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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Donnerstag, 9. Mai 2013

Wie war LA VOIX HUMAINE im Tanzhaus/Nationaltheater Mannheim?




Das Mannheimer Nationaltheater spielte diese Saison einige Male die besondere Monooper "La Voix humaine" von Francis Poulenc. "Die menschliche Stimme" ist eine Tragédie lyrique in einem Akt und geht auf einen Einakter von Jean Cocteau (1930) zurück. Sie wurde 1959 an der Pariser Opéra-Comique uraufgeführt. 

Gesehen habe ich die Vorstellung am 04.05.2013 im Tanzhaus, einer Außenstelle des Nationaltheaters in Mannheim-Käfertal, einem großen Raum, der der Inszenierung sehr viel Spielfläche zubilligen konnte. Die gesamte Handlung wurde auch auf ein großes weißes Dreieck projiziert, das absolut wichtige Telefonkabel war als Halteseil, Verbindungskabel und und als symbolischer Bedeutungsträger quer durch den Raum gespannt. Das Stück wird eröffnet mit der Frau, die sich am Telefonkabel festhält, und wie meine Sitznachbarin Annette H. bemerkte: Die doppelte Bedeutung von "hold the line, die Leitung wird gehalten" war so schon vorweggenommen. Außerhalb des weißen Dreiecks grenzten schwarze Dreiecke an: das Ungewisse, Dunkle, Leere ... Das Weiß scheint für die Unschuld, Reinheit der Liebe zu stehen, die die Frau empfindet und nicht mehr erwidert bekommt. Das Lebendig-Helle gegen das Dunkle-Tote. 

Die Mannheimer Inszenierung verzichtete auf die orchestrale Begleitung, wie im Original vorgesehen, zugunsten eines Klaviers. Die Handlung besteht aus gesungenen Telefonaten einer Frau mit ihrem Geliebten, der über die Vermittlung anruft und vorgibt, zu Hause zu sein, in Wahrheit aber in einer Kneipe mit Jazzmusik im Hintergrund telefoniert. "Man könnte meinen, es ist gar nicht dein Apparat ..." Man hört ihn nicht, erfährt nur durch ihre Antworten, um was es geht, was am anderen Ende der Leitung passiert. 

Die Beziehung der beiden ist bereits stark in Auflösung begriffen, der Mann hat sich getrennt und möchte nun offensichtlich wissen, wie sie sich fühlt, was sie macht, um ruhigen Gewissens am nächsten Tag mit seiner Geliebten nach Marseille fahren zu können. Das Telefonat wird mehrfach unterbrochen und über den Telefonist Joseph in der Vermittlung wieder verbunden. Die Abbrüche sind Zäsuren in ihrem Verhalten und wirken traumatisierend wie Peitschenhiebe, da sie eine wahnsinnige Angst hat, ihn zu verlieren, obwohl sie alles überspielt. Sie gerät in regelrechte Panik, ist außer sich, verzweifelt, schier verrückt geworden über die Trennung. Sie wird durch diese Panik in den letzten Winkel des Lebens, dem Übergang zum Dunklen getrieben, symbolisiert durch die Spitze des Dreiecks.
  
Zu Beginn spielt sie die Tapfere, die ihren Tagesablauf im Griff hat, aber schon das erste "Wenn wir unterbrochen werden, ruf mich zurück" zeigt, wie sehr sie abhängig von dem Mann ist. Sie entschuldigt sich für alles, erniedrigt sich, gibt nur sich die Schuld, will ihn zurückgewinnen durch größte Gefügigkeit, kann sich im Spiegel nicht mehr anschauen vor Scham über ihre Fehler und als Auslöser der Trennung. Das Telefon wird ihr immer mehr zu einer Waffe, die keine Spuren hinterlässt. Die Frau schildert ihm ihre unsäglichen Qualen, erzählt von einem Selbstmordversuch, bei dem sie nach der Einnahme von zwölf Schlaftabletten voller Angst, krank mit Fieber und einsam, kalt, sich schlecht fühlend erwachte, nicht allein sein konnte und angsterfüllt, dass etwas sie abhalten könnte, mit ihm zu telefonieren, den Arzt bestellen musste und ins Krankenhaus kam. Die Leidende schwört die guten gemeinsamen Zeiten noch einmal herauf, auch ihr Hund trauere, dass er nicht mehr käme und bei ihr bliebe. Sie berichtet auch von Wut, in der sie in einem außergewöhnlichen Kraftakt einen Stapel Fotografien zerriss. 

DIe Frau zeigt sich schockiert, als sie erfährt, dass er mit seiner neuen Geliebten in dasselbe Hotel gehen möchte wie mit ihr. "Wenn du mich anlügen würdest, nur um mich zu schonen, würde ich noch mehr Zärtlichkeit empfinden."

Marie Belle-Sandis spielte die Frau sehr, sehr beeindruckend und transportierte die Qualen dieses Telefonats äußerst eindringlich. Begleitet wurde sie absolut virtuos von Lorenzo die Toro am Klavier.

Im Original verabschiedet sich die Frau am Ende von ihrem Geliebten und erdrosselt sich mit dem Telefonkabel, von dem sie sagt: "Dieses Kabel ist das Letzte, was mich noch mit uns verbindet." Es nimmt tatsächlich auch die Rolle einer lebenspendenden Nabelschnur ein. In der Mannheimer Inszenierung von Sebastian Bauer bewegt sie ihren scheidenden Geliebten voller Liebe, getrost aufzulegen, weil sie ihn loslassen und ziehen lassen könne. Der Regisseur lässt die Frau am Ende am Kabel entlang in die Dunkelheit laufen und den Zuschauer im Ungewissen, was passiert. Ein Tod, wie auch immer geartet, das Ende einer tiefen, bereits sehr abhängigen Liebe.



Francis Jean Marcel Poulenc wurde am 7. Januar 1899 in Paris geboren und starb dort auch am 30. Januar 1963. Als französischer Pianist und Komponist wurde er stark von Igor Stravinsky und Maurice Chevalier beeinflusst und vom französischen Vaudeville ("Theater mit Gesang und Instrumentalbegleitung"). Poulenc gesellte sich nach dem Ersten Weltkrieg zu einer Gruppe junger Komponisten um Erik Satie und den Schriftsteller Jean Cocteau, genannt Les Six, die den Impressionismus zugunsten einer größeren Einfachheit und Klarheit ablehnten. Poulenc übernahm unter anderem Techniken der Dadaisten und ließ sich auch von populären Melodien beeinflussen. Er war ein hervorragender Pianist und mit den Dichtern des Montparnasse, darunter Guillaume Apollinaire und Paul Éluard befreundet. Dies führte zur Komposition zahlreicher Lieder zu deren Texten. Auch für den Bariton Pierre Bernac, den er 1926 kennenlernte und 25 Jahre lang (1934-59) als Pianist begleitete, schrieb er viele Lieder.

Samstag, 4. Mai 2013

Lust auf Experimentelles? Monooper von Francis Poulenc nach Jean Cocteau (1930) heute Abend in Mannheim


4. Mai 2013  I  21:30 Uhr 

La Voix Humaine

Tanzhaus auf dem Alstom Gelände, Galvanistraße, 68309 Mannheim

Oper von Francis Poulenc

Eine Frau, allein, verlassen von ihrem Geliebten. Sie telefoniert mit dem Mann, den sie noch immer liebt und versucht, das Geschehene rückgängig zu machen. Ihr Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung bleibt unsichtbar und ohne Stimme. Er erscheint in seiner Abwesenheit rücksichtslos, unbeteiligt oder bedrückend still. Es wird ein quälender letzter Abschied, bei dem die Frau alle denkbaren Zustände zwischen Ruhe und Verzweiflung, Hoffnung und Flehen durchlebt.
Die Textvorlage zu dieser Monooper stammt von dem französischen Schriftsteller Jean Cocteau. Im Jahre 1930 entwickelte er das Drama eines Gesprächs, in dem das Ende einer Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann aufwühlend verhandelt wird. Francis Poulencs Vertonung für Orchester und Singstimme wurde 1959 an der Pariser Opéra Comique uraufgeführt. Die Fassung für Stimme und Klavier, in der das Stück am Nationaltheater gespielt wird, stammt ebenfalls von dem Komponisten, der berichtet, es handele sich um eine wie »in Trance geschriebene Musik«.
La Voix humaine wird nicht in einer normalen Bühnensituation gespielt, sondern an einem besonderen Ort, der die Intimität und musikalische Eindringlichkeit der Situation unterstreicht.

Tanzhaus Käfertal: Galvanistraße/Firmengelände Alstom
Tor 6A Anfahrt mit der Straßenbahn Linie 5
bis Haltestelle Käfertal Süd



Donnerstag, 18. April 2013

Freitagabend im Nationaltheater Mannheim: The Fightnight of the Arts/Poetry Slam und La Voix humaine (Die menschliche Stimme)


19. April 2013, 20:00 Uhr  I  NT Mannheim, Werkhaus, Mozartstraße 11

The Fightnight of the Arts

SPOKEN-WORD UND SLAM-POETRY


Die erfolgreichsten Aktivisten der Poetry-Slam-Hochburgen Marburg und Mannheim schlagen sich fiese Pointen, ausschweifende Reimkaskaden und stumpfe Gegenstände um die Ohren! Es wird gelesen, gesungen und gelacht, improvisiert, karikiert und polarisiert. Nur eine Stadt wird übrigbleiben. Du bestimmst welche. Souverän durch den Abend stolpern wie immer Nektarios Vlachopoulos (deutscher Poetry Slam Champion 2011) und Bleu Broode (deutscher U20 Slam Champion 2008, Hessen Champion 2010).


19. April 2013, 21:30 Uhr  I  Tanzhaus Käfertal, Galvanistraße, Firmengelände Alstom, Tor 6 A

 
La Voix humaine (Die menschliche Stimme)


Francis Poulenc


Musikalische Leitung am Klavier Lorenzo Di Toro
Inszenierung Sebastian Bauer
Bühne und Kostüme Nora Lau
Dramaturgie Anselm Dalferth


Eine Frau, allein, verlassen von ihrem Geliebten. Sie telefoniert mit dem Mann, den sie noch immer liebt und versucht, das Geschehene rückgängig zu machen. Ihr Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung bleibt unsichtbar und ohne Stimme. Er erscheint in seiner Abwesenheit rücksichtslos, unbeteiligt oder bedrückend still. Es wird ein quälender letzter Abschied, bei dem die Frau alle denkbaren Zustände zwischen Ruhe und Verzweiflung, Hoffnung und Flehen durchlebt.

Die Textvorlage zu dieser Monooper stammt von dem französischen Schriftsteller Jean Cocteau. Im Jahre 1930 entwickelte er das Drama eines Gesprächs, in dem das Ende einer Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann aufwühlend verhandelt wird. Francis Poulencs Vertonung für Orchester und Singstimme wurde 1959 an der Pariser Opéra Comique uraufgeführt. Die Fassung für Stimme und Klavier, in der das Stück am Nationaltheater gespielt wird, stammt ebenfalls von dem Komponisten, der berichtet, es handele sich um eine wie »in Trance geschriebene Musik«.

La Voix humaine wird nicht in einer normalen Bühnensituation gespielt, sondern an einem besonderen Ort, der die Intimität und musikalische Eindringlichkeit der Situation unterstreicht.