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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 25. August 2017

Frankfurt am Main: Museumsuferfest

2017 --- Es ist Picknick-Zeit: Zum diesjährigen Museumsuferfest werden das Museum Angewandte Kunst und der umliegende Metzlerpark zur großen Picknickwiese.

Thematische Kurzführungen durch die aktuelle Ausstellung Picknick-Zeit nehmen die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise um die Welt. Wie etwa sieht ein prunkvolles Mahl während der königlichen Ruder-Regatta im englischen Henley aus? Was hat es mit einem skurrilen Picknick auf einem mexikanischen Friedhof auf sich? Welche Utensilien benötigt man, um auf den höchsten Bergen der Welt zu speisen?

Bei interkulturellen Kochbegegnungen im Metzlerpark und gemeinsam mit Über den Tellerrand. e. V. blicken die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Töpfe anderer Kulturen und bereiten Speisen aus fernen Ländern zu. Ein koreanischer Kochworkshop stellt eine landestypische Picknick-Leckerei vor und erklärt die Kunst des Reisröllchen-Rollens.

In Kooperation mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt ist der taiwanesische Künstler Lee Mingwei zu Gast im Museum Angewandte Kunst. Mit seiner Performance „Sonic Blossom“ schenkt er Frankfurter Museumsbesucherinnen und -besuchern zum Museumsuferfest ein Lied. Daneben sorgen verschiedene Musikacts und Breakdance-Vorführungen zu koreanischer Popmusik für den passenden Picknick-Sound zum Fest.

Der Museumsuferfest-Button ist für € 7,- an der Museumskasse erhältlich. Mit ihm können alle teilnehmenden Museen besucht werden, von Freitag, den 25. August, 15 Uhr, bis Sonntag, den 27. August, 20 Uhr.

Freitag, 21. Juli 2017

Sommerwerft 2017 in Frankfurt am Main, Freitag 21.07.17

FREITAG, der 21.07.2017 - Die Weisheit der Narren



Traditionell beginnt die Sommerwerft, das internationale freie Theater- und Performancefestival, auch in diesem Jahr mit einer Kulturinvasion durch die Frankfurter Innenstadt.
Am 21. Juli um 17 Uhr ist Kundgebung am Goetheplatz. Stelzenläufer,
Schmetterlinge, Trommler und weitere bunte Wesen erobern tanzend und laufend, drehend und wirbelnd Plätze und Straßen in der City. Das Einfärben mit neuen Sinneseindrücken ist aber mehr als eine Show.
Es geht um Akzeptanz von Kultur im öffentlichen Raum. Frei von Fremdbestimmung, reflektiert, kritisch und unterhaltsam. Theater im öffentlichen Raum berührt und inspiriert sein Publikum. Es ist politisch. Unabhängig vom sozialen Status, nationaler Herkunft oder Bildungsniveau stiftet es zum Nachdenken an.
Öffentliche Plätze, Parks und Straßen sind Orte der kollektiven Vielfalt. Hier spiegeln sich in zwischenmenschlichen Interaktionen die Kultur und Politik einer Gesellschaft wieder. Hier, in diesen multifunktionalen Räumen, treffen
multidisziplinäre Theaterkünste zusammen: Theater, Akrobatik, Tanz, Installationen,
Pyrotechnik, Videoprojektionen, Livemusik, Stelzen- und Zirkustechniken
miteinander verwoben.

Die Sommerwerft berührt. Und die Kulturinvasion zieht vom Goetheplatz
über die Hauptwache an den Main, die Weseler Werft. Dieser kontrastreiche
Teil der Stadt wird für 17 Tage zum Kunst- und Kulturort für alle.


17:45 Ground & Sight (Indietronic, Dream-Pop)

http://facebook.com/groundandsight

Indietronic aus Frankfurt am Main, in
Eigenregie produziert und auf die Bühne
gebracht. Was zunächst als Prog-/Alternative-
Band begann, hat sich nun in ein
neues, ehrgeizigeres Projekt verwandelt.
Auf ihren ersten neuen Singles „Dull Boy“
und „Warmth“ stellen Ground & Sight
einen neuen Sound vor, den man aus der
Bankenmetropole am Main nicht unbedingt
erwarten würde.

18:50 The One Day Fly (Blues, Rock & Folk)
http://theonedayfly.com

Die vier Musiker spielen ausschließlich
eigene Songs und das nicht aus schnöder
Provokationslust, sondern weil sie etwas zu
sagen haben. Die Themen ihrer energetischen
Eigenkompositionen berühren das
Lebensgefühl menschlicher Existenz in einer
sich wandelnden westlichen Gesellschaft.

20:10 Fooks Nihil (Acoustic Folk, Rock, Pop)
http://facebook.com/FooksNihil

Kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten
Studioalbums befindet sich die Wiesbadener
Band in einer Blütezeit ihres kreativen Schaffens.
Im Frühjahr 2015 gegründet, blickt das
Trio auf eine zweijährige Geschichte zurück.
Der akustische Livesound und dreistimmige
Gesang sind schon heute Alleinstellungsmerkmale,
die Einflüsse aus den Sechzigern
und Siebzigern erahnen lassen.

21:45 antagon theaterAKTion:
Faust III – Theater über Geld
http://antagon.de/stage/faust-iii

Geld oder Menschlichkeit, Profit oder Glück
sind zu Entscheidungsfragen geworden; in
den Bildern dieser abendfüllenden Outdoor
Theaterproduktion werden sie dargestellt.
Ein zeitkritisches Theaterstück, das Goethes
Faust in unsere Zeit übersetzt und dem
Zuschauer im öffentlichen Raum zugänglich
macht. Handlungsstrang sind Szenen aus
Urfaust und Faust I, umgesetzt in einer
Platzbespielung auf verschiedenen Bühnen,
auf beweglichen Szenenbildern, mit Stelzen
und hängend über den Zuschauern in und
um ein bewegliches Publikum. Ein wahrer
Volksfaust ist entstanden, der aktuelles
Empfinden in Verbindung mit dem klassischen
Text bringt.

23:00 Jefferson Celestino

Frankfurt am Main: Sommerwerft 2017 - Überblick

Das internationale Theater- und Performancefestival Sommerwerft in Frankfurt am Main in der Weseler Werft steht für soziales und interkulturelles Miteinander, Kreativität und Kunst im Theater, in der Musik, im Tanz und Film usw. Kulturelle Identitäten treffen aufeinander und entwickeln einen internationalen Dialog. Seit nunmehr 16 Jahren findet das Festival statt und begeistert Menschen aus dem Rhein-Main-Gebiet und überregional. Ein Kulturangebot im öffentlichen Raum, das die Besucher nichts kostet. Der Verein protagon e.V. hat diese ‚Kulturinsel am Main‘ geschaffen und lädt ein zum dauernden Verweilen oder einfach nur zufälligen Besuch. Das Festival startet am 21.07.2017 und geht bis zum 06.08.2017.




Montag, 12. Dezember 2016

Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung

„Die im Dunkeln sieht man nicht"
Bert Brecht



Krank werden in Deutschland ohne Identität? Illegale Einwanderer und chronisch Obdachlose kennen dieses Problem. Sie zählen zu den Menschen, die keine Krankenversicherung haben bzw. aus Geldgründen unversichert bleiben. Leicht kostet eine freiwillige Versicherung in Deutschland 2.000 Euro im Jahr. Die Menschen auf der Straße oder in der Illegalität haben dieses Geld nicht. Wie im Musiktheater „Der Goldene Drache" von Eötvös / Schimmelpfennig an der Frankfurter Oper thematisiert leben Hunderttausende ohne Krankenversicherung in Deutschland. Allein im relativen kleinen Frankfurt a.M. sind es Tausende. 

Wie finden Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus und Menschen ohne Krankenversicherung einen Arzt, der die Erstuntersuchung und Notfallversorgung bei plötzlicher Erkrankung und Verletzung übernimmt? Krankenhäuser und Ärzte weisen zumeist ab oder behandeln und bleiben auf teils stattlichen Kosten sitzen. Mit Eingriffen und Intensivstation sind wir schnell bei Tausenden von Euro. 

Selbstverständlich gibt es einige Initiativen dagegen, beispielsweise diverse gut aufgestellte Obdachlosenhilfen mit medizinischen Ambulanzen in großen Städten, z.B. in Ludwigshafen a.Rh. mit Einzugsgebiet Mannheim, Rhein-Neckar. Auch in Frankfurt a.M. wurde ein Projekt verwirklicht, das genau diese Hilfe bietet. Da viele Patienten weder eine Praxis noch ein Krankenhaus aufsuchen wollen oder können, helfen die Malteser - auch unter Wahrung der Anonymität. Vernetzungen und Kooperationen mit Kirchen, Verbänden und Vereinen ermöglichen weitere Hilfe.

Die Malteser Migranten Medizin arbeitet mit ehrenamtlichen Bereitschaftsärzten und kostenfreier Nutzung einer Praxis. Auf Spendenbasis und mit Patenschaften werden Medikamente, Facharztkosten und Operationen bezahlt. Es gibt keine öffentlichen Mittel oder Zuwendungen von Krankenkassen. Eine Behandlung kostet dennoch durchschnittlich nur 80 Euro pro Patient (inkl. aller denkbarer Kosten, auch lebensrettende Operationen). 

Wie helfen die Malteser in Frankfurt a.M.?
•  Untersuchung, Beratung und Behandlung bei Erkrankung
•  Notfallbehandlung
•  Vermittlung an Fachärzte
•  Vermittlung an Fach- und Beratungsstellen


Malteser Migranten Medizin

Medicentrum am Markuskrankenhaus Eingang neben der Apotheke, 
2. ÖG Wilhelm-Epstein-Straße 2 

60431 Frankfurt/M,
Telefon: (0 69} 94 21 05-0
Telefax: (0 69) 94 21 05-22
info@malteser-frankfurt.de


Anreise:
Straßenbahn-Linie 16 (ab Hauptbahnhof); Haltestelle Markuskrankenhaus
Bus-Linien 34 und 39:
Haltestelle Markuskrankenhaus

Sprechstunde:
Montags von 10.00 bis 14.00 Uhr 

Telefon:    (0 69) 95 33-4547
(nur während der Sprechstunde)

Telefax:    (0 69) 95 33-4544

Donnerstag, 30. Juni 2016

Oper Frankfurt: WOZZECK, Oper in drei Akten von Alban Berg

Alban Berg 

WOZZECK
Oper in drei Akten von Alban Berg
Text vom Komponisten nach dem Drama Woyzeck von Georg Büchner (1836)
in der Ausgabe von Karl Emil Franzos (1879) - Mit Übertiteln

Musikalische Leitung: Sebastian Weigle
Inszenierung: Christof Loy Bühnenbild: Herbert Murauer Kostüme: Judith Weihrauch Licht: Olaf Winter Dramaturgie: Norbert Abels Chor: Tilman Michael Kinderchor: Markus Ehmann

Wozzeck: Audun Iversen Tambourmajor: Vincent Wolfsteiner Andres: Martin Mitterrutzner Hauptmann: Peter Bronder
1. Handwerksbursch: Thomas Faulkner
2. Handwerksbursch: Iurii Samoilov
Der Narr: Martin Wölfel Marie: Claudia Mahnke Doktor: Alfred Reiter Margret: Katharina Magiera

Chor, Kinderchor und Statisterie der Oper Frankfurt; Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper
Arnold Schönberg
Wozzeck von Alban Berg (1885-1935) entstand nach dem Drama Woyzeck (1836) von Georg Büchner. Die Uraufführung fand am 14. Dezember 1925 an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin unter der musikalischen Leitung von Erich Kleiber statt. Das einzige zwölftonale Werk, das bis heute eine große Resonanz beim Zuschauer findet, kann als moderner Klassiker bezeichnet werden. Die letzte Neuinszenierung des Wozzeck kam an der Oper Frankfurt am 6. Oktober 1993 in der Regie von Peter Mussbach und unter der musikalischen Leitung von Sylvain Cambreling heraus.

Wozzeck lebt zusammen mit Marie und dem gemeinsamen unehelichen Kind in Armut. Seit geraumer Zeit plagen ihn Visionen von Tod und Weltuntergang, die die Ausweglosigkeit seiner persönlichen Situation zu spiegeln scheinen: Von seinem vorgesetzten Hauptmann verhöhnt, stellt sich Wozzeck – um etwas
dazuzuverdienen – dem Doktor für medizinische Experimente zur Verfügung. Marie lässt sich mit dem
Tambourmajor ein, was Hauptmann und Doktor dem von ihnen Ausgebeuteten in grober Weise enthüllen. Die
Visionen verschwinden nicht. Nachdem Wozzeck vom Tambourmajor verprügelt wird, ersticht er Marie auf einem nächtlichen Spaziergang am Teich. Das Kind hört durch seine Spielkameraden vom Tod der Mutter.

Die musikalische Leitung liegt bei Generalmusikdirektor Sebastian Weigle, den kommende Gastengagements u.a. mit Beethovens Fidelio und Straussʼ Der Rosenkavalier an die New Yorker Metropolitan Opera führen. Regelmäßiger Gast an der Oper Frankfurt ist Regisseur Christof Loy, der nun erstmals seit Mozarts Don Giovanni
in der Saison 2014/15 wieder ins Haus am Willy-Brandt-Platz zurückkehrt. Aktuelle Aufgaben sind seine stark akklamierte Sicht auf Brittens Peter Grimes am Theater an der Wien, gefolgt von Mussorgskis Chowanschtschina an De Nederlandse Opera Amsterdam. Die Titelpartie übernimmt für das erkrankte Ensemblemitglied Johannes Martin Kränzle der norwegische Bariton Audun Iversen. Zu seinen jüngsten Gastengagements gehören Germont in Verdis La Traviata und Graf in Mozarts Le nozze di Figaro am Opernhaus Oslo. In Frankfurt gern gesehene Gäste sind der englische Tenor Peter Bronder (Hauptmann) und der deutsche Countertenor Martin Wölfel (Der Narr). Während der erstgenannte Künstler momentan vor allem als Mime in Wagners Der Ring des Nibelungen u.a. an der Mailänder Scala beschäftigt ist, kann Martin Wölfel auf zahlreiche Frankfurter Engagements u.a. als Edgar (Reimanns Lear) zurückblicken. Ensemblemitglied Claudia Mahnke (Marie) war auch 2015 wieder bei den Bayreuther Festspielen u.a. als Fricka und Waltraute in Der Ring des Nibelungen vertreten. An der Staatsoper Stuttgart gastierte sie kürzlich als Herodias in Straussʼ Salome. Ebenfalls aus dem Ensemble stammen Vincent Wolfsteiner (Tambourmajor), Martin Mitterrutzner (Andres) und Alfred Reiter (Doktor). Alle weiteren Partien sind
mit Mitgliedern des Opernstudios und des Ensembles der Oper Frankfurt besetzt.

Der Wiener Moderne und damit u.a. auch Berg und seinem Werk ist in dieser Saison das Begleitprogramm unter dem Titel Oper Finale gewidmet.

Premiere: Sonntag, 26. Juni 2016, um 18.00 Uhr im Opernhaus

Weitere Vorstellungen: 30. Juni, 2., 6., 9., 13. Juli 2016
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr
Preise: € 19 bis 165 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Karten sind bei unseren bekannten Vorverkaufsstellen, im Telefonischen Vorverkauf 069 – 212 49 49 4 oder online unter www.oper-frankfurt.de erhältlich.

Frankfurter Oper Mediathek

Freitag, 4. März 2016

Wie war's bei NOT PUNK, POLOLO zur Eröffnung der Tanzplattform D 2016?

(c) Gintersdofer, Klaßen

Mit einem ungewöhnlichen Spektakel von der Elfenbeinküste, ergänzt durch internationale Einschübe und Veränderungen startete die Tanzplattform Deutschland 2016. Wie Indentant Matthias Pees vom Mousonturm ausführte, wurden 200 Ensembles gesichtet, u.a. der impulsgebende Charakter ihrer Arbeit und die praktizierten Perspektivverschiebungen wie Blickwinkelwechsel gewertet. Was sich durch alle Laudationes, auch der von Stadtrat Prof. Felix Semmelroth oder von Herrn Müller, dem Leiter des Stadtmarketings, wie ein konstitutioneller Faden zog war die Betonung der Internationalität, Grenzüberschreitung und weltweit interaktiven Kooperation im Dienste des Tanzes. Er ist eines der großen migrationsfördernden Vehikel, die Menschen zusammenbringt und -hält. In der aktuellen Lage Deutschlands sind künstlerische Projekte dieser Art von extrem bespielhafter Bedeutung und Vorbildfunktion, gemeinsam mit anderen Nationalitäten und deren Gewohnheiten etwas Neues zu schaffen. Natürlich gibt es diese Kreativität nicht in hunderttausendfacher Auflage, sie ist weit weg vom Lager- oder Integrationsalltag, aber sie spornt an.

Ganz besonders integrativ, wenn auch reduziert auf Subkultur und deren bizarre, laute und provozierende Ausblühungen, gibt sich das Projekt NOT PUNK, POLOLO von Monika Gintersdorfer/Knut Klaßen. An der Côte d’Ivoire pflegt man Tanzshows anzubieten, die sogenannten „Varietoscopes", die sich als eine Patchwork-Orgie der Subversivität, Obszönität, Gewalt und Tanzkultur, geboren aus dem Moment der Begegnung und der Vielfalt, der Lust auf krasse Demonstration und Aufschrei outet. 16 Darsteller verkörpern 16 verschiedene Subkulturstile, deren Spitze Pololo formt, der ivorische Starkriminelle, Dieb, Drogenhändler und Mörder im Auftrag prominenter Staatsvertreter. Sein "Gesang" ein einziges forderndes Schreien und Toben zu stampfenden Bewegungen, kontrastiv in der Hauptstadt des Kapitals, der Bankentempel und der demokratischen Kultur ein bissiger Afrikaner mit locker sitzenden Waffen und Wille zur anarchischen Destruktion. "Ich habe alle Sünden begangen, die man nur begehen kann ..." So wie Punk eine Umwertung aller Werte aus der Spontanität war wurde Pololo zum Inbegriff der kriminellen Revolution von unten. Junge Männer imitierten ihn, stählten ihre Körper, lernten seine Bewegungen, Tanzschritte und Sprüche. Der Musikstil Couper Decaler hat daher eine ähnliche Funktion wie der Punk. Aus der Improvisation wird chaotische, laute und schräge Musik zum Tanz-wie-auch-immer als Attacke auf das Normale inszeniert. Ihm folgen 15 andere Selbstbehauptungs- und Protestvarianten auf der Bühne, zu deren korrekter Beschreibung ich keinerlei Anspruch erheben will, da sie auch nicht wesentlich tief ausgeformt waren. 
(c) Gintersdofer, Klaßen


Eine kleine Spiegelbühne, die als eingeschobener Symbolträger das Publikum und den ausgeprägten bizarren Narzissmus der Freaks spiegelt, lässt mit Punk und Trash, Gogo-Girl und Techno diverse subversive Stile aufeinander prallen. Der spinnenbeinige Hans Unstern auf Stöckelschuhen an der groben E-Harfe steht für bereits klassische Provokation mit unerwarteten weiblichen Elementen in der Kleidung, Cécilia Bengolea für Arschpoesie und Twerking Rap "Auge, Auge, Muschi, Muschi" frei nach Martha Graham, wo man(n) sich afrikanische Ausmaße und Überzeugungskraft gewünscht hätte (wenn schon Twerking, dann schon "bewegend"), Tucké Royale tanzt den Techno Beat, fühlt ihn und liebt ihn gegen Monotonie. US-Amerikaner, ivorische Muskelmonster, Akrobaten und Bodenkünstler zeigen im Dialog mit ivorischen und anderen Tänzerinnen Kraft, Ausformung und Gegensätze. Voguing tanzt Mode und passt auch dazu. Skelly fegt dünn wie ein kleiner Junge frisch blondiert über die Bühne und zelebriert den Couper Decaler mit ordentlicher Dynamik. Eine wichtige Rolle kommt dem Erzähler, Moderator und Botschafter Hauke Heumann zu. Er übersetzt, kommentiert, witzelt und karikiert so gut wie alles. Dabei hält er dennoch überall mit zwar kleinen komödiantischen Synchronizitätsverschiebungen mit und gibt dem Ganzen einen Comedycharakter.
(c) Gintersdofer, Klaßen


Zwei Treppenmodelle aus Holz dienen später als Wohnstatt, Bühne und Behausung von Künstlern aller Art und sind eine Metapher für das Miteinander, Kreative und Konstruktive. Wie man es dreht und wendet, jeder findet überall Platz in diesen Modellen, trägt es mit, ist es! Die anderen können darauf aufbauen, darüber gehen. Die beiden Modelle haben wie die Spiegelbühne symbolische Bedeutung. Man denkt unwillkürlich auch an Särge, aus denen immer wieder neue Tanzstars aufsteigen.

Die Regie schaltet eindeutig in höhere Gänge im letzten Drittel der Darbietung. Ein Gegenzuschauerraum wird aufgemacht und bringt eine unglaubliche Belebung und einen Arenaeffekt, in dem tatsächlich alles noch viel stärker zum Tragen kommt. Die Authentizität wird wesentlich intensiviert und die Darbietung der Stile in Reinkultur und in Soli gewinnt spürbar an Attraktion. Das Street Meeting und Dancing wird jetzt erst richtig fühlbar.

Auch wenn das Hineinkommen in diese Welt eine Weile dauert, weil es ein chaotisches Durcheinander und Pololo-Lärmen, Schreien ist, mit zunehmender Gewöhnung beginnt die Begeisterung für die Fähigkeit der Tänzer, die Schwierigkeitsgrade und die bunte Affektiertheit der Freaks zu wachsen. Die erwähnte integrierte Einzelstilkunde am Ende zieht dann richtig an!







Donnerstag, 29. Oktober 2015

Im Mousonturm Frankfurt am Main: Africans come together (28.10. - 1.11.)



„Africans come together. Go to Europe and save the people“ fordert die als Hilfsorganisation getarnte Künstlergruppe Resceu. Auch wir drehen in den kommenden Tagen den Spieß um und widmen uns in der zweiten Ausgabe von Afropean Mimicry & Mockery in Theatre, Performance & Visual Arts afrikanischen Perspektiven! Vom 28.10. - 1.11. geht es unter anderem um Nachahmung und Verspottung, die Sezierung des Weißseins und den afrikanischen Blick auf Europa.

„Der Kerl ist unverschämt, zu Recht“, schimpfte es am vergangenen Freitag nach der Premiere von Le Socle des Vertiges in München. Unser assoziierter Künstler Dieudonné Niangouna attackiert morgen zur Eröffnung die herrschenden Verhältnisse, eine explosive Sprachkaskade, eine Zumutung. Nicht verpassen! (Le Socle des Vertiges 28. & 29.10., 20 Uhr)

Darf man die Jahrhunderte alten Objekte einer ethnografischen Sammlung benutzen, um damit ein Aerobic-Video zu drehen? Ist Schnapstrinken und Tanzen auf Gräbern ehemaliger Kolonialherren eine politische Haltung? Ist das Faken europäischer NGO-Logos Kunst? Die Ausstellung Facing the Mockery stellt diese Fragen. (Eröffnung 28.10., 19 Uhr, bis 1.11.)

In einer eigens für den Mousonturm geschaffenen Lecture Performance schwimmt Boyzie Cekwana am Freitagabend in Marshmallows und sinniert über die Bilder des von Krisen gebeutelten Afrikas. (5km of Marshmallows, 30.10., 18 Uhr) Im Anschluss zeigt Markus Öhrn in seiner Dokumentation dem europäischen Zuschauer wie der afrikanische Betrachter ihn sieht. Ein Video-Jockey aus Kampala interpretiert darin westliche Filmkunst. Kennt er die „wahre“ Geschichte hinter den Bildern? (Bergman in Uganda, 30.10., 20 Uhr)

Am selben Abend stürmen die Newcomer des Jahres die Konzertbühne: Algiers mischen den traditionellen Sound der Südstaaten mit Post-Punk-, Industrial- und No Wave und sind laut Spex ein absoluter Pflichttermin. Musik mit Haltung! (Algiers, 30.10., 22 Uhr)

Dass Erinnerung keine Wellness-Oase ist, zeigt Simone Dede Ayivi in ihrem performativen Reisebericht am Wochenende. Sie begibt sich direkt in den kolonial geprägten Schoß der eigenen Familie. (Performing Back, 31.10., 21 Uhr, 1.11., 18 Uhr)

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Führung im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main: Vom Verbergen


Vom Verbergen, Ausstellungsansicht 4,
Museum Angewandte Kunst
Foto: Anja Jahn, 2015

Vom Verbergen
Kuratorinnenführung mit Eva Linhart
Im Auge des Verborgenen
Samstag, 17. Oktober 2015, 15 Uhr


30 Einzelpositionen erzählen anhand verschiedenster Objekte aus den Sammlungen des Museum Angewandte Kunst in der gleichnamigen Ausstellung “Vom Verbergen”. Angesichts der Frankfurter Buchmesse laden wir Sie am Samstag, den 17. Oktober, zu einer Führung durch die Ausstellung mit der Kuratorin für Buchkunst und Grafik des Museum Angewandte Kunst ein, die das Buch als Objekt in den Fokus stellt.

Dr. Eva Linhart wird die Rolle des Buches in unserer Kultur zwischen Literatur und Buchkörper als ein Verhältnis zwischen Sehen und Übersehen thematisieren. Denn dass das Buch einen Körper hat und die Begegnung mit ihm ein visuell-räumliches Erlebnis ist, bevor wir es auf seinen Inhalt reduzieren, bleibt in unserer Buchkultur oft im Verborgenen.

Der Gang durch die Ausstellung wird Sie nicht nur vor die verschlossenen Türen des Buchkunstdepots führen, hinter denen sich kostbare Bücher vom Mittelalter bis heute verbergen, sondern ebenso weitere Facetten des Wechselspiels von Zeigen und Verbergen beleuchten.

Ohne Anmeldung. Im Eintrittspreis enthalten.

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt am Main

T +49 69 212 31286
F +49 69 212 30703
info@museumangewandtekunst.de
www.museumangewandtekunst.de

Öffnungszeiten
Montag: geschlossen
Dienstag: 10 - 18 Uhr
Mittwoch: 10 - 20 Uhr
Donnerstag - Sonntag: 10 - 18 Uhr

Dienstag, 13. Oktober 2015

Wie war's bei NACH DEM FEST von Hans Op de Beeck in Frankfurt am Main?



Anton, gut zu Fuß, und Vater  (Torben Kessler, Peter Schröder)
(c) Birgit Hupfeld

Warum sollten kompetente Installationskünstler keine Theaterstücke schreiben können? Wer Dinge und Menschen in Räumen so anordnet, dass sie vieldeutig und ästhetisch wirken, kann das auch auf der Bühne. Allerdings: Das Stück muss ja auch geschrieben werden. Und auch das hat funktioniert bei dem begehrten Installationskünstler Hans Op de Beeck aus Belgien. Er hat einige Short Stories online stehen, worin man seinen Stil erkennen kann. Es sind übrigens auch Inhalte des Bühnengeschehens verarbeitet. So zum Beispiel in SPA - Prof. Bernhard Böhm, der im Stück das Rad mit seiner wissenschaftlichen Schrift "Die Welt ist keine Scheibe" neu erfunden hat, im Seniorenrückzugsritual lebt und in der Wellnesslandschaft seine von der Tochter verordnete Ruhe abfeiert. Aber auch in MY BROTHER'S GARDENS klingt das Leben von Sohn Anton im Rollstuhl an. Als Maler mit immergleichem Tagesablauf - das gilt auch für die anderen Figuren - widmet er sich dem Thema Garten, das er bereits 800-mal gemalt hat, zuletzt in nachtdunklen Farben, um nicht zu sagen in Schwarzweiß, weil ihn Gärten bei Nacht begannen zu interessieren.

Selbst die Regie und Kostüme ließ Op de Beeck sich nicht aus der Hand nehmen und bringt überall Können ins Scheinwerferlicht. Der Frankfurter Schauspielchef Oliver Reese hatte das alles sicher genug erkannt und dem Künstler im Kammerspiel eine Chance geboten. Für Theaterbesucher eher unbekannt hat er nun sein Bühnendebüt gegeben und überzeugt mit einem fesselnden, humorvollen, aber auch gleichtönigen Stück in der Tradition des Absurden Theaters. Im Medien- und Methodenmix aus Architektur, Bühnenbild, Film, Design, Schauspiel und Installation entspannt sich für 75 Minuten ein fast traumhaft schwebendes Geschehen um eine Familie, die ihre Eigenheiten, ihre Verluste und Geheimnisse hat.


Wie es zu Anfang bezeichnend heißt, "...das Fest ist rum, (...) schaler Geschmack des Abgestandenen", ist das Leben für alle Beteiligten zum Stillstand gekommen, sofern es jemals eine Bewegung gab. Vermittelt wird alles durch Mitteilungen der Figuren über sich oder über die anderen. Eine Erzählerin führt in das Geschehen ein, kommentiert das Bild, und nach und nach sprechen die Personen über sich und die anderen. Um den Illusionscharakter immer wieder aufzuweichen, hören auch die Kinder mit und kommentieren das Gesagte, obwohl sie ganz woanders sein sollten laut Stück, aber so hat man denn alles zusammen auf dem Tableau. Mit diesem Witz werden alle auch amüsant vorgeführt, man will das nicht glauben, dass sie alle so saft- und kraftlos sind. Der Vater über seine Kinder und deren Sicht, die Schwester über ihren Bruder, der Bruder über sich. So setzt sich das Puzzle zusammen.  Vater Bernhard hat seine Frau Frauke durch Krankheit verloren, ist nun mit über 60 Jahren von der Tochter fürsorglich in die "Choreografie der Wellnesssenioren" eingebunden worden und ist nicht glücklich mit diesem Zustand. Eine Wellnessanlage als Modell um ihn herum. Er raucht heimlich, obwohl er es nicht mehr tun soll, und liegt ganz in SPA-Weiß (für ihn zu) faul auf der Haut. Er spürt das kommende Rentenalter, den Abschluss des Lebens auf sich zukommen und ist eigentlich nicht mit dieser Rollenzuteilung einverstanden. Sein Zustand ist noch ein temporärer, aber dennoch als Abschluss seines aktiven Lebens ein (fremd-)geplanter. Es kommt ganz anders ... scheinbar.


Lauren (Franziska Junge)
(c) Birgit Hupfeld
In endlosen Schleifen wiederholen sich auch die Rituale beim Maler Anton in einem grauen Atelier, der seit 8 Jahren in einem Rollstuhl sitzt und dessen Partnerschaft zu Elise in einer heißen abgelegenen Gegend fast wie unter Automaten abläuft. Wie es scheint ein freiwillig geplanter Rückzug ins Immergleiche, denn er kann auch problemlos laufen, wie sich im Verlauf herausstellt. Das Leben der Tochter Lauren im Haus des Vaters ist ein weiterer Rückzug, ein Verstecken vor dem Leben. Sie hat sich in eine digitale Welt in Schwarz in ihrem Zimmer zurückgezogen, schläft an allen möglichen und unmöglichen Stellen im Haus und sieht sich als "ewige Verbindung" zu Bruder Anton. Sie scheint nicht deprimiert zu sein, vielmehr zeigt sie belustigt-resignative Tendenzen bei sonst guter Laune, obwohl sie den Verlust ihres Kindes zu beklagen hat, einen Klaus Kloss heiratete, was eine Mésalliance war. Das "Leiden" ihres Bruders findet sie wie der Vater schlimm. Ihre Beziehung zu Anton ist eine symbiotische.


Ganz in Weiß: Hanna und Prof. Böhm
(Verena Bukal, Peter Schröder)
(c) Birgit Hupfeld
Vater und Sohn leiden am wiederkehrenden Trauma der Vergangenheit - die Mutter und ihr Sterben. Anton, der nach Aussage von Lauren, die "Leere nach dem Fest" empfinde, im Gegensatz zu ihr, die ihr Leben als Fest erlebe, ist von einer verklärten Erinnerung ans Krankenbett, einem "Schweben" der abgemagerten Mutter, eingenommen. Dieses Bild möchte er immer wieder und wieder in seinen Gärten inszenieren, in seiner Einmaligkeit festhalten. Seine Bilder wurden in dieser Entwicklung schwarz und schwärzer, so dass nichts als der Tod inszeniert wurde, den er in seiner Einmaligkeit und Aussagelosigkeit festhält. Am Ende des Stückes kommt es zu einer Vorwärtsbewegung des Vaters, der auf seiner nächtlichen, schlafwandlerischen Odyssee durch Gesundheitsbezirke und große Krankenhaussäle auf eine komatöse junge Frau trifft, die ihn wohl auch an seine sterbende Frau Frauke erinnert. Die zufällige Begegnung mit der jungen und schwangeren Krankenschwester Hanna am Krankenbett der Unbekannten wird zu einem Neubeginn. Sie hat ihren Vaterkomplex, und er kann wieder Vater sein für ein uneheliches Kind in ihrer und seiner Familientradition, ohne die Vaterrolle in der Beziehung übernehmen zu wollen. In diesem Zusammenhang wird auch das eigentlich völlig belanglose Geheimnis gelüftet, dass nur der verstorbene kleine Simon, der zwischen dem verstorbenen Kind der Tochter und seiner Frau angesiedelt ist, sein einziges leibliches Kind ist. Das Kind von Lauren soll durch einen Treppensturz umgekommen sein. Nur die Vermutung, es könnte ein (nicht wirklicher, nur formal juristischer) Inzest sein, bringt eine Spur Brisanz. Aber es bleibt sekundär. Der Neubeginn des Vaters ist also auch wieder eine Wiederaufnahme der Erziehung von fremden Kindern.

Op de Beecks Theaterstück ist eine klassisch statische Kreislaufangelegenheit. Es tut sich nichts im Leben, es dreht sich alles im Kreis. Es gibt nur Rituale, Beziehungslosigkeit trotz Beziehungen, Zufallsergebnisse, Genussunterschiede, Pseudorollen. Das Leben ist farblos. Als Anton überfahren wird, rückt seine Schwester Lauren in das Atelier und Rollstuhl vor und lebt nun als Betroffene "nach dem Fest" ihr Einerlei und wohl Todeserfahrung. Klassisch absurde Theaterstücke schimmern hier durch.


Hans Op de Beeck, 1969 im flämischen Turnhout geboren, studierte an der Hogeschool Sint- Lukas in Brüssel, am Hoger Instituut voor Schone Kunsten in Antwerpen und am P.S.1 Studio Program in New York. International bekannt wurde Op de Beeck mit seinen Modellen und begehbaren Installationen, Konstruktionen so gewöhnlicher wie fiktiver Orte, die den Betrachter in ein magisches Spiel zwischen Realität, Illusion und eigenen Erinnerungen ziehen. In Deutschland zeigten zuletzt 2012 der Kunstverein Hannover mit »Visual Fictions« und 2014 die Sammlung Goetz in München mit »Stille Kulisse und wandernde Komparsen« umfassende Einzelausstellungen des Künstlers. Op de Beecks Werkum fasst Installationen, Videoarbeiten, Fotografie, Animationsfilme, Zeichnungen und Aquarelle. Meist im Zusammenhang mit seinen visuellen Arbeiten entstehen außerdem Kurzgeschichten und Gedichte. »Nach dem Fest« am Schauspiel Frankfurt ist seine erste Schauspielarbeit.

Sonntag, 11. Oktober 2015

Bis 31. Dezember im Museum Angewandte Kunst: CHEVRON_A_Brian_Eno

cross 1, brian eno 1985, galerie zwirner                  foto: roland lambrette, atelier markgraph


SPECIAL: CHEVRON_A_Brian_Eno
My Life in Light
Licht-Skulpturen, Objekte, Videos, Dia-Installationen und Musik von Brian Eno

Brian Eno gilt als Ikone der internationalen zeitgenössischen Kultur. Der 67-jährige Brite hat in den letzten 40 Jahren nicht nur die Pop- und Rockmusik-Szene maßgeblich geprägt, sondern gleichermaßen als experimenteller Künstler und Multimedia-Innovator für Aufsehen gesorgt.

Anlässlich der Verleihung des B3 BEN Ehrenpreises für Enos Lebenswerk präsentiert die B3 Biennale des bewegten Bildes im Museum Angewandte Kunst eine Retrospektive mit Videoarbeiten und Sound-Installationen des Künstlers. Vom 10. Oktober bis 31. Dezember 2015 werden Originale aus den 1980er-2000er Jahren gezeigt, ergänzt durch speziell für die Ausstellung vom Künstler angefertigte Objekte, Soundkompositionen und audiovisuelle Inszenierungen.



Kontakt
Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
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Montag, 5. Oktober 2015

Wie war's in DIE GESCHICHTE VOM FRANZ BIBERKOPF mit den TIGER LILLIES in Frankfurt?

Franz Biberkopf und Reinhold.
Im Hintergrund Martyn Jacques von THE TIGER LILLIES
Foto: Birgit Hupfeld

Die Geschichte vom Franz Biberkopf, zurzeit im Schauspiel Frankfurt a.M. unter der Regie von Stefanie Mohr und mit der Komposition und Lyrics von Martyn Jacques (THE TIGER LILLIES) zu sehen, ist zum ersten Mal auf der Bühne. Stellvertretend für den großen Roman und einzigen Welterfolg von Alfred Döblin: BERLIN ALEXANDERPLATZ. Die Geschichte vom Franz Biberkopf. Dieser umfangreiche Roman erschien 1929 im S. Fischer Verlag und ist vor allem wegen seiner Großstadtthematik ein Vertreter des Expressionismus. 

Döblin hat mit einer aufwändigen Zitiertechnik aus Zeitungen, Zeitschriften, Welttliteratur, Bibel, Kalauer und Umgangssprache ein Werk montiert, das eine breite Bezugsbasis hat. Es rein expressionistisch zu nennen, wäre zu wenig, denn wir finden naturalistische Milieustudien, wie bei Arno Holz, Gerhardt Hauptmann, Sozialkritisches à la Brecht, Revue und biblische Metaphernsprache und Allegorik nebeneinander.

Eine ganz eigene und sehr bereichernde Note erhält das Stück durch das Mitspiel der TIGER LILLIES. Dieses seit über 20 Jahren erfolgreiche britische Trio besteht aus dem Singer, Songwriter und Musiker Martyn Jacques (Akkordeon, Klavier, Ukulele), Adrian Stout (Bass, Singende Säge, Theremin, Hintergrundgesang) und Mike Pickering (Schlagzeug, Perkussion, Hintergrundgesang). Sie alle sind meist als Clowns geschminkt und verkleidet, Jacques bedient sich des verfremdenden Falsettgesangs, die anderen begleiten grotesk-melancholisch. Zusammen entsteht der schräg-makabre, tragisch-komödiantische Stil der Band. The Tiger Lillies verbinden dabei Sarkasmus, britisch schwarzen Humor, mittelalterliche Marktauftritte mit der Tradition von Brecht/Weill und Zirkus, Vaudeville (französische Theater- und Liedgattung, nach 1850 in den USA mit Revue, Tanz und Akrobatik ins amerikanische Vaudeville übergehend) und Kabarett der 20er-Jahre in der Weimarer Republik. 

Gerade weil Biberkopf wie Hiob vielfältigen Leiden und Prüfungen unterworfen wird, hat Biberkopf (prima transportiert von Sascha Nathan) etwas von einem Heiligen, obwohl er dem kriminellen Milieu näher ist als allem anderen. Hauptpersonen sind Kriminelle, Abweichende, Outlaws. 

THE TIGER LILLIES
Foto: Birgit Hupfeld
THE TIGER LILLIES, von Martyn Jacques mit typischer Kunst-Alt-Stimme gesungen: "Franz, Franz is a good man now // He's stopped the booze, holy cow // He's out of prison, his girlfriend's ribs // He broke them with an eggwhisk (...) He who killed her is living, // Blossoming, drinking and guzzling".

Seine scheiternden Liebesgeschichten, eine davon Ursache seiner 4-jährigen Haft, bewegen ihn und läutern ihn auch. Der große und kräftige Liebhaber geht unsanft, aber liebevoll mit seinen Freundinnen um. Seine frühere Frau, mit der er Kinder hatte, erlitt eine massive Körperverletzung, von der man Biberkopf nachsagt, sie hätte seine Frau am Ende getötet. Er stellt alles als Unfall dar. Nach der Haft tritt er in das Milieu Berlins ein, von Hiob begleitet: "Franz Biberkopf, wie stehst du jetzt da? Kinder verloren, vom Gericht verurteilt ..." Er verkauft Krawatten auf der Straße, ist ein Propagandist, während ein Bekannter beim Raubüberfall bleibt. Und Biberkopf ist guter Dinge: "Das Wetter ist schön, die Welt ist schön, das Leben ist schön ... Trinken wir noch eine Molle!" So tönt er an der ewig langen Theke Berlins (Bühne Miriam Busch) - im Hintergrund das große Fleischermesser und Tierkadaver aus Neonröhren zu sehen. Aber es ist nur schöner Schein, denn unerbittlich wie es ist, das Leben, ist es eher mit einem Schlachthof zu vergleichen. "... Ein langer Schnitt in den Hals...", wirft der Tod ein. 

Im Suff kommt Franz zur Erkenntnis: " Sind doch alles Schufte, der Mensch ist nur ein Dreck ..." Mit Anstand kommt man nicht zu Geld, schließt er daraus. Er lernt Reinhold (sehr überzeugend Felix Rech) in der Kneipe kennen, der ihm eines seiner Mädchen abtritt, weil er es überhat. Der (auch im Roman) hypersexuelle Ganove mit schwarzen Augenrändern wechselt seine Sexpartnerinnen alle paar Wochen. "Kriegse nicht los, kannse nich abhängen." So kommt Biberkopf an Cilly (Milieuopfer Alice von Lindenau), die ihm die Stiefel von Reinhold bringt und weint über den Rausschmiss. Franz nimmt sie auf und lobt sie bei Reinhold: "Nettes Mädel, hält mir die Bude in Ordnung." Weil die Behandlung der Frauen durch Reinhold ausgerechnet Biberkopf nicht gefällt, er der eigentlich auch grob mit ihnen umgeht - hier findet die erste Läuterung statt -, stellt Reinhold zur Rede: "Weiber sind auch Menschen!", während die Tiger Lillies dazu im Song FRESH FLESH singen: "Women are people too, Reinhold // They are not just to be sold // Pretty little Cilly has a heart of gold // She's not a piece of meat, Reinhold!" 

Biberkopf schließt sich der Clique an, hilft ihnen bei einer Aktion und erkennt zu spät, dass er in eine Straftat hineingezogen wird. Spannung kommt auf durch das personifizierte Nebeneinander von zwei Autos, Opel und VW/Fiat (Paula Hans, Alice von Lindenau), die das Geschehen dokumentieren. Biberkopf begehrt auf, will sich distanzieren, Reinhold hängt ihm die Zurechtweisung wegen Cilly an und paradoxerweise das "Wegnehmen" der Frauen. Er wirft Biberkopf aus dem fahrenden Auto, das zweite fährt über ihn und verletzt seinen Arm schwer, er muss amputiert werden. 

THE TIGER LILLIES spöttelnd zur Szene Biberkopf im Krankenbett, den rechten Arm amputiert - später Franz verbittert im Alltag ganz laut zu hören: "Jetzt ist es aus mit dem alten Franz Biberkopf. Geld muss her!" -, zum Ende des ersten Aktes: "Honest men working hard // Working hard yard by yard // Getting used, getting screwed // System built to you abuse // Biberkopf, Biberkopf". Und das ebenso spöttische KING OF BERLIN: "You could have been the King of Berlin // You could have been the king, Franz, who always wins // (...) But you don't know the moves to make // That's why your heart never breaks // (...) You'll never be the King of Berlin // Ha-ha". Cilly ist weg nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. 

Vorne: Franz Biberkopf und Mieze
Foto: Birgit Hupfeld
Mieze und Reinhold im Grünen
Foto: Birgit Hupfeld
Biberkopf gefangen in seiner Existenz hat keine Chance, aber er versucht es. Erneut mit den Kriminellen um Reinhold. Mieze / Sonja wird zum weiteren Beschleuniger des Schicksals, ein ehrliches Mädchen, das mit ihm zusammenleben will. "I'm in love with the moon // The rivers flowing under sea // The girl I love // Wants to be with me." Paula Hans spielt das schwache Mädchen, dennoch aufgeweckt berlinerisch, mag Reinhold nicht, lässt sich aber einfangen zu einer Tour ins Grüne und muss sterben, weil sie sich nicht hingibt. "Reinhold he is Satan // Reinhold he is bad // Reinhold is the devil himself // And he's mad." 

Der Fahrer und Komplize verrät den Mord durch Reinhold  beim Richter und gesteht die eigene Mithilfe beim Verbuddeln der Leiche. Greifbar bleibt nur der Komplize, Reinhold weniger. Schließlich werden Reinhold und Biberkopf verdächtigt, Franz muss jedoch in die Psychiatrie, wird mit Elektroschocks behandelt, während im Hintergrund das Schlachterbeil als Zeichen der Aufopferung des Unschuldigen leuchtet. "So every day and every hour // I wait for the axe to drop // And it chops // The axe does chop // Chop // tick tock, tick tock." 

Der Tod und Martyn Jacques von THE TIGER LILLIES
Foto: Birgit Hupfeld
Der Tod stellt ihn erneut zur Rede, er, der Biberkopf seit seiner Entlassung begleitete, ihn an das Schicksal des biblischen Hiob erinnert. Er hat ihn durchschaut, seine Beweggründe, dennoch hilft er ihm nach der Amputation auch hier: „Es ist Zeit für mich, zu erscheinen bei dir, weil ja schon aus dem Fenster die Samen fliegen und du deine Laken ausschüttelst, als wenn du dich nicht mehr hinlegst.“ Biberkopf sieht seine Schuld ein. Und wie im Roman kehrt Biberkopf geläutert und auferstehend als Franz Karl ins Leben nach Berlin zurück, während der andere schlechte Teil stirbt. 

Die Zuversicht des Romans, Biberkopf in einer anständigen Lebenssituation, bleibt im Theaterstück offen. Vielmehr scheint eine Wiederholung durch: Die Franz Biberkopfe im wiederkehrenden Lebenskampf, Ausgang ungewiss: "Es geht in die Freiheit, die Freiheit hinein, die alte Welt muß stürzen, wach auf, die Morgenluft. Und Schritt gefaßt und rechts und links und rechts und links, marschieren, marschieren, wir ziehen in den Krieg, es ziehen mit uns hundert Spielleute mit, sie trommeln und pfeifen, widebumm widebumm, dem einen gehts gerade, dem einen gehts krumm, der eine bleibt stehen, der andere fällt um, der eine rennt weiter, der andere liegt stumm, widebumm widebumm." Die TIGER LILLIES kommentieren mit ONWARD CHRISTIAN SOLDIERS NOW. 

Ein besonderes Erlebnis auf der Schauspiel-Bühne, Döblins Berlin der Weimarer Republik mit der allegorischen Figur Franz Biberkopf auf dem Alexanderplatz erstmals als Theaterstück zu erleben und die bissig-schrägen TIGER LILLIES in brechtscher Manier ihren tiefsinnigen Senf dazu geben zu hören. Sehr gelungen und unbedingt weiterzuempfehlen.

Mittwoch, 23. September 2015

Heute Abend im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main: Alltag Migration. Soziales Design für Ankunft und Übergang

More Than Shelters, Za'atari, Jordanien                              (c) Daniel Kerber


Blickwechsel - Zukunft gestalten
Alltag Migration. Soziales Design für Ankunft und Übergang

23. September 2015, 19 Uhr

Auch wenn es Migration schon immer in der Geschichte der Menschheit gegeben hat, so ist sie ein zentrales Kennzeichen moderner Gesellschaften und stellt diese vor neue Herausforderungen. Für Millionen von Menschen bedeutet Migration, alltäglich mit diffizilen Wohn- und Lebensbedingungen konfrontiert zu sein.

Neugewachsene Städte wie das Flüchtlingslager Za’atari inmitten der jordanischen Wüste mit rund 85.000 Einwohnern machen deutlich, was es heißt, nach einer meist dramatischen Odyssee an einem sogenannten „place of arrival and transition“ gestrandet zu sein – einem Ort, der nicht mehr als ein Provisorium sein darf und an dem man kaum mehr als Abwarten kann.

Und dennoch ist der Aufenthalt hier meist nicht von kurzer Dauer, oftmals dehnt er sich auf Jahre bis Jahrzehnte aus. Was benötigen Menschen an einem solchen Ort, um sich besser zurechtzufinden, was, damit so etwas wie Heimatgefühl entstehen kann und die Hoffnung nicht verloren geht?

Im Podiumsgespräch wird der Sozialunternehmer Daniel Kerber sein Projekt MORE THAN SHELTERS vorstellen, das innovative Architektur und Designkonzepte für humanitäre Zwecke miteinander verbindet.

Ziel des Projekts ist es, durch Krisen und Katastrophen in Not geratenen Menschen ein würdevolles, emotionales und an die jeweiligen individuellen und kulturellen Bedürfnisse angepasstes Zuhause zu schaffen und ihnen somit die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu helfen.

Im Anschluss daran wird Diana Hummel Ergebnisse aus dem Forschungsvorhaben micle (migration, climate & environment) präsentieren, die belegen, dass Migration als normaler Teil unserer Kultur und des alltäglichen Lebens und somit als eine wichtige Strategie zur Überlebenssicherung zu betrachten ist, die es sozial-ökologisch zu gestalten gilt.

Auf Basis beider Beiträge diskutieren und reflektieren Daniel Kerber und Diana Hummel gemeinsam mit dem Publikum, wie Migration im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung gestaltet werden kann.

Die Moderation übernimmt an diesem Abend Laura Krautkrämer.