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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Freitag, 13. Mai 2011

Buchvorstellung: Was (nicht) in den Akten der Securitate steht von Herta Müller

Herta Müller
Cristina und ihre Attrappe
Was (nicht) in den Akten der Securitate steht

Göttinger Sudelblätter
Herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold
Göttingen 2009, 48 S., brosch., € 9,90, Wallstein Verlag

Die Literaturnobelpreisträgerin 2009 über den Einblick in ihre Securitate-Akten: »Der Geheimdienst Ceausescus, die Securitate, hat sich nicht aufgelöst, sondern nur umbenannt in SRI (Rumänischer Informationsdienst)«.
Erst zehn Jahre nach Einrichtung des rumänischen Pendants zur Gauck-Behörde und zahlreichen zermürbenden Anfragen und Bittgesuchen erhielt Herta Müller Einsicht in ihre über 900 Seiten starke Securitate-Akte. Bei der Durchsicht stellte sie fest, dass diese in den vergangenen Jahren nicht nur frisiert, sondern regelrecht entkernt wurde: Über die Schikanen, mit denen man sie in den siebziger Jahren beispielsweise zur Mitarbeit für die Securitate zu zwingen versuchte, ist in den manipulierten Unterlagen über >Cristina< nichts mehr zu finden.
Eindrucksvoll beschreibt Herta Müller, wie sie und ihre Freunde selbst heute noch bei Besuchen in Rumänien vom SRI, dem heutigen rumänischen Geheimdienst, überwacht und in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden.

Man brauchte keine Vorladung, fischte mich einfach von der Straße ab. Ich war auf dem Weg zur Friseuse und wurde von einem Polizisten durch eine schmale Blechtür ins Souterrain eines Studentenwohnheims gebracht. Drei Männer in Zivil saßen an einem Tisch. Ein kleiner Knochiger war der Chef. Er verlangte meinen Ausweis, sagte: »Na, du Hure, sehen wir uns schon wieder.« Ich hatte ihn noch nie gesehen. Mit acht arabischen Studenten sollte ich Sex haben und mich mit Strumpfhosen und Kosmetika bezahlen lassen. Ich kannte keinen einzigen arabischen Studenten. Aber er meinte, als ich das sagte: »Wenn wir wollen, finden wir auch zwanzig Araber als Zeugen. Wirst sehen, es wird ein exzellenter Prozeß.«

Ein erschreckender Bericht über die Unterwanderung einer postdiktatorischen Gesellschaft; die sich auch heute noch nicht aus dem Griff ihrer Peiniger befreit hat.
Herta Müller wurde 1953 im deutschsprachigen Nitzkydorf, Rumänien geboren. Sie studierte von 1973 bis 1976 deutsche und rumänische Philologie in Temeswar. Danach arbeitete sie als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik. Weil sie sich weigerte, für den rumänischen Geheimdienst Securitate zu arbeiten, wurde sie entlassen. Ihr erstes Buch "Niederungen" wurde in Rumänien 1982 nach vierjähriger Verzögerung nur zensiert veröffentlicht. 1984 erschien es in der Originalfassung in Deutschland und wurde mit dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet. Herta Müller konnte danach in Rumänien nicht mehr veröffentlichen und war immer wieder Verhören, Hausdurchsuchungen und Bedrohungen durch die Securitate ausgesetzt. 1987 übersiedelte sie nach Deutschland.
Das Werk Herta Müllers wurde mit vielen bedeutenden nationalen und internationalen Preisen gewürdigt, zuletzt mit dem Literatur-Nobelpreis 2009.