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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 9. Dezember 2016

Was macht die Deutschen glücklich?

Was Glück ist und wo man es findet, darüber haben sich schon einige Philosophen den Kopf zerbrochen. Dabei kann es ganz einfach sein, wenn man neben den großen Glücklichmachern, wie Familie, Gesundheit und Freundschaft auch die kleinen, eher alltäglichen Erlebnisse wertschätzt: Lachen, Komplimente bekommen, einen schönen Spaziergang machen. 87 Prozent der Deutschen glauben auch, dass man sein Glück durch eine positive Grundeinstellung beeinflussen kann. Falls das noch nicht ausreicht, verlassen sich 13 % im Alltag auf mentale Unterstützung, zum Beispiel von Glücksbringern. Andere haben ihr "Mittelchen", ihre Lieblingsmusik oder ihre Schornsteinfeger.

Infografik: Vom Glück, glücklich zu sein | Statista

Montag, 14. Januar 2013

Dichterhain: DORFLADEN von Anner Griem

hessischer Dorfladen

Dorfladen

Hühnerei Butterbrot
Dumm Geschwätz
Alte Schuh

Gurkenglas Erbsensuppe
Viel Getratsche
Hundedreck

Besenstiel Gummischutz
Manch Gelächter
Kittelschürz

Groschenheft Heimatzeitung
Arg Geschimpfe
Weidenkorb

Käsekuchen Mohngebäck
Lang gegrüßt
Und fortgegangen

(c) Anner Griem, Cannobio, Italien

Donnerstag, 17. Mai 2012

Fantasien zur Nacht: LICHTUNG DES DUNKELS von Stefan Vieregg

Lichtung des Dunkels

über die Lichtung
des Dunkels
einen Schritt
zwischen das Rot 
deiner Schuhe
kaum die Körper 
sich berühren
der Vorhang hebt sich
die Kleider fallen
Hand gleitet 
streichelt sanft und
bäumt sich
Münder sich suchen
Lippen dürsten
und spielen
baumelnde Lust nach
aufrechtem Verlangen
Geburt im Venuskanal
Göttersamen versickert
in der Erde
Saturn beschleunigt 
seine Scheibe
der Mond lacht
im Verlieren der Gewinn
Ruhe nach dem Monsun

(c) Stefan Vieregg

Mittwoch, 11. April 2012

Norddeutscher Vulkanausbruch - Ina Müller-Konzert, besucht von Annette Kallweit

Im letzten Jahr wurde ich ein paar Wochen vor meinem Geburtstag mit der spannenden Frage konfrontiert, ob ich mir vorstellen könnte, ein Ina-Müller-Konzert zu besuchen, und ob ich mir darüber hinaus gefallen lassen würde, mir dieses Ticket schenken zu lassen. 
Da fackelt Frau doch nicht lang! Ina Müller war mir bisher nur durch die Sendung „Inas Nacht“ geläufig, die ich aber auch nicht regelmäßig verfolge. Und ab und zu habe ich mir ein Video angeschaut, wenn mir ein Duett, wie zum Beispiel das mit Jan Josef Liefers, besonders gut gefiel. Bei Ina Müller ist es wohl so wie bei vielen Künstlern, die Kabarett machen: Man mag sie oder man mag sie eben nicht. Schwarz oder Weiß. Ganz oder gar nicht. Es gibt keine Grauzonen dazwischen. Sie ist laut, sie ist rotzfrech, sie schleudert ihre Gedankengänge mit einem Karacho ins Volk, dass man spürt, wie das absolut authentisch und ungefiltert aus ihr raussprudelt. 
Und ich mag das! Insbesondere das Rotzfreche.
Und ihre wirklich schöne Stimme, die zwischen laut und leise daherkommt, und die wirklich guten Texte, die einen oft in den tiefsten Tiefen der eigenen Seele treffen, die mag ich auch!
Einen Tag, bevor das Konzert dann endlich losgehen sollte, überfielen mich doch ein paar leise Zweifel. Ich hatte zugegebenermaßen noch nie eine CD komplett durchgehört. Außerdem zog sich mein Januar-Blues in diesem Jahr bis in den Februar und mir war bei der Affenkälte eher nach „Decke über den Kopf“ als nach einem Konzertbesuch zumute. Doch wenn ich der Decke über dem Kopf den Vorzug gegeben hätte, wäre mir tatsächlich ein norddeutscher Vulkanausbruch in Düsseldorf-Oberbilk entgangen und ich hätte das schwer bereut.

Ich finde Künstler so angenehm, die ihr Publikum nicht lange warten lassen und ohne Vorband auskommen. Kurz nach 20 Uhr legte die Band los und Ina Müller kam auf ihren High Heels eine unprotzige Showtreppe herunter gewackelt. Warum die Mädels auf der Bühne immer diese fürchterlichen Schuhe tragen müssen, die ihnen schon mit dem Satz „Die sind nur zum Sitzen“ verkauft wurden, das wird mir wohl für immer ein Rätsel bleiben.
Ina Müller fetzte los. Und brachte überwiegend Songs von ihrer neuen CD „Das wäre dein Lied gewesen“, die ich vorher nicht kannte, die ich mir aber jetzt schleunigst zulegen werde, denn fast jedes Lied hat mich irgendwie angesprochen und teilweise auch das Tränenventil geöffnet. Zwischen den Liedern erfolgte jedes Mal ein kleiner bis größerer Ausflug in die Welt des Kabaretts. Wenn Frau Müller über die Vorzüge eines Mittzwanzigers parliert, dann nimmt man ihr ab, dass ihr die Jungs reihenweise zu Füßen liegen. Sie kokettiert zwar gerne mit ihrem Alter, aber sie kommt mit einer jugendlichen Frische und einer Energie bei ihrem Publikum an, dass man sich als fast Gleichaltrige fühlt, als wäre man ihre Oma. 
Die Zugabe kredenzt Frau Müller ihrem Publikum in weißem Bademantel nach bester Udo-Jürgens-Manier und vor allem: barfuß! Und wenn man meint, dass nach zweistündiger Dauerpower nicht mehr viel gehen kann, dann hat man sich getäuscht! Sie rennt über die Bühne, sie hüpft auf das Klavier, sie geht über Tische und Bänke und übergießt ihr Publikum mit ihrer Ina-Lava. 
Diese Frau ist Energie pur!
Und außerdem eine hervorragende Sängerin, Kabarettistin und Entertainerin.

Und ich? Ich bin jetzt tatsächlich Ina-Müller-Fan und würde es jederzeit wieder tun: ein Konzert dieser Frau in vollen Zügen genießen!

© Annette Kallweit, Düsseldorf


Dienstag, 6. Dezember 2011

Kurzprosa: Mutschuh oder Der unscheinbare Typ

Fotos: Monika Müller

Splitterfasernackt saß Marie auf dem Boden ihrer gemütlichen Wohnküche und betrachtete diese Schuhe. Warum hatte sie sich bloß zum Kauf dieser irrsinnigen Stilettos überreden lassen?
Sie erinnerte sich gerne an diesen Shoppingnachmittag mit ihrer besten Freundin Bea. Sie plünderten die Boutiquen und lachten sich kaputt über gewagte Miniröcke und durchsichtige Blusen. Irgendwann landeten sie in diesem furchtbar hippen Schuhgeschäft und probierten alles an, was dieser Laden zu bieten hatte. Und sie erinnerte sich auch noch gut an Beas Worte, als sie in genau diesen Schuhen vor dem Spiegel hin und her wankte: "Los jetzt Marie, kauf die Dinger endlich! Du siehst rattenscharf darin aus. Immer läufst du in diesen unsäglichen Boots und Jeans und Shirt herum. Mach doch mal mehr aus dir, beton deine Weiblichkeit, sei nicht so ängstlich! Du schminkst dich nicht, hast eine Frisur wie ein Straßenbesen und trägst immer zwei Konfektionsgrößen mehr, als du eigentlich musst. Los jetzt, Marie, nun mach endlich!"
Es war wohl ein kleiner Anfall von Wahnsinn und Übermut, der sie diese wunderschönen Schuhe in einem orangeroten Ton zur Kasse tragen ließ. Die zweihundert Euro würden ein Riesenloch in ihre Kasse reißen, aber das war ihr in diesem Moment egal.
Und nun saß sie also da und der Missmut überfiel sie wie ein Albtraum bei Nacht. In fünf Stunden würde Bea bei ihr klingeln und sie abholen, um in diesem Tanztempel die Nacht zum Tag zu machen. Marie hatte überhaupt nichts, was nur annähernd zu diesen Schuhen passen würde. Ihre Lieblings-Cargo-Hose würde wohl kaum zu diesem Traum von Schuhen passen. Gedankenverloren streichelte Marie ihre Stofftiergiraffe und stellte sich die Frage, wie sie bloß unfallfrei die Wohnung auf diesen Schuhen verlassen sollte. Sie warf sich ihren alten Bademantel über und schellte bei ihrer Nachbarin, Freundin und Helferin in allen Notlagen. Bärbel brach beim ersten Anblick ihrer bemitleidenswerten Kreatur in ein ohrenbetäubendes Lachen aus. Bademantel, zerzauste Haare, Mundwinkel nach unten und in den Händen ein paar Schuhe, für die es normalerweise einen Waffenschein brauchte.
Zwei vergnügliche Stunden verbrachte Marie zusammen mit Bärbel in ihrem luxuriösen Kleiderschrank, begehbar und bis zum Rand mit den schrillsten Klamotten gefüllt, die dieser Stadtteil zu bieten hatte. Als Marie wieder in ihrer Wohnung war, war sie geschminkt und fühlte sich unwohl. Die Lockenwickler verunstalteten ihr Haar und sie kam sich vor wie Else Strathmann in ihren besten Zeiten. Nur dass sie keine Kittelschürze trug, sondern einen Rock, der für ihren Geschmack etwas zu weit über den Knien endete und einem Shirt, das ihre kleinen Brüste etwas zu sehr in Szene setzte.
Sie war verkleidet. Definitiv. Dieser Abend konnte nur mit einem Fiasko enden. Als Bea mit ihrer unnachahmlichen Präsenz ihre Küche in Beschlag nahm, herrschte ungewohntes Schweigen zwischen ihnen.
"Bist du das, Marie? Du siehst einfach nur phantastisch aus! Nur diesen einen Lockenwickler solltest du noch aus den Haaren zupfen, aber ansonsten..." Breit grinsend entkorkte Bea den mitgebrachten Prosecco und ließ ihren Blick prüfend von oben nach unten über Marie schweifen.
Als Marie dann endlich kurz vor Mitternacht ihre Wohnung verließ, schwankten nicht nur die Schuhe unter ihr, sondern der Boden gleich mit ihnen. Nun war schon alles egal. Auf in den Kampf! Mehr als blamieren konnte sie sich schließlich nicht.
Mit einem großen "Hallo" wurden sie von Beas Riesenclique in dieser schummrigen Tanzlocation empfangen. Marie mochte Beas großen Bekanntenkreis, da war immer was los. Aber im Großen und Ganzen waren diese Menschen ihr doch einen Tick zu laut und zu schrill. Marie mochte es lieber leise. Und so schlich sie wackelnd auf ihren viel zu hohen Schuhen Richtung Theke und trank ihren geliebten Holunderblütentee. Schon erstaunlich, dass es den hier überhaupt gab. Sie gab sich ihren Gedanken hin, hörte nur aus der Ferne das Bumbum der Discomusik und bemerkte so auch nicht, wie sich dieser eher unscheinbare Typ neben sie setzte.
"Tun dir eigentlich nicht die Füße weh in diesen Mörderschuhen?", fragte er lächelnd.
"Doch."
Und damit war für Marie das Gespräch beendet. Aber für diesen Typen nicht.
"Warum ziehst du sie dann nicht aus und tanzt barfuß?"
Das war ja mal eine Riesenidee! Sie kaufte sich für ein Schweinegeld diese Schuhe und sollte sie dann ausziehen, um barfuß durch die Nacht zu tanzen? Aber warum denn nicht? Der Kerl hatte Recht! Das war nicht sie, die da saß und sich nicht traute, irgendeine Art von Bewegung aufzunehmen. Es waren diese blöden Schuhe, die ihr jegliche Bewegungsfreiheit versagten.
Mit einer einzigen Bewegung landeten die Schuhe hinter der Theke und Marie stürmte die Tanzfläche. Mit nackten Füßen und einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Was für ein Gefühl der Freiheit! Sie tanzte stundenlang durch, ging zwischendurch auf die Toilette, um sich die Schminke aus dem Gesicht zu waschen und ihren Haarbesen wieder herzustellen. Und tanzte weiter.
Es musste wohl schon früher Morgen gewesen sein, als Marie vor dem Club auf ein Taxi wartete. Da war er wieder. Lächelnd und mit ihren Schuhen in der Hand.
"Ich glaube zwar nicht, dass du die noch brauchst, aber ich hab sie dir mal mitgebracht. Und falls du mal wieder barfuß tanzen willst: Ich hab meine Handynummer auf die Sohle geschrieben."
Als das Taxi los fuhr, hatte Marie sein Lächeln verinnerlicht. Unscheinbarer Typ? Was war  s i e  denn? Morgen würde sie ihn anrufen. Und danach die Schuhe in den Müll schmeißen.

Annette Kallweit, Düsseldorf
2011