Küche Teller; wer die Sprache beherrscht, darf in den Service. „Wenn ein Menü 5 Euro kostet, kannst du davon ausgehen, dass die Leute in der Küche 3,50 Euro die Stunde bekommen“, verrät ein ehemaliger Koch. Trotz gesetzlichen Mindestlohns! Die Küche ist ein Ort der Dramen, eine Mikrogesellschaft im Ausnahmezustand, ein Sprungbrett in ein hoffentlich neues Leben! Spitzengastronomen und Kiezwirte, Selfmade-Frauen und Tellerwäscher, Großküchenbetreiber und Runner – ihre Erfahrungen bilden die Zutaten für dieses fiktiv-dokumentarische Gastmahl um eine Transitgeneration zwischen dem Recht auf den eigenen Lebensentwurf, Mindestlöhnen und Überlebenskampf in einem Sektor, in dem es immer Arbeit und Unterbezahlung geben wird.
Der Regisseur Anestis Azas, der zwischen Athen und Berlin arbeitet und mehrfach am postmigrantischen Theater Ballhaus Naunynstraße Berlin inszeniert hat, kam erstmals an den Mousonturm. Mit aufwendigen Recherchen und dem Ansatz, Alltagsheroinnen und -heroen mit Schauspielerinnen und Schauspielern gemeinsam agieren zu lassen, gelingt es Azas, brisante soziale Situationen auf der Bühne zu verhandeln und die Ordnungs- und Ausschlussmechanismen unserer Gesellschaft theatral zur Schau zur stellen. So zuletzt mit Clean City die Situation von Reinigungskräften in Griechenland und mit Farmakonisi, das bei der Wiesbaden Biennale 2016 zu sehen war, Migrationsbewegungen in einem Europa der Krise.

In Deutsch und Englisch mit Übertitel in Deutsch und Englisch * Von und mit Anestis Azas und Ensemble * Regie: Anestis Azas * Bühne und Kostüm: Michaela Muchina * Soundtrack: Michail Fotopoulos * Dramaturgie: Alina Spachidis * Video: Mehmet Can Koçak * Mit: Nizar Basal, David Boylan, Michail Fotopoulos, Kaoru Iriyama, Nicole Sartirani * Eine Koproduktion von Kultursprünge im Ballhaus Naunynstraße gemeinnützige GmbH und dem Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main, gefördert durch die Einzelprojektförderung des Landes Berlin * Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ im Rahmen der Gastspielförderung Theater aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder.