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Dienstag, 9. September 2014

In Kaiserslautern: Aufstieg und Fall des Johann Casimir Kolbe von Wartenberg

Schillernde Figur am preußischen Königshof:
Johann Casimir Kolbe von Wartenberg der Jüngere (1643-1712)


Johann Casimir Kolbe von Wartenberg der Jüngere (1643-1712) ist ohne Zweifel eine der schillerndsten Figuren, die je die Laune des Schicksals am preußischen Königshof in Berlin in höchste Staatsämter führte. Umso erstaunlicher ist es, dass der phänomenale Aufstieg und der tiefe Fall dieses pfälzischen Adligen an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert bisher kaum Beachtung fand. Ihm widmete der Historiker Dr. Joachim P. Heinz aus Hettenleidelheim einen Vortrag am Mittwoch, 3. September, um 19.30 Uhr im Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern, Benzinoring 6 (Eintritt frei).

Johann Casimir ist der Spross eines alten pfälzischen Niederadelsgeschlechts, als dessen Stammsitz die im 12. Jahrhundert erbaute und 1522 völlig zerstörte Burg Wartenberg nördlich von Kaiserslautern zu gelten hat. Eine ältere Halbschwester war die „Jungfer Kolb“, Maria Ursula Kolb von Wartenberg, die Erzieherin der Liselotte von der Pfalz. Nach Jahrzehnten in Diensten der pfalz-simmerschen Linie der Wittelsbacher wechselte Kolbe 1688, nach dem Tode seiner Gönnerin Marie von Oranien-Nassau, an den Hof in Berlin. Kolbe trat in die Dienste des Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg. In der Hauptstadt stieg der allseits Beliebte schnell auf. Kolbe nutzte seine Kontakte und seinen zunehmenden Einfluss geschickt, um seinen langfristig angelegten Plan des Gebietserwerbes und der Standeserhöhung voranzutreiben: 1695 erhielt er das Freiherrndiplom! 1699 erhob ihn Kaiser Leopold I. zum Grafen von Wartenberg; bis 1707 konnte Kolbe zerstreute Güter in der Pfalz und Rheinhessen zu einer Reichsgrafschaft mit dem Namen Wartenberg zusammenfassen. Damit zählte Kolbe als reichsunmittelbarer Graf zum Hochadel. In Berlin gelang ihm gar der Aufstieg zum engsten Vertrauten des Kurfürsten.


Kolbe konnte, weil er sich im komplizierten Intrigenspiel am Hofe in Berlin als höchst geschickt erwies, als rechte Hand des Königs mehr als zehn Jahre lang die Geschicke am Hof in Berlin maßgeblich beeinflussen. Und hätte Johann Casimir Kolbe von Wartenberg seine 27 Jahre jüngere skandalumwitterte und im persönlichen Umgang unbeherrschte Ehefrau Catharina, die die Zahl seiner Feinde stetig mehrte, zähmen oder doch wenigstens einigermaßen im Zaum halten können, so wäre er wohl bis zum Ende seiner Tage die rechte Hand des Königs geblieben. So verfing sich am Ende auch der Meister aller Intrigen um die Jahreswende 1710/11 im Netz seiner höfischen Feinde. Der 68-Jährige musste all seine Ämter niederlegen und nach Frankfurt am Main übersiedeln, wo er 1712 starb.

In der Geschichtswissenschaft wird Johann Casimir Kolbe von Wartenbergs Leben und Wirken bis dato äußerst negativ beurteilt: Er gilt als Paradebeispiel für jenen widerlichen Ehrgeizling, unterwürfigen und schmeichlerischen Typ des Hofschranzen, dem Friedrich Schiller in seinem Drama „Kabale und Liebe“ in der Figur des „Kalb“ ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Wartenberg habe seine Stellung nur zum eigenen Vorteil genutzt, heißt es unisono, aber nicht die Wohlfahrt des preußischen Staates im Auge gehabt; er habe den Staat finanzpolitisch ruiniert, die Verwaltung ins Chaos gestürzt und außenpolitisch einen Scherbenhaufen hinterlassen. Heinz zeichnet in seinem Vortrag ein weitaus differenzierteres Bild, denn er sieht in Kolbe einen in vielerlei Hinsicht typischen Vertreter des barocken Hofadels. Kolbe war nicht ehrenwerter, aber auch nicht ruchloser als seine Konkurrenten um die Macht und die Nähe zum Fürsten. Er war nur wesentlich geschickter.

Erneut weist das Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde am Vortragsmittwoch auf verlängerte Öffnungszeiten bis 19 Uhr hin. Ansonsten können historisch Interessierte und Forscher die Einrichtung des Bezirksverbands Pfalz am Kaiserslauterer Benzinoring 6 montags bis donnerstags von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, freitags von 9 bis 12 Uhr besuchen.