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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Montag, 10. Oktober 2016

Enjoy Jazz 2016 am 11.10.: FERENC SNÉTBERGER

Di 11.10.2016

Ferenc Snétberger

Ungarn
© Zsófi Raffay
Friedenskirche Heidelberg, Heidelberg 
Einlass 19 Uhr / Beginn 20 Uhr
VVK 18 € zzgl. Geb. / AK 21 €
» Tickets online kaufen
» Termin merken: .ical | .vcs

Ferenc Snétberger: g


Liest man die begeisterten Besprechungen, die der ungarische Gitarrist Ferenc Snétberger für sein aktuelles Album „In Concert“ international bekommen hat und noch bekommt, staunt man nicht schlecht. Würde man es doch seit mindestens zwei Jahrzehnten, zumal seit „For My People“ (1999) für ausgemacht halten, es hier mit einem der wichtigsten, vollständigsten und eigenständigsten Gitarristen überhaupt zu tun zu haben. Doch ein Debüt auf dem renommierten ECM-Label scheint die Aufmerksamkeit doch noch einmal anders zu konzentrieren. Snétberger, Jahrgang 1957 und vielfach ausgezeichnet, studierte von 1977 bis 1981 am Béla Bartók Konservatorium in Budapest und entwickelte in der Auseinandersetzung mit Bach, dem Jazz, dem Flamenco und der brasilianischen Musik eine umfassende eigene Tonsprache, die ihn weit über das Genre des sogenannten Gypsy-Jazz hinausführte. Die auf „In Concert“ dokumentierte Solo-Improvisation „Budapest“ vermittelt eindrucksvoll aus welcher Vielzahl von Quellen Snétberger seit vielen Jahren kreativ schöpft. Insofern schließt sich ganz persönlich ein Kreis, wenn „In Concert“ jetzt auf dem Label erscheint, das ihn einst mit der Musik Egberto Gismontis bekannt machte. Besucher von Enjoy Jazz können sich von der Kunst Ferenc Snétbergers ein weiteres Mal hinreißen lassen, denn der Gitarrist spielte bereits 2000 ein Duo-Konzert an der Seite des Trompeters Markus Stockhausen. Wie gesagt: keine Überraschung, aber ein sachter Hinweis auf einen der ganz Großen.

Sonntag, 2. Oktober 2016

Morgen bei Enjoy Jazz 2016 in Heidelberg: Zsófia Boros solo (Ungarn)

Mo 03.10.2016

Zsófia Boros solo

Ungarn
Peterskirche Heidelberg, Heidelberg 
Einlass 19 Uhr / Beginn 20 Uhr
VVK 20 € zzgl. Geb. / AK 25 €
» Tickets online kaufen
» Termin merken: .ical | .vcs

Zsófia Boros: Guitar
„Meine Herangehensweise an Musik“, sagte die Gitarristin Zsófia Boros vor drei Jahren bei Erscheinen ihres ECM-Debüts, „ist immer sehr von Intuition geprägt. Wenn ein Musikstück mich ergreift oder berührt, möchte ich es reflektieren – möchte ich zum Spiegel werden.“ 
„En otra parte“, so der Titel dieses auf beeindruckende Weise reifen und vielschichtigen Albums, enthielt Lieder des kubanischen Komponisten Leo Brouwer, aber auch von Ralph Towner, Vicente Amigo oder Dilermando Reis. Man erkennt daran die Spannweite der 36-jährigen Ungarin, die in Bratislava, Budapest und Wien Gitarre studierte und mit etlichen Preisen ausgezeichnet wurde. 2013 konnte man sie bereits bei Enjoy Jazz erleben. Nun kehrt sie mit einem neuen Album zurück, das pünktlich zum Festival im Oktober erscheinen wird: „Works for Solo Guitar“, wiederum produziert von Manfred Eicher, präsentiert ein stilistisch vielfältiges Programm aus Werken unterschiedlichster Komponisten des 20. Jahrhunderts, darunter Jorge Cardoso, Garoto, Franghiz Ali-Zadeh und Egberto Gismonti. 
Zsófia Boros versteht es in ihren Soloarbeiten auf faszinierende Weise, die verschiedensten Traditionen in ihrem Spiel aufscheinen zu lassen, zwischen Klassik und Jazz, zwischen verschiedenen Regionen der Welt Bögen zu schlagen, dabei zugleich jedem Stück so nahe zu kommen, dass es zum eigenen wird, dass ihre beseelten, feinsinnigen Interpretationen innere Notwendigkeit und Relevanz beanspruchen dürfen. Jeder Komponist habe seine eigene Sprache, sagte sie einmal. „Ich versuche, sie zu lernen.“



Mittwoch, 11. Dezember 2013

Nächsten Samstag, Dienstag und Mittwoch: Weihnachtsspiel von Schülern des Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation (PIH) in Frankenthal


Publikumsliebling: Weihnachtsspiel „Rumpelstilzchen“ am PIH in Frankenthal


„Rumpelstilzchen“ mit internationaler Besetzung

Weihnachtsspiel mit hörgeschädigten Kindern aus Polen, Ungarn und der Türkei

Als Weihnachtsspiel präsentieren die Schülerinnen und Schüler des Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation (PIH) in Frankenthal in diesem Jahr „Rumpelstilzchen“. Hörgeschädigte Schülerinnen und Schüler aus Polen, Ungarn und der Türkei unterstützen sie dabei. Damit wird das internationale Comenius-Projekt an der Schule des Bezirksverbands Pfalz fortgesetzt; es läuft unter dem Titel „Hörbehinderte Schüler spielen Theater, musizieren und tanzen für Hörende“ und führt Kinder und Lehrkräfte aus verschiedenen Nationen und Kulturen zum zweiten Mal zusammen.

Iris Klag, Förderschullehrerin am Pfalzinstitut, hat – zusammen mit vielen Kolleginnen und Kollegen – in den zurückliegenden Wochen intensiv mit den Kindern in der Mensa des Internatsdorfs geprobt: Nun beherrschen sie die Texte, Lieder und Tanzeinlagen aus dem Effeff. Schüler, Lehrer und Auszubildende der PIH-Werkstätten fertigten von Hand die Kostüme, Requisiten und das Bühnenbild für das Weihnachtsspiel, das am Pfalzinstitut Tradition hat. Auch die Beleuchtungstechnik und das Drucken der Plakate und Einladungen gehören zu den Gemeinschaftsaufgaben. Premiere ist am Samstag, 14. Dezember, im Rahmen des Elterntags. „Rumpelstilzchen“-Vorstellungen für die Öffentlichkeit finden am Dienstag und Mittwoch, 17. und 18. Dezember, jeweils 17 Uhr in der Mensa des PIH, Meergartenweg 24, statt (Eintritt frei).

Montag, 30. September 2013

ECM - Klassik: Die ungarische Gitarristin Zsófia Boros spielt Ralph Towner’ u.a.


Zsófia Boros: En otra parte


The evocative ECM debut of the outstanding Hungarian guitarist Zsófia Boros addresses a broad range of composition for her instrument, drawing on music of the Americas. “Often I think I am holding the choice of music in my own hands, but later I wonder if the music has chosen me as a medium. My approach is always very intuitive; when a piece of music grips or touches me, I want to reflect it – to become a mirror and convey it.” At the centre of “En otra parte” is music of Leo Brouwer, the Cuban composer who once declared that the guitar has “no limits”, a major reference for Boros from the beginning of her musical journey. Her sensitive solo recital also includes Ralph Towner’s “Green and Golden”, Vicente Amigo’s tribute to the spirit of flamenco (“Callejón de la luna”), a waltz by Dilermando Reis, Quique Sinesi’s “Cielo Abierto”, inspired by the rhythms of candombe and milonga, and much more. Named for the poem by Roberto Juarroz, “Todo comienza en otra parte” (“Everything b egins somewhere else”), Boros’s album was recorded in Lugano in 2012 and produced by Manfred Eicher.

ECM Player

Dienstag, 26. Februar 2013

Buchvorstellung: UND PLÖTZLICH WAREN WIR VERBRECHER

Michael Proksch
Dorothea Ebert 
Und plötzlich waren wir Verbrecher
Geschichte einer Republikflucht

 Im Sommer 1983 unternahmen die Geschwister Michael und Dorothea aus Dresden, beide Musiker, zusammen mit Dorotheas Mann und einem befreundeten Kunststudenten einen Fluchtversuch. Sie wollten während einer Ferienreise zu Fuß über die bulgarische Grenze nach Jugoslawien. Eltern und Freunde wussten nichts davon. Der Versuch scheiterte. Anfang 1984 wurden sie zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt und um die Jahreswende 1984/85 von der Bundesrepublik freigekauft.

    Was brachte junge Menschen mit, wie es schien, guten Aussichten in der DDR dazu, das Risiko einer Republikflucht auf sich zu nehmen? Wie erlebten sie das Scheitern? Wie kamen sie im Gefängnis zurecht, als »Politische« unter Kriminellen? Der DDR-Alltag außerhalb und innerhalb der Gefängnisse und eine gescheiterte Flucht, erzählt aus der Perspektive von Schwester, Bruder und Mutter, die in Dresden zurückblieb.

dtv, 320 S., 14,90 €

Die Geschwister Dorothea und Michael Proksch wohnten in dem damaligen In-Viertel der Musiker und Künstler in der inneren Neustadt von Dresden. Sie hatten die Nase voll von der ideologischen Gehirnwäsche, die das Musikstudium überlagerte. Aufforderungen zur Bespitzelung anderer, selbst und gerade bei einem Parisaufenthalt, den Dorothea wahrnehmen darf. Dort sieht sie, was freies Leben bedeuten kann. Auch ihre WG-Mitbewohner sind begeistert. 1983 beschließt das Geschwisterpaar zu fliehen, gemeinsam mit den beiden Freunden. Sie besiegen ihre Angst und flüchten zunächst über Ungarn, dann über Bulgarien.
Dort werden sie im Gebirge von einem bulgarischen Grenzsoldat mit einer MP im Anschlag gestoppt.

"Wir liegen wehrlos auf dem Boden - bäuchlings. Die Soldaten kommen, halten uns ihre Gewehrläufe in den Nacken und mich ergreift das Gefühl, mein Leben sei jetzt zu Ende: Die Todesangst, die ich empfand, als ich erkannte, dass ein Gewehr auf mich gerichtet war und nur abgedrückt werden musste, bleibt wohl in meinem Gedächtnis unauslöschlich haften. Das kalte Eisen des Gewehrlaufs berührt meinen Nacken und meine Hände werden auf dem Rücken mit Lederbändern gefesselt."

Sie werden inhaftiert in dreckigen, kalten Gefängnissen der bulgarischen Staatssicherheit, nach  Hohenschönhausen in der DDR gebracht, von dort nach Dresden, wo die Gefangenen schließlich zu 2 Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt werden. Zuchthaus Brandenburg und Frauenzuchthaus Hoheneck heißen die Stationen, bis sie die Bundesregierung zur Jahreswende 1984/85 freikauft.

Das Geschwisterpaar kann aufatmen, es entscheidet sich für München. Dort werden sie erfolgreiche Musiker. Die fast zwei Jahre als Häftlinge werden sie nie vergessen. Wenige Jahre später fiel die Grenze.

 
 

Dorothea Ebert, geboren 1960 in Dresden, absolvierte die Meisterklasse im Fach Violine an der Musikhochschule in Dresden und konzertierte bereits während ihres Studiums im In- und Ausland. Nach der Ausbürgerung setzte sie ihr Studium in Salzburg bei Sandor Vegh fort, nahm am Internationalen Kammermusikfest in Lockenhaus teil und trat danach zusammen mit Gidon Kremer im Wiener Konzerthaus auf. Sie ist seit 1987 als Dozentin am Richard-Strauss-Konservatorium, heute Hochschule für Musik und Theater, in München tätig und gehört seit 1988 als Geigerin dem Bayerischen Staatsorchester an.

Michael Proksch, geboren 1958, studierte Klavier an der Musikhochschule in Dresden, setzte nach der Ausbürgerung seine Klavier- und Kompositionsstudien in Genf, München und Berlin fort und ist heute freiberuflicher Komponist und Pianist. Er gab Konzerte im In- und Ausland, war 2006 »Composer in Residence« der Klassik Stiftung Weimar und 2007 Preisträger im Kompositionswettbewerb des Tonkünstlerverbandes. Er komponierte Musik für Bühnenprojekte, Hörbücher und Filmproduktionen und veröffentlichte Werke zur Klavierdidaktik.

 

Montag, 4. Februar 2013

Neues von Severin Groebner

Februar-News von Severin Groebner

Das sind doch mal wieder Tage des nationalen Erschauerns zur Zeit, oder? 
In Deutschland gedenkt man an die 80 Jahre alte „Machtergreifung“ durch den kleinen Österreicher mit dem Bart, den er von Charlie Chaplin geklaut hatte. Natürlich war das aber keine „Ergreifung“, sondern viel mehr eine „Übergabe“, aber „Machtübergabe“ klingt irgendwie so, als hätte der gute, alte Hindenburg auch was damit zu tun. Und das ist nicht so schön, da der Mann bis heute als väterlicher Weltkriegsverlierer da und dort sehr geschätzt wird.
Egal, jedenfalls sieht man den berühmtesten Auslandsösterreicher wieder sehr oft im TV und dazu ist auch noch Wagner-Jahr. Na, wie das wieder passt!
Und anschließend wird auch gleich wieder an Stalingrad gedacht. Ach ja, vom siegestrunkenen Fackelzug bis zur Niederlage der abgefrorenen Zehen in nur vier Tagen! Wenn das damals nur auch so schnell gegangen wäre...
Wegen dieses Gedenkens heisst jetzt aber Wolgograd auch für ein paar Tage wieder „Stalingrad“. 
Vielleicht damit der historisch-afine Internet-User, das Schlachtfeld auch auf Google-Maps wiederfindet. Oder damit die Erinnerung an Stalins Herrschaft den Herrn Putin im Vergleich als gütigen, lupenreinen Demokraten erscheinen lässt. Weshalb jetzt auch Gerard Depardieu (sprich: Deppat? Jö!) Russe geworden ist. Oder weil er als Franzose unter „putin“ akkustisch eigentlich etwas völlig anderes verstanden hat... wie auch immer... in Österreich bleibt man von all dieser anstregenden Historie verschont. 
Ja, seit Dichand der Ältere sich die Sonntagskrone von unten ansieht, werden nicht mal mehr die Heldentaten der Wehrmacht, der wahrscheinlich liebreizendsten Angriffsarmee der Geschichte, regelmäßig gewürdigt. Und die Wehrpflicht bleibt auch bestehen. Denn das Volk hat so abgestimmt, obwohl die Kronen Zeitung dagegen war.
Ein Wahnsinn! Chaos! Anarchie droht! Die Welt steht auf keinen Fall mehr lang. Wem soll der Karriere-orientierte Politprofi nun in den Anus robben? Diese Orientierungslosigkeit! Im Wahljahr! 
Aber wir Österreicher haben ja immer noch unsere Skifahrer. Diese Helden in der Disziplin des Höchstgeschwindigkeitsberghinunterrutschen versammeln sich wiedermal zum Höchstgeschwindigkeitsberghinunterrutschen im österreichischen Schladming zur Weltmeisterschaft im Höchstgeschwindigkeitsberghinunterrutschen. Aber bärig! Wirklich schlimm wird es aber erst wenn diese Höchstgeschwindigkeitsberghinunterrutscher die Brettln verlassen, auf denen sie in Höchstgeschwindigkeit die Berge hinunter rutschen, um dann entweder ORF-Kommentatoren (unverständlich, aber naja), Moderatoren (unverständlich, aber schlimm) oder Sänger (verständlich und ganz, ganz schlimm) zu werden. Wenn man die dann auf der Bühne sieht, fragt man sich sofort: Wo sind denn die Schneekanonen, wenn man sie mal wirklich braucht?
Apropos nationale Begeisterung: In der Wiener Hofburg wurde am 1. Februar beim von der FPÖ veranstalteten „Akademikerball“ ausschließlich Rechtswalzer aufs Parkett gelegt. Nur FPÖ-Chef H.C. Strache war nicht da. Klar, der ist ja auch kein Akademiker. Trotzdem konnte man dort umgeben von rechten Gesinnungsgenossen von Zuständen träumen.... wie in Ungarn etwa. Dort werden nämlich - gegen das aktive Stillschweigen der Europäischen Union - mittlerweile Künstler aus verantwortlichen Positionen entfernt, wenn sie nicht national genug sind.
Na, woran erinnert uns das? 
Genau! An: Deutschland - vor achtzig Jahren.
Nur diesmal ohne Österreicher.

Donnerstag, 29. November 2012

Wort zur Woche von Severin Groebner (Kabarettist)





Liebe Mitmenschenskinder! 

 Heute schreiben wir den 21.11. 2012 und natürlich ist uns allen klar, daß in einem Monat die Welt untergeht. Sowieso. Ganz bestimmt! Und wer die Zivilbevölkerung in Gaza, Israel, im Kongo, Somalia oder in Syrien fragt, der erfährt auch, wie sich das in etwa anfühlen wird. Aber Gott sei Dank gibt es in Mitteleuropa noch Kräfte, die wissen, was gut für uns alle ist. Nein, nicht der Verfassungsschutz. Der schreddert lieber interessante Akten und weiß sonst nichts, sofern man ihm nicht das Gegenteil beweisen kann. Schriftlich. Mit Akten. Die er natürlich gleich gern wieder schreddern würde. Nein, ich meine natürlich: Die CSU. Diese grundsympathische Partei hat nicht nur auf ihrem Parteitag klar gemacht, daß man eigentlich nur glücklich sein kann, wenn man vom größten Horst aller Horstens (oder Hörster? Horstensien?)... also wenn man vom größten Horst aller Zeiten regiert wird, sondern die weiß auch, was die Zuschauer des ZDF interessiert - und was nicht. Der Parteitag bayrischen SPD zum Beispiel, der interessiert wirklich niemanden. Deshalb muss man auch gar nicht darüber berichten. Wie? Pressefreiheit? Jaja, schon, wenn man mal wieder in China mahnend den Zeigefinger erheben will, aber zu Hause? Geh, des hamma do no nie wirkli braucht... trink man noa Hoibe! Oans, zwoa... Überhaupt Informationen und Öffentlichkeit. Da hat auch die bayrische Justizministerin Merk ihre ganz eigene Methode. Wenn etwa jemand sagt, in einer Nürnberger Bank wird systematisch Geld am Fiskus vorbei ins Ausland geschafft, also klassische Steuerhinterziehung betrieben, dann wird dieser Mensch... in die Psychatrie verfrachtet. Also, der der sowas öffentlich macht, und nicht der, der hinterzieht. Logisch! Man muss doch in Ruhe sein Geld illegal am Staat vorbeischmuggeln dürfen. Deswegen hat man auch eine Justizministerin, die solche Vorgänge vor dem Zugriff der Justiz schützt. Mit Einweisungen in die Klapse. Das sind gute, alte Methoden, die der historisch interessierte Mensch noch aus der Sowjetunion kennt. 


 Der Begriff „Merkwürdig“ bekommt da einen ganz neuen Beigeschmack. Aber, keine Sorge, wir Wähler sind ja Volldeppen und werden uns das sicher nicht bis zur kommenden Wahl merken. Dabei wählt ja meine Wenigkeit nur in Österreich. Und nicht in Ungarn. Aber in Ungarn darf bald sowieso nicht mehr jeder wählen. Der Herr Orban macht‘s möglich: Denn wer krank oder arm ist oder sich aus anderen Gründen nicht vor der Wahl auf eigene Kosten registrieren lassen kann, der wählt einfach nicht. Ja, wo kommen wir denn auch hin, wenn die Armen auch noch wählen dürfen. Das muss doch nicht sein. Dabei ist der Herr Orban natürlich ein lupenreiner Demokrat, da ihm ja schon der Herr Strasser der ÖVP vor ein paar Jahren für seinen „Kampf gegen den Kommunismus“ gedankt hat. Und wer könnte die Worten des Herrn Strasser anzweifeln, schließlich ist der Mann ein ehemaliger österreichischer Innenminister und per Video überführter Gesetzesverkäufer. Obendrein ein ÖVPler und die Volkspartei ist bekanntlich eine Truppe, die die Sauberkeit und Transparenz in der Politik erst erfunden hat. Vor allem nachdem sie zusammen mit der SPÖ, der FPÖ und dem BZÖ den parlamentarischen Korruptions-Untersuchungsausschuss erfolgreich abgewürgt hat. Aber egal, das merkt sich auch keiner bis zur Wahl nächstes Jahr. Und wir singen alle: Glücklich ist, wer vergisst, was ja nicht zu ändern ist. Was ist also sonst noch passiert? George Lucas hat seine Rechte an Star Wars Disney verkauft, was wohl bedeutet, daß in den kommenden Krieg-der-Sterne-Filmen der Imperator gegen Bambi und Britney Spears antritt. „Bambi, ich bin dein Vater!“ - „Nein, der ist ein Hirsch, deswegen bin ich auch ein Reh“. Wem das alles zuviel wird und sich nun denkt „Nichts wie weg!“, dem sei gesagt: es gibt Hoffnung! Ein - wahrscheinlich - belebbarer Planet wurde entdeckt! Schlappe 41 Lichtjahre entfernt. Also, wenn man sich nur ein bißchen Zeit lässt und hin und wieder zurück fliegt (mit dem Darth-Vader-Shuttle-Service, dessen Besitzer jetzt aussieht wie Goofy) kommt rechtzeitig zum 300. Geburtstag von Richard Wagner wieder. Denn nächstes Jahr ist der 200. und damit Richard-Wagner-Jahr. Oder wir haben Glück und es geht vorher doch noch die Welt unter. Und bis dahin spiel ich auch noch ein bisschen, um dem Fiasko ein Lächeln abzuringen, mein absolut völkerverständigendes Programm

„Servus Piefke“.
Besprechung von Servus Piefke! bei viereggtext



Mittwoch, 2. Juni 2010

Buchbesprechung: Adam und Evelyn, München 2010

Ingo Schulze
Adam und Evelyn
Roman
320 Seiten, 9,95 €, dtv, München 2010

Beim Deutschen Taschenbuch Verlag ist gerade eine preiswerte und schmucke Fassung des 2008 beim Berlin Verlag erschienen Bestsellers von Ingo Schulze erschienen. Auf dem Cover eine passende Scène de l'amour namens "Dr. Demouchel" von Georg Baselitz, die schon auf der Hardcoverfassung des Berlin Verlages eingesetzt wurde.
Ingo Schulze schreibt schöne Geschichten aus dem Alltag, die immer ein bisschen knistern, ein bisschen wortkarg, aber immer vielsagend sind. Auch in diesem Roman, der im August 1989 bis zum Mauerfall im November spielt, Reiseströme in die CSSR und nach Ungarn, Wartende, auf Freiheit Spekulierende, die Öffnung der Grenzen in Ungarn Richtung Westen und schließlich die Leipziger sanfte Revolution, die die ganze DDR erfasste, der Fall der Mauer, Auflösung der DDR, dient dieser wichtige deutsche Wendepunkt der Geschichte als Hintergrund zu einer Liebesgeschichte zwischen Lutz, dem Damenschneider, und seiner Freundin Evelyn. Die an Arthur Schnitzlers "Liebesreigen" erinnernde Kreisbewegung wird erweitert um Mona, Michael und Katja, sowie andere Frauenfiguren in der Nebensache, darunter auch die Wirtin in Ungarn, bei der sie sich später aufhalten werden. Mit auf dem Weg ist auch Elfriede, die Schildkröte.
Ein ganz wertvolles Buch, es spricht einen an, lässt einen Zeitzeugen hautnah erleben. Es wird wohl seinen festen Platz neben der Chronologie der "sanften Revolution" in Ostdeutschland finden.
Lutz, der von Evelyn Adam genannt wird, wegen seines typischen Markenzeichens, einem ausgeprägten Adamsapfel, der sie magisch angezogen hat, der vor- und zurückweicht, sein Eigenleben hat, obwohl Adam eigentlich klein und hager ist, was sie nicht begeistert hätte. Aber so findet sie ihn schön. Er nennt sie Evi. Evelyn weiß vieles aus seiner Vergangenheit nicht, was am Ende des Romans klar wird, aber sie ist schon länger mit ihm zusammen und liebt ihn. Adam liebt sie auch, aber nicht alleine, denn sein Job hat diese verhängnisvolle Nähe zu Frauen, der er nicht mehr widerstehen kann, wenn er bei der Anprobe den weiblichen Halswirbel sieht, der wie ein Anschaltknopf in seinem Gehirn wirkt, und den Stoff der Kleider fühlt. Seine Kleider machen Frauen erst begehrenswert und der erste größere Test der Attraktivitätswirkung geschieht bei ihm. Die Frauen wissen das und lieben seine Schnitte, der genüssliche Zigarrenraucher ist gefragt.

So auch am 19. August 1989, als Lilly 
auf seine Empfehlung den BH unter dem Stoff weglässt, weil er ihn stört. Adam kann nicht mehr widerstehen... Dummerweise erwischt ihn Evelyn in flagranti und verlässt ihn. Sie entschließt sich mit Freundin Mona und Michael aus dem Westen, der zu Mona kam, nach Ungarn zu fahren. Michael tritt hier pars pro toto gegen Adam an. Auch auf anderer Ebene: Adams 1961er Wartburg, genannt "Heinrich", gegen einen alten roten Passat, Kilometerstand 300.000. Der Vergleich Ost-West beginnt hier auf einfachem Niveau, wird jedoch durchgehalten bis zum Schluss und kehrt in vielen Dialogen wieder. Das Spiel der Liebe, der Reigen geht weiter. Adam kann nicht ohne seine Evelyn und folgt in seinem Auto. Evelyn, Mona und Michael merken es, Evelyn will ihn loswerden, zurückschicken, aber er ist nicht abzuschütteln. Mona ist bald überflüssig, denn Evelyn rückt bei ihrem Freund vor. Sie fährt verärgert in die DDR zurück. 

Zu Adam steigt unterwegs Katja ein, die völlig abgebrannt und abgerissen in Adams Kofferraum über die Grenze geschmuggelt wird und mit ihm bis Budapest reist. Katja hat versucht die Donau zu durchschwimmen, was beinahe schief ging. Adam mag sie, pflegt sie, aber es läuft bis auf kleine Anklänge nichts. Hier ist Adam primär der Retter, nicht der Verführer. Auf dem Weg über Prag nach und in Budapest finden Adam und Evelyn sich immer wieder, wohnen zusammen in einer Budapester Pension. Adam bleibt wie ein Spürhund auf ihrer Fährte, zeltet schließlich im Garten der betreffenden Pension.
Evelyn lässt sich mit Michael ein, verliebt sich, schläft mit ihm, versucht ihren Adam zu vergessen und ist fast geneigt, mit Michael in den Westen zu gehen. Die Botschaft geht um, dass die Grenzen für immer aufgehen werden. Es beginnt eine Wartezeit, die Diskussion für und wider das Abhauen, mit wem und warum. Evelyn  besinnt sich jedoch eines anderen. Michael und sie erleben einen Einbruch in sein Auto, die Scheibe kaputt, alles geklaut, auch ein Wendepunkt in ihrer Freundschaft, sie entfernen sich voneinander.
Adam näht einer Braut und der Wirtin Frau Angyal zwischenzeitlich ein Kleid, was ein ungeheuer großes Geschenk für die Ungarin ist und ihn einige lange Momente in diese typische verführerische Situation des Begehrten und Begehrenden bringt.




Evelyn bewegt sich wieder auf ihn zu, sie reden und verbringen mehr Zeit miteinander. Als die Grenzen aufgehen, fahren Michael und Katja schnurstracks mit dem demolierten Passat mit halber Windschutzscheibe in den Westen, sind bei den ersten Grenzgängern, die mit Kameras empfangen werden. Michael ist schon überfällig am Arbeitsplatz, er hat seine Urlaub bis zum Anschlag ausgedehnt. Er fährt Richtung Hamburg weiter, Katja bleibt in Bayern. Adam und Evelyn erörtern den Ernstfall und fahren dann auch in die Freiheit, über Österreich, Graz, nach Bayern - in die Nähe von Rosenheim. Der Wartburg hat auch einen Macken, der Anlasser ist defekt. Adam möchte seine Freundin heiraten. Sie landen in einer bayrischen Pension, entdecken die westliche Freundlichkeit und finden eine Bibel in der Nachttischschublade. Der Sündenfall Adam und Evas wird hier symbolisch für den Fall der beiden, das Fremdgehen in der Beziehung und das Verlassen der Heimat, von ihnen erörtert. Sie kommen zum Schluss, dass diese Bibellösung, die Verheißung, dass sie in Schuld und verstoßen, außerhalb des Paradieses leben müssen, nur weil sie erkannten, was gut und was böse ist, weil sie sein wollten wie Gott und nur das ewige Leben zur Vollkommenheit noch fehlt, nicht das Wahre sein kann. Adam sieht keine Sünde darin, er empört sich über die Unverschämtheit der Bibelschreiber, den Menschen so etwas zu sagen. Dass sie nie dahin dürfen, wo sie hin wollen. Der ganze Sündenfall unglaubwürdig. Adam und Evelyn gehen zu Verwandten Adams und die Polizei verhört auch unsere beiden Einwanderer, um Spione der Stasi auszufiltern. Adam und Evelyn fühlen sich prompt an Behördenbefragungen im Osten erinnert und verstehen nicht, dass man im Westen auch verhört werden kann. Der Weg führt nach München.


Evelyn trifft sich mit Katja und erzählt ihr, dass sie schwanger ist. Sie weiß nicht, wer der Vater ist, Michael oder Adam. Seit Adam es weiß, spricht er nicht mehr mit ihr, er scheint verdattert über diese Wendung. Katja hat einen neuen Freund, Marek, der abgelegte Züricher Luxusklamotten im München auf dem Flohmarkt verkauft. Es ist November 1989. Der Roman endet mit dem Abschied von der Vergangenheit in einer ungewissen Szene. Adam verbrennt alte Fotos all seiner Geliebten im Garten, die Nachbarn laufen herbei wegen dem Feuer. Evelyn steht alleine mit sich und ihrem Spiegelbild in der Fensterscheibe im Haus und beobachtet Adam, dessen gleichmäßige Bewegungen sie erschrecken ... Als ob sie nicht angekommen wären und alle Entwicklung beendet sei.

Traurigkeit, dass jeder für sich alleine bleiben wird, getrennt, seinem Schicksal ausgeliefert, kommt auf. Ein Roman, der nicht nur die Mentalität der Bürger aus Ost und West beleuchtet, auch ihre Sorgen und Wünsche, ihre Hoffnungen und Zweifel in dieser Zeit, auf ihrem Weg in eine neue Zukunft sehr gut beleuchtet.


(fotos: cover - dtv; andere: privat)
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