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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Mittwoch, 8. November 2017

Wie war's bei Arun Gosh im Heidelberger Karlstorbahnhof (Enjoy Jazz 2017)?

(c) Stefan Vieregg
 
Arun Ghosh - mit einer britisch-asiatischen und mittlerweile internationalen Herkunft und Verwachsenheit - war am 3.11.2017 im Karlstorbahnhof in Heidelberg bei Enjoy Jazz 2017 zu Gast. Der quirlige Musiker, der seinen Tanz braucht wie andere das Glas Wasser, überraschte mit seinem ebenfalls vividen Quintett (ja, nur fünf Musiker, viele hatten seine Indo-Jazz-Sextett-Tradition seit 2007 erwartet) und einer sehr abwechslungsreichen Musik, die wilde Stürme im Indi(e)schen Ozean genauso assoziiert wie Galoppreiten mit Elefanten oder heiße Sessions im Underground von Englands Szene, dabei Arun wild hinter den Elefantenohren balancierend und seine Klarinette und die Elefanten zu Höchstleistung antreibend. Mal kommt der westliche Ernst der Klassik mit hinein, dann Sitar- und Tablasounds zu militärischen Märschen, Arun Gosh teilweise wie ein elektrifizierte Marionette dem Rhythmus hingegeben, dann wieder stark die Führung übernehmend mit seiner Klarinette.

Diese Weltmusik-Vielfalt konnte wie er selbst nicht ohne Stolz auf sein Queen's Land nur in England entstehen, das in seiner kolonialen Great Britain- und Commonwealth-Tradition unglaublich viele verschiedene ethnische Gruppierungen unter der Krone leben lässt. Aus diesem Grund war wohl der letzte Ansturm der Völkerwanderer aus der afrikanischen und asiatischen Welt den Engländern auch einfach zu viel, sie schlossen so schnell es ging die Pforten am Ärmelkanal. Die bestehende internationale Szene in vielen Musikgenres ist schon immer schrill bunt, multinational und sehr kreativ. Wie viele Impulse hat englische Musik auf dem Festland gesetzt und Bewegungen ganz unterschiedlicher Art entstehen lassen.

Arun Goshs teilweise berauschende und immer fesselnde Musik zählt zu den seltenen Gewächsen, die sich deutlich von anderen unterscheiden, auch wenn die Kompositionen ihren Ursprung suchen. Wer sind wir und wo kommen wir eigentlich her? Was ist stärker, wo streben wir hin? "...Empfangen in Kalkutta, geboren in Bolton, aufgewachsen und jetzt in London lebend ...", so beschreibt er sich selbst.

(c) Stefan Vieregg
Die Dominanz der Klarinette hat ewas Völkerverbindendes, Beruhigendes und gleichzeit Erzählendes. Als ob sie von allen Ursprüngen und Erlebnissen berichten wollte, mit der Melancholie einer Dichterin und der sensiblen Beobachtungsgabe einer Journalistin. Und das ist für mich auch das Fesselnde an dieser Musik, die verzweigten Wurzeln und Impressionen aus allen Regionen der Erde verbinden sich zu einem Miteinander, in dem trotz allem unglaubliche Unterschiede bestehen und alle paar Akkorde neue Assoziationen aufleben, sofern man sie entstehen lassen kann. Völlig unterschiedliche kulturelle Gepflogenheiten fügen sich zusammen zu einem Neuen, kreieren einen reicheren Hintergrund und lassen ein komplexeres Leben entstehen oder verschieben sich in einer Art Verfremdung zu einem Anderen. Und so lässt elektronische Apparatur Asien aufleben, ohne dass es instrumental klassisch vertreten wäre, oder Punk wird mit Tänzen aus Indien verbunden und kombiniert die Schräglage der modernen Undergrounds mit klarinetten-jubilierender Musik, die wie auf einem kippenden Koloss verwegen tanzt.

2014 war Arun Gosh Jazz-Instrumentalist des Jahres. Wir glauben, dass weitere Auszeichnungen folgen werden, und sind gespannt auf alle neuen Alben und Aktionen. 2014 war auch das Jahr der Begegnung mit dem Reich der Mitte und seiner Punk-Indie-Kultur in Peking. Die hochentwickelte Kultur der Chinesen und ihre Verschmelzungen mit der Internationalität wäre auch einmal einen langen Abend auf der Jazzmusikbühne wert. 

Die Aufnahmen bei Soundclock geben einen ausführlichen Einblick in seine Musik.

SOUNDCLOCK

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