SV Verlag

SV Verlag mit Handy oder Tablet entdecken!
Die neue Generation der platzsparenden Bücher - klein, stark, leicht und fast unsichtbar! E-Books bei viereggtext! Wollen Sie Anspruchsvolles veröffentlichen oder suchen Sie Lesegenuss für zu Hause oder unterwegs? Verfolgen Sie mein Programm im SV Verlag, Sie werden immer etwas Passendes entdecken ... Weitere Informationen

.

.
Dichterhain, Bände 1 bis 4

.

.
Dichterhain, Bände 5 bis 8

Übersetze/Translate/Traduis/Tradurre/Traducir/переводить/çevirmek

Mittwoch, 23. Mai 2012

Dichterhain: MAI von Heidi Huber

MAI

Die Luft
besamt,
drängend
das Kraut,
stark stehend
im Saft

(c) Heidi Huber

(6) Und wenn sie nicht ... Spieglein, Spieglein an der Wand

Spieglein, Spieglein an der Wand oder Es gibt Fragen, die sollte man besser nicht stellen!

Schneewittchen schaute sich verstohlen um. Rapunzel schien ganz in Gedanken zu sein. Vielleicht war sie auch einfach nur kaputt, in ihrem Salon war heute die Hölle los gewesen. Jetzt saß nur noch sie einsam unter der Trockenhaube. Es war heiß und die Lockenwickler piekten. Hoffentlich dauerte es nicht mehr lange.


Schneewittchen wühlte in ihrer Handtasche. Wo hatte sie denn nur ... ah ja, da war ja, was sie suchte. Noch ein prüfender Blick, ob Rapunzel auch nicht herschaute und dann erst mal einen ordentlichen Schluck aus dem Flachmann genommen. Oh Mann, das tat gut. Schnell noch einen guten Schuss in den Kaffee, den Rapunzel ihr hingestellt hatte. Zum Glück hatte noch keiner gemerkt, dass sie sich gern mal was Hochprozentiges genehmigte. Oder sah man ihr das etwa schon an? Skeptisch sah sie in den Spiegel. Na ja ... der Lack war ab, dass ließ sich nicht leugnen.


Aber war das ein Wunder? Schließlich war ihr Leben kein Zuckerschlecken gewesen. Und alles wegen dieser grässlichen Stiefmutter. Keine Ahnung, was ihr Vater an der gefressen hatte. Zugegeben, sie sah klasse aus. Bildschönes Gesicht, tolle Figur – und einen miesen Charakter! Dass Papa das nicht gemerkt hatte. Tja, so ist das eben, wenn Männern der Verstand in die Hose rutscht. Da sind sie alle gleich. Schneewittchen hatte jedenfalls die Hölle auf Erden, seit dieser giftige Drache ins Schloss gezogen war. Und als sich der pickelige Teenager auch noch zu einer schönen jungen Frau mauserte, da war es ganz aus.


Hätte sie doch nur diesen dämlichen Zauberspiegel zerdeppert. Dann wäre ihr einiges erspart geblieben! Obwohl ... schlimmer als unter der Fuchtel der Stiefmutter war alles andere auch nicht gewesen. Den Spiegel hatte Schneewittchen übrigens mitgenommen, als das Schloss des Vaters verkauft wurde. Aber vor ein paar Tagen hatte sie ihn in die Tonne gekloppt. Da antwortete dieses unverschämte Möbel, auf ihre Frage, wer denn die Schönste im Land sei, doch glatt: „Du nicht, du olle Gesichtsbaracke! Nicht mit dieser Säufernase!“ Das war sein Ende!


Ja, was erwarteten denn die Leute von einem? Da war sie knapp mit dem Leben davon gekommen, weil der Jäger Mitleid hatte und es nicht über sich brachte, ihr das Herz herauszuschneiden. Danach irrte sie tage- und nächtelang im Wald umher, um endlich bei den sieben Zwergen Unterschlupf zu finden. Wer jetzt glaubt, damit wäre alles gut geworden, der irrt aber gewaltig. Diese notgeilen kleinen Gnome konnten nicht die Finger von ihr lassen. Ständig wurde sie angetatscht und sexuell belästigt. Nicht genug, dass sie den ganzen Haushalt schmeißen musste ... Nein, sie durfte auch mit niemandem sprechen. Wenn überhaupt mal jemand an der Hütte vorbeikam. Lag ja echt am Arsch der Welt!


Rapunzel trat heran und nahm ihr die Haube ab. Sie begann schweigend, die Lockenwickler herauszunehmen. War wohl noch immer in Gedanken. Das schätzte Schneewittchen so an ihr. Endlich mal eine „Frisäusel“ die ihre Klappe halten konnte.


Ach ja, die Zwerge! Vielleicht hätte sie ja ausnahmsweise auf sie hören sollen. Mein Gott, wie blöd war sie gewesen. Dabei waren schon zwei Attentate der Stiefmutter nur knapp gescheitert. Für jeden normalen Menschen ein Grund, vorsichtig zu sein. Nur nicht für Schneewittchen! Man wird halt naiv, wenn man im Wald lebt! Dass sie die Alte aber auch nicht erkannt hatte. Da konnte man mal sehen, was so ein bisschen Make-up ausmachen kann.


Wie auch immer, dieser Apfel machte ihr heute noch zu schaffen. Drei Monate Koma und ein dauerhafter Leberschaden waren ein nettes Souvenir. Danke, Stiefmama! Aber schön war sie damals gewesen – bildschön! So schön, dass sich ein Prinz in sie verliebte, obwohl sie halbtot war. Wenn sie sich das heute so überlegte ... Ganz schön pervers, oder? Welcher normale Mann nimmt denn eine Frau im gläsernen Sarg mit nach Hause? Dass die dummen Wichtel stolperten und sie dadurch wieder zu sich kam, konnte er ja nicht ahnen.


Wie sich dann später herausstellte, wusste er mit einer lebendigen Frau tatsächlich nicht viel anzufangen. Aber den Eifersüchtigen mimen! Angeblich löste der Gedanke, dass sie etwas mit den Zwergen gehabt haben könnte, eine sexuelle Blockade bei ihm aus. Ja, ja ... Hauptsache, man(n) hat eine gute Ausrede! Das war so frustrierend, dass sie sich doch mit einem der Zwerge einließ. Mit einem wohlgemerkt, nicht mit allen! Frau wollte ja auch ein bisschen Spaß haben. Und zum Glück war nicht alles klein an dem Wichtel.


Mein lieber Schwan, das ging ganz schön ab in ihrem Schlafzimmer! Schneewittchen kicherte, verkniff es sich aber sogleich, als sie Rapunzels befremdeten Blick sah. Ob die Gute etwas ahnte? Na, wenn schon. Wer wollte ihr verübeln, dass sie auch Bedürfnisse hatte? Schließlich war sie eine Frau in den besten Jahren. Außerdem sollten hier mal alle vor der eigenen Tür kehren. Selbständig sein und Karriere machen, während die Zwillinge verlotterten und kriminell wurden. Pah!


Hoffentlich hörte die bald auf, an ihren Haaren rumzufummeln. Sie wollte endlich nach Hause und sich noch ein Gläschen genehmigen, bevor ihr Mann heimkam. Der war in der letzten Zeit so schlecht gelaunt, dass sie ihn nur mit mindestens 1,5 Promille ertragen konnte. Das hing wahrscheinlich mit der Klage ihrer Stiefmutter wegen vorsätzlicher Körperverletzung gegen ihn zusammen. Zudem war auch noch sein Anwalt Rumpelstilzchen nicht aufzufinden. Wenn dieser komische Winkeladvokat nicht mehr auftauchte, musste er sich ganz schnell einen neuen Anwalt suchen.


Was für eine Dreistigkeit von der Alten! Da versucht die drei Mal ihre Stieftochter umzubringen und kommt ungeschoren davon, weil ihr keiner was beweisen kann. Sie war sogar so clever, ihre Hälfte vom Apfel mit Stumpf und Stiel zu verspeisen, so dass man ihre DNS nicht nachweisen konnte. Erscheint zu allem Überfluss auch noch uneingeladen auf der Hochzeit – und als man ihr dann buchstäblich einen „heißen“ Tanz bereitete, hatte sie nichts Eiligeres zu tun, als Anzeige zu erstatten und auf Schmerzensgeld zu klagen.


Warum war der Mann auch so stur? Beinah auf Knien hatte Schneewittchen ihn angefleht, der Alten nicht die glühenden Eisenschuhe anziehen zu lassen. „Das gibt nichts als Ärger!“, hatte sie auf ihn eingeredet. Zwecklos! War ja irgendwie rührend, dass er sie rächen wollte – doch was hatten sie jetzt davon? Die alte Bratze lebte im luxuriösesten Pflegeheim des Märchenlandes und ließ es sich gut gehen. Auf ihre Kosten! Das nannte sich nun Gerechtigkeit! Schneewittchen verstand ja nicht viel davon, aber so viel hatte sie doch mitgekriegt, dass in den nächsten Tagen einige wichtige Fristen abliefen. Wenn dieser kleine, jähzornige Perry Mason-Verschnitt bis dahin nicht wieder auf der Bildfläche erschien ... dann gute Nacht, Marie! Dann hieß es Zahlemann und Söhne bis zum St. Nimmerleinstag!


„Ist es recht so?“ Schneewittchen zuckte zusammen, als Rapunzel sie plötzlich ansprach. Ja, doch, sie war ganz zufrieden. Vor allem: Endlich fertig! Sie stand auf, bezahlte und verabschiedete sich. Natürlich nicht ohne Grüße an Eulalia aufzutragen. Sie wusste, dass Rapunzel ihr heute Abend einen Besuch abstatten wollte. Vielleicht sollte sie auch....? Nein, ihr war heut nicht nach fremdem Elend. Auch wenn Eulalia ihr leid tat. Und das arme Kind erst! Das ganze Land rätselte herum, was da geschehen sein mochte.


Sollten sie sich doch die Köpfe zerbrechen! Schneewittchen war das piepegal. Sie wollte nur eins:
Nach Hause. Was trinken!



© Siglinde Goertz, Uedem

Hinweis zum Pfingstfeuerwerk KUNSTGRIFF: Isetta Drive treten nicht auf!

Das Kunstgriff-Konzert am 27.5.2012 von Isetta Drive und One Touch Radio (KL) in KL-Bahnheim wurde geändert:

Isetta Drive spielen aus personalbedingten Gründen nicht am 27.5.2012 ... Das Konzert findet
nur mit ONE TOUCH RADIO im Bahnheim (KL) statt.

Dienstag, 22. Mai 2012

Kalenderblatt: Otto Lilienthal


Otto Lilienthal (23.5.1848-10.8.1896) war ein Pionier der Fliegerei und des Flugzeug­baus. Ihm gelang als erstem Menschen ein Gleitflug von über 250 Meter Länge. Während wir heute im Weltraum herumfliegen und Lilienthalflüge als Hobby betrieben werden, lernte der deutsche Ingenieur die Grundlagen dazu durch die Beobachtung des Vogelfiugs. Seine physikalischen Beschreibungen über das Fliegen waren wegbereitend für den Bau des ersten Motorflugzeuges der Welt.

Seine Herkunft
Otto Lilienthal wurde am 23. Mai 1848 in Anklam (Pommern) geboren. Von seinen sieben Geschwistern starben fünf bereits sehr früh. Sein Talent für Mathematik und Technik hatte Otto scheinbar von seinem Vater geerbt: Der Tuchhändler Gustav Lilienthal war technisch begabt und besaß ein Geschick für mechanische Einrich­tungen. Diese brachten ihm aber keinen Verdienst; er starb im Alter von 44 Jahren und ließ seine Familie völlig mittellos zurück. Der Mutter gelang es unter großen Anstrengungen, den Lebensunterhalt allein zu verdienen und den Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen.

Die Ausbildung
Mit 16 Jahren wechselte Otto Lilienthal auf die technisch orientierte Gewerbeschule in Potsdam und machte dort sein Abitur mit Auszeichnung. Da er eine Leidenschaft für technische Konstruktionen hatte, begann er eine Ausbildung zum Maschinenbauer an der Berliner Gewerbeakademie. Sein Bruder Gustav folgte ihm später und studierte Architektur in Berlin. Über zahlreiche Projekte und Erfindungen blieben die Brüder ihr Leben lang eng miteinander verbunden. Schon als Kinder hatten sie häufig den Flug der Störche beobachtet und davon geträumt, ebenfalls durch Muskelkraft fliegen zu können. 

Nach dem Vorbild der Vögel bauten die Brüder ein erstes Flügelpaar aus Span­brettern und machten damit nachts heimlich die ersten erfolglosen Flugver­suche. 

Die Forschungen seiner Kindheit waren Otto Lilienthal so sehr in Erinne­rung geblieben, dass er in seinem Buch „Der Vogelflug als Grundlage der Fliege­kunst" (1889) auf seine Beobachtungen von damals zurückgriff.
Nach seiner Ausbildung arbeitete Otto Lilienthal bei verschiedenen Maschinen­baufirmen als Konstruktionsingenieur. Er war unter anderem an der Entwicklung von Bergbaumaschinen beteiligt. Neben­bei experimentierte er mit Tragflügeln und Flugmodellen. An diesen späteren Versuchen nahm sein Bruder Gustav jedoch nicht mehr teil - deshalb verbindet man mit dem ersten Menschenflug auch ausschließlich den Namen Otto Lilienthal. 1878 heiratete er Agnes Fischer, die Tochter eines Bergmanns. Mit ihr hatte er vier Kinder. Drei Jahre später eröffnete Lilienthal schließlich sein eigenes Unternehmen für Maschinenbau, in dem er Dampfkessel und Dampfmaschinen konstruierte und produzierte.

Hier engagierte sich der Geschäftsmann für mehr soziale Gerechtigkeit und beteiligte seine Arbeiter sogar mit 25 Prozent am Gewinn - für damalige Verhältnisse eine nahezu sensationelle Maßnahme.

Trotz jahrelanger Forschungen und Experimente gelangen Lilienthal die ersten richtigen Flüge von 25 Meter Weite erst 1891. 

Nach heutigem Wissen war Lilienthal der erste Mensch, der erfolgreich mit einem steuerbaren Fluggerät wieder­holbare Gleitflüge absolvierte. Damit verhalf er dem Flugprinzip „schwerer als Luft" (im Gegensatz zu Ballon und Luftschiff) zum Durchbruch. Seine Flug­apparate setzte er zu mehr als 2000 Flug­versuchen in Berlin und Umgebung ein, wo er verschiedene Flugstationen und „Fliegeberge" errichtet hatte. Bei seinen Versuchen erreichte er Weiten von über 250 Metern.

Den Traum des Ikarus teilweise verwirklicht

Im Laufe der Zeit erhielt Otto Lilienthal zahlreiche Patente, darunter auch vier Luftfahrtpatente. Insgesamt baute er rund 30 Flugapparate. Als der Bedeutendste gilt sein „Normalsegelapparat". Er wurde 1894 mindestens zehnmal gebaut und verkauft. Damit war er das weltweit erste Flugzeug in „Serienproduktion". Lilienthal hatte damals die Vision, dass Flugzeuge als Mittel zur Völkerverständigung und zum ewigen Frieden dienen könnten.

Am 9. August 1896 stürzte Lilienthal bei Stölln am Gollenberg bei einem Flugver­such aus etwa 15 Metern Höhe ab und er­lag am folgenden Tag seinen schweren Ver­letzungen.

Nach seinem Tod forschten viele andere Flugpioniere nach seinen Methoden weiter. Auch die Gebrüder Wright verwen­deten Lilienthals Arbeiten als Grundlage und bauten so das erste flugfähige Motorflugzeug der Welt. Noch heute sind viele seiner Konstruktionsmerkmale an den Tragflächen moderner Flugzeuge zu finden.

Fantasien zur Nacht: OHNE TITEL von Birgit Heid

David Hamilton
Du erregst mich
schon beim Schreiben
mir ist
als würde eine
unsichtbare Hand
mich streicheln
ein Hauch
der aus Gedanken
warme Luft bewegt
schlüpft an meinen
Labien entlang
sie strecken ihre Fühler aus
um alle Nervenporen zu vollenden. 

(c) Birgit Heidhttp://www.blogger.com/blogger.g?blogID=8467643976355104040#editor/target=post;postID=7265845814642087639

Dichterhain multimedial: DER KRIEG DER MENSCHEN von Anner Griem



Alle drei Sekunden sterben durch Gewalteinwirkung auf unserer Erde MENSCHEN.
Auf unserer Erde sterben durch Gewalteinwirkung alle drei Sekunden MENSCHEN.
MENSCHEN sterben auf unserer Erde alle drei Sekunden durch Gewalteinwirkung.

(c) Anner Griem, Cannobio

Montag, 21. Mai 2012

Kino: Glanz & Gloria (Musikkomödie mit Alexander Marcus)

Am Anfang war das Phänomen. Jetzt kommt der Film! Das dies möglich wurde, ist hunderten von Fans zu verdanken, die durch ihren Einsatz mithalfen, den Film zu einem Ereignis werden zu lassen. Am 24. Mai kommt mit GLANZ & GLORIA von und mit ALEXANDER MARCUS nun DIE deutsche Musikkomödie in die Kinos!

--> Kurzinhalt - GLANZ & GLORIA - der Film: Alexander Marcus ist auf dem Gipfel des Ruhms angekommen. Er ist ein Superstar, dem die Fans zu Füßen liegen. Wo er mit seinem treuen Gefährten Globi auftritt, löst er Begeisterung aus. Keiner weiß, dass Alexander von seiner neuen Managerin gefügig gemacht wurde mit der brandgefährlichen neuen Droge Egoin, die durch’s Ohr konsumiert wird. Nach einer besonders hohen Dosis bleibt Alexander auf dem Trip hängen. Mit einem Schlag ist seine Karriere zerstört, Globi ist verschwunden, Alexander selbst wird in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Doch auch dort ist er nicht sicher: Seine Managerin trachtet ihrem einstigen Topklienten nach dem Leben. Alexander muss untertauchen, wieder zu sich selbst finden. Und entdecken, dass er nur dann gewinnen kann, wenn er seine Liebe zur Musik wiederentdeckt.
--> Über Alexander Marcus: Faszinierendes Lächeln, rosa Hose und stets mit seinem Begleiter Globi, dem Globus, an der Seite unterwegs: Alexander Marcus! Der selbsternannte King of Electrolore stillt mit seiner Kreation aus Elektro-Beats und Schlagertexten die allgegenwärtige Sehnsucht nach Emotionen. Seine leidenschaftlich mutige Kreativität unterscheidet ihn von anderen Acts der Pop- und Schlagerindustrie. Mit Originalität, Witz und spürbarer Selbstironie sind seine Auftritte erfrischend anders und heben sich wohltuend vom ernst gemeinten Mainstream der Entertainmentindustrie ab. 

--> Hintergründiges: Mehr als 30 Millionen mal wurden die mittlerweile zwölf Musikvideos von Alexander Marcus auf youtube seit 2006 geklickt. In der Zwischenzeit sind drei Alben von ihm erschienen – das letzte Album GLANZ & GLORIA, was auch gleichzeitig der Soundtrack zu dem Film ist, erschien am 06.01.2012. Jetzt hat sich Alexander Marcus ein neues Ziel gesetzt: Er wird die Leinwand erobern, mit einem Filmevent, das seinen Videos in punkto verrückten Einfällen, irren Gags und abgedrehten Überraschungen in nichts nachstehen wird. Ende 2011 wurde gedreht, mit winzigem Budget, drei Wochen lang, 14 Stunden am Tag. Begleitet von neun brandneuen Songs wird der Electrolore-Star vor der Kamera von Frank Grunert (Horst Schlämmer – Isch kandidiere!) Höhen und Tiefen erleben, die sich gewaschen haben. Mit dabei sind Gaststar Bela B (die ärzte) und hunderte von Alexander Marcus' treuesten Fans, die mit ihren Beiträgen über Crowdfunding die wichtigste Säule des Gesamtbudgets ausmachten. Jetzt wirken sie als Komparsen und sogar mit Sprechrollen bei GLANZ & GLORIA mit und machen diesen Film mit ihrer echten Begeisterung und Leidenschaft  so einzigartig. Regie führte Andreas Coupon, der auch für die Inszenierung sämtlicher Alexander Marcus-Videoclips verantwortlich zeichnete.

So unkonventionell die bisherige Karriere von Alexander Marcus verlaufen ist, so unkonventionell ist auch die Finanzierung, Produktion und Auswertung des Projekts. Schon jetzt steht fest: GLANZ & GLORIA ist ein Film, wie es noch keinen gegeben hat – in absolut allen Belangen!!!

--> Den Trailer zu GLANZ & GLORIA können Sie sich hier anschauen: http://www.youtube.com/watch?v=XCYo8tC3VZU

Dichterhain: HAIKU 4 von Volker Friebel

Haiku 4

Winter.
Ins Morgengedränge ein Blick
aus dem Schaufenster.

Stehende Uhr.
Auf der leeren Palette am Bahnhof
liegt Schnee.

Weihnachtsmittag.
Orangenschalen, verstreut
im Schnee.

Spuren im Schnee.
Wo mein Fuß lastete:
Schatten.

Tiefer Schnee.
Die einzige Spur führt
zum Briefkasten.

Schießplatz im Wald.
Wie der Schnee Knall für Knall
kurz verdunkelt.

Schneemorgen.
Einer schaut vom Bussteig hoch
in den Schwanenflug.

Schneeschmelze.
Der Bauernjunge klopft
an die Pflugschar.

Baumgerippe.
Schneeflocken zergehen
im Klärwerk.

Kinderhaus –
Watte am Fenster,
gefaltete Sterne.

Noch einmal Kälte.
Jemand hat in den Schnee
eine Sonne gemalt.

Tauwind.
Das Mädchen läuft ein paar Schritte
ins Licht.

(c) Volker Friebel
Der Autor wurde an einem Schneesonntag gegen Ende des Jahres 1956 in Holzgerlingen geboren, mitten in Schwaben. Er ist Psychologe (promoviert), und tätig als Ausbilder, Autor, Musiker. Er lebt in Tübingen.
Die Haiku wurden in der vorliegenden Reihenfolge Mai 2005 bis März 2006 notiert. Manche wurden später stark überarbeitet.
Aus: Die sieben Töne des Waldes. Gedichte, Haiku und ein Essay. 2011.

Für Sie besucht: Alex Entzminger "Bananen aus der Palz"


 Ja, die Paalz isch halt noch ä Bananerepublik - jenseits der touristischen Highlights. Wer's nicht glaubt, sollte sich bei Alex Entzminger in seinem Musikkabarett-Programm „Bananen aus der Palz“ vergewissern. Die tägliche Absurdität auf Pfälzisch, mit Dialektsinnverdrehungen und Hintersinn. Die scheinbar tollpatschige Ungeschliffenheit des Künstlers passt da auch hinein, nichts läuft glatt in der Pfalz, schon gar nicht auf der Bühne. Aber bei Entzminger ist eben alles inklusive, die einfältige Tour des pfälzischen Stauners, der poetische Hintersinn im Dreisatzlied und die Verkehrung der Wahrheiten hin zum Unsinn … alles pfälzisch ge- und verstammelt im Anderssinn.

Am 15.5.2012, Dienstagabend, in der Feiermaus, KL-Siegelbach, in einem eher zu großen Saal, trat Entzminger mit seinem Programm an und hatte noch einen reizenden Gast aus Australien an Bord: „Kirbanu“. 15 Minuten vom Programm gehörten ihr und einigen Songs wie NOSTALGIA, AWAKING, FIBRANCE. Eine außergewöhnliche Stimme in einem sehr zarten Resonanzkörper, die noch zu zaghaft mit der Gitarre umgeht, aber eine große Zukunft hat, wenn sie die Modulierung der Begleitmusik einführt oder sich nur aufs Singen konzentriert. Ihr gewinnendes Lächeln macht sowieso alles wett und wir sind auf weitere Songs von ihr gespannt.
kirbanu.com  facebook.com/kirbanu

Entzminger schaffte sich in Runde 1 warm: „De Hund hat heit ä Schnäppsche gemacht, die Hand vom Nachbarkind …“ und überzeugt durch kurze schmerzlose Lieder. Wie er selbst sagt, sind seine Lieder kurz und gut, manchmal nur kurz. Eine Auswahl seiner Nummern findet man auf der Homepage http://www.we-web4u.de/entzuendlich/.

Sein Vorschlag, die Pälzer Sproch als Kosmopfälzisch einzuführen führt er uns an der Unsinnigkeit der englischen Sprache vor, die oft ganz anders klingt, als man sie schreibt, was man beim Kosmopfälzischen eben nicht hat: „Jouwh, was duschn du hier?“ geht einem eben schneller über die Lippen als „You, what are you doing here?“ Alex Entzminger singt unter anderem von geklonten Bananen, Amflora, der heißgeliebten genmaipulierten Kartoffel der BASF, über die Hemshoffriedel, eine Mutter Courage des Viertels, das „schillernde, gefallene Sterntalermädel vom Hemshof“. Der Hemshof war ein Ghetto mit Sozialschwachen und hohem Ausländeranteil, Problemzone der Stadt.
Der im Karlsruher „Exil” lebende Römerberger Künstler hat auch ein bemerkenswertes historisches Ereignis festgehalten: Die Frauen von Berghausen bei Römerberg, das ist der Geburtsort von Entzminger, haben angeblich 1706 den Brand des Gutleuthauses in Speyer mit der Milch gelöscht, die sie zum Markt tragen wollten. So gut sind die Menschen dort! Fast verzaubernd, wenn es nicht bittere Chemie wäre, sein Liebeslied „Anilin“, die als BASF am Ufer des Rheins liegt und den ganzen Tag nix tut... Er hat sie sehr geliebt. 

In Teil 2 sein Song über die Autobahnen, der monoton bleibt. „Ich steh hier an der A1, 2, 3, 4 etc.“, weil der Sponsor eben die Deutsche Tank und Rast GmbH ist, die mit ihren Sanifairgutscheinen alle Welt ärgert, denn das Urinieren ist dort wie auch in Bahnhöfen unverschämt teuer. Er besingt Werner (Hartz IV) und kritisiert die schnelllebige Zeit, in der Kommunikation, gerade bei Jugendlichen, oft nur noch online stattfindet, sie schauen auf das grüne Licht bei facebook, statt über die Straße zu gehen und zu klingeln. In seiner Mäusespecknummer nimmt er den Mund wahnsinng voll und tobt dazu ein bisschen... Mit der Quintessenz „'s Leewe is traurisch, awwer es gebt immer was zu lache ...“ haben wir einen zweiten stärkeren Teil, allerhand Schabernack und Kurzsongs, viel pälzer Sproch und Humor auf Kabarettistisch erlebt und hoffen auf weiteres Programm.

Sonntag, 20. Mai 2012

Altstadtfest vom 1. bis 3. Juni in OTTWEILER

 
20 Bands, Orchester, Formationen und weitere Angebote sorgen für Stimmung und für ein rundes Pro­gramm auf zwei Bühnen und in ei­ner Fest-Area im Alten Weiher. Kuli­narisches an über 40 Ständen stillt den kleinen und großen Hunger der Gäste.

Die 36. Auflage des beliebten Großereignisses vom 01. bis 03. Juni 2012 wird ein enormer Publi­kumsmagnet werden. Bürgermeis­ter Hans-Heinrich Rodle und Orga­nisationsleiter Gerrit Oestreich sind sich sicher, dass wieder tausende Be­sucher am ersten Juni-Wochenende in die Gassen und auf die Plätze der alten Residenzstadt strömen wer­den.


Auf drei Bühnen wird ein attrak­tives Programm geboten - mit Rock, Pop, Unterhaltungsmusik und vie­lem mehr, in diesem Jahr wird auch die Goethestrasse bis zur Stadtmau­er in den Veranstaltungsbereich mit einbezogen.

Wie immer steht die Bank1Saar-Bühne auf dem Schlosshof, wo das Fest am Freitag gegen 19.00 Uhr mit dem Fassanstich durch Bürgermeis­ter Hans-Heinrich Rodle und im Beisein historischer Persönlichkei­ten eröffnet wird, musikalisch be­gleitet vom "Fanfarenzug 1961 Ottweiler". Auf der Bühne der Sparkas­se Neunkirchen, am Rathausplatz, sind ab 20:00 Uhr "Meet the Beat" mit Rock-Oldies zu erleben. Von 20.30 Uhr an spielen "The Beavers" auf dem Schlosshofauf.

Für den Samstag sind auf dem Schlosshof die "Ottweiler Altstadt­musikanten" (ab 11:00 Uhr), die Deutsch-Oldie-Band "PRmusik" (ab 15:00 Uhr) und schließlich "The Pool" mit Rock-Pop ab 20:30 Uhr fest eingeplant. Auf dem Rathaus­platz und im Pauluseck werden an diesem Tag ein Kinderprogramm mit Kinderflohmarkt, Spielstatio­nen, Zauberershow und diversen Tanzvorführungen angeboten (ab 13:00 Uhr). Die "Operation Pay-back" spielt ab 20:00 Uhr mit Party-Hits und passender Show auf.
 
Am Sonntag geht es auf dem Schlosshof weiter - mit den Schla­gern von "Silvia Martens" (ab 12:30 Uhr) und der "Tuxedo-Swing-Big-Band" (ab 15:00 Uhr) sowie der Deutschpop-Cover-Band "Juli­mond" (19:00 Uhr). Auf dem Rat­hausplatz sorgen für Stimmung das bekannte Acoustic-Trio "Dry Lloyd" (ab 13:00 Uhr) und die Band "ABBA Revival 2000" (ab 17:30 Uhr) mit einer tollen Show.
 
Für die jungen Leute gibt es eine Fest-Area im Alten Weiher an den drei Tagen mit einem fetzigen Pro­gramm. Am Freitag sorgt ab 20 Uhr die Band "Firma Holunder" für Par­ty, danach geht's mit den DJ's S-Kal und Riedy sowie Lounge Musik wei­ter. Sonntags ist ab 14:00 Uhr ver­kaufsoffen.

Dichterhain: KINDESMISSBRAUCH von Carmen Olivar


Film DER SCHREI, 2010
   Kindesmissbrauch


    Ein Kind weint leise oder schweigt,
    meldet es, wenn ihr was seht.
    Handelt auch, wenn ihr selbst Opfer seid,
    ihr könnt Briefe schreiben, anonym, ohne Namen.
    Wendet euch an eure Lehrer oder vertraute Personen
    oder an einen Arzt, an eure Brüder und Schwestern
    nur:
    Fangt an zu reden!
    Fangt an zu schreiben!
    Fangt an zu malen!
    Ich tat es auch. Mit 33 Jahren erst begann mein Mut.
    Du jedoch, warte du bitte nicht so lange ....


    16.6.2010, Carmen Olivar

Samstag, 19. Mai 2012

Neue CD von Trikont (Stimme Bayerns): TEXAS BOHEMIA revisited

TEXAS
B0HEMIA
REVISITED
THE TEXAS-BOHEMIAN-
MORAVIAN-GERMAN
BANDS
CD & DVD DELUXE EDITION:
23 MUSIC TRACKS + DIRCETOR'S CUT
OF PETER SCHUBERTS FILM "KRASNA AMERIKA"
FEATURING THOMAS MEINECKE

Anfang der 90er-Jahre hat Thomas Meinecke (Trikont) zum ersten Mal beim Tanken nahe New Ulm, Texas, mitbekommen, wie alte Männer unter Cowboyhüten ein altertümlich anmutendes Deutsch sprachen: das Texas-Deutsch der Nachfahren von Einwanderern aus dem 19. Jahrhundert, viele davon Intellektuelle und Revolutionäre, die in der Prärie ein politisch-korrektes Nebeneinander mit den Komantschen pflegten. Nach ausführlicher Recherche entstanden zwei CDs mit Musik der Texas Bohemians bei Trikont.

2007 abermals im Dreieck zwischen San Antonio, Austin und Houston unterwegs, besuchte er mit Peter Schubert Dancehalls mit texanisch-böhmischen Bands, nahm Musik auf, fand auch unerhörte historische Aufnahmen. Das Resultat:
TEXAS BOHEMIA REVISITED:   Eine CD mit Neuem von der Shiner Hobo Band,  den Praha Brothers,  Czechaholics u.v.m.  Und eine DVD namens KRASNA AMERIKA (Beautiful America),  in dem viel  von schrägen Typen vorgebrachte »Oral  History«,  aber auch beschwingt hybride Musik zu
sehen und hören ist.

Audio CD Tracks von:
* JOE PATEK ORCHESTRA   * SHINER HOBO BAND   * RED RAVENS   * PRAHA  BROS.    * LOUIE AND
HIS OLD-TIME BAND  *  VICTOR CAKA ORCHESTRA   * RED RAVENS   * CZECHAHOLICS   * *  VRAZELS' POLKA  BAND  * LOUIE AND HIS OLD-TIME BAND   * MOULTON JAM SESSION  *
DVD Live Bonus Tracks von:
* SHINER HOBO BAND   * RED RAVENS & CZECHAHOLICS   *  TUBA MEISTERS   *
* MOULTON DAM SESSION  *

DER GEDANKENSPIELER (04). Ein Fortsetzungsroman von Marco Meissner

Der Gedankenspieler (04)

Das grelle Licht der flackernden Leuchtbuchstaben fiel giftgrün auf den Bordstein. Den ganzen Tag über war Alexander unterwegs in Los Angeles. Er hatte die klinisch sauberen Prachtstraßen am Rodeodrive bewundert und die malerische Schönheit von Beverly Hills. Er konnte verstehen, warum sich die Reichen und Schönen gerade hier angesiedelt hatten. Doch einen Lebensraum für ihn selbst sah er hier nicht. Alles entsprach genau seinem Bild. Alles war genauso wie er es sich vorgestellt hatte. Die palmenbesetzten Alleen, die abgeschotteten Villen, der Lifestyle. Doch dies war nicht der Ort, an dem er hätte leben wollen. Enttäuscht dachte er zurück an Hollywood. Wo war all der Glamour hin, den er schon so oft im Fernsehen bestaunen konnte?
„There´s no business like showbusiness” und genau dies galt für diesen Ort. Waren die Scheinwerfer erst einmal ausgeschaltet war all die Magie dieses Platzes verschwunden. Viel zu groß war die Kluft zwischen Realität und Traum. Dreckig, überfüllt und diesig erstreckte sich der so genannte Walk of Fame unter seinen Füßen. Dies waren die weltberühmten Sterne? Hier gab es nichts was diesen Ort zu etwas ganz Besonderem machte. Es brauchte nur einen halbwegs talentierten Fliesenleger und dieses Wahrzeichen amerikanischer Schaffenskunst hätte auch ohne Weiteres auf irgendeinem Boden in Gelsenkirchen-Ückendorf liegen können. Nur das dort wahrscheinlich weniger Obdachlose in den Häusereingängen gelegen und weniger Ramschläden die Straßenansicht verschandelt hätten. Doch es gab auch Positives zu berichten. Gerne dachte er zurück an seinen Ausflug zu den Hollywood Signs. Dachte träumerisch an den gigantischen Ausblick hinunter auf Down Town L.A. und an diesen Hauch von Abenteuer, den er verspürte, als er las, dass in diesem Gebiet Klapperschlangen und Pumas beheimatet wären. Doch nun war er hier gestrandet und wusste einfach nicht wieso. Doch der Strom des Lebens spült uns an die Ufer unseres Schicksals, ohne uns jemals eine Erklärung dafür zu liefern. Und so liegt es an uns in diesem unübersichtlichen Strom in die richtige Richtung zu schwimmen. Er parkte sein Auto auf dem dunklen Hinterhof des Motels. Hinter vergitterten Scheiben erwartete ihn ein kleiner gedrungener Chinese, den Alexander ohne Weiteres auf 175 Jahre geschätzt hätte.
„Only cash, cash only!“, waren die einzigen Worte die ihm Alexander entlocken konnte. Nachdem er die fünfzig Dollar für das Zimmer bezahlt hatte (natürlich in bar) holte er seinen Koffer aus dem Auto und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. Der Hof war dunkel und in nur wenigen Zimmern brannte noch Licht. Unheimlich lag die Stille über dem Laubengang auf dem Alexander sein Zimmer suchte. Mit eiligem Schritt machte er sich daran seine Behausung zu finden und in die Sicherheit von vier festen Wänden einzutauchen. Doch schon die Eingangstür verhieß nichts Gutes. Man konnte gut erkennen, wie die Stemmeisen gleich an mehreren Stellen ihre Spuren hinterlassen hatten. Er brauchte gleich mehrere Versuche, um seinen Zimmerschlüssel an der richtigen Stelle in das lockere Schloss einzuführen. Die Tür gab eine seltsame Melodie von Quietsch- und Ächztönen von sich und schon beim ersten Blick in das noch unbeleuchtete Zimmer überkam Alexander der Ekel.
Darauf bedacht nicht allzu viel zu berühren tastete Alexander nach dem Lichtschalter. Die Luft stand dick und breiig in dem kleinen Raum und begrub Alexander unter sich wie die Erde den Leichnam bei einer Beerdigung. Die kleine Lampe spendete nur wenig Licht. Doch wenn er genau darüber nachdachte war das auch besser so. Zumindest das Bett war gemacht. Alexander untersuchte noch einmal alle Ecken der Baracke nach Ungeziefer, verstaute seinen Koffer im Wandschrank, stemmte noch schnell den Metalltisch vor die Tür und legte sich dann schnell aufs Bett. Noch einmal schweifte sein Blick durchs Zimmer. Sah den moosgrünen Teppich von dem er nicht einmal im Entferntesten wissen wollte, wie viele Überreste menschlicher Körperausscheidungen sich noch in seinen Schlingen befanden. Dann schaltete er den Fernseher ein. Doch wie sehr er auch suchte. Ein englischsprachiges Fernsehprogramm war einfach nicht zu finden. Die Mehrzahl der Sender wurde durch die spanische Sprache dominiert. Hier und da fand sich auch noch etwas Asiatisches. Doch nirgends etwas, dass er auch nur halbwegs verstehen konnte. Frustriert schaltete er das TV-Gerät aus und lies sich aufs Bett fallen. Das Licht der Straßenbeleuchtung fiel in grauen Schwaden in sein Zimmer. Der Sunset Boulevard war zu dieser Zeit kaum noch befahren. Nur hier und da hörte er ein paar mexikanischstämmige Passanten, die sich lautstark unterhielten.
Es war gerade einmal einen halben Tag her, dass er sich von seinen Freunden verabschiedet hatte. Doch schon nach so kurzer Zeit fühlte er die Einsamkeit durch seine Knochen kriechen. Hätte er auf Lena hören sollen, als sie ihn fragte, ob er diese Sache wirklich durchziehen wolle? Hätte er einknicken und mit ihnen zusammen auf die Farm fahren sollen? Er hatte noch immer Tims lautes „Wir sehen uns in Vegas, Alter!“ im Ohr. Doch zwischen ihm und fabulous Las Vegas stand noch so unheimlich viel Zeit. Irgendwann übermannte ihn endlich der Schlaf. Doch schon nach wenigen Stunden wurde er wieder wach. Ein Insekt bruzzelte geräuschvoll in der Insektenfalle. Ein stetiges Klopfen an seiner Zimmerwand jedoch hatte Alexander geweckt. Die dazu gehörigen Laute waren unverkennbar. Wie in aller Welt konnten sie es nur in so einem Drecksloch tun. Schon allein der Gedanke daran brachte in Alexander die Angst vor einem Herpes unvorstellbaren Ausmaßes zum Vorschein. Doch irgendwann war auch diese Geräuschquelle versiecht. Alexander konzentrierte sich auf einen Punkt, versuchte an etwas Schönes zu denken. Doch wann immer er seine Augen schloss sah er in die Ihrigen. Spürte die Herausforderung, die in ihnen lag und war bereit jede einzelne dieser Prüfungen auf sich zu nehmen. Immer wieder huschte ihr ungeschöntes Lachen durch sein Ohr und es war eben dieses unbeschreibliche Glücksgefühl, welches er immer dann empfand, wenn er auch nur einen Splitter ihrer Nähe wahrnahm, das ihn in dieser Nacht in den Schlaf begleitete.

To be continued....
©Marco Meissner, Gladbeck
mmmarcomeissner@googlemail.com
Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen oder Handlungen sind rein zufällig und ganz und gar unbeabsichtigt.

Dichterhain: ICH BEOBACHTE DICH von Ute AnneMarie Schuster/Gabriele Springer

Ich beobachte dich   (c) Gabriele Springer

„Ich beobachte Dich“

Du weidest Dich an meinen Schmerzen,
an meiner Sehnsucht,
meiner Angst.
Die Angst, Du könntest mich verlassen,
wenn ich nicht tu,
was Du verlangst.

Dein Blick brennt Löcher in den Nacken,
die Hände greifen
meinen Po.
Der Atem stockt, ich will Dich hassen,
doch macht mich
jeder Griff auch froh.

Mir ist´s egal, ob Du Dich weidest,
an meinen Schmerzen,
meiner Angst.
Ich bin Dir hoffnungslos verfallen,
tu wieder das,
was Du verlangst.

Die Hände krallen sich in Federn,
der Mund beißt
sich ins eigne Fleisch.
Die Angst, ich könnte Dich verlieren,
hat wieder einmal
ausgereicht.


© Ute AnneMarie Schuster

Freitag, 18. Mai 2012

Spiele: DIXIT, ein anspruchsvoller Zeitvertreib mit Mehrfachnutzen



Dixit (Spiel des Jahres 2010)

3-6
Jahre
Ab 8 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten

Autor: Jean-Louis Roubira
Verlag: Libellud 
Vertrieb in D: Asmodee

Inhalt:
1 Punkteskala im Innern der Schachtel

84 Bildkarten
36 Abstimmungsplättchen (6 Farben von 1-6)
6 Hasen-Spielsteine aus Holz


Dixit ist ein Spiel für Menschen mit Phantasie. In jeder Runde schlüpft ein anderer in die Rolle des Erzählers. Er überlegt sich zu einer der sechs Karten, die er auf

der Hand hat, eine treffende Aussage. Diese kann aus einem oder mehreren Worten bestehen, oder sich auch nur auf Lautmalerei beschränken; erfinden sie frei oder nutzen sie ein Zitat, ein Auszug oder eine Variation aus einem berühmten Werk. Es kann der Beginn eines Liedes, ein Filmtitel oder die Zeile eines Gedichts sein.


Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Mitspieler suchen entsprechend der Bedeutung aus ihren Handkarten jeweils diejenige aus von der sie glauben, das sie am besten zu der Vorgabe passt. Welche Karte wurde von dem Erzähler ausgewählt? Welche Karte kommt dieser am nächsten? Nicht zu viel verraten und nicht zu wenig, das ist die Kunst. Eine gute Übung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die sich noch nicht so sicher im Erzählen und Verstehen von Geschichten bewegen.
Ein wunderbares Spiel auch, wenn man es ganz anders spielen möchte, ist das Inspirierenlassen durch die ansprechenden, zauberhaften Karten. Sie können herrliche Schreibanlässe für kreatives Schreiben mit Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen sein ... Oder eine Gruppe von Kindern kann sich zu einer Karte verschiedene Geschichten erzählen oder jeder kreiert eine eigene.

2012-Szenario 1: Untergang durch Maschinenherrschaft

ROBOT 2004
 
Eines Morgens ist es soweit. Kaum wollen Sie den linken Fuß zum Bett raustrecken und kühn in einer Linksdrehung auf die Füße kommen, drückt Sie mit unbezwingbarer Kraft ein Arm aus Metallteilen und etlichen Verschraubungen, Seilzügen und Leuchtdioden ins Bett zurück. Vorfahrt hat der Saugroboter, der auf 8:30 Uhr programmiert ist und nun seine Tour abfährt. 

Das kommt davon, wenn man zu lange pennt. Immer diese nächtlichen Treffs am Tresen der Hausbar - nur weil dort roboterfreie Happyhour zwischen 23:30 und 1:30 Uhr ist. Sie nehmen sich vor, die Runde nicht mehr so regelmäßig zu besuchen, diese Exaltierheit der Leute, die Hysterie, endlich ohne Fesseln und Roboterüberwachung zwei Stunden einen draufzumachen, nahm bisweilen die tollsten Formen an. Die Paare liebten sich mehr oder minder unverhüllt auf ihren Barstühlen in den Couchecken und überall, wo es einen Sinn machte, sich niederzulassen. Dazu die vielen Drinks, die Pillen, die umhergingen, alles aus der Pharmaindustrie, deren Maschinen nur noch für die Drogenproduktion arbeiten, um die Menschen gefügig zu machen und ruhig zu stellen. Manche frönten offen ihrer Drogensucht und spritzten dieses ekelhafte Glücksmittel Crystal, das die meisten User innerhalb von wenigen Wochen ruiniert, ausgemergelte Körper, Debilität, uralte Gesichter und katastrophale Zahnreihen. Überall wird Fast Food vertilgt, als ob es morgen nichts mehr gäbe ...
 
Warum es soweit kam? Seit 22.12. haben die Maschinen die Stadt übernommen, nein, das Land ... Die Arbeitsroboter der Werke, die Fahrzeuge mit  Programmierung, die Flucht- und Rettungsfahrzeuge, Drohnen, Flugzeuge, Förderbänder, Bohrvorrichtungen und Offshore-Windräder haben nun das Sagen und beherrschen die Menschen hemmungslos. Sie werden an die Ketten genommen, werden eingebunkert, sind Objekte für die Maschinen oder müssen die Maschinen bedienen, bis ihnen die Finger abfallen. Wer nicht gehorcht, wird brutal misshandelt, stirbt meist an den Folgen oder verschwindet gleich auf Nimmerwiedersehen ... Soylent Green für die anderen, Fast Food oder eben der massenhafte Umbau zu künstlichen Menschen ... Der Traum ist aus... Die Menschen nur noch willenlose Sklaven ...In wenigen Jahren wird die Menschheit auf Maschinenbediener-Familien reduziert sein ... Der Rest ein geklontes Heer ...

(c) Stefan Vieregg

Ankes Fundstücke: KÜSSE von Hans Kruppa

Küsse


Wenn ich dich küsse,
dann tue ich es nicht,
um dir zu sagen,
was für ein
wunderbarer Mensch du bist,
dass ich dich täglich sehen will
und ohne dich mein Leben
keinen Sinn mehr hätte.

Wenn ich dich küsse,
tue ich dies,
um dich zu küssen.
Denn deine Lippen
ziehen meine an.

Mehr weiß ich nicht.


(c) Hans Kruppa (*1952, Marl, lebt seit 1981 in Bremen und
ist einer der meistgelesenen deutschen Lyriker und Erzähler), 
aus: "NUR DU", Freiburg 2000  

Donnerstag, 17. Mai 2012

Buchbesprechung: SAARLAND-ALBUM von Bernd Kissel

Seit einigen Monaten ist es da, das "Saarland-Album" als Buch. Beim Saarbrücker Geistkirch Verlag erschienen, greift es 52 Folgen der in der Saarbrücker Zeitung erschienen Serie "Saarland-Album" auf, die sich Bernd Kissel eigens für die Saarbrücker Zeitung ausdachte und zeichnete. Zuvor erschienen ebenfalls dort die drei Bücher der "Saarlegenden", ebenfalls eine Comic-Reihe, die der Beruser Zeichner ebenfalls für die SZ entwickelt hat. Sehr liebevoll im Detail und immer der Zeichner in Selbstporträts vertreten werden berührende und wichtige Saarland-Momente in kleinen Episoden aufgegriffen, die das Erleben der Bürger widerspiegeln. Bernd Kissel verwendete dazu auch Erlebnisberichte von Mitbürgern, Bekannten, Freunden und Familienangehörigen. Er ist im Internet mit seinen Seiten bernd-kissel.com, saarlandalbum.blogspot.com und bei Facebook direkt und als Peter Lallemand vertreten und ansprechbar. Überall dort gibt's Hintergrundberichte und Auszüge seines Schaffens ...

Rahmenhandlung ist der Besuch des Juniors auf dem Speicher des Hauses der Familie Lallemand, der allerhand Material und Fotos über seinen Vater sowie den Großvater Peter Lallemand findet. Mit dabei auch Saarland-Geschichte, die hier mit einfließt. Am 1.1.1957 wurde der Vater des Jungen geboren, genau an dem Tag, an dem das Saarland von Adenauer im Saarbrücker Stadttheater als jüngstes Mitglied der Bundesländerfamilie begrüßt wurde. Der Leser erfährt etwas über Saarbrücken und Ausgehen in den 20er-Jahren, die Schmuggelgewohnheiten zwischen Rheinland-Pfalz und Saarland nach dem Krieg. Im "Reich" waren viele Sachen günstiger, weswegen mancher Saarländer in Rheinland-Pfalz einkaufen ging und geschickt die französischen Zollbeamten austrickste. Viele interessante Episoden gibt es hier zu entdecken, und zwar nicht nur für Saarländer, sondern auch Interessenten für dieses Bundesland, das so eine eigenwillige Geschichte hat.

Das Ende des Saarland-Comics ist der Jahrestag 6. Juli 1959, an dem das Saarland auch wirtschaftlich Teil der Bundesrepublik wurde, die D-Mark löste den Saar-Franken ab. Das Buch beginnt in dieser Zeit und endet mit der amerikanischen Besatzung, die oft als Wohltat und angenehm empfunden wurde.
Ein kluger Schritt die Comic-Darstellung zu wählen, denn manche Lesemuffel sagen beim Comic ja, und vor allem jüngere Leser lieben die schnelle Informationsaufnahme mit Bild. Aber schließlich ist er auch Zeichner und das ist eben sein Metier.

Neue Projekte sind die Geschichts-Comic-Reihe "Faim d'Histoire", die im Cornelsen-Verlag erschienen ist, und aktuell ein bis 16.4. laufendes Krimi-Comic für ZDF-online als Übergang zwischen 2 TV-Krimis. Das elfteilige Comic – Titel „Tödliches Wolfsrudel“ dreht sich um den norddeutschen Privatdetektiv Finn Zehender (gespielt von Hinnerk Schönemann). Ein weiterer saarländischer Zeichner, Felix Görmann alias Flix, brachte Kissel und die Mainzer zusammen. 

Die Saarbrücker Zeitung: "Kissel hatte nur die beiden Filme, den ersten „Mörderisches Wespennest“, der bereits lief, und „Tod einer Brieftaube“ (Ausstrahlung: 16. April) als Fixpunkte. Die hat er „Szene für Szene durchgearbeitet“, immer wieder den Film gestoppt, skizziert, zurückgespult und überprüft, ob seine Geschichte auch zwischen die zwei Filme passt. Continuity heißt dies' Dranbleiben beim Film. „Ansonsten konnte ich machen, was ich wollte, bloß die Charaktere durfte ich nicht verändern, und natürlich muss man die Schauspieler auch als Comicfigur wiedererkennen.“ Und die hat er prima getroffen.
Fragt sich nur, wie man, schwelgt man wie Kissel gerade im schönsten Familienglück – Töchterchen Nina kam just zur Welt – sich so dunkle Geschichten ausdenken kann? Das sei eben „Segen und Fluch einer großen Vorstellungskraft“. Aha, an einem Zeichner verdient ein Therapeut wohl nichts. Wird es denn nach dem ersten Kissel-Comic bei ZDF-online weitergehen? Noch sei es ein Testballon, sagt Kissel. Fortsetzung nicht ausgeschlossen."


Fantasien zur Nacht: LICHTUNG DES DUNKELS von Stefan Vieregg

Lichtung des Dunkels

über die Lichtung
des Dunkels
einen Schritt
zwischen das Rot 
deiner Schuhe
kaum die Körper 
sich berühren
der Vorhang hebt sich
die Kleider fallen
Hand gleitet 
streichelt sanft und
bäumt sich
Münder sich suchen
Lippen dürsten
und spielen
baumelnde Lust nach
aufrechtem Verlangen
Geburt im Venuskanal
Göttersamen versickert
in der Erde
Saturn beschleunigt 
seine Scheibe
der Mond lacht
im Verlieren der Gewinn
Ruhe nach dem Monsun

(c) Stefan Vieregg

Dichterhain: NORMAL NULL 2 von Hermann Mensing


normal null 2


da steht sie
ich erkenne sie kaum
ach hallo sage ich
und sie sagt ach hallo
komm doch mal wieder vorbei
und besuch uns

oh ich käme schon gern
aber weiß nicht recht
wie herum links oder rechts
durch die mitte ich weiß nicht
zack hält ein bus
sie muss einsteigen
fährt

ich besuche sie nicht
was soll ich sagen
dass es mir gut geht oder
dass es den kindern gut geht
oder dass es langsam besser geht

nein, ich fahr da nicht hin
die hocken in ihrer getackerten hütte
schauen nicht raus kiffen
und gar nichts bewegt sich
nicht mal die gardinen

nein ich will das nicht sehen
ich will nur noch spiegel zerschlagen
und kopfsprünge springen
viel zu lange habe ich still gehalten
und die decken
die mir jetzt auf den kopf fallen
wärmen sogar 


(c) Hermann Mensing / www.hermann-mensing.de

Mittwoch, 16. Mai 2012

Für Sie besucht: Gayle Tufts neue Show 2012 in Neunkirchen/Saar


Am Freitag, den 11.5.2012, startete die Entertainerin Gayle Tufts ihr Soloprogramm „Some like it heiß“ mit einer erfolgreichen Premiere in Berlin. Am nächsten Tag, Samstag, 12. Mai 2012, Station 2 der Tour im Rahmen der Comedy-/ Kabarett-Reihe der Neunkircher Kulturgesellschaft ab 20:00 Uhr im Bürgerhaus in Neunkirchen/Saar. Ein zweiter großer Erfolg!

2012 präsentiert sie sich völlig neugeboren ... 33 kg abgeworfen, durch unermüdliches Trainieren und Disziplin, dynamisch auf der Bühne, eine Frau in den Wechseljahren mit Sex-Appeal, die gute Gags produziert, sehr lebhaft-witzige Geschichten schreiben kann, eine gute Stimme hat, die man in ihren Songs genießen kann. Sie hat tatsächlich gewechselt, wie sich das in der Menopause gehört ... Und die ist ja auch ihr großes Thema ... Parallel zur Show ist beim Aufbau Verlag das passende Buch dazu erschienen. Die in Berlin lebende Amerikanerin kommt mit einer Entertainingshow, wie man sie sich im Grunde von Amerikanern wünscht, europäisiert (zum Glück), kein Glamour, Glitter, Massenszenen oder Vollkitsch, aber eben Entertaining! Im beliebten „Dinglish“, eine Mischung aus Deutsch und Englisch, "Wie Sie wissen, I'm coming from America ..." geht sie unverblümt und kokett an den Abbau der weiblichen Zeugungsfähigkeit heran, beleuchtet dieses Stadium kritisch und absolut offen ... Begleitet wird sie von Marian Lux am Klavier, dem Komponisten ihrer neuen Lieder. Er hat die immer interessiert beäugte Rolle, wegen seines Alters (29 Jahre), der ödipale Verehrer seiner 51-jährigen potienziellen Mom sein zu können, und Gayle Tufts stellt ihn nicht umsonst als einen jungen Schwulen aus dem Osten vor, der seine Gayle eben anhimmelt ... Da wird gemunkelt und getuschelt... Haben die was miteinander? Aber nein, alles Show, außerdem schwul!

Wechseljahre, das ist "really das unsexisiest Word" der Welt, ein Frauenthema, igitt, das Männer aus dem Bett fernhält, abschreckt. Wie wär's mit Menopause? Ebenfalls fürchterlich, erklärt uns Gayle nach dem Einstieg mit "Some like it hot". Die beste Bezeichnung stammt von ihrer Mama, die das Ganze einfach "The Change" nannte, und daran hält sie fest. Super ihr Song "Die armen Eierstockarbeiterinnen", orientiert an und inspiriert durch Bert Brecht, Hanns Eisler. Eine kleine Selbstbefragung für Frauen, die nicht wirklich wahrnehmen, was mit ihnen im Moment ist, soll Abhilfe schaffen: "No one knows what the fuck is going on...", auch Männer können davon profitieren, ihre Andropause erkennen. Treten eben Vergesslichkeit, Hitzewallungen, Hot Flashes (das Superwort für Gayle), Alkoholneigung auf, so führt sie in koketten Chaplinaden vor, und gesellt sich Haarwuchs in Form eines starken Damenbartes wie Tom Selleck in Magnum dazu, so denkt man schon ganz leicht an "walk away" wie es in dem nächsten Lied hieß. 
Mit "Leber-Chi“ wird klar, "If one thing fucks up, everything fucks up", man merke es auch ständig beim Bahnfahren, der Change eben ... Sehr gelungen und witzig ihre Geschichte zum traurigen Thema Vaters Tod und Sargauswahl in einem Kaufhaus für Bestattungen und Mamas Tod und das Verstreuen ihrer Asche mit Gayles Bruder am Strand in Massachusetts, leider gegen den Wind ... Das leidige Problem der Verfettung ... der Schwiegermutterlappen (!) oder die hängenden Fettpolster der Oberärme bei einigen Frauen ... eine unweigerliche Alterserscheinung, auch wenn sie Bingo Wings oder Winkeärmchen heißen. Fetzig ihr "I want to be Michelle Obama"-Song und "Fever". 

Thema Sex: 13 % vertrocknen tatsächlich, die anderen verfallen ins Gegenteil einer Sexhysterie. In diesem Zusammenhang verblüfft die Uralttheorie von Hippokrates, dass Sperma lange im Körper der Frauen verweile, sogar zu ihrem Vorteil in deren Gehirn vordringen würde. Beim deutschen Wort Totaloperation assoziiert sie Joseph Goebbbels totalen Krieg, und bei Aufklärung in den 60/70ies denkt sie an missglückte Versuche (sie probierte LSD, er war schwul), mangelhafte Aufklärung durch völlig veraltete Kitschfilme wie "The Miracles of Life" (1958) und die Zeit von "Stairway to heaven" und Bruce Springsteen. 
Heute lebt sie in der Stadt, in der man sich immer wie in den Wechseljahren fühlt: Berlin. Als ob man eine Nacht durchgemacht hätte und mit Kater aufwachte... Mit weiteren Gags und Songs zum Finale in Art einer "Saturday Night Fever"-Disco und begeistertem Applaus, das Vergehen der blühenden Weiblichkeit hin zu einer abgeklärten kraftvollen Lust auf Leben ...