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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Montag, 17. November 2014

Wie war's bei AFRO-DITES? Theater und Kunst aus dem Senegal



Die Jant-Bi-Company war bereits 2010 und 2012 im Theater im Pfalzbau zu Besuch. Gegründet wurde sie von Germaine Acogny, auch bekannt als die »Mutter des afrikanischen Tanzes«. Die 1944 in Benin im Senegal geborene Tänzerin, Choreographin und Pädagogin verbindet in ihrem einzigartigen Stil zeitgenössischen mit traditionellem afrikanischem Tanz. Sie arbeitete in Europa u.a. mit Maurice Bejart und leitete die Tanzschule »Mudra Afrique«. 1998 eröffnete sie zusammen mit ihrem deutschen Ehemann und Manager Helmut Vogt im Senegal ihre Schule »Ecole des Sables«, einen Produktions- und Ausbildungsort für afrikanischen und zeitgenössischen Tanz. Die Choreografie stammt von Germaine und ihrem Sohn Patrick Acogny, einem promovierten Tanzwissenschaftler. Tänzerinnen sind Ndeye Touty Daffé, Fatou Diallo, Codou Gueye, Ndeye Thiony Seck, Rokhaya Thioune, Maguette Ndione,

Mariama Ndione, Fatou Samb, Ramatoulaye Sarr.

In dem Stück "Afro–Dites", zu sehen am 13.11.2014 im Pfalzbau Ludwigshafen a. Rhein, wird in zwölf kurzen Szenen dem Leben der Frauen im Senegal ein Spiegel vorgehalten. Im Wesentlichen ist es der Widerspruch zwischen den Traditionen und dem westlichen Einfluss. Ganz stark und dominant in Szene 1, in der die Aphroditen/Tänzerinnen ihre Tasche mit westlichen Utensilien vollpacken, um dann mit einem Pump, die andere Hälfte bleibt ursprünglich :-), Sonnenbrille und Langhaarperücken dem westlichen Frauenideal zu frönen.





Das westliche Vorbild kommt gleich noch einmal zur Sprache, indem Kleidung und Lebensstil des Westens die Schickeria Afrikas prägen. Ausdruck findet dies tänzerisch in African Jazz und wildem Jazztanz im Kontrast zur traditionellen Welt der Gewänder und Kopftücher, oft auch vom Islam geprägt.
Das Leben vieler Frauen in Afrika wird von Prostitution bestimmt, weswegen auch bekanntermaßen das Aids-Virus rasend schnell durch Fernfahrer auf dem Kontinent verbreitet wurde.
Auch bei Putzfrauen und Dienstmädchen gehört das Mehr für den Hausherrn dazu. Seine Geliebten haben eine besondere Stellung, müssen dennoch für ihn arbeiten. Auf der Bühne der Kontrast zwischen laut schnatternden Haushaltshilfen und einer Exponierten.
Da die Polygamie vielerorts erlaubt ist, sind nicht nur viele Kinder im Spiel, sondern entspannen sich nicht selten Streitigkeiten zwischen den Ehefrauen, die alle zur Hochzeit das Saral-Tuch tragen, das ihnen im Streit durchaus auch eifersüchtig aberkannt werden kann.
Die Männer fordern Tribut von den Frauen, die wie überall lockend und reizend wirken sollen. Ein wilder Tanz der Geschlechter zeigt die körperliche Arbeit, die bei manchen Schlafzimmerbesuchen vor allem den Frauen entsteht. Typisch für Männer das Wasserlassen danach, hier mal nicht die Zigarette, wenn sie sich in die Nacht davon machen.
Ein besonders gesundheitsschädliche Mode ist das Bleichen der Gesichts-, aber auch Körperhaut der Frauen, um attraktiver zu sein. Mit chemischen Mitteln fügen sich die Frauen Schmerzen zu, zerstören die schützende Pigmentierung, erkranken häufiger an Hautkrebs. So wie im Westen Botox- oder andere Schönheitspartys gefeiert werden, veranstalten die afrikanischen Frauen Bleichorgien. Der bedrohliche Charakter dieser sog. Khessel-Praxis  findet im Tanz Ausdruck. Das eingangs gesprochene "Regardez-moi, je suis noir et naturelle!" ignorieren viele.
Vergewaltigungen sind innerhalb und außerhalb von Familien an der Tagesordnung und anderseits das Ritual der Heilung, Austreibung des Bösen wieder Frauensache. Wie paradox. Dies wird mit Acognys Tanztechnik ausgedrückt.
Nicht wenige Frauen sind vom Verschwinden ihrer Männer, Väter, Brüder und Verwandten betroffen, die nach Europa gelangen wollen und als die berühmten Boatpeople sterben. Hunderte, Tausende ertrinken und können nicht die erlösende Nachricht übermitteln, angekommen zu sein. Die Frauen warten und hoffen.
Aber sengalesische Frauen können und dürfen auch nein sagen, und zwar beim traditionellen von Frauen organisierten Sabar-Tanz. Wer dort Körbe verteilt, bleibt ungestraft.

Ein schwungvoller, bunter und lebhafter Tanzabend, dessen einzelne Szenen sehr leicht ineinander übergehen und verschwimmen. Manche Szenen könnten dramatischer ausgestaltet werden, um Zäsuren und Höhepunkte zu setzen. Ausdauer und Temperament bei den Tänzerinnen machen sehr viel Spaß.

Moussa, Arnold, Zulu


Im nachfolgenden Gespräch ein engagiertes Plädoyer für künstlerisches Schaffen von den sehr überzeugenden Künstlern Moussa Sené Absa, der auch Regisseur ist (zuletzt SANGOMAAR, Film über die Wahlen im Senegal) Zulu Mbaye (abwesend) und Ulrike Arnold. Ferner am Mikrofon Patrick Acogny, der Choreograf.



Ulrike Arnold ist seit 30 Jahren unterwegs, um ihre Kunst zu gestalten. Sie malt inmitten von Wüsten, Steinen, Gebirgen, um auf diese Weise die spirituelle Botschaft der Erde aufzunehmen und zu verwirklichen. Das Material der Umgebung kann mit einfließen, Sand, Steine, Wasser, auch Meteoritenreste. Spektakuläre Aktionen in Arizona oder der Atacama-Wüste und über 90 Ausstellungen in der ganzen Welt haben sie weltweit bekannt gemacht. Sie ist auch im Senegal zu Hause.

Moussa
Ulrike Arnold
Die ganz große Frage, die sich alle Künstler stellen müssen, egal ob Malerei, Schriftstellerei, Film, Skulpturen, Theater undundund, stellten auch die Anwesenden, Absa zuerst: Für wen machen wir Kunst? Wie oft mühen sich alle ab, tage-, monate-, jahrelang, ein Leben lang, und am Ende der Bemühungen bleibt gerade mal ein Cent übrig.  Für welches  Publikum und wie viel Lebensunterhalt? Die Geschmäcker sind so grundverschieden, dass man oft nur einen Ausschnitt des Publikums erreicht, oder man produziert eben das, was die Leute wollen. Aber der Wunsch sich zu schütteln wie ein Baum im Wind treibe ihn an, lasse ihn immer mehr produzieren ... Und er tut es, wie Acogny auch, für sein Land, den Senegal, für die Schulen, die kulturelle Erziehung, für die Kinder des Landes ... So wird die Frage "Wer will unsere Kunst überhaupt?" sekundär, denn die Kinder sprechen darüber, eifern nach und lernen daraus. Das ist Absa und Acogny Lohn genug.
Zulu






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