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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Donnerstag, 18. Februar 2016

Familienmusical in Neunkirchen / Saar: Aschenputtel


Familienmusical
Aschenputtel
Das Musical-Highlight für die ganze Familie
Theater Liberi

Sonntag, 21. Februar 2016
15:00 Uhr
Neue Gebläsehalle Neunkirchen



Der deutschlandweit erfolgreiche Musical-Veranstalter Theater Liberi präsentiert den märchenhaften Klassiker Aschenputtel fröhlich und dennoch romantisch inszeniert als einmaliges Familien-Erlebnis. Es ist die ewig junge Geschichte: Trotz aller Widrigkeiten am Hofe ihrer Stiefmutter lässt sich Aschenputtel nicht unterkriegen. Eines Tages begegnet Aschenputtel ihrem Traumprinzen. Auf dem munteren Weg zur Prinzessin darf sie sich der Unterstützung vieler fabelhafter Wesen und einer immer im rechten Moment auftauchenden guten Fee sicher sein. Das Abenteuer des tapferen Mädchens nimmt seinen Lauf und am Ende wird Aschenputtel ihren Prinz in Herz und Arme schließen können. Mit großer Hingabe an das Original wird die Parabel über das unerschütterlich Gute im Menschen humorvoll, spannend und mit modernen Facetten in ein Musical-Abenteuer umgesetzt, das für Jung und Alt geeignet ist.


Karten für die Veranstaltung von Theater Liberi in Zusammenarbeit mit der Neunkircher Kulturgesellschaft sind ab 16 Euro (ermäßigt ab 14 Euro) bei allen Vorverkaufsstellen von Ticket Regional (u. a. bei allen Pressezentren von Wochenspiegel und Saarbrücker Zeitung), unter der Tickethotline 0651 – 9790777 sowie online unter: www.nk-kultur.de/halbzeit erhältlich.

Samstag, 30. Januar 2016

Neunkirchen / Saar in den nächsten 6 Monaten

HEUTE: 30.01.2016, 20:30 Uhr, An Erminig „2015: Quarante! – 40 Jahre An Erminig“, Stummsche Reithalle

12.02.2016, 20:30 Uhr, Christian Steiffen „Ferien vom Rock’n’Roll“, Stummsche Reithalle
19.02.2016, 20:30 Uhr, Martin Auer Quintett „Our kind of…“, Stummsche Reithalle
21.02.2016, 15 Uhr, Aschenputtel – Das Musicalhighlight für die ganze Familie, Neue Gebläsehalle Neunkirchen
27.02.2016, 20:30 Uhr, Phela & Tex, Stummsche Reithalle
28.02.2016, 18 Uhr, Nino Deda & CantAnima „Die 13 Monate nach Erich Kästner“, Neue Gebläsehalle Neunkirchen

01.03.2016, 20 Uhr, Stefan Gwildis & Band „Alles dreht sich“, Neue Gebläsehalle Neunkirchen
05.03.2016, 20 Uhr, Andy McKee, Special Guest: Owen Campbell, Neue Gebläsehalle Neunkirchen
06.03.2015, 17 Uhr, Australien – 6 Monate Abenteuer Down Under, Live-Multivision von und mit Petra & Gerhard Zwerger-Schoner, Stummsche Reithalle
06.03.2016, 17 Uhr, Harmonika Vereinigung Neunkirchen „Eine Reise nach Großbritannien“, Kulturhaus Wiebelskirchen
10.03.2016, 20 Uhr, Höhner „Alles op Anfang“, Neue Gebläsehalle Neunkirchen
11.03.2016, 20 Uhr, Wolf Maahn & Band „Sensible Daten“, Neue Gebläsehalle Neunkirchen
17.03.2016, 20 Uhr, Irish Spring - Festival of Irish Folk Music 2016 mit den Bands Caitlín & Ciarán, Blás & Dallahan, Neue Gebläsehalle Neunkirchen
18.03.2016, 20:30 Uhr, Marek Fis “Baustelle Europa: Ein Pole packt ein/aus!”, Stummsche Reithalle Neunkirchen
20.03.2016, 17 Uhr, Michael Martin „Planet Wüste“, Neue Gebläsehalle Neunkirchen
22.03.2016, 19:30 Uhr, Yuppicide „European Tour 2016”, Supports: World Eater & Daily Riot, Stummsche Reithalle

01.04.2016, 20 Uhr, Akkordeonale 2016 „Internationales Akkordeon Festival”, Neue Gebläsehalle Neunkirchen
02.04.2016, 20 Uhr, Ralf Schmitz „Aus dem Häuschen Tour 2016“, Neue Gebläsehalle Neunkirchen
03.04.2016, 18 Uhr, Basta „Domino“, Neue Gebläsehalle Neunkirchen
08.04.2016, 20:30 Uhr, Allison Crowe „Tour 2016“, Stummsche Reithalle (verlegt vom 29.01.2016)
14.04.2016, 20 Uhr, Michael Nast, „Generation Beziehungsunfähig“ Lesung, Stummsche Reithalle
15.04.2015, 20:30 Uhr, Anke Helfrich „Dedication“, Stummsche Reithalle
16.04.2016, 15:30 Uhr, Antattack Festival (u.a. mit Terrorgruppe, Die Kassierer, Steakknife, GWLT), Neue Gebläsehalle Neunkirchen
22.04.2016, 20:30 Uhr, Cara „CD-Release-Tour“, Stummsche Reithalle
23.04.2016, 20:30 Uhr, Kapelle Petra “Live 2016”, Stummsche Reithalle
25.04.2016, 20 Uhr, Einsteins Verrat, Schauspiel von Bestseller-Autor Éric-Emmanuel Schmitt, Neue Gebläsehalle Neunkirchen
29.04.2016, 20 Uhr, René Marik “ZeHage! Best of plus X”, Neue Gebläsehalle Neunkirchen
30.04.2016, 20 Uhr, Bidla Buh „Sekt, Frack und Rock’n’Roll“, Stummsche Reithalle

04.05.2016, 20:30 Uhr, Heinz Gröning „Heinzigartig – wie die Liebe!“, Stummsche Reithalle
07.05.2016 Dieter Ilg „Beethoven“, Stummsche Reithalle
13.05.2016, 20:30 Uhr, Hans Peter Korf & Christiane Leuchtmann „Ehe ist…“, Stummsche Reithalle
27.05.2016, 20 Uhr, Jazzworkout 2016 „Abschlusskonzert“, Stummsche Reithalle

10.06.2016, 20 Uhr, Olaf Schubert „Sexy Forever“, Neue Gebläsehalle Neunkirchen
24. – 26.06.2016, 39. Neunkircher Stadtfest


27.07.2016, 18 Uhr, Rock Your Holidays Festival mit Such Gold, No Fun, The Uprising, The Static Age und O Captain! My Captain!, Stummsche Reithalle

Mittwoch, 27. Mai 2015

Wie war's bei LA CENERENTOLA von Gioacchino Rossini in der Oper Frankfurt a.M.

Angelina (Nina Tarandek)         (c) Barbara Aumüller
Seit Juni 2004 auf der Bühne in Frankfurt am Main ist das herrliche Märchen von Aschenputtel in der Fassung einer Karnevalsoper oder eines Dramma giocoso, in der Tradition des bürgerlichen Rührstücks: LA CENERENTOLA ossia La bontà in trionfo ((Aschenbrödel oder Der Triumph der Tugend) als Oper von Gioacchino Rossini. Diese Oper erfreut sich weltweit einer großen Fangemeinde und einer hundertfachen Aufführung. 2015 waren bislang zwei Wiederaufnahmen in der Frankfurter neuen Oper (1960-1963) zu sehen. Rossinis Oper wird irrtümlich oft als Opera buffa bezeichnet, ist dagegen eine Mischung aus Semi-Seria, Opera lyrica, seria und buffa. Sentimentale Komödie und Geschwindigkeit der Buffa mischen sich augenscheinlich. Rossini komponierte auch in rasanter Geschwindigkeit.

Zugrunde liegt nicht das Märchen der Gebrüder Grimm von 1812, wo das Sortieren der Linsen die Eintrittskarte zum großen Fest des Brautschau haltendenen Prinzen ist, sondern das Märchen des Charles Perrault von 1697, das wiederum auf ein Werk des Giambattista Basile zurückgeht, das zwischen 1608 und 1618 entstand. Basiles am Ende IL PENTAMERONE (Das Pentameron, also Fünf-Tage-Werk) genanntes Buch sammelte 50 Märchen an 5 Tagen erzählt, so wie Boccaccios DECAMERONE 100 Geschichten in 10 Tagen erzählt als Rahmenhandlung anbot. Die Erlebnisse der CENERENTOLA wurden in der 6. Geschichte bei Basile festgehalten. Ein Rolle spielte auch die Opera comique CENERENTOLA von Pavesi aus dem Jahr 1814, deren Märchenhaftigkeit Rossinis Librettist Jacopo Ferretti herausnahm.

Wie andere Opern von Rossini wurde die Oper in kürzester Zeit komponiert und betextet. Von Weihnachten 1816 bis zum 25.01.1817 stampfte Rossini mit seiner Patchworktechnik eine neue Oper aus seinem vorhandenen Material zusammen und ließ einen Teil von Luca Agolini (Chor 2. Teil, Alidoros Arie) schreiben. Nach dem Erfolg des BARBIERE DI SIVIGLIA war die Premiere im Teatro della Valle, Rom, ein Flop, kaum einer/keiner klatschte oder verstand das Treiben auf der Bühne. Die Zuschauer verließen wortlos das Theater. Erst später merkte man, was man sich da entgehen ließ.


Angelina                 (c) Barbara Aumüller

In Frankfurt werden unter der Regie von Keith Warner in etwa 160 Spielminuten die wundersamen Geschehnisse um Cenerentola Angelina (tapfer und schön Nina Tarandek) und Don Ramiro, dem Prinicipe (verschwindend klein, aber gerecht auf einem riesigen Fürstenstuhl das Objekt der Frauenbegierde und Aschenputtelretter Martin Mitterrutzner) lustig, beeindruckend und fern von höfischer Steifheit gezeigt.

Angelina singt ihr bei den Stiefschwestern verhasstes Lied und lebt den Traum:
"Es war einmal ein König, der verschmähte Schönheit und Reichtum, er entschied sich für Tugend und Größe."

Ihr Vater hat auch einen Traum, aber der macht ihn ganz offen lächerlich, zeigt seinen Spleen, der ihn ruiniert. Er träumt sich als fliegender Esel, die beiden anderen Töchter als sein Gefieder, träumt von Fruchtbarkeit der Töchter und deren Herrinnendasein. Angelina dagegen schlägt er mit dem Stock, tritt nach ihr und behandelt sie furchtbar garstig.

Don Ramiro muss handeln, gibt es doch eine väterliche Verfügung, dass wenn der Sohn sich nicht verheirate, er aufs Erbe verzichten müsse. Sein Hofstaat warnt ihn: "Beeile dich, sonst bist du der Letzte deines Geschlechts!"

Die Familie des Don Magnifico (ganz hervorragend und lebhaft-trunken durch das Stück torkelnd Simon Bailey) - insbesondere seine beiden eitlen, hochnäsigen und berechnenden Baronstöchter Clorinda (komödiantisch gefallend Sofia Fomina) und Tisbe (arrogant und grob Judita Nagyová) - ist wild auf Don Ramiro, wären sie doch endlich Herrinnen und hätten ausgesorgt. Die Lage ist schlecht, hat der Stiefvater doch den Erbteil von Angelina bereits veräußert, um seinen leiblichen Töchtern reiche Kleider, Schmuck usw. zu kaufen, damit sie bei der Brautschau des Prinzen den ersten Preis ziehen. Selbstverständlich wetteifern sie gegeneinander, denn nur eine kann den Zuschlag erhalten. Sie brüsten sich mit ihrer Schönheit und ihren natürlichen Gaben, die ihnen den Principe zuwehen werden. Einig sind sie sich nur in der erniedrigenden Behandlung ihrer Stiefschwetser und im Buhlen um die väterliche Gunst.

Dandini (dynamisch, werbend und erforschend voller Tatendrang Iurii Samoilov) hilft seinem Herrn die Lage zu erkunden, entdeckt Angelina auch als ganz besondere Frau und verliebt sich selbst in sie ... Er spekuliert damit, dass das Aschenputtel ihm zufalle, weil ja die Töchter des Baron standesgemäßer seien. Um die Töchter zu prüfen vereinbaren Herr und Diener einen Rollentausch und schlagen den "edlen Damen", abgeschminkt eher nur Prollofrauen im Trainingsanzug, auf dem alles entscheidenden Brautschaufest vor, dass, wenn das Los gefallen sei, die andere den Diener Dandini (hier nun Ramiro) bekäme. Da zeigen sie ihr wahres Gesicht, spucken, treten und erniedrigen den vermeintlichen Diener. Der erkennt die wahre Gesinnung. Während er zu Beginn der Handlung schon als Dandini bei Angelina war und sich unsterblich verliebte:

"Wie herrlich ist ihr Lächeln. Es dringt in die Seele und lässt hoffen!"

Angelina ist ebenfalls verzückt: "Wer seid ihr?" - "Ich weiß es nicht!"


Clorinda, Don Magnifico, Tispe                   (c) Barbara Aumüller

Wichtig für das Geschehen, ist last not least der Zauber. Bei Grimms die Fee ist es bei Perrault/Rossini der Magier Alidoro (beeindruckend kostümiert und in der Wirkung der Südafrikaner Vuyani Mlinde), der als Bettler verkleidet ebenfalls Angelina als wahre Frauengröße erkennt und ihr Hilfe verspricht. Angelina wird von ihrem Stiefvater einfach für tot erklärt, weil er seine leiblichen Töchter promoten möchte. Alidoro verspricht Angelina daraufhin, dass er sie nicht nur als Tochter wiedereinsetzen wolle, wie es auch im Familienbuch stünde, sondern sie auch am Fest teilnehmen dürfe. Er schenkt Angelina zwei Armreife, die sie beim Fest tragen soll, ein wunderschönes Kleid ziert sie außerdem. Als sie später beim Fest als unbekannte Schönheit auftritt, Don Magnifico doch schwer grübeln lässt, ob es sich nicht um seine dritte Tochter handelt, vom Hofstaat Ramiros bewundert und beklatscht, gesteht sie dem angeblichen Ramiro, dass sie seinen Diener liebe, der das hört und ihr sofort die Hand bieten möchte. Aber Alidoro verkompliziert das Ganze. Der Don soll sie erst suchen. Er erhält einen der beiden Armreife und soll seine Geliebte später am anderen Armreif erkennen, als ein plötzliches Alidoro-Gewitter die Beteiligten ins Haus des Don Magnifico treibt. So sticht Angelina die beiden hohlen Schwestern aus und wird Herrin. Alidoro klärt die Schwestern auf, dass nun alles versteigert werden müsse, da der Vater Cenerentola ja um ihren Erbteil gebracht hätte. Angelina teilt ihnen ihre Rache mit, die großmütig aus Vergebung besteht.


Ramiro, Alidoro und Angelina                   (c) Barbara Aumüller
Die hoheitliche, übergeordnete Instanz, der Alidoro dient, die er selbst auch ist, die - durch das Auge symbolisiert - über alles wacht und mit der über allem schwebenden Hand alle Fäden zieht, steht symbolisch für eine Art göttliche Magie, wobei der Religion keine Zitate entnommen sind. Diese Instanz kooperiert mit dem Guten, dem Reinen, den Unterdrückten. Die Hand wacht über die Liebenden, Ramiro und Angelina. Unschwer zu erraten, dass es der Schöpfer Rossini selbst war, der sich hier in einem Faschingsscherz verwirklichte. Vielleicht fanden die Zeitgenossen es anmaßend gegenüber Gott, König und dem Fürstentum? Oder sie waren durch den Rollenwechsel so verstört, dass sie zu wenig verstanden?

In der Regie den Creator herrlich eingesetzt, gesteigert durch Puppen, die einmal in einem Theater im Theater spielen, den Verlauf ankündigen, jedoch nicht von Angelina manipulierbar sind, so gut auch der Draht zum Zauber ist. Angelina fällt hier auch einmal aus der fiktiven Rolle, wird vom Schöpfer auf seine Ebene aufmerksam gemacht, versucht sie doch, die Figuren in ihrer Position zu bestimmen. Das kleine Theater mit Illusionsbühne auf der eigentlichen Bühne wie im Kopf mit dem Auge der hoheitlichen Instanz des Schöpfers. Die tatsächliche Bühnengestaltung hat mit Illusionsbühne dagegen nicht mehr viel gemeinsam. Ein Traum, der Wirklichkeit wird, offene Handlungsplätze, angedeutet. Ein weiteres Mal kommen die Puppen im Bett von Angelina (Traum) oder allgemein im Geschehen vor. Die Puppen sind die Prophezeiung und am Ende in den Armen der Beteiligten der Beweis, dass die Karten woanders gemischt werden. Alidoro selbst singt kommentierend im ersten Akt:

"Einem Theater gleicht die Welt, wir alle sind Komödianten!" 

Wie auch die Blitze beeindruckend gesetzt werden, der Hofstaat Ramiros als Warner vor dem Verlust der Zukunft zur Heirat antreibt, mit dem Spaten auf den Tod des Geschlechtes hinweist. Das Spiel der Untergebenen mit den Schnüren nichts als ein Spiel mit dem Publikum: Hier wird alles anders, als die Beteiligten denken. Die Fäden werden woanders gezogen. Aber gleichzeitig auch winselnde und exaltiert mit den Armen fuchtelnde devote Untergebene, die sich auf Knien fortbewegen und zumindest die anwesenden Frauenattrappen  wie Zwerge mit ihren Ärmchen aufgeregt herumflattern lässt. Die Verliebtheit des Ramiro im zweiten Akt wird in der Szene mit den fünf Spiegeln mit einem kopfstehenden Spiegelbild gezeigt, der Gute hat die Weltsicht geändert. Ferner sind auch die reitenden Gefolgsleute des Ramiro wie die Kutschenfahrt des Ramiro, Ulk- und Klamaukszenen, wie sie schon Jahrhunderte gepflegt werden, man denkt auch an Jahrmarkt. Ein Verfremdungseffekt lässt Dandini (Ramiro) als Kommentator aus der Rolle fallen. Einerseits im ersten Akt: "Die Szene ist originell."  Er weist andererseits im zweiten darauf hin, dass nun die Tragödie in der Komödie beginne. So wissen die Zuschauer immer mehr und können sich mit dem Geschehen amüsieren.

Eine Oper von Rossini, die Spaß macht, den so klassischen Stoff des Aschenputtels durch Keith Warner herrlich dynamisch und mit Märchen-Comedy-Charakter darbietet.

Samstag, 30. Juni 2012

(7) Und wenn sie nicht ...: Arme Jungfer zart! - Hochmut kommt vor dem Fall!!



Seufzend stieg Adelheid von der Waage. Schon wieder zugenommen! Ihr Mann Jakob, von allen nur Zwerg Nase genannt, kochte einfach zu gut. Und zu kalorienreich! Wenn das so weiterginge, dann passte sie bald nicht mehr in ihre Klamotten. Und sie konnte sich ja leider keine neuen Kleider vom Baum pflücken!

Im Gegensatz zu Aschenputtel, dieser arroganten Ziege! Was die sich einbildete, seit sie geheiratet hatte. Adelheid sah sie immer noch vor sich, wie sie damals ausgesehen hatte. Ewig den gleichen, verdreckten Kittel an. Wie die letzte Heckenpennerin! Und jetzt trug sie die Nase so hoch, dass es ihr beinahe hineinregnete. Nicht mal mehr ihr Name war ihr noch gut genug. Cinderella wollte sie ab sofort genannt werden. Cinderella!!!! Warum nicht gleich "Schantalle"?

Nein – sie musste sich jetzt einfach ein bisschen bremsen beim Essen. Neue Kleider konnte sie sich im Moment nicht leisten. Jetzt, wo Jakob gerade das neue Gourmet-Restaurant eröffnet hatte. Alle ihre Ersparnisse steckten darin. Ob das wohl so eine gute Idee gewesen war? Sicher, Jakob war der beste Koch weit und breit. Aber wenn man sich mal so umschaute im Land – lauter verarmter Adel. Die gingen eher selten auswärts essen. Und wenn, dann meistens in diesen Schnellimbiss, das Tischlein-deck-dich. Angeblich, weil die Kinder es dort so schön fanden. Wer’s glaubt!

Adelheid seufzte noch einmal. Leicht hatten sie es nicht im Märchenland. Ihr Mann war ein „Zugereister“, der musste sich anstrengen, um hier anerkannt zu werden. Ja, und ihr machte immer noch die unrühmliche Geschichte mit Drosselbart zu schaffen. Gut, sie sah ja ein, dass sie zum Teil auch selbst schuld daran war. Wäre sie nicht so hochmütig gewesen, dann wäre vielleicht einiges anders gekommen. Aber das war noch lange kein Grund, ihr so übel mitzuspielen. Er hatte sie doch eh nur heiraten wollen, um zu vertuschen, dass er stockschwul war. Dabei war das doch offensichtlich! Schon seine tuntige Art sich zu kleiden! Und das will was heißen, in einem Land, wo alle Männer Strumpfhosen trugen!

Schuld an allem war ja eigentlich ihr Vater. Auf einmal hatte er es so eilig, sie unter die Haube zu bringen, dass er alle heiratsfähigen Junggesellen aus dem Märchenland antanzen ließ, um sie zu verschachern. Und als sie sich, aus lauter Trotz, über jeden einzelnen lustig machte (auch über Drosselbart), wurde Paps so wütend, dass er versprach, sie mit dem ersten besten Bettler zu verheiraten, der vor seine Tür käme. 

 

Tja, und da hatte diese gehässige Schwulette natürliche DIE Chance gesehen, sich zu rächen. In total abgerissenen Klamotten erschien er vor dem Schloss – und schwups – war sie seine Frau! Nicht mal zu Hause wohnen bleiben konnte sie. „ Für die Frau eines Bettlers geziemt es sich nicht, auf einem Schloss zu leben!“ Liebevolle Worte eines liebevollen Vaters! Wie auch immer, sie musste mit diesem Penner von dannen ziehen. Hätte sie gewusst, was ihr bevorstand – sie hätte wahrscheinlich freiwillig den vergifteten Apfel von Schneewittchen verspeist.

Erst schleifte er sie wochenlang durch Feld, Wald und Wiese – um bei allem, was sie sahen, laut zu tönen: „Das gehört dem König Drosselbart, hättest du ihn genommen, wär es dein!“ Dabei wusste jeder, dass alles König Erdals Besitz war! Irgendwann hatte sie es so satt, dass sie entgegnete: „ Ich arme Jungfer zart, ach hätt ich genommen den Drosselbart!“ Dieser Satz hing ihr bis heute nach. Hatte wohl keiner die Ironie erkannt!

Endlich waren sie dann an einer verfallenen Hütte angekommen. Und da ging das Elend erst richtig los! Körbe sollte sie flechten! Dabei hasste sie Handarbeit! Natürlich wurde nix draus. Dann verlangte er von ihr, sie solle spinnen! Der spinnt wohl! Als das auch nicht klappte, sollte sie kitschige Keramikpötte auf dem Markt verkaufen. Kaum war der Stand aufgebaut, kam so ein besoffener Husar, dem der Gaul durchgegangen war und zerdepperte alles.

Später hatte sie dann herausgekriegt, dass es Drosselbart selber gewesen war. Dieses boshafte Frettchen!! Da hatte Adelheid dann endgültig die Faxen dicke und suchte sich selbst einen Job. Sie fand auch recht schnell was, als Küchenhilfe im Königsschloss. Zwar kein Traumjob, aber was will man machen, wenn man nix gelernt hat? Zumindest hatte sie jeden Tag was Gutes zu essen und sie verdiente nicht schlecht.

Bei der Arbeit hatte sie dann Jakob kennen gelernt, der dort als Koch beschäftigt war. Bereits nach ein paar Tagen hatte sie ein Verhältnis mit ihm angefangen. Er war zwar nicht besonders attraktiv, aber ein sehr netter, charmanter Mann. Ja, und an dem Spruch „ Wie die Nase des Mannes... „ war wohl doch was dran. Außerdem hatte Adelheid Nachholbedarf. Ihr sogenannter Ehemann rührte sie ja nicht an. Ja klar, heute wunderte sie sich nicht mehr darüber, aber damals wusste sie ja noch nicht, wer er in Wirklichkeit war. Obwohl... wenn er auch nur den Versuch gemacht hätte, sie hätte ihm wohl einen solchen Tritt in sein Gemächt verpasst, dass er nicht mehr gewusst hätte, ob er Männchen oder Weibchen ist. Sie kicherte.. na, das wusste er eh nicht so genau!


Irgendwann hatte dieser Dummdödel gemerkt, dass da was im Busch war. Meistens übernachtete sie ja bei Jakob. Er hatte zwar auch nur ein kleines Zimmer im Schloss, aber immer noch besser, als die verwanzte Bruchbude, in der sie hausen musste. Und was sollte sie da allein, wo der Penner sich nächtelang herumtrieb? Jemand hatte ihm dann wohl die Wahrheit gesteckt, von selbst wäre der nie und nimmer darauf gekommen. Was hatte er für einen Aufstand gemacht! Und gelogen hatte er, dass sich die Balken bogen. Von wegen, sie hätte ihn doch noch heiraten wollen! Sie war ja froh, dass diese Ehe nie vollzogen wurde, so dass sie sich die Scheidung sparen konnte.


Wäre sie doch nur nicht ins Schloss gegangen, um beim Ball zuzuschauen, dann wäre ihr diese Szene erspart geblieben. War das peinlich! Sie bekam immer noch einen roten Kopf, wenn sie daran dachte. Auf die Tanzfläche hatte er sie gezerrt und ganz laut gebrüllt: „Dich heiraten? Vergiss es! Ich bin schwul – und wenn ich dich so anschaue, dann ist das auch gut so!“ Die ganze Gesellschaft grölte vor Lachen. Später hieß es dann, sie habe Jakob nur geheiratet, weil sie keinen anderen mehr mitkriegte. So ein Quatsch! Sie liebte diesen Mann – und er liebte sie! Die anderen waren ja nur neidisch. Kein Wunder, wenn man sich die „glücklichen“ Ehen ansah!

„Blödes Gesocks!“, brummte Adelheid vor sich hin. Aber sie musste nun mal gute Miene zum bösen Spiel machen. Na ja, ein bisschen heucheln fiel ihr nicht schwer. War gut fürs Geschäft! Darum würde sie sich jetzt chic machen und zu Eulalia fahren, um Rotkäppchen ein kleines Geschenk zu bringen. Pralinen – von Jakob eigenhändig zubereitet! Werbung ist alles!!

Auch wenn es sie nicht die Bohne interessierte, was dieser verzogenen Göre bei ihrer debilen Großmutter passiert war!!

© Siglinde Goertz

Sonntag, 22. April 2012

(4) Und wenn sie nicht ... Hundert Jahre Schönheitsschlaf - und seine Folgen


Dornröschen reckte sich und gähnte ausgiebig. Dieser verdammte Fluch wirkte immer noch! Hundert Jahre Schlaf... und trotzdem ständig müde. Mürrisch schlug sie die Bettdecke zurück und stand auf. Wo steckte nur Kunibert? Bestimmt wieder bei Drosselbart, diesem Mistkerl. 


Was für eine Ehe! Dornröschen fragte sich, warum ausgerechnet Kuni sie hatte wecken müssen. Sie schüttelte sich immer noch bei dem Gedanken an diesen feuchten Schlabberkuss. Und der Mundgeruch! Grauenhaft! Dass sie nicht gleich wieder ins Koma gefallen war, war das reinste Wunder. 


Sie kratzte sich am Kopf und schlurfte ins Bad. Erst mal duschen und dann einen starken Kaffee. Vielleicht half das ja. Den Blick in den Spiegel mied sie tunlichst. Von wegen Schönheitsschlaf! Hundert Jahre – und sie sah aus, wie die Zwillingsschwester von Quasimodo. Es war zum Heulen! 


Nachher würde sie mal Daisy anrufen. Jahrelang hatte man sie als das häßliche Entlein verspottet. Seit einigen Monaten war sie allerdings vollkommen verändert. Bildschön sah sie aus. Angeblich war die Veränderung ganz von selbst eingetreten, sozusagen mit dem Erwachsenwerden. Hah! Wer’s glaubt wird selig! Da hatte mit Sicherheit jemand nachgeholfen. Und sie würde schon rauskriegen, wer das war. 


Dornröschen seufzte. Ach, selbst wenn sie es wüsste.. was nützte ihr das? Sie hatte eh kein Geld, um einen Schönheitschirurgen zu bezahlen. Kunibert hatte nix mit in die Ehe gebracht, außer den Klamotten, die er auf dem Leib trug. Nicht mal das Schwert konnte man noch verscherbeln, es war vom Rosenschneiden total ruiniert. Tja, das hätte der Gute sich auch nicht träumen lassen, dass er eine verarmte Prinzessin wachgeküsst hat. Daran konnte man erkennen, dass er nicht unbedingt eine Intelligenzbestie war. Jeder Grundschüler mit rudimentären Rechenkenntnissen hätte sich ausrechnen können, dass bei ihr nix zu holen war. 


War doch wohl offensichtlich, oder? Hallooo?!? Ein König, der nur 12 goldene Teller besaß? Sie war immer noch stinksauer auf Papa. Da macht er einen auf dicke Hose und hat nix auf Sack. Und wer musste darunter leiden? Richtig! Da startet der Mann die Riesenwelle, lädt "Jan und alle Mann" zu ihrer Taufe ein ... und einen Tag vorher fällt es ihm wie Schuppen aus den Haaren, dass nicht genug Geschirr da ist. Anstatt sich bei den Nachbarn was zu borgen, lädt dieser Trottel ausgerechnet Tante Agathe wieder aus. Dabei weiß doch jeder, wie nachtragend die ist. 


Natürlich rauschte sie dann zur Taufe doch an. Mit Blitz und Donner war sie über die Gesellschaft hereingebrochen und hatte hysterisch gekeift: “Die Königstochter soll sich in ihrem 15. Jahr an einer Spindel stechen und tot hinfallen!“ Tante Maria war dann so lieb, es in einen hundertjährigen Schlaf umzuwandeln.. aber das hätte sie besser bleiben lassen. 


Was hatte ihr das letzten Endes eingebracht? Ein Gesicht wie ein ungemachtes Bett und einen bisexuellen Ehemann. Welcher sich allerdings in letzter Zeit ausschließlich auf Menschen seines eigenen Geschlechtes konzentrierte. Zum Glück! Dornröschen hatte eh keinen Bock auf Sex mehr. Tja, so ist das, wenn man hundert Jahre schläft. Da vergeht die Zeit zwar langsamer, aber sie bleibt leider nicht stehen. In der Pubertät einzuschlafen und im Klimakterium aufzuwachen – das ist nicht besonders witzig! 


Ach – egal! Sie würde sich jetzt ein bisschen zurecht machen und dann Eulalia besuchen. Mal sehen, ob die etwas von Erdal gehört hatte. Eulalia hatte ihm nämlich eine Eil-Brieftaube geschickt. Seit Erdal weg war ging hier alles drunter und drüber. Drosselbart war seinem Amt überhaupt nicht gewachsen. Das Beste wäre, er würde sich die ganze Zeit mit Kunibert im Himmelbett vergnügen. Dann käme er wenigstens nicht mehr auf so bescheuerte Ideen! Diese bekloppte Kampagne zum Beispiel: „Du bist Märchenland!“ Total krank! Wer denkt sich so was aus? Könnte glatt aus dem Menschenreich kommen, idiotisch wie das ist! 


Hoffentlich konnte Eulalia ihren Bruder dazu überreden, zurückzukommen. Die Ärmste war auch mit den Nerven am Ende. Die Behandlung ihres Gatten bei Dr. Allwissend verschlang ein Vermögen, brachte aber keine Besserung. Und dann noch die Sorge um Rotkäppchen. Die Kleine war vom letzten Besuch bei der Großmutter total verstört heimgekommen. Seitdem war kein Wort aus ihr herauszukriegen. Fest stand, dass sie etwas Unglaubliches gesehen haben musste! Aber was?? Dornröschen schüttelte den Kopf. Nur Kummer, Sorgen und Ärger, wohin man auch schaute. 


Und da sagen die Menschen, wenn sie etwas Schönes beschreiben wollten, das sei „märchenhaft“. Wenn die wüssten! 




© Siglinde Goertz, Uedem

Sonntag, 15. April 2012

(4) Hundert Jahre Schönheitsschlaf - und seine Folgen. Ein Comedy-Märchen von Siglinde Goertz

Dornröschen reckte sich und gähnte ausgiebig. Dieser verdammte Fluch wirkte immer noch! Hundert Jahre Schlaf... und trotzdem ständig müde. Mürrisch schlug sie die Bettdecke zurück und stand auf. Wo steckte nur Kunibert? Bestimmt wieder bei Drosselbart, diesem Mistkerl.

Was für eine Ehe! Dornröschen fragte sich, warum ausgerechnet Kuni sie hatte wecken müssen. Sie schüttelte sich immer noch bei dem Gedanken an diesen feuchten Schlabberkuss. Und der Mundgeruch! Grauenhaft! Dass sie nicht gleich wieder ins Koma gefallen war, war das reinste Wunder.

Sie kratzte sich am Kopf und schlurfte ins Bad. Erst mal duschen und dann einen starken Kaffee. Vielleicht half das ja. Den Blick in den Spiegel mied sie tunlichst. Von wegen Schönheitsschlaf! Hundert Jahre – und sie sah aus, wie die Zwillingsschwester von Quasimodo. Es war zum Heulen!

Nachher würde sie mal Daisy anrufen. Jahrelang hatte man sie als das häßliche Entlein verspottet. Seit einigen Monaten war sie allerdings vollkommen verändert. Bildschön sah sie aus. Angeblich war die Veränderung ganz von selbst eingetreten, sozusagen mit dem Erwachsenwerden. Hah! Wer’s glaubt wird selig! Da hatte mit Sicherheit jemand nachgeholfen. Und sie würde schon rauskriegen, wer das war.

Dornröschen seufzte. Ach, selbst wenn sie es wüsste.. was nützte ihr das? Sie hatte eh kein Geld, um einen Schönheitschirurgen zu bezahlen. Kunibert hatte nix mit in die Ehe gebracht, außer den Klamotten, die er auf dem Leib trug. Nicht mal das Schwert konnte man noch verscherbeln, es war vom Rosen schneiden total ruiniert. Tja, das hätte der Gute sich auch nicht träumen lassen, dass er eine verarmte Prinzessin wachgeküsst hat. Daran konnte man erkennen, dass er nicht unbedingt eine Intelligenzbestie war. Jeder Grundschüler mit rudimentären Rechenkenntnissen hätte sich ausrechnen können, dass bei ihr nix zu holen war.

War doch wohl offensichtlich, oder? Hallooo?!? Ein König, der nur 12 goldene Teller besaß? Sie war immer noch stinksauer auf Papa. Da macht er einen auf dicke Hose und hat nix auf Sack. Und wer musste darunter leiden? Richtig! Da startet der Mann die Riesenwelle, lädt "Jan und alle Mann" zu ihrer Taufe ein.. und einen Tag vorher fällt es ihm wie Schuppen aus den Haaren, dass nicht genug Geschirr da ist. Anstatt sich bei den Nachbarn was zu borgen, lädt dieser Trottel ausgerechnet Tante Agathe wieder aus. Dabei weiß doch jeder, wie nachtragend die ist.

Natürlich rauschte sie dann zur Taufe doch an. Mit Blitz und Donner war sie über die Gesellschaft hereingebrochen und hatte hysterisch gekeift: “Die Königstochter soll sich in ihrem 15. Jahr an einer Spindel stechen und tot hinfallen!“ Tante Maria war dann so lieb, es in einen hundertjährigen Schlaf umzuwandeln.. aber das hätte sie besser bleiben lassen.

Was hatte ihr das letzten Endes eingebracht? Ein Gesicht wie ein ungemachtes Bett und einen bisexuellen Ehemann. Welcher sich allerdings in letzter Zeit ausschließlich auf Menschen seines eigenen Geschlechtes konzentrierte. Zum Glück! Dornröschen hatte eh keinen Bock auf Sex mehr. Tja, so ist das, wenn man hundert Jahre schläft. Da vergeht die Zeit zwar langsamer, aber sie bleibt leider nicht stehen. In der Pubertät einzuschlafen und im Klimakterium aufzuwachen – das ist nicht besonders witzig!

Ach – egal! Sie würde sich jetzt ein bisschen zurecht machen und dann Eulalia besuchen. Mal sehen, ob die etwas von Erdal gehört hatte. Eulalia hatte ihm nämlich eine Eil-Brieftaube geschickt. Seit Erdal weg war ging hier alles drunter und drüber. Drosselbart war seinem Amt überhaupt nicht gewachsen. Das Beste wäre, er würde sich die ganze Zeit mit Kunibert im Himmelbett vergnügen. Dann käme er wenigstens nicht mehr auf so bescheuerte Ideen! Diese bekloppte Kampagne zum Beispiel: „Du bist Märchenland!“ Total krank! Wer denkt sich so was aus? Könnte glatt aus dem Menschenreich kommen, idiotisch wie das ist!

Hoffentlich konnte Eulalia ihren Bruder dazu überreden, zurück zu kommen. Die Ärmste war auch mit den Nerven am Ende. Die Behandlung ihres Gatten bei Dr. Allwissend verschlang ein Vermögen, brachte aber keine Besserung. Und dann noch die Sorge um Rotkäppchen. Die Kleine war vom letzten Besuch bei der Großmutter total verstört heimgekommen. Seitdem war kein Wort aus ihr heraus zu kriegen. Fest stand, dass sie etwas Unglaubliches gesehen haben musste! Aber was?? Dornröschen schüttelte den Kopf. Nur Kummer, Sorgen und Ärger, wohin man auch schaute.

Und da sagen die Menschen, wenn sie etwas Schönes beschreiben wollten, das sei „märchenhaft“. Wenn die wüssten!

Dienstag, 10. April 2012

(3) Und wenn sie nicht... Mehr Wahrheiten aus Erdals Reich! Ein Comedy-Märchen von Siglinde Goertz

Missmutig stapfte Rotkäppchen durch den Wald. Der blöde Korb war so schwer, dass sie sich nachher wahrscheinlich die Schuhe zubinden konnte, ohne sich zu bücken! Mann, war das ein Scheißtag heute. Mama schickte sie mal wieder zur Oma, der ollen Schnapsnase, um ihr Kuchen und Wein zu bringen. Früher hatte ja der Eiserne Heinrich sie gefahren, aber seit Onkel Erdal mit Tante und Cousinen den Sittich gemacht hatte, durfte sie den ganzen Weg latschen. Ätzend!

Überhaupt war hier nix mehr los, seit der schwule Drosselbart regierte. Alles wanderte ab. Sogar der Teufel mit den drei goldenen Haaren hatte sich vom Acker gemacht. Ohne seine drei goldenen Haare. Die hatte seine Großmutter ihm rausgerupft. Jetzt lebte er als Glatzkopf im Menschenreich und machte Werbung für ein Putzmittel.

Ansonsten gab es ziemlich Ärger, weil so eine seltsame Frau im Internet Insiderinformationen über das Märchenreich veröffentlichte. Fragt sich nur, wo die Dame das alles aufgeschnappt hatte. Oh Mann, die hatten hier ganz schön Staub aufgewirbelt. König Drosselbart überlegte tatsächlich, ob er rechtliche Schritte einleiten sollte.

Rotkäppchen kicherte. Die sollten sich mal alle nicht so anstellen. Als wenn das nicht vorher schon jeder gewusst hätte! Dass Schneewittchen säuft war allgemein bekannt. Man musste sie ja nur mal anschauen. Wenn sie heute fragte: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ dann lautete die Antwort: "Geh mal zur Seite, du olle Schreckschraube - ich seh ja nix!"

Und dass die Eifersucht ihres Mannes nicht unbegründet war, war auch eine Tatsache. Schließlich hatte Rotkäppchen oft genug beobachtet, wie sich die Zwerge heimlich in Schneewittchens Kemenate schlichen. Der Brüller war ja, dass die olle Schabracke sich jetzt von Rapunzel Haare anschweißen ließ, damit die Zwerge daran hochklettern konnten. Ihre eigenen Flusen würden das wahrscheinlich nicht aushalten.

Puh, war das heiß heute. Rotkäppchen klebte die Zunge am Gaumen. Ob sie mal einen Schluck von dem Wein.... nee, lieber nicht. Mutter kaufte immer die billigste Plörre für Oma. Musste sie halt aushalten, bis sie beim Wasser des Lebens angekommen war. Angeblich sollte man davon unsterblich werden. Also bitte!!!!!! Wer wollte hier schon ewig leben? Sie nicht, auf gar keinen Fall! Vor ein paar Tagen hatte sie mit diesen sechs komischen Typen gesprochen, die schon durch die ganze Welt gekommen waren. Sobald die wieder losziehen würden, wäre Rotkäppchen mit dabei, das hatte sie sich fest vorgenommen.

Endlich tauchte die windschiefe Hütte der Großmutter auf. Wie kann man hier nur leben, fragte Rotkäppchen sich immer wieder. Obwohl.. verglichen mit dem ollen Pott, in dem Oma früher gehaust hatte, war das hier ein Palast. In dem Pott wohnte heute der Opa allein, nachdem er sich hatte scheiden lassen. Rotkäppchen konnte es ihm nicht verdenken. Wenn Oma früher auch schon so unzufrieden gewesen war und dauernd rumgekeift hatte.. wer würde da nicht die Flucht ergreifen?

Dabei war Opa ein ganz Lieber! Bevor er in Rente gegangen war, hatte er als Fischer gearbeitet. Sogar selbständig! Zwar nur ein kleiner Betrieb – mehr so eine Art Ich-AG, aber besser als nix! Eines Tages hatte er den Fang seines Lebens gemacht: einen Butt! An sich ja nichts Besonderes, aber dieser konnte sprechen. Opa hatte nicht schlecht gestaunt, als das Viech ihn anquatschte. Der völlig verstörte Meeresbewohner hatte Opa Gott und die Welt versprochen, wenn er ihn wieder ins Wasser zurückschmeißen würde. Und Opa war nun mal ein gutmütiger Mensch. Erst Recht, wenn es sich für ihn lohnte!

Wäre ja auch alles gut gegangen. Aber Oma konnte den Hals natürlich nicht voll kriegen. Okay, dass sie erst ein Haus, dann ein Schloss und zum Schluss den Palazzo Protzo wollte, das konnte Rotkäppchen ja noch nachvollziehen. Aber danach drehte die Alte ganz ab. Papst wollte sie werden.

Die hatte doch einen an der Klatsche! Was ist daran erstrebenswert, Papst zu sein? Fremde Flughäfen zu knutschen und keinen Sex haben dürfen. Na, Klasse!!! Aber den Vogel hatte sie abgeschossen, als sie dann auch noch Gott werden wollte. Das hat ER sich natürlich nicht gefallen lassen – und schwupp, saßen sie wieder in ihrem alten Pott. Da hatte Opa endgültig die Faxen dicke und warf sie achtkantig raus. Onkel Erdal hatte ihr dann diese Hütte gemietet. Im Schloss wollte er sie auch nicht haben, verständlicherweise.

Rotkäppchen stieg die wackeligen Stufen zur Haustür hinauf, klopfte einmal kräftig an und stieß die Tür auf. „Tach, Omma“ rief sie fröhlich und betrat schwungvoll das Haus. Nanu? Keiner da? Das Wohnzimmer war leer. Sie ging in die Küche und stellte erst mal den Korb ab. „OOOOOMMAAAAAAAAA!“ Keine Antwort. Auf einmal hörte sie merkwürdige Geräusche aus dem Schlafzimmer. Ein seltsames Kratzen und Schaben und zwischendrin etwas, was sich anhörte wie ein Kichern. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Schlafzimmertür und legte das Ohr daran..

Plötzlich gab die Tür nach.. von dem Schwung mitgerissen stolperte Rotkäppchen ins Zimmer und sah........



© Siglinde Goertz, Uedem

Donnerstag, 15. März 2012

(2) Und wenn sie nicht gestorben sind - Neues aus dem Märchenland! Ein Comedy-Märchen von Siglinde Goertz

Ächzend und stöhnend hievte sich König Erdal aus seinem Stuhl. Diese verdammten Rückenschmerzen! Hätte seine über alles geliebte Gattin ihn damals nicht einfach küssen können, statt ihn an die Wand zu werfen? Gut, das mit dem Erlösen hatte ja ausgezeichnet funktioniert, aber die Bandscheibe war seitdem hinüber. Doch dafür war er wenigstens glücklich verheiratet. Obwohl ... das Leben als Frosch war so übel auch nicht gewesen. Vor allem lukrativ. Sogar eine Schuhcreme hatten sie nach ihm benannt. Als cleverer Frosch hatte er sich natürlich die Rechte an dem Namen sichern lassen. Das brachte immer noch hübsch was ein. So konnte er demnächst beruhigt in den wohlverdienten Ruhestand gehen.

Langsam humpelte er an den Schrank und holte eine Flasche Cognac aus dem Barfach. Er goss sich ein Glas randvoll und stürzte es in einem Zug hinunter. Aaaaaaahhhhhhhhhhh!! Das hatte er gebraucht! Im Märchenland ging es in der letzten Zeit zu wie in Sodom und Gomorrha! Mit seiner Schwester Eulalia musste er auch mal ein ernstes Wort reden. Dieser Fremdgeherei würde er ein Ende bereiten. Nicht, dass es ihn persönlich gestört hätte, aber dass dieser heulende Waschlappen von Schwager ihm die Ohren vollnölte – das war mehr, als er ertragen konnte. Zum Psychologen ging der jetzt – dieses Weichei! Und ausgerechnet zu Dr. Allwissend, diesem Quacksalber. Na ja, wenn’s hilft! Heißt es nicht, dass Glaube Berge versetzt?
Vorsichtig ließ Erdal sich auf seinen Thron sinken. Nee, der Spaß am Königsein war ihm gründlich vergangen. Nie hätte er sich träumen lassen, mit was er sich alles rumschlagen musste. Jetzt rückte ihm auch noch der Tierschutzverein auf den Hals. Nur weil diese dämliche Ziege dem Wolf Wackersteine in den Bauch genäht hatte. Die tickte wohl nicht mehr ganz sauber! Was für ein Land! Nur Hohle und Ferngesteuerte! Die eine lief mit einem Reh an der Leine herum und behauptete, das wäre ihr Brüderchen, der Igel und seine Frau betrogen bei der Märchenolympiade und seine Schwiegermutter, die Frau Holle, hatte eine Anzeige wegen Körperverletzung am Hals.

Ja, okay, diese Tussi, die sie als Dienstmädchen angestellt hatte, war zwar stinkend faul gewesen. Aber musste sie deshalb gleich heißes Pech über sie gießen? Fristlose Kündigung hätte doch auch gereicht. Und wer durfte das alles ausbaden? Na, wer schon! Wenn das so weiter ging, dann konnte er demnächst den Goldesel mit Abführpillen füttern, um die Strafen zu zahlen. Oder seine Jüngste wieder, nur mit einem Hemdchen bekleidet, rausschicken, um Sterntaler zu fangen. Zugegeben, das war vielleicht ein mieser Trick, aber solange er funktionierte!

Er goss sich noch einen Cognac ein, schaute das Glas an – und trank dann gleich aus der Flasche! Langsam konnte er das alles hier nur noch im Suff ertragen! Nicht nur der Ärger mit seinen eigenen Untertanen – als wenn das nicht reichen würde. Nein, jetzt trieben sich auch noch finstere Gestalten aus dem Morgenland hier herum. Dieser Ali Baba mit seinen 40 Spießgesellen zog marodierend durchs Land und ein komischer Kauz, der sich „Kleiner Muck“ nannte, verkaufte verdorbenes Obst, nach dessen Genuss den Leuten lange Nasen und riesige Ohren wuchsen. Natürlich verkaufte er auch das Gegenmittel. Zu einem horrenden Preis, versteht sich. Und niemand konnte ihm das Handwerk legen. Konnte ja keiner beweisen, dass die langen Nasen von den Feigen kamen.

Erdal nahm noch einen kräftigen Schluck. Er hatte es satt, satt und noch einmal satt! Gleich morgen würde er sein Reich dem König Drosselbart übergeben. Der war zwar stockschwul, aber warum soll ein Schwuler kein Land regieren können? Klappte woanders ja auch - mehr oder weniger gut.

Erdal grinste in sich hinein. Wieder sah er die Szene vor sich, als Drosselbart zu der Königstochter, die ihn erst verspottet hatte und nachher doch heiraten wollte, die unvergesslichen Worte sprach: „Dich heiraten? Vergiss es! Ich bin schwul – und wenn ich dich so anschaue, dann ist das auch gut so!“ Na, die hatte aber doof geguckt! Weil sie keinen anderen mehr abkriegte, heiratete sie später den Zwerg Nase. Der war zwar grottenhässlich, aber dafür kochte er wie ein Gott. Und Drosselbart trieb es jetzt mit Dornröschens Mann. Ach, sollten sie doch alle glücklich werden! Aber bitte ohne ihn!

„Goldmariechen“, brüllte er nach der Angetrauten, „Goldmariechen!!!! Pack die Koffer, sammel Schneeweißchen und Rosenrot ein und sag Heinrich, er soll morgen ganz früh anspannen! Wir hauen ab hier!“

Und so geschah es! Am nächsten Morgen stieg die ganze Familie frohen Mutes in die Kutsche und machte sich auf den Weg in ein schöneres Leben. Und wenn sie nicht gestorben sind ...

Montag, 5. März 2012

(1) Und wenn sie nicht gestorben sind ... Ein Comedy-Märchen von Siglinde Goertz

... leben sie glücklich und zufrieden... oder?


Ach nee, das Märchenland ist auch nicht mehr das, was es mal war!
„Die olle Memme“, regte Prinzessin Eulalia sich auf. „Nicht mal mehr in den Keller traut er sich. Was ist nur aus dem Kerl geworden, der mit Totenköpfen kegelte und vor nix Angst hatte?“
„Tja“, meinte Schneewittchen und nahm einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse, „vielleicht sollte er mal wieder in die Welt hinausziehen. Dieses Mal um das Fürchten zu verlernen“.
Eulalia seufzte. Hätte sie doch damals nicht den Eimer mit den Fischen über ihm ausgekippt. Seitdem war der Mann nur noch ein Nervenbündel. Und sie selbst auch! Sein feiges Gejammer ging ihr aber so was von auf die Eierstöcke.. War es da ein Wunder, dass sie sich heimlich mit dem starken Hans tröstete? Das war wenigstens noch ein Kerl nach ihrem Geschmack. Kein kleines Mädchen, als Mann verkleidet. Zwar nicht besonders helle, aber dafür hatte er andere Qualitäten. Und dumm ... Na, man kennt ja den Spruch!
Sie schaute ihre Freundinnen, Aschenputtel und Schneewittchen, an und verdrehte die Augen. Richtig glücklich sahen die beiden auch nicht aus! Wobei Aschenputtel sich ja eigentlich gar nicht beklagen konnte. Ja gut, sie hatte jetzt ein wenig Ärger, weil Stiefmutter und -schwestern sie auf Unterhalt verklagen wollten. Eine Frechheit! Sollten sie doch Hartz IV beantragen, mussten andere ja auch. Aber Rumpelstilzchen, Aschis Anwalt, hatte sie schon beruhigt. Sie würde nichts zahlen müssen. Schließlich war sie mit denen ja nicht verwandt! Wobei ... Ob man diesem Anwalt trauen konnte? So ganz astrein war der auch nicht. Was der damals mit der Tochter vom Müller abgezogen hatte, war nicht unbedingt die feine Art. Und seine Wutausbrüche waren berüchtigt. Eulalia zuckte mit den Schultern. Konnte ihr ja wurscht sein. Das war Aschis Problem.


Schwieriger lag der Fall bei Schneewittchen. Die Ärmste sah total verheult aus. Nix mehr mit weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz. Wenigstens nicht mehr in der ursprünglich gemeinten Reihenfolge. Weiß waren jetzt die Haare, rot leuchteten die geplatzten Äderchen im Gesicht und schwarz wie Ebenholz waren höchstens noch die Ringe unter ihren Augen. Innerlich schüttelte Eulalia den Kopf. Jeder hier wusste, dass die Gute gern mal ein bisschen zu tief ins Glas schaute. Dabei war ihre Leber durch den vergifteten Apfel schon geschädigt. Andererseits ... Sie hatte auch ganz schön was auszuhalten, mit ihrem Gemahl. Jeden Tag die gleichen Fragen: „Was war mit den 7 Zwergen? Hast du mit allen ...? Waren sie besser als ich? Waren wohl richtige Orgien?... Nun gib es doch schon endlich zu ...“ Bei so viel Eifersucht konnte Frau schon das Saufen anfangen.
Ja, als die alte Hexe noch lebte, da war vieles einfacher. Wenn man ein Problem hatte, ging man einfach zu ihrem Knusperhäuschen und sie mixte einem dann ein Elixier aus irgendwelchen Pülverchen und Zaubersprüchen zusammen. Das nahm man ein paar Tage (oder mischte es jemandem ins Essen, je nachdem) und schon sah die Welt wieder besser aus. Aber leider lebte sie ja nicht mehr. Brutal ermordet von zwei „natural born killers“ namens Hänsel und Gretel. Das muss man sich mal vorstellen! Da schubst dieses Mädel die alte Frau in den Backofen. Und wird nicht mal bestraft! Im Gegenteil ... Nicht zu fassen. Angeblich soll sie eine Kannibalin gewesen sein. Gretel hatte behauptet, die Hexe hätte ihren Bruder fressen wollen.
Mädel, Mädel ... da haste aber was gründlich missverstanden. VERNASCHEN wollte sie ihn, nicht fressen, VERNASCHEN! Das ist etwas völlig anderes, als das, was du gedacht hast. Die Alte stand nun mal auf pubertierende Jünglinge. Und ein fesches Kerlchen war er ja, der Hänsel. Aber mit seinen 17 Jahren viel zu jung für die Schreckschraube. Die hatte ja schon mindestens 105 Jahre auf dem krummen Buckel. Aber immer noch spitz wie Nachbars Lumpi!


Eulalia grinste in sich hinein. Trieb sich schon eine Menge schräges Volk hier rum. Wenn sie da nur an Karlchen Legerfald dachte, das mickrige Schneiderlein. Sie könnte sich wegschreien, wenn er mit seinem Fächer wedelte und davon erzählte, dass er sieben auf einen Streich erledigt hätte. Dabei hatte seine Frau ihr mal anvertraut, dass er sich im Traum verraten hatte. Von wegen Riesen - sieben Fliegen hatte er erschlagen, der große Held! Typisch Mann, macht aus jeder Mücke einen Elefanten!
Oder Hans im Glück ... der Dummdödel. Kriegt einen Batzen Gold und verzockt alles. Da war ihr feiger Ehemann ja noch das kleinste Übel. Und der Gute hatte sich inzwischen auch in psychologische Behandlung begeben. Vielleicht würde es ja sogar helfen. Doktor Allwissend galt immerhin als Koryphäe auf diesem Gebiet. Na, mal sehen.
Eulalia trank den letzten Schluck Kaffee und erhob sich. „Kinders, ich muss los! Ich hab noch einen Friseurtermin, den darf ich nicht verpassen. Ihr wisst ja, wie schwierig es ist, bei Rapunzel dranzukommen. Und vorher muss ich noch Rotkäppchen bei der Oma abholen.“
Sprach’s – und zog von dannen. Froh, endlich entronnen zu sein. Nee, was waren die beiden langweilig geworden! Da war es ja noch unterhaltsamer, Dornröschen zu besuchen, die alte Trantüte! Hundert Jahre gepennt – und immer noch ein Temperament wie eine Schlaftablette! Und das nennt sich dann Märchenland!
Dornröschen's Mann meinte inzwischen auch, dass er sich das Wachküssen hätte sparen können. Merkte eh keiner den Unterschied! Dafür vertrieb er sich die Langeweile mit Jorinde und Joringel! Was für Namen! Waren das Kinder von Filmstars? Eulalia konnte sich nie merken, wer von beiden Männchen und wer Weibchen war. Dornröschens Gemahl war das allerdings schnuppe. Der fuhr auf beides ab. Neuerdings munkelte man aber, dass er eine heftige Affäre mit König Drosselbart habe.


Sie seufzte tief und schaute auf die Uhr. Ach was! Rotkäppchen konnte heut den ganzen Tag bei der Oma bleiben. Und auf Haareschneiden hatte sie auch keinen Bock. Sie würde sich jetzt vom Eisernen Heinrich zum Starken Hans fahren lassen. Dort würden sie die neueste CD von den "Bremer Stadtmusikanten" auflegen, am Tischlein deck dich was Leckeres essen -


- und dann den Knüppel aus dem Sack lassen!