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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Freitag, 29. Januar 2016

Wie war's in der Frankfurter Inszenierung von Kleists PENTHESILEA?


Felix Rech, Constanze Becker                          (c)  Birgit Hupfeld


Kleists Penthesilea ist eines der krassesten deutschen Theaterstücke hinsichtlich Brutalität und Exzessivität. Die Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn trieb Kleist und letztendlich auch Michael Thalheimer zu einer psychoanalytisch hochinteressanten Deutung eines archaischen Urkonflikts zwischen den Geschlechtern, der bei manchen Paaren extrem, nämlich so wie zwischen Achill und Penthesilea, ausgeprägt ist. Lange vor Freud hatte er es gepackt, den Geschlechterkampf in einem Meisterwerk der unbewussten Regungen zu verewigen, das in einem unendlichen Blutbad endet. Das Kleist hier ordentlich in die Asservatenkammer der Massenmörder, antiken Grausamkeit und der Faszination von Horror und Schrecken griff, gibt ihm eine Zeitlosigkeit, die einen Brückenschlag von den blutigen Begegnungen auf den antiken Schlachtfeldern der Olympier bis hin zu den amerikanischen Kettensägen- und Kannibalismus-Horrorstreifen zulässt.

Geschlechterkampf auf der Bühne ist eine Kunst bei August Strindberg, Tennessee Williams und Thomas Bernhard. Bei Kleist wird diese Auseinandersetzung mit Krallen noch ein mythologisches Spiel der psychoanalytischen Spiegelproblematik dazu. Achill und Penthesilea können nicht mehr als vor der eigenen Liebe erschrecken, sich selbst ablehnen und einen Feind im gespiegelten Liebesanlitz erkennen. Sie können nicht mehr tun, als sich zu töten. Und wenn sie noch so oft von den Göttern wieder ins Leben gerufen würden, sie brächten sich immer wieder um. Ihre Anziehung ist ein tödlicher Rausch, ein Sturz in die Urgründe der Psyche, bei Penthesilea eine Zerstückelungs- und bei Achill eine Mordlust aus Angst und später eine Aufopferungsfantasie, eine Verinnerlichung und Vereinnahmung des anderen, symbolisiert durch Penthesileas "Aufessen", "Reißen der Beute" und "Besitzergreifen" oder durch ein Streben nach einer Symbiose bei Achill. Ihre Anziehung und ihr Schicksal stehen unter einem bösen Stern, die Liebe schafft es nicht, die stärkere Aggression zu durchbrechen. Kleist hat dem Widerstreit der Gefühle, Begehren neben Aggression, Liebe neben Hass ein Denkmal gesetzt in Gestalt der antiken Amazonenkönigin Penthesilea und dem Griechenführer Achill.

Felix Rech, Constanze Becker            (c)  Birgit Hupfeld
Faszinierend in Szene gesetzt und zu einer ausweglosen Hassliebesorgie stilisiert vom Regisseur Michael Thalheimer. Beide verzweifeln an ihrem Tun und verstehen Liebe erst, wenn der andere tot ist. Meisterhaft gespielt von Felix Rech als verlorener Achill und Constanze Becker als streitbare und grausame Penthesilea, nackt wie die Urgründe sind, nackt im Blut schwimmend, liebkosend den sterbenden Held an den nackten Busen der Geliebten gedrückt. Und all das erzählt, kommentiert und gespiegelt in einer dritten Person, die noch mehr weiß und sich einmischt, aber keine Veränderungskraft hat: Josefin Platt als Frau. Die Bühne von Olaf Altmann ein endloser Raum, eine aufsteigende Route Nirwana, die sich im Nichts verliert.

Sonntag, 24. Januar 2016

Heute heiß ersehnt und meistens ausverkauft: PENTHESILEA - HEINRICH VON KLEIST im Schauspiel Frankfurt



Felix Rech, Constanze Becker                                  (c) Birgit Hupfeld


PENTHESILEA
HEINRICH VON KLEIST



DU FÜRCHTEST MICH DOCH NICHT?


»Wir vernichten, was wir lieben«, so brachte die Schriftstellerin Christa Wolf das Thema von Kleists »Penthesilea« auf den Punkt. Es ist eine kriegerische, auf Gewalt beruhende Welt, in der die Amazonenkönigin und der griechische Heerführer Achill wie zwei Gestirne aufeinanderprallen und an ihrer fatal entgrenzten Liebe zueinander schier verglühen. Auf dem Schlachtfeld müssen die Amazonen ihre Männer finden und besiegen, so will es das Gesetz. Kriegsheld Achill hat noch nie ein Gefecht verloren. Er fordert Penthesilea zum Zweikampf, in den er jedoch unbewaffnet zieht, um sich ihr als Unterlegener preiszugeben. Dies Liebesgeständnis verkennend tötet ihn die Amazone blind vor Leidenschaft in mörderischer Ekstase. Michael Thalheimer inszeniert Kleists sprachliches Meisterwerk in einer auf drei Personen konzentrierten Fassung.

Seit der Eröffnung der Intendanz von Oliver Reese 2009 mit dem Doppelprojekt »Ödipus/Antigone« inszeniert Michael Thalheimer kontinuierlich am Schauspiel Frankfurt. Zu seinen Inszenierungen zählen u.a. »Maria Stuart« von Friedrich Schiller und Euripides’ »Medea«, die 2013 zum Theatertreffen in Berlin eingeladen wurde. Michael Thalheimer gehört zu den herausragenden zeitgenössischen Theatermachern Deutschlands. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.