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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Freitag, 27. April 2012

Buchbesprechung: Land der Empörer


Ulrich Stockheim
Land der Empörer. 
Euro-Krise, Integration, Schulden und Sozialstaat: Warum Deutschland nur mit Klartext seine wichtigen Probleme lösen wird. 
München 2011, 240 Seiten, gebunden,
19,99 €. riva Verlag

Die Politiker schmeißen mit Dreck aufeinander: Thema, Vorschlag, Vorschlag abgelehnt, neues Thema, Empörung, kein Ergebnis. Klartext bleibt Mangelware. Das Buch Land der Empörer von Kommunikationsexperte Ulrich Stockheim zeigt auf, wie die perfekt geölte Empörungsmaschine funktioniert und nach welchem Muster Entrüstung aufgebaut wird. Gleichzeitig liefert es zehn konkrete Hinweise, wie wir es in Zukunft besser machen können,um eine gesunde Debattenkultur in Deutschland wiederzubeleben. 
Politiker sprechen Wahrheiten nicht mehr an, wichtige Entscheidungen werden vertagt und zerredet. Oftmals führt erst ein schwerwiegendes, schreckliches Ereignis dazu, Farbe zu bekennen und Klartext zu reden. Aktuelles Beispiel: Das Horror-Beben in Japan und die daraus neu entflammte Atomkraft-Debatte in Deutschland. Der Energie-Mix der nächsten Jahrzehnte - der gerade erst von der Bundesregierung gegen den Bürgerwillen niedergelegt wurde – ist seit der Katastrophe in Japan Geschichte. Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündete die erst Ende 2010 beschlossene Laufzeitverlängerung für drei Monate. Die sieben ältesten Atomkraftwerke in Deutschland werden nun sogar stillgelegt. Eine Entscheidung, die noch vor kurzem undenkbar gewesen wäre. Ob das nun als wahlpolitisches Manöver oder als wirkliche Wende in der Auseinandersetzung mit politisch strittigen Sachfragen zu werten ist, wird die Zukunft zeigen.
Doch in der Regel haben konkrete Entscheidungen dieser Art seitens der Politik Seltenheitswert. Ulrich Stockheim veranschaulicht in seinem Buch anhand aktueller Medienbeispiele unterschiedliche Methoden, die Politiker anwenden– nur um keinen Klartext reden zu müssen. Einer, der lange als mutig galt, weil er sich offenbar kraftvoll gegen die Empörer stellte, musste im März 2011 den Hut nehmen: Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, der in diesem Buch an einigen Stellen vorkommt. Wegen seiner Abschreiberei. Lächerliche Vorwürfe im Vergleich zu seinen Bemühungen, sagt der Autor.
Als Kommunikationsberater interessiert es Stockheim, weshalb die im Kern einfachen Regeln der Kommunikation auf der öffentlichen Bühne der Politik so sträflich ignoriert werden. Klartext sprechen, frühzeitig die Probleme benennen, in Krisen die Wahrheit so schnell wie möglich auf den Tisch bringen, Emotionen weglassen, Ziele formulieren und Erreichtes genauso nennen wie Verfehltes. Das ist der Handwerks- und Wissenskasten der Kommunikation. Nur der offene Austausch der Meinungen und Vorschläge, sachlich, ergebnisoffen und klar kommuniziert, wird das Land aus der Entscheidungslosigkeit führen. Und dafür lohnt es sich einzutreten.

Der Autor
Ulrich Stockheim gehört zu den führenden Kommunikationsberatern für Wirtschaft und Politik. Der Diplom-Volkswirt startete 1993 seine Karriere als Finanzjournalist der Zeitschrift Wertpapier, anschließend arbeitete er fünf Jahre beim Wirtschaftsmagazin Capital, dessen New Yorker Korrespondent er 1998 und 1999 war. Nachdem er drei Jahre als Geschäftsführer des Wertpapier-Verlages gearbeitet hatte, gründete er Stockheim Media. Die Kommunikationsberatung ist in Köln, Frankfurt und New York tätig. Ulrich Stockheim ist Autor der Bücher Inside Wall Street und Mr. Daks – Aktienstrategien für alle.

Die 10 Gebote für politische Kultur in Kurzform - als Diskussionsstoff
1. Raus aus der Komfortzone und hinein in die Debatte! 
Das erfordert Mut zur eigenen Meinung und die Kraft, sich auch gegen Widerstände zu verteidigen. Die abweichende Meinung und der Widerspruch sind also notwendige Bedingungen für eine Gesellschaft. 
2. Die Moralkeule ist ein verlässlicher Debatten-Killer! 
Denn: Moralische Argumente entkräften jede Debatte – sie diskreditieren vielmehr denjenigen, der die Argumente vertritt. 
3. Content geht vor Performance! 
Dass Image Inhalt ersetzt ist eine fatale Entwicklung. 
4. Political Correctness rechtfertigt keine sachliche Unkorrektheit! 
Wenn aus Rücksicht Vorsicht wird und aus Vorsicht Verklemmtheit, dann werden Debatten sinnlos. Wenn es also die Sache erfordert, muss es möglich sein, Klartext zu reden, statt vor Betroffenheit zu verstummen. 
5. Meinungen sind keine Glaubensbekenntnisse! 
Wir schaffen es immer wieder, politische Auseinandersetzungen zu Gesinnungskämpfen zu stilisieren, und reißen damit tiefe Gräben auf. Kompromisslinien zu sehen und öffentlich zu vertreten kann manchmal mutiger sein, als mit heiligem Ernst eine Maximalposition zu vertreten. 
6. Keine Ein-Satz-Debatten bitte! 
Es gehört zu den Mechanismen im Medienspiel, einen einzelnen Satz – vollkommen aus dem Kontext gerissen – zum Skandal aufzubauschen. Debatten, die daraus resultieren sind vollkommen sinnentleert. 
7. Es gibt keine Tabus, nur schlechte Argumente! 
Hätte Thilo Sarrazin ohne das Prädikat „Tabubrecher“ den gleichen Erfolg gehabt? Würde unsere Debattenkultur funktionieren, wäre es gelungen, seine Denkanstöße aufzunehmen und aus schlechten Argumenten die Luft raus zulassen. Die Behauptung vermeintlicher Tabubrüche wirkt wie ein Gütesiegel und verhindert, dass sich schlechte Argumente als solche erweisen. 
8. Empörung verhindert Entscheidungen! 
Medienwirksame Aufregung ersetzt Argumente, Schreierei eine sachgerechte Diskussion. 
9. Keine begrifflichen Nebelkerzen bitte! 
Die Beeinflussung der öffentlichen Meinung gelingt am besten durch starke Bilder und begriffliche Nebelkerzen, welche die Emotionen des Publikums ansprechen. Doch Wahrnehmungssteuerung ist das Gegenteil von Aufklärung. 
10. Mehr Mut zum Pragmatismus! 
Wir gehen Probleme lieber grundsätzlich an und bleiben dann in den Grundsätzen stecken. Aber wie kann es sein, dass es so viel Mut erfordert, praktisch zu denken und pragmatisch zu handeln?