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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Sonntag, 14. April 2013

Buchhinweis: ZEITSCHRUNDEN von Nobert Sternmut, von ihm selbst vorgestellt und von Willi van Hengel besprochen

Norbert Sternmut über seinen Gedichteband „Zeitschrunden" im Pop-Verlag, Ludwigsburg, Dez. 2012:


„Zeitschrunden" beschreibt in Gedichten den thematischen Hintergrund von „Zeit", zumeist vergangener Zeit in Form von „Schrunden" nach einer Gedichtzeile Celans aus „Vor einer Kerze", in der es heißt: „Vermählt dem Nein meiner Sehnsucht, vermählt einer Schrunde der Zeit."
„Zeitschrunden" nimmt das alte Dichterthema von Zeit und Liebe auf, gleichwohl dem Thema aus Goethes „Faust" irrt der Dichter umher in seinen Metaphern, weiß, dass er dem Wort wie dem Thema ausgeliefert ist, er nur beschreiben kann, beschreien, dass er doch gefangen bleibt im „Zeitstrudel".

„Zeitschrunden" will nach dem Augenblick trachten und sagen: „Verweile doch. Du bist so schön", will die Liebe „unendlich" sehen, doch dagegen steht „der Sargstrahl der Liebe." „Zeitschrunden" bündelt das Thema „Zeit und Raum" mit der Liebe, der Sehnsucht, der Eifersucht, wie der alternde Dichter wandert zwischen der geliebten Sprache, in allem Wissen über die Vergänglichkeit seiner Gedanken und Gelüste, so wandert das Thema in zahllose Metaphern, bündelt es, was uns im „Kern" bestimmt. Die Zeit, die bald „Schrunde" wird - die zur „Falte" verkommt, die auch kein „Gitter" aufhalten kann. Es gibt keine andere Rettung als Liebe.


Das Wort verbrennt sich erneut außerhalb jeglicher „Vernunft". Stürzt sich noch einmal in die Metaphern der Liebe, Sehnsucht, Eifersucht, der Ausweglosigkeit, lässt mit sich spielen, verkommt, verbrennt, verdichtet sich, noch einmal liebt es ganz und spürt doch längst die Brandzeichen der Zeit, die „geruderten Jahre" ,dass es sich längst lächerlich macht, wie es sich stets lächerlich machte. „Nichts" - „rudert die Zeit zurück".



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Eine Besprechung von Willi van Hengel:

ZEITSCHRUNDEN von Norbert Sternmut
Es geht also ums Verstehen, also Nicht-Verstehen, also um die Berührung, wenn man etwas anders schreibt. So wie es Norbert Sternmut in seinem neuen Werk „Zeitschrunden“ tut. Bei diesem Wort, den Schrunden, das noch lange nachhallt, wenn man es einmal ausgesprochen oder sich auf der Zunge zergehen lässt, denkt man vielleicht zunächst einmal an zerschunden. Doch man merkt sehr schnell, dass man über ein fast unscheinbares kleines „r“ stolpert: Und dieses kleine „r“ fordert einen auf, weiterzudenken, weiterzufühlen und weiterzulesen.

Aus dieser kleinen Irritation herauskriechend (wie aus einem Riss, einer Schrunde) stößt man spontan auf eine Zeile aus dem Gedicht „Lichtkörper“, in dem es heißt: „Du schaust und denkst//dir Sinn in die Stunde“ – und man fragt sich, warum es nicht heißt: … und fühlst dich als Sinn in die Stunde? Um doch gleich darauf eine Antwort zu erhalten: „Wirst du ihn nicht finden, suchst du//ins Schädelinnere,//wo das Himmelsblatt//bricht.“


Ein Blatt bricht, wenn es gefroren ist. Vielleicht ist es dann sogar blau und nicht grün. Blau wie der Himmel an wolkenlosen Tagen. Und gebrochen wie ein Herz, auf das man unbedacht, mit einem unbedachten Wort, einer ebensolchen Geste oder einer Lüge getreten ist.


Um es kurz zu machen: Sternmuts Worte offenbaren nicht insgeheim Zärtlichkeiten. Und sie zeigen uns auch nicht nur, wie er mit sich selber spricht. Nein, er eröffnet sogleich ein Gespräch in alle möglichen Richtungen: in die Scham eines Selbstgesprächs oder des Sinn bzw. Unsinn des Lebens oder den Klang seiner eigenen Stimme, die man manchmal hört, wenn man mit einem anderen Menschen spricht.


„Du weißt, ich kann fliegen,//wie ein alter Maikäfer,//der auf Fingerkuppen abhebt.“ Die Melancholie im Blick beim Beobachten des davonschwebenden Käfers (er hätte ja noch etwas dableiben können) schwingt zart in Sternmuts Gedichten mit, überall, doch auch, dass daraus ganz schnell ein Gefühl von Freiheit werden kann.


Nicht nur unsere Sprache, sondern auch unser Leben spielt sich immerzu in einem unendlichen Austausch von Zeichen und Gefühlen ab. In Sternmuts Zeilen darf man sich mithin nie sicher fühlen. Und irgendwann will man es auch gar nicht, sondern „im schiefen Wind“ behutsam aus der manchmal längst geschlossenen eigenen Sinnlichkeit herausfliegen – in eine neue.
Schreiben heißt leidenschaftlich sein. Das wird in „Zeitschrunden“ mehr denn je klar. Denn nur leidenschaftlich überlebt man den Tag, die Nacht, die existenzielle Langeweile, die sich in jedem von uns hin und wieder breitmacht. Ironie bleibt also als Überlebensmaßnahme da nicht aus. Sternmut also „hielt die Liebe hoch in die Luft, zuweilen//in einem Schwall.“


Man ist froh, hier in diesem Büchlein von einem solchen Schwall oder dem Gesabber, das allenthalben zu hören und zu lesen ist, verschont zu bleiben.


Willi van Hengel (inspiriert)

Freitag, 20. April 2012

Dichterhain: Wunschblock 5 (MaXXX) von Willi van Hengel

Je tiefer der hinter den Worten mitschwingende Gleichklang in ihm zu spüren war, umso mehr begann sich die Sprache des Onkels in Edmond breitzumachen, allein von diesem einen Wort her, und umso mehr fühlte Edmond sich zu ihm hingezogen. Er fühlte sich diesem einfachen Menschen dann ganz nah. Und zum ersten Mal in seinem Leben nahm er Nähe nicht als Gefahr wahr. Aber warum? Er suchte doch immer schon die Nähe: zu einer schönen Frau, einem Gedicht oder aber einem einfachen, ehrlichen Menschen.

(c) Willi van Hengel, Auszug aus dem unveröffentlichten Roman "MaXXX braucht Schrott"

Dienstag, 13. März 2012

Dichterhain: Später von Willi van Hengel


Später, wenn dein Gesicht an deine Haut wächst, von innen, weisst du, dass das Leben nichts anderes als ein Missverständnis gewesen ist.

Dann glaubst du, nein, heftest du dich endgültig an deine Sehnsucht. Denn dann schwankst du nicht mehr, wie auf einem hölzernen Kahn, zwischen aufwiegelnden Bemerkungen naher Münder (Freundschaft hat noch nie was getaugt) und einem allmählichen Aufgehen deines Zweifelns in einer bescheidenen Wolke, in die du dich hineingelebt hast: Dein Leben ist wahrer als du je gewesen bist.

Es verfolgt dich bis ins Abkoppeln, die Totenglocke, Stolzverharren, kaum Charakter annehmen wollen, auf sich Verlieben abwälzen, der Text beginnt mitten im Satz, im Absätzigen, beginnt in deinem Davonlaufen: nicht vor dir (das existiert kaum),
sondern vor deinem Eingeholtwerden (Naturgesetz).


                                           Willi van Hengel, Wunsch-blöcke, Schweinfurt 2010

Donnerstag, 5. Januar 2012

Dichterhain: "Kaum glaubst du noch" von Willi van Hengel

Kaum glaubst du noch, 
aus welchen Gründen auch immer, 
Zeichnung von Willi van Hengel
dass unsre Lust an
der Verunsicherung nachlassen wird. 
Verlier dich weiter in deinen Texten.
Wie an klaren Tagen, umsunkenen Nächten. 
Trächten. 
Dächte dich deine Gabe zuende/zünde mich an. 
Dochgeborn. 
Hochwohl kompromisslos. 
Du wolltest dich
nie verleihn, 
das war ein Fehler. 
Wir schulden uns kein Geschenk. 
An unseren Geburtstagen schon gar nicht, 
hast du immer gesagt. 
Also kannst du jetzt schon so tun, 
als wär’n deine Hände 
vom symbolischen Zirkel durchstochen. 
Du blutest auch in deinen frei erfundenen Hängen, 
die Satzfetzen purzeln hinter dir her.

                                                      Willi van Hengel

Sonntag, 25. Dezember 2011

Dichterhain: "zum Atmen: unbedingt" von Willi van Hengel


zum Atmen: unbedingt

Und nun lebst du nicht mehr auf etwas zu.
Nun weißt du ein Wort zu nehmen.
Führst du nicht mehr so viele Selbstgespräche.
Aus den Zweifeln ist ein Karamellpudding geworden.
Gestern Abend, nachdem du auf Sahne gehofft
hattest, war nichts mehr wie sonst.
Übrigens, hast du gedacht ­–
ich hab's dir angesehen –,
ist das nie so.

Immer ist alles anders.
Auch dass du nicht mehr so oft krank wirst.
Wie dein Einnadeln ins abgestandene Wasser der
Geranien im Weißensee.

Und nun ist deine Liebe eine Tränke.
Als habe man echt ein Stück
von sich selbst erobert.
Die Tränke an schnaubenden Ufern.
Es ist immerzu eine sandige Form.
Auch die des Mundes beim Sprechen,
beim Schweigen,
bei der Bewegung der Hand ins Haar.

Und immerzu erwischt mich
ein Erinnern.     
                                                                                                           Willi van Hengel