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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Samstag, 27. Mai 2017

Afghanistan: Militärfotografin fotografierte Unfall, bei dem sie mit ums Leben kam



(c) US Army


2013 ereignete sich in Afghanistan beim Training mit einem Mörser
ein Unfall, der den Afghanen am Mörser, die Fotografin bei der Arbeit 
und 11 weitere Personen tötete und wiederum 11 Personen verletzte.
Das Foto wurde erst jetzt freigegeben.
Der Afghane versuchte seine Ohren vor den Druckwellen und dem Lärm 
zu schützen, während vor ihm die Waffe explodierte und Steine wie 
Granatsplitter durch die Luft jagte.

Montag, 8. Februar 2016

Wie war's bei FRANKFURT BABEL in den Frankfurter Kammerspielen?


(c) Birgit Hupfeld

Sie stehen da und fordern ... Letzten Freitag in den Frankfurter Kammerspielen, 15 junge Schauspieler zwischen 15 und 25 Jahren, eine Hälfte Flüchtlinge mit meist illegaler Einwanderung, die andere legal eingewandert, vorintegriert durch Zuwanderung im Rahmen von Gastarbeit oder einfach gemischte Gene durch binationale eingebürgerte oder hier lebende Eltern. Phillipinen und Tschechien zum Beispiel ... Sie sind nach Deutschland gekommen, weil es andere wollten, ihre Eltern, Verwandte, die Umstände ... Aus unterschiedlichen Ländern, wie Afghanistan, Irak, Syrien oder den Maghrebstaaten, mit allen Bedrohungen, Ausblühungen und Missständen, wie wir sie aus den Medien kennen. Auf der Bühne werden sie uns in diesem integrativen Projekt noch einmal im Interviewstil vorgestellt.

"Sie werden nicht ablassen von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun." (1. Mose, Kapitel 11, Vers 6) Das klingt fast wie eine Drohung. Die jungen Dickköpfe haben sich vorgenommen, das, was sie wollen, zu verwirklichen. Geht das denn immer so einfach? Kann man Widerstände überrennen wie grüne Grenzen?


(c) Birgit Hupfeld
Sie sind da und wollen leben ... Sie haben sich vorgenommen in diesem Land etwas zu werden. "Wir werden das tun, was wir wollen [...] Wir haben Pläne [...]" Wenn sie vorher die Einwanderungsgesetze befragt hätten, wäre es noch besser gewesen, denn viele von ihnen müssen wieder gehen. Bis das durchgeführt ist, vergehen noch ein paar Jahreszeiten. Nun gut, alle Berechtigten können sich Ausbildungen und Studiengänge holen bei uns, Know-how und Karriere. Wenn es denn die Gesellschaft zulässt. Aber wer gut ist kommt durch in Deutschland.

Sie sind da und wurden angelockt von irgendetwas, irgendjemand. Es waren die Versprechen der skrupellosen Schlepper und Werber, die Milliarden bisher verdienten, wohin sie auch immer flossen, die Faszination von Power, die Power von Money, die Power von Nuklear ... Sicherheit und Stärke. Dabei ist genau dieses Bild zerbröckelt, falls es einer gemerkt haben sollte. Wenn man einfach in ein so starkes Land oder Staatengebilde reinlaufen kann, ohne dass was passiert, ist es nicht weit her mit der Stärke.

Sie wollen wahrgenommen werden und reden mit vielerlei Zungen, dazu eine chaotische Musik - Charivaritöne der Multinationalität. Jugendliche sprechen aufgeregt, persuasiv und engagiert in verschiedenen Sprachen, und kein Mensch versteht dieses Durcheinander. Jeder voller Inbrunst und Elan in seiner Sprache seine Forderungen und Ansichten, und nichts kommt an! Und warum? Der Titel sagt es schon aus und legt es nahe: Es herrscht babylonische Sprachverwirrung.

"Und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen" (1.Mose 11,4). So ging die Sage los, und sie endet mit der Zerstreuung der sprachlichen Einheit in eine sprachliche Vielfalt wegen der Unverfrorenheit, Gott nahe zu sein. Zum Glück ist bald Pfingsten, da kann das Problem für Katholiken wieder leichter gelöst werden. Aber Mohammedaner kennen das ja gar nicht, also haben wir weiterhin Probleme damit ...

Frankfurt-Mainhattan und der Turmbau zu Babel - ein direkter Vergleich mit der Hybris, die von Gott mit dem Verlust der einheitlichen Sprache bestraft wurde? Nein, kaum möglich, denn Singapore und New York und Dubai sind viel höher dran... Frankfurt imposant für Deutschland, aber im internationalen Vergleich doch abgeschlagen. Und dennoch, die Opfer der göttlichen Verdammung, wenn ER des denn war, treffen sich an diesen Orten. Sie sind Anziehungspunkte für Internationalität. Irgendwas stimmt nicht an diesem Bezug. Die Jungen wollen etwas ganz anderes. Sie wollen Einheit finden in einer Sprache, sie haben sich ein Land ausgesucht, wo sie denken, dass am meisten geht. Mit ihnen Millionen von Erwachsenen, die mit ganz anderen Erwartungen als die Jungen einwandern. Einfach nur Ruhe und Sicherheit, regelmäßiges Geld.


(c) Birgit Hupfeld
Wunsch der jungen Schauspieler unter der Leitung von Martina Droste am Jungen Schauspiel Frankfurt ist es, Babylon zu überwinden. Und wir kommen ganz weg von Gott, denn Menschen sind Sklaven und Opfer von Entscheidungen, und zwar weniger der göttlichen als von menschlichen. Entscheidungen werden über unsere Köpfe hinweg getroffen, sie dominieren uns. Genauso wie Erziehung. Sie machen die Unterschiede aus. Wir geraten in verschiedene Rollen und Denkweisen, ohne dass wir es immer wollten. Wir geraten mitten in einen Krieg, auch wenn wir es nicht wollen, man verhaftet unsere Nachbarn, die vorbildlich gelebt haben, man lässt Schurken laufen und hat Mitleid mit Verbrechern. Muslime bei uns lehnen nach wie vor Christen ab, und Christen haben die Nase voll von mohammedanischer Überzeugungsarbeit. All das entscheiden andere. Aber wir haben die Kraft, es zu ändern!

"Wenn du es begriffen hast, dann ist es nicht Gott."

Deutlich die Botschaft des Projektes, bei dem manche Schauspieler nur Buchstaben als Namen haben, weil das Jugendamt ihre Anonymität schützen möchte, und andere durch Rückkehr oder Umzug ausschieden, nie zum Auftritt kamen. Ihre Meinungen von Deutschland und den Politikern wird im Interviewstil ebenso festgehalten wie die Beschreibung der Verhältnisse zu Hause im Kriegs- oder unsicheren Gebiet. Ob die Politiker wirklich zu wenig tun? Sich nicht kümmern? Wahrscheinlich alles viel zu spät, das Sicherheitskonzept Europa zeigt Titanicausmaße. Ist eine Geldzahlung an die Türkei verwerflich? Kann denn den Flüchtlingen nicht besser direkt an der Grenze geholfen werden? Schafft die Türkei es, so viele Millionen von Flüchtlingen zu versorgen und Krieg gegen die IS und Kurden zu führen? (Wobei die beiden Letztgenannten politisch extrem verschieden sind und völlig anders betrachtet werden müssen.) Viele Fragen werden wach, und die Gewissheit, dass die jungen Eingewanderten nicht mehr oder weniger wollen als manch andere hier Lebende ... Wir könnten eine Sprache sprechen ... Fragt sich nur, welche?

Dienstag, 3. März 2015

Wie war's bei Ben Beckers Lyrikperformance in Mannheim?



(c) Arne Meister
Lyriklesungen können auch ganz anders sein. Nicht langweilig, einschläfernd, Blick auf die Uhr. Das hat uns Ben Becker am Sonntag, den 01.03.2015, in Mannheim gezeigt. Natascha Huber, die den Literarischen Verein der Pfalz in der Sektion Ludwigshafen a.Rh. betreut, war auf meiner Familie-Becker-Runde mit dabei. Meret Becker war ja am Donnerstag davor zu sehen. Bruder Bens Performance "Der ewige Brunnen" ist jetzt schon gut 70-mal über die Bühne und noch immer lebendig und ein Saalfüller. Wer mit Gedichtelesungen und einem schon recht weit bekannten Programm heute noch über 400 Leute mobilisieren kann, weiß, wie man es anstellen muss. Und schuld ist eigentlich nur der 25. Dezember, an dem die Beckers mit Ziehvater Otto Sanders sich an diesem 2005 überarbeiteten Gedichtesammelband "Der ewige Brunnen" ergötzten, labten und sich amüsierten, wie andere an den Klassikern "Deutsche Lyrik aus zwei Jahrtausenden", Gustav Schwabs "Sagen des klassischen Altertums" etc.pp.  Mit Sicherheit auch mal etwas für die Bühne, wenn so viele wichtige Schauspieler wie in der Familie Becker zusammenkommen, Weihnachten mit Gedichtevorlesen zu feiern. Schuld hat aber auch sein Leben als Schauspieler, das an die 60 Filme kennt, wo allein "Schlafes Bruder" oder seine starke Präsenz in Serienkrimis, wie auch seine mehrfache Auszeichnung, ihm große Publicity bringen.

Zum meteorologischen Frühlingsanfang kam Ben Becker also mit zwei Musikern wieder einmal ins ehemalige Lichtspielhaus Capitol. Mit finsteren Mächten und Goethes Erlkönig begann der Sonntagabend, der uns sehr theatralisch, lebendig und plastisch in die Gedichte hineintrug, sie mit jeder Faser erlebbar machte und ihnen viel mehr abgewann, als ein bloßer "Vorleser" es je vermag. Weiter mit Hebbels "Der Heidknabe", der aus dem Albtraum erwacht, tatsächlich Geld zum vom Bösen umlagerten Heideort bringen soll, es ist wie ein Todesurteil. Der für vier Groschen angeheuerte Hirtenknecht ist dann der, der ihn nicht am Heideort beschützt, sondern des Geldes wegen ermordet. Mit einer Bassstimme, die leicht mitkann mit den aktuellen Bassverstärkern, und einer genialen Mimik werden wir auch hier Zeuge von mysteriösen Tötungen. Das schleift sich geradezu ein, denn im dritten Gedicht von Theodor Fontane "Das Trauerspiel von Afghanistan" erhöht sich die Zahl der Opfer um 12.999. Das Drama eines geschlagenen Heeres, mit Frauen und Kindern in der Nacht in alle Richtungen zerschlagen und zerstreut:

Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
Laut, wie nur die Liebe rufen mag,
Sie bliesen - es kam die zweite Nacht,
Umsonst, daß ihr ruft, umsonst, daß ihr wacht.

Einer kam schließlich noch heim aus Afghanistan. Dieses 1857 in London geschriebene Gedicht, wo Fontane Auslandskorrespondent war, beschreibt den katastrophalen Ausgang des ersten der drei anglo-afghanischen Kriege zwischen 1839 und 1842. In diesem Konflikt versuchten Briten und Russen die koloniale Vorherrschaft in Zentralasien zu erringen.

Ein direkter Bezug zur Jetztzeit, unsere Beteiligung an einer Fortführung dieses Krieges mit anderen Vorzeichen, der wieder einmal und nun seit über 40 Jahren dieses arme, aber traditionsreiche Land beutelt, der die Russen in ein finanzielles Desaster trieb und die Amerikaner samt allen beteiligten Nationen über alle Gebühr Jahr um Jahr festhält. Kein Wunder, dass der Sinn dieses Einsatzes immer wieder neu hinterfragt wird, so auch von Ben Becker, der zu diesem Trauerspiel einen weißen Pelz wie Schnee über sich wirft und in einem sonoren Sprechgesang "Sag mir, wo die Blumen sind" den trauernden Feldherrn mimt.

Im Kontrast zu diesem traurigen Thema dann ein Ausflug in Klatsch und Tratsch mit Hintergrund, womit der Künstler die ganze Ernsthaftigkeit wieder aufhob und Platz für Ulk und Witz ließ. Ob nun der Frisör von Ursula von der Ley(Leid)en, die mit anderen immer durch salbungsvolle Worte für die Fortführung der Mission in Afghanistan wirbt, und sein Draht zum Networkmarketing, das es schafft, ein Billigparfüm mit seinem Namen für viel Geld zahlreich unter die Leute zu bringen, oder der Schalterbeamte am Flughafen, der Becker wohl verklagen wird, wegen ... einer Sonnenbrille und einer Beleidigung. Wir erfahren bei der Gelegenheit auch, dass der Abend mal brutto ca. 15.500 € bringt, die zwischen Raummiete, Technik, Personal, Becker und seinen Musikern aufgeteilt werden müssen. Das sind vielleicht zwei Tage Parfümverkauf, der Monat hat allerdings 30 Tage ... und Performances sind nicht jeden Abend. Ursula v.d.L.'s Frisör Udo Walz bleibt im Vorteil.


Credits to www.faceland.com
Und weiter geht es mit einem fulminanten "Der Zauberlehrling" von Goethe, der uns so lebendig wird, als ob der Hexenmeister direkt auf uns spränge. Becker zieht den Hexenhut aus Schloss Hogwart auf und schon ist er mittendrin im Gedicht, breitet eine Zauberstube aus wie ein vom Schauspiel gebautes Pop-up. Herrliche Fühlbarkeit und Nahrung für die Fantasie. So weiter über Heines "Ritter Olaf", der beim König in Ungnade fiel, weil er Beischlaf mit dessen Tochter hatte, o h n e  verheiratet zu sein. Das Beil wartet, und Olaf darf vor der Hinrichtung noch Hochzeit mit der Geliebten (an der Tafel) feiern. Um Mitternacht ist es um ihn geschehen. Auch in Heines "Belsazar" der Tod des Gotteslästerers König von Babylon, dessen Hohn ihm die alttestamentarische Flammenbotschaft an der Wand einbringt, die den Untergang Babylons voraussagt, und ihm den nächtlichen Tod durch seine Knechte, die Gottes Zorn fürchten. Den Übergang zu Schillers "Der Handschuh" (kein Todesopfer, aber ein Frauenverächter) übt Becker mit seinen Leuten und dem Publikum zur Belustigung ein paar Mal ganz engagiert, bis es sitzt.

Wir betreten sodann die Welt der harten Männer. Emanuel Geibels "Die Goldgräber" beschreibt  den Gold Rush nach 1848, bei dem sich viele gegenseitig umlegten, um das Körnchen vom anderen auch noch zu bekommen. Die Hinterhältigkeit, Fiesheit und Habgier dieser Goldgräber spüren wir intensiv zwischen den Fingerspitzen bei der Rezitation der Zeilen des Lübeckers, der im 19. Jahrhundert Rang und Namen gewann.
Ein weiterer Knüller, der jedoch nicht nur für Beckers, auch für die Zuschauer sicher einen Seltenheitswert hat, ist die Ballade "Nis Randers", die von vielen bearbeitet, hier stammt sie von Otto Ernst (Schmidt), dargeboten wird. Ein vermisster Sohn, ein gestrandetes Schiff, ein Mann "todesmatt" im Mast und ein Nis, der tapfer hinüberrudert und seinen Bruder findet. Wie der drei Jahre im Mast oder auf dem Schiff überlebte, will ich gar nicht reflektieren, hartes Männerzeug halt. Im Gewitterblitzlicht kehrt das Boot zurück: „Sagt Mutter, ’s ist Uwe!“ Dieser Satz, so modern und küstennah, hat was von düsterem Hans-Albers-Film und Sonntagnachmittagprogramm, obgleich schon lange vorher, 1901, veröffentlicht. Beckers amüsieren sich über diesen Schlusssatz regelmäßig.
Zum Ende noch die berühmt-berüchtigte Ballade "John Maynard" von Theodor Fontane, die viele Schüler im Haupt- und Realschulbereich fesselt und dessen Opfer- und Heldentod sie zumindest in der Pfalz tatsächlich dazu bringt, ein Gedicht auswendig zu lernen. Beeindruckend auch Ben Beckers folgende Liedinterpretation mit broadwaymäßiger Beweglichkeit zum Vorhang.

Gedichte erleben, Lyrik sichtbar werden lassen, das ist die kurzweilige Kunst, die nur einige Schauspieler wirklich gut beherrschen, Ben Becker gehört dazu. Der Abend macht Spaß, ist "lehrreich", obwohl ihm an den germanistischen Interessen nichts liegt, und bleibt außergewöhnlich.

Sonntag, 15. Juni 2014

Kurzvideo: Afghanistan

Afghanistan 

Afghanistan: a country misunderstood, depressed by conflict, fighting for stability. A country, thought of as inhospitable, is in fact home to some of the most hospitable people I have ever met. Yes, there has been war, their country has been torn, but they are a strong people, just like any other, searching for peace among this chaotic world.
I went to Afghanistan in April of 2014 looking to see the real nature of this country. This is what I found.   M.D. KARL

Montag, 25. Februar 2013

Heute in Saarbrücken: Fotoausstellung Afghanistan, Kunst der 50er

Kinderarbeit

Kunst aus der Schule: Ich zeig dir meine Welt - Fotos von afghanischen Schüler(inne)n
Universität des Saarlandes
Campus
66123 Saarbrücken

+49 (0) 681 302-0



Die Fotoausstellung „Ich zeig dir meine Welt“ ist das Ergebnis mehrerer zweitägiger Fotoworkshops mit 85 Schüler(inne)n der Technischen Schule, der Bau- und Kunstgewerbeschule, des Lycée Rahman Baba, des Lycée Khoshal Khan und des Lycée Aisha-e-Durani in Kabul. Initiiert wurden die Workshops und die Ausstellung von der PASCH-Abteilung des Goethe-Instituts Kabul. Die Workshops fanden 2010 unter Anleitung der Lehrerin Rebekka Wagner statt.
Nach einer theoretischen Einführung in die bildnerischen Grundkenntnisse der Fotografie und einer kurzen praktischen Probephase schloss sich eine 4-tägige Foto-Safari in Zweier- bzw. Dreiergruppen zu einem selbstgewählten Unterthema an. Ziel war es in Mini-Fotoserien, Aspekte des Alltags und der persönlichen Lebensumgebung der Jugendlichen über das reduzierte journalistische Bild eines Landes und über die klischeehaften Vorstellungen von Werbung und Mundpropaganda hinaus einzufangen und weiterzugeben.
Neben interessanten Einblicken in ansonsten oft verschlossene Bereiche des privaten Lebens zeigen die Fotos eine kritische – bisweilen distanzierte – Sichtweise der Jugendlichen auf ihre Heimat. Aber auch die landschaftliche Schönheit, das kulturelle Erbe und die religiöse Tradition erhalten einen gebührenden Platz in den Fotoarbeiten. Die Fotos zeugen von dem großen Engagement der Teilnehmer/-innen und überraschen durch eine kreative Wahl der Ausschnitte und Perspektive.


Saarland Kunst der 50er Jahre

 Saarland.Museum - Moderne Galerie
Bismarckstr. 11
66111 Saarbrücken 



+49 (0) 681 9964-234

Das Saarland.Museum präsentiert in der Modernen Galerie saarländische Kunst der 50er Jahre: Otto Steinert begründet die subjektive Fotografie, Künstler wie Max Mertz, August Clüsserath und Boris Kleint beschreiten neue künstlerische Wege, Oskar Holweck schließt sich 1958 der Gruppe ZERO an und Leo Erb beginnt 1952 mit der ersten „Linienzeichnung“. 1957 gründet sich die „neue gruppe saar“, die bereits ein Jahr später die erste Gruppenausstellung im Saarlandmuseum zeigt.
Die Ausstellung „Saarland – Kunst der 50er Jahre“ präsentiert diesen spannenden Neuanfang der saarländischen Kunstszene mit rund 80 Werken.


Jazz- und Latin-Session 

City Hotel
Richard-Wagner-Str. 67
66111 Saarbrücken 

Die Jazz & Latin Session gibt es, so wie sie jetzt ist, seit 2011. Die saarländische Jazz-Größe Fritz Maldener gründete die Session im Herbst 2011, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen bald nicht mehr spielen. Trotzdem blieb die einzige wöchentliche Jazz-Session in Saarbrücken erhalten. Ein gemischtes Publikum, abwechslungsreiche Musik und kühles Bier sind immer ein Grund im City-Hotel vorbeizuschauen. Wir achten sehr darauf, das der Ansatz immer das gemeinsame Musizieren und ein respektvoller Umgang ist. Alle sind herzlich willkommen, ob zum Spielen oder Lauschen. 20:30 Uhr

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Besprechung: DIE SIRENEN VON BAGDAD von Jasmina Khadra



Jasmina Khadra
Die Sirenen von Bagdad

Yasmina Khadra ist das Pseudonym von Mohammed Moulessehoul. Der 1955 geborene Autor war hoher Offizier in der algerischen Armee. Wegen der strengen Zensurbestimmungen veröffentlichte er seine beliebten Kriminalromane mit Kommissar Llob unter dem Namen einer Frau. Erst nachdem er im Dezember 2000 mit seiner Familie nach Frankreich ins Exil gegangen war, konnte er das Geheimnis um seine Identität lüften. Yasmina Khadra ist eine der wichtigsten Stimmen der arabischen Welt, seine Romane sind in 17 Sprachen übersetzt. In seinem jüngsten Roman, der nun auch auf Deutsch vorliegt, schließt Yasmina Khadra seine Trilogie über die Situation im Nahen und Mittleren Osten und schildert den Irakkrieg aus der Sicht eines arabischen Schriftstellers.

Algerien während des Bürgerkriegs in den neunziger Jahren, Afghanistan unter den Taliban und der Nahe Osten mit dem Palästina-Konflikt sind die hauptsächlichen Schauplätze der bisherigen Romane von Yasmina Khadra. Mit «Die Sirenen von Bagdad» kommt ein weiterer Brennpunkt des internationalen Kriegsgeschehens dazu: der Irak. Der Roman arbeitet mit einem namenlosen Icherzähler, der am Ende des Romans kurz davor steht, ein Attentat in London zu begehen, das die Zerstörungen bisheriger Anschläge bei weitem übertrifft. Der Erzähler, dessen Laufbahn zum Selbstmordattentäter wir während des Buches verfolgen, erweist sich zunächst als sensibler junger Mann, der auf jede Gewaltanwendung mit einem Schock und mit körperlicher Erschütterung reagiert. Islamismus spielt gar keine Rolle.

Aufgewachsen ist dieser Erzähler in Kafr Karam, einem Beduinendorf in der irakischen Wüste. Als Einziger weit und breit besucht er die Schulen, danach schreibt er sich für ein Literaturstudium an der Universität von Bagdad ein. Der Einmarsch der alliierten Truppen im Irak beendet jäh diese Phase seines Lebens, die ihm anfänglich noch neue Horizonte eröffnete. Zurück im Dorf bleibt ihm nichts als ein tristes Leben. Seine Abneigung gegen jegliche Gewalt führt ihn in schwere Krisen, als der Krieg auch diese armselige Wüstenregion erreicht. Und als eine Gruppe von GIs auf der Suche nach Waffen und Terroristen (ohne jegliches Verständnis für die Mentalität dieser Beduinen) das Dorf durchkämmt und dabei den Vater des Erzählers zutiefst demütigt, verlässt dieser das Dorf - nach beduinischer Tradition kann er diese Schande nur mit dem Blut der Feinde reinwaschen ...

dtv, 320 S., 9,90 €

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Dichterhain: DIE WITWE AUS AFGHANISTAN von Shekir Pavo

Die Witwe aus Afghanistan

 
 
 
 
 
Einst das Kind im Sarg
getragen wurde zu Grab´,
die Witwe aus Afghanistan
nach Gnade flehend und laut klagend:

„Gott, verlassen hast du uns,
genommen unsere Liebsten,
wie Rosen, Tulpen pflückst du uns,
fremd ist längst der Frieden.
In meinem Arm, mein totes Kind
lasse, wo immer seine Mörder sind.
Solange wir leben, solange wir wein´,
unsere Schmerzen auch ihre sein.
Doch lasse ihre Kinder am Leben,
mögen ihre Seelen in Frieden ruhn´,
der Fehler liegt nicht in ihrem Tun!
Und erfülle uns einen letzten Wunsch,
die Überlebenden, lasse uns segnen,
und solange blutverschmiert, lasse regnen,
lasse regnen über Wiesen, Hütten und Stein,
bis Straßen und Gärten sind wieder rein,
bis Landschaften und Berge von Blumen verziert,
damit Afghanistan nie seinen Glanz verliert.

Lasse den Schnee tauen, als Trinkwasser für die Bauern
und lasse Land und Vieh überleben, damit
Kinder stark genug, das Holz zu heben
für den Kamin, worin unser Brot gebacken
und wovor unsere Kleider hängen am Haken.
Lasse im Tal die Blumen wachsen,
damit die Bienen uns beschenken
mit der Süße des Honigs.
Lasse an das Licht,
auch wenn nur eine Kerze,
damit die verlorenen Seelen
sich nicht verirren in der Dunkelheit,
und bei Helligkeit
lasse die Winde zu uns wehen,
damit die Tauben schneller
die Nachrichten der Vermissten bringen.
Bringe bitte alle Vögel dieser Welt,
damit sie übersingen unterm Himmelszelt
die Schüsse und Klagen der Opfer.
Denn der einzige Ort, an dem wir
glücklich sind, welch´ rar, und kaum
ist im Schlaf
der kurze Traum
vom Frieden."

(c) Shekir Pavo, 1998

Donnerstag, 4. Oktober 2012

WENN DIE FREIHEIT MIT FÜSSEN GETRETEN WIRD - Mannings auf der Anklagebank von Marco Meissner

Dieser Beitrag kann mit nicht beseitigbaren Störungen behaftet sein.

Bradley Mannings in Uniform
© 2012 ap  Cliff Owen
["Seinen 24. Geburtstag verbrachte er vor dem Untersuchungsrichter: Der mutmaßliche WikiLeaks-Flüsterer Bradley Manning geht einem Leben in Haft entgegen - während vor den Toren die Heldenverehrung beginnt." SPIEGELManning soll geheime Datensätze der US-Regierung gestohlen und an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergeleitet haben, darunter hunderttausende Berichte zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan sowie Depeschen des US-Außenministeriums. Ihm droht bei Verurteilung lebenslange Haft.
Der Prozess gegen ihn soll zwischen dem 4. Februar und 15. März 2013 beginnen.]
Staub wirbelt in die Luft. Die Maschinengewehrsalve schlägt donnernd in den Wüstenboden. Immer wieder sprechen die Soldaten, die das Maschinengewehr bedienen von bewaffneten Männern. Doch die Waffen dieser Männer sind Fotokameras. Aufmerksame und erbarmungslose Zeugen der Wirklichkeit. In Panik stürzen sie in den Dreck. Chancenlos erfasst sie das Schicksal in Form unzähliger Projektile.
Doch nicht die Soldaten sind die Täter.

Vor Gericht steht in diesen Tagen der Mann, der das dazugehörige Video der Öffentlichkeit zukommen ließ. In einer Zelle wartet er auf sein Urteil.
Die Todesstrafe sei ausgeschlossen. Man wolle keinen Märtyrer aus ihm machen. Doch aller Wahrscheinlichkeit wird Bradley Manning ein Leben lang hinter US-amerikanischen Gittern verbringen. Ohne die Chance auf eine vorzeitige Haftendlassung.
Er war es der die geheimen Dokumente Wikileaks zuspielte und dafür soll er jetzt büßen. Als abschreckendes Beispiel in die Geschichte der amerikanischen Gerichtsbarkeit eingehen.

In den Nürnberger Prozessen wurden damals Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt, die nach den unmenschlichen Maßnahmen ihrer Zeit gehandelt hatten und sich somit aller nur denklicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht hatten.
Nie wieder wollte man einfach nur weg sehen. Nie wieder sollte so etwas geschehen.

Doch nun steht jemand vor Gericht, der nicht weggesehen hat. Der uns allen gezeigt hat, was nach Meinung der US-Behörden nicht für unser Auge bestimmt war. Doch die Welt schaut weg. Lässt ihn allein. Zu mächtig ist der Gegner, der mit einer beispiellosen Prangerjustiz all seine Gegner mundtot macht. Landesverrat und Kollaboration mit dem Feind werfen die US-Behörden ihm vor. Und scheinbar merkt niemand, dass der Feind die Weltöffentlichkeit selbst zu sein scheint. Denn es sind eben wir, denen Mannings die Informationen zukommen lies.
Bradley Manning   (c) wikipedia

Man kann zu Julian Assange, Wikileaks, der Einhaltung von Schweigepflichten stehen wie man möchte. Doch wenn das Leben eines Menschen verpfuscht wird, der nicht mit ansehen konnte wie ungestraft Kriegsverbrechen an sämtlichen Fronten begangen wurden, dann ist das eine menschliche Tragödie. Damit treten die USA ein Gut mit Füßen, welches sie höher halten als jedes andere: Die Freiheit. Denn nur wo auch die Gedanken frei sind. Dort wo sich jeder seine Meinung machen kann. Wo niemandem die wichtigsten Details vorenthalten werden. Dort ist der Mensch in der Lage frei zu sein und zu handeln.
 
(c) Marco Meissner, Gladbeck, Dezember 2011

Donnerstag, 9. Februar 2012

1.3.2011 - ein ganz normaler Tag im Vorfrühling


In einem kleinen Dorf in den afghanischen Bergen schicken mehrere Familien ihre Kinder los, um im nahe gelegenen Wäldchen Brennholz zum Heizen der kalten Behausungen zu holen. Was dann geschah.

Insgesamt 9 Kinder machen sich auf den Weg in das Wäldchen und beginnen mit dem Einsammeln abgefallener Äste und allem herumliegenden Holz. Gesammelte Stücke binden sie zu Bündeln, die sie mühsam hinter sich herziehen. Es ist kalt und die frierenden Hände schmerzen immer mehr. Dennoch sammeln sie fleißig weiter, denn sie wissen, wie wichtig es ist, genug Brennholz mit nach Hause zu bringen, damit wenigstens einige Stunden eine angenehme Wärme in den Behausungen zu erzielen, in denen sie mit ihren Familien leben,
Heute scheint es so, als ob sie recht erfolgreich ausreichend Brennholz sammeln könnten. Die Bündel, die sie mit sich schleppen, werden immer größer und zahlreicher. In munteren Gesprächen drücken sie sich gegenseitig ihre Freude aus, bald mit diesmal reichlich Brennholz nach Hause zurückkehren zu können.
Plötzlich erschallt ohrenbetäubender Lärm, als die von den sich jetzt nähernden Kampfjets abgefeuerten Raketen mit den Splittergranaten mitten in der Gruppe der Kinder einschlagen. Alle 9 Kinder sind auf der Stelle tot und ihre Körper liegen zerfetzt am Rand des kleinen Wäldchens. Die Piloten der NATO-Kampfjets melden der Befehlsstelle per Funk die erfolgreiche Vernichtung einer Gruppe von gefährlichen Taliban-Terroristen.
Den Bewohnern des kleinen Dorfes und allen Familien hatte man mit einem Schlag alle Zukunft und Hoffnung auf bessere Zeiten genommen. Sie haben schlagartig begriffen, was „humanitärer Einsatz zur Verbesserung der Lebensumstände und Infastruktur“ bedeutet, zu dem sie einige Zeit vorher die Soldaten des von ihnen damals als befreundet empfundenen Landes „Bundesrepublik Deutschland“ noch freudig und freundlich empfangen hatten. Damals waren sie noch so naiv, auf die verlogenen Phrasen der deutschen Regierung und der sie vertretenden Politclowns hereinzufallen und den Versprechen zu glauben, die ihnen aufgetischt worden waren.
Unter Tränen gedenke ich der getöteten Kinder und empfinde tiefes Mitgefühl für die Trauer und das Leiden der Familien, denen ihre Kinder  und ihre Zukunft genommen wurden.

Donnerstag, 14. Juli 2011

Jugendbuch: Wounded - hochaktuell wegen Deutschlands Präsenz in Afghanistan


Eric Walters
21st century thrill – Wounded
ab 14 Jahren
Stuttgart 2011, 240 Seiten, Klappenbroschur
€/D 12,95, Kosmos Buchverlag

Wounded heißt der neue Roman des Erfolgsautors Eric Walters. Darin wird das politisch umstrittene Thema „Krieg oder Friedenseinsatz in Afghanistan?“ aufgegriffen, denn immer mehr Soldaten sterben oder kehren traumatisiert von den Erlebnissen in Afghanistan zurück. 
Im Krieg bleibt niemand unversehrt, diese Lehre ziehen alle Leser dieses Buches, dieses Jahr bei Kosmos Jugendbuch in der Reihe "21st century thrill" erschienen. Es thematisiert wie einst Vietnam-Romane das Thema Afghanistan, Kriegserfahrungen und Kriegstraumen.
Der Roman erzählt von dem psychischen Nachhall des Krieges, mit dem die Soldaten zu kämpfen haben – ergreifend, einfühlsam und realitätsnah schildert dabei der kanadische Autor die schwierige Auseinandersetzung einer Familie mit dem kriegstraumatisierten Vater.

Der 16-jährige Marcus zählt die Tage bis zur Rückkehr seines Vaters aus Afghanistan, wo dieser als Mitglied der Special Forces für ein halbes Jahr stationiert ist. Für Marcus ist er ein Held und er ist sehr stolz auf ihn. Als der große Tag gekommen ist, feiert die Familie überglücklich, dass der Vater unversehrt zurückgekehrt ist. Denn der Vater von Marcus’ Freundin wurde bei einem Einsatz getötet.
Nach einiger Zeit bemerkt Marcus jedoch, dass sein Vater anders ist und in vielen Situationen seltsam reagiert. Er schläft kaum noch, ist besessen von Nachrichten aus Afghanistan und während er manchmal fast zu überschwänglich erscheint, wirkt er dann auch wieder übermäßig aggressiv und unberechenbar. Marcus weiß, dass posttraumatische Stresssymptome viele Soldaten treffen können, aber doch nicht seinen Vater! Er muss jedoch einsehen, dass genau das der Fall ist. Nur: Wie soll er seinem Vater beibringen, dass er Hilfe braucht? 



Mein Vater sprang vom Stuhl, warf ihn dabei um und landete auf seinen Füßen. Dann stürzte er durchs halbe Zimmer auf mich zu. Ich war geschockt. Sein Gesicht war wie eine Maske der Panik. Er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, sein Gesicht weiß wie ein Laken. Er sah so böse aus, so todernst, dass mein Herz in doppeltem Tempo schlug. „Schleich dich nie wieder so an mich heran!", brüllte er. 

Eric Walters ist preisgekrönter kanadischer Autor, der schon über 60 Jugendbücher veröffentlicht hat. Unter dem Label 21st Centruy Thrill ist von Eric Walters bereits We All Fall Down und Lethal Wave erschienen.

Montag, 22. März 2010

Unser Gesundheitssystem: zu teuer, zu ineffizient, verschwenderisch, undurchsichtig

Im Märzheft von Cicero, dem Magazin für politische Kultur, das unlängst einen neuen Chefredakteur bekam, wird neben vielen interessanten Themen das Thema "Gesundes System?" herausgestellt. Neben einer Debatte zwischen zwei Gesundheitsexperten der CDU und der SPD findet der Leser einen fundierten Hintergrundbericht zur (heute mehr quantitativen statt qualitativen) Therapie in D und eine aussagekräftige Übersicht, die der Frage nachgeht, wie viel ein Armbruch quer durch die internationalen Gesundheitssysteme kostet. Einige der Länder stelle ich unten dar. 

+++
Die einfache Versorgung ist für heilkundige Kräfte sicher nirgends ein Problem, beim Operieren, etwa gefährlicher Splitterbrüche oder dergleichen, sieht das schon anders aus. Hier entscheiden die Ausstattung mit Technik, Räumen und hygienische Ansprüche.
Natürlich schaffen auch die einfachen Länder es, den Verletzten zu transportieren und eventuell im Krankenhaus zu behandeln, den Patienten zu heilen - klar mit gewissen Abstrichen, man denke nur an Indien. Oder der Patient schleppt sich zum Krankenhaus. 
Auffällig aber ist, dass auch in den westlichen Industrienationen starke Unterschiede in den Kosten vorherrschen. Leider vermisst man dabei im Magazin den homogenen Vergleich. Ich habe in diesen Fällen ergänzt oder ins Internet verwiesen.
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Wie immer im Land der Superlative: So kostet der Unfall einen männlichen Patienten in den USA etwa 17.000 $, eine Frau etwa 13.000 $, wobei die Patienten nicht pflichtversichert sein müssen. 50 Millionen Amerikaner haben gar keine Krankenversicherung und etliche Arbeitslose haben mit ihrem Job auch die Versicherung verloren. Patienten bekommen also eine Rechnung und haften dafür, wenn sie nicht bezahlen. Dafür ist der Transport mit der Ambulanz kostenlos. Die Versicherten zahlen an ihre Versicherungen sehr hohe Beiträge, sie sind so hoch, dass Arbeitslose sich eine Familienversicherung nicht mehr leisten können. Seit 21.3. hat sich etwas geändert in den USA. Nach 100 Jahren Anlauf wurde ein Pflichtversicherungssystem eingeführt, das allerdings erst ab 2014 obligatorisch sein wird!

Japan hat wie wir ein beitragsfinanziertes, für die Versicherten aber ein sehr viel preiswerteres System als unseres. Arbeitnehmer und Arbeitslose zahlen einen geringen Beitrag von 3,3 % des Einkommens ein und müssen zusätzlich 30 % der Arzt- und Behandlungskosten aufbringen. Die Ambulanz ist kostenlos. Der einfache Armbruch kostet Versicherte in der Arztpraxis 30 bis 40 €, Unversicherte 150 bis 200 €. Krankenhaus oder Uniklinik kostet einen Selbstanteil von 80 bis 120 €, Unversicherte zahlen 250 bis 300 €.

(siehe auch hier)

In Deutschland haben wir die Pflichtversicherung (gesetzlich oder privat), die sehr viel Geld zusammensammelt (ca. 250 + 250 € vom Arbeitgeber)  und per se sehr leistungsfähig sein könnte. Allein, es bedienen sich zu viele im Übermaß. Aufgeplusterte Kassenverwaltungen, sehr teure Leistungs- und Hilfsmittelabrechnungen, teure und sehr teure Ärzte, hohe Krankenhauskosten  - ein Blick auf die Berliner Charité als das größte Krankenhaus Deutschlands zeigt, welche Ausmaße ein Krankenhaus annehmen kann. Und der Armbruch? Mit Ambulanz und Operation zwischen 4.000 und 8.000 €.

In Frankreich existiert ein vergleichbares System wie in D. Eine Kombination aus Krankenversicherung, bei der die meisten Franzosen sind, plus private Zusatzversicherungen. Wer weder alt noch behindert ist muss sich bei einem Armbruch zu Hause selbst ins Krankenhaus aufmachen. Im Unglücksfall kommt die Ambulanz selbstverständlich. Je nach Versorgung (in F Schraubung statt Gips) kostet die Erstbehandlung an die 2.000 €, die Nachbehandlung 1.000 € und die Selbstbeteiligung an die 150-200 €.

Nicht-EU-Sonderfall: Die Schweiz kennt ein sehr preiswertes und effizientes System. Jeder Schweizer hat eine Grundversicherung für etwa 150 bis 180 € pro Monat, der Rest wird privat (bei höheren Ansprüchen) oder von Steuergeldern bezahlt. So kostet der einfache Armbruch dort ambulant nur 250 € und der komplizierte stationär rund 500 €. Der Krankenhausaufenthalt wird zur Hälfte von der Versicherung, die andere Hälfte vom Staat bezahlt. Beide sind nicht über Gebühr belastet. Zusatzversicherungen und Eigenleistungen bis 500 € im Jahr kommen dazu.

In Spanien existiert ein preiswertes steuerfinanziertes System, das den Versicherten pro Monat nur etwa 50 € Beitrag kostet. Kleine Arztbesuche sind gratis, alles andere kostenpflichtig. Zusatzversicherungen decken Sonderkosten ab. Operationen sind mit sehr langen Wartezeiten verbunden. Der Transport in der Ambulanz wird von der Privatversicherung angeordnet. Über Transport der Gesetzlichen liegen keine Angaben vor. Behandelt wird in staatlichen Gesundheitszentren oder für privat Zusatzversicherte in Privatkliniken. Dort kostet der einfache Armbruch 250 €, der komplizierte mit stationärem Aufenthalt und  Operation zwischen 6.500 und 10.000 €.

In den Niederlanden gibt es seit 2006 ein Grundsicherungssystem. Einheitliche Grundversicherung für alle für etwa 100 € im Monat, der Rest ist Privatversicherungssache, vor allem Zahnarzt und Physiotherapie. 

In Turkmenistan ist alles staatlich, mit mittlerweile modernen Einrichtungen. Der Ambulanz zahlt der Patient einen Dankbarkeitsbetrag von 5 $, im Krankenhaus sind für Behandlung inkl. Gips 50 $ fällig, bei stationärem Aufenthalt 5 $ pro Tag. Der Durchschnittsverdienst 100 $.

In Kenia gelangt man mit eigener Anstrengung ins Krankenhaus bzw. in die Krankenstation. Verbandsmaterial und wenn vorhanden Betäubungsmittel muss der Patient mitbringen. Er zahlt in den Krankenstationen des Staates 30 €, im Krankenhaus 2000 € im Voraus. Wer gut Geld verdient, hat eine priv. Versicherung für 250 € im Monat. Der Durchschnittsverdienst 80 bis 100 €, Mindestlohn 50 € im Monat.

In Ägypten fahren die Patienten aus Zeitgründen selbst oder mit dem Taxi ins private Krankenhaus. Staatliche Krankenhäuser haben einen schlechten Ruf, der Armbruch kostet dort allerdings nur 8 €. Beim Arzt zahlen sie 16 €, ein Klinikbett kostet sie 42 €/Tag ( = Monatsgehalt einer Verkäuferin, Kellner 80 €, Lehrer 50 €, mittlerer Beamter 200 €), Operationen sind fast unbezahlbar. Der Durchschnittsverdienst liegt bei etwa 240 €.

In Afghanistan können praktisch nur die Städter auf eine kostenlose, aber schlecht ausgestattete Krankenversorgung zurückgreifen. Die Medikamente muss jeder selbst zahlen. In Kabul gibt es wohl eine kostenlose Ambulanz, sonst ist der Patient auf sich und seine Familie angewiesen, es gibt viel zu wenig Ambulanzen. In den Dörfern, auf dem Land überhaupt nicht. Auf dem Esel, zu Fuß, mit dem Pkw/Lkw geht's zum islamischen Heilkundigen. Wer zu der reichen Schicht gehört, leistet sich eine Behandlung in Pakistan oder Indien. Der Durchschnittsverdienst liegt bei etwa 230 €, Tagelöhner und Arbeiter erhalten zwischen 30 und 60 € im Monat.

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Samstag, 4. Oktober 2008

Buch: Khaled Hosseini - Drachenläufer


Leider erst jetzt entdeckt, aber um nichts zu spät, sondern ein zeitloses Dokument der afghanischen Geschichte der letzten 40 Jahre:

Drachenläufer/Kite Runner ist ein Roman des afghanisch-amerikanischen Schriftstellers Khaled Hosseini. Er erschien bereits 2003 und wurde 2007 von Marc Forster verfilmt. Seine Geschichte über eine Kindheit in Afghanistan wurde über acht Millionen Mal in über 34 Ländern verkauft.

Amir und Hassan, der Herr und sein Diener, zwei Jungen aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, eine Paschtune und ein Hazarah (ethnische Minderheit), wachsen gemeinsam in Kabul der 60er- und 70er-Jahre auf. Sie haben die gleiche Amme, spielen zusammen, bis eines Tages die Diktatur und Gewalt über sie hereinbricht. In der Handlung metaphorisch durch Assef, den Bewunderer des Faschismus, in der Wirklichkeit des Plots und real in der Geschichte des Landes durch die Sowjets. Die beiden Jungen genießen das Leben im bürgerlichen Vorkriegs-Kabul und gewinnen zusammen einen jährlich mit Papierdrachen ausgetragenen Wettkampf, der symbolisch für die Anerkennung von Amir durch seinen Vater steht und die grenzenlose Loyalität des Dienerfreundes. Gerade die Geschehnisse im Gefolge des Wettkampfes verändern beider Leben. Amir ist nicht in der Lage, die Loyalität Hassans zu erwidern.

Die Geschichte verläuft parallel zur Besetzung Afghanistans durch die Russen und später die Taliban. Amir flieht mit seinem Vater nach Kalifornien und kommt erst später wieder nach Afghanistan. Hassan ist bereits tot, wurde ermordet, sein Sohn wird jedoch von Amir mit in die USA genommen. Zwischen ihnen herrscht eine ähnliche Beziehung wie zwischen Amir und seinem Vater und mit Hassan.

Ein Roman, der sich leicht und gut liest, einen nicht mit Langeweile quält, einem das alte und neue Afghanistan nahebringt. Sehr zu empfehlen.