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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Sonntag, 24. Februar 2013

Der LeiterwagenXaverl (Romanauszug 1) von Alfred Franz Dworak

Xaverl hat der ganze Trubel um seine Person sehr mitgenommen. Er liegt fast den ganzen Tag nur noch im Bett und liest Bücher. Die Tante bringt ihm öfters Leckereien, wie Schokolade und Zuckergebäck vorbei. Aber wenn sie dann ein paar Stunden später nachsieht, sind die Köstlichkeiten unangetastet. An einem anderen Tag macht sie den Vorschlag, mit der Kutsche nach Mautdorf zu fahren. Der Xaver sollte von Schneidermeister Birgel einen neuen Anzug bekommen, aber der Junge weigert sich strikt, das Bett zu verlassen. Der Pfarrer möchte das nicht länger mit anschauen:
»Xaverl, ich weiß, das Verhalten der Erwachsenen hat dich verletzt. Aber wenn du dich jetzt verkriechst, haben die Leute erreicht, was sie wollten.«
Xaverl kann im Augenblick mit gut gemeinten Ratschlägen überhaupt nichts anfangen:
»Wissen Sie Herr Pfarrer, mein ach so toller Namenspatron, der Franz-Xaver von Navarro hat immer bedingungslos an das Gute im Menschen geglaubt und wurde verraten. Er hat dadurch sein Ziel, China zu bereisen, nie erreicht und ist vor Gram und Enttäuschung gestorben. Vielleicht ist es besser, wenn ich auch sterbe!«
Der Pfarrer schreckt auf, ermahnt den Jungen:
»Xaverl zügle deine Worte. Das ist eine Todsünde! Zieh dich jetzt an. Ich sehe dich in einer halben Stunde in der Kirche zum Beichten.«
Dörflinger schüttelt den Kopf und verlässt Xaverls Zimmer. Mit Drohungen erreicht man bei Xaverl zweimal nichts. Wütend nimmt er das Buch über China und schleudert es mit voller Wucht in die Ecke. Sein Blick wandert zum Tisch, wo ein Messer neben dem Apfel auf dem Teller liegt. Xaverl rafft sich auf, robbt auf dem Bett Richtung Teller, nimmt das Messer in die Hand. Er spielt mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen:
»Wie wäre es, wenn ich es mir in das Herz rammen würde?«
Plötzlich klopft es am Fenster. Erschrocken zuckt er zusammen und lässt das Messer wieder auf den Teller fallen. Maries Kopf ist am Fenster zu sehen. Bei ihrem Anblick verlassen ihn die dunklen Gedanken sofort. Behände robbt er zum Fenster und öffnet den Flügel:
»Der Vater hat mich eingesperrt. Der Schmied, dein Vater und all die anderen Männer im Dorf wollen nicht, dass du die Kinder unterrichtest.«
Xaverl beruhigt sie:
»Ist gut Marie, komm erst mal rein!«
Marie klettert durch das Fenster herein, dabei verrutscht der Rock und gibt den Blick zu ihrer Unterwäsche preis.
»Du hast schöne Beine.«
Marie errötet leicht. Xaverl zieht die hübsche junge Frau an sich, küsst sie vorsichtig. Marie ist aufgeregt, küsst ihn kurz zurück, klettert dann wieder aus dem Fenster und verschwindet. Xaverl merkt, dass sein Glied hart geworden ist. Er hat sich bisher mit dem Thema Sexualität nicht beschäftigt. Marie kommt wieder ans Fenster zurück:
»Bin ich nun schwanger?«
»Marie, ich weiß nicht! Komm morgen noch mal um die gleiche Zeit vorbei, ich mach mich in der Zwischenzeit schlau.«

Xaverl ist dann doch zum Beichten gegangen bzw. mit dem Rollstuhl gefahren. Er dachte sich, vielleicht sei es doch keine so gute Idee gewesen, das mit dem »Nicht-mehr-Leben-wollen«. Schließlich gibt es mit Marie doch eine Person, die ihn dringend braucht.

Nachmittags ist er alleine im Pfarrhof. Der Pfarrer ist mit der Tante und Franz nach Mautdorf gefahren um das neue Messgewand bei Schneidermeister Birgel abholen. Xaverl sollte ursprünglich mit, doch er täuschte Rückenschmerzen vor. Da die Erwachsenen schon froh sind, dass er überhaupt wieder aus seinem Zimmer gekommen ist, lassen sie ihn in Frieden. Daher kann er jetzt in Ruhe seinem Vorhaben nachgehen. Xaverl fährt mit dem Rollstuhl in die Bibliothek, auf direktem Weg zu dem Geheimfach des Pfarrers. Dort, wo die verbotenen Bücher lagern. Xaverl betrachtet die Buchtitel. Bei einem bleibt er hängen. Er zieht ein lateinisches Werk mit dem Titel »Der Mensch – Entstehung und Entwicklung« raus. Interessiert blättert er und liest darin. Es sind auch Zeichnungen der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane zu sehen. Und die Beschreibung des Zeugungsaktes. Xaverl ist kurzzeitig fasziniert, denkt an die Begebenheit mit Marie. Doch dann kommen ihm vergangene Bilder seiner Eltern hoch und es überfällt ihn ein Gefühl der Traurigkeit. Jetzt versteht er das Ganze. Xaverl will so schnell als möglich mit dem Pfarrer reden.

Fortsetzung folgt ...


(c) Alfred Franz Dworak (aus: Der LeiterwagenXaverl)

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